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“Die Sprache (oder das Denken) ist etwas
Einzigartiges”, das erweist sich als ein Aberglaube
(nicht Irrtum!) hervorgerufen selbst durch grammatische
Täuschungen.
Und auf diese Täuschungen, auf die Probleme, fällt nun das Pathos zurück. |
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Die Probleme, die durch ein Missdeuten unserer
Sprachformen entstehen, haben den Charakter der
Tiefe.
Es sind tiefe Beunruhigungen; sie wurzeln so tief in uns, wie die
Formen unserer Sprache und ihre Bedeutung ist so
gross, wie die Wichtigkeit unserer Sprache.
‒ ‒ ‒
Fragen wir uns: Warum empfinden wir einen grammatischen
Witz als tief?
(Und das ist ja die philosophische Tiefe.)
*
Eine ähnliche Gedankenbewegung: Wie kann man die
Zeit schätzen, da das Leben doch fern von einer Uhr
ist? –
Daß uns die Zeit übereinstimmend mit der Uhr einfallen; daß wir
die Zeit schätzen können; ist ein Grund, warum, was die Uhr meint,
die Zeit, so wichtig ist. |
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Worin liegt
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Denk, wie uns das Substantiv “Zeit” ein Medium
vorspiegeln kann; wie es uns in die Irre führen kann,
dass wir einem Phantom
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| Log. phil. Abh. (5.4) “Jeder Satz sagt Die allgemeine Form des Satzes ist: Es verhält sich so und so”. Hier ist so eine Form, die uns verführen kann
Bei Plato: “Wer Etwas meint, meint doch etwas Seiendes.” (Theätetus.) Das ist die Art ˇvon Satz, die man sich unzähligemale wiederholt. Man glaubt, wieder und wieder der Natur nachzufahren, und fährt nur der Form entlang, durch die wir sie betrachten. |
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Der Ausdruck dieser Täuschung aber ist die metaphysische Verwendung
unsrer Wörter.
Denn [m|M]an prädiziert
nun von der Sache, was in der Darstellungsweise
liegt.
Die Möglichkeit des Vergleichs, die uns beeindruckt, nehmen
wir für die Wahrnehmung einer höchst allgemeinen Sachlage.
hat
man |
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Ein Bild hielt uns gefangen.
Und heraus konnten wir nicht, denn es lag in unsrer Sprache, und sie
schien es uns nur unerbittlich zu wiederholen.
Um dem Bann der Ausdrucksformen zu entgehen, müssen wir die Sprache
durch⌊p⌋flügen. |
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| ⌊⌊
Man sagt mir: “Du verstehst doch diesen Ausdruck?
Nun also in der Bedeutung, die Du kennst, gebrauche auch ich
ihn.”
Als wäre die Bedeutung eine Aura die das Wort mitbringt und in jederlei
Verwendung herüber nimmt.
Wenn Einer ˇz.B. sagt, der Satz “Dies ist hier” – wobei er auf einen Gegenstand zeigt – habe für ihn Sinn, so möge er sich fragen, unter welchen besondern Umständen man diesen Satz verwendet. In diesen hat er dann Sinn. ⌋⌋ |
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Wir führen die Wörter von ihrer metaphysischen, wieder auf ihre
alltägliche Verwendung zurück.
(Der Mann, Wer sagt der sagte, man könne
nicht zweimal in de[m|n] gleichen Fluss
steigen, sagte etwas Falsches; man kann ˇMan steigt öfters zweimal in den gleichen
Fluss steigen. ‒ ‒ ‒
Und [e|E]in Gegenstand
hört manchmal auf zu existieren, wenn ich aufhöre ihn zu sehen, und
manchmal nicht. ‒ ‒ ‒
Und [w|W]ir
wissen manchmal, welche Farbe der Andere sieht, wenn er
diesen Gegenstand betrachtet, und manchmal
nicht.)
Und so sieht die Lösung aller philosophischen Schwierigkeiten
aus.
Unsere Antworten müssen, wenn sie richtig sind, gewöhnliche und
triviale sein. –
Denn diese Antworten machen sich gleichsam über die Fragen
lustig.
Nicht aber die Erklärungen, die die Probleme verständlich
machen. |
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⌊⌊ˇ
Ein philosophisches Problem hat die Form: “ich kenne mich
nicht aus.” ⌋⌋ |
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Die Philosophie darf den tatsächlichen Gebrauch der Sprache in keiner
Weise antasten, sie kann ihn am Ende also nur beschreiben.
Denn sie kann ihn auch nicht begründen. Sie lässt alles wie es ist. Sie lässt auch die Mathematik wie sie ist und keine mathematische Entdeckung kann sie weiter bringen.1 (Ein “ ‘führendes Problem der mathematischen Logik” ’ (Ramsey) ist ein Problem der Mathematik, wie jedes andere.) |
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Ein Gleichnis gehört zu uns[o|e]rem Gebäude; aber wir können
auch aus ihm keine Folgen ziehen; es führt uns nicht über sich selbst
hinaus, sondern muss als Gleichnis stehen
bleiben. –
Wir können keine Fo[rd|lg]erungen daraus
ziehen.
So, wenn wir den Satz mit einem Bild vergleichen (wobei ja, was wir
unter “Bild” verstehen, schon früher in uns festliegen
muss) oder die Anwendung der Sätze, das Operieren
mit Sätzen, mit der Anwendung eines Kalküls,
z.B. des Multiplizierens.
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Die Philosophie stellt eben alles bloss hin, und
erklärt und folgert nichts. –
Da alles offen daliegt, ist auch nichts zu erklären.
Denn, was etwa verborgen ist, interessiert uns nicht.
“Philosophie” könnte man auch das nennen, was
vor allen neuen Entdeckungen & Empfindungen möglich
ist. |
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(Die Anlage zur Philosophie beruht auf der Fähigkeit, von einer Tatsache der Grammatik einen starken und nachhaltigen Eindruck zu empfangen.) Das Lernen der Philosophie ist wirklich ein Rückerinnern. Wir erinnern uns, dass wir die Worte wirklich auf diese Weise gebraucht haben. Wollte man Th Thesen in der Philosophie aufstellen, es könnte nie über sie zur Diskussion kommen, weil Alle mit ihnen einverstanden wären. |
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Eine
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Wir So befreien
wiruns auch vom
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Es ist von der grössten Bedeutung,
dass wir uns ˇz.B. zu
einem Kalkül der Logik immer ein Beispiel denken, worauf er wirklich
anzuwenden ist; und nicht Beispiele geben und
sagen: dies seien nicht die idealen, für die
der Kalkül wirklich gelte, diese hätten wir noch
nicht.
nämlich nicht das reale Beispiel als die
ideale Verwendung anerkennen, da man in ihm
allerlei Verhältnisse sieht, eine Mannigfaltigkeit, die der
Kalkül nicht berührt, (die er gleichsam
übersieht).
Aber es ist der wahre Gegenstand, das Material, des Kalküls und
er davon hergenommen.
Und dies ist kein Fehler, keine Unvollkommenheit des
Kalküls.
Der Fehler lag darin, seine Anwendung in nebelhafter Ferne zu
versprechen. |
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Man könnte sich denken, dass jemand sagt:
“Wenn Einer eine Menge Rutenbündel zählt, – das
eigentliche Bündel können ja nicht die Stäbe sein.
Denn die Stäbe können abbrechen und herausfallen, – und doch
bleibt das Bündel das Bündel.
Die Stäbe: das ist etwas Unreinliches, und ich könnte
dieses Unklare nicht mit meinen reinen, klaren Zahlen 1, 2,
3, … zählen.”
(Aber einmal müsstest Du den
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Nur so nämlich können wir der Ungerechtigkeit, oder Leere unserer
Behauptungen entgehen, indem wir das Vorbild als das, was es ist, als
Vergleichsobjekt – sozusagen als Masstab
– hinstellen; und nicht als das Vorurteil, dem die Wirklichkeit
entsprechend müsse.
(Ich denke an [d|D]ie
Betrachtungsweise Spenglers.)
Hierin nämlich liegt der
Dogmatismus, in den unsreˇman beim
Philosophieˇren so leicht
verf[a|ä]ll[e|t]n
kann). |
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Auch sind unsere
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So eine Reform für bestimmte praktische Zwecke, die Verbesserung unserer Therminologie zur Vermeidung von Missverständnissen im praktischen Gebrauch, ist wohl möglich. Aber das sind nicht die Fälle, mit denen wir es zu tun haben. Die
nicht wenn sie arbeitet .
(Man könnte sagen: wenn sie
leerläuft.) |
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Wir wollen nicht das Regelsystem für die Verwendung unserer Worte in
unerhörter Weise verfeinern oder vervollständigen.
Denn die Klarheit, die wir anstreben, ist allerdings eine vollkommene. Aber das heisst nur, dass die philosophischen Probleme vollkommen verschwinden sollen. |
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Die eigentliche Entdeckung ist die, die mich fähig macht, mit dem
Philosophieren aufzuhören, wann ich will. –
Die die Philosophie zur Ruhe bringt, so dass sie
nicht mehr von Fragen gepeitscht wird, die sie selbst in
Frage stellen. –
Sondern es wird nur an Beispielen eine Methode gezeigt, und die
Reihe dieser Beispiele kann man abbrechen. ‒ ‒ ‒
Es werden Probleme gelöst (Schwierigkeiten beseitigt), nicht
ein Problem. |
1) See facsimile; line connecting this sentence with the following one.
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BOXVIEW: http://www.wittgensteinsource.org/BTE/Ts-238_d