✢ | 1
Wie kann man vom ‘Verstehen’
& ‘Nicht
verstehen’ eines Satzes
reden[?|;] Iist es nicht erst ein Satz, wenn man es
versteht? |
| Hat es Sinn
auf eine Baumgruppe zu zeigen & zu fragen: “Verstehst Du, was diese
Anordnung Baumgruppe
sagt?” Im allgemeinen
nicht; aber könnte man nicht mit der Anordnung von Bäumen
auf einem Grundstück
|
| Fur gewöhnlich werden
wir eine Baumgruppe keinen Satz nennen, in dem besondern Fall
aber wohl; & wenn ich Grund habe anzunehmen, daß der
Pflanzer auch mit dieser Gruppe hier etwas hat sagen wollen, so werde
ich |
| ‘Sätze’
wird man dann die Baumgruppen nennen, die man versteht, aber auch
andere, von denen man annimmt die man nicht
versteht, wenn man annimmt, daß der Pflanzer sie
verstanden habe. |
✢ | “Fängt das Verstehen nicht erst mit dem
Satzˇ an, ˇmit dem ganzen Satz, an? Kann man einen halben Satz
verstehn?” –
Ein halber Satz ist kein ganzer Satz. –
Aber, was die Frage meint, kann man vielleicht so verstehn:
Denken wir uns der Rösselsprung im Schachspiel würde
immer durch zwei Verschiebungen des Rössels
ausgeführt[,| (]eine gerade, eine
schief⌊)⌋[;|.]⌊;⌋
[d|D]dann könnte Einer sagen: “im Schachspiel gibt es keinen halben
Rösselspr[ü|u]nge”, &
meinen: ein halber Rösselsprung verhält sich zu einem
ganzen nicht wie eine halbe Semmel zu einer ganzen. Man
will sagen: es ist dort kein Unterschied des
Grades. |
✢ | Es ist doch seltsam, daß
die Wissenschaft & ˇdie Mathematik die Sätze
gebraucht: aber vom Verstehen dieser Sätze nicht
spricht. |
✢ | Man sieht im Verstehen das
Eigentliche, im Zeichen
2 das Nebensächliche. –
Übrigens, wozu dann das Zeichen überhaupt? – Wenn man meint: ⌊,⌋ nur
um sich [a|A]ndern verständlich zu machen, – so
sieht man wohl das Zeichen als eine Medizin an, die im Andern den
gleichen Zustand hervorrufen soll, wie ich ihn habe. |
✢ | Wenn auf die
Frage “was meinst Du mit dieser
Handbewegung” die Antwort lautet:
“ich meine, Du sollst
hinausgehen”, so hätte diese
Antwort nicht richtiger gelautet: “ich meine, was ich mit dem Satz ‘Du sollst hinausgehn’ meine”. |
✢ |
Wenn
Frege gegen die formale
Auffassung der Arithmetik spricht, so sagt er gleichsam:
diese kleinlichen Erklärungen, die Zeichen betreffend, sind
müßig, wenn wir die Zeichen verstehn. Und
das Verstehen wäre quasi das Sehen eines Bildes, aus dem alle
Regeln folgen, wodurch sie verständlich
werden. Frege scheint aber nicht zu sehen, daß dieses Bild selbst
ˇwieder ein Zeichen
|
✢ ? |
Was wir “Verstehen einer
Sprache” nennen ist oft von der Art des
Verständnisses,
“Verstehen” heißt hier etwas Ähnliches wie “Übersehn”. |
✢ ✢ – | Wenn ich jemandem einen
Befehl gebe, so ist es mir ganz genug, ihm Zeichen zu geben.
Und ich würde, einen Befehl hörend empfangend erhaltend,
3
hätte & er
gibt mir eine Antwort, bin ich zufrieden – das war es
gerade, was ich erwartete – & wende nicht ein:
“das ist ja eine bloße
Antwort”. |
✢ | Wenn man aber sagt:
“wie soll ich wissen, was er meint,
ich sehe ja nur seine Zeichen?”
– so sage ich: “wie soll
er wissen, was er meint; er hat ja auch nur seine
Zeichen”. |
✢ | Gesprochenes kann
man nur durch die Sprache erklären, drum kann man die Sprache
selbst, in diesem Sinn, nicht erklären. |
| Man Die Sprache muß für sich selbst sprechen. |
✢ | Man kann
auch sagen: Die Meinung fällt aus der Sprache
heraus; denn was ein Satz meint wird wieder durch einen Satz
gesagt. | ⌇ |
✢ | “Was hast Du mit diesen Worten
gemeint?” “Hast Du diese Worte
gemeint?”
(oder Die eine erste Frage
ist nicht ⌊k⌋eine nähere Bestimmung der andern
zweiten. Es ist
nicht der Fall: “Bist Du
verliebt, & wen liebst Du?” Auf die erste Frage Es ist
|
✢ ? | Eine der
Bedeutungen des Wortes “verstehen”
(“meinen”) Die Worte “verstehen”,
“meinen” bedeuten in einem Teil ihrer Anwendungen eine
psychische Reaktion beim Hören, Lesen, Aussprechen,
4 etc., des
Satzes. Verstehen ist dann das Phänomen, welches
sich einstellt, wenn ich den Satz einer mir geläufigen Sprache
höre, & nicht, wenn ich den Satz einer ˇmir
fremden Sprache höre. Das Lernen der Sprache bewirkt ihr Verstehn. Aber das gehört zur Geschichte dieser Reaktion. – Das Verstehen des Satzes geschieht mir so wie das Hören des Satzes & begleitet das Hören. |
✢ | Ich kann dann
von einem ‘Erleben’ des Satzes reden. Der Satz, wenn ich ihn
verstehe, bekommt für mich Tiefe. “Ich sage das nicht nur, ich meine auch etwas
damit[.|,]“–: Wenn man überlegt,
was dabei in uns vorgeht, wenn wir Worte meinen
(& nicht bloß sagen), so ist es uns, als wäre
dann etwas mit diesen Worten gekuppelt, während sie sonst
leer liefen. Als ob sie in uns
eingriffen.
¥⋎ S. 12
A |
✢ | Damit ist
zu ˇMit dem Verstehen eines Satzes kann man auch
das vergleichen, was wir Verstehen eines Bildes
nennen. Denken wir uns das Bild eines Stillebens, &
wir seien nicht im Stande es als räumliche Darstellung zu
sehen, sondern sähen nur Flecke & Striche in der
Bildfläche. Wir können dann sagen,
“wir verstehen das Bild
nicht”. Wir sagen dies aber
auch, ⌊(⌋in anderm Sinne,⌊)⌋ wenn wir das Bild zwar
räumlich sehen, in den räumlichen Gebilden aber nicht
uns wohlbekannte Dinge (Bücher, Tiere, Flaschen)
erkennen. Angenommen das Bild sei ein Genrebild & die Menschen darauf etwa ein Zoll lang. Hätte ich
5 von dem enthält, was einen
wirklichen Würfel von einem gemalten unterscheidet.
Den verschiedenen Erlebnissen, wenn ich ein Bild einmal so, einmal so sehe, ist es ˇdas Erlebnis zu vergleichen, wenn ich einen Satz einmal mit Verständnis einmal ohne verstehend, einmal ohne ihn zu verstehen lese mit Verständnis, & ohne Verständnis lese. (Erinnerne wir uns Dich daran, wie es ist, wenn wir man einen Satz mit falscher Betonung lesen liest, ihn daher nicht verstehen, – – & nun ˇendlich daraufkommen, wie er zu lesen ist.) |
✢ |
✢ ? |
Denke an den Unterschied des Verständnisses, wenn in einem
Satz ein Wort einmal zu mit diesem einmal zu
mit jenem Wort ˇzusammen gehörig verstanden
empfunden wird. Und ich hätte auch
sagen können, daß das Wort einmal zu diesem, einmal zu jenem
Wort gehör[en|ig]d aufgefaßt,
verstanden, gesehen, ausgesprochen wird. |
✢ | Wir können dann
‘Satz’
das nennen, was einmal so, einmal anders aufgefaßt wird; aber auch
diese oder jene Auffassung
(selbst). Hier ist eine
Quelle von Verwechslungen. |
✢ ✢ | Wenn
[i|I]ch ˇlese aus der Mitte einer Erzählung
ˇden Satz lese: “nachdem er das gesagt
hatte, verließ er sie wie am vorigen Tage“⌊.⌋,
– [v|V]erstehe ich ihn den
Satz? – Das ist
nicht ganz leicht zu beantworten. Es ist ein deutscher
Satz, & insofern verstehe ich ihn. Ich
wüßte wie man diesen Satz gebrauchen
könnte[;|,] ich könnte einen Zusammenhang
für ihn erfinden⌊.⌋; &
Und
doch verstehe ich ihn nicht in dem Sinne, wie ich ihn verstünde,
wenn ich die Erzählung gelesen hätte.
(Vergleiche: verschieden[a|e]rtige
Sprachspiele.)
Beschreibung ˇeines Sachverhalts,
Erfind[u|e]ng einer Erzählung
6 Verstehen wir, endlich, Gedichte von Christian Morgenstern, oder Lewis Carroll's Gedicht “Jabberwocky”? Es zeigt sich hier klar, daß der Begriff des Verstehens fließt. |
✢ | Es sei mir ein Satz
in einer mir nicht geläufigen Chiffre gegeben &
zugleich der Schlüssel zu ihrer Entzifferung. Dann ist
mir in gewissem Sinn Alles zum Verständnis des Satzes
gegeben. Und doch würde ich auf die Frage, ob ich den
Satz verstehe antworten: “ich muß ihn erst
entziffern”[;|,] &
wenn ich ihn als deutschen Satz entziffert vor mir hätte,
würde ich sagen “jetzt verstehe
ich ihn”.
Wenn man nun die Frage stellt: “in welchem Augenblick der Übertragung ins Deutsche beginnt das Verstehen” –, so erhält man einen Einblick in das Wesen dessen, was wir “verstehen” nennen. |
✢ | Ich sage einen
Satz: “ich sehe dort einen
schwarzen
|
✢ | “Einen Satz verstehen” kann heißen: , “wissen was der Satz besagt”, d.h.
“ ⌊:⌋ die Frage ‘was sagt dieser
Satz’ beantworten
können. Das Verständnis, als das Korrelat einer Erklärung. |
✢ | Es ist eine
häufig erscheinende Auffassung, daß
7 nie mit der Hand
berühren kann. Und das Letzte immer ungesagt bleiben
muß. – ˇMan sagt: ⌊“⌋Das Verständnis ist doch etwas
[a|A]nderes als der Ausdruck des
Verstehens. Das Verständnis kann man nicht
zeigen[.|;] [E|e]s ist etwas Inneres, Seelisches.
–” Oder auch:
“Was immer ich zum Zeichen des
Verständnisses tue, ob ich die Erklärung eines Wortes
wiederhole, oder einen Befehl ausführe zum Zeichen, daß
ich ihn verstanden habe, so müssen diese Handlungen
dochc nicht als Beweise des Verständnisses gedeutet
werden.” Das ist
ähnlich, wie man auch sagt: “ich kann einem Andern nicht meine
Zahnschmerzen zeigen; was & ich kann ihm nicht
beweisen, daß ich Zahnschmerzen
habe.” Aber die
Unmöglichkeit von der
|
∫ | Uns
interessier[t|e]⌊n⌋ die Tatsache, daß
gewiße psychischen Vorgänge einen Satz , die
einen Satz erfahrungsgemäß einen Satz begleiten, nicht.
Wohl aber das Verstehen, die Auffassung, die das
in einer Erklärung des Sinnes, der Bedeutung,
niedergelegt⌊.⌋ ist. |
∫ | Um
dDie
Grammatik des Wortes “meinen” zu
verstehn, muß man sich fragen, was ist das Kriterium
dafür, daß ein
|
✢ | Die Antwort auf die Frage
“wie ist das
gemeint” stellt die Verbindung zwischen
zwei sprachlichen Ausdrücken her. Also
fr[ä|a]gt
auch die Frage nach dieser Verbindung |
✢ | Die Art & Weise des
Gebrauchs der Wörter “Sinn”, “Bedeutung”,
“meinen”, u.a. verleitet uns dazu, zu denken,
daß dieser Sinn, etc., dem Zeichen so
gegenübersteht, wie der Name seinem Träger.
8 Der Vorgang, den wir das Verstehen eines Satzes, einer Beschreibung, nennen ist manchmal ein Übertragen des aus eine[n|m] Symbolismus in einen andern; ein Nachziehen des Bildes[;|,] wir oder ein [k|K]opieren, & oder eine [ü|Ü]bertrag[[en|un]|en]⌊g⌋ es in eine andere Darstellungsart. Die Beschreibung verstehen heißt dann, sich ein Bild des Beschriebenen machen. Und der Vorgang ist mehr oder weniger ähnlich dem: nach einer Beschreibung eine Zeichnung anfertigen. |
✢ |
|
✢ | Wir
reden von dem Verstehen eines Satzes als der Bedingung
dafür, daß wir ihn anwenden können. Wir
sagen: “ich kann einen Befehl
nicht befolgen, wenn ich ihn nicht verstehe”, oder auch: “ich
kann ihn nicht befolgen, ehe ich ihn verstehe”. Muß ich wirklich einen Satz verstehen, um nach ihm handeln zu können? – “Gewiß, sonst wüßtest Du ja nicht, was Du zu tun hast”. – Aber was nützt mich dieses Wissen; vom Wissen zum Tun ist ja wieder ein Sprung. Wenn “einen Satz verstehen” heißt: im “Ich muß ˇaber doch einen Befehl verstehn, um nach ihm handeln zu können” – hier ist das “muß” verdächtig. Wenn das ein logisches Muß ist, so ist der Satz eine grammatische Anmerkung. |
✢ | Man
könnte da fragen: Wie lange vor dem Befolgen
mußt Du den Befehl verstehn? – Aber der
Satz “ich muß den Befehl verstehn,
ehe ich nach ihm
|
✢ | Wenn
“einen Satz
verstehen” heißt: in irgend
einer Weise nach ihm handeln, dann kann das Verständnis
nicht die Bedingung dafür sein, daß wir nach ihm handeln.
– Wohl aber kann die Erfahrung lehren,
daß die ˇbesondere Handlung des Verstehens die
psychologische erfahrungsgemäß die Vorbedingung
zur Befolgung des Befehls ist. ⌊sein.⌋
9
I |
✢ | “Ich kann den Befehl nicht ausführen, weil
ich nicht verstehe, was Du meinst. – Ja, jetzt
verstehe ich Dich.” –
Was ging da vor, als ich auf einmal den Andern verstand?
Da sind viele Möglichkeiten.
Z.B.: der Befehl konnte in einer mir
geläufigen Sprache, aber mit falscher Betonung gegeben worden
sein, & es fiel mir plötzlich die richtige Betonung
ein. Einem Dritten würde ich dann etwa sagen:
“jetzt verstehe ich ihn; er meint
…” & nun würde ich
den Befehl in der richtigen Betonung wiederholen. Und mit
dem Erfassen des wohlbekannten Satzes hätte ich den Befehl
verstanden. Ich meine: ich müßte nun nicht
erst einen abstrakten Sinn erfassen. – Oder:
der Bef ich hätte den Befehl in
diesem Sinn verstanden, er schiene mir aber
ungereimt er wäre also ein richtiger deutscher Satz; er
erschiene mir aber ungereimt. Ich würde in so
einem [f|F]all sagen: “Ich verstehe Dich nicht; denn
das kannst Du doch nicht meinen”. Dann aber wäre mir eine begreiflichere
Deutung eingefallen. Es k[ö|o]nnten mir vor dem Verstehen
mehrere Deutungen, d.h., mehrere
Erklärungen vorschweben, für deren eine ich mich dann
entschied. (
|
| Schreiben wir
den Befehl die Quadrate der Zahlen einer Reihe von
Zahlen zu bilden in Form einer Tabelle so:
10 verstanden, sondern ˇnur das,
was Du aus ihm gemacht hast. (Wir sehen im |
∫ |
(Wir sehen im philosophischen Denken Probleme, an Stellen wo
keine sind. Und die Philosophie soll zeigen, daß
dort kein Problem ist.) |
✢ | Eine Interpretation
ist doch etwas, was in Zeichen gegeben wird. Es ist
diese Interpretation im Gegensatz zu einer andern.
(Die anders lautet.) Wenn man also sagte:
“jeder Satz bedarf noch einer
Interpretation”, so hieße
das: kein Satz kann ohne einen Zusatz verstanden
werden. |
✢ | Es geschieht
natürlich, daß ich ein Zeichen deute,
|
✢ | “Ein Wort verstehen” kann heißen: Wissen, wie es
gebraucht wird; es anwenden können. |
✢ | “Kannst Du diese Kugel
heben?” – “Ja.”
Dann versuche ich's & es gelingt mir
nicht. Da werde ich vielleicht sagen: “ich habe mich geirrt, ich
11 eine Antwort auf jene Frage ansehe,
das wird mir zeigen, in welcher Weise ich das Wort “Können”
gebrauche. |
✢ | Das Wissen, das
Können, die Fähigkeit, wird man einen Zustand
nennen Zustand nennen wollen.
Vergleichen wir Sät⌊z⌋e mit
einander, deren jeder in anderm Sinn einen
Zustand beschreibt: “ich habe seit gestern Zahnschmerzen” “ich habe mich seit gestern nach ihm gesehnt” “ich habe ihn seit gestern erwartet” “ich wußte seit gestern, daß er kommen werde” “ich kann seit gestern Schach spielen. Kann man sagen: “ich wußte seit gestern ununterbrochen, daß er kommen werde”? In welche dieser Sätze kann man mit Sinn das Wort “ununterbrochen” einsetzen? |
✢ | Wenn man das Wissen einen
“Zustand” nennt, dann in dem Sinn, in welchem man vom Zustand eines
Körpers, – eines physikalischen Modells redet.
Also auch im physiologischen Sinn, oder auch in dem einer
Psychologie, die von unbewußten Zuständen eines Seelenmodells
redet. Und das würde freilich auch jeder zugeben; aber
nun muß man sich noch darüber klar sein, daß man sich aus
dem grammatischen Gebiet der “bewußten Zustände” heraus in ein anderes grammatisches Gebiet begeben
hat. Ich kann wohl von unbewußten Zahnschmerzen reden,
wenn der Satz “ich habe unbewußte
Zahnschmerzen” etwa heißen
soll: “ich habe einen
schlechten Zahn, der mir keine Schmerzen verursacht nicht schmerzt”. Aber
der Ausdruck “bewußter
Zustand” (im
|
| “Etwas
wissen”,
12 |
| ⍈ [Zu
S. 4] A Das Verstehen eines
Satzes ist dem Verstehen eines Musikstücks verwandter als man
glauben würde. Warum müssen diese Takte gerade so
gespielt werden? Warum will ich das
Zu- & Abnehmen der Stärke &
des Tempos gerade auf
|
| Wenn “die Bedeutung eines Worts
verstehn” heißt, die grammatischen
Möglichkeiten seiner Anwendung kennen, dann kann ich
fragen: “Wie kann ich
dann gleich wissen, was ich mit einem Wort meine, das ich
ausspreche; ich kann ˇdann doch nicht die ganze
Anwendungsart des Wortes auf einmal im Kopf
haben?” Doch, in dem
Sinne, wie der Schachspieler alle Schachregeln im Kopf hat; aber
ˇzugleich auch das ABC & das 1 mal 1
Einmaleins. Das heißt: ich kann
sie nicht auf einmal im Bewußtsein haben.
|
| Ich kann die
Möglichkeiten der Anwendung eines Worts im Kopf haben in dem
Sinn, in welchem der Schachspieler alle Regeln des Schachspiels
im Kopfe hat; aber zugleich auch das ABC & das
Einmaleins.
|
| Man darf also nicht denken, es handle
sich beim Verstehen, Meinen eines Worts um einen Akt des
momentanen, sozusagen nicht-diskursiven Erfassens der
Grammatik[;|.] [a|A]ls könnte man sie
gleichsam auf einmal hinunterschlucken. |
| ⌊ ⋎ Es ist, wie
wenn ich mir im Werkzeugkasten der Sprache Werkzeuge zum
künftigen Gebrauch herrichtete. ⌋ |
| “Ich kann
das Wort [“|‘]gelb[”|’] anwenden”, ˇdem ist
das auf analog: “ich kann ˇmit de[n|m]
König im Schachspiel verwenden ziehen”.
|
| Und hier im Schachspiel können
wir wieder den Doppelsinn des Wortes “verstehen”
finden. Wenn Einer, der das Spiel kennt,
13 einer Schachpartie zusieht, so hat er
bei einem Zug des Spiels im Allgemeinen ein
anderes Erlebnis als der, welcher zusieht ohne das Spiel zu
verstehn. (Und auch wieder ein anderes Erlebnis als
Einer, der gar nicht weiß, daß es ein Spiel ist.)
Man kann auch sagen, daß es die Kenntnis der Schachregeln ist,
die den ersten Zuschauer vom zweiten unterscheidet, & also
auch, daß es die Kenntnis der Regeln ist, durch die der erste den
Schachzug anders erlebt als der in seiner
ˇbesondern Weise erlebt. Aber dieses
Erlebnis ist nicht
|
/ / |
Das Verständnis der Sprache[;|,] quasi des Spiels,
scheint wie ein Hintergrund, auf dem der einzelne Satz erst Bedeutung
gewinnt. – Aber dieses Verständnis, die Kenntnis
der Sprache, ist nicht ein
Bewußtseinszustand, der die Sätze
der Sprache begleitet. “Einen Satz verstehen” heißt da, einen Kalkül verstehen, ist also
wie: multiplizieren können.
⌊Selbst wenn⌋ es einen solchen Zustand im Gefolge
hätte. Vielmehr ist es von der ˇgleichen
Art ⌊wie⌋ d[e|a]s Verstehens,
Beherrschens, eines
Kalküls, also wie: multiplizieren
können.
¥⋎ S. 14
A |
| Um uns
über die Grammatik des Wortes “verstehen” klarer
zu werden, fragen wir: Wann verstehen wir den
Satz? – Wenn wir ihn ˇganz
ausgesprochen haben? Oder während wir ihn
aussprechen? – Ist das Verstehen ein artikulierter
Vorgang ˇwie das Sprechen des Satzes; & entspricht
seine Artikulation der des Satzes? Oder ist es
unartikuliert, ˇ& begleitet den Satz wie ein
Orgelpunkt, der ein
Thema⌊?⌋begleitet? |
| Wie lange braucht es: einen Satz
verstehen? Und wenn wir den Satz eine Stunde lang verstehen, beginnen wir da immer ˇwieder vo[n|m] frische[m|n]? |
| Das Schachspiel ist durch seine Regeln (sein
Regelverzeichnis) charakterisiert. Wenn ich das
Spiel durch seine Regeln definiere[,| (]vom Damespiel
unterscheide), so gehoren diese Regeln
zur Grammatik des Wortes “Schach” Muß nun dem, der das Wort
“Schach” sinnvoll gebraucht, eine Definition des Wortes
vorschweben? Gewiß nicht. – Gefragt,
was er unter “Schach” versteht,
wird er erst eine geben.
14 eine
geben. Wenn ich nun fragte: “Wie Du das Wort ausgesprochen hast, was hast Du damit gemeint? – Wenn er mir darauf antwortet: “Ich habe das Spiel gemeint, das wir so oft gespielt haben etc. etc.” so weiß ich, daß ihm diese Erklärung in keiner Weise beim
|
∫ | Was der macht, der ein Zeichen
ˇin dem & dem Sinne deutet, versteht, ist ein Schritt
eines Kalküls (quasi einer Rechnung). Er
tut ungefähr was er
|
∫ / | Unter
“Gedanken” kann versteht man einen besondern
psychischen Vorgang verstehen, der etwa das Aussprechen
des Satzes begleitet; aber auch: den Satz selbst im System der
Sprache. |
| “Er hat diese Worte gesagt, sich aber dabei
nichts gedacht.” –
“Doch, ich habe mir etwas dabei
gedacht.” – “Und
|
| Auf die Aussage “dieser Satz hat Sinn” kann man nicht wesentlich fragen: “welchen?” Wie man auch auf den Satz “diese Worte
|
|
[Zu S. 13]
A. Wie, wenn man fragte:
Wann kannst Du Schach spielen? Immer?
[o|O]der während Du sagst, daß
Du⌊'⌋ es kannst? [o|O]der
während eines Schachzuges? – Und wie seltsam,
daß Schachspielen-können so kurze
Zeit braucht & eine Schachpartie so viel
länger!
(Augustinus: “Wann messe ich einen Zeitraum?”) |
|
| Ich
will erklären: der Ort eines Worts in der Grammatik ist
seine Bedeutung. |
|
Ich kann aber auch sagen: Die Bedeutung eines Wortes
ist das, was die Erklärung der Bedeutung erklärt.
|
| (“Das was 1 cm³ Wasser
wiegt, hat man ‘1
Gramm’
genannt.”
– “Ja was wiegt er
denn?”) |
| Die Erklärung der Bedeutung
erklärt den Gebrauch des Wortes. Der Gebrauch des Wortes in der Sprache ist seine Bedeutung. |
| Die Grammatik beschreibt
den Gebrauch der Wörter in der Sprache. |
| Sie verhält sich also zur Sprache ähnlich
wie die Beschreibung eines Spiels, ˇwie die Spielregeln, zum
Spiel. |
| Die
Bedeutung, in unserm Sinne, ist in der Erklärung der Bedeutung
n⌊i⌋edergelegt. Meinten wir dagegen mit dem Wort
Bedeutung eine charakteristische Empfindung, die mit dem Gebrauch des
Worts verbunden ist, dann ist diese
Bedeutung in der Erklärung des Wortes nicht niedergelegt steht die Erklärung des Worts zu seiner Bedeutung
etc etwa im Verhältnis der
Ursache zur Wirkung. |
| Die Erklärung der Bedeutung kann jede
Me⌊i⌋nungsverschiedenheit in Bezug auf seine
Bedeutung beseitigen. Sie kann
Mißverständnisse aufklären. |
| Das Verstehen, von welchem hier die Rede
ist, ist ein Korrelat einer Erklärung. |
| “Erklärung der Bedeutung eines
Zeichens” nennt damit
meint man ⌊⌊ 16 vor allen andern Regeln des
Gebrauchs die Definitionen. Die Unterscheidung
von Verbaldefinition & hinweisender Definition gibt eine
beiläufige Einteilung dieser Erklärungsarten.
Um die Rolle zu verstehn die eine Definition im Kalkül spielt, muß man den besondern Fall untersuchen. |
| Es kann uns nun so scheinen als
müßten aus der hinweisenden Erklärung eines Wortes die
andern grammatischen Regeln über dieses Wort folgen; da doch die
hinweisende Erklärung, z.B. “das heißt ‘rot’”, die Bedeutung des Wortes
“rot”
bestimme. Aber diese Erklärung ist doch nichts weiter als diese Worte zusammen mit dem Hinweisen auf einen roten Gegenstand z.B. ein rotes [s|S]tück Papier. Ist diese Erklärung nun wirklich eindeutig? Hätte ich nicht ebendieselbe gebraucht um dem Wort “rot” die Bedeutung des Wortes “Papier”, “Viereck”, “grell”, “leicht”, “dünn” etc., etc., zu geben? |
| Hätte ich aber
statt “das
Man könnte so erklären: die Farbe dieses Flecks heißt “rot”, die Form “Elipse”. |
|
Aber [i|I]ch will
könnte sagen: [m|M]an muß
schon sehr viel von einer Sprache verstehen um diese Erklärung zu
verstehn. Wer diese Erklärung versteht muß bereits wissen, wohin die Worte (“rot”, “Elipse”) gestellt werden, an welchen Platz der Sprache sie kommen. |
| Wie Wörter
„Form”, “Farbe” in diesen Erklärungen bestimmen die Art
der Anwendung des Worts & also das,
17 was man die Wortart nennen
kann. Und man könnte in der gebräuchlichen
Grammatik auch ˇsehr wohl unter den
Wortarten “Formw[ö|o]rter“,
“Farbw[ö|o]rter“,
“Klangw[ö|o]rter“, ˇ“Stoffwort”
⌊etc.⌋ unterscheiden. (Aber nicht
mit demselben Rechte: “Metallwort”,
“Giftwort”, “Raubtierwort”[;|.] denn
[e|E]s
hat Sinn zu sagen: “Eisen ist
ein Metall”, “Phosphor ist ein Gift”, etc.; nicht aber: “Rot ist eine Farbe”, “der Kreis ist eine
Form”, etc.)
|
| Ich kann nun ein Farbwort, ein
Formwort, ein Zahlwort, etc.,
etc. hinweisend erklären (dem Kind werden die
Zahlwörter hinweisend erklärt & die Erklärung
ist gut); ja auch die Verneinung, Disjunktion
|
| (Überlege auch
ˇdie Grammatik von Erklärungen der Art: “dieser Tag heißt Montag”, “diesen Tag des Jahres
will ich ‘Versöhnungstag’ nennen”.) |
| Aber wenn wir die Bedeutung eines Wortes
lernen, so wird uns doch sehr oft nur die eine Regel, die
hinweisende Erklärung, gegeben. Wie kommt es
dann, daß wir das Wort auf diese Erklärung hin
verstehen? Raten wir die übrigen Regeln?
– Nun, was ist denn in diesem Fall das Kriterium des Verstehens? Es ist doch das, daß wir das Wort auf die Erklärung hin richtig verwenden. “Verstehen” heißt hier gewiß nicht, ⌊:⌋ Regeln wissen, sie sagen können. Denken wir gleich an den Fall des Kindes das Wörter verstehen lernt, indem man
18 & den komplizierteren.
Ich wüßte nicht, was ich noch “Erklärung”
& was ich keine mehr nennen kann. Ich kann nur
Sprachspiele oder Kalküle beschreiben; ob man sie dann,
z.B., noch Kalküle nennen will ist ja
gleichgültig, wenn wir nur jedes einzeln untersuchen
& ˇwenn wir uns ˇnur nicht durch den Gebrauch eines
des Sammelnamens ˇnicht vom
Untersuchen jedes einzelnen Falls, den wir beurteilen wollen, abhalten
lassen. |
| Was ist das Zeichen dafür,
daß Einer ein Spiel versteht? Muß er die Regeln
hersagen können? Ist nicht auch das ein Kriterium
daß er das Spiel spielen kann, d.h. eben
spielt, & könnte er nicht, um die Regeln befragt, in
Verlegenheit geraten? Lernt er das Spiel unbedingt so,
indem ihm die Regeln gesagt werden, & nicht auch bloß
durch's Zusehn, wenn es gespielt wird?
Freilich wird er dabei oft zu sich sagen: “ach so, also das ist die
Regel”, & es wäre der Fall
möglich, wo er sich die Regeln, wie er sie bemerkt aufschriebe;
aber gewiß gibt es ein Lernen des Spiels doch auch ohne explizite
Regeln. |
| Ja so, wie die
Grammatik einer Sprache erst aufgezeichnet wird & erst
in die Existenz tritt, wenn die Sprache schon lange von den
Menschen gesprochen worden ist, werden primitive Spiele auch
gespielt, ohne daß ihr Regelverzeichnis angelegt wäre,
ja wohl auch, ohne daß eine einzige Regel dafür
formuliert worden wäre. |
|
Wir aber betrachten die Spiele & die Sprache vom
Standpunkt unter dem Gesichtspunkt eines Spiels,
das nach Regeln vor sich geht.
D.h., wir vergleichen die
Sprache immer wieder mit so einem Vorgang. |
| ⍈ ↺
Ich könnte auch vom kleinen Kind sagen: “es kann das Wort anwenden, es weiß, wie es
angewendet wird”. Aber was
das heißt, sehe ich nur, wenn ich frage: was ist das
Kriterium dieses Wissens. Es ist hier nicht die
Fähigkeit Regeln anzugeben.
19 |
|
Ein Der Name, wenn den ich
ihn einem Körper gebe, ˇoder aber einer
Gestalt, einem Ort, einer Farbe, hat
Wenn ich einen Namen einem Körper gebe, wenn ich ihn seiner Gestalt gebe, seinem Ort, oder seiner Farbe, seinem Ort, so hat er jedesmal eine andere Grammatik. Der Name “A“ [i|I]m Satz In “A ist gelb“ hat ⌊“A“⌋ verschiedene Grammatik, wenn jenachdem es einmal einen Körper bezeichnet ein andermal und wenn es oder die Oberfläche eines Körpers⌊.⌋ bezeichnet. Es hat z.B. Sinn zu sagen, der Körper sei durch & durch gelb, aber nicht, die Oberfläche sei es. Und man zeigt in anderm Sinne auf einen Körper, – auf seine Länge, ˇoder auf seine Farbe[;|,] es ist z.B. die Definition möglich: “auf eine Farbe zeigen” heiß[e|t], auf den Körper zeigen der sie hat. Wie der, welcher Geld heiratet, es nicht in demselben Sinne he⌊i⌋ratet, wie er die Frau heiratet, die es besitzt. Der Name, den ich einem Körper gebe, – einer Gestalt, – einer Farbe, – einer Länge, hat allemal eine andere Grammatik. (“A” in “A ist gelb” hat andere Grammatik wenn A ein Körper ist, als wenn es die Oberfläche eines Körpers ist; es hat z.B. Sinn zu sagen, der Körper sei durch & durch gelb, aber nicht, die Oberfläche sei es.) Und man zeigt in anderm Sinne auf einen Körper, als auf seine Länge, oder seine Farbe; es ist z.B. die Definition möglich: “auf eine Farbe zeigen” heißt[;|,] auf den Körper zeigen, der sie hat. Wie der, welcher Geld heiratet, es nicht in demselben Sinne heiratet, wie er die Frau heiratet, die es besitzt. |
| Geld, & was man
dafür kauft. In gewissen Fällen einen Gegenstand;
– aber auch die Erlaubnis auf einem Platz im Theater zu
sitzen, oder einen Titel, oder schnelle Fortbewegung, oder das Leben,
etc.. |
| Ein
Name hat Bedeutung,
Ich könnte ˇdas so sagen: Mich interessiert nur der Inhalt eines Satzes; & der Inhalt eines Satzes Ich könnte sagen ist in ihm. Seinen Inhalt hat der Satz als Glied eines Kalküls. 20 |
|
Die Bedeutung ist die Rolle die das Wort im Kalkül
spielt. Die Bedeutung eines Namens |
| Die Bedeutung eines Namens ist
nicht der Träger des Namens das, worauf wir bei
der hinweisenden Erklärung des Namens zeigen;
d.h., sie ist nicht der Träger des
Namens. – Der Ausdruck “der Träger des Namens ‘N’” ist gleichbedeutend mit dem
Namen “N”. Der Ausdruck kann an Stelle des Namens
gebraucht werden[:|.] “der Träger des
Namens ‘N’ ist
krank” heißt: N ist
krank. Man sagt nicht: die Bedeutung von “N” sei
krank. Der Name verliert seine Bedeutung nicht, wenn sein Träger aufhört zu existieren (wenn er etwa stirbt). Aber heißt es nicht dasselbe: “zwei Namen haben einen Träger” & “zwei Namen haben dieselbe Bedeutung”? Gewiß, statt “a = B” kann man schreiben “der Träger des Namens ‘A’ = der Träger des Namens ‘B’”. |
| Was heißt
es: “ein Wort
verstehen”? Man sagt dem Kind: “nein, kein Stück Zucker mehr!” & nimmt es ihm weg. So lernt es die Bedeutung des Wortes “kein”. Hätte man ihm mit denselben Worten ein Stück Zucker gereicht, so hätte es gelernt, das Wort anders zu verstehen. (Es hat damit gelernt, das Wort zu gebrauchen, aber auch, ein bestimmtes Gefühl mit ihm zu verbinden, es in bestimmter Weise zu erleben.) |
/ / | Wie lernt ein Kind den Gebrauch des Wortes “vielleicht”? Worin besteht die Bedeutung eines Wortes wie “vielleicht”? – Wie lernt ein Kind den Gebrauch des Wortes “vielleicht”? Es spricht etwa einen Satz nach, den es von einem Erwachsenen gehört hat: “sie wird vielleicht kommen”; im gleichen Tonfall, wie der Erwachsene. (Dies ist gleichsam ein Spiel.) Dann fragt man sich manchmal: versteht es das Wort “vielleicht” schon, oder spricht es es nur nach? – Was ist aber das Anzeichen dafür, daß es das Wort wirklich versteht? – Nun, daß es es in bestimmten Fällen in bestimmter Weise anwendet – in gewissen Satzverbindungen & in bestimmtem Tonfall – gebraucht. Was heißt es, ⌊:⌋ das Wort “vielleicht” verstehen? – Verstehe ich das Wort “vielleicht”? – Und wie beurteile ich
21 Doch ungefähr so:
Ich weiß, wie es gebraucht wird; ich kann jemandem seine
Anwendung erklären, indem ich
z.B. fiktive Fälle beschreibe in
denen es angewandt wird. sie etwa in fiktiven Fällen
beschreibe. Ich werde die Gelegenheit seiner
Anwendung beschreiben, die seine Stellung in
den Sätzen, & den Tonfall, – in welchem
es gesprochen wird. – Das sagt natürlich nur,
daß “ich verstehe das Wort
“vielleicht”
soviel
heißt wie: “ich weiß, wie
es gebraucht wird; etc.”, nicht, daß ich,
Das ist ein ähnlicher Fall, wie wenn mir jemand eine Rechnung “die ich nicht genau verstehe” erklärt, & wenn er einen bestimmten Punkt seiner Erklärung erreicht hat, sage ich: “so, jetzt verstehe ich's; jetzt weiß ich
|
| Man könnte aber fragen:
Verstehe ich denn das Wort, mit der Beschreibung
seiner Anwendung, verstehe ich denn seinen Zweck?
Habe ich mich nicht um etwas Wichtiges betrogen? |
| Ich weiß jetzt nur ˇetwa wie
Menschen dieses Wort gebrauchen. Aber das könnte
auch ein Spiel sein, oder Formen des Anstands. Ich weiß
nicht⌊,⌋ warum sie es geb so handeln, wie
(die) Sprache in ihr Leben
eingreift. Ist denn die Bedeutung wirklich nur der Gebrauch des Worts? Ist sie nicht die Art, wie dieser Gebrauch in das Leben eingreift? Aber ist denn sein Gebrauch nicht Teil unseres Lebens?! 22 |
/ |
⌊⌊[Absatz] ˃⌋⌋ Verstehe ich das Wort “herrlich”, wenn ich weiß, wie & bei welcher Gelegenheit es Menschen gebrauchen? Kann ich es denn dann schon selbst gebrauchen? Ich meine, quasi, mit Überzeugung brauchen[?|.] Konnte ich nicht diesen Gebrauch kennen & ihm dennoch verständnislos folgen? (Wie in gewissem Sinne dem Singen der Vögel.) Besteht also das Verständnis nicht in etwas Anderem; dem Fühlen “in der eignen Brust”, dem Erleben dieser Ausdrücke? – Sie müssen in mein Leben eingreifen. |
| Nun,
die Sprache greift ja auch in mein Leben ein. Und was
“Sprache” heißt ist ein Wesen bestehend aus heterogenen
Teilen & die Art & Weise wie sie eingreift unendlich
mannigfach. |
| Statt
der
|
| Ich
beschreibe nur die Sprache & erkläre
nichts. |
| Ich kann für
meine Zwecke statt der Empfindungen, von welchen man sagt das Wort
drücke sie aus, Tonfall & Gebärden setzen, mit
welchen das Wort gebraucht wird. |
|
Und so könnte ich sagen: Ein Wort verstehen, dazu
gehört in manchen Fällen, es bei gewissen
Gelegenheiten in bestimmtem Tonfall sprechen können.
|
| Man könnte sagen, gewisse
Wörter sind nur der Angriffspunkt für einen
Tonfall. |
| Aber
ich könnte auch statt des Tonfalls & der
begleitenden Gebärde da, für
meine Zwecke, das Wort selbst als Gebär-
23 de auffassen. (Kann ich
nicht sagen ˇder Laut “ha
ha” ist ein Lachen,
|
? / |
Könnte ich mir nicht eine Sprache denken, die in einem immer
gleichen Versmaß gesprochen würde & um dieses
Versmaß zu erhalten, wären ˇda & dort zwischen
die den Worte⌊n⌋ der Sätze Füllwörter
zerstreut eingeschoben. Denken wir,
wir redeten von der Bedeutung dieser Füllwörter.
(Der Schmied, der, um im gleichen R⌊h⌋ythmus zu schlagen,
schwache Schläge zwischen
|
| Die Sprache ist eben eine Sammlung sehr
verschiedener Werkzeuge. In diesem Werkzeugkasten ist
ein Hammer, & eine Säge, ein Maßstab, ein
Winkel, ein Lot, aber auch ein Leim[f|t]opf
& auch der Leim. Viele der Werkzeuge sind
mit einander durch Form
& Gebrauch verwandt, man kann die Werkzeuge auch
in beiläufig in Gruppen nach ihrer Verwandtschaft
einteilen aber die Grenzen dieser Gruppen werden oft mehr
oder weniger oft, mehr oder weniger, willkürlich sein;
mehr oder weniger
& es gibt verschiedenerlei Verwandtschaften⌊,⌋
zwischen ihnen die sich
durchkreuzen. |
∫ | Ich sagte, die
Bedeutung eines Worts sei die Rolle, die es im Kalkül der Sprache
spiele⌊.⌋ ([i|I]ch verglich es einem
Stein im Schachspiel.) Und denken wir nun daran wie mit
einem Wort, sagen wi[e|r] z.B. dem
Wort “rot”, kalkuliert wir. Es wird angegeben
an welchem Ort sich die Farbe befindet, welche Form, ˇwelche
Größe der Fleck oder ˇder Körper
hat, der die Farbe trägt, ob sie rein oder mit andern
vermischt, dunkler oder heller ist, gleichbleibt oder
welchselt, etc. etc..
Es werden Schlüsse aus den Sätzen gezogen, sie werden in
Abbildungen, in Handlungen übersetzt, es wird gezeichnet,
gemessen & gerechnet. Denken wir aber an die
Bedeutung des Wortes “ach”.
Wenn man uns nach ihr fragte, würden wir wohl sagen:
“‘ach’ ist ein
Seufzer, ⌊;⌋” &
vielleicht eine oder die andere Anwendung des Wortes in
Sätzen& ⌊,⌋ im richtigen
Tonfall man sagt z.B. ‘ach, es regnet schon
wieder!’” u. dergl.. Und damit
hätte man den Gebrauch des Wortes beschrieben. Aber
was entspricht nun dem Kalkül, dem komplizierten Spiel, das wir
mit anderen Worten spielen? Es ist ihm im Gebrauch des
Wortes “ach” oder des Ausrufes “hurra” oder
“hm”
nichts zu vergleichen. 24 |
| Man darf
übrigens hier Zeichen mit Anzeichen nicht verwechseln.
Das Wort De[r|n] Laut
“hm”
ist der kann man einen Ausdruck der Bedenklichkeit nennen
& auch, für den Andern, ein Anzeichen der
Bedenklichkeit, wie Wolken ein Anzeichen des Regens
sind. “hm” ist aber
nicht der Name der Bedenklichkeit. |
| Denken wir ˇuns, wir wollten
die Ballspiele beschreiben, die auf der Erde
gespielt werden. ⌊.⌋ Da gäbe es
solche, wie Fußball, Kricket, Tennis, mit einem ausgebildeten
& komplizierten System von Regeln; dann aber ein Spiel,
das nur darin besteht, daß man jeder einen Ball
so hoch wirft als man er
kann; endlich eines, wie es kleine Kinder spielen, daß
|
| Die Sprache
nun interessiert uns Wir interessieren uns
für die Sprache, als einen Vorgang nach expliziten
Regeln. Denn die philosophischen Probleme sind
Mißverständnisse, die durch Klärung der Regeln, nach
denen wir die Worte gebrauchen wollen, zu beseitigen sind.
Wir betrachten die Sprache von einem einseitigen Standpunkt. |
|
Wir sagten: wir verstünden mit dem Gebrauche noch nicht
den Zweck des Wortes “vielleicht”. Mit Zweck aber meinten wir hier die Rolle, die
es im menschlichen Leben spielt. (Und diese Rolle
könnte man die “Bedeutung” des
Wortes nennen, in dem Sinn, in welchem man von der ‘Bedeutung eines Ereignisses für unser
Leben’ spricht.)
Wir sagten aber, ⌊:⌋ unter “Bedeutung” verstünden wir[,| d]as, was die Erklärung der Bedeutung erklärt. Und die Erklärung der Bedeutung ist weder einkein Erfahrungssatz noch eine & keine Kausalerklärung, sondern ˇeine Regel⌊,⌋ ein Übereinkommen. 25 |
? / | Man könnte
erklären:
|
| Ein
Wort kann
|
|
Denn Unseren Satz, “die Bedeutung sei, was die Erklärung der Bedeutung erklär[t|e]”, können wir auch so
|
| ⌊
[Zu S. 5] A⌋
|
| ⌊
[Zu S. 5] B⌋
Anderseits werden wir das Es ist sonderbar:
Wir möchten das Verstehen einer Geste als ein Übersetzen in
Worte erklären, & das Verstehen von Worten als ein Übersetzen in
Gesten.
Und wirklich werden wir Worte durch eine Geste & eine 26 Geste durch Worte erklären.
|
| ⌊
[Zu S. 5] A [Zu
S. 33. Buch X] ⌋
(Gefragt, was ich mit dem Wort “und” im Satz
“gib mir das Brot und die Butter” meine, würde ich
mit einer ˇ zusammenfassenden Gebärde antworten; &
diese Gebärde würde, was ich meine,
[I|i]llustrieren.
Ähnlich, wie das ein grünes Täfelchen die Bedeutung
von “grün” illustriert & die
W-F-Notation die Bedeutung von
“nicht”, “und”,
etc.) |
| ⌊
[Zu S. 39 Buch X] [Zu S. 5] B⌋ (Das “nicht” macht eine abwehrende Geste. ⌊⌊[Neue Zeile] [hereinrücken]1⌋⌋ Nein, es ist eine abwehrende Geste. Un Das
|
∫ |
Könnte man aber nicht so sagen: Die Sätze, die wir
aussprechen, haben einen bestimmten Zweck, sie sollen gewisse Wirkungen
hervorrufen.
Sie sind Teil eines Mechanismus, etwa eines psychologischen,
& ihre Wörter sind auch solche Teile (Hebel, Zahnräder,
u. dergl.).
Das Beispiel, welches
Man wird also sagen: der Sinn jener Zeichen ist nicht ihre Wirkung, aber ihr Zweck. Aber bedenken wir noch
27 machen.
Aber es ist klar daß kein Teil dieses Zweckes mit dem
“Sinn der Zeichen” gemeint war.
Vielmehr dachten wir hier nur an den Zweck dieser Zeichen
innerhalb des Mechanismus der Spielmaschine. –
Und so kann man wohl sagen: der Zweck
Sinn des Befehls ist sein Zweck, wenn die Angabe dieses Zwecks nur
eine
|
|
Uns interessiert eine Erklärung der Wirkungsweise der Sprache als
psychophysischer Mechan⌊i⌋smus n⌊i⌋cht.
Diese Erklärung ist selber eine Beschreibung von Phänomenen (der
Assoziation, des Gedächtnisses, etc) in der
Sprache[.|;] S⌊s⌋ie ist selber ein sprachlicher Akt &
stellt sich außerhalb des Kalküls; während wir eine Erklärung brauchen, die
ein Teil des Kalküls ist. |
|
“Wie soll er wissen, welche Farbe er zu wählen hat, wenn er
das Wort ‘rot’ hört?” –
“Sehr einfach: er soll die Farbe nehmen, deren Bild ihm
beim Hören des Wortes einfällt.” –
Aber wie soll er wissen, was das heißt, & welche die ist,
[“|‘]die ihm beim Hören des Wortes
einfällt’?
Freilich gibt es auch einen Vorgang: die Farbe wählen, die Dir beim diesem Wort einfällt. Und der Satz: “‘rot’ bedeutet ist die Farbe, die Dir beim Hören des Wortes ‘rot’ einfällt” ist eine Definition. |
|
Wenn ich sage, “Symbol ist das, was diesen
& diesen Effekt hervorruft” –, so ist eben
die Frage: wie ich von “diesem Effekt” reden
kann. –
Und wie ich weiß, daß es der ist, den ich gemeint
habe, wenn er eintritt. –
Es ist drum keine Erklärung, die die Wurzel
|
|
Es ist ˇin unsrer Sprache einec Funktion des Wortes
“rot”, uns
28 ja, daß es allein jenen Zwe⌊c⌋k
erfüllt.
Aber wir hätten uns statt des Mechanismus der Assoziation auch einer
Tabelle, oder ahnlichen Hilfsmittels bedienen können;
& nun müßte unser Kalkül eben mit dem assoziierten, oder gesehenen,
Farbmuster weiterschreiten.
Die psychologische Wirksamkeit eines Zeichens beschäftigt uns
nicht.
Ich würde mir auch erlauben, eine solche Wirksamkeit zu erdichten.
|
|
Die Untersuchung, ob die Bedeutung eines Wortes seine Wirkung sei, sein
Zweck, etc., ist eine grammatische
Untersuchung. |
|
Warum kann man ein Wort verstehen & warum keinen
Federstiel?
Ist es die Verschiedenheit der Formen?
Aber Du sagst: wir könnten ja auch einen Federstiel verstehen, wenn
man ihm eine Bedeutung gegeben hätte.
Aber wie macht man denn das, ihm eine Bedeutung geben? –
Wie hat man denn dem Wort “rot” eine
gegeben?
Nun, man zeigt auf etwas, & sagt “das nenne ich
‘rot’”.
Ja ist das eine Art Weihe, oder mystische Formel?
Wie wirkt denn dieses Zeigen & Aussprechen von Worten?
Es wirkt nur innerhalb eines Systems anderer Sprachhandlungen. –
Und jetzt kann man also einen Federstiel verstehen; aber enthält
also dieses Verstehen jenes ganze System seiner
[a|A]nwendung?
Unmöglich.
Wir sagen, wir verstehen seine Bedeutung, wenn wir seine Anwendung wissen,
aber wir haben ja gesagt, daß das Wort
“wissen” keinen Bewußtseinszustand
bezeichnet.
Das heißt: die Grammatik dieses Wortes ist nicht die
einer eines
“‘Bewußtseinszustandes’,
sondern eine andere.
Und, sie kennen zu lernen, ist nur ein Mittel: nachzusehen, wie das
Wort tatsächlich gebraucht wird. |
|
Aber auf die Frage: “hast Du den Satz (den Du jetzt
gelesen hast) verstanden” wird man doch wahrheitsgemäß einmal
“ja”, einmal “nein”
antworten.
“Es muß also doch etwas Anderes vorgehen, wenn ich ihn
verstehe, als wenn ich ihn nicht verstehe.”
Gut. Wenn ich also einen Satz verstehe, so geschieht etwas, ganz ähnlich dem, wenn ich einer Melodie als Melodie folgen kann, im Gegensatz dazu: wenn sie zu lang oder zu verwickelt ist & ich sagen muß, “diesem Teil konnte 29 ich nicht folgen”.
Und dasselbe könnte mit einem Bild, ich meine jetzt, einem reinen Ornament
geschehen.
Ich sehe zuerst nur ein Gewirr von Strichen, endlich gruppieren sie
sich mir in bekannte & gewohnte Formen; ich sehe eine Einteilung,
ein mir geläufiges System. –
Kamen in dem Ornament auch Abbilder mir wohlbekannter Gegenstände vor, so
wird das Erkennen von solchen ein weiteres Verständnis bedeuten.
(Denke hier an das Auflösen eines Vexierbildes.)
Ich werde dann sagen: “ja, jetzt sehe ich das Bild
richtig”. –
Auf die Frage: “was ist da vorgegangen, als Du diesen Satz mit Verständnis lasest”, müßte ich dann sagen: ich habe ihn als eine, mir ihrer Art nach wohlbekannte, deutsche Wortverbindung Wortverkettung gelesen. Etwa auch: es hat mir dabei das Bild vorgeschwebt …. Nun fragt man aber: “Ist das alles? Darin allein konnte doch nicht das Verständnis bestehen!” Nun, das (oder dergleichen) ist alles, was während meines Lesens & unmittelbar darauf vorsichgegangen ist; aber was wir “verstehen” nennen bezieht sich eben auf unzählige Vorgänge, die vor & nach dem Lesen dieses Satzes stattfinden. Wenn ich aber einen Satz nicht verstehe: da konnte es ein Satz einer mir fremden Sprache sein & ˇalles was ich sehe nun ist eine Reihe unbekannter Wörter. Oder, was ich las, schien ein deutscher Satz zu sein, aber ein Teil war keine mir geläufige Wortverbindung, & als ich nun versuchte sie zu begreifen (& das kann wieder Verschiedenes heißen) da gelang es mir nicht. (Denke an die Vorgänge, wenn wir den Sinn eines Gedichtes zu verstehen trachten, das in unsrer [M|Mu]ttersprache geschrieben ist, dessen Sprachformen wir aber doch nicht verstehen.) Von einem ˇSatz einer ˇmir fremden Sprache aber, den ich nur mühsam etwa einem lateinischen, den ich nur mühsam durch konstruieren entziffern kann, werde ich auch sagen, ich verstehe ihn, wenn ich ihn stückweise ins Deutsche übersetzt habe und nie dazugekommen bin seine Satzmelodie zu erfassen. |
|
Aber um den Satz zu verstehen, muß ich doch seine Worte
verstehen!
Und ich verstehe doch Worte beim Lesen, & andere wieder,
nicht.
Ich höre ein Wort & man fragt mich: “hast Du es verstanden?” & ich antworte, der Wahrheit gemäß, “ja”. Was geschah da, als ich es verstand? ⌊:⌋ wie unterscheidet sich dieses – 30 Verstehen, von dem was geschieht, wenn ich
das Wort nicht verstehe? –
Das Wort sei etwa “Baum” gewesen.
Muß mir, damit ich wahrheitsgemäß sagen konnte, ich habe es
verstanden, das Bild eines Baumes vorgeschwebt sein?
Nein.
Und auch keine andre Vorstellung.
Alles, was ich sagen kann ist, daß ich auf die Frage
“verstehst Du das Wort
‘Baum’” unbedenklich, & ohne zu
lügen, mit “ja” geantwortet hätte. –
Hätte der Andre mich weiter gefragt: “also, was ist ein
Baum?” so hätte ich ihm nun einen beschrieben,
gezeigt, aufgezeichnet; vielleicht aber hätte ich geantwortet:
“ich weiß es, will es aber nicht erklären”.
Und bei meinen Worten konnte mir die Vorstellung eines Baumes vorschweben,
vielleicht sah ich nach etwas, was irgend eine Ähnlichkeit mit einem Baum
hatte, oder mir gingen andre Worte dabei im Kopf herum, etc.
etc..
Sehen wir eben zu, wie wir das Wort “verstehen” tatsächlich gebrauchen. Jenes Wort konnte auch eines sein, von dem ich sagte: “ich habe gewußt, was es bedeutet, & es wird mir auch wieder einfallen”, & später sagte ich: “jetzt ist es mir eingefallen!” – Was ist war da geschehen? – Es war mir vielleicht die Situation eingefallen, in der mir das Wort erklärt worden war: ich sah mich mit Andern in einem Zimmer etc. etc.. (Wenn ich aber nun dieses Wort mit Verständnis in einem Satz lese, so muß⌊te⌋ mir nicht wieder dieses Bild vorschweben; sondern vielleicht gar keines.) Oder es war ein Wort einer fremden Sprache, das⌊; &⌋ ich ˇhatte es schon oft gehört⌊,⌋ hatte aber nicht verstanden⌊.⌋ hatte. Ich hatte mir vielleicht gesagt: “was mag es heißen?” & ihm eine in den Zusammenhang passende Bedeutung zu geben versucht (wieder verschiedenste Möglichkeiten). Jetzt fällt mir etwa diese Situation ein & ich sage: “ich verstehe das Wort nicht”. Ich konnte aber auch auf das fremde Wort unmittelbar mit der Antwort “ich verstehe es nicht” reagieren; wie auf das Wort Baum mit der entgegengesetzten. Angenommen Es sei das Wort “rot” gewesen, & ich sagte automatisch, “ ich verst[ehe|ünde] es; nun fragt er aber nochmals: “verstehst Du es wirklich?” Da rufe ich mir, quasi zur Kontrolle, ein rotes Vorstellungsbild vor die Seele. Aber wie weiß ich, daß das die richtige Farbe ist, die mir erscheint? Und doch sage ich jetzt, gänzlich überzeugt, ich verstehe es. – Aber ich konnte auch auf eine Farbentabelle schau blicken, wo unter der Farbe das Wort “rot” steht. – Ich könnte die Beschreibung solcher Vorgänge ins Unermessliche verlängern. 31 |
|
ihn lesend, die ganze Periode als lateinische Satzmelodie zu
hören.
Aber um den Satz zu verstehen, muß ich doch seine Worte verstehen! Und ich verstehe doch Worte beim Lesen, & andere nicht. |
|
Das Problem, das uns beschäftigt, k[ö|o]nnte manˇ, geradezu, in die Worte
Dieses Argument geht aus der Auffassung hervor, daß es das Gemeinsame der Vorgänge, oder Gegenstände, etc. ist, welches ihre [c|C]harakterisierung durch ein gemeinsames Begriffswort rechtfertigen muß. Diese Auffassung ist, in gewissem Sinne, zu primitiv. 32
Was das Begriffswort anzeigt, ist allerdings eine
Verwandschaft der Gegenstände aber diese Verwandtschaft
muß keine Gemeinsamkeit einer Eigenschaft oder eines Bestandteils
sein.
Sie kann die Glieder kettenartig verbinden, so daß zwei von
ihnen eines mit einem andern durch Zwischenglieder
verwan[t|dt] ist; & zwei einander nahe Glieder können
gemeinsame Züge haben, einander ähnlich sein, während entferntere
nichts mehr mit einander gemein haben &
doch zu der gleichen Familie gehören.
Ja g selbst wenn ein Zug allen
Familienmitgliedern gemeinsam ist, muß nicht er es sein, der den
Begriff definiert. ¥ • |
| ⍈
[Zu S. 33] A
Man könnte sagen:
Wollen wir aber, zur Klärung eines philosophischen Paradoxes, im Gebrauch eines Worts Grenzen ziehen, so stellen wir dem tatsächlichen Bild dieses Gebrauchs, worin sozusagen die verschiedenen Farben ohne scharfe Grenzen in einander übergehen fließen, eines an die Seite, dem wirklichen
|
| ⍈ ↺
Die Verwandschaft der Glieder des Begriffs kann durch die
Gemeinsamkeit von Zügen in ihnen hergestellt sein, deren Auftreten in der
Familie des Begriffs sich auf äußerst komplizierte Weise überkreuzt. |
| ⍈ ↺
Und statt “und ähnliche”, hätte ich sagen
können: “& in mancher Weise mit ihnen
verwandte”.
|
|
So gibt es wohl nicht ein Charakteristicum,
das allem was wir Spiel nennen gemeinsam ist.
Aber man kann auch nicht sagen, “Spiel” habe eben
mehrere unabhängige Bedeutungen (wie etwa das Wort
“Bank”).
“Spiele” nennt man vielmehr auf verschiedene
Weisen mit einander
33 verwandte Vorgänge, zwischen denen es eine
Mannigfaltigkeit von Übergängen gibt. |
|
Wenn wir den wirklichen Gebrauch eines Wortes betrachten, so sehen
wir etwas Fluktuierendes.
Wir stellen diesem Fluktuierenden in unseren
|
|
Wir betrachten die Sprache unter dem Gesichtspunkt des
Spiel⌊e⌋s nach festen Regeln.
Wir vergleichen sie mit so einem Spiel, messen sie an ihm. |
|
Wollen wir, für unsere Zwecke, den Gebrauch eines Wortes bestimmten Regeln
unterwerfen, so stellen wir seinem fluktuierenden Gebrauch,
einen nach andern an die Seite, indem wir einen
charakteristischen Aspekt des
|
|
So könnte man sagen, [:|,] der
Gebrauch des Wortes “gut” (im ethischen Sinne)
sei aus einer überaus großen
|
|
Es geschieht hier aber nicht, was die in der Physik tut,
die wenn indem sie vereinfachende Beschreibung einer
Naturerscheinung vereinfacht darstellt, von neben
untergeordneten Einflüssen absieht. Es geschieht
aber hier nicht, was in der Physik die vereinfachende Beschreibung einer
Naturerscheinung istˇ, die von untergeordneten Einflüssen
absieht.
Man kann nicht sagen, die Logik stelle eine idealisierte Wirklichkeit dar,
sie gelte streng nur für eine ideale Sprache,
u. dergl..
Denn woher nehmen wir den Begriff dieses Ideals?!
Man könnte höchstens sagen: “wir konstruieren
eine ideale Sprache”, im Gegensatz etwa zur
Umgangssprache; aber nicht, wir sagen etwas, was nur von einer
idealen Sprache gelten würde. 34 |
|
Über das Verstehen eines Bildes möchte ich noch folgendes
sagen: Man wird von einem Verstehen eines Genrebildes
(z.B.) reden, wenn wir den dargestellten
Vorgang, die Handlung, in ihm erkennen.
Das Kriterium für dieses Erkennen ist dann etwa, daß man,
[g|b]efragt, die
Handlung in Worten erklärt, sie mimisch darstellt,
u.a.m..
Es ist auch möglich, daß uns dieses Erkennen nicht leicht fällt, sei es,
weil wir die Figuren auf dem Bild nicht gleich als solche sehen
(vergleiche Vexierbild), sei es, weil
weil wir uns nicht zusammenreimen können,
35 ergreife & bei ihm bleibe, sozusagen
in ihm ruhe.
Im Übrigen besteht die Wohlvertrautheit eben in jedem
ˇeinzelnen besondern Fall in einem besondern
Erleben, & wir erleben das Bild eines Tisches anders
als hat ist ein Erleben, das Bild eines Bettes
& ein ander⌊e⌋s⌊.⌋ als das einer
menschlichen Gestalt.
Wenn ich sage
|
|
Und das beleuchtet vielleicht genügend das Verstehen eines Satzes.
Das Verstehen ist nicht ein Vorgang während des Lesens (Hörens oder Sprechens) des Satzes. Diesem Wort entsprechen unzählige mit einander verwandte Vorgänge. Wenn wir sie durch charakteristische Bilder bezeichnen wollen, so würden wir als eins der bezeichnendsten das Lesen eines Satzes mit “richtiger” Betonung nennen. |
v / – |
(Es ist interessant zu bemerken, daß die Bilder, die uns beim Lesen
eines isolierten Wortes, wenn wir es etwa so recht verstehen wollen,
vorschweben, beim Lesen des Satzes meist ganz ausbleiben & das Bild
was uns bei seinem verständnisvollen Lesen vo⌊r⌋schwebt
meist ˇvielfach etwas wie ein Resultat des
ganzen Satzes ist.) |
|
Man kann auch sagen, daß beim verständnisvollen Lesen etc.
des Satzes dieser oft in irgend einer Weise benützt wird,
indem wir ihn in ein Bild übersetzen, mit einem andern Satz vergleichen,
kurz irgend Konsequenzen aus ihm ziehen.
Und wollen wir ein Bild recht bewußt verstehen, so übersetzen wir es uns
gar oft in Worte; entfernen uns also in
gewissem Sinne noch
36
|
|
Es ist möglich, daß Einer die Bedeutung eines Wortes
(z.B. des Wortes “blau”)
vergißt.
Was hat er da vergessen? –
Wie äußert sich das?
Er zeigt z.B. auf Täfelchen verschiedener Farben & sagt: “ich weiß nicht mehr, welche von diesen man ‘blau’ nennt”. Oder aber, er weiß überhaupt nicht mehr, was das Wort bedeutet (wozu das Wort dient) & nur, daß es ein deutsches Wort ist. Man könnte nun sagen: Der, welcher die Bedeutung des Wortes “blau” vergessen hat & aufgefordert wurde, einen blauen Gegenstand aus andern auszuwählen, fühlt beim Ansehn dieser Gegenstände, daß die Verbindung zwischen dem Wort “blau” & jenen Farben nicht mehr besteht (daß sie unterbrochen ist). Und die Verbindung wird wieder hergestellt, wenn wir ihm die Erklärung des Wortes wiederholen. Aber wir konnten die Verbindung auf mannigfache Weise wiederherstellen: Wir konnten auf einen blauen Gegenstand weisen & sagen “das ist blau”, oder sagen “erinnere Dich an Deinen blauen Fleck”, oder wir sprachen vielleicht das
37 wie die, ob es eine Drei gibt.
Ich kann nur die Grammatik des Wortes
“verstehen” (bruchstückweise)
beschreiben & darauf hinweisen, daß sie nicht
die so ist, welche wie man sie, ohne genaues Hinsehn
vermuten würde. genau hinzusehen, darstellen möchte.
Es geht uns hier so, wie dem kleinen Maler Klecksel, der das menschliche Profil mit zwei Augen zeichnet, weil
er weiß, daß der Mensch zwei Augen hat. |
|
ˇNoch[ma|ein]ls Nocheinmal: In welchen Fällen werden wir denn
sagen, “er versteht das Wort
‘blau’”?
Nun, wenn er den blauen Gegenstand auf der Stelle aus den andern
auswählt; oder auch, wenn er in glaubwürdiger Weise sagt, er könne jetzt den
blauen auswählen, wolle es aber nicht (vielleicht bemerken wir, daß er
dabei unwillkürlich auf den blauen Gegenstand blickt; vielleicht
glauben wir ihm auch bloß auf Grund seines früheren Verhaltens).
Und wie weiß denn er, daß er das Wort versteht?
d.h. unter welchen Umständen wird er
es sagen können?
Manchmal nach irgend einem Test, manchmal auch ohne einen solchen.
Aber wird er dann nicht ˇvielleicht später sagen
müssen[;|,] “ich habe mich geirrt, ich habe es doch
nicht verstanden”, – wenn es sich herausstellt, daß
e[s|r] es nicht anwenden kann?
Kann er sich in diesem Falle verteidigen & sagen, er habe das Wort
wohl verstanden, als er dies behauptet habe, dann aber sei ihm die Bedeutung
entfallen?
Nun was kann er denn als Kriterium, zum
⌊(⌋Beweis[,|)] anführen, daß er damals das Wort verstanden
habe? –
Er sagt etwa: “ich habe damals die Farbe vor mir gesehn,
aber jetzt kann ich mich an sie nicht erinnern”.
Nun wenn das impliziert, daß er das Wort verstanden hat, so hat er es
damals verstanden. –
Oder er sagt: “ich kann nur sagen, daß ich das Wort
hundertmal schon angewendet habe”, oder “daß ich es
gerade vorher angewendet hatte; &
|
∕∕ |
Wie ist es nun, wenn wir sagen: “er versteht das Wort
‘blau’, er hat sofort die [B|b]laue Kugel
aus den andern herausgeholt”; er aber sagt uns:
“ich habe sie nur aufs Geratewohl gezogen, ich hatte
38 das Wort nicht
verstanden”.
Was für ein Kriterium hatte er dafür, das Wort nicht verstanden zu haben;
& sollen wir ihm nun glauben? –
Es erzeugt eine merkwürdige Gedankenempfindung, wenn man sich fragt:
“woher weiß ich, daß ich dieses Wort nicht
verstehe?”
Man möchte dann sagen “ich verbinde damit nichts”,
“es sagt mir nichts”, “es ist ein bloßer
Laut”, & um diese Äußerungen zu verstehen muß man sich
in die Erinnerung rufen, wie das ist, ‘wenn man etwas mit
dem Wort verbindet’, wenn der Wortklang durch eine
Erklärung zum bedeutungsvollen Wort geworden ist, wenn man mit dem
Wort etwas anfangen kannc.
Man wird sagen: “Gewiß, er kann sich doch darin nicht irren, wenn er sagt, daß er das Wort nicht versteht” verstanden hat”. Und das ist eine Bemerkung über die Grammatik der Aussage “ich habe das Wort nicht verstanden”. Und ebenso ist es eine Bemerkung zur Grammatik wenn wir sagen: “Ob er verstanden hat, können wir nicht wissen, sondern nur vermuten, er aber weiß es”. Und es ist zu sagen, daß die Aussage “ich habe Und es ist zu sagen das Wort nicht verstanden” nicht einen Zustand während des Hörens des Wortes beschreibt, sondern, daß die Vorgänge, die das Nichtverstehen charakterisierten, ˇauf mannigfache Weise nach dem Hören des Wortes vorsichgehen konnten. |
? / |
Es geht mit dem psychischen Vorgang des Verstehens wie mit dem
arithmetischen Gegenstand Drei.
Das Wort “Vorgang” hier & das Wort
“Gegenstand” dort geben uns eine falsche
grammatische Einstellung zu dem Wort. |
| ⍈
ˇ[Zu S. 37] A
Die Erklärung der Bedeutung eines Worts hat einen Effekt ähnlich dem
‘Weiterwissen’, wenn man jemandem den Anfang
eines Gedichts sagt, bis er sagt: jetzt weiß ich weiter.
(Sage Dir selbst die verschiedenen psychischen Möglichkeiten
dieses Weiterwissens.)
|
|
Die Weise, wie wir die Sprache erlernten, ist in ihrem Gebrauch
nicht enthalten.
(Wie die Ursache eben nicht in ihrer Wirkung.) |
|
Welche Wirkung hat die hinweisende Erklärung?
Wird sie beim Gebrauch des Wortes immer wieder herangezogen, oder wirkt
sie wie eine Impfung, die uns bis auf weiteres geändert hat?
|
|
Die Erklärung als Teil des Kalküls kann nicht in die Ferne wirken.
Sie wirkt nur soweit sie angewandt wird.
|
| ⌊§1⌋
Augustinus
beschreibt, wie
Wir erhalten hier
Hier ist das Bild, in welchem die Idee
Von einem Unterschied der Wortarten
…die anderen übrigen Wortarten schließen sich diesen nach hinten zu an an diese gegen den Hintergrund . |
| ⌊§2⌋
Denken wir uns diese Stelle Dir ˇaber diese
Verwendung der Sprache: vor⌊:⌋
|
1) See facsimile; arrow pointing right, indicating that the line shall be indented.
To cite this element you can use the following URL:
BOXVIEW: http://www.wittgensteinsource.org/BTE/Ms-140_d