| | / | | |
2.2.48.
Man sagt nicht
“Es dürfte sich so verhalten; verhält sich
aber anders.” Oder:
“Ich nehme an er kommt morgen; er wird aber
ˇtatsächlich nicht kommen.”
| | |
| | C | | | In das
Sprachspiel der Meldung tritt eben der Meldende mit ein, ob er in ihr
erwähnt ist, oder nicht. Nun spricht man
aber doch von einem Sinn des Satzes (der Meldung),
& tritt in diesen der Meldende ein, auch wenn seiner
im Satz nicht gedacht wird? – Wenn die Meldung ist
“Der Feind rückt heran”, so bezieht sie
sich doch auf etwas, was etwa in einem Bilde dargestellt werden
kann // könnte // worauf der
Meldende jedenfalls nicht erscheint. –
Welches Bild entspräche dann aber der Meldung
“Ich glaube, der Feind …”?
Muß auf ihm der Meldende zu sehn sein? – Ich
will sagen: es kommt auf's Bild nicht an, sondern
auf seine Verwendung // auf die seiner Verwendung. //
| | |
| | C | | | Aber kann man
sich nicht eben eine Verwendung denken, in welchem der
Meldende nicht hineinspielt? Wenn etwa die Stimme vom
Himmel heruntertönte. – Und wie, wenn diese
Stimme nun sagte: “Ich glaube, daß
…”?
| | |
| | C ? / | | |
3.2.48.
Denken wir uns, das
Ausrufen der Züge auf unsern Bahnhöfen würde durch eine
Maschine besorgt, die die Meldungen von draußen erhält
& verarbeitet. – Hätte es Sinn wenn sie
ausriefe “Ich glaube, der Zug
…”? 1 Man könnte es als ein
Zeichen Unsicherheit der
Situation auffassen. Wenn [S|s]ie aber
ausriefe “Der Zug … wird nun …
eintreffen; ich glaube es nicht” – daraus könnten
wir gar nichts machen.
Wenn ein menschlicher Ausrufer dies sagte,
könnte man es so auffassen:
“Den Meldungen entsprechend wird der Zug um …
ankommen, aber ich glaube (vielleicht ohne Grund), daß es
nicht geschehen wird.” Der Ausrufer muß also
pflichtgemäß das eine ausrufen, sagt aber,, inoffiziell,
er habe eine Ahnung, es werde nicht geschehen.
| | |
| | ∫ / | | | Das
heißt[:|;] man könnte man
könnte den Behauptungssatz “p, & ich
glaube daß ~p” in einem Sprachspiel
, man tut es aber
nicht. – Denn selbst wenn der Ausrufer dies sagte, so
würden wir ihn nicht ohne weiteres verstehen, könnten nur
für seine Worte eine Deutung finden.
| | |
| | / | | | Man sagt nicht
“Dies wird wahrscheinlich eintreten,
tatsächlich aber nicht”, , obwohl
der Sinn davon leicht zu erraten wäre.
| | |
| | ∫ | | | Was ich
zu sagen hätte, sagen will, | fällt mir sehr
schwer auszudrücken: Das ist unser Begriff vom
‘glauben’ – so setzen wir die Linie
von der Annahme zur Behauptung fort. Nun versuchen
wir eine andere Fortsetzung, wir verändern die Linie des Begriffs
& sagen nun “Das ist ja garnicht mehr derselbe!” Das heißt:
das Wort “glauben” paßt
2 nun auch nicht mehr für
den Teil der Linie, den wir unverändert ließen.
Wenn ich ˇmir nämlich sage:
“Angenommen, ich glaube daß … , es ist aber
nicht so” –, so frage ich mich etwa:
“Was nehme ich da eigentlich an, wenn ich
annehme, ich glaube das & das?”
Darauf scheint eine Antwort möglich, indem ich mir
vorstelle, wie das ist: zu glauben.
(Freilich ist das alles nur
[m|M]ißverständnis) Ich richte also
meinen Blick in der in mich um
dort das Glauben an den Sachverhalt zu entdecken. –
Nun frage ich: Warum kann ich diesen Seelenzustand des
Glaubens, den ich in diesem Falle annehme, nicht auch als
gegenwärtig behaupten? wenn auch diese
Behauptung freilich unserm “Ich glaube
… ” nicht gleichkommt. – Kaum will ich
nun – in diesem neuen Sinne – aussagen, ich
glaubte … obwohl es nicht der Fall sein, so verliert
diese Aussage jeden Sinn. Und ich
fühle ich kann, was ich
früher annahm, nicht für die Gegenwart behaupten.
Als ich aber die Annahme aussprach, war sie wohl
für mich ganz verständlich, ich konnte mir beiläufig
eine Verwendung für sie vorstell
denken, wußte daß ich bei ihrer Verwendung nicht in
Verlegenheit kommen würde, aber das war auch alles.
Ich hatte kein klares Bild von dem Unterschied der Anwendung von
“Angenommen es regnet” &
“Angenommen, ich glaube, daß
… ”.
| | |
| | ∫ | | | Die Sinnlosigkeit der
Behauptung, 2 wo doch die Annahme Sinn hatte,
überraschte mich, weil ich in der Annahme nicht ihre Grammatik
sah, sondern bloß den wohlbekannten Wortlaut hörte
& wußte, daß er zu brauchen sein werde.
| | |
| | / | | | Die Linie liegt
schon in der Annahme die anders, als Du
.
| | |
| | / | | | Ich
möchte sagen: In den Worten
“Angenommen ich glaube das” setzt Du schon die
ganze Grammatik des Wortes. “Glauben”
voraus. Du nimmst nicht etwas an, was Dir, sozusagen,
eindeutig durch ein Bild gegeben ist, so daß du dann eine Andere
als die gewöhnliche Behauptung an diese Annahme
anstückeln kannst. Du wüßtest
garnicht, was Du hier annimmst⌊,⌋
wenn Dir nicht schon die Verwendung von “glauben”
geläufig wäre.
| | |
| | ? / | | | Es ist die
unsichtbare Anwendung, die (uns) hier ihr Gesicht
zeigt. Der ˇbesondern Technik sind
wir uns nicht bewußt, sie fließt, sozusagen,
unterirdisch, ohne daß wir sie merken dahin;
& wir werden uns ihrer nur dort plötzlich
bewußt, wo sie mit unsrer falschen Vorstellung offen in
Widerspruch tritt. Wo wir etwa merken, ein Satz habe etwa
keinen Sinn ˇWir wissen gar
nicht was wir mit ihm anfangen sollen von dem dies nicht
ohne weiteres zu vermuten war.
| | |
| | ∫ | | | Ja, wenn ich zum Fenster
hinaus schaue, so sehe ich, ˇ // so nehme ich
wahr, // daß es regnet; wenn ich aber in mich
schaue, sehe ich, 3 daß ich es nicht glaube. – Sehe ich denn wirklich in mir, ob ich glaube? Nun wenn es so ist, so
kann ich den paradoxen Satz auch
sagen. // ich die paradoxe Aussage auch
machen. // Es wird dann
ein Teil als Meldung über's Wetter, der
andere über einen seltsamen Zustand meines Geistes aufzufassen
sein. Das versteht sich aber nicht von selbst nach der
normalen Technik des Gebrauchs jener Worte.
| | |
| | ∫ | | | Vergleiche:
“Ich rate Dir, daß Du … , aber der Rat ist
schlecht.” – anderseits:
“Angenommen: ich riete Dir … , aber
der Rat wäre schlecht –”.
| | |
| | ∫ | | | Er meldet, er habe
Schmerzen & glaube, der Feind rücke heran.
| | |
| | ? / | | |
Kann man dem Arzt als Symptom einer geistigen Erkrankung mitteilen
“Ich glaube …”? –
Wohl aber ˇetwa: “Ich glaube immer
Stimmen zu hören”. “Ich nehme
immer an, er sei mir untreu, er ist es aber nicht.”
Die Linie des Begriffs scheint jäh
abgebrochen // scheint
gebrochen // ! –
| | |
| | C | | | Wenn ich die Meldung
“Der Feind rückt heran” durch ein Bild
des heranrückenden Feindes , wie soll ich die Meldung “Ich
glaube, der Feind … ” darstellen? Wieder
durch ein Bild des heranrückenden Feindes, aber vielleicht
nicht so deutlich nebelhaftig | gemalt,
– oder durch ein Bild von mir & in meinem Kopf etwa ein
Bild des heranrückenden Feindes? – Wie aber
wenn ich auch die Meldung “Der Feind rückt
heran” auf diese Weise, durch 3 ein Bild in meinem Kopf zur
brächte?
Wäre denn das falsch? So wenig, wie wenn ich
gelernt hätte vor jede meiner Meldungen die Worte
“Ich glaube” zu setzen. Es ist der
ewige Widerstreit zwischen dem Bild der Bedeutung, des
Sinnes, & der Technik der Sprache.
| | |
| | / | | | “Der Satz
‘Ich glaube es, & es ist nicht wahr’
kann doch die Wahrheit sein. Wenn ich es
nämlich wirklich glaube, & sich dieser Glaube als falsch
herausstellt.”
| | |
| | ∫ | | | “Ich glaube es,
aber Gott gibt mir ein, zu sagen, es ist
nicht so.”
| | |
| | C | | | Denk dir eine Sitte, nach
welcher man ein Recht nur hat, über den eigenen Zustand etwas
auszusagen. Alles andere gilt als Vermessenheit.
Die Leute leben aber, in praktischer Hinsicht, doch so
wie wir.
| | |
| | C | | | “Es regnet heute
gewiß” “Angenommen, es regnet heute
gewiß.” Ebenso:
‘vielleicht’.
| | |
| | / | | | Ich sage vom Andern
“Er scheint zu glauben … ”
& Andere sagen es von mir. Nun warum sagte
ich's nie von mir, auch wenn die Andern es mit
Recht von mir sagen? Ebenso:
“Es ist offenbar er glaubt … ”
Sehe ich mich selbst denn nicht? – Man kann es
sagen.
| | |
| | / | | | A:
“Ich glaube, es regnet.” –
B: “Ich glaube es
nicht.” Nun, sie widersprechen einander (ja)
nicht; Jeder sagt etwas über
sich selbst aus. 4
| | |
| | C | | | Ich nehme an,
: ich sehe zum Fenster hinaus & sage zu mir
selbst “Ach, es regnet.” – Das
ist doch so etwas wie die Annahme: ich glaube, daß
es regnet. – Was entspricht nun dem Behauptungssatz
“Ich glaube daß es regnet”?
Soll ich sagen[;| ,] der:
Behauptungssatz Ist es der:
“Ich sage ˇzu mir selbst ‘Ach, es
regnet’”, oder der:
“Ach es regnet”? – In der
Behauptung kann ich das “Ich sage zu mir
selbst” weglassen, aber nicht in der Annahme.
Aber da schiene es ja, als gehörten eigentlich diese
Behauptung & diese Annahme gar nicht zusammen!
Oder wenn ich doch sage, sie passen, so möchte man jetzt die
Behauptung finden, die im gewöhnlichen Sinne zu jener
Annahme paßt.
Das wäre aber ‘wie
ein Versuch, aus der eignen Haut zu fahren’
(Frege).
| | |
| | ∫ | | | Nehme ich an,
daß Einer glaubt … , so kann ich auch annehmen, daß er
seinem Glauben Ausdruck verleiht // gibt // & sagt “Ich
glaube, es ist so” oder auch “Es ist
so”; ich nehme an, daß er diese als ungefähre
Äquivalente gebraucht.
| | |
| | ∫ ? / | | |
Was spricht überhaupt dafür, daß der, der sagt
“Ich glaube … ”, etwas über den
Zustand seiner Seele sagt? Dies soll ein Zustand unsrer
Seele sein, & Ekel auch, & Sinnesempfindungen
auch.
| | |
| | ∫ | | |
Jemand könnte vorschlagen, der Sinn von “Ich
glaube, es wird … ” sei: “Meine
Reaktion ist ziemlich eindeutig ‘Es wird
regnen’”. Als wäre also die
Äußerung ein Ablesen des innern Instrumentes. –
Aber nun 4 müßte er doch noch
hinzufügen, daß diese Ablesung // dies
Ablesen // so verwendet
wird // werden muß
// wie die Behauptung: es verhält
sich so, –
[D|d].h.: daß das zur
Analogie mit der Außerung
“Ich glaube” gehört.
Denn dies würde aus dem Bild vom Ablesen eines Instruments
nicht folgen.
| | |
| | C | | | “Der Begriff ist
nicht nur eine Technik sondern auch eine
Physiognomie” Heißt
“Physiognomie” hier: “etwas
Einprägsames”? Etwas, was ein guter
Bekannter werden kann? Das Zentrum einer Menge
von Assoziationen? –
| | |
| | | | | Fühle mich unwohl. Nicht
körperlich, aber geistig. Fürchte den Ausbruch
eines Wahnsinns. Gott allein
weiß ob ich in Gefahr bin.
| | |
| | C | | |
4.2.
Sinneseindrücke.
Sie scheinen ihrer Natur nach ähnlich. Was meinen
wir damit? “Kann es denn
unähnlicheres geben als einen Ton
& eine Farbe?” möchte man fragen.
Aber auch hier macht man einen seltsamen Fehler. Denn
was ist die Funktion dieser Aussage? Wem macht man diese
Mitteilung? Vielleicht Einem, dem unsre Sprache &
dessen Sprache uns fremd ist, & dem wir ein
großes Mißverstandnis
erklären wollen. Es handelt sich also um eine
Erklärung einer Bedeutung.
| | |
| | C | | | Nun, & wem machen
wir die Mitteilung, es sei da doch eine Verwandtschaft vorhanden;
& wozu? Wir wollen erklären // darüber ins Klare kommen // , von
welcher Art der Verwandtschaft hier 5 die Rede sein kann.
| | |
| | ? / | | |
“Es gibt kein bläuliches Gelb” ähnlich
dem Satz “Es gibt kein regelmäßiges
Zweieck” eine Aussage der Farbengeometrie könnte man es
nennen, d.h. ein begriffsbestimmender
Satz.
| | |
| | ? / | | | Wenn ich Einen
gelehrt hätte, die 6 primären Farbnamen zu
[b|g]ebrauchen & die Silbe
“lich”, so könnte ich ihm Befehle geben,
wie “Male hier ein grünliches
Weiß!” – Einmal aber sage ich ihm
“Mal ein rötliches Grün!”
Ich beobachte seine Reaktion. Vielleicht wird er
Grün & Rot mischen & von dem Resultat
nicht befriedigt sein; vielleicht endlich sagen:
“Es gibt kein rötliches Grün.”
– Analog hätte ich ihm dazu bringen können mir zu
sagen “Ein regelmäßiges Zweieck gibt es
nicht!” oder “Eine Quadratwurzel
aus – 25 gibt es nicht”.
| | |
| | C | | | Soll ich nun sagen:
“Es liegt in der Natur der Farben Grün
& Rot, daß sie keine Zwischenfarben
haben”? – ‘In ihrer
Natur’ – das würde sagen: Wenn Du
weißt, was unter “Grün” &
“Rot” verstanden wird, also mit der Natur
dieser Gegenstände bekannt bist, so weißt Du, daß sie
Zwischenfarben nicht haben. – Aber die Redewendungen,
die ich hier gebraucht ˇsind &
(die) sind von andern Fällen ˇaus der
Umgebung geborgt sind
& ihre Anwendung // Verwendung // schwer
durchführen. Der Satz sagt etwa:
“Schau Grün & Rot nur an,
& Du weißt, daß es sich so verhält”;
& das ist wahr, sofern der die Bedeutung jener Wörter
versteht, dem 5 etwas Grünes & etwas
Rotes gezeigt wird. Aber worauf schaue ich, um
die Bedeutung von “lich” zu
verstehen? Etwa auf ein grünliches Gelb? – Und wie werde nun die Anwendung auf grünliches
Rot!? Ich könnte doch auch sagen:
“Ich weiß nicht, was mit
‘gründlichem Rot’ gemeint
ist”.
| | |
| | C | | | “In der Natur der
Farben”, d.h. eigentlich:
im innern Bau, in der Struktur. Aber haben denn Farben eine
Struktur? Die Anwendung des Farbworts hat eine.
Und insofern hat der Begriff eine.
| | |
| | C | | | Zu sagen
“Es liegt an den
Begriffen am Begriff | ” klingt wie: “Nichts
leichter, als uns einen anderen Begriff zu
schmieden.” andere Begriffe
schmieden.”
| | |
| | ? / | | | Zwischen
grün & rot, will ich sagen, eine
geometrische Leere, nicht eine physikalische.
| | |
| | ? / | | |
Aber entspricht dieser also nichts Physikalisches?
Das leugne ich nicht. (Und wenn es bloß unsre
Gewöhnung an diese Begriffe, an diese Sprachspiele
wäre. Aber ich sage nicht, daß es so
ist.)
| | |
| | C | | | Ist denn, daß wir die
Dinge in dieser Weise (miteinander) vergleichen, sie
so im Gebrauch zusammennehmen, ist ˇdies denn
willkürlich? Nicht mehr, als daß wir uns von
diesem & nicht von jenem nähren.
| | |
| | ? / | | | Wenn wir
einem Menschen Einer eine
bestimmte eine bestimmte | Technik // die & die
Technik // durch Exempel beibringen – daß er
dann in einem bestimmten neuen Fall so & nicht
so geht, oder daß er dann stockt, daß für ihn als
dies & nicht jenes die (natürliche)
6 Fortsetzung ist, ist allein
schon ein höchst wichtiges Naturfaktum.
| | |
| | ∫ / | | | Vielleicht
erklärt Einer: “Ich kann mir unter
‘bläulich-gelb’ nichts
vorstellen, es handelt sich also hier um eine Tatsache der
Psychologie.” Und es ist daran etwas
Wahres. // etwas richtig //
Grün könnte man ja
“bläulich-gelb” nennen, & wenn Dir
das aus welchen Ursachen immer, sei es durch
Deinec
Erziehung, sei es aus ˇirgendwelchen andern Ursachen,
unnatürlich erscheint, // , nicht natürlich
ist, // so ist dies eine wichtige Tatsache.
| | |
| | / | | |
“Aber wenn ich mit
‘bläulich-gelb’ grün meine, so fasse
ich eben diesen Ausdruck anders als nach der ursprünglichen
Weise auf. Die ursprüngliche Auffassung bezeichnet
einen andern & eben nicht gangbaren
Weg.” Was ist aber hier das richtige
Gleichnis? das vom physisch nicht gangbaren Weg, oder vom
nicht-Existieren des Weges? Also
das Gleichnis der physikalischen oder der mathematischen
Unmöglichkeit?
| | |
| | / | | |
5.2.
Wir haben ein System der Farben wie
ein System der Zahlen. Liegen die Systeme in
unserer Natur, oder in der Natur der Dinge? Wie
soll man's sagen? – Nicht in der
Natur der Zahlen oder Farben.
| | |
| | C | | | Kann, oder will man sich
unter blaulich gelb ‘nichts
vorstellen’? Seltsame Frage.
“Bläulichgelb”
fällt auf ein Loch.
| | |
| | / | | | Hat denn dieses System
etwas Willkürliches? Ja & nein.
Es ist mit Willkürlichem verwandt &
6 mit
Nicht-Willkürlichem.
| | |
| | ∫ | | | Das Farben-Oktaeder,
ist es ein Bild der Natur der Farben?
| | |
| | C | | | Denke, ich
zeigte Einem eine Reihe bunter Farben & sagte
“Schau, hier zeige ich Dir einige von den
Einrichtungsgegenständen der Welt; schau Die sie gut
an, wie schön sie sind” – könnte man wirklich
sagen, Gott habe diese Farben
erschaffen; nicht vielmehr diese farbigen Gegenstände,
auf die ich zeige? Wenn ich Einem Farben (also
Farbmuster) zeige & sage “Schau, das
sind die bunten Farben; andre gibt's nicht” zeige
ich ihm die Natur der bunten Farbe? Sieht er
denn ein Faktum? er sieht ja nur ein Bild!
(Mathematischer Beweis.)
| | |
| | C | | | Ich könnte mir denken
daß Einer das Farbenoktaeder & sagt: “Es ist
herrlich, wie hier alles der Natur der Farbe
entspricht!” So wäre also ein anders
eingerichtetes Schema nicht so gut. – Oder
wäre es ebensogut, würde aber etwas Anderes
darstellen? (D.h. einem anderen
Begriff entsprechen?) Oder soll ich von manchem Schema
sagen es entspräche gar keinem, oder einem nicht
wichtigen Begriff? Soll ich also
sagen: “Das Farbenoktaeder bringt einen
ungemein wichtigen Begriff zur Darstellung”?
| | |
| | C | | | Es
leuchtet auf den ersten Blick ein, daß man nichts als
Zwischenfarben zwischen von Rot & grün
7 anerkennen will.
(Und ob es dem Menschen immer so einleuchtet, oder
erst nach Erfahrung & Erziehung ist ˇhier
gleichgültig.)
| | |
| | C | | |
“So will ich die Dinge
zusammennehmen!” könnte man sagen.
| | |
| | C | | | ? /
Man könnte auch sagen: “Diese
Zusammenstellung leuchtet mir ein!” – Aber
was leuchtet mir an ihr ein? Ist es nicht als ob einem
der Abacus
einleuchtete?!
| | |
| | C / | | |
Ist der Begriff des “ … lich” nicht
eben durch das Farbenoktaeder // durch dieses
Farbenschema // bestimmt?
(D.h.: gibt es nicht den
Wörtern “ … lich … ” ihre
Bedeutung? im Gegensatze nämlich zu der Idee, daß
es etwas t über die Farben
‘ … lich … ’ aussagte
∖)
| | |
| | ∫ / | | |
Was würden wir von Menschen denken, die ein
‘rötlichgrün’ kennten (etwa
Olivgrün so nennen)? Und was heißt
das: es wenn man sagen würde: | “Die haben dann
überhaupt einen andern Begriff der
Farben”? Als wollten wir sagen:
“Es wäre eben dann nicht dieser
Begriff sondern ein anderer”
– , indem wir auf unsern zeigen.
Als gebe es also einen Gegenstand Begriff eindeutig
angehörte.
| | |
| | / | | | Die Leute kennen ein
Rötlichgrün. Aber es gibt doch gar
keins! – Welcher sonderbare Satz. –
(Wie weißt Du's nur?)
| | |
| | / | | | (Das Bild, das
de[m|n] Begriff charakterisiert, wäre etwas wie eine
algebraische 7 Formel.)
| | |
| | / | | | Sagen wir's
doch (einmal) so: Müssen denn diese Leute die
Diskrepanz merken? Vielleicht sind sie zu stumpf
dazu. Und dann wieder: vielleicht auch nicht. –
| | |
| | / | | |
Ja aber hat denn die Natur hier gar nichts
mitzureden?! Doch – Nur macht sie sich
auf andere Weise hörbar.
“Irgendwo wirst Du doch an Existenz &
Nichtexistenz anrennen!” – Das heißt
aber doch an Tatsachen, nicht an Begriffe.
| | |
| | C | | | Gibt es eine
Naturgeschichte der Farben? – Die wäre
zeitlos. – Warum aber ist man versucht, von einer
solchen zu reden &, z.B., das
Farbenoktaeder wie // als // ein Schema zu ihr zu
betrachten? (Eine Mineralogie der Farben.)
Doch weil ihm nichts Willkürliches anhaftet.
Aber macht es freilich nicht zur
Darstellung einer Naturerscheinung. Sondern
;sondern weist nur daraufhin,
daß viel an dieser Darstellung hängt.
| | |
| | C | | | “Wenn er
das tut, dann hat er eben überhaupt einen andern
Charakter.” Den Begriff des
‘Charakters’ aus welchem alles übrige
springt; die Quellen dieses Begriffs.
| | |
| | / | | | Es ist ˇeine
Tatsache von der höchsten Wichtigkeit daß eine Farbe, die
wir (z.B.) “rötlich
gelb” zu nennen geneigt sind, sich wirklich durch Mischung
(auf verschiedene Weise) von Rot & Gelb
erzeugen läßt. Und daß wir nicht im
Stande sind, eine Farbe, die durch
8 Mischen von Rot &
Grün entstanden ist, ohne weiteres als eine zu erkennen, die sich
so erzeugen läßt. (Was aber bedeutet
“ohne weiteres” hier?) Es
könnte Leute geben, die ein regelmäßiges
97-Eck ohne zu zählen, auf einen Blick als solches
erkennten.
| | |
| | C | | | Wenn die Türe nach
innen aufgeht, & ich nicht daran denke, sie
könnte so aufgehn, so bin ich eingesperrt.
| | |
| | ? / | | |
Begriffe mit einer Malweise verglichen: Ist denn auch
nur unsre Malweise willkürlich? Können
wir uns einfach entscheiden, die der Ägypter
anzunehmen? Oder handelt sich's da nur um
hübsch & häßlich?
| | |
| | C | | |
6.2.
Ein Land in dem jede Form ihre eigene
Farbe hat & jede Farbe nur diese Form.
Käme einmal ein Stein vor der grün wäre (wie
sonst nur Gras), so würden ihn die Leute
“Stein-Graß”
nennen. In der Natur scheinen Farbe & Form
vielmehr Eins als im Zimmer.
| | |
| | C | | | Aber sind denn
‘die Form betrachten’ & ‘die Farbe
betrachten’ (oder genießen) nicht immer
verschieden.
| | |
| | C | | | Willst Du also annehmen,
daß jene Leute nicht im Stande wären
verschiedene Naturgegenstände nach ihrer Farbe in eine
Reihe zu ordnen? // in eine Folge zu
ordnen? // daß es bei ihnen dieses Sprachspiel
nicht gibt? Ich will sagen: Sie brauchen gar
keine Farbnamen zu haben, können aber doch ˇetwas
sagen, was darauf hinaus kommt, :
daß dieser Stein ˇliege diesem Blatt in
farblicher 8 Beziehung näher
liegt als jenem.
Russell Ja, sie
brauchen natürlich auch das nicht zu sagen, sondern nur ihre
Freude daran haben Gegenstände, – wie
wir sagen würden: nach ihren Farbabstufungen –
im Reihen zu legen. Müßte ich aber von diesen
Leuten sagen, sie hätten die Farbbegriffe von den
Erscheinungen abstrahiert?
| | |
| | C / | | | Denn uns
scheint es manchmal, als hätten wir den Gegenstand Grün
(z.B.) aus den Dingen ˇum uns
gleichsam extrahiert, wie eine Essenz.
| | |
| | C | | | Es wäre
bedenklich, zu sagen, unsre Begriffe zeigten, wie wir die Welt
ansehen. Aber es ist etwas Wahres daran; nur handelt
sich's nicht um's Ansehn so sehr als
um's Behandeln. Sind die
Möbelstücke in einem Zimmer ‘Einheiten’
für uns, weil wir sie so
‘sehen’? Ist nicht
das wichtig, daß sie fest gefügt sind,
daß ich ◇◇◇ im allgemeinen ihre Teile nicht
einzeln zu verschiedenen Zwecken & in neuen
Zusammenstellungen zu verschiedenen Zwecken gebrauchte
(& alles was damit in Zusammenhang
steht)?
| | |
| | C | | | Was will ich aber
sagen? Daß – daß wir andere
Begriffe hätten, wenn unsre Umgebung & unser Leben anders
wären? Und wäre das eine
wissenschaftliche // naturgeschichtliche //
Hypothese? Oder will ich sagen:
Andere Begriffe – das heißt: andre Sprachspiele,
also ein anderes Leben. Ein anders Leben aber ist // heißt // eines, das dem unsern
ähnlich ist sonst würden wir's nicht mehr als
‘Leben’ ansehen, d.h.,
9 es würde für uns
das bestimmte Interesse verlieren. – Wie nahe
muß es also unserm Leben sein? Diese Frage kann nicht
richtig gestellt sein; denn in ihr vergesse ich den Zweck
den dieses Vorstellen überhaupt hat warum will ich denn
überhaupt Variationen unsrer Begriffe
konstruieren? // unsrer Begriffswelt
konstruieren? // Geschieht es nicht, um
Unterschiede, & manchmal
ÄhnlichkeitenV, zu betonen, die bisher verwischt
waren? Wir neue
Grenzen // Grenzmauern // ,
reißen alte nieder, um (?) ⌊der Hypnose durch
eine gewöhnte Art der Darstellung zu
entgehen(?)⌋
| | |
| | / | | | Haben wir denn die
menschliche Sprache erfunden? Sowenig wie das
Gehen auf zwei Beinen.
| | |
| | C | | |
Die Begriffe der
Sternbilder. Hier würde
Köhler
sagen: Da siehst Du, daß Sinnesempfindung sie
zusammennimmt & also für unsre Begriffe
verantwortlich ist.
| | |
| | ? / | | | Es ist eine
wichtige Tatsache, daß wenn so verhält, daß Menschen, die
den großen
Bären etwa eine Konstellation | in Strichen wiedergeben sollen, dies
ˇwenn sie sich selbst überlassen sind immer, oder
meistens, auf eine bestimmte Weise & nie auf
eine bestimmte Weise & nie auf eine
ˇbestimmte andre Weise tun. Aber
heißt das, : die
Konstellation so sehen? Liegt darin
z.B. schon die Möglichkeit eines Umschlages
des Aspekts? Denn es ist ja das Umschlagen
wir als analog Wechsel eines Bildes empfinden. // das
Umschlagen, dessen Analogie mit Wechsel des Bildes uns
beeindruckt. // // das
Umschlagen, dessen Ähnlichkeit Vergleichbarkeit | mit einem 9 Wechseln des Gesichtsobjekts
wir empfinden. Wechsel des angeschauten Bildes
uns in die Augen fällt. | //
| | |
| | ? / | | | Wenn nicht der
Wechsel des Aspekts vorläge, so gäbe es nur
Auffassung, nicht ein so oder so sehen.
| | |
| | ? / | | |
Das scheint absurd. Als wollte man sagen.
“Wenn ich nur immer mit Kohle heize, & nicht
auch manchmal mit etwas anderem, so heize ich auch mit
Kohle” Aber kann man nicht sagen:
“Wenn es nur eine Substanz gäbe, so
hätte man keinen Gebrauch für das Wort
‘Substanz’”? Aber das heißt
doch: Der Begriff ‘Substanz’ setzt den
Begriff ‘Unterschied der Substanz’ voraus.
(Wie der des Schachkönigs den des
Schachzuges;) oder wie der der Farbe den der
Farben.)
| | |
| | C | | | Das charakteristische des
Aspekts ist seine Vergleichbarkeit mit dem Sehen
dieses & nicht jenes
Objekts, obschon beide in
unserer Wahrnehmung enthalten sind.
| | |
| | C ? / | | | Wir
müssen nun immer daran erinnern daß wir ja nicht ein
psychologisches Phänomen aus einem andern erklären
wollen; sondern sie nur, so wie wir sie finden,
gruppieren wollen. // zu
ordnen
haben gruppieren versuchen | // // finden, in
eine(r) Ordnung zusammenstellen
sollen //
| | |
| | C | | | Wir wollen also nicht
sagen, daß dies eigentlich jenes ist, sondern
nur, soweit wir es vermögen, ˇauf Ähnlichkeiten
& Unähnlichkeiten weisen.
| | |
| | | | |
7.2.
Ich teile Einem etwas anderes mit, wenn ich ihm sage:
a) daß in der Zeichnung, die er nicht
10 sieht; die & die
Form enthalten ist – b) daß in der Zeichnung,
die er sieht, die Form enthalten ist, die er noch
nicht bemerkt – c) daß ich gerade
entdeckt habe, die Zeichnung, die mir wohl bekannt war
enthielte diese Form – d) daß ich
jetzt gerade die Zeichnung in diesem Aspekt
sehe. Jede dieser Mitteilungen hat ein anderes
Interesse.
| | |
| | / | | | Die erste ist eine
teilweise Beschreibung eines wahrgenommenen Gegenstands, ˇetwa
analog der “Ich sehe dort etwas
Rotes”. [d|D]ie
zweite ist, was eine
“geometrische Mitteilung” nennen . Sie ist im Gegensatz zur ersten
zeitlos. Die Entdeckung daß es sich so verhält, ist
von der Art mathematischer Entdeckungen.
| | |
| | / | | | Aber könnte die
Mitteilung nicht auch in Form
gemacht werden? Etwa so: “Wenn
Du diese Zeichnung hin & her wendest
wir[d|s]t Du diese
in ihr
sehen, ohne daß sich Linien zu haben scheinen.”
Daß wir dies Faktum begriffsbestimmend verwenden,
ist damit noch nicht gesagt.
| | |
| | / | | | Wie macht man denn die
Entdeckung? Etwa so: Man
auf durchscheinendem
Papier – vielleicht rein zufällig – gewisse Linien der
Zeichnung nach. Dann sieht man: das ist ja ein
Gesicht! Oder man macht diesen Ausruf ˇeinmal beim
Anblick der Zeichnung & zieht jenen Linien nach. – Und
wo ist hier die Entdeckung? – Dies muß
erst als Entdeckung, & insbesondere als
geometrische 10 Entdeckung, interpretiert
werden.
| | |
| | C | | | Die Entdeckung, das
Erkennen dieser Form in jener, mußte nicht so vorsichgehen, als
habe das wohlbekannte Bild plötzlich seine Natur
verändert – so wie es ist, wenn wir die das
Würfelschema plötzlich in anderer räumlicher Lage
sehen. (Es könnte ja wieder ,
z.B., so vor sich gehen, daß der Entdecker
Figur zufällig
aus der Zeichnung herauspaust.) Ein
Spielen mit dem Umschlagen des Aspekts ist dabei jedenfalls
nicht nötig.
| | |
| | C | | | Wie ist es
damit[?| .] Ich Einer
s⌊i⌋eh[e|t] eine Fläche mit regellosen Strichen bedeckt;
plötzlich bemerk[e|t] ich
er in ihnen eine
Schrift, die er nun verfolgt & liest. Was soll ich
sagen: Sieht er die Schrift in jenen
Strichen? Freilich. Aber ist es der gleiche
Fall, wie das Sehen der Gestalt im Vexierbild? Es ist ein
verwandter. Die Schrift fiel ihm
auf. Zuerst etwa etwas
Schriftähnliches an den Strichen, dann, daß es wirklich eine
Schrift sei. ‘Die Schrift fing an
aufzuleuchten & nun leuchtet sie ganz auf.’
| | |
| | / | | | Ein
Aspekt kann in mir dadurch ˇerscheinen
hervorgerufen werden, daß mich Einer auf ihn
aufmerksam macht. Wie sehr
verschiedenen ist doch dieses
‘Sehen’ // Wie sehr
unterscheidet ˇdas doch dies dieses
‘[s|S]ehen’ vom Wahrnehmen der
Farben & Formen!
| | |
| | C ∖ | | |
Das Philosophieren ist ein systematisches Erinnern. 11
| | |
| | C | | | Denke an den
Prozess, Dir eine bestimmte
Konstellation unter einer größern Anzahl von Punkten
einzuprägen. So daß Du sie beim nächsten
Hinsehen sofort wieder findest. Während Du nun
dies tust – andert sich nicht
fortwährend was Du siehst? Es gibt da
z.B. ein Zusammenstellen der Konstellation mit
dem Blick, ehe sie als Ganzes gesehen wird.
| | |
| | C | | | Die Frage ist nicht
“Wie macht man das?”, “was
geht da vor?”, sondern: Was teilt man
Einem mit, denn man sagt …?
| | |
| | / | | | Bemerken &
Sehn[:| .] Man sagt nicht
“Ich habe es 5 Minuten lang bemerkt”.
| | |
| | C | | | Folgt
daraus, daß man es nicht in dieser Weise gesehen hat,
daß man es in einer andern Weise gesehen hat?
Folgt daraus, daß man es nie damit verglichen hat,
daß man es mit etwas anderm verglichen hat?
(Oder gar mit sich selbst?)
| | |
| | C | | | Es wäre möglich
daß Einer, dem ich eine Form in einem Bild durch Nachziehen zeige,
sie immer gleich wieder verlöre, & sie ihm vom Frischen
gezeigt werden müßte.
| | |
| | C | | | Schwarzes &
weißes Kreuz. “Der eine Aspekts
verschwindet nun ganz, als wär es nie
dagewesen. Ich sehe auch kein Bißchen
von ihm.”
| | |
| | C | | | Es ist für mich jetzt
das, & jetzt das – was immer das
heißen mag. 11
| | |
| | C | | | Schwarzes &
weißes Kreuz. “Einmal schwebt mir das
vor, einmal das.”
| | |
| | C / | | |
D[w|u] mußt bedenken, daß die Beschreibung
“Ich sehe jetzt ein schwarzes Kreuz … ”
nicht verstanden werden müßte. Wer sagte
“Jetzt sehe ich ein Schwarzes Kreuz … –
jetzt ein weißes … ”, dem könnte ja einer
antworten: “Du beschreibst ja jedesmal das
Gleiche!”
| | |
| | C / | | |
“Das ist doch kein Sehen!”
– “Das ist doch ein
Sehen!” – Beide müssen sich
begrifflich rechtfertigen lassen.
| | |
| | ∫ | | | “Wenn ich ein
Gemälde ansehe, so sind die menschlichen Gestalten darauf
menschliche Gestalten für mich; ich sehe sie als
solche; ich sehe nicht Farbfläche & deute
sie etwa nur in dieser Weise.” Und wie weiß
ich, daß // wenn // der Andre es
auch so empfindet? Was sind die Anzeichen
dafür? Wie benähme er sich wenn's
anders wäre? Nun, er redet
ˇz.B. über das Bild, wie über
die & die menschliche Situation.
| | |
| | C | | |
Es ist unrichtig
zu sagen: “Es verhält sich damit
wie der gesunde Menschenverstand
sagt.”
(Köhler,
Moore.)
Der gesunde Menschenverstand trifft hier überhaupt keine
Entscheidung. Nicht so ist es: Wir
sehen eben das, was der gesunde Menschenverstand
ˇimmer für das Gesehene hält. Denn dieser
gibt hier keine Meinung ab. Vielmehr ist es so:
Begriffliche Mißverständnisse das
‘Sehen’ betreffend rühren davon her daß wir
unsern alltäglichen Begriff des Sehens nicht richtig
erfassen. An diesen 12 muß man sich halten.
| | |
| | / | | | “Aber
sehen wir die menschlichen Gestalten auf dem Bild
wirklich?” Wonach fragt man
nur?? Es geht hier offenbar eine
Störung eines Begriffs durch einen etwas verschiedenen vor
sich. Ich sollte etwa fragen: “Sehe
ich dann die Gestalten wirklich in demselben Sinne wie
…?” Oder auch:
“Welchen Grund habe ich, hier von
‘sehen’ zu sprechen? & was lehnt sich
etwa in mir dagegen auf?”
| | |
| | C | | | Denn das ist die
beständige philosophische Frage: “Was
lehnt sich in mir dagegen auf?”
| | |
| | / | | | Ich möchte etwa die
Frage stellen: “Bin ich mir der Räumlichkeit
(Tiefe) dieses Buches, z.B., während
ich es sehe immer bewußt?
Fühle ich sie sozusagen die ganze Zeit? – Aber stell die Frage in der dritten Person.
Wann würdest Du sagen, er sei sich ihrer immer
bewußt, wann das Gegenteil? –
Angenommen, Du fragtest ihn, – aber wie hat er
gelernt Dir auf diese Frage zu antworten? – Nun, er
weiß ˇz.B., was es heißt
ununterbrochen Schmerzen zu fühlen. Aber das wird ihn
hier nur verwirren, wie es auch mich verwirrt.
| | |
| | ? / | | | Wenn er mir nun
sagt, er sei sich der Tiefe fortwährend bewußt, – glaub
ich's ihm? Und wenn er sagt, er sei sich ihrer
nur von Zeit zu Zeit bewußt– , wenn er
etwa von ihr redet, – glaub ich ihm das?
Es wird mir vor-12 kommen, als ruhten diese Antworten auf
falscher Grundlage. – Anders aber, wenn er mir sagt,
der Gegenstand käme ihm manchmal räumlich, manchmal aber
flach vor.
| | |
| | ∫ C | | |
Schwarzes & weißes Kreuz. Man könnte
sich vorstellen, daß die Zeichnung des Würfelschemas
automatisch alternierende Aspekte annähme. Die
rotierende Trommel ändert bisweilen plötzlich ihre
scheinbare Bewegungsart, ohne daß man weiß,
warum.
| | |
| | C | | | “Aber Du wirst
doch nicht leugnen, es ist ein anderer Gesichtseindruck, es ist ein
anders subjektives Gesichtsobjekt vorhanden!”
– Wie z.B. in welchem andern
Fall? Wie wurden diese (Deine) Worte zuerst
erklärt? – Und nun müssen wir sehen,
jene
Erklärung auf den gegenwärtigen Fall paßt.
| | |
| | ? / | | | Ich
könnte Einem eine wichtige Botschaft
übermitteln mitteilen // zukommen lassen // , indem ich ihm
das Bild einer Landschaft übersende. Liest er dieses,
wie eine Werkzeichnung; ich meine: entziffert er
es? Es sieht es an & richtet sich danach.
Er sieht darauf Felsen, Bäume, ein Haus,
etc..
| | |
| | C | | |
8.2.
(Die Situation ist hier die der
praktischen Notwendigkeit, aber das Verständigungsmittel
eines, dem nichts von Verabredung, Definition,
u. dergl. anhängt, & das sonst nur
poetischen Zwecken dient.) Aber es dient eben auch die
gewöhnliche Wortsprache poetischen Zwecken.)
[Diese Bemerkung ist äußert unklar.]
| | |
| | C | | | Wenn ich,
wie es vorkommt, in einer Landschaft 13 etwas erst für das,
dann für das halte; es erst so, dann anders sehe:
– Es ist als ob die Einrichtung meines Gesichtseindrucks
nun eine andere wäre. “Ich
habe etwas anderes” (oder auch
“Es ist etwas anderes”)
möchte ich sagen. Das Theater meines
Gesichtsraumes.
| | |
| | ? / | | | Im
Fall Die Aspekte des : Es ist
quasi, wie wenn eine Vorstellung mit dem
Gesichtseindruck in Berührung käme & für eine
Zeit in Berührung bliebe.
| | |
| | ? / | | | Der Fall des
schwarzen & weißen Kreuzes aber ist anders &
ähnlich dem der räumlichen Aspekte
(z.B. der Prismenzeichnung).
| | |
| | C ∫ | | |
Wir haben nun verschiedene Beschreibungen, die auf die
verschiedenen, Fälle des ‘Sehens von
Aspekten’ besser oder weniger gut
passen. // , die auf das Sehen der Aspekte in seinen
verschiedenen hier
besser, hier weniger gut passen. //
| | |
| | C | | | Das
Aufleuchten des Aspekts ist das, was unsre
Aufmerksamkeit fesselt. // ist das uns fesselnde
Erlebnis. //
| | |
| | ? / | | | Die Versuchung,
zu sagen “Ich sehe es so”, indem man
bei “es” & “so” auf das
Gleiche zeigt.
| | |
| | C | | | Wenn wie uns versprochen
haben, oder ˇim Gespräch ein Wort nicht finden
können, sagen wir oft “Du weißt
schon? –”.
Geht also dabei das Meinen des nicht-genannten
Gegenstands // Dings // vor?
Es ist das Wort “dabei” welches das
Problem verursacht. // Es ist das Wort
“dabei”, das das Problem
erzeugt. // 13 // Geht also dabei
das Meinen des nicht Genannten vor? Es ist
das Wort “dabei”, welches hier das Problem
erzeugt. //
| | |
| | C | | | Im Vordergrunde des
Bildes steht ein Kreuz. “War es für dich
immer ununterbrochen ein Kreuz?” –
Ich kann's nicht sagen; ich bin in Verlegenheit, was
ich darauf antworten soll. Nun ändert sich
(irgendwie) der Aspekt & ich sehe es nicht mehr als
Kreuz, & dann noch einmal wie früher. Nun sage
ich: “Ich habe es also doch immer
ununterbrochen als Kreuz gesehen, denn jetzt ist mein
Aspekt zum ersten Mal unterbrochen worden.”
– Wie aber, wenn man darauf antwortete:
“Du hast es immer als Kreuz aufgefaßt
(Disposition), dann es zum ersten Mal als etwas andres
gesehen, &
wieder gesehen Deiner ersten Auffassung
gemäß.” Was aber spricht für diese
Darstellung? Um sie zu rechtfertigen, muß ich ihm
eine Frage stellen, deren Antwort die Rechtfertigung sein
wird. Um sie zu rechtfertigen, muß ich ihm auf
etwas aufmerksam machen; ich muß ihm eine Frage stellen,
deren Antwort die Rechtfertigung sein wird. Aber
welche?
| | |
| | C | | | Die Probleme sind
sozusagen alle sehr ernst. Warum? Weil sie
wichtige Institutionen der Menschen anbelangen?
Weil sie wichtige Dinge im menschlichen Leben anbelangen,
& wichtig ist, ob man wahres, oder falsches über sie
sagt, am meisten also, ob man Aufrichtiges oder
Unaufrichtiges über sie sagt. 14
| | |
| | C | | | “Ich sehe das
Bild die ganze Zeit als Vogel.” Wie siehst Du
es? als was? Worauf mußt Du zeigen um
zu erklären? Und wenn Du
nun einen wirklichen Vogel anschaust, worauf dann?
| | |
| | C | | | Wenn er das
gewöhnliche Bild eines Hasen als einen Hasen sieht, das
Bild einer Ente als eine Ente, dann ist es ja nicht gar so
erstaunlich, daß jener Übergang, gegeben eine gewisse Art von
Bild, stattfinden kann. denn dann ist es eben einfach
das Übergehen // Überspringen // von einem normalen
Zustand in einen andern normalen Zustand. Das
uns
Unverständliche Merkwürdige | aber ist, daß es ist, als
würde das Bild dabei ausgewechselt – &
doch nicht .
| | |
| | C | | | Ich neige dazu zu
sagen: Im Aspektwechsel ich das Bild lebhafter als das,
oder das. Entsprechend z.B. dem
Ausrufen “Eine Ente!”.
| | |
| | C ? / | | |
Ich sehe ein Bild an, auf dem ich zuerst nichts erkenne.
Plötzlich sage ich: “Ach, das ist ein
…”. Ich sah es nun als das &
das. Oder erkannte ich nur, daß es sich als Projektion
der & der Dinge auffassen läßt? Wo ist
der Unterschied? Ich spreche das Bild als das
& das Tier an. // als dieses Tier,
z.B., an. // Ich
verhalte mich zu dem rede über das |
Bild ganz anders als einer
Werkzeichnung // Blaupause // , die
ich verstehe.
| | |
| | C | | | Nun habe ich das Bild
längst als 14 das eines Vogels, etwa, erkannt
& sehe es immer als solches. Da könnte man
fragen: Ist dies Sehen nun einfach eine Fortsetzung
dessen, was bei jenem plötzlichen Erkennen anfing?
Oder war das akute Sehen etwas anderes // ein
anderes Erlebnis // als das Chronische? – Wieder Verlegenheit. – So
ist diese Frage nicht zu beantworten, also nicht zu stellen.
| | |
| | C | | | Auch so
möchte man fragen: Ist, was ˇhier das akute
vom chronischen Sehen unterscheidet bloß die Überraschung bei
jenem? oder auch etwas am Seherlebnis selbst? –
Ja auch: Ist das akute Erlebnis Seherlebnis beim Übergang vo[m|n] sinnlosen
Strichen zum sinnvollen Bild dasselbe wie das beim
Umschlagen des Entenkopfes in den Hasenkopf und
umgekehrt? Und das erste was ich sagen möchte
ist, :“ daß das
Letztere erstaunlicher ist als das Erkennen des Bildes
im Gewirr von Strichen.
| | |
| | C | | | Wir staunen das Bild
an. Sagen: Wie ist es jetzt so ganz
verschieden! –
| | |
| | C | | | Nun: Wir
sagen “Eine Ente!”, wenn
wir's nämlich früher als Hasen (in
irgend einem Sinn) // (in welchem Sinne immer) // gesehen
haben. Wir staunen es in dem
neuen Aspekt als Ente | an. Wir fragen uns: Wie
kann es denn jetzt so ganz verschieden sein? Wie
kann denn das Auge jetzt dahin schauen, &
jetzt dorthin?
| | |
| | C | | | Ich frage
“Ist das Sehen in beiden Fällen das gleiche
Erlebnis?” Ja, wie will ich's
15 denn vergleichen?
Ich führe mir beide vor – nun sie sind eben verschieden;
aber zu einem Isolieren & Betrachten des
‘Erlebnisses des Sehens’ gar nicht // aber zu einem Isolieren des
Erlebnisses des Sehens, um es zu betrachten, ˇdazu kommt
es gar nicht. //
| | |
| | C ? / | | | Es
heißt sehr verschiedenerlei “das Gesehene”,
ˇoder “die Beschreibung des
Gesehenen.”
| | |
| | C ? / | | |
hier eben mannigfache Verwandtschaften.
| | |
| | C | | |
9.2.
Mit
‘Organisation’ des Gesichtsbilds. Mit den
Worten “Dies gehört zusammen,
dies nicht” lassen sich Aspekte beschreiben; aber
doch nicht alle.
| | |
| | C | | | Die Vorgänge beim
Suchen der Lösung des Vexierbildes. In einem
Sinne könnte man sagen, das Gesehene wechsle dabei
fortwährend. Was man aber nicht sagen
würde, ist, daß man jetzt plötzlich etwas ganz anderes
sieht, das Alte verschwunden ist.
| | |
| | C | | | Man muß eben den
Begriff ‘sehen’ nehmen, wie man ihn findet; ihn
nicht verfeinern wollen. – Warum aber eigentlich
nicht. – Weil es nicht unsre Aufgabe ist ihn zu
ändern, einen für irgend
welche Zwecke geeigneteren
einzuführen (wie es die Wissenschaft macht), sondern
ihn zu verstehen; d.h., uns von ihm nicht ein
falsches Bild zu machen.
| | |
| | / | | | Der Begriff
ˇ‘sehen’ macht einen wirren
Eindruck. Nun, so ist er. – Ich sehe
in die Landschaft; mein Blick schweigt, ich
15 sehe allerlei klare
& unklare Bewegung, dies prägt sich mir klar
ein, jenes nur ganz verschwommen. Wie
gänzlich zerrissen uns doch erscheinen kann, was wir eine Beschreiben
des Gesehenen” heißt! eine
Beschreibung des Gesehenen nennen! | Aber das ist es,
was wir so nennen. Wir haben nicht einen wirklichen,
respektablen Fall ˇso einer Beschreibung &
sagen: Nun, das Übrige ist eben noch unklar, harrt
noch Klärung oder muß
einfach als Abfall gekehrt werden.
| | |
| | ? ? / | | | Es ist
hier für uns die ungeheure Gefahr, feine Unterschiede machen zu
wollen. Ähnlich ist es, wenn man den
Begriff des physikalischen Körpers aus dem ‘wirklich
gesehen’ erklären will. Es ist
vielmehr das ˇuns wohlbekannte Sprachspiel
hinzunehmen, & falsche
Erklärungen sind als solche zu kennzeichnen. Das
primitive, uns ursprünglich beigebrachte Sprachspiel bedarf
keiner Analyse & Rechtfertigung, falsche Versuche der
Rechtfertigung, die sich uns aufdrängen bedürfen der
Zurückweisung. // Es ist
vielmehr das uns ˇso geläufige Sprachspiel
hinzunehmen, & unrichtige, aber unter
Umständen uns sehr naheliegende Erklärungen,
Konstruktionen sind als solche aufzuzeigen. Das primitive,
ˇvon uns ursprünglich gelernte Sprachspiel bedarf der
Rechtfertigung nicht; falsche Versuche der Rechtfertigung
& Analyse die sich uns mit Macht aufdrängen
bedürfen aber der Zurückweisung.
16
| | |
| | ∫ | | | Die
Begriffsverhältnisse liegen sehr kompliziert.
| | |
| | C | | | Aber habe ich
nicht, wenn ich Gras sehe, ein Grasgefühl, wenn ich den Ast sehe,
ein Holzgefühl[?| ;] ja, verschiedene
Gefühle, wenn ich verschiedene Holzarten sehe?
(wenigstens manchmal)? – Ja, ich
möchte manchmal so sagen. (Von dem Bild eines
Baumes sagt man manchmal, es ist
‘empfunden’.)
| | |
| | ? / | | | Es ist immer zu
trennen der Ausdruck von der Technik. Und der Fall,
wenn wir die Technik angeben können von dem, wenn wir sie nicht
angeben können.
| | |
| | C | | | Das Bild eines
menschlichen Gesichts, auch das
[S|s]chematische, oder das eines Menschen, oder Tiers,
auch das ˇbloß schematische, ist für mich – – so möchte ich mich ausdrücken – Bildgesicht,
Bildmensch, Bildtier. Ein Gesicht, ein Mensch, ein
Tier ‘in its own right’.
“Wir denken bei seinem Anblick nicht an ein
wirkliches Gesicht, etc.”
möchte man erklären. Aber was heißt das
eigentlich? Wie ist es denn, wenn man an ein wirkliches
denkt? Ja, es ist klar: der Übergang zum
wirklichen Tier kann immer gemacht werden; ich weiß,
daß diese Linien eine Maus sind & daß eine Maus ein Tier
ist, das so & so ˇausschaut & lebt.
aber Aber ich nehme an im Kino
teil, ohne was ich dort sehe ˇin der Erinnerung mit einer
wirklichen Maus zu vergleichen. An eines solche
denke ich gar nicht. Und doch besteht der
Zusammenhang: Wüßte ich nicht von Mäusen, so
verstünde ich das Bild nicht. – Und doch ist, was
ich 16 hier sage, noch falsch,
weil viel zu wenig allgemein.
| | |
| | –C | | |
Was ist das
Kriterium dafür, daß für Einen das Gesicht im
Bild Bildgesicht ist &, mit einem wirklichen den engen
Zusammenhang verloren hat? (Ich denke an
Busch'sche
Zeichnungen mit wenigen Punkten & Strichen.)
| | |
| | –C | | | Ich
möchte sagen: daß ich in manchen Bildern einen
wirklichen Kopf sehe, in nur
ein Bildgesicht, einen Bildmenschen. (Wie groß
ist die Wichtigkeit dieses Phänomens?)
| | |
| | –C | | |
Erinnere Dich nur zu an deines Beziehung
zu einem Portrait? :
“Es ist ganz der so & so!”
Das sagst Du doch jedenfalls nicht beim Anblick jedes Gesichts im
Bilde. Aber dies ist nur ein Beispiel einer
besondern Beziehung zu einem Bild. “Du
siehst sie doch sitzen & arbeiten!”,
auch wenn wir niemanden im Bild erkennen, ist eine andere // ist der Ausdruck einer anderen. //
Von einer Karikatur z.B. würde man das
nicht sagen, & kann sie doch ausgezeichnet
finden.
| | |
| | –C | | |
Ein
selbstgefällig lächelndes Schwein bei
Busch
(“Hernach”). Ich
würde nicht ausrufen “Genauso
macht's ein Schwein!” Bei andern
Bildern aber gerade das.
| | |
| | C | | | Man könnte manchmal
, der Bildmensch
wäre eine zweidimensionale Abart Menschen. (Man kann aber auch das Wort
“zweidimensional” weglassen.)
17
| | |
| | C | | | Was aber teile ich
dadurch mit? Heißt es bloß daß ich etwa in einer
Bildergeschichte, oder im Zeichenfilm Anteil an den
Figuren nehme, die wirklichen Menschen etc. sehr
unähnlich sind, & daß mir dabei wirkliche Menschen
nicht einfallen? Oder ist es nur eine geistreiche, quasi
mathematische Bemerkung?
| | |
| | C | | | Wenn ich die Photographie
vor mir anschaue, so bin ich jedenfalls nicht geneigt vom
‘Bildmenschen ˇin ihr zu reden. Weit eher,
wenn ich eine ˇrein schematische, aber ausdrucksvolle,
Zeichnung eines Gesichts sehe.
| | |
| | C | | | 10.2. Schlage Geld aus jedem
Fehler.
| | |
| | C | | | Der verdächtige
Ausdruck, den ich gebrauchte, war “Ich denke bei diesen
Bildern nicht an eine wirkliche Maus etc.”
Denn wie ist es, wenn ich an eine denke? Wie denke ich
an sie? – Es geschieht daß ich ein Bild mit einer
wirklichen Maus vergleiche, in der Erinnerung
z.B.. Ich sage “Genau
so schaut es aus”, wenn … ”, oder
“So schaut es nicht aus”.
| | |
| | C | | | Wenn ich sage
“Ich sehe es jetzt als Ente” – meine
ich: als wirkliche Ente, oder als Bildente? Kann
ich's sagen? Nein. – Wenn ich
ein gewöhnliches Bild einer Ente & eine Ente bei der Hand
hätte, kann ich sagen worauf ich zur Erklärung deuten
würde & worauf nicht? –
Hätte ich aber Enten & Hasen in gleicher Manier
gezeichnet vor mir, etwa in einer Bildergeschichte, so
würde ich vielleicht auf diese Bildwesen bei der
Erklärung zeigen & sagen, 17 ich sehe das ˇzweideutige Bild
insbesondrec als das.
| | |
| | C | | | Ich sage
“Das Bild ist für mich ein
Eichhörnchen”. Nun kann ich also
fragen: Meinst Du: ein wirkliches, oder: ein
Bildeichhörnchen? Da möchte ich
vielleicht sagen: Es kommt auf's Bild
an.
| | |
| | C | | |
Und wenn man sag[t|e] man
ich,
‘, dies Bild (z.B. das
Dürersche)
für mich ein wirkliches
Eichhörnchen, so mein[t|e] man
ich natürlich
nicht, habe irrtümlich
das für ein
wirkliches Tier gehalten. (Es sind hier eben
mannigfache Verwandtschaften.)
| | |
| | C | | | Wiederum: Was
teile ich Einem mit …? –
| | |
| | / | | | Ich könnte wohl
sagen: “Meine Gedanken von diesem Bild
ˇnatürlich zu wirklichem Gras, zu wirklichen Tieren
ˇhin; von jenem ˇBild nie.”
| | |
| | C | | | (Denn ich
bin allerdings geneigt, das & jenes zu sagen;
der Gebrauch
davon mir gänzlich unklar ist. Es ist, als
porträtietr⌊t⌋e ich etwas, mehr oder weniger genau,
durch meine . Aber eher
nur das ˇBild um es in meinem Zimmer ˇaufzuhängen,
als ˇzu sonst einem Gebrauch.) durch zu
machen.
| | |
| | ? / | | | Man sagt beim
Anschauen des Bildes: “Siehst Du
nicht ein Eichhörnchen!” –
“Fühlst Du nicht die Weichheit dieses
Pelzes!” – Und man sagt dies bei
gewissen Bildern, bei andern nicht.
| | |
| | C | | | “Ja,
so macht's eine Ente!” sagt
man, 18 indem man das Bild
.
Aber nicht bei dem schematischen Entenbild.
| | |
| | C | | | Bin ich
geneigt zu sagen, es
gebe Bildblumen, Bild[b|B]äume, Gräser, wie es gebe
Bildgesichter? Nein. Außer vielleicht
beim Anblick eines
Zeichenfilms. in einem Zeichenfilm. | Und das sollte mir zeigen, was die
(eigentliche) Funktion des Ausdrucks Bildmensch,
etc. ist.
| | |
| | / | | | Auf die Idee des
Bildwesens, welche nicht
unähnlich einer welches eigentlich eine | mathematischen Idee ist, komme ich durch
gewisse Darstellungsweisen, unter gewissen
Umständen.
| | |
| | C | | | Wenn in einem Brief
zwei eine Zeilenreihen im rechten Winkel geschrieben ist, & ich lese jede (von
ihnen) ohne Schwierigkeit, indem sie sich von der andern ohne
weiteres ablöst, – soll ich sagen: ich sehe
Bild so? –
Wie? – Nun, als Schrift, die ich lese.
Ich könnte ja auch über dies Blatt zu
brichten haben, & entweder berichten, es sei
darauf ein wirres Gekritzel, oder berichten es stehe darauf das
& das geschrieben. Ich berichte Wahrnehmung.
| | |
| | C | | | Aber ich mag die
eine Schrift mühsam aus der andern heraussuchen, oder aus
der andern heraussuchen, oder lese sie, durch die andre
ganz ungestört. // Aber ich mag mir die
eine Schrift aus allen den Strichen mühsam zusammensuchen,
oder sie löst sich für meinen Blick von alle[n|m]
andern Strichen ab, & ich lese sie ganz
ungestört. // 18
| | |
| | C | | | Ich sage auch:
“Das Übrige verschwindet”, oder
“Ich sehe es gar nicht”.
| | |
| | C | | | Ich teile nun
Einem mit: “Die Schrift löst sich von allen
übrigen Strichen rein ab; ich sehe ˇeigentlich nur sie,
das andere ist nicht da.” Es sagt
“So geht's mir auch.” –
Es ist nicht schwer, Vorgänge zu beschreiben, die
für diesen Stand der Dinge charakteristisch sind.
(Erkennen des Charakters der Handschrift,
ˇgenaues Kopieren derselben.)
| | |
| | C | | |
Helmholtz über das Auslesen der Laute eines
Sprechenden aus verschiedenen Geräuschen, die mit dem
Sprechen einhergehen: dieser Darstellung paßte mir etwas nicht,
schien mir, lag ein Fehler. Welcher?
aber? – Es kommt mir vor, als wunderten wir uns
ˇindem wir die Sache falsch auffassen über das,
worüber wir uns nicht wundern sollten.
| | |
| | ? / | | |
11.2.
Wenn einer von mir geschriebenes Blatt
sieht, so wird er, wenn er Lateinschrift lesen ˇ&
schreiben kann, es leicht ziemlich genau kopieren
können. Er braucht es nur lesen &
wieder das Gleiche wie ich |
schreiben. Trotz der Abweichungen der Handschrift wird er
eine mit Leichtigkeit eine halbwegs
Bild der Linien auf meinem Blatte
hervorbringen. Hätte er nicht
Lateinschrift nicht lesen & schreiben gelernt, so wäre es
ihm nur mit größer Mühe gelungen jene verschlungenen
Linien zu kopieren. – Soll ich nun sagen; wer
dies gelernt hat, sähe das beschriebene Blatt
ganz anders, als ein Anderer? – Was wissen wir
davon? Es könnte ja sein, daß wir
ei Einem, ehe er schreiben & lesen
gelernt hatte, jenes Blatt 19 zu kopieren gaben; & dann
wieder nachdem er schreiben & lesen gelernt
hatte. Und er wird uns dann vielleicht sagen:
“Ja, jetzt sehe ich diese Linien ganz
anders.” Er wird auch vielleicht
erklären: “Jetzt sehe ich eigentlich
nur die Schrift, die ich gerade lese; alles andere ist Drum
& Dran, was mich nichts angeht & ich kaum
bemerke.” Nun, das
heißt er sieht anders – wenn er nämlich wirklich auch
anders darauf reagiert. Ebenso wird, wer lesen
gelernt hat, Blatt das
ˇnach der Länge & der Quere nach
beschrieben ist, ˇeinen anderen
Beschreibung geben können, als wer nicht lesen
kann. Und analoges gilt vom Sprechen & den
begleitenden Geräuschen.
| | |
| | C | | | Nun hatte sich etwas in
mir dagegen // gegen die
Idee // aufgelehnt, daß, während das Trommelfell
in sozusagen unregelmäßiger Weise schwingt
das unser Ohr, oder Gehör eine Trennung
vollzieht. Ich wollte sagen “So
hört man es eben!” dies ist als
gegeben zu betrachten.” Oder auch:
“Wir vollziehen keine Trennung.
Es scheint nur daß wir eine vollziehen. Ich
könnte auch so sagen: Es ist kein Grund sich
über die Künstlichkeit Ohrs
zu ˇverwundern. // des menschlichen Ohrs ˇoder Gehörs zu
verwundern. // Man kann das
z.B. keine Geschicklichkeit des Ohrs nennen; wie
das Gegenteil keine Ungeschicklichkeit wäre.
| | |
| | C | | |
12.2.
⇒
[Zu №
685] S. 204
191] Die
natürliche Antwort wäre: Wir denken,
wenn wir ein F oder
J sehen, für
gewöhnlich gar nicht daran der Buchstabe
‘schaue in einer Richtung’. –
Hätte ich dagegen gefragt:
“Siehst Du dies Blatt immer
grün, solange Du es nämlich anschaust,
19 & Du auf die Frage
nach seiner Farbe mit “grün” antworten
würdest?” – so wäre ich nicht geneigt
zu antworten ich habe an die Farbe gar nicht
immer gedacht. Das heißt, ich will sagen:
Man sehe das F & das
J in einer
Richtung schauen, solange man an so etwas denkt,
solange man sich mit
Buchstaben so beschäftigt. – Aber ist,
was ich darüber sage,
zuverläßig? Denn
das ist nicht klar, ob ich da von meiner eigenen Erfahrung rede;
wie ein Andrer auf meine Antwort bauen könnte.
| | |
| | / | | | Es gibt
da die Antwort: “Ich habe ein
⌊⌊J⌋⌋ noch nie daraufhin
angeschaut.”
| | |
| | ? / | | | Denke, Einer
antwortete: “Ich Für mich
schaut es immer in dieser Richtung” –
würden wir seine Antwort nun annehmen? Sie
würde uns zu behaupten scheinen, er denke, wann immer er diesen
Buchstaben sieht, an diesen solche
Zusammenhäng⌊e⌋c.
((Ganz so wie man sagt:
“Wenn immer ich diesen Menschen sehe, muß ich daran
denken, wie er …”)
| | |
| | ? / | | | Aber wenn wir
nun das Bild eines Gesichts, oder ein wirkliches Gesicht sehen, –
kann man hier auch sagen ich sehe es nur
solange in dieser Richtung , als ich
micht beschäftige? – Was
ist der Unterschied? Die Mitteilung
“Dieses Gesicht schaut nach rechts” ist,
für gewöhnlich, eine über die Lage des
Gesichts. Ich mache sie Einem der selbst das Gesicht nicht
sieht. Es ist die Mitteilung einer
Wahrnehmung.
20
| | |
| | | | |
⇒ [Zu
№ 686]
S. 191 – 192]
Zeigt dies nun aber, daß es sich ˇin diesem Falle um ein
‘Sehen’ nicht handeln kann, – sondern etwa um ein Denken? Dagegen spricht
schon, daß man überhaupt von einem ‘Sehen’
ind reden will. – Soll ich also
sagen, es ist hier ein Phänomen das zwischen Sehen
& Denken liegt? Nein; aber ein Begriff, der
zwischen dem des ‘Sehens’ & dem des
‘Denkens’ liegt, d.h., mit
beiden Ähnlichkeit hat & Phänomene, die mit denen
des Sehens & Denkens der Äußerung “Ich
sehe das F nach rechts
schauen”).
| | |
| | C | | | “Ich habe es
immer für eine Schale gehalten; ich glaubte es geht hinein, aber
es geht heraus.” Mußte ich einen Aspektwechsel
?
| | |
| | C | | |
14.2.
“Mein Eindruck davon war
früher ein anderer: vielleicht hat sich die
Beleuchtung geändert. // etwas
geändert // ,” Ich muß
nicht im Stande sein, Veränderung des
Gesichtsbildes der
Beleuchtung z.B., | anzugeben, die mich die Form nun
anders erkennen läßt,⌊.⌋
[a|A]ber ich
sage ˇdennoch nicht, der Gesichtseindruck sei eben
, genau dasselbe
könne
beide verschiedenen Raumformen annehmen. So daß ich
z.B. nicht darauf verfalle zu sagen
“Jetzt kann ich's gar nicht mehr so sehen wie
früher”.
| | |
| | C | | | “Es geschieht
etwas & geschieht doch wieder nichts mit dem
Gesichtsbild!”
| | |
| | ? / | | | Wie merkt man,
daß die Menschen räumlich sehen? Ich
frage Einen, wie das Terrain liegt, das er
überschaut.” Liegt es
so?” (räumliche Geste) –
“Ja.” – “Woher
weißt Du das?” – “Ich
sehe es ganz .”
– “Es ist nicht neblig ich sehe ganz
klar.” Es werden 20 keine Gründe für die
Vermutung angegeben. Es ist uns einzig
natürlich das Geschaute räumlich darzustellen;
während es für die ebene Darstellung, sei es durch Zeichnung
oder durch Worte, besonderer Übung & Unterrichts bedarf. Diese
[d|D]ie Sonderbarkeit der Kinderzeichnungen.
| | |
| | ? / | | |
Was fehlt dem, der die Frage nicht versteht, nach welcher Seite
das F der Buchstabe
F schaue, wo ihm etwa eine Nase zu malen
wäre? Oder dem, der nicht
empf findet, beim öftern raschen
Wiederholen des Wortes “Bank” gehe diesem etwas
verloren; seine Bedeutung; –
& es werde nun ein bloßer Klang?
Wir sagen “Zuerst war etwas da wie eine
Vorstellung.”.
| | |
| | C | | | Was geht dem
Unmusikalischen verloren? Ist es nicht etwas
Ähnliches?
| | |
| | ? / | | | Ist es
, daß er einen Satz nicht ˇwie die
Verstehenden so genießen, so ◇◇◇
beurteilen kannˇ verschieden; daß der Satz
nicht für ihn ˇnicht lebt (mit
allem, was das in sich
schließt dies impliziert | ; daß das Wort nicht das Aroma seiner Bedeutung
hat. Daß er sich also in vielen Fällen anders zu
einem Wort verhält als wir. – Es
könnte so sein.
| | |
| | C | | | 15.2. Das Verstehen & die
Erklärung einer musikalischen Phrase. – Die
einfachste Erklärung ist manchmal eine Geste; eine andere
wäre etwa ein Tanzschritt, oder Worte die einen Tanz
beschreiben. – Aber ist denn nicht das Verstehen der
Phrase ein Erlebnis während wir sie hören?
& was tut nun die Erklärung? Sollen wir
21 an sie denken,
während wir die Musik hören? Sollen wir
nun den Tanz, oder was immer es ist dabei
vorstellen? Und wenn wir's tun, – warum
soll man das ein verständnisvolles Hören der Musik
nennen?? Kommt's auf's Sehen
des Tanzes an, so wäre es ja besser er würde
vorgeführt statt der Musik. Alles das aber ist ein
Mißverständnis.
Ich gebe Einem eine
Erklärung, sage ihm “Es ist wie wenn
… ”; nun sagt er “Ja jetzt
versteh ich's”
& spielt es
oder ““Ja jetzt
weiß ich
wie es zu spielen ist”. Vor allem mußte er ja
die Erklärung nicht annehmen; es ist ja nicht, als
hätte ich ihm sozusagen überzeugende Gründe dafür
gegeben, daß diese Stelle vergleichbar ist dem &
dem.
Ich erklärte ihm ja nich
z.B. nicht auß
Äußerungen des Komponisten, diese Stelle
solle habe das & das darˇzustellen.
| | |
| | C ? / | | |
Wenn ich nun frage: “Was erlebe ich denn
eigentlich, wenn ich dies Thema höre & mit
Verständnis höre?” – so kommen mir
nichts als
zur als Antwort in den Kopf ˇzur Antwort.
So etwas wie Vorstellungen, Bewegungsempfindungen, u. dergl..
Ich sage freilich “Ich gehe
mit” – aber was heißt das? Es
könnte so etwas heißen wie ich begleite die Musik
mit Gebärden. Und wenn man darauf hinweist, daß das
doch meistens nur in sehr rudimentärem Maße vor sich
geht, erhält man etwa die Antwort, die rudimentären
Bewegungen werden durch Vorstellungen ergänzt. Aber
nehmen wir doch an, es begleitet Einer die Musik in vollem
Maße durch Bewegungen, – inwiefern ist das ihr
Verständnis? Und will ich sagen,
21 die Bewegungen seien das
Verstehen; oder
Bewegungsempfindungen? (Was weiß ich von
denen?) – Wahr ist, daß ich seine Bewegungen,
unter Umständen, als Zeichen seines Verständnisses ansehen
werde.
| | |
| | C | | | Soll ich aber (wenn
ich Vorstellungen, Bewegungsempfindungen, etc. als
Erklärungen, zurückweise) sagen, es sei eben das)
Verstehen ein spezifisches nicht weiter analysierbares
Erlebnis? Nun, das , wenn
sich nicht es sei ein spezifischer
Erlebnisinhalt. Denn bei diesen
Worten denkt man eigentlich an Unterschiede wie die zwischen
Sehen, Hören & Riechen. // an einen
Unterschied, wie den zwischen Sehen, Hören &
Riechen. //
| | |
| | C | | | Wie erklärt man denn
Einem, was es heißt “Musik verstehen”?
Indem man ihm die Vorstellungen, Bewegungsempfindungen
ˇetc. nennt, die der Verstehende hat?
Eher noch, indem man ihm die Ausdrucksbewegungen des
Verstehenden zeigt. – Ja, die Frage ist auch, welche
Funktion hat das Erklären hier? & was
heißt es: verstehen, was es heißt Musik ˇzu
verstehen? Mancher würde ja sagen:
zu verstehen
heiße, : selbst Musik ˇzu
verstehen. Und die Frage wäre also
“Kann man Einem denn lehren, Musik zu
verstehen”, denn nur so ein Unterricht wäre eine
Erklärung der Musik zu nennen. Das
Verständnis // Verstehen // der
Musik hat einen gewissen Ausdruck, sowohl während des
Hörens & Spielens, als auch zu andern
Zeiten. // zu anderer
Zeit. // Zu 22 diesem Ausdruck gehören manchmal
Bewegungen, manchmal aber nur, wie der
Verstehende das Stück spielt, oder summt, auch hie & da
Vergleiche, die er zieht & Vorstellungen, die die Musik
gleichsam illustrieren. Wer Musik versteht,
wird anders (mit andrem Gesichtsausdruck,
z.B.) zuhören, anders spielen,
anders summen, anders über das Stück reden, als der es nicht
versteht. Sein Verständnis
ˇEines Themas wird sich aber
z.B. nicht nur in Phänomenen zeigen
die das Hören oder Spielen dieses Themas begleiten, sondern in
einem Verständnis für Musik im allgemeinen.
| | |
| | ∫ | | | Das
Verständnis der Musik ist eine Lebensäußerung der
Menschen. Wie wäre sie einem zu beschreiben?
Nun, vor allen müßte man wohl die Musik
beschreiben. Dann könnte man beschreiben, wie
sich Menschen zu ihr verhalten. Aber ist das alles, was
dazu nötig ist, oder gehört dazu, daß wir ihm
ˇselbst Verständnis beibringen? Nun,
ihm Verständnis beibringen wird ihm in anderem
Sinne lehren, was Verständnis ist, als eine , die dies nicht tut. Ja auch, ihm
Verständnis für Gedichte oder Malerei
geben
bei,
beibringen, kann zur Erklärung dessen
gehören, was Verständnis für Musik sei.
| | |
| | / | | |
Wenn ich nun aber eine Melodie mit Verständnis höre,
– geht da nicht etwas besonderes in mir vor – was nicht
angeht wenn ich sie ohne Verst verständnislos
höre? Und was – Es kommt keine
Antwort; oder was mir einfällt ist
abge-22 schmackt. Ich
kann wohl sagen: “Jetzt habe ich sie
verstanden,” & nun etwa über sie reden, sie
spielen, sie mit andern vergleichen, etc. ⌊⌊
Zeichen des Verständnisses mögen das
Hören begleiten. ⌋⌋
| | |
| | / | | | Es ist
das Verstehen einen Vorgang
zu nennen, der das Hören begleitet. (Man
könnte ja auch die Äußerung davon, das ausdrucksvolle
Spiel, nicht eine Begleitung des Hörens nennen.)
| | |
| | C | | | Ich kann also
sagen: “Jetzt habe ich es zum ersten Mal
verstanden” – nicht aber ‘worin bestanden hat’;
ich kann zur Erklärung sagen außer wenn
ich |
“Ich “Ich bin
mitgegangen”, oder die & die Stelle hätte
mir zum erstenmal ‘einen Eindruck
gemacht’.
| | |
| | / | | | Denn wie läßt
sich (denn) erklären, was ‘ausdrucksvolles
Spiel’ ist? Gewiß nicht durch etwas, was das
Spiel begleitet. Was gehört also dazu?
Eine Kultur, möchte man sagen. – Wer in einer
bestimmten Kultur erzogen ist, – dann auf Musik so & so
reagiert, dem wird man den Gebrauch des
An Wortes “ausdrucksvolles
Spiel” beibringen können.
| | |
| | / | | | Das Verstehen
ˇeines Themas ist weder eine Empfindung noch eine Summe von
Empfindungen. Es ein Erlebnis zu nennen ist insofern
richtig // ist aber
in sofern richtig // , als
dieser Begriff des Verstehens maches mit
Verwandtschaften mit andern Erlebnisbegriffen hat.
Man sagt “Ich habe diese Stelle
ˇjetzt diesmal ganz anders
erlebt”. Aber doch
‘beschreibt’ dieser Ausdruck, ‘was
geschah’ nur für den, der mit einem besondern
Begriffsystem vertraut ist.
23 (Analogie:
“Ich habe die Partie gewonnen”.) // Aber doch sagt dieser Ausdruck ‘was
geschah’ nur für den (also auch nur für den
Sprecher) der in einern besondern, diesen
Situationen angehörigen Begriffswelt zu
hause ist. //
| | |
| | C | | | Kann ein
kleines Kind, da[g|s] gerade erst sprechen lernt, finden,
ein Wort verliere seine Bedeutung wenn es öfters
nacheinander wiederholt wird?
| | |
| | C | | |
16.2.
Das Kind sage ein Wort
entlichemale rasch nach
einander, & dann
es nichts mehr. // dann
ˇaber sagt es etwas, was sich dahin deuten läßt, das Wort
sei nun ohne Bedeutung. // . // dann gibt es zu verstehen, das Wort sei nun
bedeutungslos oder wertlos. //
Hätten wir Grund hier zu behaupten, es hätte Erlebnis der Bedeutung gehabt & des Verlustes der
Bedeutung? Was fehlt in der Umgebung dieses
Ausdrucks, diese Deutung rechtfertigen
könnte? – Wir würden nur von dem sagen, er
habe jene Erlebnisse, der ein ‘Gefühl’ für
Wörter zeigen könnte z.B.
zwischen ˇungefähr gleichbedeutenden wählen
könnte, & vieles dergleichen.
| | |
| | C | | | Ich sehe das Wort
“Bank” in ˇeiner gewissen
geschrieben
& sage (etwa wie ich es auf Cheques
zu sehen gewohnt bin) & sage: “Ich
kann mir nicht vorstellen, daß das eine Sitzbank bedeuten
soll.”
| | |
| | C | | | Ich kann natürlich
unter Umständen verstehen,
daß es diese Bedeutung hat, werde dann aber beim Lesen lächeln
weil es sozusagen entgegen seiner Bedeu
23 tung geschrieben
erscheint. So geschrieben – sage ich
– bedeutet es für mich immer Geldinstitut.
| | |
| | / | | | Beim Lesen
schwebt mir das vor. So geht also etwas beim
Lesen vor sich … ? Diese Frage führt ja nicht
weiter.
| | |
| | / | | | Wie kann mir doch das
vorschweben? Nicht in den Dimensionen an die Du
denkst.
| | |
| | ∫ | | | “Als ich es las,
hieß es für mich …” – Es fragt
sich: [W|w]as bedeutet der Ausdruck der
Gleichzeitigkeit? Vergleiche:
“Dieses Wort lag mir auf der
Zunge”.
| | |
| | / | | | Gewisses am Sehen kommt
uns rätselhaft vor, weil uns das ganze Sehen nicht
rätselhaft genug vorkommt.
| | |
| | / | | | Daß jemand einen
ˇdeutlich gemalten Würfel räumlich sieht, wissen wir
Alle. Er kann was er sieht, vielleicht nicht einmal
anders als räumlich beschreiben. Und daß Einer so
ein Bild auch ˇeben sehen könnte, ist
klar. Wenn er nun abwechselnd das Bild einmal so,
einmal so sieht, hat er das Erlebnis eines Wechsels des
Aspekts. Was ist dann daran das
Unbegreifliche? // Staunen
erregende? // – Ist es
dies, : daß hier der Bericht
“Ich sehe ˇjetzt
… ”? nicht mehr Bericht über
den wahrgenommenen Gegenstand sein kann. Denn
früher war ja “Ich sehe auf diesem Bild einen
Würfel” Bericht über den angeschauten Gegenstand,
ich anblicke.
| | |
| | / | | | Das Unbegreifliche ist
ja doch, daß sich nichts geändert hat, &
sich doch 24 alles geändert
hat. Denn nur so kann man es ausdrücken; nicht
so: es habe sich in einer Beziehung einem Sinne | nicht verändert.
Daran wäre nichts Seltsames. “Es hat
sich nichts geändert” heißt aber: Ich
haabe kein Recht meinen Bericht über das Gesehene zu
ändern, ich sehe nach wie vor dasselbe – bin aber, auf
unerklärliche Weise gezwungen, abwechselnd ganz
verschiedenes zu berichten.
| | |
| | C | | | Und es ist nicht
so: [I|i]ch ich sehe das
Bild eben als einen der unendlich vielen Körper, dessen
Projektion es ist; – sondern nur als diesen
– oder als diesen. Das Bild ist
also abwechselnd der eine & der andere.
| | |
| | / | | | Wir haben
jetzt ein Sprachspiel, das in merkwürdiger Weise
gleich, & in merkwürdiger Weise
verschieden von dem frühern ist. Die
Konsequenzen aus dem Ausdruck “Ich sehe jetzt
… ” sind nun gänzlich andere; obwohl doch wieder
enge Verwandtschaft der Sprachspiele besteht.
| | |
| | ? / | | | Daß das Auge
(der Punkt in unserm Bild) in einer Richtung blickt hätte
uns gar nicht in Staunen versetzt, – bis es die Blickrichtung
geändert hatte.
| | |
| | | | |
19.2.
⇒ Statt [835
S. 229] Die Frage
liegt uns nahe: Könnten wir uns Menschen
denken, die nie etwas als etwas
s[ä|e]hen. Was sollen wir
sagen: Würde diesen ein wichtiger Sinn fehlen;
ähnlich als wären sie blind, oder
farbenblind ˇetwa oder absolutes Gehör? Nennen
wir Menschen einmal
“gestalt-” oder
“aspektblind”. 24
| | |
| | | | | Da wird es nun drauf
ankommen, für welche Art von Aspekt er blind
ist. Soll ich z.B.
annehmen, daß er das Würfelschema nicht einmal so,
einmal sehen
kann? Ist es so, so werde ich konsequenterweise annehmen
müssen, er könne das Bild eines Würfels
(überhaupt) nicht als Würfel, also das
Bild eines räumlichen Gegenstandes nicht als solchen
sehen. Er hätte also zu Bildern überhaupt
eine andere Einstellung als wir[;|.] etwa
Es könnte die
ˇsein, wir zu einer Blaupause
haben. Er wäre also z.B.
imstande nach einer bildlichen Darstellung zu arbeiten. –
Aber hier ist die Schwierigkeit, daß er ein Bild dann nie
für einen räumlichen Gegenstand halten
dürfte, wie wir z.B. manchmal gemalte
Architektur. Und das könnte man nicht
eine ‘Blindheit’
nennen, eher das Gegenteil. (Diese Untersuchung
ist, so seltsam das scheinen mag, keine
psychologische.)
| | |
| | / | | | Es läßt sich ja
natürlich vorstellen, daß Einer nie einen
Wechsel des
Aspekts Aspektwechsel | sieht; indem der räumliche Aspekt eines
ˇjeden Bildes für ihn immer stabil bleibt.
Aber diese Annahme interessiert uns nicht.
⇒
[№ 836
S. 230]
| | |
| | / | | | Es ist aber
(natürlich) denkbar, & für uns auch wichtig & auch
interessant | , daß
Leute ein dem unsern ganz verschiedenes Verhältnis zu Bildern
haben könnten. № 836
S. 230
| | |
| | / | | | Wir könnten uns
also Einen denken, der nur ein gemaltes Gesicht als Gesicht
sähe, aber nicht eines & das aus einem Kreis
& vier Punkten besteht. Der
25 also das
Hasen-Enten-Bild nicht als Bild eines Tierkopfes sieht
& auch nicht den Aspektwechsel,
welchen wir kennen. | | |
| | / | | |
20.2.
Einer soll das Bild eines
Laufenden nicht als Bild der Bewegung sehen können:
[w|W]ie würde es sich zeigen? Ich
nehme an, er habe gelernt, daß so ein
Bild einen Läufer darstellt. So kann er also sagen, es
sei ein Läufer; wie wird es sich ˇdann von normalen Menschen unterscheiden?
Er wird für die Darstellung der Bewegung in einem Bild
überhaupt
Verständnis zeigen, – werde ich annehmen. Und
was davon die Zeichen zu nennen
wägen kann man sind läßt sich | leicht ausmalen //
Und was würden wir Zeichen dieses mangelnden
Verständnisses nennen? – Das läßt sich
unschwer ausmalen. (Wenn aber ein
Solcher ˇnun jedes Bild sehr genau
kopieren könnte, so würden wir gewiß von ihm nicht sagen,
sein Gesichtsinn sei mangelhaft.)
| | |
| | C | | |
3.3.
Ich kann jede Ecke eines Dreiecks
als seine Spitze sehen: was geht dem ab, der das nicht
kann?
| | |
| | C | | | Das Sehen des Dreiecks
so & so ist – möchte ich sagen
– ein Überbleibsel des Schulunterrichts der uns gewisse
Betrachtungsweisen eingedrillt hat. Vielleicht ist es
so; aber das ist ja nur eine geschichtliche Bemerkung. Uns
interessieren die Erlebnisse, was immer für sie verantwortlich
ist.
| | |
| | ? / | | | Es ist ja klar,
daß der Schüler, der nur erst mit dem Begriff
‘Spitze’, ‘Grundlinie’,
etc. Bekanntschaft gemacht
25 hat, daß dem
die Worte ˇwie “Ich sehe jetzt
das als Spitze – jetzt das” nichts
werden. // daß für den die Worte
“ … ” keinen Sinn haben
werden. // Aber die das meinte
ich nicht als Erfahrungssatz.
| | |
| | ? / | | | Nur von dem
würde man sagen, er sehe es jetzt so, jetzt
so, der im Stande
wäre ist mit Geläufigkeit
allerlei Anwendungen von der Figur zu machen.
| | |
| | ? / | | | Wie seltsam
aber, daß dies die Bedingung sein soll, dafür,
daß er das & das erlebt hat! Du
sagst doch nicht, daß nur der Zahnschmerzen hat, der das &
das zu tun im Stande,
sein. Woraus (ebenc) folgt,
daß wir's hier mit sehr verschiedenen
Erlebnisbegriffen zu tun haben. // daß
wir's hier nicht mit dem selben
Erlebnisbegriff zu tun haben. Der Erlebnisbegriff
ist jedesmal ein anderer, wenn auch ein verwandter.
| | |
| | ? / | | | Wir
sprechen, Äußerungen,
& erst später erhalten wir ein Bild von ihrem
Leben.
| | |
| | C | | | Man könnte sich aber
diese Art & Weise denken, dem Schüler jenes Sehen
beizubringen: Man zeichnet zu dem Dreieck ein zweites hin,
welches das noch nicht umgestürzte ist. Später
läßt
man dies aus & er kann nun das Dreieck als umgefallen
sehen. – Muß er denn aber diese Illustration
verstehen, oder doch richtig sehen? – Es
könnte 26 sein, daß sie ihn nur noch
verwirrt. Wem jene Illustration nichts sagt, zu dem
werden auch andere Bilder nicht sprechen, wie zu uns, er wird
auf sie nicht so reagieren wie wir. (Nicht
erfahrungsmäßig:) Analogie mit dem Bild
des laufenden Pferds.
| | |
| | / | | | ∣ Es ist nichts
weniger als selbstverständlich, daß wir mit zwei Augen
‘räumlich’ sehen. Wenn die
beiden Gesichtsbilder in eins verschmelzen, könnte man sich
als Resultat ein verschwommenes Erwarten, analog einer
verwackelten Photographie. ∣
| | |
| | / | | | ∣ Eine
Geheimsprache, die ich
& ein Andrer vereinbaren, die ich mit Einem vereinbare, | worin
“Bank” Apfel bedeutet: Gleich nach
der Vereinbarung sage ich ihm “Schaff diese Bänke
fort!” – Er versteht mich & tut es;
aber das Wort “Bank” kommt ihm in dieser
Verwendung noch immer fremdartig vor, & er mag
ihm die Vorstellung von einer Bank
haben. ∣
| | |
| | / | | | Was würde man von
dem sagen, der das Würfelschema nicht einmal als stehende,
einmal als liegende Schachtel sehen kann? dieser
Defekt scheint doch Ist dies nicht, verwandter
wenn es ein Defekt ist eher einem Defekt der
Phantasie, als einen des
Gesichtssinns?
| | |
| | C | | | Es ist ja ebenso
rätselhaft, daß Einer eine Zeichnung räumlich sehen kann,
als wie, daß er sie z.B. als
[l|L]iegende[|ns] oder als
[s|S]tehende[n|s] Körper sehen kann.
D.h., es ist ebenso rätselhaft, daß
dem gesehenen Bild der Körper als 26 Beschreibung entspricht, als daß
ihm die der stehende Schachtel
entspricht & nicht die der
entspricht. – Und anders betrachtet ist das eine
sowenig rätselhaft wie das
andere.
| | |
| | | | | Aber welch
merkwürdige Methode! – Ich bilde einen Begriff
& frage mich, wie er konsequent durchzuführen
wäre. Was “seine konsequente
Durchführung” für uns zu heißen
verdiente. ⌊⌊•⌋⌋
| | |
| | ? / | | | Wir sehen
ein
Gemälde eine Photographie, einer Landschaft etwa, | zwar räumlich, es wäre uns
nicht
leicht äußerst schwer | , als Aggregat
ebener ˇFarb[F|f]lecken zu beschreiben, aber was wir im Stereoskop sehen,
schaut noch ganz anders räumlich aus. Wer eine
Photographie, von Menschen, Häusern,
ˇBäumen, etwa, betrachtet dem scheint Räumlichkeit an ihr nicht
abzugehen!
•
| | |
| | / | | | ↺ Ich kann das
Würfelschema als Schachtel sehen, aber nicht:
einmal als Papschachtel Papier
–, einmal als Blechschachtel. – was
ich dazu sagen, wenn jemand mich
versicherte er könnte die als
Blechschachtel sehen? Sollte ich
das sei kein Sehen?
Aber, wenn nicht sehen,
könnte er es also Aber könnte man nur (also) sagen, er
fühle es // | empfinden
es // ? wäre natürlich eine
plausibele ˇzu
[A|a]ntwort⌊en⌋:
man nur was in Wirklichkeit gesehen werden könnte,
könne man sich so visuell vorstellen.
(Wissen im Traum)
| | |
| | + C | | | Und doch
könnte es sein, daß Einer der sich z.B.
intensiv mit gewissen Materialien, sagen wir Glassorten,
befaßt, eine Würfelzeichnung einmal als Würfel
27 aus dem einen Material,
einmal aus dem andern ‘sehen’ könnte,
d.h., daß er sagen würde jetzt sehe
er's so, jetzt so, – obgleich er kein visuelles
Kriterium dafür angeben könnte & einfach nicht
wüßte, warum es ihm abwechselnd so, &
so erscheint. Er könnte auch glauben, er
fühle die veränderte Deutung in der Brust.
| | |
| | –C | | | Die
Erfahrung, wenn man aus dem Kino auf die Straße tritt, &
Straße & Menschen sieht, als wären sie auf dem
Lichtschirm & Teil einer Filmhandlung, woran liegt
es? Wie sieht man die Straße & die
Menschen? Ich könnte nur sagen: ich habe
⌊z.B.⌋ den flüchtigen Gedanken
“Vielleicht wird dieser Mann eine Hauptperson
im Stück sein. Aber das allein ist es nicht.
Meine Einstellung ist irgendwie die zu den Vorgängen ; etwa wie eine milde Neugierde, ein
Vergnügen. – Aber das alles kann ich zuerst gar
nicht sagen.
| | |
| | / | | | Gehört,
nu dazu, etwas als Variation eines
bestimmten Themas zu hören, nicht
Phantasie? & doch nimmt man dadurch etwas
wahr.
| | |
| | ? / | | | “Stell
Dir das so geändert vor, so hast Du das
andere.” Im allgemeinen möchte man sagen, die
Vorstellungskraft könne ein Bild, eine Demonstration
ersetzen. | | |
| | ? / | | |
4.3.
Die Aspekte des
doppelten Kreuzes Doppelkreuzes | kann man einfach
dadurch ausdrücken, daß man einmal auf ein weißes Kreuz,
einmal auf ein schwarzes zeigt. Darauf
27 also, worauf man auch bei
der Frage wiese “Ist in der Figur auf diesem
Papier dies enthalten?” –1
Die gleiche Frage könnte man mit Bezug auf
das Hasen-Enten-Bild ˇbetreffend stellen.
Es ist aber auch klar, daß hier jeder Fall etwas von dem andern
abweicht. Denn nun die Aspekte dieses Bilds
auszudrücken zeigt man z.B. auf etwas, was
nicht im Bild enthalten ist wie das schwarze Kreuz im
Doppelkreuz.
| | |
| | C ? / ? ? / | | |
7.3.
Du redest doch vom Verstehen der Musik.
Du verstehst sie doch während Du sie
hörst! Ist dies ein Erlebnis welches das
Hören begleitet? Sollen wir ihm sagen, es sei ein Erlebnis welches das Hören
begleite?
| | |
| | ? / | | | Ich gebe Zeichen
des Entzückens & des Verständnisses.
Ist es Wortklauberei: Freude, Genuß, Entzücken seien
nicht Empfindungen? – Fragen wir uns einmal:
Wieviel Analogie besteht denn zwischen dem Entzücken
& dem was wir sonst Empfi
z.B.
“Sinnesempfindungen” nennen?
| | |
| | ? ? / | | |
Das Bindeglied zwischen ihnen wäre der Schmerz.
Denn sein Begriff ähnelt dem der Tastempfindung
z.B. (durch ˇdie Merkmale der
Lokalisierung, Dauer, Intensität Intensität,
Qualität) & zugleich dem ˇ der
Gemütsbewegungen durch den Ausdruck den Ausdruck das Merkmal des
Ausdrucks | (Mienen, Gebärden,
Laute). 28
| | |
| | / | | | ⌊⌊⌋⌋ Wie weiß ich,
daß Einer entzückt ist? Wie lernt
den sprachlichen Ausdruck des
Entzückens? Woran knüpft sich? An den Ausdruck von
Körperempfindungen? Fragen wir Einen, was er in der
Brust, in den Gesichtsmuskeln spürt im herauszufinden ob er
Genuß empfindet?
| | |
| | / | | | Heißt das aber, es
gäbe nicht doch Empfindungen, die oft beim Genießen der Musik
wiederkehren? Durchaus nicht. (Bei manchen
Stellen mag das Weinen kommen & er
spürt es im Kehlkopf.)
ˇEin Gedicht
macht uns beim Lesen einen Eindruck.
“Fühlst Du dasselbe, während Du es dies
Gedicht liest, das Dir einen Eindruck macht liest, wie
wenn Du etwas gleichgültiges
liest?” – Wie habe ich auf diese Frage
antworten gelernt? – Ich werde
vielleicht sagen: “Natürlich
nicht!” – was soviel heißt wie: mich
ergreift dies, & das andere nicht.
“Ich erlebe dabei etwas anderes.”
– Und welcher Art ist dies? – Ich kann
nichts Befriedigendes antworten. Denn was ich angebe,
ist nichts Wichtiges. – “Hast Du aber nicht
während des Lesens genossen?” Freilich
– – denn die entgegengesetztes Antwort
hieße: ich hätte es früher, oder später
genossen; & das will ich nicht sagen. Aber
nun erinnerst Du Dich ja doch an gewisse Empfindungen &
Vorstellungen ˇ& Gedanken beim Lesen
& zwar solche, 28 die für das Genießen, für
den Eindruck nicht irrelevant waren. – Aber von denen
möchte ich sagen, sie hätten ihre Wichtigkeit nur durch
(ganze) Umgebung
erhalten: durch das Lesen des Gedichts, durch meine
Kenntnis der Sprache, des Metrums &
unzähliger andrer Dinge. (Diese Augen
lächeln nur in diesem Gesicht & in
diesem zeitlichen Zusammenhang.) Du
mußt Dich doch fragen: “Wie haben
wir den Ausdruck “Ist das nicht
herrlich!” (z.B.)
überhaupt gelernt? – Niemand erklärte
ihn durch einen Bezug
auf Empfindungen, ˇVorstellungen, oder Gedanken die das
Hören begleiten. // Niemand
erklärte ihn uns, indem er sich auf Empfindungen,
Vorstellungen, oder Gedanken bezog, die das
Hören begleiten! // Ja, wir
würden nicht bezweifeln, daß er's
genossen hat, wenn er keine solchen Erlebnisse anzugeben
wüßte; wohl aber, wenn es sich zeigte, daß er
keine gewisse Zusammenhänge nicht versteht.
| | |
| | / | | | Aber
zeigt sich das Verständnis nicht z.B.
darin, wie ˇmit welchem Ausdruck Einer
das Gedicht laut liest, die Melodie
singt? Gewiß. Aber was ist nun hier das
Erlebnis während des Lesens? Da müßte
man ja sagen: [D|d]er genieße &
verstehe es, der es gut gelesen hört, oder im
Kehlkopf in den Sprechorganen fühlt.
| | |
| | / | | | Man kann auch
vom einer
musikalischen Phrase sagen, sei das Verstehen einer Sprache. 29
| | |
| | / | | | Ich denke an eine ganz
kurze von nur zwei Takten. Du sagst “Was
liegt nicht alles in ihr!” Aber es ist nur,
sozusagen, eine optische Täuschung, wenn Du denkst, beim
Hören gehe vor, was in ihr liegt. (Denke doch
daran, daß manchmal sagen
ˇ& ganz mit Recht: “Es kommt drauf
an, wer's sagt”.) (Nur
in dem Fluß der Rede haben die der Gedanken &
des Lebens haben die Worte Bedeutung.)
| | |
| | C | | | “Optische
Täuschung.” –
[w|W]orüber täuscht sie mich
also? Ist es eine Täuschung wenn ich
: “Jetzt
habe ich diese Stelle zum ersten Mal verstanden”?
Oder wenn ich auf die Frage “Wann hast Du sie
verstanden?” antworte “Während
sie gespielt wurde”? “Beim
Hören?” | Und ich werde oft
dabei einen neuen Gedanken gehabt ˇhaben, ein
Vergleich ˇfiel
mir ein (gezogen) eine besondere Gebärde. gemacht
haben. (Hier spielt die Frage
hinein: Erlebe ich (so) eine Gebärde durch ein
Bewegungsgefühl oder den Anblick der Bewegung – oder
weiß ich einfach von ihr?) Die
Täuschung kann doch nur in dem liegen, was ich in einer
begrifflichen Auseinandersetzung darüber sage.
| | |
| | / | | | Nicht
das enthält die Täuschung:
“Jetzt habe ich's
verstanden.” Jetzt weiß ich,
– & nun folgt vielleicht eine lange Erklärung
dessen, was ich verstanden habe. | | |
| | C | | |
8.3.
Die optische Täuschung findet beim
29 Philosophieren
statt. Dann, wenn man sich im
Nachhinein erklären will, was denn da
vorgegangen sein mußte, als man's verstand.
Wenn man einen Erlebnisinhalt zu finden trachtet, der das
Verstehen war.
| | |
| | C | | |
Die optische Täuschung hat erst statt, wenn man nach etwas
sucht. Wonach aber sucht man?
(Ist alles klar, trügen uns unsre Begriffe nicht, so
braucht man ja nicht zu suchen.)
| | |
| | C | | | Wenn wir überhaupt
ein Phänomen analysieren, dann doch nie, um das noch nicht
analysierte durch das analysierte zu ersetzen.
Höchstens um es mit ihm zu vergleichen.
| | |
| | / | | | Wie
hängt das Sehen eines Aspekts ˇzusammen mit der
Fähigkeit zu [O|o]perieren zusammen
(z.B. in der Mathematik)?
⌊das⌋ räumliches Sehen in der darstellenden Geometrie & das
Operieren in der Zeichnung. Er bewegt sich mit dem
Stift auf der Fläche // Zeichenfläche // als bewegte er sich im wirklichen Körper. Wie;
aber kann das ein Beweis des Sehens sein?
Nun ist es uns nicht auch ein Beweis des Sehens, wenn sich Einer
mit Sicherheit im Zimmer umherbewegt? Es gibt eben
als verschiedene Kriterien des Sehens. Frag
Dich: Muß Einer der Tiere, Menschen & allerlei
Gegenstände gut nach der Vorstellung, oder Erinnerung
zeichnen kann, sie dazu vor dem innern Auge sehen? Die
Antwort könnte sein: “In so einem Fall
sagen wir eben … ” – aber
30 auch:
“Man muß den Zeichner fragen, ob er's tut,
oder nicht.”
| | |
| | / | | | Es ist nun ein
Zusammenhang zwischen Aspekt & Phantasie.
| | |
| | C ? / | | |
Die Aspekte von Mantel & Grundfläche. Was
fehlt dem, der für sie blind wäre? – Es
ist nicht unsinnig zu antworten: Vorstellungskraft.
| | |
| | C | | | Ich habe
einen Begriff von Mantel & Grundflächen, den ich auf
einfache Weise nicht erklären könnte. Und
sagt man: man sehe wenn man sich so ausdrückt: man sehe | die & die Elemente als
‘zusammengehörig’ – so frage man sich, was
denn dieses Wort alles bedeutet! im welchen Situationen,
& wie, es verwendet wird.
| | |
| | ? / | | | Bedenke, daß
es für einen Aspekt oft ein ‘treffendes Wort’
gibt. Läßt man
z.B. Einen das Doppelkreuz
ˇansehen & berichten,
welcher der zwei // beiden
// Aspekte (schwarz⌊es⌋ auf
weiß Kreuz, oder weiß⌊es⌋ auf schwarz
Kreuz) es sehe,
so mag es uns gleichgültig sein, ob er sagt, er sehe
ein
weißes Windmühlen mit vier Flügeln, das andre
mal ein stehendes schwarzes Kreuz, ob er das
weiße Kreuz als vier gegen die Mitte gefaltete Spitzen eines
Papiers sieht[;|.] [d|D]as Kreuz, welches
‘jetzt’ gesehen’ wird, kann auch als
kreuzförmige Öffnung gesehen werden.
Aber diese Unterschiede uns für die Zwecke der
Experiments gleichgültig sein ˇnicht ankommen
& also
möglich seinen Unterschied eine
Unterscheidung zu machen
30 zwischen ‘rein
optischen’ & ‘begrifflichen’
Aspekten. [Ähnlich könnte es bei der
Erzählung eines Traums auf die besondern Worte, mit welchen die
Traumsituationen beschrieben werden ankommen, oder nicht
ankommen.]
| | |
| | / | | | Man könnte nicht
verstehen “Sieh als
”, solange
nicht noch etwas ganz anderes gesagt ist. Denn
verstünde ich “Sieh
als
”?
Es muß erst eine gedankliche // begriffliche // Verbindung
bestehen.
| | |
| | ∫ | | | Man wird
z.B. plötzlich auf die Blickrichtung des
zusammen
aufmerksam. Das hängt mit allen möglichen
Vergleichen zusammen. (Natürlich nicht des
F mit sich
selber.)
| | |
| | ? / | | | “Es
sieht jetzt für mich nach links ‒ ‒ ‒ & nun wieder
nach rechts.” Also so, wie schon vorher?
Nein; früher hatte es für mich keine
Richtung. Ich umgab es früher nicht mit
dieser Welt von Vorstellungen.
| | |
| | ∫ | | | Die Aufmerksamkeit ist
dynamisch, nicht statisch – möchte man sagen.
Ich vergleiche das Aufmerken zuerst mit einem
Hinstarren,c Hinglotzen: das ist es aber nicht, was ich
Aufmerksamkeit nenne; & will nun sagen, ich finde, man
könne nicht statisch aufmerken.
| | |
| | C | | | ∣
Unsre Kinder lernen schon in der Schule Wasser bestehe aus
ˇden Gasen Wasserstoff & Sauerstoff oder Zucker aus
Kohlenstoff Wasserstoff & Sauerstoff. Wer es nicht
31 versteht ist dumm.
Die wichtigsten Fragen werden zugedeckt. ∣
| | |
| | / | | | Einer
könnte beim Anblick eines Felsens ausrufen “Ein
Mann!” & nun vielleicht dem Andern zeigen wie
er in dem Felsen den Mann sieht, – wo das Gesicht, wo die
Füße sind, etc. (Ein Andrer
könnte in der gleichen Form einen Mann in andrer Weise
sehen.) Man wird sagen, es sei dazu
Phantasie erforderlich. Nicht aber dazu, das
naturgetreue Bild eines Hunds als solches zu erkennen.
| | |
| | / | | | “Er
vergleicht den Felsen mit einer menschlichen Gestalt”,
“Er sieht in ihm eine menschliche Gestalt”
– aber nicht ˇim gleichen Sinne: er
in
jene[m|s] Bild mit einem Hund, oder in
diesen Passphotographie
ˇmit seinem Gesicht.
| | |
| | ? / | | | Ich sage mir
beim Anblick der Photographie nicht “Das
könnte man als einen Menschen ansehen”. Noch
beim Anblick des F:
“Das könnte man als ein
F
ansehen”.
| | |
| | ? / | | | Wer mir die
Figur zeigte & mich fragte “Was ist
das?” dem könnte ich nur so
antworten. Auch nicht ˇso: “Ich
halte das für ein … ”, oder “Es ist
wohl ein … ”. Sowenig ˇwie ich
beim Lesen in einem Buch die Buchstaben für das oder das
halte.
| | |
| | ? / | | | “Ich
sehe es als ein … ” geht zusammen mit
“Ich versuche es als … zu sehen”, oder
“Ich kann es noch nicht als ein …
sehen”. Du kannst aber nicht versuchen das
31 gewöhnliche
F als dies zu
sehen.
| | |
| | ∫ | | |
Man kann den Aspekt nur sehen als das Resultat einer
Veränderung (will ich sagen). Aber das
natürlich kein Erfahrungssatz
sein.
| | |
| | / | | | ∣ Einen im Geist um
Rat fragen. [zu: die Zeit schätzen indem man sich
eine Uhr vorstellt.] ∣
| | |
| | ? / | | | Im Aspekt ist
eine Physiognomie vorhanden, die nachher vergeht. Es ist
beinahe, als wäre da ein Gesicht welches ich zuerst
nachahme & dann hinnehme, ohne es
nachzuahmen. – Und ist das nicht eigentlich
genug (der) Erklärung? – Aber ist es
nicht zuviel?
| | |
| | / | | | Wenn ich ˇin einem
bestimmten Falle sage, : die
Aufmerksamkeit besteht in der Bereitschaft jeder Bewegung ˇdie sich zeigen mag zu folgen,
– so siehst Du schon daß die Aufmerksamkeit nicht das starre
Hinschauen ist, sondern ein Begriff andrer Art.
| | |
| | C | | | “Etwas
einer Auffassung gemäß sehen” heißt nicht
dasselbe gleiche wie
“etwas gemäß dem Übergang zu
einer Auffassung sehen”.
| | |
| | C | | | Wenn ich die Figur
als
Spiegel-F sehe, so könnte
das durch das Bild einer bestimmten
ˇgewissen charakteristische Art der Erzeugung
ˇ◇◇◇ der Figur dargestellt werden; ebenso,
sie ˇ◇◇◇ wenn ich sie als ein
F gar nichts
& seine
Umkehrung um Spiegel-F | Rücken an Rücken
(gelegt) sehe, & nun gäbe es auch eine
bestimmte Art der Erzeugung für den Buchstaben
F. Was nun das
Kopieren 32 dessen, was ich sehe, betrifft, so hat
ursprünglich der Befehl “Kopiere dies als ein
F” keinen Sinn,
weil es ja keine besondere Art gibt ein F zu kopieren.
Gibt es aber jenen, gleichsam mimischen, Ausdruck des Aspekts,
S so hat nun
Befehl Sinn. – Aber freilich ist hier der
Begriff des Kopierens nun verwandelt; denn die Kopie ˇim
frühen Sinn das Resultat, ist nun immer das Gleiche;
& die Kopie im neuen Sinn ist eine Handlung, also gleichsam
die Nachahmung das Nachahmen | einer
Handlung.
| | |
| | C ? / | | |
Ich fühle, ich könnte den Aspekt mimisch
darstellen.
| | |
| | ? / | | | Nicht den
Aspektwechsel sieht man, sondern den Deutungswechsel.
| | |
| | ? / | | | Du
siehst es nicht einer Deutung, sondern einem Deuten
gemäß.
| | |
| | / / | | | Wen man fragte
“Kannst Du als ein ef
sehen?”, der würde uns nicht verstehen.
Die Frage “Kannst Du es als ein
Spiegel-F sehen?”
aber würde er verstehen. Und auch die:
“Und kannst Du es jetzt wieder als ein
gewöhnliches ef sehen? – Warum?2
“Kannst
Du es als … sehen?”, oder “Sieh
es jetzt als ein … !”, geht zusammen mit:
“Faß es jetzt als ein …
auf[?|.]” Nur wo dieser Befehl
[s|S]inn hat, hat jene Frage Sinn.
| | |
| | ∫ | | |
10.3.
Es ist, als ob etwas ein Sehen, aber
zugleich ein Denken wäre, so daß es nur solange
dauern könnte, wie 32 ein bestimmter Gedanke; &
läßt man den fahren, auch das Sehen aufhörte.
(Nicht kausal gemeint.)
| | |
| | / | | | Denk, jemand sagte, auf
ein gewöhnliches Druck-F zeigend, “Jetzt
ist es ein ef”. – Was heißt
das? Hat es einen Sinn? Es hat einstweilen
noch keinen. Inwiefern ist es jetzt
dies? Etwa es immer dies
ist? Und im Gegensatz wozu? – Ich
schaue auf eine Lampe & sage “Jetzt ist eine
Lampe” – was kann ich meinen?
| | |
| | C | | | [ Du
brauchst eine neue Begriffsbrille]
| | |
| | / | | | Wer sagt
“Jetzt ist es für mich ein Gesicht”, den
kann man fragen: “Auf welche Art der Verwandlung
spielst Du an?”
| | |
| | / | | | Der Ausruf
“Ein Hase!” ist ja verwandt mit der
Meldung “Ein Hase.”
| | |
| | / | | | Was ist denn
die Äußerung des Staunens? Kann es eine
sein? Kann
also das Staunen ein stationärer Zustand sein? // ein Zustand der Ruhe sein? //
| | |
| | / | | | Denk
dir, man fragte: “Warum ist das Erlebnis der
Überraschung nicht festzuhalten?”
| | |
| | / | | | “Das
ef verschwindet & es ist ein Kreuz da; das Kreuz
verschwindet & es ist ein
Spiegel-F da;
etc.” Das ist doch der Ausdruck der
Änderung der Wahrnehmung.
33
| | |
| | / | | | Vergiß,
vergiß, daß Du diese Erlebnisse selber hast!
| | |
| | / | | | Es ist
uns doch, als zeichnete unser Auge jedesmal eine andere Figur
(in diese Striche auf dem Papier).
| | |
| | ∫ C | | | “7”.
Was ich in den beiden Fällen sehe, ist so verschieden wie nur
möglich. Und was siehst Du denn?
In dem einen Falle ein ef, in
der Weise geschrieben: … ; im andern
ein ix so: … Und was ist denn ein
ef & ein ix? – Nun wird man
nicht auf die doppeldeutige Zeichnung
weisen⌊.⌋,
[s|S]ondern
etwa auf die Paradigmen … Aber muß ich nicht
bedenken, daß F &
X für mich nicht nur
Formen, sondern auch Begriffe sind?
| | |
| | C / | | |
“Für mich ist es kein Kreuz mehr; ich schreibe es
nicht … Für mich ist es ein
F, ich schreibe es
…”
| | |
| | / | | | Verschiedene Bilder
erscheinen mir. Aber wie verschiedenen?
Worin verschieden? Das kann ich nur
durch eine Genesis erklären.
| | |
| | / | | | Ich sage etwas;
& es ist ; – aber nun
mißverstehe ich die Verwendung, die dieser Aussage
zukäme // Verwendung, der diese Aussage
gehören würde //
| | |
| | / / / | | | Wie spielt man dem das
Spiel “Es könnte auch das
sein”? Das, als was die Figur
auch sein könnte – & das ist das, als was sie
gesehen werden kann – ist nicht einfach eine andere
Figur. Es hatte darum keinen Sinn
33 zu
sagen
könnte auch ein
sein[;|.] Oder auch: – dies
könnte ˇganz verschiedenerlei heißen.
Jenes Spiel aber könnte jemand
wohl mit einem Kind spielen[;|.] indem
Man sie ˇbetrachtet Zusammen
ˇbetrachtet man Einer mit ihm eine Figur; oder
ˇirgend einen beliebigenc Gegenstand;
betrachten & nun heißt es: “Das
soll jetzt ein Haus sein” – ,
& nun wird eine Erzählung von
den Gegenstand gewoben, in welchem er als ein Haus wird von ˇihm dem Gegenstand
berichtet & erzählt ˇ& man steht sich zu
ihm, als wäre es ein Haus, & es wird ganz
als ausgedeutet. Dann
stellt etc. so
derselbe Gegenstand das | selbe |
etwas anderes vor eine andere Fiktion wird um ihn
gewoben.
// Jenes Spiel aber könnte man
z.B. mit Kind spielen. Zusammen betrachten
wir eine Figur; oder einen beliebigen Gegenstand (ein
Möbelstück z.B.),
– & nun heißt es: “Das soll
jetzt ein Haus sein” – & es wird nun von ihm
berichtet & erzählt, & man stellt sich zu ihm,
als wäre es ein Haus, & es wird ganz als dies
ausgedeutet. Dann stellt das gleiche Ding etwas anderes
vor, eine andere wird darum gewoben. //
| | |
| | / | | | Wie
wirst Du wissen, ob das Kind das Ding als dasc
sieht? Nun, vielleicht wird es dies spontan
sagen. Etwa sagen: “Ja,
jetzt sehe ich es als … ”. Und in
dieser Situation, beim der
aufmerksamen lebhaften
Teilnahme an der Erdichtung // Erfindung // , wird es uns allerdings das
Sehen des Aspekts bedeuten.
| | |
| | / | | | Ich will sagen dieses
Spiel ist mit dem des Sehens der Aspekte des
z.B. 34 verwandt. Daß
Wenn Einer mit den Dingen, gleichsam, Theater
spielen kann, ist ˇfür uns eine Vorbedingung
, daß er mit den Worten
“Jetzt seh ich es als … ” das meint, was
wir meinen.
| | |
| | / | | | Wie lehrst Du ein Kind,
etwa beim Rechnen, “Jetzt nimm diese Punkte
zusammen!” oder “Jetzt gehören
die zusammen”? Offenbar muß
“zusammennehmen” &
“zusammengehören” ursprünglich eine
(ganz) andere Bedeutung ˇfür ihn
⌊gehabt⌋ haben ˇals so oder so sehen –
eine Bemerkung über
Begriffe, nicht über Unterrichtsmethoden.
| | |
| | / ∫ | | |
Nur von Einem, der das & das kann, gelernt hat,
beherrscht, hat es Sinn zu sagen, er habe
[G|g]ewisses erlebt.
| | |
| | / | | | Man
kann allerdings sagen “Sieh die Figur jetzt für 5
Minuten als ein … ”, wenn dies heißt:
Erhalte, balanciere, sie in diesem Aspekt.
| | |
| | C | | | Es muß im
einer Vorstellungsatmosphäre sein, um überhaupt als
etwas gesehen werden zu können.
| | |
| | / | | | Was verstehst Du, wenn
Dir Einer sagt “Ich sehe es (nämlich das
gewöhnliche F) als ein
ef”? – Daß es ein labiler
Zustand ist Daß er es mit Aspekten zu tun hat; daß
es ein labiler Zustand ist. Daß er denkt ‘es
könnte auch das sein’.
| | |
| | ? / | | | Das Sehen der
Aspekte ist auf anderen Spielen aufgebaut.
| | |
| | ∫ / | | |
“Es ist für mich jetzt das” – aber
warum 34 sagst Du, es wird anders
gesehen? Welche Ähnlichkeit ist zwischen
diesem Erlebnis & dem des Sehens? Nun, warum
nennen wir Vorstellen ein Sehen? Wir tun es
natürlich nicht aus einem Grund – aber es kann
eine Rechtfertigung haben.
| | |
| | ∫ | | | “Ich kann gar nicht
umhin es ‘sehen’ zu nennen.” Nun
wohl; aber ist das alles?
| | |
| | ∫ | | | Du sagst, Du siehst
verschiedene Bilder. Und das ist doch wahr; denn ein
ef ist doch etwas anderes als ein Kreuz,
etc.. – Aber in dem wichtigsten
Sinn ist es doch dasselbe Bild: Du kopierst es jedesmal
gleich; es wird nur anders beschrieben.
| | |
| | / | | | Man redet ja
von einem Rechnen in der Vorstellung. Es ist also nichts
überraschendes, daß die Vorstellungskraft der Erkenntnis
dienen kann.
| | |
| | C | | | Die
Schönheit einer Sternfigur – eines Sechseck-Sterns
–
wird beeinträchtigt, wenn man sie symetrisch
um bezüglich einec
bestimmte⌊n⌋
Achse sieht.
| | |
| | / | | | Ich will aber nicht
sagen, daß der Aspekt eine Vorstellung ist. Aber daß
‘einen Aspekt sehen’ & ‘sich etwas
vorstellen’ verwandte Begriffe sind.
| | |
| | / | | | Vom Sehen des Aspekts
möchte man fragen: “Ist es ein
Sehen? ist es ein Denken?” Der Aspekt
untersteht dem Willen: schon das macht ihn dem Denken
verwandt.
| | |
| | ? / | | |
“De[n|r] Aspekt untersteht dem Willen”
ist Erfahrungssatz. Es hat Sinn
35 zu sagen
“Sieh diesen Kreis als Loch, nicht als
Körper Scheibe”; aber nicht
“Sieh als Viereck”, oder “Sieh ihn
rot”.
| | |
| | C / | | |
15.3.
⇒
[№ 699] Die Figur , das geschriebene
einmal
als
F, einmals
als das
Spiegelbild eines F sehen. Ein
dieser Weise umgekehrtes
F will ich ein
Spiegel-F
⌊⌊? ? / ⌋⌋ nennen. Es
könnte sein, daß es Menschen
gleichgültig wäre die Lage ihrer Buchstaben
gleichgültig wäre & daß sie auch
z.B. ein
R ebensowohl
ᴙ auch ein
Schriftzeichen & sein dessen
Spiegelbild für sie d[i|e]r gleiche
Buchstabe wäre. Dies könnte sich etwa
daraus erklären, daß ihre
Schrift[z|Z]eichen
ursprünglich nicht durch Schreiben hergestellt⌊,⌋
worden wären sondern etwa aus Ton geformt
worden als Stücke aus irgend einem Material geformt, & dann, zur
Bildung von Sätzen, im Reihen niedergelegt worden
wären.)
| | |
| | / | | | Sehe ich wirklich
jedesmal etwas anderes, oder deute ich nur, was ich sehe, auf
verschiedene Weise? Ich bin geneigt, das erste
zusagen. Aber warum? – Nun, Deuten ist ein Denken, ein ; es kann z.B. so
vorsichgehen; man sagt “Das soll ein
F sein”, oder
man sagt's nicht aber der Setzer setzt es als
ein F, oder man überlegt
“Was mag das sein? – Es wird
ein F sein”
u.s.f.? –
Sehen dagegen ist kein Handeln.
| | |
| | / | | | Die Fälle, in
welchen wir deuten, was wir sehen, sind leicht zu
erkennen. Deuten wir, so machen wir eine
Hypothese, die sich als falsch erweisen mag.
“Ich sehe diese Figur als ein … ” kann
35 sowenig, (oder nur in
dem Sinne) verifiziert werden, wie die Aussage
“Ich sehe ein leuchtendes Rot”.
Hier besteht also eine Ähnlichkeit der Verwendungen des
Wortes “sehen” in den beiden
Zusammenhängen.
| | |
| | / | | |
Denken wir, es fragte
jemand: “Sehen wir Alle ein
F auf die gleiche
Weise?” Was könnte damit gemeint
sein? – Nun, wir könnten diesen
Versuch machen: wir zeigen verschiedenen Leuten ein
F & stellen die
Frage “Wohin schaut , nach rechts oder
links?” Oder: “Wenn Du ein
F mit einem Gesicht im
Profil vergleichst, wohin schaut das Gesicht?”
Mancher aber würde diese Fragen vielleicht
nicht verstehen. Wie Mancher auch die Frage nicht
versteht “Welche Farbe hat für
[d|D]ich der Laut a?”
– Wenn Einer sie nicht verstünde, wenn er
sie erklärte, sie sei Unsinn, könnten wir sagen,
er verstehe nicht Deutsch, oder nicht die
Bedeutungen der Wörter “Farbe”,
“Laut”, etc.? Im
Gegenteil: Wenn er diese Worte verstehen gelernt hat, dann
kann er auf jene Fragen ‘mit
Verständnis’, oder
[“|‘]ohne Verständnis’
reagieren.
| | |
| | | | | Nehmen
wir an Denk ˇnicht, die Frage
wäre nie gestellt
worden “In welcher Richtung schaut der Buchstabe
… ?” – sondern (nur) die:
“Wenn Du einem F einem J ein Aug & eine
Nase malen solltest, – wohin würde es
schauen?” Dies wäre doch auch eine
psychologische Frage. Und in ihr ist von einem
‘so, oder anders sehen’ nicht die
Rede. Statt dessen aber von 36 einer Neigung das eine, oder
andere zu tun. – (2) Also ist
jenes Sehen mit einer Neigung verwandt.
((1) Es ist aber zu bedenken, wie er zu
der Antwort “Ich würde ihm die Nase dort
malen” gelangt.) (3) Die
Neigung kann sich ändern, oder fehlen.
| | |
| | ∫ / | | |
“Mit dieser Verteilung der Fenster schaut die Fassade
dorthin.” “Die Fenster
waren früher so verteilt, daß die Fassade dorthin
sah.” Der erste Satz ist ähnlich einem
der Geometrie. Im zweiten ist ˇdient der Begriff der ‘Richtung, in welcher sie
schaut’’ der Beschreibung der
Fassade. So, wie man ein Gesicht
mittels der Begriffe ‘fröhlich’,
‘mürrisch’, ‘mißtrauisch’
beschreibt, oder eine Bewegung mit ‘furchtsam’,
‘zögernd’, ‘sicher’.
Und insofern dies Beschreibungen des visuell
[W|w]ahrgenommenen ˇdes Beobachteten sind
(wer ein Bild kopiert, dem kann man sagen “Das
Gesicht ist noch nicht richtig, es ist nicht traurig
genug”) sind es auch Beschreibungen des visuellen
Eindrucks. Man kann also sagen: man sähe das
Zögern. Nur ist kein Satz der Psychologie; er bezieht sich auf
seine die redet von den
Begriffe⌊n⌋. Und wer
also eine schüchterne Bewegung beobachtet & sie
genau beschreiben, nachahmen, zeichnen kann, aber von
‘Schüchternheit’ nichts weiß, dem geht nun
nicht ein visueller Eindruck ab, den der Andere hat. Er
kann seinen Eindruck nur nicht so beschreiben, nicht einer solchen
Beschreibung gemäß handeln, zeichnen,
etc..
| | |
| | ∫ | | |
24.3.
Zwei Verwendungen des Berichts
36 “Ich
sehe …”. ˇEin
Sprachspiel (a): “Was siehst Du
dort?” – “Ich sehe
… ” – & nun folgt eine Beschreibung des
Gesehenen ˇdurch Worte, durch, eine Zeichnung, ein
Modell, und anderes. Ein anderes Sprachspiel
(b): “Ich sehe eine Ähnlichkeit
in diesen beiden Gesichtern”. Im Sprachspiel
(a) hätte die Beschreibung
z.B. lauten können:
“Ich sehe zwei Gesichter, die einander
ˇ◇◇◇ wie Vater & Sohn
ähnelnc”. Man kann dies eine
unvollständigere Beschreibung nennen, als die durch eine
genaue Zeichnung ˇder Gesichter. – Es
wäre aber denkbar, daß Einer diese genauere Beschreibung
geben könnte // gäbe // , ohne zu sehen
daß die Ähnlichkeit
der Gesichter zu bemerken. – zwischen den beiden Gesichtern besteht. – | Ein Andrer
könnte die Zeichnung ˇdes Ersten sehen & ˇdie
die Ä Familienähnlichkeit in ihr
erkennen, daß eine Familienähnlichkeit, oder
auch eine Ähnlichkeit des Gesichtsausdrucks.
| | |
| | C | | |
Man kann ‘ein Auge’, ˇ‘einen
Blick’ für gewisse Ähnlichkeiten haben,
oder einen durch Übung . Wer nun den Begriff
des Zögerns nicht hätte, aber eine zögernde Bewegung
beobachtete & genau wiedergeben könnte – soll ich
von dem sagen er sähe
nicht so , wie der ˇAndre, welcher sie sofort als
eine zögernde erkennt? Das
ˇgewiß nicht[;|:] wohl
[A|a]ber ˇwohl,: daß der erste
für diese Eigentümlichkeit einer Bewegung keinen Blick
habe.
| | |
| | | | | Und wer einen
Blick für Familien-37 ähnlichkeiten hätte,
könnte erkennen, daß zwei Leute miteinander verwandt
sind ˇauch ohne sagen zu können, worin die
Ähnlichkeit besteht. (Denke an den Fall des
Rechenkünstlers.)
| | |
| | C | | | Wer also
die Furcht in einem Gesicht sieht, sieht der
(noch) mehr als das
Gesicht genau
k[a|ö]nn⌊te⌋, aber nicht im
Stande wäre Furcht nicht in ihm
zu erkennen ˇkann? – Die Frage
ist eigentlich die gleiche, wie die⌊:⌋
ob ˇIst das Erkennen der Furcht in einem
Gesicht ein ‘Sehen’ zu nennen?
ist. Es könnte
sprachunrichtig sein eine Sprache geben in der es falsch wäre | zu sagen “Ich
sehe Furcht in diesem Gesicht”, Es würde uns
gelehrt: ein ˇfurchtsames Gesicht könne man
‘sehen’; die Furcht in ihm, die
Ähnlichkeit oder Verschiedenheit zweier Gesichter
‘bemerke’ man.
| | |
| | | | | Und sollte man diese
Unterscheidung eine bloße Laune der Sprache nennen? – Die Verwandt/schaft der
beiden Begriffe zeigt sich ja in
Erklärung; ihre um ihre Verschiedenheit zu erkennen,
bedenke man, was es heiß welchen Sinn
haben
könnte ˇzu sagen, Einer habe die Ähnlichkeit zweier
Gesichter von Glockenschlage ˇbis
zum nächsten gesehen. ⌊ Oder denk an den
Befehl: Merk auf die Ahnlick. von ihm. ⌋
| | |
| | ? ? / | | | Die
Beschreibung des Gesichtseindrucks kann eine Zeichnung
sein. V Es könnte aber
auch festgesetzt werden in welcher Entfernung vom Auge wir sie halten
sollen, ja auch 37 auf welchen Punkt der Zeichnung wir
zu blicken
haben unsren Blick richten sollen | oder unser
Blick auf der Zeichnung sollte ihr zu wandern
habe. V Was in der
Zeichnung oben, was unten ist, ist von der größten Wichtigkeit.
| | |
| | ? / | | | Ich
fange an, die Ähnlichkeit zu sehen, wenn sie mir
‘auffällt’; & sehe ich sie dann solange
ich die [Ä|ä]hnlichen Gegenstände
sehe? Oder nur solange ich mir Ähnlichkeit bewußt bin? –
Fällt mir die Ähnlichkeit auf, so nehme ich etwas wahr,
ich brauche mir nun ihrer aber nicht bewußt zu bleiben, um
wahrzunehmen zu beobachten | , sich an der Ähnlichkeit nichts
ändert. sie sich nicht ändert.
| | |
| | C | | | So weit
sehe ich jetzt & nicht weiter.
| | |
| | / | | |
25.3.
Zwei Verwendungen des Berichtes
“Ich sehe …”. Ein
Sprachspiel: “Was sieht Du dort?”
– “Ich sehe … ” & es folgt
eine Beschreibung des Gesehenen mit Worten, durch eine
Zeichnung, ein Modell, Gebärden, etc..
– Ein anderes Sprachspiel: Wir betrachten
beide zwei Gesichter, & ich sage zum Andern:
“Ich sehe eine Ähnlichkeit in
ihnen.” Im ersten Sprachspiel
hätte die Beschreibung z.B. lauten
können: “Ich sehe zwei Gesichter, die
einander ähnlich sind wie Vater & Sohn.”
– Man kann dies eine weit unvollständigere
Beschreibung nennen, als die durch eine Zeichnung es
wäre. Aber Einer konnte diese
vollständi 38 gere Beschreibung geben & doch
jene Ähnlichkeit nicht bemerken. Ein Andrer
könnte die Zeichnung des Ersten sehen & die
Familienähnlichkeit in ihr entdecken; & in gleicher Weise
auch eine Ähnlichkeit des Gesichtsausdrucks.
| | |
| | / | | | 28.5.
“Als ich das Wort jetzt
aussprach, bedeutete es für mich …”.
Warum sollte das nicht einfach Wahnsinn sein? Weil
ich das erlebte? Das ist kein Grund.
| | |
| | C | | |
28.5.
Unterbrich “Ich
kann nie wissen, was in ihm vorgeht.” – Aber
warum sollst Du sagen, daß irgendetwas in ihm vorgeht? – Und bist Du denn immer
unsicher? Und wenn Du nicht unsicher
bist, – weißt Du, was in ihm vorgeht?
| | |
| | C | | | Wir
fürchten Verstellung; – obwohl Verstellung
nicht der einzige Fall ist, in welchem das
Äußere & täuscht. // Wir fürchten insbesondere die Verstellung
obwohl sie nur ein Spezialfall davon ist, daß das Benehmen
uns täuscht. //
| | |
| | C ? ? / | | |
Menschen fremder Kulturen scheinen kommen uns oft
falsch, vor nur weil wir sie nicht
verstehen. Einer, der dort lächelt, wo wir
finster blicken, braucht sich doch nicht zu verstellen.
| | |
| | C ? ? / | | |
Wenn ich mit meinem Freund rede, sage ich mir doch nicht die ganze
Zeit, ich wisse nicht was in ihm vorgehe; & es ist auch nicht
Gedankenlosigkeit, daß ich's mir nicht sage.
Es kommt im Allgemeinen gar nicht zu einer Vermutung
über Vorgänge 38 in seinem Geiste. seiner Seele. | Und doch betrachte ich ihn nicht
als Automaten.
| | |
| | / | | | Es sind ganz
besondere Fälle in denen das
Innere mir verborgen erscheint.
¥ •
| | |
| | / | | | Es ist dann
als ob ich mir erst bewußt würde, daß das Innere
(eigentlichc) immer verborgen ist.
| | |
| | / | | | (Man
sagt auch: Der Mensch ist mir vollkommen
durchsichtig.) So ist mir also ein Mensch manchmal
undurchsichtig.
| | |
| | / | | | ⍈•
Und die Unsicherheit, dies
sich so ausdrückt ist nicht eine philosophische, sondern
eine praktische & primitive.
| | |
| | C | | | Man sagt
“Ich weiß nicht, wie ich mit ihm dran
bin”. – Wenn wir ein sehr
regelmäßiges Klima gewohnt wären mit leicht
vorauszusehenden Veränderungen & kämen in ein
unberechenbares Klima, & denken wir personifizierten
d[as|ie] Witterung, – könnten wir nicht sagen,
wir s[ä|e]hen nicht in die Seele des
Wettergottes? Aber wem die Vorgänge in der
Seele des Andern versteckt erscheinen, der ist unsicher über
etwas Gegenwärtiges, nicht über etwas
Zukünftiges. Seine Unsicherheit bezieht sich auf
die Gegenwart in dem gleichen Sinne in welchen des Andern Aussage
‘Ich dachte mir damals … ” sich auf die
Vergangenheit bezieht.
| | |
| | C | | | “Ich weiß
nicht, wie ich mit dem Wetter hier dran bin: es scheint manchmal
39 zu lächeln, fährt
aber gleich darauf los.” – Aber das Wetter
sagt eben nicht: “Als ich damals lächelte
sann ich darauf zu hageln”. – liegt denn darin der
wesentliche Unterschied Aber
kommt es denn daran | , daß der Mensch so etwas
sagt? Und wenn er nun lächelt &
schon auf Urteil sinnt, – was ist daran das
Wichtige? (Warum sollte das –
was immer es ist – nicht ganz unwichtig sein? So
unwichtig wie die oder jene ˇchemische Reaktion in seinem
Körper?)
| | |
| | ? ? / | | | Was ist
die Wichtigkeit davon, daß [e|E]iner so ein
Geständnis macht – muß er denn seinen Zustand richtig
beurteilen können? – Es kommt eben nicht
auf einen einen innern Zustand an, den er beurteilt,
sondern gerade auf sein Geständnis.
| | |
| | ∫ | | | Sein Geständnis kann
gewisses erklären. Es kann zum
Beispiel meinem Verdacht von einem Andern .
| | |
| | ? ? / | | |
“Ich kann nie wissen, was in ihm vorgeht.”
– Aber muß denn etwas in ihn vorgehen.”
– Und was brauche warum soll ich mich darum zu
kümmern kümmern? – Es ist aber eine wirkliche, nicht erträumte,
Unsicherheit, welche uns dieses Bild nahelegt.
| | |
| | C | | | Die Unsicherheit
ist etwa die hat etwa die Gestalt: den
Ausdruck: |
“Wie wird er, wenn den Rücken kehre, mit seinen Freunden über mich
reden?” Diese Unsicherheit besteht nicht
immer.
| | |
| | ∫ | | |
Es ist eine prinzipielle﹖ Unsicherheit
vorhanden. Worin besteht sie?
| | |
| | C | | | Etwa darin, daß man
nicht sagen kann: Wenn Einer sich so benimmt
39 dann ist er erfreut
& es kann nicht Verstellung sein. Und mit
welchen Naturtatsachen hängt diese begriffliche
Unbestimmtheit zusammen? – Es entspricht ihr
nicht eine immerwährende fortwährende | Unsicherheit über das was der
Andre denkt & fühlt. die große Vielgestaltigkeit
der Fälle.
| | |
| | ∫ | | | Könnte man sich nun
denken, daß Menschen einen bestimmteren Begriff zu ähnlichem
Zweck hätten? & unter was für Umständen
wäre es praktikabel? – Man könnte
sagen: es mußte alles viel einfach als
bei uns sein. Ist es nicht , daß ich nicht näher beschreiben kann, wie
solche Leute sich benehmen müßten? –
Hätte es Sinn bei [i|I]hnen von
‘außen’ & ‘innen’ zu
reden? – Die Sicherheit würde sich doch so
ausdrücken, : wenn d daß sich manchmal
ein sicherer Schluß vom Äußern auf's
Innere ziehen ließe. Und wäre dies ein
Erfahrungssatz? – Wie aber ist es mit der
ersten Person? Kann ich sagen:
“Wenn ich mich so benehme, kann es
nicht [v|V]erstellung sein”? Und soll
das ein Erfahrungssatz sein? – Wie sähe der
Fall aus, in dem ich mich zu verstellen glaube, aber nicht
verstelle. Ich sage etwa später ich hätte nur so
getan, als hätte ich fürchterliche Schmerzen gehabt,
hätte aber nichts gespürt. Man findet aber
Veränderungen in meinen Organen, die allerdings den Schmerz
gerechtfertigt hätten, auch stimmen damit die späteren
Symptome überein. Man könnte dann in gewissen
Fällen sagen: “Wenn sich ein Mensch
so 40 benimmt, verstellt er sich nicht, auch
wenn er's nachher ehrlich gestehen würde.
| | |
| | C | | |
Es ist
merkwürdig, daß diese Betrachtung so langweilig
ist. Es müßte, so fühle ich, möglich
sein, sie durch eine klare Einsicht stark zu kürzen.
Es wird in ihr viel zu viel auf Einzelheiten
eingegangen. Eine andere Rechenmethode würde
hier kurzen Prozess machen. Es
fehlt die allgemeine durchschlagende Methode
(Cartesische
Coordinaten).
| | |
| | C ? ? / | | |
Wenn ich frage: “Könnte nicht ein
Begriff, der vor den unsern so & so in der & der
Art abweicht, einem
Zweck dienen?” – so müßte vielleicht
[z|g]ezeigt werden, daß die bedingte Veränderung
viel größer wäre, als ich sie mir erwartet hatte, so
daß vielleicht von einem verwandten Zweck kaum die Rede sein
könnte.
| | |
| | C / | | | Eine
wichtige Tatsache ist: ich kann Menschen mehr, oder weniger gut
verstehen. (Unterschiede der Erziehung &
Kultur.)
| | |
| | C ? / | | | Verstehe
ich sie nicht, dann möchte ich sagen ich
wisse nicht, was in ihrem Innern vorgeht.
| | |
| | ∫ | | | Dieser Mensch lächelt
freundlich; benimmt sich aber dann doch nicht, wie ich,
oder die Leute meines Kreises, wenn wir so gelächelt
hätten.
| | |
| | C ? / | | |
Ein Mensch ist mir ‘rätselhaft’.
| | |
| | C ? / | | |
Sage ich auch: ich weiß nicht, was dem Sperling, in der
Katze, im Wolf 40 vorsichgeht?
| | |
| | ∫ C | | |
Bach hat gesagt,
er habe alles nur durch Fleiß geleistet. Aber ein
solcher Fleiß setzt eben ˇDemut & eine
ungeheure Leidensfähigkeit, also Kraft, voraus.
Und wer sich dann vollkommen ausdrücken kann, spricht eben zu
uns die Sprache eines großen Menschen.
| | |
| | C | | | “Was
geht hinter seiner Stirne vor sich?”
sagt man & meint es wörtlich & meint doch keinen
physiologischen Prozess, &
glaubt auch wieder nicht, daß der psychologische hinter ˇder
Stirn vor sich geht.
| | |
| | / | | | Die prinzipielle
Unsicherheit: Ich weiß nicht was er denkt, wenn er es
nicht ausdrückt. Aber stell Dir vor, er drücke es
wohl aus, aber in einer Sprache die Du nicht verstehst. Er
könnte ˇes mit dem Finger einer Hand auf den
Handrücken der andern klopfen, in Morsezeichen, oder
ähnlichen. Dann ist es doch auch geheim.
Und nicht ebenso sehr, als wäre es nie
ausgedrückt worden? Die Sprache könnte ja auch
von einer Art sein wie sie nie könnte, z.B. mit einer
außerordentlich komplizierten Regelmäßigkeit. mit
außerordentlich komplizierten Regeln. |
| | |
| | C / | | |
Es kann [e|E]iner also seine lauten Gedanken vor mir
verbergen, indem er eine mir fremde Sprache spricht. // indem er sie in einer mir fremden Sprache
ausspricht. // Wo ist hier der
verborgene Seelenvorgang? // das verborgene
Seelische? //
| | |
| | ∫ | | | Ein Mensch denkt immer laut,
hält aber alle seine Gedanken vor mir geheim indem er
(immer) zu sich ˇselbst in einer Sprache spricht, von der
er weiß, daß ich ˇverstehe sie
nicht⌊.⌋ 41 verstehe. Das ist doch auch ein Verstecken.
| | |
| | / | | | Ich
kann die Sprache wählen in welcher ich denke. Nicht
aber als dächte ich, & wählte die
Sprache, in die ich meine Gedanken übertragen will. // & wählte die Sprache, in welche ich meine
Gedanken übertragen
will. //
| | |
| | ? C | | | Es ist eher in der
Psychologie alles anders⌊,⌋ als es ausschaut, denn die
Erklärungen, die sich uns ganz natürlich darbieten, sind
alle falsch; sind Bilder, die uns sehr natürlich sind, deren
Anwendung wir aber nicht , die zwar illustrieren
ˇilluminieren⌊,⌋ aber kein Rätsel
entwirren. // aber nichts
entwirren. // (Bilder der
Alchimisten.)
| | |
| | C | | | Was ist aber nun das
Wichtige daran, daß ich das & das zu mir sage?
(auf meinen Handrücken klopfe?) Und warum
sollte irgend ein anderer Vorgang wichtiger
sein als dieser? es sei denn, wegen seiner Folgen.
(Denn man sieht eben das Denken ˇals einen seltsamen
Vorgang an, als ein Sprechen, oder einen sprachähnlichen
Vorgang, dessen Sinn nicht in ihm selbst liegt
beschlossen liegt, nicht in einer Technik & in deren
Anwendung. (Der Gedankeˇ
Die Sprache des Gedankens der Satz einer
Über-Sprache.) eine
Über-Sprache.) | Als läge hier
hier der Sinn ˇder Worte nicht im Fluß ihrer Verwendung der
Anwendung | , sondern die Denkhandlung, was
immer sie ist, habe ihn ein für alle mal in
sich. (Und das heißt natürliche nur,
daß die Bedeutung von “deuten” zwar mit der von
“sprechen ˇzusammenhängt aber die beiden
kategorisch verschieden sind.)
41
| | |
| | ? C | | | Ich
sage zu mir selbst “Er betrügt
mich.” Dabei blicke ich finster, &
sitze in brütender Haltung. // Ich sage
es, finster vor mich hinbrütend. // Nun,
was ist daran? – Aber ich denke
es Die
Worte stehen in einem bestimmten Zusammenhang von Erlebnissen
& Handlungen. Ja wie könnte auch sonst das
Wort “Er” eine⌊n⌋
Bedeutung Träger haben! Und worin liegt es denn,
daß er Dich betrügt? – Die Worte
stehen in einem Fluß. Nur in einem Leben haben
ihren Sinn.
| | |
| | ∫ | | |
Ja; ⌊:⌋ ich habe diese Worte
nicht nur gesagt, sondern auch gedacht; aber das lag an der Stellung,
die sie in meinem Leben hatten, in einem menschlichen
Leben. Vor allem bin ich ja ein Mensch, der diese Sprache
gelernt hat, in ihr aufgewachsen ist; mein Leben ist ja in bestimmter
Weise mit ihr verschmolzen. Sie & mein Leben sind
solchermaßen ja so miteinander | durchwirkt, daß
meine Worte so viel nach sich
ziehen (wie) ebenso vielbedeutend sind wie | irgendwelche andere meiner
Handlungen. Worte & Handlungen verbinden
ˇ& halten sich oft wie die
Längs- &
Querfäden eines Gewebes.
| | |
| | ∫ | | |
30.5.
Ich weiß
nicht war das ein Stein, oder ein Fisch, den
ich da gesehen habe & ich werde es nie erfahren.
Aber ich weiß, was ich hätte tun müssen, um es
herauszufinden. Aber wenn ich nicht weiß, was der Andre bei
sich denkt, – was müßte ich für Schritte tun, um es
zu erfahren? Denn, ihn beschwören, es nur zu sagen,
müßte nicht helfen. Es gibt – wollte ich
sagen – kein Mittel der Untersuchung. Denk an den
Fall, 42 in dem Du dem Andern
mißtraust & alles dafür geben würdest zu
erfahren, wie er's meint & was er denkt.
| | |
| | C | | | Ich
weiß nicht, was … denkt, was er sich sagt, wenn er allein
ist. Könnte ich's belauschen, so würde
es mir vieles an seinem Benehmen verständlich
machen. Oder doch vielleicht.
Ich würde mich dann über sein Benehmen nicht mehr
wundern; wüßte, in welchen Art ich mit ihm zu reden
hätte. Wissen was er zu sich sagt, könnte diesen
Einfluß haben.
| | |
| | C | | |
Ein Mittel welches, wenn
man's Einem eingibt, ihn seine Gedanken aussprechen
macht. (In vino veritas.) // ihn seine Gedanken sprechen
läßt. // Er kann nur mehr laut
denken. – Das könnte es doch geben.
Könnte man noch sagen, sein Inneres sei mir
verborgen.
| | |
| | C | | | Es gibt verschiedene
Arten des Verbergens.
| | |
| | C | | | [Das Nachbild des
Fensterkreuzes bei geschlossenen Augen neigt sich wenn ich den Kopf
neige. Das ist, glaube ich, eine wichtige psychologische
Tatsache, obwohl ich nicht klar sehe, was aus ihm
folgt.[)|]]
| | |
| | C | | | ∣ Ich glaube,
daß die Erziehung der Menschen heute dahingeht, die
Leidensfähigkeit zu verringern. Eine Schule gilt
heute für gut,
wenn
if
the children have
a good time. Und das war früher nicht der
Maßstab. Und die Eltern 42 möchten daß die Kinder werden,
wie sie selbst sind (only more so) & doch
lassen sie sie durch eine Erziehung gehen, die von der ihren ganz
verschieden ist. – Auf die Leidensfähigkeit gibt
man nichts⌊,⌋ denn Leiden soll es nicht geben, sie sind
eigentlich veraltet. ∣
| | |
| | C | | |
∣ “Die
Tücke des Objekts” – Ein unnötiger
Anthropomorphismus. Man könnte von einer
Tücke der Welt reden; sich leicht vorstellen, der
Teufel habe die Welt geschaffen, oder
einen Teil von ihr. Und es ist nicht nötig
ein Eingreifen des Dämons von Fall zu Fall sich
vorzustellen; es kann alles ‘den
‘Naturgesetzen entsprechend’ vor sich gehen;
es ist dann eben der ganze Plan von vornherein auf's
Schlimme angelegt. Der Mensch aber befindet sich in dieser
Welt in der die Dinge zerbrechen, rutschen⌊,⌋ ˇalles
mögliche Unheil anstiften. Und ist natürlich eins von den Dingen. – Die ‘Tücke’ des Objekts ist
ein dummer Anthropomorphismus. Denn die Wahrheit ist
viel ernster als diese Fiktion. ∣
| | |
| | ∫ | | | “Ich kann nie
wissen, was der Andre empfindet.” –
Unsinn; ich kann es wissen; so wie, daß ich ein
Buch vor mir habe, daß es fallen wird wenn ich's
auslasse, daß ich mich nicht in dieser Multiplikation
verrechnet habe. – Nicht doch; Du kannst es
glauben, davon überzeugt sein, aber Du
kannst's nicht wissen. – Nun was
kann ich denn wissen? Und Dein
‘kann’ muß ein
logisches sein. Du machst also einen Unterschied zwischen
den Kategorien; & dagegen habe ich nichts. Nun ist
hier kein Gradunterschied, wie es nämlich zuerst scheint.
43
| | |
| | C | | |
∣ Ein
stilistischer Behelf
praktisch sein, & mir doch verboten.
Das Schopenhauer'sche “als
wie” “als welcher”
z.B.. Es würde den Ausdruck
manchmal bequemer, deutlicher, machen, kann aber nicht von dem
gebraucht werden, der es als altväterisch empfindet; & er
hat kei hat nicht
das Recht sich über darf sich nicht über diese Empfindung hinwegˇzusetzen. ∣
| | |
| | / | | | Du kannst der
Empfindung das Andern so sicher sein, wie
irgend eines
Faktums. (Welches ‘kann’ ist
das?) Damit sind aber die Sätze
“Er ist beglückt” &
“2 × 2
= 4” nicht zu ähnlichen Instrumenten
geworden. Zu sagen “Die Sicherheit ist eine
andere” liegt nahe, macht aber nichts
klarer. // , behebt aber die Unklarheit
nicht. //
| | |
| | C | | | “Ich kann aber
doch nicht wissen, daß er glücklich
ist.” – Das heißt, einen Zweifel in sich
hervorrufen. Ich sage mir: “Wie
wärs, wenn er sich verstellte, &
innerlich unglücklich wäre!” Dazu
denke ich etwa an Fälle, in denen ich betrogen worden
bin. // , in denen mich der Schein betrogen
hat. // Und muß es mir nun gelingen
ernstlich an seinem Gefühl seiner Stimmung | zu
zweifeln? Nein. Aber ich weiß, sozusagen,
der Weg, auf dem so ein Zweifel zu erreichen wäre.
| | |
| | / | | |
“Aber schließt Du eben nicht einfach vor dem Zweifel
die Augen, wenn Du sicher bist?” –
Sie sind mir geschlossen. Es ist wohl wahr:
Zweifel wird auf einem ganz andern
Weg erreicht, als der an einem arithmetischen Satz. Vor
allem 43 ist da die
ˇvöllige Gewissheit der Grenzfall
eines ˇnach Graden verschiedenen Glaubens.
– Und es ist eben alles anders.
| | |
| | C | | | “Ich
kann aber doch nicht wissen, daß der Andre Schmerzen
hat.” Die Schmerzen hat er, sie
sind in ihm; ich sehe sie nicht. So kann ich also
wissen, daß er stöhnt? Nicht nur,
daß es mir so scheint? “Ich kann nicht
wissen, daß er Schmerzen hat; es kann nur höchst
wahrscheinlich sein.” Und wenn ich also im
konkreten Fall den Andern in Schmerzen sich winden sehe, – sollte
mir den
leisesten Zweifel geben?
| | |
| | C | | | Sollte ich, mit einer
Rechnung konfrontiert, sagen: “Nun
so sicher ist es allerdings nicht”?
Der Zweifel ist hier ein philosophischer, kein praktischer.
Der Zweifel, wo er nicht besteht, liegt nur, sozusagen,
näher.
| | |
| | ? / | | | Und nun –
möchte ich sagen – gibt es ˇhier // da // allerdings den Fall des
hoffnungslosen Zweifels. – Wenn ich sage:
“Ich habe keine Ahnung⌊,⌋ was er wirklich denkt
–”. Er ist mir ein
verschlossenes Buch. (Welcher Fremde empfindet
nicht so, wenn er nach England kommt?)
Wenn das einzige Mittel, den Andern zu verstehen,
wäre, die gleiche Erziehung wie er durchzumachen, – was
unmöglich ist. Und hier ist keine
Verstellung. Denk Dir aber Leute, deren Erziehung
dahin geht den Ausdruck der Gemütsbewegung im Gesicht &
den Gebärden zu unterdrücken, & diese Leute machen
sich mir unzugänglich, indem sie eine mir nicht
verständliche Sprache sprechen. // indem sie
laut denken in einer mir unverständlichen
Sprache. // 44 Nun sage ich “Ich
habe keine Ahnung von dem, was in ihnen vorgeht”, &
doch liegt es als äußere Tatsache vor. | | |
| | ∫ | | |
31.5.
Einer kann sich auch verstellen, indem
er die volle Wahrheit spricht, von der er aber weiß, daß sie der
Andre mißversteht.
| | |
| | ? / | | |
1.6.
Man sieht
Gemütsbewegung.” – Im Gegensatz
wozu? – Nun etwa so: Man sieht nicht die
Gesichtsverziehungen & schließt nun, er
fühle Freude, Trauer, Langeweile. Man beschreibt sein
Gesicht unmittelbar als traurig,
glückstrahlend, gelangweilt, auch wenn man
nicht im Stande ist sonst irgend eine Beschreibung seines Gesichts zu geben. – Die Trauer ist im Gesicht personifiziert,
möchte man sagen. Dies ist dem, was wir
‘Gemütsbewegung’ nennen,
wesentlich.
| | |
| | C | | | Ich sage das Wort
‘sondern’ & frage “Wie hast
Du's aufgefaßt?” Er:
“Als Bindewort.” – Wie
hat er's getan? Nun, es kam ihm vor, als
hätte das Wort schon als er's hörte, diese
Erklärung nötig gemacht. Als hätte es die
Bedeutung in sich getragen, wie ein Spiegelbild,
& er zöge sie nur noch an's
Licht. Als eine Tiefe gespiegelt. Und braucht es
nun noch eine Erklärung?
| | |
| | ? / | | | Der, den ich bedeutungsblind nenne, wird
wohl den Auftrag verstehen: Man kann
dem, den ich Bedeutungsblind nenne, wohl
sagen | “Sag ihm er
soll zur Bank gehen, & ich meine die
Garten-44 bank”, aber nicht:
“Sag das Wort Bank & meine Gartenbank
damit”. Er wird auch nicht melden
können: es sei ihm beinahe gelungen, das Wort sei aber in
die falsche Bedeutung ausgerutscht. Es kommt ihm auch
nicht vor als habe das Wort etwas in sich was förmlich wie eine
Schreibweise (plane, plain) die Bedeutung fixiert;
& auch nicht, daß die Schreibweise gleichsam ein Bild der
Bedeutung ist sei. – Man ist
z.B. vers stark versucht,
zu meinen, daß der andern Schreibweise doch ein geringer
Unterschied der Aussprache entspricht, auch wo nicht ist? Es ist hier der für viele andre
als Beispiel dienende Fall, ⌊:⌋
daß man sich die beiden Wörter (z.B.
“für” &
“führ”) vorspricht & sie
wirklich etwas verschieden ausspricht, obwohl man es
natürlich im Fluß der Rede, wenn man an nichts solches denkt
nicht tut; schon darum weil man dann jedes der beiden Wörter bei
verschiedenen Anlässen ungleich ausspricht. Ich kann …
| | |
| | / | | |
Verschiedene Menschen
empfinden es sehr verschieden stark, wenn die Rechtschreibung
eines Worts geändert wird. (Das
Dehnungs-h.) Und die Empfindung ist nicht nur
Pietät für einen alten Gebrauch.
We[nn|m] die Rech Orthographie nur
eine praktische Frage ist, dem geht ein Gefühl ab,
ähnlich wie das, welches dem
‘Bedeutungsblinden’ mangeln
würde.
| | |
| | / | | | Wie konnte er das Wort
in der Bedeutung hören? Wie war es
möglich?? – Gar nicht – in
diesen Dimensionen.
45
| | |
| | / | | | Aber ist es also nicht
wahr, daß das Wort für mich jetzt das bedeutet?
Warum nicht? Es kommt ja dieser Sinn mit
mit der übrigen Verwendung des Wortes nicht in
Konflikt. Es sagt Einer: “Gib
ihm den Befehl … & meine damit
…?” Was kann das heißen?
| | |
| | C | | |
Mein Blick fiel auf das Wort “Mach” am
Anfang eines Satzes. Ich hielt es für den Namen des
Physikers. – Wie? – Es
gibt kein Wie. Es ist, wie ich's sage. – Aber was sagt mir, was Du sagst?
| | |
| | / | | |
ˇ[Zu dem Frühern]
Aber warum gebrauchst Du für Dein Erlebnis
[meinen] gerade diesen Ausdruck?
einen schlecht sitzenden Anzug? – Das ist der
Ausdruck des Erlebnisses, wie “e ist gelb”
& “Ich wußte im Traume, daß
… ” Ausdrücke anderer Erlebnisse. Ein
schlecht sitzender Anzug ist es nur, wenn Du ihn falsch
auffaßt. Dieser Ausdruck gehört zum
Erlebnisse ebenso, wie die Schmerzäußerung zum Schmerz.
| | |
| | / | | |
W. James: der
Gedanke sei schon am Anfang des Satzes fertig. Wie kann man
das wissen? – Aber die Absicht ihn
auszusprechen kann schon bestehen, ehe das erste Wort gesagt
ist. Denn fragt man Einen “Weißt Du was
Du sagen willst”, so wird er es oft bejahen.
Ich habe die Absicht dieses Thema zu pfeifen
habe ich es damit in irgend einem Sinne,
etwa in Gedanken, schon gepfiffen?
| | |
| | ? / | | | Wer die Frage
bejaht “Weißt Du schon, was Du sagen
willst?”, dem wird vielleicht
irgendetwas vorschweben; aber wäre
dies auch 45 etwas objektiv Hörbares oder
Sichtbares, so könnte man doch meistens das Beabsichtigte
nicht mit Sicherheit daraus entnehmen.
(Aufzeigen.)
| | |
| | / | | | Nicht Jeder, der eine
Absicht hat, hat darum einen Plan gemacht.
| | |
| | ? / | | | Welche
Formen geistiger Defekte wirklich existieren uns nicht; aber wohl die
Möglichkeiten solcher Formen. Nicht ob es Menschen
gibt, die nicht des Gedankens “Ich wollte damals
… ” fähig sind, wohl aber: wie dieser
Begriff sich durchführen läßt.
| | |
| | / | | | Wie ließe sich diese
Annahme konsequent durchführen? Was
würden wir eine konsequente Durchführung
nennen? – Wenn Du annimmst, daß Einer
das nicht kann, wie ist es dann mit dem?
Kann er es auch nicht? Wohin führt uns dieser
Begriff?
| | |
| | C | | | Absicht &
Gedanke. Ich kann einem Andern, oder auch mir selbst, etwas
versprechen, & das ist doch eine wichtige Handlung.
Und es ist doch auch nicht dasselbe, ob ich's gedankenlos
tue, oder mein Versprechen zur Zeit wirklich meine.
Man sagt auch, man erkenne [in|an] der Miene &
am Ton, ob es so ist. Rede ich nun vom Meinen als
einem innern Vorgang: was ist die Wichtigkeit dieses
Vorgangs? Sie kann doch nur in seinen Folgen liegen,
& hätten äußere Vorgänge die gleichen
Folgen, so hätten sie auch die Gleiche
Wichtigkeit. – “Als ich sein Gesicht ansah,
wußte ich, daß er im Ernst war.” Ich
schließe also aus 46 seinem Gesichtsausdruck, daß ich
mich auf sein Wort verlassen kann.
| | |
| | C | | | Und erkennt er aus dem,
was er fühlt, daß er sich auf sein eigenes Wort
verlassen können? – Denke⌊,⌋ er gäbe sich ein ernst
gemeintes Versprechen immer schriftlich. Das
könnte ihn dazu bringen daß er's hält,
während er die Erfahrung gemacht hat, daß er ein bloß
mündliches Versprechen, wenn's zum Halten kommt, leicht
nimmt. So könnte auch ein bestimmtes Erlebnis
beim Versprechen wirken.
| | |
| | / | | | “Du
mußt es Dir ernstlich versprechen, dann wirst Du's auch
tun.” Zum ernstlichen Versprechen gehört
z.B. daß man über die Sache
nachdenkt, es gehört eine bestimmte Vorbereitung
dazu. Am Schluß erfolgt dann vielleicht wirklich ein
förmliches Versprechen, vielleicht auch mit lauter Stimme, aber
das ist nur ein Stein dieses Gebäudes.
(Gelübde.)
| | |
| | C | | | Das
Gelübde könnte man eine Zeremonie nennen.
(Taufe, auch wenn sie kein christliches Sakrament
ist.) Und eine Zeremonie hat eine eigene
Wichtigkeit.
| | |
| | / | | | “Ich hatte die
Absicht … ” drückt nicht die Erinnerung an ein
Erlebnis aus. (Sowenig wie:
“Ich war im Begriffe …”)
| | |
| | ? / | | |
“Welcher seltsame & furchtbare . Ich werde ihn nie
vergessen.” 46 Und warum sollte man
das nicht vom Erinnern sagen können (“welche seltsame
… Erfahrung … ”), wenn man zum ersten Mal in
die Vergangenheit gesehen hat? –
| | |
| | C | | | Die Umstände
können so sein, daß ich weiß, was in ihm vorgeht, ich
meine: daß er mir nicht rätselhaft ist, – oder so,
daß er mir ein Rätsel ist.
| | |
| | C | | |
2.6.
Der Andre kann doch etwas im Kopf
rechnen, & ich weiß nicht, was er rechnet während ich nicht weiß, was er
rechnet | ;
so geht also in dieser Zeit etwas in ihm vor aber nicht
notwendigerweise irgend etwas körperliches, & es ist
unmöglich zu wissen, was; es sei denn, er sage es.
| | |
| | C | | | Wenn er
mir's aber auch unmittelbar darauf sagt, kann er sich
nicht irren? Wie erkennt er überhaupt, was
vorgegangen ist, als die & die Multiplikation,
z.B.? (Er erkennt es
nicht.)
| | |
| | / | | | Könnte er sich
nicht nur einbilden, diesc gerechnet zu haben?
(Damit soll nicht im Widerspruch sein, daß er jetzt das
Resultat der Rechnung weiß. Und gibt es
hier keinen Irrtum, dann nicht darum, weil Gewißheit
besteht.
| | |
| | / | | | Es sagt mir einer er
habe gerade im Kopf gerechnet wieviel
… × …
sei. Es gibt ein offenbar falsches Resultat,
& auf die Frage wie er es erhalten habe, sagt er die Rechnung
her; sie ist völliger Unsinn, wie er auch jetzt einsieht, kam ihm
aber damals, ˇso sagt er mir, ganz richtig vor.
(Im Traum geschieht ähnliches.) Kann
das nicht vorkom-47 men? Seine
Kopfrechnungˇ, will ich sagen muß sich doch erst
bewähren.
| | |
| | ∫ / | | | ‘Er
versteckt etwas vor mir, kann es so verstecken⌊,⌋ daß
ein Finden mehr als bloß physisch
unmöglich ist, daß man's gewahr
wird.’ auch nicht einmal denkbar ist, es gewahr zu
werden.’ | Das möchte ich nicht
zugeben? – Aber wie, wenn er, ohne es zu wissen,
Zeichen gäbe, die ihn verrieten? – Aber
auch, wenn ˇauch ich⌊,⌋ aus seinen Kehlkopfbewegungen
z.B., eine Rechnung abläse, so
könnte doch nur er (darüber) entscheiden, ob er
wirklich dies gerechnet hat. – Könnte ich aber
nicht darauf bestehen, er habe vergessen, was er gerechnet
hat, : seine jedenfalls seine einmal seine …
Aussage (ohne sie als
Lüge zu ◇◇◇ erklären zu behaupten er lüge | ) nicht gelten
lassen? Das sie für wertlos erklären, oder ihr Wert
nur als ein Phänomen zuzugestehn woraus etwa Schlüsse
auf seinen Zustand
gezogen werden können. Und
: was ist denn versteckt?
[i|I]st es nicht als hätte er eine Schrift
versteckt, oder vielmehr etwas, was aussieht wie eine Schrift;
ihre Bedeutung läge aber nur in der Deutung, die er ihr dann
geben wird? // ihre Bedeutung läge
aber nur in dem ˇhat, was er aus ihr heraus, oder in sie hinein
liest? //
// ‘Er versteckt etwas vor mir, kann es so
verstecken, daß ich's nicht nur nie finden werde, daß
ich's finde, gar nicht denkbar ist.” ,
sondern ein Finden undenkbar ist.” |
Das wäre ein metaphysisches
Verstecken. Metaphysik. | – Aber wie, wenn er ohne es zu
wissen Zeichen gäbe, die ihn verrieten? Das
wäre doch möglich. – Aber ob ihn jene
Zeichen wirklich verraten haben, – kann nicht nur er
das entscheiden? – Aber könnte ich nicht darauf
bestehen, er habe vergessen, was in ihm vorgegangen ist[;| –] seine Aussage nicht gelten lassen? (ohne sie
für eine Lüge zu .) Das heißt also: sie
für wertlos 47 erklären; oder ihr
[w|W]ert nur als ⌊ein⌋ Phänomen zuzugestehen,
woraus ˇetwa Schlüsse auf seinen Zustand zu ziehen sind. gezogen
werden können. |
| | |
| | / | | | Wenn etwas
versteckt ist, ist es nicht als wäre eine Schrift versteckt,
oder vielmehr etwas , was
wie eine Schrift aussieht einer Schrift ähnliches | ; dessen Bedeutung nur in dem
liegt, was er dann ˇaus ihr heraus, oder hinein
liest? // oder vielmehr etwas, was einer Schrift
ähnlich sieht; dessen Bedeutung nur
liegt, was er einmal herausliest oder
hineinliest? // // einmal herauslesen,
oder hineinlesen, wird? //
| | |
| | / | | | Er kann mich
natürlich irreführen, zu falschen Schlüssen
bringen. Aber daraus folgt es nicht, daß er etwas
versteckt hat, obgleich sich seine Handlungsweise mit einem Verstecken
vergleichen läßt.
| | |
| | ∫ | | | Könnte man davon
reden, daß Einer etwas in seinem Nervensystem versteckt: die
Fähigkeit die Lösung einer Rechnung
anzugeben (z.B.)?
| | |
| | C | | | “Warum
sollte … ” & “Warum soll nicht
… ” sind philosophische Gedankenbewegungen.
| | |
| | / | | |
3.6.
Bin ich etwa nicht mit
Recht überzeugt, daß er sich gegen mich nicht
verstellt? – Und kann ich also einen Andern nicht
von meinem Recht überzeugen?
| | |
| | ∫ | | | Erzähle ich ihm, wie
sich mein Freund benommen hat, im Großen & Kleinen; wird er
vernünftigerweise an der Echtheit der Gefühle meines
Freundes zweifeln?
| | |
| | / | | |
Zweifelt Einer an
der Echtheit der Gefühle Lears? 48
| | |
| | / | | | Ist es
Gedankenlosigkeit, nicht doch die Möglichkeit der
Verstellung im Auge zu behalten?
| | |
| | / | | |
4.6.
Erinnern: ein Sehen in die
Vergangenheit. Träumen könnte man
so nennen, wenn es uns Vergangenes vorführt. Nicht
aber Erinnern; denn auch wenn es uns Szenen
mit
haluzinatorischer Klarheit zeigte haluzinatorisch vorführte | so lehrt es uns
erst, daß dies das Vergangene
sei.
| | |
| | / | | | Aber wenn uns nun das
Gedächtnis die Vergangenheit zeigt, wie zeigt es uns, daß es
die Vergangenheit ist? Es zeigt uns eben
nicht die Vergangenheit. So wenig, wie unsre
Sinne die Gegenwart.
| | |
| | / | | | Man kann auch nicht
sagen, sie teile uns die Vergangenheit mit. Denn selbst,
wäre das Gedächtnis eine hörbare Stimme die zu uns
spräche, – wie könnten wir sie verstehn?
Sagt sie uns z.B. “Gestern war
schönes Wetter”, wie kann ich lernen, was
“gestern” bedeutet?
| | |
| | C | | | Wie lernen wir denn, was
“gestern” bedeutet?
(Stufenweise?) Den besondern Laut
“Gestern” hätten wir ja durch Zufall
aussprechen ausstoßen formen können während wir die Erinnerung an ein
gestriges Erlebnis laut werden ließen. – Angenommen
es ginge so vor sich, daß Erwachsene in der Gegenwart des Kindes
von einem Ereignis des gestrigen Tages reden, das Wort
“gestern” gebrauchen, & das Kind versteht
sie; es kann sich etwa in ihr Gespräch mischen. So
etwa muß es ja geschehen, wenn auch nicht so
schnell & einfach. (Aber
48 das heißt natürlich
nicht, daß ein Nachdenken oder Raten, oder irgend eine Erklärung Menschen zum Verständnis des Wortes
bringt. Eben nicht eine .) Kann ich nun annehmen, daß
das Kind eines Tages (ohne Stufenweise
Instruktion) das Wort, das es vom Erwachsenen hört, nun
richtig gebrauchen kann, so könnte es ˇja auch geschehen,
daß dieses Wort ihm ˇsozusagen ein Naturlaut
wäre, wenn es zum ersten Mal stammelnd eine Erinnerung zum
Ausdruck brächte.
| | |
| | C | | | Es ist eine menschliche
Reaktion, ⌊:⌋ wenn man etwa die Worte
“Die Tante kommt” zu gebrauchen gelernt hat,
diese Worte dann für das vergangene Ereignis zu
gebrauchen. Die Mutter
sagt dem Kind vor “Gestern war sie da” mit
übertriebenen Tonfall. Das Kind spricht es nach. – Aber nun muß es diese Worte einmal spontan
gebrauchen (ich sagte nicht
“verstehen”). Es muß
einmal erzählen, & wie es dazu
gekommen ist, ist eigentlich gleichgültig.
Was konnte denn der Erwachsene
lehren? – doch nicht, was Vergangenheit ist,
erklären? Man könnte sagen, obwohl das auch
irreführend wäre: das Kind mußte einen Sprung
machen & beim Sprung konnte man ihm nicht helfen, sondern ihm
nur die nötige Vorbereitung geben
| | |
| | C | | | ∣
Religiöser Glaube & Aberglaube sind ganz
verschieden. Der eine entspringt aus
Furcht & ist eine Art falscher
Wissenschaft. Der andre ist ein Vertrauen. ∣
| | |
| | / | | |
Ich führe mir selbst nur so etwas vor, wie ich es
auch dem Andern vorführe. 49
| | |
| | ∫ | | | Ich kann den Andern mein
gutes Gedächtnis vorführen, & es auch
ich kann es auch mir selbst vorführen. Ich kann
mich selbst ausfragen. (Vokabeln,
Daten.)
| | |
| | / | | | Aber wie führe ich
mir das Erinnern vor? Nun ich frage mich
“Wie verbrachte ich den heutigen
Morgen?” & antworte mir darauf. –
Aber was habe ich mir nun eigentlich vorgeführt?
War es das Erinnern, ? wie das
ist: sich an etwas erinnern? ⌊Hätte
ich denn damit einem Andern das Erinnern
vorgeführt.⌋
| | |
| | / | | | “Sich etwas
vornehmen ist ein besonderer innerer Vorgang.” –
Aber was für ein Vorgang – auch wenn Du ihn erdichten
– könnte
denn das leisten, was wir vom Vorsatz ?
| | |
| | C | | | “Als ich das
Schachbrett holte, hatte ich natürlich die Absicht,
Schach zu spielen. Warum soll, was ich bei so einer
Gelegenheit sage, wichtiger sein als was ich
tue?
| | |
| | C | | | Immer wieder
stößt man beim Philosophieren an ein (neues)
Vorurteil, das uns eingefangen hat.
| | |
| | C | | | Ich nehme die Milchkanne,
sage “Hm, Milch” & mache mich auf den
Weg sie zu holen. Hier war eine Absicht. Aber
drücken jene Worte einen Gedanken aus?
D.h. soll ich hier von einem Gedanken
reden?
| | |
| | C | | | ∣ (Es
wäre beinahe seltsam, wenn es nicht Tiere mit dem Seelenleben von
Pflanzen gäbe. D.h. mit
dem mangelnden Seelenleben.) ∣
49
| | |
| | ∫ | | |
“Doch!
Du hattest den Gedanken, Du solltest Milch holen.” –
Und warum soll man das sagen?; was spricht dafür?
Ich sagte diese Worte, tat das & das; mehr kann ich nicht berichten.
Und warum soll ich etwas zu dem Bericht hinzudichten. –
Freilich, ich könnte Einem über den Vorgang berichten, &
sagen “Ich hatte dachte, ich muß Milch holen, & ging ....”, aber dabei berichte ich (nun) nicht über einen innern Vorgang, der die Worte “Hm, Milch” begleitet hat.
| | |
| | C | | |
Man könnte glauben, ich löse 3 Probleme nur zum Schein[,|:] durch Retorik.
Und doch ist meine Lösung eine wirkliche Lösung.
Ich berede eben zu einer Auffassung.
| | |
| | C | | |
∣ Als ein Grundgesetz der Naturgeschichte könnte man es, glaube ich, betrachten, daß, wo immer etwas in der Natur ‘eine Funktion hat’, ‘einen Zweck erfüllt’, dieses selbe auch vorkommt, wo es keinen erfüllt, ja ‘unzweckdienlich’ ist.
Erhalten die Träume manchmal den Schlaf, so kannst Du darauf rechnen, daß sie ihn manchmal stören werden; erfüllt die Traumhaluzination manchmal einen
plausiblen Zweck (der ˇvorgespiegelten eingebildeten Wunscherfüllung), so ˇrechne darauf, daß sie auch das Gegenteil tut.
Eine ‘dynamische Theorie der Träume’ gibt es nicht. ∣
| | |
| | ? / | | |
5.6.
Denk Dir Menschen, die nur dann Mitgefühl mit dem Andern zeigen, wenn sie
bluten sehen; sonst lachen sie über seine Schmerzäußerungen.
So ist es
bei
50
ihnen. Manche nun
beschmieren sich mit Tierblut um bemitleidet zu werden.
Kommt man ihnen drauf, so werden sie
| | |
| | ? / | | | Die Frage
“könnte si er aber nicht dennoch
Schmerzen haben?” sie
nicht.
| | |
| | ? / | | | Diese Leute
dürfen gewisse Skrupel nicht haben. | | |
| | | | |
11.6. Fühle mich ziemlich elend; dumm, ohne Ideen und
als wäre ich an einem toten Punkt ˇangelangt. Dabei geht mein Elend auf die
demonische Seite ein. –4
| | |
| | C | | |
14.6.
‘Was weiß ich, was in ihm
vorgeht? aber ich traue ihm nicht.’
‘Was geht mich an, was in ihm vorgeht?
– ich traue ihm nicht.’
| | |
| | / | | | Kümmere ich mich
um sein Inneres, wenn ich ihm traue? Wenn
ich's nicht tue, sag ich “ich weiß nicht, was in
ihm vorgeht”; vertraue ich ihm aber, so nicht: ich
wisse, was in ihm vorgeht.
| | |
| | ? / | | | Mißtraue ich
ihm nicht, so kümmere ich mich nicht um das, was in ihm
vorgeht. (Worte & ihre
Bedeutung. Die Bedeutung der Worte, hinter ihnen steht,
be-50 kümmert mich im normalen
sprachlichen Verkehr nicht. Sie fließen dahin &
es werden die Übergänge gemacht von Worten zu Handlungen
& von Handlungen zu Worten.)
Niemand denkt
daran ob er ‘gedankenvoll, oder
‘papageihaft’ rechnet, wenn er
rechnet. (Frege.))
| | |
| | C | | |
Frege: Ein
mathematischer Satz ist sei
ke nicht zu vergleichen einer
Konstellation von Schachfiguren, denn er drücke
einen Gedanken aus, & sie nicht. – Aber
freilich ist gerade das so irreführend, zu sagen, der
mathem. Satz drücke einen
Gedanken aus. Und der Vergleich mit dem Schach hat
das Gute, daß er den ‘Gedanken’
eliminiert. // , daß er die Idee des Gedankens den Begriff
‘Gedanken’ | aus
der Betrachtung entfernt. // Der
Begriff ‘Gedanke’ ist in der philosophischen
Untersuchung der Mathematik ein unnötiger
Balast; der Vergleich mit dem Schach ist aber auch
schädlich.
| | |
| | / | | | Es mag Menschen geben,
die viel mit sich selbst sprechen, ehe, & während sie
handeln, & solche, die nur sehr wenig zu sich selbst sagen,
die gleichsam, auch mit sich selbst, sehr schweigsam sind.
Wenn man fragt,
“was hast Du gedacht, wie Du das
getan hast als Du das
tatest?” | vielleicht ganz ehrlich
“Gar nichts”, obgleich Handlung uns wohlüberlegt wohldurchdacht | , ja listig erscheint.
– Ich sage, ich wisse nicht, was in ihm vorgeht,
& es geht, in einem wichtigen Sinne, nichts in ihm
vor. Ich kenne mich bei ihm nicht aus: Ich
mache z.B. leicht falsche Vermutungen
& werde von Zeit zu Zeit hart in meinen Erwartungen
getäuscht. Ich könnte mir von
d einem 51 solchen // von
diesem // Menschen ein Bild machen, indem ich
, er führe
Selbstgespräche, die, wenn man sie hören könnte, alle
seine Gesinnungen zum Ausdruck brächten. // indem ich mir vorstellte, er spreche ˇzu allen seinen
Handlungen Monologe, die , seine Gesinnung zum Ausdruck wenn man sie hören
könnte, |
brächten. Die Selbstge
Monologe wären eine Konstruktion, eine
, mittels deren
ich mir seine Handlungen verständlich ⌊zu⌋ machen
könnte versuche. Muß ich nun annehmen, daß in ihm
außer jenen Monologen noch ein Denken vor sich
geht? Sind die Monologe nicht ganz
genug? Können sie nicht alles leisten, was
das Innenleben leisten soll?
| | |
| | | | |
15.6.
Man kann sich leicht Ereignisse vorstellen & in
alle Einzelheiten ,
die, wenn wir sie eintreten sähen uns an
allem Urteilen irrewerden ließen.
Sähe ich vor meinen Fenstern statt der altgewohnten
Umgebung eine ganz neue Umgebung, benähmen
sich die Dinge
darin Gegenstände | , wie sie sich nie
ˇführ benommen haben, so würde
ich etwa die Worte äußern “Ich bin wahnsinnig
geworden, aber das wäre nur ein Ausdruck dafür, daß ich
es aufgebe mich auszukennen. Und das gleiche
könnte mir auch in der Mathematik zustoßen. Es
könnte mir z.B. scheinen, als
machte ich immer wieder Rechenfehler, so daß keine Lösung mir
verläßlich erschiene. Das Wichtige aber
für mich daran ist, daß es zwischen einem solchen Zustand
& dem normalen keine Grenze
gibt.
| | |
| | | | | Worin
liegt die Wichtigkeit des ˇgenauen Ausmalens von
Anomalien? Kann man es 51 nicht, so zeigt , daß man sich in den Begriffen nicht auskennt.
| | |
| | C | | |
Die kumulative Evidenz, die Rolle der Erfahrung. Der
Erfahrene kann nicht seine Erfahrungen aufzählen.
| | |
| | C | | | Der Ausdruck
“dies Benehmen macht Verstellung (oder Schmerzen,
etc.)
unwahrscheinlich” ist berechtigt & doch wieder
irreführend.
| | |
| | ? ∫ | | |
17.6.
‘Die Evidenz, die mir
Vertrauen gibt, ist kumulativ.’
D.h. sie hängt sich unvermerkt
an & ich kann sie nicht registrieren. Auf die
Frage “Wann vertraust Du ihm”, kommt
die Antwort “ich habe ihn erprobt” &
dergl.
| | |
| | ? ∫ | | | Wer sagt
“Dies Benehmen macht den Schmerz (oder die
Verstellung) wahrscheinlich”, muß doch annehmen, daß
es sich herausstellen kann
Einer habe Schmerz, (oder verstelle sich).
Er muß sagen können “Siehst Du, er hat
ˇsich also wirklich verstellt”.
| | |
| | ? / | | | Es
gibt wohl dies: seine sich
Menschenkenntnis ; man
kann [E|e]inem auch dabei helfen, also quasi einen
Unterricht erteilen, aber man dabei nur ˇdie
Aufmerksamkeit auf Fälle, weist auf gewisse Züge hin,
gibt nicht feste Regeln.
| | |
| | ? / | | | Ich kann
vielleicht sagen “Laß mich mit diesem Menschen
reden, die & die Zeit mit ihm verbringen, & ich werde
wissen, ob ihm zu trauen ist” & später:
“Ich habe den Eindruck
…”. Aber hier handelt sich's um
eine Prognose. Die Zukunft mag lehren, ob mein Eindruck
richtig 52 war. Menschenkenntnis
kann uns davon überzeugen, daß dieser Mensch wirklich
fühlt, was er zu fühlen vorgibt; aber überzeugt
sie uns davon daß andre etwas fühlen?
| | |
| | ? C | | |
21.6.
Es gibt den Fall, in welchem wir
keiner Evidenz glauben können, dieser Mensch habe sich verstellt;
wo wir etwa von einem Wahnsinn sprechen ˇwürden, aber
nicht von einer Verstellung. So schaut eben –
würden wir sagen – Verstellung nicht aus.
| | |
| | / | | | “So
kann man sich nicht verstellen.” –
[u|U]nd das kann eine S
Erfahrung sein[;|,] – daß nämlich niemand, der
sich so benimmt, sich später so & so
benehmen werden; aber auch eine B
begriffliche Feststellung; & die beiden können
zusammenhängen.
| | |
| | / | | | Denn man hätte
nicht gesagt, die Planeten sich in Kreisen bewegen, wenn es
geschienen hätte,
daß sie sich in Kreisen bewegen.
| | |
| | C | | | Es wäre
denkbar, daß Menschen könnte ein Benehmen der
Menschen, der unzweifelhafte Ausdruck der Empfindung
wäre sein als; ein anderes der
unzweifelhafte Ausdruck der Verstellung; & dazwischen
lägen ein zweifelhaftes bestreitbares // unsicheres // Gebiet. Und
ich meine: – daß die Menschen dazu erfolgen würden,
sich Ausdruck gegenüber
so, gegenüber
anders zu verhalten, & bei im Zwischengebiet
unsicher zu sein.
| | |
| | / | | | Ich kann Unterricht auf [E|e]inen zeigen &
sagen “Siehst Du, der verstellt sich
52 nicht.”
Und der Schüler kann daraus lernen. Aber wenn er
nicht fragte “Woraus erkennt man es
eigentlich?” // “Woraus
wird es eigentlich erkannt?” // ,
so wüßte ich nichts anderes zu antworten, als
etwa: “Schau, wie er da liegt, schau auf seine
Züge” & dergleichen.
| | |
| | / | | | Könnte das nun bei
andern anders sein? –
Wenn sie z.B. alle dieselbe Gestalt
& Gesichtszüge hätten, wäre (schon)
vieles anders.
| | |
| | C | | | “So
schaut Verstellung aus “(ich meine den ganzen Fall)
– “so nicht.”
| | |
| | / | | | Und Verstellung ist
natürlich nur ein besonderer Fall davon, daß Einer eine
Schmerzäußerung von sich gibt & nicht Schmerzen
hat. Wenn dies überhaupt möglich ist, warum
sollte denn dabei immer Verstellung statt haben, dieser sehr spezielle
psychologische Vorgang. [& mit
ˇeinen
psychologischere” meine ich nicht
“einˇen
inner[en|n]”]
| | |
| | / | | | Ja, es
könnte ein Fall eintreten, in welchem wir sagen würden
“Er glaubt sich zu
verstellen”.
(Pilgrims
Progress. Er glaubt die
Flüche zu äußern, die der Böse
äußert.)
| | |
| | C | | | Das menschliche Benehmen
unberechenbar: ist es nicht das der Kugel im
Corinthian Bagatelle auch?
| | |
| | / | | | Die
zureichende Evidenz geht ohne eine Grenze in die unzureichende
über. Eine natürliche Grundlage dieser
Begriffsbildung // dieses besondern
Begriffs // die das
komplizierteest
ˇWesenc & ˇdie Mannigfaltigkeit der
53 Fälle. // der menschlichen Fälle. //
So müßte also bei einer geringeren Mannigfaltigkeit
eine scharf begrenzte
Begriffsbedeutung ein scharf begrenzter Begriff | natürlich erscheinen.
Warum aber scheint es so schwer, sich
vereinfachten Fall vorzustellen? Ist es so, als
wollte man sich einen Gesichtsausdruck vorstellen, der nicht
ˇallmählicher
stätiger zarter // leiser // zarter Veränderung⌊en⌋ zu
ließe fähig wäre, sondern, sagen wir, nur
fünf ˇgesprochenec Stellungen
hättec; – bei einer
Veränderung ginge die eine ruckweise mit einem
Ruck in die andere über. Wäre nun
dies starre Lächeln wirklich ein
Lächeln? Und warum nicht? – Ich
könnte mich vielleicht nicht so dazu verhalten, wie zu einem
Lächeln. Es würde mich nicht selber zum Lächeln
bringen.
| | |
| | C | | |
22.6.
Ein vollkommen starrer
Gesichtsausdruck könnte kein freundlicher sein. Zum
freundlichen Ausdruck gehört die Veränderlichkeit
& die Unregelmäßigkeit gehört zur
Physiognomie.
| | |
| | / | | | Die Wichtigkeit
für uns der feinen Abschattungen des
Benehmens.
| | |
| | / | | | Zu meinem Begriff
gehört hier mein Verhältnis zur
Erscheinung
| | |
| | C ? ? / | | |
“Ich weiß nicht, wie ich das nennen
würde. Aber es wäre nicht, was ich …
nenne.” Und warum nicht? kann man
fragen. – Es würde die Rolle im unserm Leben
nicht spielen, die … spielt.
| | |
| | C ? ? / | | |
Kann ich wissen, ob ein Hund Schmerzen hat,
wenn er geschlagen wird & schreit?
Soll ich sagen: “Ja, ich kann natürlich
nicht sein Inneres (d.h. die Seele) sehen,
53 sondern sehe nur
äußere Zeichen”?
| | |
| | ? / | | | Denk Dir
dies Argument: Schmerzen haben doch einen
Grad. Nun wird aber niemand behaupten, daß ich
wisse jeden genauen Grad der Schmerzen des Andern;
also mögen // könnten //
sie auch den Grad 0 haben. Aber kennt denn er den
‘genauen Grad’ seiner Schmerzen? Und
was heißt es: ihn kennen.
| | |
| | ? / | | | Nun,
weiß er denn nicht, wie stark seine Schmerzen
sind?” Er hat darüber keinen
Zweifel.
| | |
| | ? / | | | Aber ich weiß
doch z.B. nicht, daß sein Schmerz jetzt ein
klein wenig abgenommen habe. – Doch, ich weiß es,
wenn er mir's sagt. Was er sagt ist ja auch eine
Äußerung.
| | |
| | / | | | Die Unsicherheit hat
ihren Grund nicht darin, daß er seine Schmerzen nicht außen am
Rock trägt. Und es ist auch gar keine Unsicherheit
im besondern Fall. Wenn die Grenze
zwischen zwei Ländern streitig wäre, würde
daraus folgen, daß die Landesangehörigkeit jedes einzelnen
Bewohners fr[ä|a]glich unsicher
wäre // es // . // ,
wäre es darum (auch) die Landeszugehörigkeit jedes
einzelnen Bewohners? //
| | |
| | / | | |
‘Sandhaufen’ ist ein unscharf begrenzter
Begriff ‒ ‒ ‒ aber warum verwendet man statt seiner nicht einen
scharf begrenzten? Liegt der Grund in der Natur der
Haufen? Wessen Natur // Welches
Phänomens Natur // bestimmt unsern
Begriff?
54
| | |
| | / | | | “Ein Hund ist
einem Menschen ähnlicher als ihm ein Wesen von menschlicher
Gestalt wäre, das sich ‘mechanisch’
benähme.” Nach einfachen Regeln
benähme?
| | |
| | C ? / | | |
‘Lügen’ braucht doch einen bestimmten
Hintergrund. – Jemand, der nur in einer
Sache, immer mit dem gleichen verschmitzten Gesicht eine wissentliche
Unwahrheit sagte, – würde der lügen?
| | |
| | C ? / | | |
Die Starrheit an & für sich wäre schon so
abnorm, daß man nicht mehr in normaler Weise auf das Benehmen
reagieren könnte. // , daß man sich nicht
mehr in normaler Weise zu dem Benehmen verhalten
könnte. //
| | |
| | / | | | Wir beurteilen eine
Handlung nach Hintergrund im
menschlichen Leben, & dieser Hintergrund ist nicht einfarbig,
sondern wir könnten ihn uns als ein sehr kompliziertes
filigranes vorstellen,
das wir zwar nicht nachzeichnen könnten, aber nach einem
allgemeinen Eindruck wiedererkennen.
| | |
| | ? / | | | Der Hintergrund
ist das Getriebe des Lebens. Und unser Begriff bezeichnet
etwas in diesem Getriebe⌊.⌋, oder ihm als Hintergrund.
| | |
| | / | | | Und schon der Begriff
“Getriebe” bedingt die Unbestimmtheit.
Denn nur durch ständige Wiederholung ergibt sich
Getriebe. Und für
‘ständige Wiederholung’ gibt es
keinen
Anfang.
| | |
| | ? / | | |
Die
Variabilität selbst ist ein des Benehmens, der ihm nicht fehlen kann, ohne es
für uns zu etwas ganz 54 andrem zu machen. (Die
(besondern) charakteristischen Gesichtszüge der
Trauer ˇ(z.B.) sind nicht
bedeutsamer als ihre Beweglichkeit.) // sind
für unsre Reaktion nicht wichtiger, als … // | | |
| | C | | |
24.6.
[Wieviel ist an meiner Arbeit
Eitelkeit & wieviel langeweile?
Ich möchte es nicht
schätzen[?| .]] | | |
| | C | | | 25.6. [Ich bin zu weich, zu schwach,
& darum zu faul, um Bedeutendes zu leisten. Der
Fleiß der Großen ist, unter andrem, ein Zeichen ihrer
Kraft, abgesehen auch von ihrem inneren
Reichtum.]
| | |
| | / | | | Es ist dort
unnatürlich eine Begriffsgrenze zu ziehen, wo
ˇfür sie nicht eigens eine besondere Rechtfertigung
besteht, wo Ähnlichkeiten uns über die
willkürlich gezogene Linie immer
hinüberzögen.
| | |
| | C | | | Der Hintergrund des
Lebens ist gleichsam pointiliert.
| | |
| | ? / | | | Wie könnte
man die menschliche Handlungsweise beschreiben?
Doch nur, indem man die Handlungen der verschiedenen Menschen, wie
sie durcheinanderwimmeln, zeigte. Nicht was Einer
jetzt tut, sondern das ganze Gewimmel ist der Hintergrund,
worauf wir eine Handlung sehen, & bestimmt unser Urteil, unsre
Begriffe & Reaktionen.
| | |
| | ? / | | | Wie könntest Du erklären Wie
sollst Du auf die Frage antworten: Erkläre, | was es
heißt ‘Schmerzen heucheln’, ‘sich
stellen, als habe man Schmerzen’.?
Wie könntest Du's
erklären? (Natürlich fragt es
sich: Wem?) Sollst
Du's vormachen? Und warum ließe sich so
eine Demonstration so leicht 55 mißverstehen? Man
möchte sagen: “Leb einige Zeit unter uns
& Du wirst es verstehen lernen.”
| | |
| | C ? / | | |
Wie könntest Du jemandem den Begriff der Verstellung
erklären, & we[nn|m] könntest Du ihn
erklären? Und wie würde sich's
zeigen, daß er verstanden hat?
| | |
| | ? / | | | Man könnte
ihn doch einfach lehren den Schmerz (z.B.)
zu mimen (nicht in der Absicht zu betrügen).
Aber wäre es Jedem beizubringen? Ich
meine: Er könnte ja wohl erlernen, gewisse rohe
Schmerzzeichen von sich zu geben, ohne aber je aus eigenem, aus seiner
eigenen Einsicht eine feinere Nachahmung zu geben. (Man
könnte vielleicht sogar einen gescheiten Hund lehren
eine Art Schmerzgeheul lehren; aber es käme doch nie
seinerseits zu einer bewußten Nachahmung.)
| | |
| | C / | | |
Soll ich nun annehmen, daß jene Menschen mit
einem schärfer begrenzten Begriffen kompliziertere
Motive des Schmerzäußerns nicht haben, oder
daß sie von solchen Motiven keine Notiz nehmen?
Soll ich, z.B. sagen: Sie
bemitleiden & betreuen einfach unter Umständen , & den Andern
nicht. Und so wird lernen sie's
von klein auf gelehrt. Es gibt dann auch Worte
für diese Situationen, aber sie entsprechen nicht
genau // nur ungenau //
denen unsern für echtes &
geheucheltes Empfinden. Soll ich nun sagen:
“Dies ist eben nur bei sehr einfach empfindenden
Menschen möglich”? ⌊Wie zeigt sich das
einfache Empfinden?⌋ Oder:
“Diese Leute sehen (noch) nicht
55 ein, daß man unter
diesen Umständen noch den Schmerz heucheln, oder wirklichen
Schmerz empfinden kann.”? ⌊⌊
Müßte man diese Leute, um sie unsre Art zu
lehren, einfach auf etwas aufmerksam machen, woran sie noch nicht
gedacht haben, und wie würde man das tun?
⌋⌋ Sie nehmen eben von unsrer Unterscheidung hier
keine Notitz. Wer bemitleidet werden will,
wird bei ihnen bemitleidet; außer in den & den
bestimmten Fällen. (Ähnlich der Zahlung nach
uns fremden Prinzipien.)
| | |
| | / / | | | Ich will eigentlich
sagen, daß die [G|g]edanklichen Skrupel im Instinkt
anfangen (ihre Wurzeln haben). Oder auch
so: Das Sprachspiel hat seinen Ursprung nicht in der
Überlegung. (Die) Überlegung ist
ein Teil des Sprachspiels.5
Und der Begriff ist daher im
Sprachspiel zuhause.
| | |
| | / | | |
26.6.
“Könntest Du Dir keine
weitere Umgebung denken, in der auch das noch als Verstellung zu
deuten wäre?” Aber was heißt
es ⌊:⌋
daß es doch immer Verstellung sein könnte? Hat
denn Erfahrung uns das gelehrt? Und wie können wir
anders über Verstellung unterrichtet sein?
| | |
| | C | | | “Aber
kannst Du Dir nicht auch hier denken, daß es Verstellung
ist?” Was hat denn, was ich denken
kann, zu sagen?
| | |
| | / | | | Liegt hier nicht etwas
Ähnliches vor, wie das Verhältnis der
Euklidischen Geometrie zur Gesichtserfahrung zum
Gesichtseindruck | ?
(Ich meine, : es sei hier
eine tiefgehende Ähnlichkeit.) // Ähnlichkeit vorhanden.) //
// Denn auch die Euklidische Geometrie entspricht ja der
56 Erfahrung nur in sehr
seltsamer eigentümlicher verzwickter | Weise, & nicht etwa
bloß nur ‘bloß annähernd.
Man könnte vielleicht sagen, sie entspreche ebensosehr unsrer
Methode des Zeichens, wie andern Dingen, oder auch sie
entspreche gewissen Bedürfnissen des
Denkens. Ihre Begriffe haben ihre Wurzeln in
weit verstreuten & entlegenen
Gebieten.
| | |
| | / | | | Denn, soc wie
das Verbum “glauben”
wird wie das Verbum , so werden Begriffe für das eine Gebiet
nach Analogie weit entlegener // entfernter // Begriffe gebildet.
(Die Geschlechter der Hauptworte.)
| | |
| | / | | | Die Begriffsbildung
hat z.B.
Grenzlosigkeit, nimmt z.B. Grenzlosigkeit
an, worin | wo in der Erfahrung keine scharfen Grenzen zu
finden sind. (Grenzenlose
Approximationen.)
| | |
| | / | | | Man könnte
manchmal sagen, die Begriffe seien einer Denkbequemlichkeit
gemäß gebildet. (Wie ja auch der Meterstab
nicht nur den zu messenden Dingen, sondern auch dem Menschen
gemäß ist.
| | |
| | C | | | “Man kann aber
doch den Schmerz nicht mit Sicherheit nach dem
Äußern erkennen.” – Das
Muß am Begriff
‘Schmerz’ liegen. Nicht in der Natur der
Schmerzerfahrung, – , – die ich etwa
jetzt eben habe.
| | |
| | C | | | Denk Dir einen
Gesetzgeber, der dem Volk befiehlt: “Wenn
Einer sich so benimmt, sollt ihr kein Mitgefühl
mit ihm haben. Ein solcher hat keine
Schmerzen.”
| | |
| | C | | | Aber wie kann denn der
Gesetzgeber be-56 stimmen, wer Schmerzen hat &
wer nicht? – Er bestimmt einen Begriff & ein
Benehmen &, verbietet einen Begriff. Es
könnte aber sein, daß ihm das nicht gelingt & daß
die Leute Mitleid haben, wo er's verboten hat, &
daß sie z.B. bei ihrem mitleidigen Handeln
das Klagen des Andern nachahmen, wie es Mütter & Ammen
tun. (Die Schmerzlaute des Mitleids.)
| | |
| | / | | | Aber zum
Teufel: es weiß doch
Jeder, ob er Schmerzen hat! – Wie
könnt's denn jeder wissen? Dazu
müßte er doch vor allem wissen, daß sie Alle
haben.
| | |
| | / | | | Ein Stamm hat zwei
Begriffe, verwandt unserm ‘Schmerz’. Der
eine wird bei ˇsichtbaren Verletzungen angewandt
& geht ist mit Pflege, Mitleid,
etc. zusammen verbunden
verknüpft; den and⌊e⌋r⌊e⌋n wenden
sie bei Magenschmerzen, z.B., an & er
verbindet sich mit Belustigung über den
Klagenden. “Aber merken sie denn wirklich
nicht die Ähnlichkeit?” – Haben wir
denn überall einen Begriff, wo eine Ähnlichkeit
besteht? Die Frage ist: Ist ihnen die
Ähnlichkeit wichtig? Und muß
sie's ihnen sein?
| | |
| | / | | | Wenn Du Dir
überlegst, aus welchen Gründen Einer Schmerzen
verbeißen, oder simulieren könnte, werden Dir unzählige
einfallen. Es könnte ja so sein
… , – oder so sein
… , – oder so sein
… Warum gibt es nun diese Vielheit? Das
Leben ist sehr kompliziert. Es gibt sehr viele
Möglichkeiten. Aber könnten nicht
andere Menschen viele dieser Möglichkeiten
beiseite lassen, gleichsam die Achsel über sie zucken?
| | |
| | | | | Aber übersieht dieser
dann nicht etwas, 57 was da ist? – Er
nimmt davon keine Notiz, & warum sollte er? – Aber dann ist ja eben sein Begriff
grundcverschieden von dem unsern. –
Grundverschieden? Verschieden. – Aber es ist dann doch, als ob sein Wort nicht
dasselbe bezeichnen könnte wie unseres. Oder
nur einen Teil davon. – Aber so muß es ja auch
ausschauen, wenn sein Begriff verschieden ist. Denn
die Unbestimmtheit unsres Begriffs kann sich ja für uns in den
Gegenstand proj[e|i]zieren, für
welche das Wort steht // den das Wort
bezeichnet // So daß,
fehlte die Unbestimmtheit, auch nicht
‘dasselbe’ gemeint’
wäre. Das Bild, das wir verwenden, versinnbildlicht
die Unbestimmtheit.
| | |
| | C | | | ∣ Wenn
Gott wirklich die zu errettenden
Menschen wählt, dann ist kein Grund, warum er sie nicht
nach Nationen, Rassen, oder Temperamenten wählen soll.
Warum die Wahl nicht in ˇden Naturgesetzen ihren Ausdruck
haben soll. (Er konnte ja auch so wählen,
daß die Wahl einem Gesetz folgt.)|
Ich habe in Auszügen aus den Schriften von
St. John of the Cross gelesen, Leute seien zu
Grunde gegangen weil sie nicht das Glück hatten
im richtigen Moment einen weisen geistlichen Führer zu
finden. Und wie
man dann sagen, Gott versuche den
Menschen nicht über seine Kräfte? Ich bin
hier zwar geneigt zu sagen, daß schiefe Begriffe viel Unheil
angerichtet haben, aber die Wahrheit ist, daß ich gar nicht
weiß, was Heil & was Unheil
anstiftet. ∣ | | |
| | C | | |
28.6.
57
Laß Dich die Trauer nicht verdrießen! Du
solltest sie ins Herz einlassen und auch den Wahnsinn nicht
fürchten! Er kommt vielleicht als Freund und nicht
als Feind zu dir & nur dein Wehren ist das
Übel. Lass die Trauer ins Herz
ein, verschließ ihr nicht die Tür. Draußen vor
der Tür im Verstand stehend ist sie furchtbar, aber im
Herzen ist sie's nicht.
Reue hat nämlich noch niemand wahnsinnig
gemacht. | | |
| | ? / | | |
29.6.
In der Philosophie Beim Philosophieren | darf man keine Denkkrankheit
abschneiden. Sie muß ihren natürlichen
Gang gehen, & die langsame Heilung ist das
Wichtigste Lauf. | | |
| | ∫ | | | 30.6. Wir dürfen nicht
vergessen⌊:⌋, daß auch unsere
feineren, mehr philosophischen, Bedenken haben eine instinktive
Grundlage. Z.B. das
‘Man kann nie wissen …’ Das
Zugänglichbleiben für weitere Argumente.
Leute, denen man das nicht beibringen könnte, kämen
uns geistig minderwertig vor. Noch unfähig
einen gewissen Begriff zu bilden.
| | |
| | ? ∫ | | | “Man kann
nie wissen, was in seiner Seele vorgeht” – das scheint
eine Selbstverständlichkeit zu sein. Und ist es auch
in dem Sinne, daß hier eben das gebrauchte Bild den Satz schon
enthält. Aber man muß ihn eben zugleich mit dem
Bild in Frage stellen ziehen.
| | |
| | C | | | Die
Unbestimmtheit ist ein unendlich wesentliches Merkmal unsres
Begriffs. Sie bedeutet uns unendlich viel. 58
| | |
| | / | | | Das “Wer
weiß was in ihm vorgeht!” Das Interpretieren
der äußern Ereignisse als Folgen von unbekannten, oder
nur geahnten, innern. Das Interesse das sich auf dies
Innere richtet, wie auf die chemische , aus der das Verhalten hervorgeht.
braucht sich ja bloß
(zu) sagen “Was gehen mich die innern
Vorgänge, was immer sie sind, an?!” um zu
sehen, daß sich eine andere Einstellung denken ließe // läßt // . –
“Aber Jeden wird doch immer sein Inneres
interessieren!” Unsinn.
Wüßte ich denn, daß der Schmerz, etc.
etc. etwas Inneres
wenn's mir nicht gesagt würde?
| | |
| | | | | Der Zweifel am innern Vorgang ist ein
Ausdruck. Der Zweifel aber ist ein
instinktives Verhalten. Ein Verhalten gegen den
Andern. Und es rührt nicht daher, daß ich von mir
selbst her weiß, was Schmerz ist, & daß es mit
irgend einem Andern zusammengehen
kann. Ich weiß alles eher!
| | |
| | / | | | Erinnere Dich:
Die Meißten sagen, man
spühre in der Narkose nichts. Manche aber
sagen doch:
könnte ja doch etwas fühlen & es nur
völlig vergessen. Wenn es also hier solche gibt,
die zweifeln & solche, denen kein Zweifel kommt so
könnte die Zweifellosigkeit doch auch viel allgemeiner
bestehen.
| | |
| | / | | | Oder der Zweifel
könnte doch eine andere & viel weniger unbestimmte
58 Form haben als in unsrer
Gedankenwelt.
| | |
| | ∫ | | | Was ich aber nun dennoch
fühle ist, daß diese Leute etwas Tatsächliches
übersehen, daß sie von einem nicht-äußeren
Tatbestand keine Notiz nehmen, etwas
Wichtiges übersehen. Sie übersehen
– will ich sagen natürlich sagen – das
eigentliche Gefühl. Übersehen, daß es ja
da sein kann, auch wenn die äußern Zeichen nicht die normalen
sind. Und doch mache ich hier einen Fehler; &
doch kann ich nicht umhin, ihn zu machen!
| | |
| | C | | | Jene Leute
übersehen ja wirklich etwas. Und ich kann
auch sagen, sie übersehen das eigentliche
Gefühl. Denn sie haben ja nicht unsern
Begriff. Würde nicht, wer nur bis fünf
zählen kann, auch etwas übersehen, von etwas keine
Notiz nehmen? Wenn auch
“übersehen’ ein schlechtes Bild ist.
Denn wir möchten sagen: Sie übersehen
ein Phänomen das, – indem wir darauf zeigen | .
| | |
| | C | | | Sie gebrauchen ein Wort,
das wir am besten mit “Schmerz” übersetzen; aber
ihre Gesetze der Evidenz unterscheiden sich doch von den
unsern.
| | |
| | C | | | “Ich
schwöre, ich habe Schmerzen; & sie haben's
nicht geglaubt!” – Nicht
geglaubt? Sie haben Dich ausgelacht, denn es war
(sagen wir) kein Blut zu sehen. Warum sollen sie denn
etwas sehen. Warum sollen sie denn etwas nicht geglaubt
haben. Sie haben nicht geglaubt, daß Du Dich
verstellt hast; denn auch unsern Begriff des
59 Verstellens haben sie
nicht.
| | |
| | C | | | Wie fängt es denn
an? Das Kind schreit, & niemand spricht von
Verstellung // möglicher
Verstellung // . Sollte etwas ausschauen wie
Verstellung, so wäre es eine tierische Verstellung, eine
Lebensform. // eine instinktive
Handlung. // Dann einmal tritt
ein Fall ein, wo man an Verstellung denkt. Es ist etwa eine
primitive Verstellung. Man weiß aber auch nicht, ob
man's so nennen darf. Es hängt das
mit der Entwicklung der ‘Fähigkeiten’
des Kindes zusammen. Man weiß nicht, was es schon kann,
ehe man nicht einen gewissen Lauf der Handlungen gesehen
hat. (
. . . . . . . . .....) Es ist hier eine
begriffliche Unbestimmtheit: ‘⌊der⌋
Anfang einer Gepflogenheit’. – Erst in einer
bestimmten Lebensweise // Lebensgepflogenheit //
nennt man das … Die Frage “Was geht
im Geist des Kindes vor?” braucht niemandem
einzufallen // nie gestellt zu
werden. //
| | |
| | C | | | Sagt man ihnen:
“Was wohl in seinem Geist vorsichgeht –”, so antworten sie:
“Was kümmert das uns?”
| | |
| | / | | |
Bedenke: Wir gebrauchen das Wort “Ich
weiß nicht” oft in seltsamer Weise; wenn wir
z.B. sagen: wir wissen nicht, ob
Dieser wirklich mehr fühlt als der Andre, oder
es nur stärker zum Ausdruck bringt. – Es ist dann
nicht klar, welche der Untersuchung die
Frage entscheiden würde. Natürlich ist die
Äußerung nicht ganz müßig: Wir wollen
sagen, daß wir wohl die Gefühle des A & des
B miteinander vergleichen können, aber uns
59 die Umstände an einem
Vergleich des A mit dem C irre werden lassen.
| | |
| | / | | | Nur
Gott sieht die geheimsten
Gedanken⌊.⌋ der Menschen Aber warum
sollen diese so wichtig sein? Und müssen alle
Menschen sie dafür halten? // für
wichtig halten? //
| | |
| | / | | | Denk Dir Menschen, die
nur laut denken.’ Es ist ja doch nicht
selbstverständlich, daß von der körperlichen Natur des Menschen denken;
so sollen sie also bloß redend denken, d.h.,
nichts anderes, was wir auch denken, nennen würden, tun.
(Ihre geheimen Gedanken sind Monologe.)
| | |
| | / | | | Die Stufen
zwischen instinktiver Schlauheit & durchdachter.
Ein Idiot könnte schlau handeln, so würden
wir's bezeichnen, & wir würden nicht
glauben, daß er fähig sei etwas zu planen.
Gefragt “Was wohl in ihm
vorgeht?” sagen wir, “[E|e]s
gehe gewiß sehr wenig in ihm vor.” Aber was
wissen wir ?!
Wir machen uns nach seinem Benehmen, seinen Äußerungen,
seiner Denkfähigkeit, ein Bild (davon).
| | |
| | / | | | Wir
stellen Verschiedenes zu einer ‘Gestalt’
(pattern) zusammen, zu der des Betruges
z.B.. Das Bild des Innern
ver[f|v]ollständigt die Gestalt.
| | |
| | / | | | Wenn ein
Begriff von einem Lebensmuster abhängig ist, so muß in ihm
eine Unbestimmtheit liegen. Denn weicht
// weicht dann
ein // 60 Muster vom Normalen ab, so wird
fraglich, was wir hier sagen sollen.
| | |
| | ? / | | | Könnte also
Bestimmtheit nur dort sein, wo regelmäßige Lebensläufe
sind? Was tun sie aber, wenn ihnen ein
unregelmäßiger Fall unterläuft? Vielleicht
zucken sie nur die Achseln.
| | |
| | / | | | “Er sagte mir
– & es war nicht der geringste Zweifel an seiner
Glaubwürdigkeit möglich – daß … ”
Unter welchen Umständen ist kein Zweifel an seiner
Glaubwürdigkeit möglich? Kann ich sie
angeben? Nein.
| | |
| | ? / | | | Du mußt an
den Zweck der Worte denken. // der
Worte der Sprache denken. // Was hat
die Sprache mit Schmerzen zu tun?
| | |
| | ∫ | | | Der Zweck der Worte ist
ja nicht, etwas zu bezeichnen // Gegenstände
zu bezeichnen. // Wie der Zweck eines
Maschinenteils nicht ist an etwas zu hängen, sondern etwas
zu bewegen.
| | |
| | C | | | Ich weiß, daß er
Schmerzen hat. Aber wie weiß ich's,
da doch das Schmerzbenehmen durch die mögliche Verstellung
fr[ä|a]glich wird? Ich
weiß es, weil in diesem Falle sein Benehmen ein
verläßlicher Index ist. Aber ist dieser Fall gekennzeichnet? Durch
Umstände.
| | |
| | / | | | Im Fall, den ich mir
vorstelle, haben die die Leute ein Wort, das einen
ähnlichen Zweck erfüllt (eine ähnliche Funktion
hat) wie das Wort “Schmerz”. Man kann
nicht sagen, es “bezeichne” etwas
ähnliches. Es greift anders, & doch
ähnlich in ihr Leben ein. 60
| | |
| | C | | | Ein richtiges Gefühl
hat Menschen die Logik in die Philosophie einreihen lassen.
Denn die Philosophie ist eine logische Angelegenheit.
Ja, es ist eine Beruhigung, einzusehen, daß eine philosophische
Unklarheit bedeutet, daß ich mich in der Logik noch nicht
auskenne. Denn es gibt dort nur große Probleme &
nicht kleine.
| | |
| | ? / | | | Man kann aber
doch den Schmerz nicht mit Sicherheit nach dem
Äußern erkennen.” – Man kann ihn
nur nach dem Äußern erkennen. Und die
Unsicherheit ist eine konstitutionelle. Sie ist kein
Mangel. Es liegt in unserm Begriff, daß diese
Unsicherheit besteht; in unserm Instrument. Ob dieser
Begriff praktisch ist, oder unpraktisch ist, darum handelt
sich's eigentlich nicht. Man könnte
sagen, er sei unser Natur, unsern Gefühlen angemessen; aber
wie will man das beweisen, was spricht dafür? –
So handeln wir & reden wir. Wir
haben's ja nicht gewählt.
| | |
| | C | | |
1.7.
Der Begriff ist ja nicht nur die Art
& Weise, wie wir über die Sache denken.
Er ist nicht nur eine Art der Einteilung, ein Gesichtspunkt
des Ordnens. Er ist ein Teil unsres Handelns. // Bestandteil unsres Handelns. //
| | |
| | C | | | Die
Unbestimmtheit besteht nicht weil der Schmerz etwas
[s|S]eelisches, etwas Inneres ist. Sondern
beides kennzeichnet unsern Begriff. – Ist dieser
nun unsern Bedürfnissen besonders
angemessen[,| ?] Ist es unsern
Bedürfnissen angemessen, 61 daß wir zahlen wie wir
zahlen? So leben wir. Es gehört zur
menschlichen Naturgeschichte.
| | |
| | C | | | Wer will sagen, wie
Begriffe kausal mit den
Eigentümlichkeiten unserer Umgebung &
(mit) den unsern zusammenhängen? Ich
gewiß nicht. Obwohl man manches plausibel machen
kann.
| | |
| | / C | | | Die
Farben könnten in einer andern Welt eine andere Rolle spielen als
in der unsern. Denk an verschiedene
Fälle: Sie könnten mehr an
bestimmte Formen gebunden sein. Nur Eier wären gelb,
nur Blüten grün, nur das Blut rot,
etc.. Farbstoffe könnten
nicht herstellbar sein, & man könnte Dinge nicht
färben. ⌊⌊ Nur Schlagworte ⌋⌋
Eine der Farben wäre immer an einen üblen
Geruch, oder an Giftigkeit gebunden.
Farbenblindheit oder ein
nicht Übereinstimmen in den
Farburteilen wäre weit häufiger als bei uns.
Verschiedene Töne von Grau wären sehr häufig, die
übrigen Farben sehr selten gesehen. Wenn unser
Zahlensystem mit der Zahl unsrer Finger zusammenhängt, warum dann
nicht unser System der Farben mit der besondern Art des Auftretens der
Farben. Eine Farbe könnte immer nur im graduellen
Übergang in eine andre auftreten. Farben
könnten immer nur im Farbverlauf des Regenbogens
vorkommen. Fände man, daß in einem Land
61 jedes Tier immer 6 Junge
würfe & jedes 6 Beine hat & die Leute hätten
zwar 5 Finger wie wir aber ein Sechsersystem, so würde man dies
aus jenen Fakten erklären. Und hätten sie dann
nur 6-füßige Metren, so brächte man auch das in
den Zusammenhang. – Wären 5 Junge ein
Zeichen dafür, daß das
ˇMutter[T|t]ier
krank ist & würden Menschen von der Berührung
krank, so könnten sie 5 “die schlechte
Zahle” nennen & sie auch bei andern
Gelegenheiten meiden; ja das könnte sich in ihrer Arithmetik
ausdrücken.
| | |
| | C / | | | Für
eine anders geartete Welt fände man die Verwendung andrer
Sprachinstrumente natürlich.
| | |
| | C | | | Leute die in der
Tonleiter singend zählen & daher ein 7-System
haben. Warum aber singen sie diese
Tonleiter? “Es liegt in ihrer
Natur.” Da es in unserer
ligtt, kommt es uns nicht merkwürdig
vor.
| | |
| | C | | |
Wir wollen uns Begriffe aus dem Bedürfnis nach ihnen
erklären. Aber eigentlich wäre das nur das
Bedürfnis nach einer bestimmten Lebensweise, welche die
Verwendung des Begriffs in sich schließt.
| | |
| | C / | | | Indem man
das Sprachspiel anzeigt, zeigt man die Verbindung der Sprache mit dem
Leben. D.h. die Verwebung der
Sprache mit den andern Lebensvorgängen, nicht einen
kausalen Zusammenhang.
| | |
| | C | | | Wozu brauchen wir diese
Unbestimmtheit⌊?⌋ 62 – “Wir haben eben
Schmerzen, & wollen sie bezeichnen!” –
Bezeichnen kann man den Schmerz nur unter den Empfindungen,
d.h. wenn man den Begriff der Empfindung hat,
& der uns kein
Phänomen.
| | |
| | / | | | Denke an die
, ob Tiere, besonders niedere
Tiere, Fliegen z.B., Schmerzen
fühlen.
| | |
| | C / | | | Das Wort
“Wahrscheinlichkeit” kommt einem da gelegen, weil
Wahrscheinlichkeit Gradunterschiede zuläßt, allmähliche
Übergänge. “Es ist viel weniger
wahrscheinlich, daß die niedern Tiere Schmerz empfinden, als
daß der Mensch ihn empfindet.”
| | |
| | ∫ / | | |
Ja, es ist hier begriffliche Unbestimmtheit, entsprechend
einer Unbestimmtheit im Verhalten unsres Verhaltens |
zu den Tieren.
| | |
| | / | | | Die Unsicherheit, ob
eine Fliege Schmerz fühlt ist eine philosophische; aber
könnte sie nicht auch eine instinktive sein? Und wie
würde sich das zeigen? Ja, gibt es eben nicht
eine (solche) Unsicherheit im Benehmen gegen die
Tiere? weiß
nicht: ist er grausam, oder nicht?
| | |
| | / | | | Denn es gibt ja
Unsicherheit des Benehmens, die nicht von auf einer
Unsicherheit in den Gedanken beruht.
| | |
| | / C – | | |
Sieh die Frage der Unsicherheit ob der Andre Schmerz empfindet,
durch die durch das Glas an der |
Frage, ob ein Insekt
empfindet
| | |
| | C | | | Es liegt im Wesen der
Verstellung & also auch der Schmerzen, daß sie nicht
62 mit völliger
Sicherheit im andern zu konstatieren sind. Denn er
könnte ja Schmerzen haben & sich, aus welchen
Gründen oder Ursachen immer, uncharakteristisch benehmen.
“Und was sind Schmerzen? – damit
ich's ganz sicher weiß, wovon Du
redest[?| .]” –
“Das” & er schlägt mich,
damit ich's sicher weiß.
| | |
| | / | | | Es gibt doch im
Benehmen Vertraun &
Mißtraun! Klagt einer
z.B., so kann ich mit völliger Sicherheit,
vertrauensvoll, reagieren, oder unsicher & wie Einer,
der Verdacht hat. Er braucht dazu keine Worte, noch
Gedanken.
| | |
| | / | | | Die Unvorhersehbarkeit
des menschlichen Benehmens. Wäre sie nicht
vorhanden, – würde man dann auch sagen, man könne
nie wissen, was in ihm vorgeht?
| | |
| | / | | | Aber wie
wär's wenn das menschliche Benehmen nicht
unvorhersehbar wäre? Wie hat man sich das
vorzustellen? (D.h.: wie
auszumalen, welche Verbindungen anzunehmen?)
| | |
| | C | | | Einer liegt am
Weg – vielleicht ist er krank, vielleicht stellt er sich nur
so. Freilich: wie soll ich wissen, was in ihm
vorgeht. – Nein[;| .] Nicht darum
handelt es sich. Wir wissen vor allem nicht, was wir zu
erwarten haben.
| | |
| | C | | | Was geht mich an, was in
dem vorgeht, der im Hinterhalt liegt & mich anfallen
wird?
63
| | |
| | C | | | “Ich werde
das tun. Da wird er denken … &
wird …” Oder: “da wird er zu sich
sagen … & wird … Was er zu sich sagt ist
eigentlich gleichgultig, auch wenn
er's laus ausspräche; es ist nur
ein Teil des Mechanismus, dessen letzte Wirkung mich
interessiert.
| | |
| | / | | | “Ich weiß
nicht, was jetzt in ihm vorgeht: das könnte man von einem
komplizierten sagen;
(etwa) einer Kunstuhr, die nach ˇsehr komplizierten
Gesetzten verschiedene ˇäußere Bewegungen
auslöst. Man denkt sich dann bei ihrer Betrachtung
vielleicht: Wenn ich wüßte, wie es
jetzt in ihr ausschaut, was jetzt vorgeht, wüßte ich
was jetzt bevorsteht. // was zu erwarten
ist. //
| | |
| | / | | | Beim Menschen aber ist
angenommen, daß man in den Mechanismus keinen Einblick
gewinnen kann. Es ist also die
Unbestimmtheit postuliert.
| | |
| | / | | | Wenn ich aber zweifle,
ob eine Spinne wohl Schmerz empfindet, dann ist es nicht, weil ich
nicht weiß, was ich mir zu erwarten habe.
| | |
| | C | | | Der Philosoph will die
Geographie der Begriffe beherrschen: jeden Ort in seiner
nächsten & in seiner
Umgebung sehen. // jedes Ortes Lage in seiner
nächsten; & auch in seiner weitesten Umgebung
. //
| | |
| | / | | | Wir
können aber nicht umhin uns das Bild vom seelischen Vorgang zu
machen. Und nicht, weil wir ihn von uns her
kennen!
| | |
| | ? / | | |
2.7.
Eine Art der
Unsicherheit wäre die, die 63 wir auch einem uns unbekannten
Mechanismus entgegenbringen könnten. Bei der
andern würden wir uns möglicherweise an eine
Begebenheit in unserm Leben erinnern. Es könnte
z.B. sein, daß Einer, der gerade der
Todesangst entronnen ist, sich davor scheuen würde, eine Fliege
zu erschlagen & es sonst ohne Bedenken täte.
Oder, anderseits, daß er mit diesem Erlebnis vor Augen,
das zögernd tut, was er sonst ohne Zögern täte.
| | |
| | / | | | Auch
wenn ich ‘nicht sicher in meinem Mitleid ruhe’,
muß ich nicht an die Ungewißheit seines späteren Benehmens
denken.
| | |
| | ? / | | | Die eine
geht sozusagen von Dir
aus, die andre von ihm. Von der einen könnte man
also doch sagen, sie hinge mit einer Analogie zusammen; von der andern
nicht. Aber nicht, als ab ich aus der Analogie einen
Schluß zöge!
| | |
| | C | | | ‘Man kann sich
nicht hineindenken’: man kann nicht die Sprache
(Technik), die man beherrscht, nicht beherrschen,
willkürlich verlernen.
| | |
| | / | | |
Wenn das Leben ein
Tepich wäre, so ist dies Muster (der Verstellung
z.B.) nicht immer vollständig &
vielfach variiert, aber wir, in unsrer
Gedankenwelt Begriffswelt, sehen immer wieder
das Gleiche mit Variationen wiederkehren. So
fassen's unsre Begriffe auf. Die Begriffe sind ja
nicht für einmaligen Gebrauch.
| | |
| | / | | | Und das Muster ist im
Tepich mit vielen, 64 vielen andern Mustern in
. // Mustern verwoben. //
| | |
| | C | | | Auf der
Bühhne kannst Du sehen, wie das Muster der Verstellung
ausschaut. Es ist hier Motiv,
etc., etc..
Zu dem Begriff der Verstellung gehört der Begriff der
Entdeckung.
| | |
| | C | | | Ich
sage z.B. “Er
könnte sich ja doch verstellen” – was
denke ich mir dabei? –
d.h., welche Erklärung gäbe ich von
dem Wort “verstellen”; was für
Fälle // // fielen mir ein? // kämen mir in den Sinn?’
| | |
| | C | | | Wie
verwende ich den Satz? (Denn es ist hier wie
in gewissen Gebieten der Mathematik, wo es eine
‘phantastische Anwendung’ gibt.)
| | |
| | C | | | Ich
rufe ein Bild herauf, das dann zu einem Zweck dienen kann.
(Ich könnte geradezu auf ein gemaltes Bild
schauen.)
| | |
| | C | | | Wie man zur Beschreibung
der Fallbewegung, der Pendelbewegung, usf. den
Begriff der Beschleunigung, der gleichförmigen, der
beschleunigten, etc. etc. bilden, eine
neue Begriffswelt bi erfinden mußte, so
ich neue Begriffe zur
Beschreibung gerade der psychologischen Unbestimmtheiten
schaffen.
| | |
| | ? / | | | Manchmal
behandle ich ihn so, wie ich mich behandle & behandelt werden
möchte, wenn ich Schmerzen habe, & manchmal
nicht. 64
| | |
| | C | | | Schärfe ist
Schärfe, Unschärfe ist Unschärfe.
Unschärfe will ich nicht auf Schärfe
zurückführen; sondern sie als Unschärfe begrifflich
fassen.
| | |
| | C | | | “Wie kann man
sicher sein, daß er sich nicht verstellt? man weiß ja
nicht, was im ihm vorgeht” heißt: Wie kann man
sicher sein, daß er sich nicht verstellt? man kann ja
nicht wissen, ob er sich nicht verstellt.
| | |
| | C | | | Ein Spiel, in dem jeder
der Spieler zum Voraus weiß, ob er gewinnen oder verlieren
wird. Und doch wäre das denkbar. Der
Reiz könnte darin liegen, zu verfolgen, wie dieser
gewinnt, jener verliert.
| | |
| | C | | | Leute, die die
Lüge anders behandeln, als wir. Die sie,
z.B., oft als harmlose, ja hübsche,
Erdichtung betrachten. immer, außer im Krieg. –
| | |
| | C | | | Die Idee,
daß die Unwissbarkeit in der
Natur des Schmerzes liegt, & d.h., nicht
im Wesen eines Begriffs, sondern eines Phänomens, eines
Vorkommnissess. So daß, wenn wir von diesem
Vorkommnis sprechen, uns darauf beziehen, wir so
darüber denken müssen. Struktur der
Welt.) Denn hier ist das Grundlegende.
| | |
| | C | | |
“ haben
unsern Verdacht nicht. – So haben sie also
etwas anderes im Kopf? Sie haben etwas anderes im
Sinn.
| | |
| | / | | | Wir sind an eine
bestimmte Einteilung 65 aller der
Sachen gewöhnt. Sie ist uns mit der Sprache,
oder den Sprachen, zur Natur geworden.
| | |
| | / | | | Dies sind die
festen Schienen, auf denen all unser Denken verläuft,
& also nach ihnen auch unser Urteilen &
Handeln.
| | |
| | C | | |
Es ist ja auch etwas
Wahres daran, daß, wie Plinius sagt, nach je zehn Zahlen sich die Zahlen
ändern. Wenn man z.B. mit den
Fingern zählt, oder mit bestimmten Mustern.
| | |
| | / | | | Muß
der Begriff der Bescheidenheit
der Prahlerei überall bekannt sein, wo es bescheidene &
prahlerische Menschen gibt? Es liegt ihnen vielleicht
dort nichts an dieser Unterscheidung. Uns sind ja
auch manche Unterschiede Unwichtig,
& könnten uns wichtig sein.
| | |
| | / | | | Und Andre haben
Begriffe, die unsre durchschneiden. Und warum sollte nicht
ihr Begriff unsern Begriff ‘Schmerz’
schneiden?
| | |
| | ∫ | | | Denk Dir Leute,
die sagen: Wer diese[n|m]
Befehl befolgt gehorcht, der ist
so. Oder: Wer diese Zeit warten kann,
ohne zu … , der ist … – (Prüfung
der Weisheit.)
| | |
| | ∫ / | | |
Dinge wären anders in einer Welt, wo alle Menschen
gleiche Gestalt & Gesichtszüge hätten.
| | |
| | | | | Prüfungsfrage. ⌊:⌋
Die Beschreibung eines Benehmens & der Umstände
wird gegeben; die Frage ist: “Hat sich der
verstellt?” 65 Die Antwort kann doch
sein: “Keine Beschreibung genügt um es zu
entscheiden, wenn ich den Menschen sehen werde, werde
ich's wissen.” Oder auch:
“Würde ich den Menschen kennen &
sehen so wüßte ich's.”
| | |
| | C | | |
3.7.
Nun denk Dir einen Begriff von
ähnlichem Gebrauche wie den unsern
‘Verstellung’, aber so, daß so eine
Prüfungsfrage beantwortet werden
könnte. Man würde in der Schule so eine
Prüfung ablegen.
| | |
| | C | | | So bin ich also im
Unrecht, wenn ich über die Gesinnung des Andern in keinerlei
Zweifel bin? Aber ich kann im besondern Fall die
Gesinnung des Andern wissen, & es wird dadurch das
(ganze) Sprachspiel doch nicht jenes worin sie sich aus
Anzeichen
für Alle
Unterrichteten Allen mit Sicherheit | erkennen ließe⌊.⌋ mit Allen
mit Sicherheit
| | |
| | | | | Die
‘Unsicherheit’ bezieht sich eben nicht auf den
besondern Fall, sondern auf die Methode, auf die Regeln der
Evidenz.
| | |
| | / | | | Festbegrenzte Begriffe
würden eine Gleichförmigkeit des fordern. Es ist aber so, daß, wo ich
sicher bin, der Andre unsicher ist. Und das ist
eine Naturtatsache. [Übereinstimmung
der Menschen z.B. in der Mathematik, im
Rechnen.]
| | |
| | C | | | ∣ Wenn
Nachtträume eine ähnliche Funktion haben wie
Tagträume, so dienen sie zum Teil dazu, den Menschen auf
jede Möglichkeit (auch die schlimmste)
vorbereiten. 66
| | |
| | / | | | Wenn man sagt
“ kann die Echtheit
des Gefühlsausdrucks nur wahrscheinlich machen”, so
heißt das nicht, daß statt völligerc
Sicherheit immer nur ein eine mehr oder weniger
zuversichtlichese Vermutentung da
ist. “Nur wahrscheinlich” kann sich nicht
auf den Grad unsrer Überzeugtheit // Zuversicht // beziehen, sondern nur
auf die Art ihrer Begründung, auf den Charakter des
Sprachspiels
| | |
| | / | | | Das muß doch die
Konstitution unsres Begriffs bestimmen helfen: daß unter den
Menschen in Bezug auf die ihrer Überzeugung nicht Übereinstimmung
besteht. (Vergl. meine Bemerkung
über die Übereinstimmung in den Farburteilen &
in der Mathematik.)
| | |
| | / | | | Es kann der Eine
vollkommen überzeugt sein & der Andre, bei gleicher
Evidenz, nicht. Und wir schließen darum weder diesen
Einen noch jenen Andern als
[U|u]rteilsunfähig, ˇoder als
unzurechnungsfähig, aus der Gesellschaft aus.
| | |
| | / | | | Aber
könnte eine Gesellschaft nicht eben dies tun?
| | |
| | / | | | Denn die
Wörter haben eben nur in ihrem Fluß Bedeutung. // nur im Fluß des Lebens
Bedeutung. //
| | |
| | / | | | Ich bin sicher,
sicher, daß er sich nicht verstellt; aber der Andre
ist es // ist's //
nicht. Kann ich ihn überzeugen? Und
66 wenn nicht, – sage ich
er kann nicht denken? (Man könnte sagen,
[d|D]ie Überzeugung sei davon
‘intuitiv’) nennen.)
| | |
| | / | | | Der Instinkt
ist das Erste, das Raisonnement das Zweite.
Gründe gibt es erst in einem Sprachspiel.
| | |
| | / | | |
Sage ich etwa
“& die Seele ist auch nur etwas am
Leibe”? Nein. (Ich bin nicht so
arm an Kategorien.)
| | |
| | / | | | Du kannst den Begriff
variieren, aber dann veränderst Du ihn vielleicht bis zur
Unkenntlichkeit.
| | |
| | C | | | “Das würde
ich nie so nennen.” – Das ist
eine wichtige Äußerung.
| | |
| | C | | | Dafür
(d.h. für das Veränderte)
zahle ich nicht mehr diesen Preis.
| | |
| | / | | | Wenn wir den Begriff
der Verstellung variieren, müssen wir seine Innerlichkeit,
d.h. die Möglichkeit des Geständnisses
beibehalten. Wir müssen aber dem
Geständnis nicht immer Glauben schenken, & das
falsche Geständnis muß nicht Betrug sein.
| | |
| | / | | | Andre,
obgleich den unsern verwandte Begriffe könnten uns sehr
seltsam erscheinen: Nnämlich eine
Abweichung vom Gewohnten in ungewohnter Richtung.
| | |
| | / | | |
“Du verstehst ja nichts!” So
sagt man, wenn Einer bezweifelt, daß das echt sei, was wir
klar als echt erkennen.
67
| | |
| | / | | | “Du
verstehst ja nichts” – aber wir können nichts
beweisen.
| | |
| | C | | | Was heißt eigentlich
“Du verstehst ja nichts”? Wie sollte
ich es erklären? Müßte ich dem Andern dazu
nicht etwa das Verständnis für die Künste beibringen
& noch tausenderlei? Das heißt:
das Verstehen jenes Ausdrucks ist nur möglich in
einem ganz bestimmten Leben; welches ich nicht zu
beschreiben vermag, – obwohl ich
Abweichungen davon erkenne.
| | |
| | C | | | Wenn Einer mit
voller Sicherheit an Gott glauben kann,
warum dann nicht an des Andern Seele?
| | |
| | / C | | |
Was ich (hier) treibe schaut nicht aus wie Logik &
ist doch Logik.
| | |
| | / | | |
4.7.
Der seelenvolle Ausdruck in der
Musik, er ist doch nicht nach (klaren) Regeln zu
erkennen. Und warum können wir uns nicht
vorstellen, daß er's für andere Wesen
wäre?
| | |
| | C | | | Diese
musikalische Phrase ist für mich eine Gebärde.
Sie schleicht sich in mein Leben ein. Ich mache sie mir
zu eigen.
| | |
| | C | | | Die menschlichen
Variationen des Lebens sind unserm Leben wesentlich.
Und also eben der Gepflogenheit des Lebens.
Ausdruck besteht für uns
Unberechenbarkeit. Wüßte ich genau wie er sein
Gesicht verziehen sich bewegen wird, so wäre kein
Gesichtsausdruck, keine Gebärde vorhanden. –
Stimmt das 67 aber? – Ich kann mir
doch ein Musikstück das ich (ganz) auswendig weiß immer
wieder anhören; & es könnte auch einer Spieluhr gespielt werden. Seine
Gebärden blieben für mich immer Gebärden obgleich ich
immer weiß, was kommen wird. Ja, ich kann sogar immer
wieder überrascht sein. ([i|I]n
einem bestimmten Sinne.)
| | |
| | C | | | Aber man nennt doch etwas
“abgedroschen”. – Und man sagt
“Diese Melodien ist immer neu”
– wäre es also möglich, daß uns jene genau
berechenbaren Gebärden immer neu vorkämen?
Wie soll ich's sagen? Das ist sicher:
eine steife, ˇeine puppenhafte Gebärde ist für uns
keine Gebärde.
| | |
| | / | | | Schon das würde
uns einen & tiefen Eindruck
machen, wenn wir zu Menschen kämen, die [f|n]ur
Spieluhrmusik kennten. Wir würden uns vielleicht von
ihnen auch eine Art Gebärden erwarten die wir nicht
verstünden, auf die wir nicht zu reagieren
wüßten. | | |
| | C | | |
5.7. Der ehrliche religiöse Denker ist
wie ein Seiltänzer. Er geht, dem Anscheine nach,
auf
ˇder Luft. Sein ist der
schmalste, der sich denken läßt. Und doch
läßt sich auf ihm wirklich gehen.
| | |
| | / | | | “Die
Echtheit des Ausdrucks läßt sich nicht beweisen?
‘Man muß sie fühlen.’ Aber was
geschieht nur weiter damit?
Wenn
Einer sagt “Voila
come⌊nt⌋ s'exprime un coeur
vraiment ému”,
& wenn er auch einen Andern zu seiner Ansicht bekehrt, –
was folgt welche ˇweiteren Folgen hat es?
Nun es lassen sich in vaguer Weise Folgen
vorstellen. Die Aufmerksamkeit des Andern
68 wird anders
gelenkt.
| | |
| | / | | | Könnte man sich
nun vorstellen, daß bei andern , was
bei uns sich nicht beweisen läßt, sich beweisen
ließe? Oder würde es eben dadurch sein
Wesen bis zur Unkenntlichkeit ändern?
| | |
| | / | | | Was für uns
wesentlich ist, ist doch die spontane Zustimmung, die spontane
Sympathie. // , das spontane
Mitgehen. //
| | |
| | C | | | [Ich bin bei allen
diesen Überlegungen sehr dumm; weiß aber nicht, wie ich
aus meiner Dummheit herauskommen soll.]
| | |
| | C | | | Denken wir uns, wer diesen Ausdruck nicht als
echt empfände, wer von ihm nicht überzeugt würde,
stecken die Leute in eine Anstalt für
Geistesschwache. Wer, in dem & dem
Alter [d|D]em Diesem
mißtraut, oder [d|D]em Jenem traut, wird als geistesschwach behandelt.
| | |
| | C | | | Aber wie
ist es dann mit der Verstellung & mit dem
Geständnis? – Diese könnte es geben, aber
so, daß sie doch ihre Stellung im Leben des Menschen menschlichen Leben | änderten.
Mißtrauen könnte in Vertrauen übergehen
& Vertrauen in Mißtrauen, aber nicht ganz so wie bei uns
& zwar nach strengern Regeln.
| | |
| | C | | | Die unendliche // unbedingte // Flexibilität
würde ihnen abgehen.
| | |
| | C / | | |
6.7.
‘Diese
Menschen hätten nicht
Menschenähnliches.’ Warum? – Wir könnten uns unmöglich mit ihnen
verständigen. Nicht 68 einmal so, wie wir's mit
einem Hund können. Wir könnten uns
nicht in sie finden.
| | |
| | / | | | Und doch könnte es
ja solche, im übrigen menschliche, Wesen geben.
| | |
| | C | | | Es gibt im
menschlichen Leben unzählige Abstufungen, die
t[hu|un]s
alle wichtig sind, denen unsre Begriffe Rechnung zu tragen
scheinen.
| | |
| | ? / | | |
“Wissen kann man es doch nicht. Man
kann es glauben. Mit ganzer Seele glauben, aber
nicht wissen.” Dann liegt der Unterschied
nicht in der Sicherheit des Überzeugten.
Er muß woanders liegen; in der Logik der
Frage.
| | |
| | ∫ | | | Aber ist mein
Wissen. Wie kann ich es wissen, da
er's fühlt? – Aber wie
weiß er, was er fühlt?
| | |
| | C | | | Aber ist mein Wissen
darum nicht eben notwendigerweise schwankend? Eben eine
bestimmte Ahnung & kein Wissen? Aber wie
kann ich's dann auch nur ahnen?
Was ahne ich denn?
| | |
| | / | | | Denke, Leute
könnten das Funktionieren des Nervensystems im Andern
. Sie unterschieden dann
echte & geheuchelte Empfindung in sicherer Weise.
Oder könnten sie doch wieder daran zweifeln, daß der
Andere bei diesen Zeichen etwas spürt? –
Man könnte sich jedenfalls vorstellen, daß, was sie da
sehen, ihr Verhalten ohne Skrupel
bestimmt. Und nun kann man dies doch auf das
äußere Benehmen übertragen. 69
| | |
| | C | | | “Das Innere ist
uns verborgen.” Aber wie kam es sich uns dann
überhaupt offenbaren? Und das kann es doch.
Wir sehen [e|E]s ˇist gleichsam
durch in dicke Kleider gehüllt, die uns manchmal
seine Gestalt erkennen lassen, manchmal nicht. – Aber
wie könnte ichs dann wissen, wann ich am
Äußern das Innere erkenne & wann
nicht?
| | |
| | / C | | | Es gibt
wohl den Fall, das Einer mir später sein Inneres durch ein
Geständnis aufschließt: aber kann mir nicht das Wesen von Außen &
Innern erklären, denn ich muß ja dem Geständnis doch
Glaube schenken.
| | |
| | / | | | Das Geständnis ist
ja auch Äußeres.
| | |
| | / | | | Die Menschen,
die das Funktionieren der Nerven sehen können:
muß ich mir denken, das Innere könne sie doch zum
Besten haben? Das heißt aber: Kann ich mir
nicht doch äußere Zeichen denken, die mir zum
sicheren Urteil über das Innere zu genügen
schienen? ausreichend schienen? //
| | |
| | C | | | Ein Stamm
dessen Menschen normalerweise mehrere streng gesonderte
Naturen, Charaktere, haben. (Jeder
könnte sich zu einer bestimmten Stunde des Tages
verwandeln, & Jeder erhält mehrere Namen,
einen für jeden seiner
Charaktere.
Eine Novelle könnte
also bei ihnen damit anfangen: daß ein Mann
beschrieben wird mit den ˇfür die
Namen Jeckil &
Hyde mit den folgenden zwei in den habe die
& die Naturen⌊.⌋
von
69
| | |
| | C | | | Denke, daß es
psychologisch unmöglich wäre den Gefühlsausdruck
genau zu fälschen, & daß die Menschen –
im allgemeinen wenigstens – mit dem Blick für den
Unterschied des Echten vom Unechten begabt seien.
Es gäbe dann verschiedene Fälle. Gewisse
Leute könnten etwa nicht lernen die Feinheiten
wahrzunehmen. Solche wären abnorm, wie
Farbenblinde. Die Normalen könnte man auf eine
gewisse Weise nicht betrügen.
| | |
| | / | | | Aber nun sag:
“A Es könnte ja doch
Eines etwas fühlen, auch wenn die physiologischen Zeichen ganz
dagegen ;”
Nun, dann haben eben die einen andern Begriff, die
diese Skrupel nicht kennen.
| | |
| | C / | | | Ich mache
immer Hilfskonstruktionen die am [e|E]nde aus der
Betrachtung herausfallen sollen.
| | |
| | / | | | Denk Dir, es
würden die Leute eines Stammes von früher Jugend dazu
erzogen, keinerlei Gemütsausdruck zu
zeigen. Er ist für sie etwas Kindisches,
das abzutun . Die Abrichtung sei
äußerst streng. Man redet von
‘Schmerzen’ nicht; schon erst recht nicht in der
Form einer Vermutung: “vielleicht hat er doch
… ”.6
Dem Verletzten,
oder der Krankheitsymptome zeigt, wird geholfen,
ohne den Ausdruck des Mitleids. Klagt jemand, so
wird er verlacht oder gestraft. Den Verdacht der
Verstellung gibt es gar nicht. Klagen ist
sozusagen schon Verstellung
70
Abrichtung zum ausdruckslosen, monotonen Reden, zu
Bewegungen.
| | |
| | / | | | Ich will sagen:
eine ˇganz andere Erziehung, als die unsre, könnte auch
die Grundlage ganz anderer Begriffe sein.
| | |
| | | | | Denn es würde hier das Leben anders
verlaufen. – Was uns interessiert, würde
sie nicht interessieren. Andere Begriffe
wären da nicht mehr unvorstellbar[;|.]
[j|J]a
andere Begriffe sind nur
vorstellbar.
| | |
| | C | | | “Jeder weiß
von sich selbst mehr, als der Andre weiß.”
“Jeder kennt sich selbst besser, als der Andere ihn
kennt.” “Jeder über sich selbst den Andern belehren, wenn
er .” Es
ist nicht immer so.
| | |
| | C | | | Müßte man von
dem, der sich verstellt, annehmen, er wisse, daß er sich
verstellt? Wie, wenn ihn die Leute für
[S|s]chwachsinnig hielten & schon darum
ˇüber das was ˇetwa in ihm vorgeht,
für die Achsel zuckten?
| | |
| | / | | |
7.7.
Nicht darauf sehen wir, daß die
Evidenz das Gefühl des Andern nur wahrscheinlich macht, sondern
darauf, daß wir dies als Evidenz für irgend etwas
betrachten, daß wir auf diese verwickelte höchst
komplizierte | Art der Evidenz eine
Annahme Aussage bauen, daß
sie also in unserm Leben eine besondere Wichtigkeit
hat & (darum) durch einen Begriff herausgehoben
wird.
| | |
| | / | | |
“Verstellen”, könnten Leute sagen, 70 “was für ein
lächerlicher Begriff!”
| | |
| | / | | | Der feste
Glaube. (An eine Verheißung
z.B.) Ist er weniger sicher als die
Überzeugung von einer mathematischen Wahrheit? – Aber werden dadurch die Sprachspiele
ähnlicher!)
| | |
| | / | | | Könnte nicht das
Verhalten, Benehmen, des Vertrauens ganz allgemein unter
einer Gruppe von Menschen gewissen Menschen |
bestehen? So daß ihnen ein Zweifel an
Gefühlsäußerungen ganz fremd ist?
| | |
| | C | | | Musikalische
Zeitgleichheit & Zeitgleichheit des Metronoms
nach der Uhr, dem Metronom.
| | |
| | C | | |
8.7.
Betrachte wieder den Fall derjenigen,
welche das Arbeiten der Nerven sehen können – oder aber den
Gesichtsausdruck genauer zu lesen verstünden ˇals
wir. – Und es kommt auf dasselbe hinaus, wenn sie
auch nur glauben zu
können. D.h., sie behandeln die
Menschen hilfreich, oder je nach ihrem Gesichtsausdruck. –
Oder: je nach
Ausdruck & gewissen ˇandern Umständen.
| | |
| | C | | | Aber es
würde doch dann ihre Einteilung der Menschen in solche,
denen zu helfen, & in solche, die zu verlachen sind, nur sehr
beiläufig mit der unsern, nach dem echten & dem
geheuchelten Gefühle, übereinstimmen!
Freilich.
| | |
| | C | | |
9.7.
Ist denn das anders zu
erwarten?
| | |
| | C | | | Aber es könnte ja
doch die Übereinstim-71 mung in der
Scheidung im Urteil | eine sehr genaue sein. Nur fühle
ich wäre
e dann nur zufällig so. Der
Einteilungsgrund wäre ein andrer. Nämlich
bei uns ein ganz andres Phänomen, als bei ihnen. Aber
hier bin ich wohl in dem alten schlimmen Fahrwasser. Wo dem
Wort der Gegenstand entspricht, & dem Wort mit andrer
Bedeutung ein andrer Gegenstand. – Denn, daß
das Wort, welches bei ihnen unserm “Schmerz”
entspricht, anders gebraucht wird, ist ja die
Voraussetzung. (Wovon wäre sonst die
Rede?) Daß bei I ihnen dort
[s|S]icherheit besteht, wo bei uns (eine)
Unsicherheit besteht, ist auch Voraussetzung.
| | |
| | / | | | ⌊Gehört
nicht ganz hierher⌋ ∣ Aber
überlege: warum soll sich Einer verstellen müssen,
gibt es nicht andere Möglichkeiten? Kann er
nicht träumen? Kann sich die Sache nicht
anders verwirren?
(Convade.)
Denk daran, wie oft man nicht sagen kann: es
unmöglich ist zu sagen, :
Einer sei ehrlich, oder unehrlich; aufrichtig,
oder unaufrichtig. (Ein Politiker
z.B.) Wohlmeinend, oder das
Gegenteil. Wieviele dumme Fragen werden darüber
gestellt! Wie oft passen die Begriffe
nicht! (War Hitler wohlmeinend oder nicht, selbstsüchtig oder
nicht?) Ist ein Krokodil grausam?)
| | |
| | / | | |
Es ist für unsre Betrachtung wichtig, daß es Menschen
gibt, von denen
fühlt, er werde nie wissen, was in ihnen vorgeht. Er
werde sie nie verstehen. (Engländerinnen
für Europäer.)
| | |
| | | | |
1[0|1].7. Denke viel an die letzte Zeit mit
Francis; an meine
Abscheulichkeit mit ihm. 71 Ich war damals sehr
unglücklich; aber eben mit bösem Herzen.
Ich kann nicht sehen, wie ich je im Leben von dieser Schuld befreit
werden kann.
| | |
| | –C | | | Das
Schwerste ist: die Unwissenheit richtig
ausdrücken.
| | |
| | / | | | Wir sind gewiß
geneigt, zu sagen, die Klage sei nur ein Zeichen, ein
Symptom des wichtigen
Phänomens Eigentlichen, | // eines andern Phänomens,
des Wichtigen, // welches nur erfahrungsmäßig
mit verbunden sei. Und wenn
das ˇwir hier auch einen Fehler
machen: – so muß diese
starke Versuchung doch ihren
⌊Be⌋[G|g]ründung
haben ˇ& zwar im Gesetz der Evidenz, welche wir
zulassen. // so muß doch dieser Fehler
begründet sein im Gesetz der Evidenz, wir zulassen // // , so
muß eben doch der Fehler begründedet sein,
& zwar durch die Natur der Evidenz, welche wir
zulassen. //
| | |
| | C | | | Die Klage,
etc.., deute auf etwas anderes.
(Inneres.)
| | |
| | / | | | Man könnte die
Frage stellen: w[i|e]lcher Art muß das
Gesetz der ˇzugelassenen Evidenz sein, damit diese Auffassung
uns naheliegt?
| | |
| | ? / | | | Man möchte
die Antwort geben: die Evidenz müsse schwankend
sein⌊.⌋, [v|V]gestaltig?
| | |
| | C | | | Die Klage deute auf etwas
hin, mache dies wahrscheinlich. Der Zusammenhang zwischen
den äußeren Zeichen & unserm Verhalten muß ein sehr
loser sein. Er müßte Einem, der ihn nicht
verstünde, sehr schwer zu erklären sein.
Nämlich der Zusammenhang zwischen ˇmeinem Vertrauen
72 & ˇseinem
Benehmen.
| | |
| | / | | | Es gibt verstellten
Ausdruck; aber auch für
die(se)
Verstellung muß es ja
Evidenz geben. Wenn wir auch oft einfach nicht
wissen, was wir sagen sollen, so müssen wir doch manchmal einer
Meinung zuneigen, manchmal Gewißheit haben.
Es muß also das Ä[ü|u]ßere Evidenz
sein. // Es muß also doch das
…. //
| | |
| | C | | |
“Voilà
comment s'exprime un coeur vraiment
épris.” Wie würde so ein Satz
gebraucht? “So schaut der echte
Ausdruck aus.”
| | |
| | C | | | Aber so geht es ja
wirklich. Unerfahrene oder für diese Dinge
Schwachsichtige werden vom Unechten genarrt, Erfahrene
nicht. Freilich gibt es bei uns (noch immer)
Meinungsverschiedenheiten auch zwischen Erfahrenen.
Aber man sich die nicht
wegdenken?
| | |
| | C | | | So daß
z.B. nur Kinder &
getäuscht
werden. Wie man ihnen auch eine falsche Rechnung vormachen
kann.
| | |
| | C / | | | Du
sagst, Du pflegst den Stöhnenden, weil Erfahrung Dich
gelehrt hat, daß Du selbst stöhnst wenn Du das & das
fühlst. Aber da Du ja ˇdoch keinen solchen
Schluß ziehst, so können wir ja doch die Begründung
durch Analogie weglassen.
| | |
| | C | | | Gefragt, warum Du ihm
hilfst, wirst Du sagen: “[E|e]r
stöhnt” (nicht ˇoder beinahe nie, Du
schließt aus Deiner eigenen Erfahrung … ); oder
72 Du wirst sagen, er
leide. Aber wie wird dieses Instrument
gebraucht?
| | |
| | C | | | Es wäre, glaube ich,
eine wichtige Abweichung, wenn Leute keine
Laut-, sondern nur eine
Finger- oder Schreibsprache hätten, daß
es nicht ein Substantiv “Tisch” & eines
“Schmerz” gäbe.
| | |
| | C | | | Leute, bei denen
das Wiedererkennen der Person immer mehr oder weniger zweifelhaft
ist.
| | |
| | C / | | |
12.7.
Daß man's
‘nicht wissen kann’, & doch weiß,
ˇdas ist das ˇphilosophische
Paradox.
| | |
| | ∫ | | | “Du weißt es
nicht. Ja, Du zweifelst nicht.
Du bist sicher, aber Du weißt es nicht!”
Und warum nicht? – Weil Du sein Inneres nicht
siehst. – Die alte
Schwierigkeit[:| .] [e|E]s
ist ein Sprachspiel, das sich uns ˇzum Vergleich
aufdrängt | | |
| | C | | | 14.7. Ich glaube es ist eine wichtige
& merkwürdige Tatsache, daß ein musikalisches
Thema, wenn es (sehr) verschiedenen
Tempi gespielt wird seinen Charakter
ändert. Übergang von der
Quantität zur Qualität.
| | |
| | | | |
17.7. Fühle mich nicht glücklich in
Rosro. Bin ohne gute Ideen, arbeite auch
schneckenhaft. Dies ist aber nicht aus
äusseren Umständen zu erklären,
da ich unter schlechtern
Umstanden besser gearbeitet habe.
Es ist jetzt wohl eine Erscheinung des Alterns. Ich kann
aber jetzt keine Konsequenzen draus ziehn. Ich
glaube, ich muß noch immer warten.
Ich bin nicht weise genug um unter den
gegenwärtigen Umständen etwas zu
ent-73 scheiden. – Habe mich
dafür entschieden Verbesserungen an der Küche hier zu
machen. Diese sind kostspielig und es ist ein Wahnsinn,
dass ich sie machen lasse, da ich es
beinahe sicher unmöglich finden werde hier zu
überwintern. Aber ich habe mich dazu entschieden es zu
versuchen. Der Mann von dem ich hier
ganz abhänge ist unzuverlässig! –
Ich bete viel. Aber ob im rechten Geiste
weiss ich nicht. – Ohne die
Güte von X und Y könnte ich nicht hier
leben.
| | |
| | | | |
19.7.
Arbeite seit drei Tagen besser. Verstehe, was ich
geschrieben habe besser.
| | |
| | | | |
20.7.
Die manuelle Arbeit hier in Rosro macht mich
sehr müde. Jetzt mehr als je. Und
das ist wahrscheinlich schlecht für mein Arbeiten, aber
ich weiß es nicht.
| | |
| | C | | | Das Hören der
Richtung des Schalls ist ein ungemein wichtiges Beispiel
für ˇdiese Untersuchung
verw. Es ist zusammenzubringen mit dem
‘[f|F]ühlen’ des Ortes der
Schmerzempfindung, etc. & mit dem
‘Fühlen’ der Lage & Bewegung der
Körperteile.
| | |
| | C | | | Auch aus dem Schreiben
des mit umgekehrten Alphabets
könnte man lernen, über
willkürliche & unwillkürliche Bewegungen,
über den Willensakt.
| | |
| | C | | | Ähnlich
des Begriffs ‘Tendenz’ &
‘Differentialquotient’.
| | |
| | / | | | Daß der
& der Satz keinen Sinn hat, ist Philosophie von Bedeutung, aber auch, daß er
komisch klingt. | | |
| | / | | |
21.7.
Kann man das “sich
auskennen’ ein Erlebnis nennen?
Nein. // Nicht
doch. // Aber es gibt
73 Erlebnisse charakteristisch
für den Zustand des
Sich-auskennens & des
Sich-nicht-auskennens.
Sich nicht auskennen & lügen.
| | |
| | ∫ | | | 25.7. Die Probleme des Lebens sind an der
Oberfläche unlösbar, & nur in der Tiefe zu
lösen. In den Dimensionen der Oberfläche
sind sie unlösbar.
| | |
| | | | | Es scheint, ich bin nicht im
Stande Weisheit zu lernen. Ich habe immer
dieselben unweisen Gedanken. Ich kann nur für
kurze Momente in die Tiefe tauchen und schwimme sonst an der
Oberfläche.
| | |
| | / | | | I[ch|st]
“Ich hoffe … ” eine Beschreibung eines
Seelenzustandes? Ein Seelenzustand hat eine
Dauer. Sage ich also “Ich habe den ganzen
Tag gehofft … ”, so ist das Beschreibung. Sage ich aber Einem
“Ich hoffe Du kommst” – wie wenn er mich
fragte: “Wielange hoffst Du
es?”? Ist die Antwort:
“Ich hoffe während ich es
sagte”? // “Von wann bis
wann hoffst
Du's? // // “Du
hoffst es? von wann bis wann hoffst
Du's? // // “Ich habe den ganzen Tag gehofft
… ” ist also so eine Beschreibung:
… // Angenommen ich
hätte auf diese Frage irgendeine Antwort, wäre sie nicht
für den Zweck der Worte “Ich hoffe Du wirst
kommen” ganz irrelevant?
| | |
| | / | | |
26.7.
Ein Schrei ist nicht die Beschreibung
eines Seelenzustandes, obwohl man aus ihm auf einen Seelenzustand
schließen kann.
| | |
| | C ? / | | |
Beschreibung ist das wozu ein Aufmerken
ist // sein kann // // gehört // .
| | |
| | / | | | Man schreit
nicht Hilfe, weil man auf 74 den eigenen Angstzustand seinen Zustand | aufmerksam ist. // weil man den Angstzustand seiner Seele
beobachtet. //
| | |
| | | | | Und ebensowenig
[s|i]st die Furchtäußerung
“[I|i]ch fürchte mich”, die
Wunschäußerung “Ich
wünsche” oder die Hoffnungsäußerung
“Ich hoffe” eine Beschreibung.
◇◇◇ Wohl aber sind die
Sätze “Ich fürchte ihn jetzt weniger als
früher”, “Ich wünsche jeden Tag, er
möchte kommen”,
“Beschreibungen. // Und
ebensowenig ist die Äußerung der Furcht “Ich
fürchte mich”, des Wunsches “Ich
wünsche”, der Hoffnung “[I|i]ch
hoffe”, die Beschreibung eines Seelenzustandes.
Wohl aber sind … // //
Und ebensowenig sind die
Äußerung der Furcht, “Ich fürchte
mich”, des Wunsches “Ich
wünsche”, der Hoffnung “Ich
hoffe” Beschreibungen von Seelenzuständen.
Die Sätze aber “Ich fürchte mich jetzt
weniger als früher”, – Ich wünsche seit
gestern … , “Ich hoffe täglich immer
wieder … ” sind solche Beschreibungen.
// (Man beschreibt einen
Verlauf.) //
| | |
| | / | | | Zum
‘Beschreiben’ gehört das
‘Aufmerken’.
| | |
| | / C | | |
Und ebensowenig sind die
sprachlichen Äußerungen
Furcht, des Wunsches der Hoffnung, Beschreibungen von
⌊⌊•⌋⌋ Seelenzuständen.
Wohl aber ˇsind es die Sätze
“Ich fürchte ihn jetzt weniger als
früher”, “Ich wünsche schon
seit langem … ”, “Ich hoffe immer wieder
…. (Man beschreibt einen Verlauf.) // … sind die Äußerungen in den
Formen der Sprache von Furcht, Wunsch, Hoffnung
… //
| | |
| | / | | |
27.7.
∣ Will ich also sagen, gewisse
Tatsachen 74 seien gewissen Begriffsbildungen
günstig; oder ungünstig? Und ist das eine
Erfahrungstatsache? Und lehrt das die
Erfahrung? // Es ist
Erfahrungstatsache, daß Menschen ihre Begriffe ändern,
wechseln, wenn sie neue Tatsachen kennenlernen; wenn
dadurch, was ihnen früher wichtig war, unwichtig wird,
u.w.. (Man
findet, z.B.: was früher als
Artunterschied galt, sei eigentlich nur ein
Gradunterschied) [Zur Betrachtung über den
Farbbegriff) u.a.]
| | |
| | ∫ | | | Nimm an diese
zwei Schmetterlinge, die dort miteinander spielen, hätten nur
eine Seele, sind ein Individuum.
| | |
| | / | | | Ist er
[der Schrei] keine Beschreibung, dann ist es auch nicht der
Wortausdruck, der ihn ersetzt. Die Äußerungen von
Furcht, Hoffnung, Wunsch, sind keine Beschreibungen.
• Wohl aber sind das die Sätze
…
| | |
| | C | | |
Zur Beschreibung, Erzählung gehört die
Vergangenheitsform.
| | |
| | C ∫ | | |
“Ich habe Schmerzen.” –
“Seit wann?” Dagegen:
“Ich hoffe Du kommst.” –
“Seit wann?” •
Vergleiche: ‘Ununterbrochene
Hoffnung” & “ununterbrochene
Schmerzen”.
| | |
| | C / | | |
“Ich hoffe Du kommst” – “Seit
wann?” – Wäre es richtig zu
antworten: “Jetzt; in diesem
Augenblick”?
| | |
| | C / | | |
“Ich habe jetzt Schmerzen & hatte sie schon den
ganzen Tag.” – Dagegen:
“Ich hoffe Du kommst, & habe es schon den
ganzen Tag getan” – Warum klingt das
seltsam? 75
| | |
| | / | | | Was ist die
Vergangenheit // Vergangenheitsform // von
“Nicht wahr, Du
kommst!”? // “Nicht wahr, Du wirst
kommen!” //
| | |
| | ∫ | | |
11.8.
Wenn das Wort “Geige”
ˇnicht allein das Instrument ˇsondern auch den
Geiger, die Geigenstimme (der Partitur), den Geigenklang,
bezeichnete das Geigenspiel bezeichnete
‒ ‒ ‒.
| | |
| | | | |
D[ie|er] verworrenenV
Gebrauch der psychologischen Wörter // Begriffswörter // .
“Denken” z.B..
.
[w|W]enn das Wort “Violine”
nicht das
Instrument sondern auch ˇmanchmal den
Geiger, die Geigenstimme, den Geigenklang, das Geigenspiel
bezeichnet. | | |
| | C | | |
20.8.
Neugeborene Kätzchen sind
blind, soll ich sagen: Quallen sind blind? Und sind
die Menschen sehend? Könnte nicht sagen einem andern erklären:
“Raupen sehen”, Regenwürmer
nicht”. Bedenke die Evidenz für so
eine Feststellung. | | |
| | / | | |
23.8.
Wenn p so q”
könnte man eine bedingte Vorhersage nennen.
D.h.: für den Fall
~p mache ich
keine Vorhersage. Aber darum wird, was ich sage
durch ~p
. ~q auch nicht wahr gemacht.
Oder auch so: Es gibt bedingte Vorhersagen,
& “p ⊃ q” ist
keine solche.
⇒ [Zu
Bd. Q S. 14]
| | |
| | / | | | ⇒
[Zu Bd.Q, S. 13] Den Satz “Wenn p so
q” will ich “S” nennen –
S ⌵ ~S ist eine
Tautologie: aber ist es auch der Satz vom ausgeschlossenen
Dritten? – Oder auch so: Wenn ich
75 sagen will, daß die
Vorhersage “S” [R|r]ichtig, falsch,
oder unentschieden sein kann, wird das durch “~(S ⌵ ~S)”
ausgedrückt?
| | |
| | C | | | ∣ In einer
Konversation: Einer wirft einen Ball; der Andre weiß
nicht: soll er ihm zurückwerfen, oder einem
Dritten zuwerfen, oder liegen lassen, oder aufheben & in die
,
etc.. ∣
| | |
| | / | | |
25.8.
Die Verwendung des Wortes
“betrachten”,
“beobachten”. Und nun des Ausdrucks
“sich selbst betrachten”(!)
| | |
| | C | | | “Ich
fürchte mich!” & “Mir
scheint, ich fürchte mich.
| | |
| | C | | | A:
“Ich fürchte mich vor ihm.”
B: “Meinst Du: im allgemeinen, oder
gerade jetzt. – A:
“Beides.”
| | |
| | / | | | “Ich
fürchte mich vor ihm” & “Ich
pflege mich vor ihm zu fürchten”. Aber auch
der Ausdruck “ich pflege” könnte hier
mancherlei bedeuten. Es könnte aber eine
Sprache geben, in deren Konjugationen von
“fürchten” viel mehr Unterschiede
als in der unsern // als in den bekannten
Sprachen // berücksichtigt werden.
| | |
| | / | | |
Unterschied des Zwecks zwischen der
F[ü|u]rchtäußerung “Ich
fürchte mich!” & dem Furchtbericht
“Ich fürchte mich.”
| | |
| | C / | | | Kann
man erklären: “Wenn Einer
Gedanken & sich so & so benimmt
(Konglomerat.), dann sagen wir er fürchte sich
(erwarte jemand,
etc.)”? Aber heißt also
“Ich fürchte mich”t: ich
habe diese Art von Gedanken, benehme mich so &
so”? – Furchtbenehmen,
76 Furchtgedanken,
Furchtempfindungen bilden allerdings ein Konglomerat, aber dies
heißt nicht “Furcht”.
| | |
| | / | | |
“Wissen” kann etwas Ähnliches bedeuten, wie
“können” (auswendig wissen), oder aber
wie “sicher sein”.
| | |
| | X | | | “Ich
weiß” kann etwas ähnliches bedeuten wie “ich
kann” aber auch etwas ähnliches wie “ich bin
sicher”.
| | |
| | X | | | Niemand
wäre außer ein Philosoph würde sagen
“Ich weiß daß ich zwei Hände habe”;
wohl aber kann man sagen: “Ich bin nicht
im Stande zu bezweifeln, daß ich zwei
Hände habe” “Wissen”
wird aber wird gewöhnlich nicht in diesen Sinn
gebraucht [Bis hierher
diktiert.] | | |
| | | | |
19.10.48.
Der große Architekt in einer Periode
ˇ(Van der
Nüll) hat eine ganz andere Aufgabe als der
große Architekt in einer guten Periode. Man darf sich
wieder nicht durch das allgemeine Begriffswort lassen. Nimm nicht die
Vergleichbarkeit, sondern die Unvergleichbarkeit als
selbstverständlich hin.
| | |
| | | | |
22.10.
Eine Sprache in der es ein Wort “sich
fürchteln” gibt, welches bedeutet: sich mit
Furchtgedanken quälen. – Und nun könnte man
ˇz.B. annehmen, daß dies Zeitwort
keine erste Person des Präsens hat. ⌊Das⌋
Englische “I am …ing”
| | |
| | | | | Wenn ich [E|e]inem
sage “Ich hoffe, Du wirst kommen” ist es
weniger dringend, wenn die das Hoffen nur 30 Sekunden
gedauert hat, 76 als wenn es 2 Minuten gedauert
hätte? “Ich freue mich, daß es Dir
gelungen ist!” – “Wie lange freut
es Dich?” Eine seltsame Frage.
Aber sie könnte Sinn haben. Die Antwort könnte
sein: “Immer, wenn ich dran denke” oder
“Zuerst hab ich mich nicht darüber gefreut, aber
dann doch” oder “Ich denke immer wieder daran
& freue mich” oder “Es fällt mir
nur für Augenblicke ein, aber dann freue ich mich”,
etc.. Man sagt auch “Es ist
mir eine dauernde Freude”, oder &
“Für einen Augenblick freute ich mich über
sein Unglück”.
| | |
| | | | | “Ich ziehe mit dem
Läufer” – “Wie lange ziehst
Du?”
| | |
| | ? / | | | Als Beispiel der
Satzform “Wenn p, so q”
bedenke: “Ich verspreche
Dir, wenn er … Wenn er | kommt, – habe ich damit mein
Versprechen gehalten? – habe ich's
gebrochen? – Kann man ˇaber sagen
jener Satz behaupte einen
‘Zusammenhang’? Würde ich auf ihn
antworten “Es muß nicht
sein”? Es ist nicht, wie wenn der Satz gewesen
wäre: “Wenn diese beiden sich
treffen, gibt's eine Rauferei.” Hier
wäre jene Antwort möglich.
| | |
| | / | | | Wie, wenn aber die
materielle Implikation behauptet würde (& diesen
Fall gibts!) – kann ich
da auf “p ⊃ q” auch
antworten “Es muß nicht
sein?”? Und was bedeutet das
hier?
| | |
| | / | | | “Wenn sich die
beiden Pole nahekommen, springt ein Funke über”
– Was betrachtet man als eine Verifikation des
Satzes? 77 Die Betrachtung, daß sie sich
nie nahekommen? – Läßt sich, was wir
hier sagen wollen, mit der materiellen Implikation
ausdrücken? Gewiß nicht; aber
nie vielleicht mit der
‘formalen’? Doch ebensowenig. – Was wir aussagen wollen, ist doch eine Art von
Naturgesetz; die Art von Beobachtung, die dazu führt, ist leicht
genug vorzustellen. Man hat beobachtet,
daß immer ein Funke überspringt, wenn sie
nahekommen. –
Ist der Satz vielleicht von der Art “(x).ψx ⊃
φx:(∃x).φx”?
Wenn nicht, so muß dieser [s|S]atz doch
eine Anwendung haben, wenn auch eine nicht die
gleiche.
| | |
| | | | | “Wenn
er kommt, werde ich ihm sagen … ” ist ein
Vorsatz, ein Versprechen. Wenn es kein
falsches Versprechen sein soll, darf es sich nicht auf die
Gewißheit stützen, daß er nicht kommen wird. Es
ist weder eine materielle noch eine formaler
Implication.
| | |
| | ? / | | | Bei einer
wissenschaftlichen bedingten Vorhersage könnte man
Berechtigung & Richtigkeit unterscheiden.
Man konnte sie “berechtigt” nennen, wenn sie aus
einer so & so begründeten Theorie folgt,
hervorgeht. Wenn also der Vordersatz nicht zutrifft, so
kann man dann sagen: wäre er zugetroffen, so
wäre … Nicht das aber gibt mir dazu ein
Recht, daß der Vordersatz sich nicht bewahrheitet
hat.
| | |
| | | | | Ein Satz wie der
“Jeder Körper bewegt sich …”
(Trägheitsgesetz), muß er in der Form
“wenn – so” gefaßt werden?
“Wenn etwas ein Körper ist, so bewegt es sich
…” – Oder muß es heißen:
“Es 77 gibt Körper; & wenn etwas
ein Körper ist, so …?” (Niemand
würde daran denken, es so auszudrücken.)
| | |
| | ? / | | | 23.10. Es ist offenbar, daß man
einen Furchtbegriff einfach für ˇzur Anwendung auf Tiere haben könnte,
& daß das Begriffswort ein Zeitwort sein
könnte dem die erste Person fehlt. // & daß dem Begriffswort die erste Person fehlen
würde. Seine dritte Person würde sehr
ähnlich der dritten Person von “fürchten”
verwendet.
| | |
| | ? / | | | 24.10. Erinnre Dich, daß der
Konjunktiv keinen Sinn hat, außer im Konditionalsatz.
Wenn Einer sagt “Ich hätte
dieses Spiel gewonnen”, wird man fragen:
“Wenn –?”
| | |
| | | | | [Zu
‘fürchten’ etc.]
Nicht schwerer, als d[en|ie] Begriffen
vorurteilsfrei betrachten. Denn das Vorurteil ist ein
Verständnis. Und man nun darauf
verzichten, wenn uns eben daran so viel liegt, –.
| | |
| | | | | Das Englische
“I'm furious” ist kein
der
Selbstbetrachtung. Ähnlich im Deutschen
“Ich bin wütend”; aber nicht
“Ich bin zornig”.
(Entsetzlich wechselt mir der Grimm im Busen
…”). Es ist ein Zittern des
Grimms.)
| | |
| | C | | |
Man fragt sich “Was bedeutet ‘ich
fürchte mich’ eigentlich? ◇◇◇
Was meine ich,
wenn ich es sage denke ich dabei eigentlich | ?”. Und es kommt
natürlich keine Antwort, oder eine die offenbar nicht
genügt die's offenbar nicht
tut. // // ; oder eine
ungenügende. // Was will wenn ich man es sage sagt?” //
Die Frage ist: “In welcher Art
Zusammenhang // Woran denke ich
dabei? // 78 steht es?”
| | |
| | | | | Man könnte auch
sagen: “Ich sage es einfach”. // Man könnte auch mit einem gewissen Recht
sagen: … // // Man
könnte auch, & nicht mit Unrecht, sagen:
… // Denn dies heißt
nur: Kümm[t|r]e Dich nicht um etwas, was
das Reden begleitet.
| | |
| | | | |
Kann nun die Äußerung nicht in verschiedenen
Zusammenhängen stehen? // in einer Vielheit
von Zusammenhängen stehen? // die ihr
einmal das eine, einmal das anderes Gesicht geben!
| | |
| | L.L. | | | Ich sage
“Ich fürchte mich … ”, der Andre
fragt mich “Was wolltest Du
damit?” War es wie ein Ausruf; oder hast
Du auf Deinen Zustand in den letzten Stunden angespielt; wolltest Du
hier einfach eine Mitteilung machen?
Kann ich ihm immer eine klare Antwort geben?
Kann ich ihm nie eine geben? – Ich werde manchmal
sagen müssen: “Ich habe daran gedacht, wie
ich den heutigen Tag verbracht habe & gleichsam unwillig
meinen Kopf über mich geschüttelt” –
manchmal aber: “Es hieß: O
Gott! wenn ich mich nur nicht so
fürchtete!” – oder: “Es
war nur ein Schrei der Furcht” – oder:
“Ich wollte, daß Du weißt, wie mir zu
Mute ist.” – Es folgen der
Äußerung ja wirklich manchmal solche
Erläuterungen Explikationen | .
Aber man könnte sie doch nicht immer geben.
| | |
| | L.L. | | | Man
konnte sich Menschen denken,
78 die gleichsam viel
bestimmter dächten als wir, & eine Menge verschiedener
Wörter , einmal das eine,
einmal das andere.
| | |
| | ? / | | | Nichts
ist doch wichtiger, als die Bildung ˇvon
fiktive[r|n] Begriffen, als die fiktiven
Begriffe, die uns die unseren erst verstehen
lehren.
| | |
| | ? / | | |
“Was ist Furcht?” –
Erscheinungen & Anlässe der Furcht
sind diese: ‒ ‒ ‒” // [D|d]ie Anlässe &
Erscheinungen … // – “Was bedeutet
“sich fürchten?” –
“Das Wort ‘sich fürchten’ wird
so verwendet: ‒ ‒ ‒” “Ist
also “Ich fürchte mich ‒ ‒ ‒” eine
Beschreibung meines Zustandes?” Es kann in einem
solchen Zusammenhang & mit einer solchen Absicht gebraucht
werden. Aber wenn ich Einem z.B.
einfach meine ˇeine Befürchtung
mitteilen will, so: ist es gewiß keine
solche Beschreibung.
| | |
| | / | | | 25.10. “Ich fürchte
mich” kann z.B. einfach zur
Erklärung meiner Handlungsweise gesagt
werden. Es ist dann weit entfernt ein Stöhnen zu
sein, kann sogar lächelnd gesagt werden.
| | |
| | L.L. | | | ⇒
[Von S.77 R Man fragt sich “Was bedeutet
‘ich fürchte mich’ eigentlich, worauf ziele ich
(damit)?” Und es kommt
natürlich keine Antwort, oder eine, die nicht
genügt. Die Frage ist: “In
welcher Art Zusammenhang steht es?”
| | |
| | L.L. | | | Es kommt keine
Antwort, wenn man die Frage “Worauf ziele
ich”, “Was denke ich dabei”,
etc. dadurch beantworten will
79 daß ich die Worte sage
& dabei auf mich achtgebe, aus dem Augenwinkel gleichsam dabei
meine Seele beobachte. Ich kann aber allerdings in einem
Fall fragen:
“Warum habe ich das gesagt, was wollte ich
damit?” & könnte die Frage auch
beantworten, aber nicht auf Grund einer
Beobachtung von Begleiterscheinungen des Sprechens.
Und meine Antwort würde die frühere Äußerung
ergänzen, paraphrasieren.
| | |
| | L.L. / | | | Was ist
Furcht? Was heißt “sich
fürchten”? Wenn ich's mit
einem Zeigen erklären wollte – würde ich die
Furcht spielen.
| | |
| | L.L. / | | | Könnte ich
Hoffen auch so darstellen? Kaum. Oder gar
Glauben?
| | |
| | / | | | “Ich glaube,
er wird kommen.” “Ich sage mir
immer wieder: ‘Er wird bestimmt
kommen’.” Für das zweite
könnten Leute ein eigenes Verbum haben.
| | |
| | L.L. / | | | Meinen
Seelenzustand (der Furcht etwa) beschreiben, das tue ich in
einem ganz bestimmten Zusammenhang. (Wie eine
bestimmte Handlung nur in einem bestimmten Zusammenhang
ein Experiment ist. Ist es denn so erstaunlich,
daß ich den gleichen Ausdruck in verschiedenen Spielen
verwende? ⌊ Und manchmal auch gleichsam zwischen den
Spielen? ⌋ ⌊⌊“Ich
an ihn” &
“Ich
über ihn nach” bedeutet doch sehr
Verschiedenes.⌋⌋
| | |
| | L.L. / | | | Und rede ich
denn immer mit sehr bestimmter Absicht? – Und
ist darum, was ich sage, sinnlos?
79
| | |
| | | | |
“Now you mention it: I think he'll
come”. Ich glaube jetzt, Du hast
recht: er würde kommen.”
“Nein. Ich bin davon überzeugt: er
wird kommen.” Man kann sich allen solchen
Ausdrücken einen Zusammenhang // einen
charakteristischen Zusammenhang // ausdenken.
| | |
| | | | | Was gehört dazu,
daß man einen Seelenzustand beschreibt? –
Oder könnte ich fragen: Was gehört dazu,
daß man Seelenzustand
beschreiben will?
| | |
| | | | | Man könnte auch fragen:
“Worauf muß es mir dann
ankommen?”
| | |
| | | | |
Ich wollte Dir meinen Seelenzustand beschreiben” –
etwa im Gegensatz dazu “Ich wollte nur meinen
Gefühlen Luft machen”. Ich
wollte also, daß er weiß ‘wie mir's
zumute ist’ (damit hängt oft Angabe der Dauer ˇdes Zustands
zusammen). // zumute ist,
(In diesem Zusammenhang redet man oft über die Dauer des
Zustand[es|s].) //
| | |
| | | | | Es ist doch etwas anderes: die
Furcht ruhig gestehen – & ihr ungehemmten
Ausdruck geben. Die Worte können dieselben
sein, der Ton & die Gebärden verschieden.
| | |
| | L.L. | | | Wenn es in
einer Leichenrede heißt “Wir trauern um unsern
… ” so soll daß doch
der Trauer Ausdruck geben; nicht den
Anwesenden uns etwas mitteilen | . Aber in anderer Umgebung sind diese
Worte eine Mitteilung. In einem Gebet am Grabe
könnten sie auch eine Art von Mitteilung sein.
| | |
| | L.L. / | | |
Wir sagen doch nicht unbedingt von Einem er klage, weil
er sagt er habe Schmerzen. Also können die Worte
“Ich 80 habe Schmerzen” eine Klage
& auch etwas anderes sein. (Und ähnlich ist
es mit dem Ausdruck der Furcht & anderer
Gemütsbewegungen.)
| | |
| | L.L. / | | | Ist aber
“Ich fürchte mich” nicht immer etwas
einer Klage , warum soll es dann immer eine
Beschreibung meines Seelenzustands sein? // Ist aber “Ich fürchte
mich” manchmal, & doch nicht immer, etwas dem
Klagen ähnliches … // // Ist aber
“Ich fürchte mich” nicht immer, &
doch manchmal ˇetwas Klage
vergleichbares ähnlich(es)c | , warum soll es dann immer
eine Beschreibung meines Seelenzustands
sein? // ⌊⌊ Was ist denn eine
Klage? ⌋⌋
| | |
| | U / | | | Denn wodurch
unterscheidet sich die Klage “Ich habe
Schmerzen” von der bloßen Mitteilung? Doch
durch die Absicht. Und die wird sich vielleicht auch im Ton
ausdrücken.
| | |
| | / | | | Die
ˇin denen ein
Satz steht sind am besten in einem Drama dargestellt, daher das
beste Beispiel ⌊für⌋ de[s|n] einen
Ausdrucks in einer bestimmten Bedeutung
in einem Drama zu finden
ist ein Zitat aus einem Drama ist | . Und wer fragt die Person im Drama, was sie
während des Sprechens erlebt? | | |
| | L.L. | | | 26.10. “Du mußt wissen, – ich
fürchte mich.” “Du mußt
wissen, – mir graut davor.” Ja, man kann es
auch in lächelndem Ton sagen.
| | |
| | L.L. / | | | Und willst Du
mir sagen, er spürt das nicht? Wie weiß
er's denn sonst? – Aber auch wenn es
eine Mitteilung ist, lie[ß|s]t er's doch nicht
von seinem Innern ab. Er könnte auch dann nicht zum
Beweis seiner Aussage
Empfindungen 80 // Aber auch wenn es
eine Mitteilung ist, erfährt er's nicht von seinen
Empfindungen. // // wenn es eine
Mitteilung ist, so lernt er's nicht von seinen
Empfindungen. //
| | |
| | L.L. / | | | Denn denk Dir
die Empfindungen hervorgerufen durch die Gebärden des
Grauns: die Worte
“[M|m]ir graut davor” sind ja auch so
// so beim
Aussprechen // eine Gebärde | , & wenn ich ˇihre
Äußerung // sie //
höre & fühle daß ich sie ausspreche,
gehört dies zu
jenen entspricht das den | übrigen Empfindungen. Warum soll denn
die ungesprochene Gebärde die gesprochene
?
| | |
| | ∕∕ | | |
⇒
[Z.
T.S. S.
652] Wir lernen das Wort
“denken” gebrauchen unter bestimmten
Umständen. Sind die Umstände andere,
so wissen wir's nicht zu gebrauchen. – Darum
müssen wir aber jene Umstände nicht beschreiben
konnen.
| | |
| | / | | | “Wenn die
Menschen in ihren Farbaussagen stark auseinandergingen, könnten
sie unsern Farbbegriff nicht verwenden.”
– Wenn die Menschen in ihren Farbaussagen stark
auseinander gingen, dann würden sie, eben dadurch,
unsern Farbbegriff nicht verwenden.
Sie würden nicht unser Sprachspiel spielen: Denn
bedenk doch, wie man das ihre & das unsre zu vergleichen
hätte!
| | |
| | | | | Wenn ich also Einen sagen höre
“Ich fürchte mich”, wie kann ich erfahren
ob dies die ‘Beschreibung eines Seelenzustands ˇoder was
sonst ist? Soll ich ihr fragen, & wird er
die Frage gewiß verstehen? – Aber er könnte
sie doch beantworten. Wie? Indem
er Z.B. so:
“Nein; ich habe mir nur Luft gemacht”, oder
“Ja; ich 81 will, daß Du weißt, wie ich mich
fühle.” Aber so eine
Frage wird man doch so gut wie nie stellen. Ist es
nicht, weil der Ton & der Zusammenhang uns die Antwort geben
müssen? Denn aus diesen wird man ersehen, ob er sich
etwa über seine eigene Furcht lustig macht; ob er sie, sozusagen,
in sich entdeckt; ob er sie mir unwillig aber um der Offenheit
, gesteht; ob er sie
wie einen Schrei äußert, etc. – Und
unterrichten mich die Worte, wie immer sie geäußert sind,
nicht über denselben Sachverhalt, nämlich seinen
Seelenzustand?
| | |
| | | | | Hat
denn der Satz “Napoleon wurde im Jahr 1804 gekrönt” einen
andern Sinn, jenachdem ich ihn Einem zur Information sage; oder in der
Geschichtsprüfung um zu zeigen, was ich weiß; oder
etc. etc.? Um ihn zu
verstehen müssen mir doch für alle diese Zwecke die
Bedeutungen seiner Wörter auf die gleiche Art
werden.
Und wenn also die Bedeutung der Wörter & ihre
Zusammenstellung den Sinn des Satzes ausmachen, ‒ ‒ ‒.
| | |
| | L.L. | | | Das
Problem ist doch dies: Der Schrei, den man keine
Beschreibung nennen kann, der primitiver ist als jede Beschreibung,
tut gleichwohl den Dienst einer Beschreibung des
Seelenzustand[es|s]
| | |
| | | | |
27.10.
Wer schreien kann, der kann damit noch nicht einem etwas im
Gespräch mitteilen.
| | |
| | | | |
Ich höre,
Einer sagt // Ich die Worte //
“[I|i]ch fürchte
mich”[;| .] [i|I]ch
frage◇◇◇ “Hast Du das zu jemand:
“In welchem Zusammenhang hast Du das gesagt?
War es ein Stoßseufzer, war es ein 81 Geständnis, war es
Selbstbeobachtung, …?”
| | |
| | | | | Will, wer
“Hilfe!” ruft eine
[B|b]eschreib[u|e]ng⌊,⌋
geben wie's ihm zumute
ist? // eine Beschreibung geben
wie's ihm zumute ist? //
Nichts ist ihm ferner, als etwas zu beschreiben.
| | |
| | | | | Aber es gibt
Übergange von dem, was wir nicht
Beschreibung nennen würden, zu dem, was wir Beschreibung nennen
würden.
| | |
| | | | | Das Wort
“Beschreibung des Seelenzustandes” charakterisiert
ein gewisses Spiel. Und wenn ich bloß die
Worte “Ich fürchte mich” höre so mag
ich zwar erraten, welches Spiel hier gespielt wird
(aus dem Ton etwa), aber ich werde es erst wissen, wenn ich den
Zusammenhang kenne.
| | |
| | L.L. / | | | Denn zu dem,
was wir “beschreiben” nennen gehört
das eines oder ˇdas andere einer gewissen)
Klasse von Merkmalen. D[ie|as]
beobachtende, überlegende erinnernde
Stellungnahme Verhalten,
(ein) Trachten nach Genauigkeit, ˇdie
Fähigkeit sich zu verbessern des Verbesserns | ,
das Vergleichen. Ein Schrei ist keine
Beschreibung. Aber es gibt Übergänge.
Und die Worte “Ich fürchte mich”
können näher & weiter (entfernt)
vonc einem Schrei sein. Sie können ihm
ganz nahe liegen & ganz weit von
ihm entfernt sein.
| | |
| | | | |
∣ “Denken ist
schwer.” (Ward) Was heißt das eigentlich?
Warum ist es schwer? – Es ist beinahe
ähnlich, als sagte man “Schauen ist
schwer”. Denn angestrengtes Schauen ist
schwer. Und man kann angestrengt schauen & doch
nichts sehen, oder immer 82 wieder etwas zu sehen glauben,
& doch nicht sehen
können. Man kann müde werden vom Schauen,
auch wenn man nichts sieht. ∣
| | |
| | / L.L. | | |
ˇ⇒ [Zu
T.Scr. S.
653 Wenn ein feines Aufhorchen mir
zeigt, daß ich in jenem Spiel das Wort “weiche”
bald so, bald so erlebe, – zeigt es mir nicht
auch, daß ich, im Zusammenhang eines ganzen Satzes, den ich
verstehe & in irgend einem Sinne
erlebe, jenes Wort selbst gar nicht erleben?
muß? // oft gar nicht
erlebe //
| | |
| | | | | “Mir stand die Bedeutung des
Wortes vor der Seele” – Wird man denn das sagen,
wenn das Wort im unzweideutigen Zusammenhang
vorkam steht? // vorkommt? //
| | |
| | | | | ∣ Eine in der das durchgestrichene Wort, der
durchgestrichene Satz ein Zeichen ist. ∣
| | |
| | / C | | |
Du versichterst doch, das Wort, Du es jetzt ausgesprochen hast, so
‘gemeint’ ˇerlebt zu haben:
[D|d]ann sag doch auch ˇmit dem gleichen feinen
Gefühl, ob Du jenes d[as|ie]ses Wort es im rechten
Zusammenhang, in diesem Sinne, so meinst. Denn
daß Du's in anderm Sinne so & nicht
so meinst, intendierst, später ˇwohl auch
erklärst, ist ja klar. // wissen wir. //
| | |
| | C /? L.L. / | | | Aber es bleibt die Frage, warum wir
bei dem Spiel des ‘Meinens’
ˇdarum // auch // von einem
‘meinen’ reden. –
Nun, [d|Das] ist
eine Frage anderer Art. Es
ist eben
die Erscheinung zu der Erscheinung | des Spiels daß wir in dieser das Wort
“Meinen” gebrauchen. daß wir hier in einem nur
endlichen Sinn von einem ‘Meinen’
reden. | // Aber es bleibt nun
doch die Frage, warum wir bei jenem Spiel des
ˇdann von einem reden.
[Fortsetzung unbestimmt.]
82 | | |
| | | | | ⌊⌊
Das ist eine Frage ˇvon
anderer Art ‒ ‒ Es Das ist
(eben) die Erscheinung dieses
Sprachspiels des Spiels | , daß wir in dieser Situation sagen,
wir hätten das Wort in der
Bedeutung ausgesprochen so gemeint | & diesen Ausdruck aus
andern Sprachspiel
herübernehmen. Es muß eine Frage
vorhergegangen sein. ⌊ Das ist eine
Frage einer fremden Art. Das ist eine ungehörige
Frage, gleichsam andern passe. ⌋⌋⌋
| | |
| | C ? v ? / C | | | 28.10. ˇ⌊⌊
Ist es als stellte man in einem Buch über reine Mathematik
eine Frage der Physik als die die du stellen wolltest?
⌋⌋ Ist es denn ein Mißverständnis?
Ich verwende ja nun das Wort nicht für
etwas anderes; sondern in einer andern Situation. [Wie
ich auch nicht zweierlei mit dem Worte “Wissen”
bezeichne, wenn ich sage “Ich wußte im
Traum.
vergl
Gefühl d.
Unwirklichkeit.] Wird mir denn die Technik seiner
Anwendung hier anders beigebracht? // Sollte mir denn die Technik seiner Anwendung hier
anders beigebracht werden? //
| | |
| | | | | höre
ein
[b|B]eethoven'sches Werk & sage
“Beethoven!” – Hat das Wort hier eine
andere Bedeutung, als in dem Satz
“Beethoven
wurde im Jahre 1770 zu Bonn geboren”?
(Wer den Ton jenes des Ausrufs nicht
verstünde, könnte man ihn ⌊etwa⌋ erklären:
“So nur
Beethoven”.)
| | |
| | v / | | |
Wäre es
richtiger zu sagen dem e
‘entspreche’ gelb, als “e
ist gelb”? ist es nicht eben der Witz des Spiels,
daß wir sagen e sei gelb, // daß wir uns dahin äußern, e
sei gelb? // Ja, wenn es
Einen gäbe, der geneigt ist zu sagen, ˇdem
e ‘entspreche’ gelb
& nicht, es sei gelb, wäre der nicht vom Andern beinahe
so verschieden, wie Einer, für den Vokale
& Farben nicht zusammenhängen? Und
ähnlich für das Erleben der Bedeutung.
| | |
| | C / | | |
Wenn ich beim Erlernen der
Sprache & um mir die doppelte Bed. des Wortes … Lernen des Wortes “Bank”,
& um mir seine doppelte Bedeutung | einzuprägen,
abwechselnd auf Bild der Sitzbank &
der Geldbank schaute & immer sagte “Bank”,
oder “[D|d]as ist eine Bank”, –
fände hier das ‘Bedeutungserlebnis’
statt? Da gewiß nicht, möchte ich sagen.
Wenn es mir aber z.B. im Ton der
Aussprache zu liegen schiene, daß ich das eine, oder andere
meine, – dann schon. 83
| | |
| | v / | | |
⇒ [Zum letzten Satz auf
S. 82 v.] Es
ist ja nicht, als würden da zwei Dinge hartnäckig
mit demselben Wort bezeichnet, & man fragte warum tut man das,
wenn sie wirklich verschieden sind? – Der
neue Gebrauch besteht ja gerade darin, daß der alte Ausdruck in
einer neuen Situation verwendet wird; nicht zur Bezeichnung für
etwas
| | |
| | | | | Das Erlebnis des ‘treffenden
Worts’. Ist dies dasselbe, wie das Erleben
de[n|s] ‘Meinens’?
| | |
| | / C | | |
“Warum nennt man dies im Traum ein
‘Wissen’?” – Man nennt ja
nichts im Traum ein Wissen, son[g|d]ern sagt “ich
wußte im Traume …” Warum nennt man dies
“meinen” & “bedeuten”,
wenn es sich nicht um meinen & bedeuten handelt? – Was nenne ich denn im Spiel ein
‘Meinen’ (oder
‘Bedeuten’): ich sage
“ich habe mit dem Wort jetzt …
gemeint”.
| | |
| | | | |
Ich kann also nicht sagen: Ich benenne eben zwei
verwandte Dinge mit demselben Wort. (Denn sonst
wäre ja das Problem nie entstanden.)
| | |
| | | | | Aber was nennen
ich denn so? – Ein Erlebnis? Und
welches Erlebnis? Kann ich's denn anders
beschreiben, als eben durch
Ausdruck: ich ‘meine’ jetzt
dieses Wort so? // ich
‘meine’ das Wort jetzt
so? //
| | |
| | | | | “Warum reden wir bei Spiel auch von einem
‘Meinen’?” – Frage
nach Wonach frage ich? Nach einem
Grund⌊,⌋ ? Gewiß nicht nach einer
Ursache? – Gewiß nicht nach
83 eine[m|r]
Grund Überlegung, die mich bestimmt, so zu reden; noch
◇◇◇ nach einer Rechtfertigung⌊;⌋.
[D|d]enn um nichts solches
handelt ˇes sich's⌊.⌋
hier
| | |
| | / C | | |
29.10.
⇒ [Zum obersten Satz
S. 82 r.] Nenn
es einen Traum!
| | |
| | ? / | | | Aber es
bleibt dann die Frage warum verwendet Einer im
Spiel des ‘Meinens’ auch das Wort
“[m|M]einen”? Spiel
des ‘Meinens’ dasselbe
Wort? // Kann er denn ein anderes
geb verwenden? Verwendet er denn
dasselbe Wort für: etwas Anderes?
Könnte er eine andere Erklärung davon geben?
| | |
| | L.L. / | | |
Nenn es einen Traum. Es ändert nichts.
| | |
| | | | |
30.10.
“Schubert” – Es ist, als ob der Name ein
Eigenschaftswort wäre.
⇒ [Zu
Tschr. S. 667 unten] Man kann ja auch nicht sagen:
“Sieh, was alles
‘passt’.
Es paßt auch z.B. der Name zum
Träger.” ⇒
[Von T.S.
S. 667 v.] Ein Anbau
wäre ja doch eine Erweiterung & eine Erweiterung
ist hier ja
gerade nicht. Denn man nennt ja nicht ein
‘Zusammenpassen’, was eigentlich kein
Zusammenpassen ist. Als dehnte man nur diesen Begriff
aus. Sondern wir sehen hier gleichsam eine
Täuschung, eine Spiegelung // Sondern es liegt hier gleichsam eine Täuschung vor,
eine Spiegelung. Wir glauben zu sehen, was nicht da
ist. Aber es ist nur gleichsam so. –
Wir wissen sehr wohl, daß der Name
“Schubert”
zu seinem Träger & zu Schuberts Werken in keiner Beziehung des Passens steht;
& doch sind wir unter einem Zwang, uns so
auszudrücken.
| | |
| | | | | Man
sieht etwas unter dem Bild, unter dem Begriff, des Passens.
Ich kann doch Eins als Variation eines Andern
ansehen // sehen // .
Und nun könnte 84 im
Fall
doch das was ich als Variation sehe mit dem, als dessen
Variation ich's sehe, gar keine Ähnlichkeit mehr
haben. – Sagen wir's so: Erst
ist diese Figur eine einfache Projektion
jener. Dann krümmen sich die
Projektionsstrahlen etwas; aber es ist für mich doch noch eine
Projektion◇◇◇. Endlich verbiegen sie sich
bis zur Unkenntlichkeit, aber für mich ist das noch
immer Projektion aber ich
sehe noch immer eine Projektion.
// Endlich verbiegen sie sich ganz; aber ich sehe
noch immer eine Projektion. //
(Wie man Manche im Alten
immer noch den Jungen sehen, im vollig
veränderten Menschen immer noch den frühern.) // (Wie Manche einen noch immer als den jungen sehen,
den völlig veränderten (Menschen) noch immer als
den frühern.) // Es ist
vielleicht seltsam den Fall des Personennamens damit in Zusammenhang
zu bringen. Aber man kann einen Zusammenhang
machen[:| .] ˇNämlich
den: Man sehe eben den Personennamen
als Bildnis.
| | |
| | | | | Nehmen wir
an, ich sehe ein als
, indem ich
es als das
Ende Veränderung
sehe:
– Dann
gehört die Art des Variierens zum ˇgesehenen
Aspekt. Aber so etwas liegt ja eben nicht vor, wenn uns der
Name das Bildnis des Trägers zu sein scheint.
| | |
| | | | |
Ich sage etwas
(z.B. “Der Name
‘Schubert’ paßt doch vollkommen zum
Schubert”) –
es heißt nichts.
[Fortsetzg.
verloren]
| | |
| | C | | | ˇDer Satz “Der Name … paßt auf
… ” ist, wie wir ihn gebrauchen, keine Mitteilung
über den Namen, oder seinen Träger. Er ist eine
pathologische Mitteilung über den Mitteilenden. – Man lehrt ein Kind nicht, daß dieser Name
84 auf den Menschen
paßt. C // Der Name …
paßt auf … ” ist, wie ich diese Worte gebrauche,
keine Mitteilung über den Namen oder seinen Träger.
Man lehrt ein Kind ˇauch nicht, daß dieser Name auf den
Menschen paßt. – Es ist eine
pathologische Mitteilung über den
Mitteilenden. //
| | |
| | ∫ | | | 31.10. Einer winkt (mir) mit der
Hand. “Was wolltest Du?” –
“Ich wollte, daß Du kommst.”
Das ist die Absicht zur Zeit des Wirkens.
“Das Zeichen war der Ursprung einer
Bewegung. War es also nicht auch der Ursprung der
Erklärung? Konnte nun diese Erklärung selber
lauten: “Das Winken mit der Hand war
der Ursprung der Erklärung, die ich Dir jetzt gebe:
“Komm zu mir”?
| | |
| | C | | |
2.1[0|1].
Man konnte hier nicht sagen
“Er [der Name] paßt nicht
geradezu”, oder “Er scheint nicht geradezu zu
passen”.
| | |
| | / C ∫ ? / | | | Es ist
nicht, als ob “passen” nicht ganz das
rechte Wort wäre. Man könnte allerdings
auch andere Wörter gebrauchen; z.B.
“Es ist eine Verwandtschaft da”.
“Das,
was immer assoziiert ist, hält man leicht für
verwandt. Ist das der richtige Ausdruck? Nicht ganz. Nein. Aber es
ist, als wären sie verwandt. | | |
| | / C | | | Es ist nicht
so: “Ich halte sie für verwandt, obwohl
sie's nicht sind” – denn ich brauche,
gleichsam, nur aufzuwachen, um zu wissen, daß sie's nicht
sind. Aber ich sehe sie unter dem Bild der
Verwandtschaft. Ich gebrauche das Wort, das
Bild. – 85
| | |
| | | | | Man
kann freilich erklären: Zusammenpassen &
Assoziation // enge
Verbindung // enges Verbundensein im
Gebrauch gehen oft zusammen; & daher jene Täuschung
(wenn man es Täuschung nennen soll.)
| | |
| | / C | | |
Ich denke mir eine physiologische Erklärung des seltsamen
Phänomens ist worden.
Man sieht jetzt, wie die Täuschung zu
Stande kam. Es geht nämlich dann im
Gehirn im manchmal das vor, was auch
vorgeht, wenn … ˇFreudige Aufregung:
Jetzt verstehen wir, warum man immer sagte …!
Und wenn nun die Erklärung gegeben, wenn sich der Staub verzogen
hat das Rätsel
gelöst ist | , – wo bleiben wir
dann? // , – in welcher Lage sind
wir? // // , – in
welcher Lage läßt uns die Lösung das zurück? //
hat nur eine Frage
weggeräumt, die uns nicht interessiert (hat)
läßt uns zurück
mit der Tatsache ˇzurück, daß wir jenes
Bild // jenen Ausdruck, jenes
Bild // gebrauchen, gebrauchen möchten, wo
die normale Veranlassung fehlt.
| | |
| | ? / C | | |
⇒ [Von S.
82 v unten] Aber es bleibt dann die
Frage, warum wir bei jenem Spiel des
“Meinens” auch von einem
‘Meinen’ reden.
Die Frage gehört (gar) nicht her. // Das ist eine Frage, die nicht hierher
gehört. // Wir gebrauchen
(hier) Wort, ⌊:⌋ weil
es Bedeutung . Kein anderes, keine andere Bedeutung
täte es für uns. Es ist die Tatsache
hinzunehmen. | | |
| | / C | | |
3.1[0|1].
Aber wird nun
das Wort in zwei Bedeutungen gebraucht? Nein.
(Sonst wären wir ja eine Erklärung
schuldig.) Lehrt man den Gebrauch auf zwei
verschiedene Arten? 85
| | |
| | / C | | | Aber
hat für uns eine Erklärung des seltsamen
Phänomens nicht doch Interesse? Denk an andere
verwandte Phänomene, & was Erklärung leistet. Ja, es ist freilich
interessant zu verstehen warum ich mir auf
diesem Spaziergang ˇunter dem Eindruck stehe
einbilde, die Stadt
müsse dort liegen; obwohl eine einfaches
Raisonnement Überlegung mich
überzeugen kann
ˇ daß es nicht so ist. Ich will nun
annehmen, ich wisse, wie diese Täuschung
zustande kann: Ich sagte mir, wir gehen an der
Peripherie der Stadt spazieren. Ich zog
irgendwelche falsche Schlüsse aus Ähnlichkeiten der
Gegend mit einer andern ˇGegend, &
dergl. – Aber ich hatte ja den
ˇfalschen Schluß nicht ausdrücklich gezogen, &
ich habe es ist auch nicht erklärt, warum jene
Ähnlichkeiten mich zu diesem vorschnellen Schluß
verleitet haben. Die Erklärung läßt die
Seltsamkeit bestehen. Ebenso für das Phänomen
Laute farbig zu sehen, etc.)
| | |
| | | | | Wenn Einer
die Frage “Wird er N. wiederkommen?”
wieder
antwortet, “Er N. w[e|i]rde
wiederkommen” // immer wieder
bejahend antwortet, kann man das so
ausdrücken, ⌊:⌋ er sei in einem
Zustand des Dafürhaltens. Aber niemand wird
sagen daß er in der Antwort N wird wieder
kommen” von seinem eigenen Zustand
redet. // sagen, daß die Antwort
“N wird wiederkommen” über den
Zustand des Gefragten beschreibt.
| | |
| | L.L. | | | Wenn
“Ich glaube p” aussagt, ich sei in einem
bestimmten Zustand, so auch die Behauptung
“rp”. // , denn auch die
Behauptung
“p”. //
Denn die Anwesenheit de[s|r]
Wortes
“[i|I]ch glaube” kann's
nicht ausmachen, kann 86 es höchstens andeuten.
| | |
| | L.L. | | |
Sprache, in der “Ich glaube, daß
p” nur durch den Tonfall der Behauptung
“p” ausgedrückt
wird. Statt “[E|e]r glaubt
… ” “Er ist geneigt zu sagen
… ” & es gibt auch die Annahme
“Angenommen, ich sei geneigt, zu sagen
… ”, aber nicht eine Äußerung
“Ich bin geneigt, zu sagen …”.
| | |
| | C | | |
Anomalien gibt es ja auch sonst. Man sagt
“Es wird vielleicht regnen”, aber nicht
“Angenommen, es werde vielleicht regnen,
…”
| | |
| | L.L. | | |
Moore's Paradox gäbe es in jener Sprache nicht;
[S|s]tatt dessen gäbe es
ein Verbum, das keine erste Person des Präsens hat.
| | |
| | L.L. | | | Das
aber sollte uns nicht überraschen. Denk daran, daß
man die eigene künftige Handlung in der Äußerung
der Absicht vorhersagen kann.
| | |
| | L.L. | | | Denk an den
Ausdruck “Ich sage, …”
(z.B. “Ich sage, es wird
heute regnen”), welches einfach der Behauptung
“Es wird heute … ”
gleichkommt.” Er sagt, es wird … ”
heißt beiläufig “Er glaubt es wird
…”. “Angenommen, ich sage
… ” heißt nicht
“Angenommen, es werde heute …”.
| | |
| | L.L. | | |
Verschiedene Begriffe berühren sich hier & laufen ein
Stück Wegs miteinander. Man muß
nicht glauben, daß die
Linien alle Kreise sind // seien // .
| | |
| | | | | ∣ Wer etwas einer Deutung gemäß
86 sieht, erlebt deswegen
nicht eine Deutung. ∣
| | |
| | / | | | ∣ Jeder der
angestrengt denkt, weiß, wie Notizen,
weder oder Bilder, die einem Andern nichts
sagen würden, & die man auch selbst nicht zu
erklären weiß, für Gedanken, oder einzelne
ˇCharakterZüge eines Gedankens von
Gedanken | ˇ◇◇◇
stehen ˇkönnen. (Die Notation des
Kunstrechners.) // von Gedanken für uns
representieren. // // erklären weiß, für uns Gedanken, oder
einzelne Charakterzüge von Gedanken vorstellen
können. // ∣ [Noch nicht
recht gelungen.] Für einen Gedanken,
oder einzelne Züge des Gedankens stehen können.
| | |
| | / C | | |
⇒ [Zu
Tschr. S. 670] “Hast Du wie Du das Wort sagtest
das gemeint?” – “Nein,
ich hatte eigentlich an … gedacht.” –
das ein Erlebnis?
Nein. Ein solches nur fu zur
Erforschung der unbewußten Absicht ˇvon
Interesse.
⇒•
| | |
| | L.L. / | | |
D.h.: Wenn ich
z.B. erführe, er habe beim Aussprechen des
Wortes das & das vor sich gesehen, so wäre es
möglich daß ich daraus einen Schluß auf
etwas eine Tendenz in seinem Unbewußten
zöge ihm vorschwebte war nicht seine Absicht bei
dem Worte. // seine Absicht beim Aussprechen des
Worts, sein Gedanke bei dem Wort. //
| | |
| | v C / L.L. | | |
•
// “Hast Du, Du das
Wort sagtest, das gemeint?” –
Nein, ich
eigentlich an … gedacht.” – Ist das
ein Erlebnis? Nein. Ein Erlebnis hätte
nicht das gleiche Interesse. könnte ˇdem Psychologen es uns
ˇetwa zu[r|m]
Erforsche[ung|en] der unbewußten Absicht
interessieren dienen. // Ein könnte
ˇvielleicht den Psychologen über die
unbewußte Absicht belehren // // Nein; ich hab dabei an etwas anderes
gedacht.” – Ist das ein
Erlebnis? // [Die letzte Version
die beste.]
87
| | |
| | C ? / | | |
“Diese Pflanze wächst aus dem Keim, nicht jene
Pflanze.” Denk Dir, man würde sich
in einer Sprache wirklich so ausdrücken!
| | |
| | | | | Aber ist
der Keim? – Das Erlebnis zur Zeit des
Sprechens. (Also Vorstellung –
wie sie ja freilich oft vorhanden ist.) Aber
ist doch nicht, seiner Natur nach,
der Keim. Noch wird etwas durch die spätere
Entwicklung zum Keim. So bleibt also nur, daß sich das
Bild vom Keim uns aufdrängt. (Ganz natürlich
denn wir wollen im Erlebnis das wichtige
sehen.) das sehen, wovon wir eigentlich
reden. // im Erlebnis den Kern der Sache
sehen. //
| | |
| | | | | ⌊
[Schwatzhaft] ⌋ Die Frage, die uns
interessieren muß, ist also: Wozu dient der Bezug auf
den Zeitpunkt des Redens? Was teilt er Einem
mit?
| | |
| | ∫ | | | “Ich
wußte, daß dachte mir, daß | Du
dabei an ihn denken würdest.” Es lag nicht in
dem Bild, da[ß|s] er vor sich sah (das war nicht
genau zu erkennen), noch am Namen, der ihm ein Sieh
den er sich vorsagte (der konnte auch einem Andern
gehören). Es war die Kette von Deutungen, von
Erklärungen. Denn wenn er sagte
“Ich dachte dabei an … ”,
“Ich meinte damit … ”, so knüpft er
ja dadurch an jenen Zeitpunkt an. (Er erinnert
sich also nicht z.B. eines
Vorstellungsbildes, er vor sich sah ihm
vorschwebte | & nun zeigt es
ihm, daß er an … gedacht hat.)
| | |
| | ? / | | | Er liest es
nicht vom Vorstellungsbild ab, woran er gedacht hat.
| | |
| | ∫ | | | Er sagte etwas
& ich mußte dabei an N. denken.
Wann fiel mir N. ein? In welchem
Augenblick, bei welchem seiner Worte? – Wenn
87 ich weiß, bei welchem,
– was geschah mir bei diesem Wort? Die
Gedanken namen von dem Wort ihren Ausgang. Da
fing die Kette an. Was aber macht sie zur Kette?
Daß ich es sage?
| | |
| | | | |
“Ich habe bemerkt, daß Du bei diesem Wort nachdenklich
geworden bist.”
| | |
| | ∫ | | | “Wie ich dies
Wort hörte, fiel er mir ein.” Was ist die
praktische Bedeutung dieses Zeitpunkts? – Denn ich
will einmal sagen: Es mir vor, als fiele er mir bei diesem Wort
ein,” – so macht das Subjektive daran ja keinen
Unterschied. Die Frage ist dann noch immer dieselbe:
“Welche Folgen hat
Mitteilung?”
| | |
| | | | |
4.1[0|1].
“Ich habe bei diesem Wort an ihn
gedacht.” Wo liegt das Interesse dieser
Mitteilung? Was ist die primitive Reaktion, die solchen
Worten entspricht?
| | |
| | | | |
“A propos …” Wie
bist Du plötzlich auf ihn gekommen?” –
Du sagtest … & das hat mich an ihn
erinnert.”
| | |
| | C | | | Wann sagt man, ich
schreibe an diesen Menschen. Wie zeigt es
sich? Wie weiß ich's selbst?! – Schreibe ich an ihn, während ich
schreibe?
| | |
| | C | | | Es wäre beinahe
seltsam, zu sagen: “Ich dachte an ihn,
während ich an ihn schrieb.”
| | |
| | C | | | “Wir haben
gerade von ihm geredet”, von diesem Menschen,
auf den ich jetzt zeige. Wie hing die Rede mit ihm
zusammen? Machte ich nicht, gerade durch diese Worte den
Zusammenhang mit ihm? 88
| | |
| | | | | “Ich
wußte, von wem ihr geredet habt.” – Wie
konnte ich es
wissen? wußte ich's? | Und was war das für ein
Seelenzustand, ˇdas Wissen, daß von diesem
Menschen die Rede ist’?
| | |
| | C | | | Von wem habt ihr
gesprochen?” – “Vom
N.” ‒ ‒ “Von meinem
Freund N.” – “Von dem
Menschen auf dieser Photographie.” –
“Von dem, der jetzt zur Tür
hereinkommt.”
| | |
| | L.L. / | | |
Gott, wenn er in unsre Seelen
hätte, hätte
dort nicht sehen können, von wem wir sprachen.
| | |
| | | | | Scheue dich nicht
Kindereien // kindische Gedanken //
aufzuschreiben, wenn das die Gedanken sind, die Du denken
musst. – Bist du nicht
über diese Gedanken hinaus, so magst du es nur
ruhig zugeben.
| | |
| | | | | ∣ Wenn man Du einen
Knäuel nicht entwirren kann kannst, so ist das Gescheiteste, was ◇◇◇
man Du tun kann kannst, das einzusehen; & das Anständigste,
es zuzugestehen. [Antisemitismus.]
Was man tun soll, das Übel zu heilen, ist
nicht klar[;|.]
[w|W]as man nicht tun darf, ist von Fall zu Fall
klar.|
| | |
| | ? / | | | In der Philosophie
muß man unterscheiden zwischen (den) Sätzen, die
die Neigung ausdrücken, & denen, die die Lösung
geben. // zwischen Sätzen, die unsre
Denkneigung ausdrücken, & denen, die das Problem
lösen. //
| | |
| | | | | ∣ Die [U|u]nheilbare Krankheit
ist die Regel, nicht die Ausnahme. |//
| | |
| | L.L. ∕∕ | | | Du
beziehst Dich mit dieser Äußerung auf den Zeitpunkt des
.
88 Es macht ˇhier
einen Unterschied, ob Du Dich auf diesen, oder auf jenen Zeitpunkt
beziehst. (Die Definition aber Worterklärung | bezieht sich auf keinen
Zeitpunkt.)
| | |
| | | | |
∣ Es ist merkwürdig, daß man die Zeichnungen von
Busch oft
‘metaphysisch’ nennen kann. So gibt es
also eine Zeichenweise, die metaphysisch ist. –
“Gesehen, mit dem Ewigen als Hintergrund” könnte man
sagen. Aber doch bedeuten diese Striche das nur
in einer ganzen Sprache. Und es ist eine Sprache ohne
Grammatik, man könnte ihre Regeln nicht angeben. ∣
| | |
| | | | | Wie
fangt man an, das zu sagen?
(Worin liegt die Wichtigkeit dieser Frage?)
| | |
| | L.L. / | | |
“Warum hast Du mich bei diesem Wort angeschaut; hast Du an
… gedacht?” Es gibt also eine
Reaktion in diesem Zeitpunkt, die man
ˇsie daher durch die Worte “Ich dachte an
… ”. erklärt. die erklärt wird
durch “Ich dachte an … ”
erklärt die Reaktion.
| | |
| | L.L. ∕∕ | | | 5.11. “Wir haben bei
diesem Wort [b|B]eide an ihn
gedacht.” Nehmen wir an, jeder von uns
hätte dabei die gleichen Worte zu sich selbst gesagt –
& mehr kann es doch nicht
heißen. Aber wären eben
diese Worte nicht auch nur ein Keim? Sie
müssen doch zu einer Sprache gehören & zu einem
Zusammenhang, um wirklich der Ausdruck des Gedankens an ihn zu
sein.
| | |
| | C | | | Es kommt doch vor daß ein
laut gesprochenes Wort in der Mitte eines nicht ausgesprochenen
Gedankenganges steht. 89 Und dies könnte man doch
melden. So wie man überhaupt melden kann,
ich man habe mir sich zu dieser Zeit das & das
überlegt. // das & das im Stillen
überlegt. // Was immer das
Interesse dieser Meldung ist, muß es auch jener
Meldung sein; & also auch: man habe bei dem Wort
… an … gedacht.
| | |
| | ? C | | |
“Ich habe damals gedacht: ob er wohl kommen werde
–.” “Du hast so zweifelhaft
dreingeschaut; was hast Du gedacht?” –
“Ich habe gedacht: ob er wohl kommen wird
–”. ‒ ‒ ‒ “Hast Du Dir dabei
diese, oder ähnliche Worte im Geist
gesagt?” – “Nein.
Ich habe dabei seltsamerweise an
Picolomini
gedacht, an die Scene, in der
…”.
| | |
| | | | | Das
Reden in der Vorstellung ist in wichtiger Weise nicht mit
dem Reden zu vergleichen, aber unsre Sprachspiele mit den beiden sind
ähnlich. (Das Tennis mit Ball & das Tennis
ohne Ball.) Und auch es irgend ein Vorstellungsbild spielt in ihnen die
Rolle eines wirklichen Bildes das ja auch im Zusammenhang
von Sätzen & Erklärungen stehen
kann.
| | |
| | ? C | | |
D.h.: Unser Sprachspiel
behandelt
ein bezieht sich auf eine | Vorstellungs⌊bild⌋ ungefähr so, wie
auf einen laut ausgesprochenen Satz. Denn dieses ist auch
nur eine Lautreihe & bezieht sich ˇauch ohne
weiteres, noch auf gar nichts.
| | |
| | | | | Es wäre nun die Frage:
“Wenn ein Wort in einem bestimmten Zusammenhang
steht, so kann ich dennoch dabei im 89 Gedanken einen anderen
Zusammenhang machen, – – tu ich das nun nicht,
geschieht nichts Abnormales, – geht dann mein Denken meiner
Rede entlang?
| | |
| | ∣ / | | |
Karl der Große
hat im Alter vergebens versucht Schreiben zu lernen: &
so kann Einer auch vergebens trachten eine Gedankenbewegung zu
. Sie wird ihm
nie geläufig. ∣
| | |
| | | | | Wenn mein Denken einmal vom Weg ˇder
Rede abweicht, geht es im normalen Fall den Weg entlang.
| | |
| | ? / ? / | | |
Wenn alles seinen normalen Gang geht, denkt niemand an
, was die Rede begleitet. // an den innern Vorgang, der die Rede
begleitet. //
| | |
| | / / | | | 6.11. Philosophie ist nicht
Beschreibung des Sprachgebrauchs, & doch kann man sie
durch's ständige⌊s⌋ Aufmerken auf
alle Lebensäußerungen Äußerungen | der
Sprache lernen. // durch's
beständige …
| | |
| | ? / | | | Wissen,
Glauben, Hoffen, Fürchten (u.a.)
sind lauter so verschiedenartige Begriffe // sind so sehr verschiedenartige
Begriffe // , daß eine Klassifikation, ein Einordnen
in , für uns
keinen Nutzen hat. Wir wollen aber die Verschiedenheiten
& Ähnlichkeiten unter ihnen erkennen.
| | |
| | / | | |
Vergleiche: “Als Du vom N. sprachst, glaubte ich, Du
… Ich glaube als Du vom
‘N.’ N. sprachst,
Du | meintest den … ” &
“Als Du vom N. sprachst, wußte ich,
daß Du de[m|n] …
meintest.” Gehört zum Zweiten ein
bestimmtes Erlebnis? Und warum also zum
Ersten?
90
| | |
| | / C | | |
Der Ausdruck: “Mir ist … durch den Kopf
gegangen.” “Beim Lesen ging mir
unser geistiges Gespräch durch den Kopf.”
Geht mir beim aufmerksamen Lesen auch das, was ich lese, durch den
Kopf?
| | |
| | | | | “Nein,
als ich ‘Bank sagte, ging mir zuerst unsre
Gartenbank für einen Augenblick durch den
Kopf.” – Würde ich auch sagen,
es mir die Geldbank
Kredit
‘durch den Kopf gegangen’, wenn sich alles ganz
normal abgespielt hätte?
| | |
| | C / C | | | Stell Dir vor, jemand
würde, er sowie
er eine Äußerung getan hat, uns ˇimmer von
innern ˇseelischen
Vorgängen, die mit ihr
einhergingen, sich dabei abspielten, | unterhalten. Würde uns das unter
allen Umständen interessieren? // Stell Dir vor
jemand würde, sowie er
eine Äußerung tut, uns (immer) von dem, was sich in
seinem Geist dabei abgespielt hat, unterhalten.
ˇ(Es ist eine Gewohnheit.) Würde
uns das unter allen Umständen
interessieren? //
| | |
| | | | | “Ich meine, als ich
‘Bank’ S sagte, natürlich
die Bank, in der Du Geld
wechseln auf die Du gehen | sollst.” Mußte ein
Bedeutungserlebnis das Wort begleiten?
(Unsinn!) – Warum aber dann, wenn ich
– gegen den Zusammenhang – an unsre Gartenbank dabei
dachte?
| | |
| | L.L. / | | | “Ich
habe mich heute schon dreimal daran erinnert, daß ich an
schreiben
muß.” Welche Wichtigkeit hat, was dabei
[G|g]eschah?! – Aber
ˇanderseits, welches Wichtigkeit,
welches Interesse hat der Bericht selbst? Er
läßt gewisse Schlüsse zu.
| | |
| | ? / C | | |
“Es war mir nicht ganz entfallen; ich
90 hab mich heute dreimal
daran erinnert.” – “Ja, ich
weiß, : Du bist einmal zusammengezuckt,
wie ich von … sprach” beim
Wort … zusammengefahren.” | –
Sein Geisteszustand wird beleuchtet gewisse Folgen.
Andere z.B. als der
Sachverhalt: wenn mir
durch die Worte berichtet wird: | “Es war mir
gänzlich entfallen habe mehr
daran gedacht.”
| | |
| | C | | | 7.11. Ich bin bei dem Wort in
dieser Richtung gegangen. (Es ist also, als ob
man die Tangente an eine Kurve in diesem Punkte
⌊an⌋gäbe.) Aber das ist wieder nur ein
Bild. ( man das Tennis ohne Ball durch das Tennis mit Ball
beschreibt.)
| | |
| | v L.L. / | | |
Das Sprachspiel “Ich meine (oder meinte)
das” (nachträgliche Worterklärung)
ist ˇein ganz anderes als ˇSprachspiel ich dachte dabei an
… ” Dieses ist verwandt mit:
“Es erinnerte mich an … ”.
| | |
| | v C | | | Hier
ist zur Zeit des Meinens, Gedenkens, Erinnerns eine
charakteristische Reaktion möglich.
| | |
| | / L.L. / | | |
Was ist die primitive Reaktion, mit der das Sprachspiel
anfängt? Ddie dann in Worte
umgesetzt werden kann. // die dann in die
Worte ˇwie “Ich dachte bei diesem Worte an
… umgesetzt werden kann.) // // die dann in diese Worte umgesetzt
kann. // Wie kommt es denn, daß Menschen
diese Worte gebrauchen?
| | |
| | / L.L. / | | |
“Du sagtest das Wort, als wäre Dir dabei
plötzlich etwas Anderes eingefallen.” Diese
Reaktion hat man nicht gelernt. Die primitive
Reaktion konnte auch eine Wortreaktion sein.
| | |
| | / lC / | | |
Nimm an, ich bin mit jemand im Gespräch über Dr
N.. In
mitten des Gesprächs sage ich
“Ich dachte beim Namen ‘N’
jetzt an Dr N.” – der Andre
wird mich nicht verstehen. Hätte ich gesagt
“Ich meinte mit ‘N’ jetzt den
91 Dr
N., der … ”, so wäre die Antwort
vielleicht gewesen: “Freilich.
Wenn hättest Du sonst meinen
können!” Hätte ich gesagt
“Beim Namen ‘N” habe ich den
Dr N. jetzt vor mir gesehen”, so
wäre das vielleicht nicht zur Sache gewesen.
| | |
| | C | | | “Ich
dachte bei dem Wort an …” – Wenn Einer auf
die Frage “Was ging dabei in Dir vor?”
nichts zu antworten wüßte, war seine
Äußerung ungültig? – Er hätte ja
antworten können “Ich hab's
vergessen”, & es kam ihm nur so vor, als
hätte er es je gewußt.
| | |
| | | | | Ist “Ich wollte Dir mit dem
Zeichen zu verstehen geben … ” vergleichbar
mit: “Wie ich früher den Mund geöffnet
habe, wollte ich sagen …”?
D.h.: Ist jener Satz die
Äußerung einer vergangenen Absicht? // Ist jener Satz also – nicht eine Definition,
– die Äußerung
einer vergangenen Absicht? // // eines vergangenen Zwecks. //
| | |
| | L.L. | | |
[7|8].11.
“Warum hast Du mich
angeschaut?” – “Ich wollte Dir mit
dem Zeichen zu “Ich wollte Dir
mit dem Zeichen zu | verstehen geben ˇDu solltest”
… “ˇDies drückt keine Zeichenregel
aus, (kein
Übereinkommen keine Übereinkunft | ); [S|s]ondern , jenes Zeichens meiner Handlung. den ich
hatte |
| | |
| | | | | Ich konnte für diesen
Zweck freilich ein Zeichen verwenden, das
übereinkunftsgemäß diesen Sinn übermittelt.
für diesen Zweck festgesetztes gebräuchliches Zeichen verwenden.
| | |
| | / | | | ˇ⇒
[Zu Tschr.
S. 708/4]
“Diese Zahl ist die folgerechte Fortsetzung
dieser Reihe” Mittels dieser
Worte könnte dieses Ausdrucks kann | ich einen dazu bringen, daß er ˇin
Zukunft das & das ˇdie “folgerechte
Fortsetzung” nennt. Was ‘das &
das’ ist, kann ich nur an Beispielen zeigen. –
D.h., ich
eine Reihe (Grundreihe) bilden,
ohne fortsetzen lehren, | einen Ausdruck des für das
Gesetzes der Reihe zu verwenden, vielmehr als ein Substrat
für die Verwendung algebraischer Regeln, oder was ihnen
ähnlich ist.
91
| | |
| | / | | | Ich kann nun allerdings
beim Lehren der Grundreihe das Wort “gleich”
, welches er etwa in andern
Zusammenhängen, d.h. in anderer, wenn auch
verwandter Bedeutung, schon kennt:
D.h.,
[e|E]s kann sich zeigen, daß er die Grundreihe
leichter bilden lernt, wenn ich ihm dabei sage “Du mußt
immer ˇwieder das tun, immer wieder ∣
dazugeben.”, also einen
Regelausdruck ausspreche; aber sie
hier (noch) nicht als
Regel, es gibt hier noch keine Algebra.
| | |
| | L.L. | | | Gäbe es ein Verbum
mit der Bedeutung: fälschlich glauben, so hätte
das keine erste Person des Präsens im
Indikativ..
| | |
| | | | |
“Ich glaube, er wird kommen, aber er wird gewiß nicht
kommen.” Wenn ich das jemandem sage, so ist es die
Mitteilung, er werde nicht kommen, & ich sei trotzdem
durchdrungen vom Gegenteil, werde mich also entsprechend diesem
Glauben verhalten. Aber freilich tu ich das schon dadurch
nicht, daß ich dem Andern mitteile, er werde nicht kommen.
| | |
| | | | | “Ich glaube bestimmt, er wird
kommen, aber er wird bestimmt nicht kommen. Wozu
teilt man Einem mit mang glaube etwas // das & das // ? Um ihn
von dem, was man glaubt, zu überzeugen, oder nur, um ihn auf
mein Verhalten in dieser Sache vorzubereiten? // um ihn über mein Verhalten in der Sache zu
informieren? //
| | |
| | | | | Betrachte: “Er wird nicht
kommen, aber ich werde mich ganz so stellen, als glaubte ich das
Gegenteil”, er werde kommen.” Das
könnte ich Einem sagen, aber in Wirklichkeit zu dieser
Verstellung pathologisch gezwungen sein, so daß sie nicht
eigentlich Verstellung wäre. 92
| | |
| | | | | Man
könnte das so ausdrücken: Es ist nicht so, aber
ich muß es glauben.
| | |
| | | | | Ich sagte der Satz “Ich
glaube, es ist so, & es ist nicht so”
könne wahr sein; wenn ich es nämlich wirklich
fälschlich glaube; was doch wohl möglich ist.
Aber was macht den Satz wahr? Wie kann ein Andrer
sehen, daß er wahr ist? Wie weiß er, daß ich es
glaube? Nicht aus meinem Betragen; denn das ist
widerspruchsvoll.
| | |
| | | | |
9.11.
Wenn ich sage: “Schau! in diesem
Bild ist diese Figur enthalten.” – mache
ich eine geometrische Bemerkung? – Ist
‘dieses Bild’ nicht das, wovon dies die
ˇgenaue Kopie ist? was ◇◇◇ mit
Worten
ˇ … zu beschreiben wäre? // was
mit diesen bestimmten Worten zu beschreiben
wäre? // Hätte es also Sinn, zu
sagen, es enthalte jene Figur
jetzt, ? oder habe
sie enthalten? – Bemerkung ist also zeitlos, & man kann sie
“geometrisch” nennen.
| | |
| | | | | Was folgt aber daraus für's
Wahrnehmen so eines Sachverhaltes? Denk
Dir, Einer sieht ein Vexierbild an & findet darin die
Figur. Er bildet
sich aber ˇnun ein, das Bild habe sich ˇeben
so so
verändert⌊,⌋ ?
daß die Figur ˇjetzt in ihm ist liegt. // , ˇso daß die Figur
entstanden ist. // // habe sich so
verändert, daß die Figur ˇjetzt entstanden
ist. // Er sagt etwa “Hier ist
jetzt diese Figur”. Oder es konnte,
umgekehrt, das Bild sich unbemerkt verändert haben, & er
glaubt nur, etwas darin entdeckt zu haben, was immer darin
gelegen hatte.
| | |
| | | | |
“Eigentlich sollte man bei den Worten ‘Ich sehe
dies’ auf den eigenen Gesichtseindruck deuten zeigen, dann würde man wirklich auf das
92 zeigen, was man
sieht.” Ein Resultat der Kreuzung
verschiedener Sprachspiele. (Ähnlich:
“‘dieses’ ist der eigentliche
.”)
| | |
| | | | | “Ich sehe jetzt,
daß diese Gesichter nicht ganz gleich sind.”
(Zeitloser Satz.) (Dazu sind
doch auch die Augen da!) Denk Dir, Einer
wollte sagen: “Ja, das ist eine Wahrnehmung
mittels des Gesichtssinnes; aber es beschreibt nicht meine
Gesichtseindrücke”. Was wären
diese? Nun, ich schaute von einem Gesicht zum andern, um
sie zu vergleichen, dabei erhielt ich eine Menge
Gesichtseindrücke; oder einen sich kontinuierlich
verändernden Gesichtseindruck, etwas, was man durch einen Film
darstellen möchte. Könnten wir aber, um die Sache
zu vereinfachen, aus allen diesen nicht zwei herausheben,
könnten's zwei Gesichtseindrücke im
extremen Fallc nicht tun? Und könnten diese
zwei nun darstellen was ich bemerkt hatte, nämlich die
Ungleichheit? Haben wir hier nicht eben ein
ganz anderes Spiel?
| | |
| | | | |
∣ Es ist nicht Zufall, daß ich in diesem Buch
soviele Fragesätze
verwende. ∣
| | |
| | | | | Soll ich
nun hier sagen, der Gesichtseindruck, das Sinnesdatum,
der visuelle Gegenstand sei ein anderer? Dieser
Begriff scheint hier nicht recht zu passen, wollte man sich hier
vorstellen, man sähe ˇÄhnlichkeit oder die
Verschiedenheit als etwas Bildartiges, so dächte man
ˇsie sich etwa die Ähnlichkeit oder
Unschulich Verschiedenheit im Bild
betont; so wie man, um Einem zu zeigen, wo die
Verschiedenheit ˇzweier Bilder liegt, das
[V|v]erschiedene in zwei Bildern
ist stark ausziehen nachziehen
k[ö|a]nnte. // liegt was
in zu Aber wer das Nachgezogene in beiden sieht, bemerkt
93 damit noch nicht die
Verschiedenheit der Bilder. Du mußt das Spiel als
Ganzes ausschauen, dann siehst Du den Unterschied.
| | |
| | ? / C | | | “Ich sehe, daß die Beiden
ähnlich sind” ähnliche Gesichter haben” | kann zeitlich & zeitlos
gebraucht werden, jenachdem, wie ‘die Beiden’
definiert sind. // erklärt
werden // . Aber
nehme sehe ich darum in ˇden beiden Fällen
etwas anderes?
Verschiedenes? // Aber
sehe ich darum auch etwas
Anderes? // jenachdem ⌊ // Aber sehe ich darum auch, jenachdem, etwas
Anderes? // ⌋ ⌊“Ich
sehe” ist immer zeitlich, aber “Die Beiden
sind ähnlich” kann unzeitlich sein. ⌋
| | |
| | C | | | Aber ist es im
praktischen Gebrauch auch immer klar, ob der Satz zeitlich, oder
zeitlos gemeint ist? – Es handelt sich um zwei
Brüder; ich treffe sie & sage dann “Ja,
ich sehe, daß sie einander ähnlich sind”.
Meinte ich; diese beiden Menschen, M &
N, sind einander jetzt
ähnlich. (Waren es
vielleicht früher nicht, etc..) –
Oder: Ich bemerke, daß diese beiden menschlichen
Erscheinungen, die man z.B.
auch auf einem Bild sehen festhalten
kann, einander ähnlich sind[?|.]
– Hätte ich die Äußerung getan &
wäre gefragt worden, welches ich meine, könnte ich es
unbedingt beantworten. Hätte ich
gesagt, “Ja, ich bemerke in diesem
beiden Gesichtern die Ähnlichkeit, siehst Du auch, daß sie
ähnlich sind?” “merkst Du auch die
Ähnlichkeit dieser Formen?”
‒ ‒ ‒ | | |
| | C | | |
10.11.
“Du sollst sein Gesicht nicht
zeichnen” könnte heißen: Du sollst das Gesicht
dieses Menschen nicht zeichnen, wie immer es ausschaut –
oder: Du sollst diese Gesichtszüge nicht
zeichnen, die jetzt zufällig die seinen sind. Es kommt
jedesmal auf etwas anderes an. Und das Verbot, so oder so
aufgefaßt, hat verschiedene Konstruktionen. 93
| | |
| | ∫ | | | Auch wenn ich sage
“Es besteht eine Ähnlichkeit zwischen diesen
(beiden) Gesichtern” kann's mir auf
verschiedenerlei ankommen. Es könnte
z.B. heißen: Es besteht eine
Ähnlichkeit zwischen dieser Art von Gesicht &
dieser Art von Gesicht. Wo die beiden Arten durch
Beschreibungen charakterisiert werden. Es können nicht
die Gesichter dieser Menschen interessieren, oder diese
Gesichtsformen, wo immer ich sie antreffe.
Der Unterschied, der mir vorschwebt ist natürlich der
zwischen dem Sinn: Diese beiden Striche sind
einander haben ähnliche Form – & dem:
Kreis, Elipse, Parabel & Hyperbel haben eine
Ähnlichkeit mit einander.
| | |
| | | | | Der Unterschied ist der
zwischen externer & interner Ähnlichkeit.
| | |
| | | | | Wenn ich nun von zwei Gesichtern
sage, sie seien ähnlich, – hat es Sinn zu
fragen: “Meinst Du die externe, oder die
interne Ähnlichkeit”?
| | |
| | ? / C | | | “Interessiert es Dich, daß Du
in diesen scheinbar ganz verschiedenen Formen eine
Ähnlichkeit bemerken kannst?”
“Willst Du sagen, diesen Formen ist etwas
gemeinsam, – oder diesen
Menschen?” – Aber wo ist der
Unterschied? – Interessieren Dich die
Formen, oder die Menschen? Wenn die
Formen, so wirst Du sie vielleicht ˇgenau nachzeichnen,
die ihre Ähnlichkeit der Linien studieren
& die Menschen ganz vergessen. Entsteht
darüber eine Diskussion, so wird es eine geometrische sein, eine
über Typen von Linien.
| | |
| | | | | Angenommen, ich zeichnete die Gesichtsformen
nach, um jemandem die Ähnlichkeit zu erklären
& er sagte “Ja diese Linien haben eine
Ähnlichkeitˇ, das seh ich; aber Du hast so
schauen diese Gesichter nicht aus … ” – so
könnte ich 94 antworten:
“Vielleicht hast Du recht, aber darauf
kommt's mir nicht an. Ich wollte sagen,
daß eine solche Form & eine solche, so
verschieden sie ausschauen, …” Hier
handelte sich's mir um eine geometrische
Frage. Hätte ich aber geantwortet:
“Du hast Recht, ich habe mich geirrt.” –
so wär's mir auf die Ähnlichkeit dieser
Menschen angekommen.
| | |
| | | | | “Das sind Geschwister, aber ganz
unähnlich” – Ich kann eine Ähnlichkeit
in ihnen sehen.” Worauf
kommt mir da an?
| | |
| | | | | Denke, es gäbe eine ästhetische
Regel, zwischen den
Gesichtern auf einem Gemälde eine Ähnlichkeit bestehen
muß. Ich zeige nun auf zwei Leute & sage
ˇEinem “Nimm diese als Modelle für
Dein Bild; sie haben eine Ähnlichkeit.”
| | |
| | | | | Es kann mir drauf ankommen,
das ˇich in diesen Linien, denen scheinbar nichts
gemeinsam ist, doch etwas Gemeinsames sehe. Also auf
meinen analytischen Blick.
| | |
| | | | | Aber wenn ich ihn bei einer bestimmten
Gelegenheit ausspreche, ist da immer klar, ob ich die Ersetzung
zulassen wollte, oder nicht? Muß ich mir's
überlegt haben?
| | |
| | / C | | | 12.11. “Ich sehe in
einem viel wichtigern Sinne [V|v]erschiedenes, als
dasselbe.”
| | |
| | | | |
Eine Bildergeschichte. In einem ihrer Bilder kommen
Enten vor, in einem andern Hasen; aber einer der Entenköpfe
ist genau so gezeichnet 94 wie einer der // ist
genau kongruent mit einem der … //
Hasenköpfe. Jemand
ˇsich die Bilder an & es fällt ihm nicht
auf. Wenn er sie beschreibt, beschreibt er
unbedenklich dieselbe // diese // Form einmal als das eine, einmal als
das andere. Es fällt ihm nichts auf.
Erst wenn wir ihn die
Gleichheit der Figuren zeigen ihn drauf aufmerksam machen | , folgt das
[E|e]rstaunen. // , ist er
verblüfft. //
| | |
| | | | | Er sah also Aspekte
& doch nicht den Aspektwechsel.
| | |
| | | | | Hätte er, beim Kopieren der beiden Bilder,
den Kopf jedesmal anders
ˇnachgezeichchnet? Nicht daß ich
wüßte! Er sah sie also beidemale genau gleich.
| | |
| | | | | Aber
stellte er sich beidemale das gleiche
darunter vor? – Soweit ich diese Frage verstehe
– nein.
| | |
| | ? / C | | | Im Aspektwechsel // In dem des
Aspektwechsels // wird man sich des Aspekts
bewußt.
| | |
| | | | |
War es aber richtig zu sagen “Er sah
ˇdie beiden Aspekte, aber nicht den
Aspektwechsel”? // “Er sah beide Aspekte,
… Hätte ich
nicht sagen sollen “Er deutete also das Bild auf
zweierlei Weise, sah aber nicht den Aspektwechsel”? “Er gab also
zweierlei Deutung …”? //
Für ihn war ja zuerst das Bild wie jedes andere Bild irgendeines | einer Ente: & sah er hier
einen Aspekt, so überhaupt in jedem Bild, jedem Gegenstand.
Dann habe ich jedes Bild daraufhin untersucht, ob man es nicht noch
anders sehen könnte? – Ich werde also
sagen: er sah den Aspekt nicht; er deutete das Bild so
& so.
95
| | |
| | | | | Die
Äußerung des Erlebens des Aspekts ist:
“Jetzt ist es ein
…” ¤
| | |
| | | | | ∣ Was ist die philosophische
Wichtigkeit dieseses Phänomens? Ist es denn
soviel seltsamer, als die Gesichtserlebnisse? Seine
Seltenheit Wirft es ein unerwartetes Licht auf sie? – In seiner Beschreibung spitzen sich (die) Probleme,
den Sehbegriff betreffend, zu. ∣
| | |
| | | | |
¤•
// Das Erleben des Aspekts äußert sich
so: “Jetzt ist
es …” //
| | |
| | | | | Und man kann da die Frage stellen:
Wenn Einer sagt “Jetzt ist es eine
[‒ ‒ ‒|Ente]? ‒ ‒ ‒
[J|j]etzt ist es ein
Hase!” – [W|w]as geschah denn da
das erste mal ? Er hatte ja den Wechsel da noch
nicht erlebt, & doch sagt er schon
“Jetzt ist es …”.
Es ‘geschah’ eben nichts; aber er
spielte schon jenes Spiel. Du müßtest
nach etwas suchen, was das Seherlebnis bei den Worten
“Jetzt ist es eine Ente” von dem Seherlebnis
bei den Worten “Das ist eine Ente” (wenn
Einer gar nichts von Aspekten weiß) unterscheidet.
Und natürlich ist nichts zu finden.
Denn was soll ich sagen? –
[W|w]ann geht das Erlebnis ˇdas mich
interessiert bei Worten
“Jetzt … jetzt … ” vor
sich? (Haben wir hier zwei
außerordentliche Erlebnisse? oder
drei? … Erlebnis, das mich so
interessiert, bei Worten
…
| | |
| | / | | | Das seltsame ist
eigentlich das Staunen; das Fragen “Wie ist es
möglich!?” Der Ausdruck
davon ist etwa: “Dasselbe –
& doch nicht dasselbe”.
| | |
| | | | | Das Paradoxe äußert sich etwa
im Lachen. Aber man könnte sich doch
95 auch einen denken, der hier
nicht lachen würde; dem nichts paradox erschiene.
Und der würde doch auch den Aspektwechsel
erleben. Er würde das Bild jetzt so, jetzt
so ansprechen: & das wäre alles.
| | |
| | | | | Und was tut er? Er
sagt jetzt als Erlebnisäußerung, was er
sonst als sein Bericht der Wahrnehmung
sagt ist. (Die große
Ähnlichkeit mit dem Erleben der Bedeutung.)
| | |
| | / | | | Worin
liegt die Ähnlichkeit des ˇAspektsehens Sehens des Aspekts mit dem Denken? Daß
dieses Sehen nicht die Folgen des Wahrnehmens hat; daß es
ˇdarin einem Vorstellen ähnlich ist.
| | |
| | / | | | Nimm an, es
gäbe eine Zeichensprache Geheimschrift | , in der ein Entenkopf eine gewisse Nachricht
ist, ein Hasenkopf eine andere. Jemand, der diese
benützt
, unabsichtlich, einen
Entenkopf so, daß er auch als Hasenkopf gesehen werden
kann. Der Empfänger ˇder Nachricht
sieht ihn falsch gibt ihm die falsche Deutung | :
das wird sich an seinen Handlungen zeigen. Kommt er
aber darauf, daß man ihn so & so sehen
kann, so wird er nun nicht ˇauch bei jedem
Aspektwechsel auch anders handeln, jenach
dem Aspekt, den er gerade sieht, (auch) anders handeln.
| | |
| | ? / C | | | “Ist es ein Denken? ist es
ein Sehen?” – Heißt das nicht
eigentlich // nicht soviel wie //
“Ist es ein Denken? ist es ein
Sehen?” Und das Deuten ist ein Denken; &
es bewirkt oft ein Umschlagen des Aspekts. Kann
ich sagen: Das Sehen des Aspekts ist verwandt
einem Deuten? – Die Neigung war ja, zu sagen
“Es ist, als sehe ich eine
Deutung”. Nein, der Ausdruck dieses
Sehens ist verwandt dem Ausdruck des Denkens. 96
| | |
| | | | |
13.11.
⇒ [Zu
Tschr. S. 740] Zwei Verwendungen des Berichts
“[i|I]ch sehe”
… ” – Das eine Sprachspiel: Der
Beobachter meldet, was er von seinem Posten sieht. –
Das andere: Mehrere beobachten Die
gleichen Gegenstände werden von Mehreren betrachtet;
Einer sagt: “Ich sehe eine Ähnlichkeit
zwischen ihnen”. Im ersten Sprachspiel
hätte die Meldung z.B. sein können
“Ich sehe zwei Leute, die einander ähnlich
sind, wie Vater & Sohn.” Das ist eine weit
unvollständigere Beschreibung, als z.B. die
durch eine ˇgenaue Zeichnung es wäre. Aber
jemand könnte diese vollständige Beschreibung geben
& doch die Ähnlichkeit nicht bemerken.
Und ein Anderer könnte die Zeichnung dieses sehen &
die Ähnlichkeit in ihr entdecken.
| | |
| | L.L. / | | |
Es gibt ein Spiel: Gedanken erraten. Eine
Variante davon wäre die: Ich einen Satz in einer Sprache, die A versteht,
B nicht versteht. B soll raten, was ich gesagt
habe. Eine andere Variante: Ich schreibe
einen Satz nieder, den der Andre nicht sehen kann. Er
muß ˇihn erraten; oder den Gegenstand erraten,
wovon er handelt. // Er muß den Sinn des
Satzes erraten. //
| | |
| | ? C | | | Die
Absicht erraten: Ich schreibe auf einen Zettel, den der
Andre nicht sieht, ich werde, wenn die Uhr schlägt, den linken
Arm heben. Der Andre soll erraten, was ich tun
werde, wenn die Uhr schlägt. // , was ich
um diese Zeit tun werde. //
| | |
| | L.L. / | | | “Nur ich kann wissen,
was ich tun werde.” Aber kann ich mich nicht irren Aber ich mag mich doch
irren | ; &
kann's der Andere nicht richtig vorhersagen?
Aber für gewöhnlich weiß es der Andre nicht,
& ich weiß es oft. Ebenso weiß der
Andre, der nicht sieht,
96 an wen ich schreibe, –
wenn er's nicht sieht, oder von mir erfährt; aber ich
kann's sagen. Um die Motive meiner Handlung
frägt man meistens mich, nicht einen Andern.
Ebenso auch darum, ob ich Schmerzen habe. Das liegt im
Sprachspiel.
| | |
| | L.L. / | | |
Wäre es aber richtig zu sagen, meine Schmerzen
seien versteckt?
| | |
| | L.L. / | | |
Ist z.B. die Zukunft versteckt?
| | |
| | / | | |
“Nichts ist so gut versteckt, wie die Ereignisse der
Zukunft. Man kann sie nicht
wissen.” Nur was jetzt geschieht, kann man
wissen.”
| | |
| | / | | | Man kann sich freilich
über die unmittelbare Erfahrung nicht täuschen:
aber nicht, weil sie so gewiß ist. Das Sprachspiel
läßt die Äußerung nicht zu,
– wenn auch nicht die ‘falsche’. // wenn auch nicht den Irrtum. //
| | |
| | | | | “Die Zukunft kann man
nicht wissen” ist eine grammatische Bemerkung über den
Begriff ‘wissen’. Es heißt etwas
ähnliches wie: “Das nicht wissen.” Und nun
könnte man fragen: Warum soll Einer versucht sein
diese Begriffsgrenze zu ziehen? Und die Antwort
ist: könnte sein: Wegen der
Unsicherheit der Vorhersagen.
| | |
| | L.L. / | | |
“Die Zukunft kann man nicht wissen? –
Wie ist es mit den Sonnen- &
Mondesfinsternissen?” –
Wissen kann man sie eigentlich auch nicht.” –
“Wissen? – wie was
ˇz.B.?”
| | |
| | h.l.? | | |
14.11.
⇒ [Zu
S. 742 Tscr.] Wenn ein Löwe sprechen könnte, wir
könnten ihn nicht verstehen.
97
| | |
| | v / | | | Wenn
Einer auch alles ausspräche, ‘was in seinem Innern
ist’, wir müßten ihn nicht verstehen.
| | |
| | | | | Er wird also zornig, wenn wir keinen
Grund dafür sehen; was uns erregt, läßt ihn ruhig. – Wäre der wesentliche Unterschied, daß wir seine
Reaktionen nicht voraussehen könnten? –
Könnte es nicht sein, daß wir sie zwar nach einiger
Erfahrung wüßten, aber doch nicht mit könnten.
| | |
| | | | | Er benimmt sich wie
Einer, in dem verzwickte Denkprozesse vor sich gehen;
& wenn ich sie nur , verstünde ich ihn. –
Denken wir uns diesen Fall; & er spricht nun
seine Gedanken vor sich hin, & ich verstehe in gewissem Sinne
sein .
D.h.; ich sehe die Gedankenketten
& weiß, wie sie zu einer den
Handlung⌊en⌋ führen. // hinführen. //
| | |
| | | | | Er hörte dadurch vielleicht auf, mir ein
Rätsel zu sein.
| | |
| | | | |
Denke an die Rätselhaftigkeit des Traumes. Ein
solches Rätsel muß keine Lösung haben.
Es intriguiert uns. Es ist, als
wenn hier ein Rätsel wäre. Dies könnte
doch eine primitive Reaktion sein.
| | |
| | / | | | Es ist als wenn hier
ein Rätsel wäre; aber es muß doch kein Rätsel
sein.
(“Alle Formen sind ähnlich &
keine gleicht der andern, & so deutet das Chor auf ein
geheimes Gesetz.”)
| | |
| | | | | ˇIch weiß nicht, was in ihm
vorgeht. Ich könnte mir seine Gedanken nicht
ergänzen. // Ich könnte mir
seine Handlun-97 gen sein Benehmen
nicht durch Gedanken ergänzen. //
| | |
| | | | | Er ist mir unverständlich,
heißt: ich kann nicht so mit ihm
V verkehren, wie mit Andern. dem, dessen Wesen
mir verwandt ist. |
| | |
| | | | | ∣ Eine Sprache, in der im
Takt geredet wird, so daß man auch nach dem Metronom
reden kann. Es ist nicht
selbstständlich, daß
unsre Musik
sich, ˇwie die unsere,
wenigstens beiläufig, metronomieren
läßt. (Das Thema aus der
8. Symph. genau nach dem
Metronom zu spielen.) ∣ | | |
| | C | | | 15.11. Wer gegen ein mathematisches Resultat
mißtrauisch ist, der wird die Rechnung
verdächtigen. Aber ist dies nicht nur eine
Methode? Wer gegen den unmittelbaren Ausdruck der
Erfahrung mißtrauisch ist & nicht meint, der Andre
lüge, wird sagen, er wisse nicht, was er sagt, er
träume, oder sei nicht bei Sinnen.
| | |
| | ? | | |
16.11.
⇒ [Zu
Tscr. S.750] Aber, wie weiß ich, was ich täte,
wenn …? Vielleicht, wenn ich auf die
Straße hinaus träte & fände Alles anders, als ich
es je gesehen habe, täte ich ganz lustig mit.
Benähme mich also auch ganz anders, als ich mich je benommen
habe. Und doch ist etwas Wichtiges an meiner
Bemerkung.
| | |
| | / | | | Schon in
Menschen, die sämtlich die gleichen Gesichtszüge
hätten, konnten wir uns nicht finden.
| | |
| | / | | | Ein
Volk,: das mit eine⌊r⌋
herrschende⌊n⌋ Klasse ist, deren
Individuen (bis auf sexuelle Merkmale) alle gleich
ausschaun, & einer unterdrückten Klasse, die unsre
Variabilität der Gestalt & Gesichtszüge hat.
98
| | |
| | ∫ | | | 17.11. Ein
Stamm der Ein Volk, das | den Begriff der geheuchelten Schmerzen
nicht kennt. Wer ˇbei ihnen Schmerz äußert,
wird bemitleidet. Die mißtrauische Einstellung zu
(de[n|r])
Schmerzäußerungen
kennen sie nicht. Der Reisende, der von uns kommt, denkt oft, daß
Schmerzäußerungen // eine Klage // // ein Klagen //
übertrieben ˇist nur den Zweck die mitleidige Haltung hat
Mitleidc |
zu erregen // hervorzurufen // auf sich zu ziehen | zu
erzeugen; aber die Eingeborenen scheinen nicht so zu
denken. (Sie haben einen Ausdruck in ihrer
Sprache
der – wenigstens
einigermaßen, dem unsern: beiläufig, unserm | “Schmerzen
haben” entspricht.) Ein
Missionär errichtet eine Schule & lehrt die Sprache; dabei erzieht er sie auch er erzieht sie (aber)
auch | , & bei ihm lernen
sie zwischen echtem & geheucheltem
unterscheiden. Denn
er mißtraut ˇ◇◇◇ in vielen
Fällen ihrer Schmerzäußerung &
stellt sie ab unterdrückt dieselbe sie lehrt die mißtrauisch
sein. – Sie lernen unsern Ausdruck
“Schmerzen haben”, auch den
“Schmerzen heucheln”, & es ist die
Frage: ha[b|t]en wir man ihnen einen neuen
Schmerzbegriff beigebracht? Ich werde doch gewiß
nicht sagen, sie wissen jetzt erst, was Schmerzen sind.
Denn das hieße, sie hätten früher nie Schmerzen
gehabt.
| | |
| | | | | Hatten diese
Leute etwas übersehen, & hat der Lehrer sie auf etwas
aufmerksam gemacht?
| | |
| | C ? | | | Und wie
konnte ihnen denn der Unterschied nicht zum Bewußtsein
kommen, wenn sie einmal mit Schmerzen klagten & einmal ohne
Schmerzen? Aber mußte der Unterschied für sie so
wichtig sein, wie für uns? (Mancher erzählt
in Gesellschaft unwahre Geschichten, die
98 Andern wissen, daß sie
unwahr sind, lassen sie aber gelten, wie die wahren.)
Sie nehmen von dem Unterschied keine Notiz.)
| | |
| | / | | |
// Ein Stamm, der den Begriff der geheuchelten
Schmerzen nicht kennt. Wer bei ihnen Schmerz
äußert, wird betreut, ˇbemitleidet. Die
mißtrauische zur
Schmerzäußerung kennen sie nicht. Der
Reisende, der von uns zu ihnen kommt, denkt oft, daß übertrieben ist, daß
sie ˇes falsch ist & nur dazu dient
berechnet, Mitleid zu erzeugen; die
Eingeborenen scheinen nicht so zu denken. In ihrer Sprache
ist ein Ausdruck, der, wenigstens einigermaßen, dem
unsern: “Schmerzen haben”, entspricht. – Ein Missionär lehrt
diese Leute unsre Sprache; er erzieht sie aber auch & bei ihm
lernen sie, zwischen echtem & geheucheltem
Schmerzausdruck unterscheiden. Denn er
mißtraut mancher Äußerung Äußerungen & läßt sie
nicht gelten, & lehrt die Leute eine die⌊se⌋
mißtrauische Einstellung. Sie
lernen unsern Ausdruck “Schmerzen haben”, auch den
“Schmerzen heucheln” sie einen neuen Schmerzbegriff erhalten?
Ich werde doch gewiß nicht sagen, sie wissen jetzt
erst, was Schmerzen sind. , Denn das
hieße, sie hätten früher nie Schmerzen
gehabt. Aber wird ihnen
ihr alter
Ausdruck & so beigebracht
wie | der neue? den
Menschen auf die gleiche Weise beigebracht? // Aber ihr der alte Ausdruck &
der neue werden dem Menschen nicht auf die gleiche Weise
beigebracht. // Aber wird der
Ausdruck & ˇder neue
dem Menschen durch die Weise
beigebracht. wie der zweite? Wir
haben hier zwei verschiedene, aber ähnliche
Begriffe. // Aber
sie haben für den Ausdruck in
der neuen Sprache neuen Ausdruck | eine neue Abrichtung
erhalten. // Aber
sie denken für die Worte mußten für den Gebrauch
unserer Worte eine neue Abrichtung erhalten.
99 Diese (Abrichtung)
war ähnlich, aber nicht gleich der .
| | |
| | / | | | Und wie konnte ihnen
denn der Unterschied nicht zum Bewußtsein kommen, wenn sie
einmal mit Schmerzen & einmal ohne Schmerzen
klagten? Soll ich sagen: sie haben immer gedacht,
es ist dasselbe? – Gewiß nicht.
Oder: es sei ihnen kein Unterschied aufgefallen? – Aber warum nicht: es sei ihnen nicht darauf
angekommen?
| | |
| | ∫ | | | ⇒ [Zu
Tscr. S. 759]
18.11. “Bezieht sich ein Begriff auf eine
bestimmte Lebensschablone, so muß in ihm eine Unbestimmtheit
liegen.” Dabei denke ich so:
angenommen, [W|w]ir hätten ˇauf einem
Streifen ein regelmäßig fortlaufendes Bandmuster
& auf diesem Muster ˇals ˇeinem Grund
eine ˇunregelmäßige // unregelmäßige Farbflecken //
Zeichnung oder Malerei die mit
Beziehung auf das Muster beschreiben ˇda uns diese Beziehung
das Wichtige ist. Wenn das Muster liefe a b c a b c
a b c , so hätte
ich z.B. einen besonderen Begriff
dafür, daß etwas Rotes auf ein c fällt
& etwas Grünes auf das nächste
b. Wenn
nun (auf einmal in dem Muster Anomalien
auftreten, so werde ich im Zweifel darüber sein, welches
Urteil zu fällen ist. Aber könnte dafür in
meiner Instruktion nicht vorgesehen sein?
Oder nehme ich eben an, daß bei der Abrichtung, die
uns den Begriff beibringt, das besondere Muster Voraussetzung
war & selbst nie beschrieben wurde?
| | |
| | ∫ | | |
⇒ [Zu
Tscr. S. 760] Wenn die Farben in
Welt ˇdes
Menschen eine andere Rolle spielten, als in , ist eigentlich eine
naturwissenschaftliche Frage, & eine solche will ich nicht
stellen. Eher die: Welche Folgen kämen uns
plausibel vor? Welche Folgen würden uns nicht
überraschen? 99
| | |
| | ∫ | | | Wenn die Farben in der
Welt des Menschen eine andere Rolle spielten als in der unseren, was
für, von den unseren verschiedene, Farbbegriffe würde
uns dann nicht überraschen? // befremdlich erscheinen? //
Überlege verschiedene Fälle.
Die Frage ist noch nicht richtig gestellt; aber was ist ihr
Zweck? –
| | |
| | ? / | | | Andere Begriffe,
als die unseren sind ˇ so schwer
, weil
wir uns gewisser manche sehr
allgemeiner Naturtatsachen nicht nie bewußt werden
sind & es uns nicht einfällt den
◇◇◇ daher nicht auf die Idee
kommen | , sie uns anders vorzustellen, als sie
sind. Tun wir das aber, dann ist es nicht mehr schwer uns
in andere Begriffe hinein|zufinden.
// bewußt werden. Es fällt uns
nicht ein, sie uns anders vorzustellen, als sie
sind. Tun wir es aber, so kommen auch andre Begriffe als
die uns nicht mehr
unnatürlich vor. //
| | |
| | ? / C ∫ | | |
Wenn wir uns vorstellen, die Farben spielten in der Welt des
Menschen eine andere Rolle als , welche von den unsern verschiedenen, Farbbegriffe
werden uns ˇdann nicht befremden? unnatürlich
erscheinen? |
| | |
| | ? / | | | Unser Begriff
der reinen Zukunft, wir “Es
wird geschehen” – im Gegensatz zu “Es
will geschehen” & “Es soll
geschehen”. Muß jedes Volk diesen Begriff
haben, der gleichsam die Zeit räumlich
auffaßt?
| | |
| | ? / ∫ | | |
Wenn wir uns vorstellen, die Farben spielten in der Welt des
Menschen eine andere Rolle, als
diejenige, die wir // als wie
wir sie kennen, // als die wir kennen, | kommen uns auch Begriffe, die
sich von den unsern unterscheiden, nicht mehr unnatürlich
vor. 100
| | |
| | / / | | |
19.11.
Stellen wir uns eine Welt
vor, in der (die) Farben eine andere Rolle spielen als in der
unseren, so werden andere Begriffe als die gewohnten, uns nicht
(mehr) unnatürlich erscheinen.
Überlege verschiedene Fälle.
| | |
| | | | | ∣ Ist ein falscher Gedanke nur
einmal kühn & klar ausgedrückt, so ist damit schon
viel gewonnen. ∣
| | |
| | / | | | Wenn ein Lebensmuster
ˇdie für eine Wortverwendung eines
Begriffs | ist, so muß
in ih[m|r] eine Unbestimmtheit liegen. Das
Lebensmuster ist ja nicht
Regelmäßigkeit.
| | |
| | / | | | Wer nur an
Fingern zählt, für wen 5 die
Hand, 10 der ganze Mensch ist & wer dann die Menschen
etwa wieder an Fingern
abzählt, etc., für den wird das
Dezimalsystem nicht ein beliebiges Zahlensystem sein. Es
ist ˇihm // für ihn //
nicht einec sondern die Art
Methode des Zählens, sondern das
Zählen. –
| | |
| | C | | | Sechs reine
Farben. Muß es uns so vorkommen? –
Braun gehört nicht zu ihnen. Aber was teilt
uns das überhaupt mit? Wo brauchen wir
dergleichen? Wenn wir Dinge nach ihren
Farben beschreiben? – Doch; wenn wir's
z.B. in einer allgemeinen Weise tun.
“B⌊r⌋aun gehört nicht zu ihnen”
kann ja der Ausdruck einer instinktiven Ablehnung einer
Farbenzusammenstellung sein.
| | |
| | / | | | “Das
Licht ist weiß. Farben sind schon ein
Schatten.” – Aber ist denn wirklich
alles ‘Licht’ weiß? Gibt die Lampe
nicht Licht? – Woher 100 dann dieser erste Satz, der doch so
einleuchtend klingt? Und warum klingt er
einleuchtend?) – Das Hellste nennen
wir immer das Weiße. Ist von zwei Gegenständen einer der Farben eine
die | hellere, so kann nur
be weiße
sein. Und Helligkeit & Licht sind hier
gleichgesetzt.
| | |
| | / | | | Es scheint uns einen
Begriff der Farbenmischung zu geben, der über dem aller
physikalischen Methoden der Farbenmischung steht. So
daß wir also von so einer Methode sagen können: sie
noch am ehesten die ‘reine’ Farbenmischung,
z.B..
| | |
| | / | | | Wir beurteilen also, ob
nach unserem Begriff die beiden Farben a & b wirklich
die Farbe c geben sollen.
| | |
| | | | | Wie kamen wir zu diesem Begriff?
Das ist eigentlich gleichgültig.
| | |
| | / | | | “Mehrere
Schatten geben zusammen das Licht” –
[D|d]iese Idee könnte einem schon
eine höllische
Verdrehung der Wahrheit
er(er)scheinen.
| | |
| | / | | | Könnte man auch
alle Farben als Mischungen von Weiß & Schwarz
empfinden? – Wenn z.B.
Wenn z.B. das weiße
& das schwarze Pigment unter bestimmten Umständen rot,
grün, etc., gäben, vielleicht.
Man würde vielleicht sagen:
“Das Licht bringt aus dem Schwarz das Rot
hervor.” (Denkt sich also die Farbe im
Schwarz versteckt.)
| | |
| | / | | | Rot &
Grün das Gleiche. Ich stelle mir vor, es gibt nur
einen Ton von Rot & von 101 Grün. Die beiden
gehen in der Natur (wie ˇim Herbst in gewissen
Blättern) immer in einander
über. Sie werden überall mit einander angetroffen, das eine eine Variation des
andern. Ihre Unterschied spielt keine
Rolle als der von heller
& dunkler. Aber sehen die Leute den
Unterschied nicht?! Freilich. Aber sie
haben etwa ein Wort ˇ“Blattfarbe” welches
einigermaßen analog unsern Farbnamen gebraucht wird & rot
oder Grün bezeichnet, & ein
zwei bestimmungsworte⌊,⌋
ˇ“scharf” &
“stumpf”, analog etwa
unser[m|n] “helles”
& “dunk⌊e⌋les”,
welches rot von grün trenn[t|en]. Und nun fragt es
sich: [W|w]elcher ihrer Begriffe ist
ähnlich einem unsrer Farbbegriffe, ihr Begriff auf das
‘Blattfarbe’ (rot
oder ‘grün’), | oder ihr d.i. ihr Begriff
das rötliche Rot oder Grün ◇◇◇ | Begriff des
kann des nähern ‘scharfe
Blattfarbe’ (d.i. rot)
z.B.? Bestimmung
(d.i. unser Rot,
z.B.)? | (Wenn es
sich um das Färben, Anstreichen eines Gegenstands handelt sagen
sie etwa, sie wünschen ihn
. Gefragt,
ob
oder , antworten sie vielleicht, es ist ihnen
gleichgültig.) Oder wären diese Leute dann
farbenblind? Nun, wenn wir unsre Sprache lehren, so erweisen sie sich als
.
| | |
| | / | | | Der Unterschied
zwischen Rot & Grün ist hat bei
ihnen nur nicht so die
[w|W]ichtigkeit wie bei uns.
| | |
| | | | |
// : welcher Begriffe ist ähnlicher einem
unsrer Farbbegriffe; ihr Begriff ‘Blattfarbe’
(d.i. ‘rot oder
grün’) oder // Aber sie haben etwa
ein Wort, welches einigermaßen Vielleicht
werden sie
| | |
| | / | | |
Wenn wir sie mit einer größern Mannigfaltigkeit von Farben
bekanntmachen, werden sie vielleicht unser System als das einzig
natürliche empfin-101 den, d.h., zu
ihm übergehen & das andre ohne Schwierigkeit
verlassen. Vielleicht aber nicht.
| | |
| | | | | Eine Malerei, in welcher die Lichtseite der
Körper immer grün, die Schatten rot gemalt werden.
| | |
| | ? | | |
Könnten wir uns Leute denken, daß Leute
einen vom unsern unterschiedenen verschiedenen | // sich mit dem unsern
nicht denckenden // Begriff der Verstellung
hätten? – Aber wäre es dann der Begriff
der Verstellung? – Nun es könnte ein dem unsern
verwandter Begriff sein.
| | |
| | ? | | | Aber gibt es nicht
wesentlichere & unwesentlichere Züge eines
(solchen) Begriffs?
D.h.: Ändert man
dies, so wird man es noch “Verstellung”
nennen, – ändert man dies, so nicht mehr.
Und das Benehmen bedeutet hier eine Einstellung.
| | |
| | ? | | |
Leute, deren Gesicht ihre Empfindungen dem für
den Andern sogleich verraten, lesbar zum Ausdruck
bringen, verbergen wenn sie
heucheln wollen.
| | |
| | ? | | | Die Leute sagen nicht, man
könnte in das Innere, in das Herz, nicht schauen, sondern, man
könne die Züge nicht lesen, wenn sie verhüllt
sind.
| | |
| | ? / | | |
”Man kann nicht in sein Herz sehen.”
Die Frage ist: Kann er's?
(Das bestimmt den Begriff.)
| | |
| | / | | | “Man kann dem
Menschen nicht in das Herz schauen.” Dabei ist
eigentlich angenommen, daß er selbst es kann. –
Ist es Erfahrung, die uns das lehrt? Ja
& nein – möchte ich antworten.
102 Und das muß
einen Grund haben.
| | |
| | | | | Er
könnte mir über sich sagen, was ich sonst nicht
wüßte.”
| | |
| | / | | | Dies ist sicher:
Er kann Bewegungen seines Körpers vorhersagen, die ich nicht vorhersagen kann. Und sag
ich seine Handlungen voraus, dann auf an[j|d]ere
Weise.
| | |
| | / | | | Und ist das
Erfahrungstatsache? oder:
welcher rede ich hier? Ich kann
z.B. seinen Arm nicht willkürlich bewegen,
wie den meinen. Was damit aber gemeint ist, ist nicht
einfach zu
erklären. // klar zu // // ist, liegt nicht
(gänzlich) auf der Hand. //
| | |
| | / | | | Ich kann
nicht wissen, was er in seinem Innern plant. Aber
angenommen, er mache immer geschriebene Pläne; von welcher
Wichtigkeit wären sie? Wenn er sich
z.B. nie nach ihnen richtete. –
| | |
| | ? | | | Vielleicht
sagt man: Dann sind's eigentlich keine
Pläne. Aber so wären's also auch
keine, wenn sie in ihm wären, & in ihm zu sehen
würde nichts
nützen.
| | |
| | / | | | 20.11. “Siehst Du nicht, er hat
Schmerzen!” – “Schmerzen
dort? Wieso? Er würde
nicht verstehen, was es heißt, der Andre habe
Schmerz.
| | |
| | | | |
∣ Nur wenn man noch viel verrückter denkt, als die
Philosophen, kann man ihre Probleme lösen. ∣
| | |
| | | | | Wie, wenn Einem ˇin
der Jugend beigebracht worden wäre,
102 die Pflanzen
empfänden Schmerz; später aber glaubt er es nicht
mehr[?| .] – Wie ginge
vollzieht sich dieser Übergang vor
sich? // Wie
vollzöge sich dieser Übergang? //
Er wirft eine Idee über Bord.
Sie wurde ihm unnatürlich. Seine instinktive
Einstellung warf sie über [b|B]ord. Er wirft die Idee ab, wie eine Hülle, die nicht mehr
paßt.
| | |
| | | | |
Wie würde Einer handeln, der nicht
‘glaubt’, der andre Mensch fühle
Schmerzen? Man kann sich das vorstellen.
Er behandelt ihn, wie etwas lebloses, oder ˇso,
wie die Meisten eine Qualle, oder ein
Muscheltier eines der die
[m|M]enschenunähnlichsten
Tiere. (Quallen z.B.) Er
würde den Andern behandeln viele die
menschenunähnlichsten Tiere. ⌊ // oder
so, wie man etwa die dem Menschen unähnlichsten Tiere
behandelt. (Z.B.
Quallen.) // ⌋
| | |
| | C | | | Wir alle kennen die Frage
des Doktors “Hat er Schmerzen”; auch die
Unsicherheit ob der Narkotisiertes, welcher
stöhnt, Schmerzen empfindet; [A|a]ber die
philosophische Frage, ob der Andre (etwas)
empfindet Schmerzen hat, ist von ganz anderer Art;
⌊:⌋ es ist nicht der Zweifel im bestimmten Fall auf jeden
Einzelnen angewandt. [Die
pointe dieses Satzes ist nicht
herausgekommen.]
| | |
| | | | |
Kommt uns dieser Zweifel im Leben unter? Nein.
Aber vielleicht etwas ihm entfernt verwandtes ähnliches | : die Gleichgültigkeit gegen
die
Schmerzäußerung(en)
des Andern.
| | |
| | ? | | | Sind
fiktiven Fälle, mit denen
ich mich auseinanderzusetzen , nicht
wie Rechenexempel? (Und wie würdest Du
diese Gleichung lösen? & wie
diese?) // Sind meine, auf fiktive
Fälle aufgebauten, Probleme nicht wie
Rechenexempel? //
| | |
| | / | | | Aber die
philosophische Frage ob der Andere Schmerzen habe ist von ganz anderer
Art; muß eine
andere Logik haben. // Aber die
philosophische Frage, ob der Andre Schmerz empfindet ist von ganz
anderer Art; nicht 103 der [z|Z]weifel im
bestimmten Fall auf jeden Einzelnen angewandt; ˇsie
muß also eine andere Logik haben. //
| | |
| | / | | | 21.11. Der Glaube⌊n⌋, der
& der habe keine Schmerzen, weil er keine
äußert, – oder weil er sie nur heuchelt, – oder weil
er in der Narkose ist, – hat andre Gründe als der
Glaube, eine Amöbe habe keine Schmerzen, & auch
andre, als der (Glaube) des fiktiven Unmenschen,
die Schmerzäußerungen der andern
ˇUmgebung Menschen wie Erscheinungen an ˇden leblosen
Dingen betrachtet. Würde dieser ˇaber
überhaupt sagen, ⌊:⌋ er glaube,
sie haben keine Schmerzen? – Vielleicht.
Aber würde er dasselbe meinen, wie der Doktor
z.B., der es in beruhigendem Ton den
Verwandten des Patienten sagt? // , der
über den Zustand des
beruhigt? // Die Äußerung
– wie immer er sie gelernt haben mag – steht bei ihm in
einem andern Zusammenhang; wenn auch manche ihrer Folgen
ähnlich sind.
| | |
| | / | | | “Die
Unsicherheit, ob der Andre Schmerzen hat” –
liegt sie darin, daß er er ist & ich
ich? (Dann muß sie immer vorhanden
sein.) (Aber frag Dich doch:
“Kann er's wissen? hat ja keinen
Vergleichsgegenstand.”) Nein;
hier täuscht mich ein
ˇverführerisches // sehr
gefährliches // Bild. Die
Unsicherheit ist eine von Fall zu Fall & das Schwanken des
Begriffes. Aber das ist unser Spiel; – wir spielen es mit einem elastischen
Werkzeug. // Nein; hier täuscht
mich das gefährliche Bild. … Die Unsicherheit ist eine von Fall zu Fall & das
Schwanken des Begriffes. Aber das ist unser
Spiel; – wir spielen es mit einem
elastischen Werkzeug. // // Nein; hier gleite ich an einem Bild aus
… // Nein; hier täuscht mich ein Bild
… // // Nein; hier gehe ich an einem Bild
irre. … // // Nein
hier leitet uns ein falsches Bild. … 103
| | |
| | / | | | Könnte es nicht
Menschen geben, die nie in den Fall gekommen sind, diese Unsicherheit
zu spüren?
| | |
| | / | | | “Darum soll
ich unsicher sein, weil er er ist & ich ich? Was
meinst Du nur?” würden sie sagen.
| | |
| | / | | | Und
könnten Leute es mit einem starren ˇBegriffe
spielen? – Dann wäre es von dem unsern in einer
befremdlichen Weise verschieden. Denn dort, wo alle unsre wo alle | Begriffe elastisch sind, in dem Wechsel
des Lebens, nähme sich ein starrer könnten wir uns
in einen starren Begriff seltsam aus. nicht
finden.
| | |
| | ? | | | Muß nicht auch jeder
Begriff des Benehmens allein unscharf gefaßt // elastisch // unscharf | sein, um
dieser Art von Spiel zu
dienen? ungefähr dem Spiele mit solchen Begriffen
dienen zu können? |
| | |
| | / | | | Es könnte ja
geben, der den Andern
gegenüber in einem ernsten, hoffnungslosen Zweifel
wäre. Aber wie würde der handeln?
(Wie ein Geistesgestörter.) Er würde
etwa sagen: Manchmal fühle ich, der Andre &
ich seien dasselbe, & manchmal wieder nicht. Und
dementsprechend würde er sich manchmal
[m|M]it⌊ge⌋fühlend ˇzeigen,
manchmal ⌊keines,⌋ ohne
(jedes) Mitgefühl, manchmal
ˇaber den Zweifelnd. benehmen.
| | |
| | / | | | Das Benehmen des
Menschen nicht vorhersehbar, nicht berechenbar.
Angenommen, es wär's. Ich
hätte die Berechnung angestellt & nun beobachtete ich
ihre Handlungen (wie die Bewegungen komplizierter
Maschinen). Wenn das vorkäme, –
wäre es möglich, 104 daß er sie mit Teilnahme
betrachtete? Wäre es unmöglich, daß er sagte
“Man kann nicht wissen, was in ihnen
vorgeht”? Wenn er sich
z.B. sagt “So ist der
Mensch. Ganz so bin ich auch.” Es
wäre ja möglich, daß er dann seine Rechnung mit
neuen Augen betrachten würde.
| | |
| | / | | | Denk jemand
sähe ein Pendel an & dachte dabei:
So läßt Gott es
gehen. Hat denn Gott nicht
, auch einmal in
Übereinstimmung mit einer Rechnung zu
handeln?
| | |
| | | | | ∣ Ein
weit talentierterer Schriftsteller als ich hätte noch immer
geringes Talent. ∣
| | |
| | / | | | Warum spielen
wir nur dieses Spiel! – Aber wonach fragt man
da? Nach seiner Umgebung, nicht nach seinen
Ursachen.
| | |
| | / | | | “Wo ich sicher
bin, ist er unsicher.” Wenn das auch bei einer
Rechnung geschähe –.
| | |
| | / | | | 22.11.
⇒⌊⌊
Tscr. S. 751⌋⌋ “K[ö|o]nnte
er sich nicht verstellen?” – Aber
könnte er sich nicht nur einbilden, er verstellte
sich? (Wäre dies nicht denkbar? &
auf die Denkbarkeit kommt es uns hier an, nicht auf die
Wahrscheinlichkeit.) // es uns hier
an.) // Verstellung ist ja
eben nur ein besonderer Fall; nur unter besondern Umständen
können wir ein Benehmen als Verstellung deuten.
| | |
| | / | | | Der
Begriff ‘Verstellung’ knüpft an die
Vorgänge & Situationen der Verstellung an. // Der Begriff der
‘Verstellung’ hat es 104 mit den Fällen der Verstellung
zu tun; mit ˇalso mit besondern Vorgängen & besonderen
Situationen im Leben &
Situationen des menschlichen Lebens | Und damit meine ich
äußere, nicht innere, Vorgänge
etc. // Also kann nicht
alles Benehmen, unter allen Umständen Verstellung sein? ¤
| | |
| | | | | ∣ Es ist ein
körperliches Bedürfnis des Menschen, sich
einmal bei der Arbeit zu sagen “Jetzt lassen
wir's schon einmal” & daß man
immer wieder gegen dieses Bedürfnis beim Philosophieren denken
muß, macht diese Arbeit so anstrengend. ∣
| | |
| | ? C | | |
Aber ist der Begriff nicht eben solcher Art, daß man sich zu
jedem Benehmen, etc., eine noch weitere
Umgebung denken ˇkonstruieren kann, in der ˇauch dies
ein Benehmen der Verstellung wäre? Ist nicht
z.B. darauf das Problem jeder Detektivgeschichte
gegründet?
| | |
| | / | | | Man könnte auch
sagen: Der Begriff der Verstellung hat es mit einem
praktischen Problem // mit einer
praktischen Aufgabe // zu tun. Und
die verschwommene Grenze des Begriffs ändert daran
nichts.
| | |
| | / | | | ∣ Schon das Erkennen
des philosophischen Problems als eines logischen ist ein
Fortschritt; es . Es bringt die rechte
Einstellung (mit), & (auch) die
Methode.| // Es kommt die rechte
Einstellung mit ihm, …
| | |
| | / / | | | Was
aber heißt dies: “Es
könnte … “Es könnte, theoretisch, Verstellung
sein”: Was heißt das? | // “Alles
Benehmen könnte, theoretisch, Verstellung
sein.” //
| | |
| | / / | | | Es muß
doch heißen: D der Begriff
der Verstellung ließe es zu.
| | |
| | / | | | Und das
heißt: Wenn ich nun ˇaber noch
(etwa) 105 das & das & das
erführe, würde ich vielleicht sagen, es sei Verstellung
(gewesen). (Euklidische Geometrie.)
¥ •
| | |
| | ? | | | Aber hier machen
wir uns ein falsches Bild unseres Begriffes.
| | |
| | / | | | ⍈•
Aber wo steht es denn, daß man das sagen würde; oder
woraus schließe ich's denn?
¥ •
| | |
| | | | | Der Begriff
‘Verstellung’ dient praktischen
Zwecken.
| | |
| | / | | | ⍈•
‘Soweit dieser Begriff bestimmt ist,
läßt er auch das zu.’
| | |
| | / | | |
¤ [Von der vorigen
Seite] – – – Also kann nicht alles Benehmen,
unter allen Umständen Verstellung sein.
(Zur ‘Verstellung’ gehört der Anlaß,
das Motiv, etc.)
| | |
| | / | | | Wie Fälle von
Verstellung ausschauen, zeigt Dir z.B. ein
Drama.
| | |
| | / | | | Die typischen
Erscheinungen der Verstellung könnte man sich variiert denken. Die Dramen
solcher andrer Menschen verliefen dann ganz anders. Und wir
würden sie gar nicht verstehen. Was bei uns ganz
unmotiviert wäre, schiene ihnen natürlich.
| | |
| | | | |
(So könnte die Art, wie
Orest sich dem König gegenüber ausweist, indem
er auf sein Schwert weist etc. Menschen gänzlich
unsinnig erscheinen.)
| | |
| | / | | | Ein Schauspiel dieser
Leute wäre uns 105 unverständlich.
(Und ist uns die griechische Tragödie
verständlich?) Und was heißt hier
‘verstehen’?
| | |
| | / | | | Ein schärferer
Begriff wäre nicht derselbe Begriff. Das
heißt: der schärfere Begriff hätte für uns
nicht den Wert des unscharfen. Eben weil wir
Leute, die dort ihrer Sache ganz sicher sind, wo wir es nicht
sein können, nicht verstehen
(würden). // , die dort mit voller
Sicherheit handeln, wo wir zweifeln & unsicher sind, nicht
verstehen würden. //
| | |
| | ? | | | 23.11. Könnte Einer nicht, um zu
zeigen, daß er versteht was ‘Verstellung’ ist,
Geschichten erfinden, worin Verstellung vorkommt? Um nun
den Begriff der Verstellung zu entwickeln, erfindet er immer
kompliziertere Geschichten. Was im der einen
z.B. ein
Geständnis ausschaut ist nur eine weitere Verstellung; was wie
die Verstellung ausschaut, ist nur eine Front um die
eigentliche Verstellung zu verbergen; etc.
etc. etc.. Der
Begriff ist also in einer Art von Geschichten
niedergelegt.
| | |
| | ? | | | Und die Geschichten sind
nach dem Prinzip konstruiert, daß alles Verstellung
sein kann. Dazu gehört natürlich, daß in
jeder Geschichte etwas als der wahre Urgrund charakterisiert
wird. Und wie ist der wahre Urgrund als solcher zu
charakterisieren? Etwa in Form von
Monologen. Diese dürfen nicht hörbar sein, sonst
könnten sie zum Betrug gehören. – Aber
könnte nicht Einer gedankliche [m|M]onologe halten,
nur weil sie ihm eine gewisse Erscheinung geben, die er zum
106 Betrug verwenden
will? – So ist also die Absicht der
Urgrund? Und wie kann die in der Geschichte
herauskommen?
| | |
| | / | | | Der Begriff der
Verstellung dient praktischen . D.h.:
Wenn der, welcher kann
◇◇◇ Pläne handelt im Geheimen alles im Sinne hat nichts
als Gutes & Herrliches tut | die
finstern Ränke schmiedet, nichts als Gutes &
Herrliches , bis er dann einmal
die finstere Tat begeht, von der so wird das
auch nur ‘theoretisch’ eine Verstellung sein; denn
es sieht nicht mehr wie Verstellung aus & die
Schlüsse, die man im
normalen Fall aus finstern Anschlägen an einer rechten | ziehen würde,
treffen hier nicht zu.
| | |
| | | | |
Bist Du wirklich dumm, so musst Du
Dir's gestehen: darin liegt der Ernst
Untersuchung.
| | |
| | / | | |
Und was hab ich nun mit allem dem erreicht? In
der Erklärung des Begriffs den Gebrauch an die Stelle
des Bilds gesetzt.
| | |
| | ? / | | | “Das
Wort W. hat zwei Bedeutungen” heißt: es
hat zwei Arten der Verwendung. Was teilt Einem dieser Satz
mit? Unter welchen Umständen wird er
gebraucht? Jemand kennt das Wort
“Bank” nur in einer Verwendung; ich teile
ihm mit: es hat noch eine andere.
([n|N]ämlich …) Er
schon jede Verwendung des Wortes,
wird aber plötzlich stutzig, kennt sich nicht aus, & ich
erkläre ihm: “Das Wort hat zwei
Verwendungen: …”
| | |
| | ? / | | | In diesem
Begriff von der Bedeutung ist manche Unbestimmtheit. 106
| | |
| | ? / | | | Man sagt ˇhört z.B.
nicht “gehe” &
“gehst” haben verschiedene Bedeutung.
Sie bedeuten ganz dasselbe, würde man Einem sagen;
nämlich das – & nun würde man ihm das
Gehen vormachen.
| | |
| | ? / | | | Du kommst zu
einem Stamm, sie haben eine Sprache; in dieser Sprache hörst Du
ein Wort (einen Laut) – – hat er eine
Bedeutung, oder mehrere? Wie wirst Du es
entscheiden? // [W|w]ie wirst Du
es herausbringen, wie entscheiden? //
| | |
| | ? / | | |
Manchmal wird die Entscheidung jedenfalls ganz leicht &
klar sein. [Aber immer?]
| | |
| | ? / | | |
Ich weiche um kein
Haar” “Sein Haar ist
grau” // | “Er hat kein Haar auf dem
Kopf”. Hat “Haar” in beiden
Sätzen die gleiche Bedeutung? – Und bedeutet
“ein bißchen” einen kleinen Bissen? – “Man ist sich in einem Fall noch der alten
Bedeutung bewußt, im andern nicht.” Und dieser
Satz bezieht sich nicht auf einen Bewußtsein beim
Aussprechen des Worts, sondern etwa auf eine Erklärung,
welche man gäbe, oder nicht gäbe, wenn … ⌊
Also auf Verbindungen, welche gemacht, oder nicht gemacht
würden. ⌋
| | |
| | / | | | ∣ Was ist die
korrekte Übersetzung eines [E|e]nglischen
in's
Deutsche? Vielleicht ein ganz anderes
. ∣
| | |
| | | | | Du mußt die Fehler Deines
eigenen Stiles hinnehmen. Beinahe wie die
Unschönheiten des eigenen Gesichts. ∣
107
| | |
| | | | |
24.11.
Was willst Du mit der Entscheidung, das Wort habe nur eine, oder
nicht nur eine, Bedeutung? Du kannst ja seinen
Gebrauch lernen, ohne das zu entscheiden (ohne darüber
nachzudenken).
| | |
| | ? | | | Sagst Du, es hat zwei
Bedeutungen, so mußt Du sie nun durch
Erklärung trennen. (Das kann verschiedenen
Zweck haben.
| | |
| | ? | | | Aber die Unterscheidung
kann in's Auge springen, oder auch
nicht.
| | |
| | ? | | | Sie mag schon beim ersten
Sprechenlernen gemacht werden, oder auch erst von Einem, der die
Grammatik der Sprache erforscht.
| | |
| | ? | | | (Du mußt ja hier von
der lebenden Sprache ausgehen.)
| | |
| | ? | | | Die Unterscheidung von
Verwendungsweisen hat verschiedene Zwecke.
| | |
| | / | | | Ich schaue
die Sprache an & sage “verschiedene Wörter
werden ganz verschieden gebraucht”. Dann
aber auch: “Diese (hier) haben die
gleiche.” “Und ferner:
“Dieses Wort hat zwei ganz verschiedene
Verwendungen.” Aber auch: “Es
hat zwei verschiedene, & doch ähnliche
Verwendungen.” – Und soweit beschreibe ich,
was mir auffällt. (D.h., es
ist hier noch kein Problem.) (Soweit bin ich noch
ganz naiv.) Zu jeder Bedeutung gehört hier
immer eine Erklärung der Bedeutung.
107 Und die
Erklärungen konnen ihrer Art nach
ungemein von einander verschieden sein
& wieder in verschiedener Weise mit einander ähnlich sein.
[Eine Erklärung von
“gehen”, & von
“gegangen”.] Die Unterschiede
können primitiver, & weniger primitiv sein.
| | |
| | ? | | | Du kommst in
eine neue Lage, wenn Du mehrere Sprachen betrachtest
& miteinander vergleichst.
| | |
| | ? | | | Die Erklärung mancher
Wortverwendung wird uns einfach, lapidar,
ursprünglich, vorkommen; einer andern:
künstlich, willkürlich, zwecklos.
| | |
| | ? / | | | “Wir
brauchen ein Wort, um diesen Gegenstand, dies
Werkzeug, zu bezeichnen; aber wozu ein Wort, das dieses jeden Montag,
jenes jeden Dienstag, etc.,
bezeichnet?” Hat dieses Wort überhaupt
eine Bedeutung, oder sieben?
| | |
| | ? / | | | Nicht jeder
Gebrauch, willst Du sagen, ist eine Bedeutung.
| | |
| | / | | | Hat dieses
Wort eine Funktion in unserm Leben, oder hat es sieben
Funktionen? Einec Funktion:
dafür hat man gewisse Vorbilder. Und was diesen
verwandt ist, heißt so. (Ein unscharfer
Begriff.)
| | |
| | / | | | Bedeutung,
Funktion, Zweck, Nutzen, – zusammenhängende
Begriffe.
| | |
| | | | | ∣ Denk
Dir die Hypothese, ⌊:⌋ der Mensch
erinnere sich eines Traums nie richtig, er vergäße beim
Erwachen sofort den Gedanken des Traumes & behielte nur die
Bilder 108 im Gedächtnis, die denselben
begleiteten // begleiten // . Die Geschichte
geht verloren & nur die Illustrationen bleiben. ∣
| | |
| | ? / | | |
Denk Dir in einer ersetzten wir jedes zehnte Wort durch das Wort
“Tisch”. – Und nun hätte in
einer Sprache ein Wort die Verwendung, die das Wort
“Tisch” in jener Geschichte hat. // hätte. //
Wie könnten wir die Verwendung // den
Gebrauch // eines solchen vagierenden Wortes
beschreiben? Oder was hieße // was würde man nennen // :
“Einen den Gebrauch dieses Wortes
lehren”?
| | |
| | ? / | | | Worauf will ich
hinaus? Doch darauf, daß die Beschreibung eines
Wortgebrauchs die Beschreibung eines Systems, oder von Systemen
ist. – Aber was ein System ist, dafür habe ich
keine Definition.
| | |
| | ? / | | | Ich komme zu
Leuten, die in ihrer Sprache ein vagierendes Wort
benützen.
| | |
| | ? / | | | Hätten sie
nur vagierende Worte – dann wäre es eben
keine Sprache.
| | |
| | / | | | Ich denke mir hier
einen Menschen, der ganz naiv (ohne philosophische
Hintergedanken) die Varietäten der Wortverwendung anschaut
& für dich beschreibt. Es könnte
z.B. das Wort, das jeden Tag der Woche das an jedem
Wochentag | etwas andres
bedeutet,
Substantiv klassifizieren beschreiben | , & es
käme ihm nicht die Frage “Hat dies eine
Funktion, oder mehrere?”
| | |
| | / | | | Die Frage kommt ihm
gar nicht: “Haben ‘non’
& ‘ne’ die gleiche
Bedeutung?” 108
| | |
| | / | | | 25.11. Aber nun vergleicht er auch
seine Sprache mit der primitiven, die Einer lernt, als Fremder unter Leute kommt, die ihn nicht
verstehen.
nämlich lernt einzelne wichtige Worte durch Demonstrationen
verschiedener Art mehre
Arten demonstrativer Erklärungen | . Zu jedem Wort gehört
eine Zeigen, ein Vormachen (eine
kleine Szene). – Auch die
Bedeutung der Verneinung wird natürlich vorgemacht.
(Sei es im Befehl “Tu das
nicht!” oder in der Mitteilung.) // Ein solcher nämlich lernt einzelne wichtige
ˇd.h. ihm nötige Worte, ein jedes
durch eine Demonstration. Zu jedem Wort gehört ein
Zeigen, ein Vormachen; eine mimische Darstellung.
⌊ …⌋ //
| | |
| | / | | | In dieser Sprache wird
es z.B. auf die genauen Endungen der Worte nicht
ankommen (Oder auch: diese Sprache hat keine
⌊⌊|⌋⌋ Flexion.) Die
Demonstrationen unterscheiden zwar die Verwendung eines Wortes von der
Verwendung eines andern, aber sie unterscheiden
z.B. nicht “geht” von
“ge⌊h⌋st”.
| | |
| | / | | | Und wir könnten
nun in unsre Sprachbeschreibung einen Begriff
‘Bedeutung’ einführen, solcher Art,
daß zwei Worte die gleiche Bedeutung haben, wenn in primitiven Sprache die gleiche
Demonstration ihnen entspricht sie
erklären würde.
| | |
| | / | | | Man kann also
fragen: Wenn ein Fremder zu den Leuten
kommt, die “non” &
“ne” sagen, auf welcher Stufe wird ihm
Unterschied beigebracht
werden? Anfänglich gewiß nicht; er wird
eine Verneinung lernen die den Unterschied
109 nicht kennt.
| | |
| | ? | | | Denke, ich
sagte, ‘Bedeutung’
die primitive Funktion eines Worts – würde das
stimmen?
| | |
| | / | | | Und natürlich ist
dieser Begriff äußert vag.
⇒
[Fortsetzung auf S.
111 v.]
| | |
| | L.L. | | | 26.11. ∣ “Die Worte
“die Rose ist rot” sind sinnlos, wenn das Wort
“ist” die Bedeutung von “ist
gleich” hat. – Heißt dies:
Wenn Du jenen Satz sprichst & dabei
“ist” // &
“ist” darin // als Gleichheitszeichen
meinst, so zerfällt Dir der Sinn?
| | |
| | L.L. | | |
Wir
nehmen einen Satz ˇz.B.
ˇden “Die Rose ist rot”
& erklär[t|en] die Bedeutung jedes seiner Wörter; er
lernt damit, sie
& also auch jenen Satz. statt einem
des Satz⌊es⌋ eine Wortreihe
ohne Sinn unsinnige Wortreihe | gewählt, so würde er sie nicht
verwenden lernen. Und erklär[e|t]
ich ihm man das Wort “ist” als
Gleichheitszeichen, – dann ˇlernt er nicht die Wortfolge
“die Rose ist rot” zu verwenden.
| | |
| | C | | | Und
ist es (auch) wahr, daß
einem der ˇhier beim Wort “ist” an
“gleich” denkt der Sinn ˇjenes Satzes im Geist
zu zerfallen scheint zerfällt | .
Ähnlich wie wenn jemand beim Ausrufe Ei, ei! an
zwei Eier dächte. – Man könnte Einem
sagen: Wenn Du in den Ausruf “Ei,
ei!” ausdrucksvoll willst, darfst Du nicht ˇdabei denken! // darf er
Dich nicht an ein Ei erinnern! //
| | |
| | L.L. | | | Und
dennoch hat es auch mit dem ‘Zerfallen des Sinnes’
seine Richtigkeit. Sie liegt in diesem Beispiel:
Man könnte Einem
sagen Einen instruieren | : “ Wenn Du “Ei, ei!” ausdrucksvoll
sprechen willst, darfst Du nicht an Eier dabei
denken!” 109 | | |
| | C | | |
Was macht meine Vorstellung von ihm zu
einer Vorstellung von ihm? Wenn ich sage
“Ich stelle ihn mir jetzt vor, wie er
… ” so wird hier nichts als sein
Portrait bezeichnet. Aber
kann ich nicht daraufkommen, daß ich ihn mir ganz falsch
vorstellte? Ist es nicht als ob ich
fragte: Ist meine Frage nicht wie
die: | “Was macht diese Bemerkung diesen Satz | zu von ihm handelt”?
“Daß wir von ihm sprachen.” –
Und was macht unser Gespräch zu einem über
ihn?” – Gewisse
Übergänge die wir gemacht haben, oder machen
würden.
| | |
| | ? / ? / | | | 27.11. Was macht
dies Bild zu seinem
Portrait? – Es ist im
Katalog als das .
| | |
| | C | | | Angenommen, statt mir
etwas vorzustellen, skitzierte ich auf einem
Stück Papier. Ich rede also von N.
& skitziere dabei // & mein Bleistift
skitziert dabei // eine Figur auf
dem Papier. Da kann man mich fragen “Stellt
das den N. vor?” Und es mag ihn
vorstellen, ob es ihm ähnlich ist, oder nicht.
Ist es richtig zu sagen: So ähnlich ist es mit der
Vorstellung. Gewiß; insofern man manchmal zeichnen kann,
was man sich vorgestellt hat.
| | |
| | C | | | Die Frage
“Was macht dies zu einer Vorstellung
von ihm?” tritt normalerweise nicht auf, wenn ich mir
etwas vorstelle. Und zeichne ich was ich mir etwas
vorstelle. Und zeichne ich was ich mir vorgestellt habe
& man fragt “Was macht dieses Bild zu
seinem Bild?”, so könnte ich
antworten: “Meine Vorstellung”.
| | |
| | ? / | | |
“Was macht die Bemerkung, die ich
110 jetzt machte, zu einer
Bemerkung über ihn?”
| | |
| | / ? / | | | Was
läßt sich darauf sagen? Nichts, was
mit ihr gleichzeitig ist. // Nichts, was in
ihr liegt, oder mit ihr gleichzeitig
ist. // Wenn Du wissen willst, wen er gemeint
hat, frag ihn!
| | |
| | ? / | | | “Was
macht meine Vorstellung von ihm …? Gibt es hier
etwas, was ich darauf hier untersuchen könnte, ob es meine
Vorstellung von ihm war?
| | |
| | ? / | | | wenn ich sage “Ich sehe ihn jetzt
lebhaft vor mir, wie er … ” so gilt ja von diesem Satz
& der
Vorstellung & vom Vorstellungsbild | die gleiche Frage.
| | |
| | L.L. / | | |
Anderseits könnte mir ein Gesicht vorschweben, ja
ich könnte im Stande sein es zu
zeichnen, & wüßte nicht we[nn|m] es
angehört, wo ich es gesehen habe.
| | |
| | L.L. | | | Was macht meine
Vorstellung von ihm zu einer Vorstellung von ihm?
Nicht die Ähnlichkeit des Bildes. Von
der Äußerung “Ich sehe ihn jetzt lebhaft vor
mir” & von der Vorstellung gilt ja die gleiche
Frage wie von der Vorstellung. Was
macht meine Äußerung zu einer Äußerung über
ihn? Nichts, was in ihr liegt, oder mit ihr
gleichzeitig ist (‘hinter’ ihr
steht’). Wenn Du wissen willst,
we[m|n] er gemeint hat, frag ihn!
| | |
| | L.L. | | | Wenn aber jemand beim
Vorstellen, oder statt des Vorstellens zeichnete, wenn auch nur mit
dem Finger in der Luft. ⌊ (Man könnte das
“motorische Vorstellung” nennen.) ⌋
Da könnte man ihn fragen “Wen stellt das
vor?” Und seine Antwort würde entscheiden entscheidet | . Sie würde uns
eine Intention mitteilen.
110 Die Linie die ich zeichnete,
war ˇwie eine Beschreibung.
| | |
| | C | | |
Ja man muß sich daran Man muß sich eigens daran | erinnern, daß ein Gesicht
mit seelenvollem Ausdruck sich
malen läßt gemalt werden kann | , um zu glauben, daß
bloße Farben & Formen so auf uns einwirken. // daß die Farben & Formen allein so auf uns
einwirken. //
| | |
| | L.L. / | | | “Ich
glaube daß er leidet.” – ‒ ‒ ‒ Glaube ich auch, daß er kein Automat
ist? Mit Widerstreben nur Nur mit Widerstreben | könnte ich
Wort in ˇdiesen beiden
Zusammenhängen .
(Oder ist es so: “Ich glaube daß
er leidet; ich bin sicher daß er kein Automat
ist”? Unsinn!) (Das
wäre Philosophenunsinn.)
| | |
| | L.L. ? / | | | Denke
ich sage von einem
“Er ist kein Automat” – Was würde das
mitteilen? & für wen wäre es eine
Mitteilung? Was
für eine Mitteilung wäre das? Für wen
wäre es eine? | Für einen
Menschen, der ihn unter normalen gewöhnlichen Umständen sieht? Was
könnte ihm das mitteilen?! (Doch
höchstens, daß er sich ˇimmer wie ein Mensch &
nicht manchmal wie eine Maschine benimmt.)
| | |
| | L.L. / | | |
“Ich glaube, daß er kein Automat ist” hat so
ohne weiteres noch gar keinen Sinn.
| | |
| | L.L. / | | | Meine
Einstellung zu ihm ist Einstellung zur
Seele. Ich habe nicht die Meinung, daß er eine
Seele , er habe eine
Seele. //
| | |
| | ? / | | | Es drängt
sich uns freilich ein Bild auf, das vom Unkörperlichen,
was das Gesicht belebt (wie eine zitternde Luft).
Man muß eigens daran denken, daß ein Gesicht mit
seelenvollem Ausdruck gemalt werden
kann sich malen läßt | , um zu glauben, daß Farben & Formen allein so
auf uns einwirken können. // Bild
auf: vom Unkörperlichen 111 das wir spüren, vom Lebenden des
Gesichts. Man muß sich dran erinnern, daß ein Gesicht
mit seelenvollem Ausdruck zu malen ist, um zu glauben,
daß Farben & Formen allein (auch) so auf uns wirken
können. //
| | |
| | ? / | | |
28.11.
⇒
[Fortsetzung von S.
109 v.] C Ist aber
z.B. die primitive Funktion der Verneinung
im Bericht & der Abwehr im Befehl (“Tu das
nicht!”) die gleiche? – Was
man die gleiche Funktion, & was nicht, nennen wird, wird von
der menschlichen Natur abhängen. Sowie
natürlich auch: was Notwendigkeit // primitives Bedürfnis // ist,
& was nicht. ⌊ // Was man die
gleiche Funktion nennen wird, & was nicht die gleiche, wird
von ….⌋ Sowie natürlich auch:
was Notwendigkeit // primitives
Bedürfnis // ist, & was
nicht. //
| | |
| | ? / C | | |
Der Begriff ‘Bedeutung’ wird dazu dienen, das,
was man die kaprizösen Bildungen der Sprache nennen
könnte, von den wesentlichen, in der Natur ihres Zweckes
gelegenen zu unterscheiden
| | |
| | / | | | Der Begriff der
‘Bedeutung’ wird in die Beschreibung der
Wortverwendung einen neuen Gesichtspunkt
einführen
| | |
| | | | |
Beispiel: Ein Verbum, das in der ersten Person
schreiben bedeutet, in der zweiten lieben, in der
dritten essen.
| | |
| | ? / | | | Was
kapriziös ist entscheidet die menschliche Natur.
| | |
| | ? | | | Aber die
Natur Eines, der schon eine Sprache kennt, oder dessen, der noch keine
kennt (z.B. also des einjährigen
Kindes)?
| | |
| | ? | | | Ist es kapriziös,
oder nicht, daß ein Wort an jedem Wochentag etwas anderes
bedeutet? // , daß ein Name an jedem Wochentag
einen andern Träger hat? // oder in der
ersten 111 Person etwas anderes, als in
der zweiten? // , oder ein Zeitwort in der ersten
Person eine Tätigkeit bezeichnet, ein der
zweiten eine andre? //
| | |
| | | | | ∣ Steige immer von den kahlen
Höhen der Gescheitheit in die grünenden Täler der
Dummmheit. ∣
| | |
| | / | | |
‘Bedeutung’ ist ein primitiver
Begriff. Es gehört zu ihm ˇdie Form die
:
“Das Wort bedeutet das”;
d.i., die Erklärung Bedeutung durch ein Zeigen. Dies
funktioniert ˇgut unter gewissen Umständen & bei
gewissen Wörtern. Sowie man den Begriff auf andere
Wörter ausdehnt entstehen
aber gerät man in | Schwierigkeiten.
| | |
| | / | | | Die
eines Worts ist nicht eine
Analyse dessen, was in mir vorgeht (oder vorgehen soll) wenn ich
es ausspreche.
| | |
| | | | |
“Auf je zwei meter stehen zwei
Soldaten.” “Er saß in der Bank
auf einer Bank.”
| | |
| | / | | | “Für
dieses Wort unser Sprache will ich zwei setzen; das eine erkläre
ich so: … , das andere so:
…” Ich hätte auch sagen können:
Dieses Wort unserer Sprache hat zwei Bedeutungen” Hier könnte man nicht
fragen: “Aber sind wirklich zwei
Bedeutungen?” – Oder doch – wenn das
heißen soll: “Ist diese Unterscheidung
nicht ganz willkürlich, ganz
Zwecklos?”
“Warum unterscheidest Du sie, was ist der Witz dieser
Unterscheidung?” // diese: … &
diese: … ” – “Aber
sind das wirklich zwei Bedeutungen?” – das
könnte nun heißen: “Ist diese
Bede Unterscheidung 112 nicht ganz willkürlich,
zwecklos?” //
| | |
| | ? | | | “Ich sehe ihren
Zweck nicht ein”. Wie schaut aber die
Erklärung eines Zweckes aus? Ich kann darauf
keine allgemeine Antwort geben.
| | |
| | | | | Du stellst Dir Aufgaben & löst
sie dann, wie ein Mathematiker. Die Aufgabe:
non & ne.
| | |
| | / | | | Der welcher die
Wortverwendungen naiv beschreibt, wird auch die von
“non” & die von
“ne” beschreiben, & er
w kann auch die Bemerkung machen, daß sie
beinahe die gleichen sind. – Aber das ist nicht
alles: Kann er nicht sagen, daß die beiden Wörter
nur in sehr speziellen Sprachspielen verschiedene, & sonst die
gleiche Verwendung haben?
| | |
| | / | | | Muß er nicht sagen
können, daß in einem bestimmten Sprachspiel ein Wort durch ein
anderes ersetzbar ist?
| | |
| | ? | | | Wenn das Sprachspiel,
ˇdie Tätigkeit, z.B. das Bauen eines
Hauses (wie in № 2), die Verwendung
eines Wortes fixiert, so ist der Begriff der Verwendung
elastisch mit dem der Tätigkeit. Das aber liegt im
Wesen der Sprache.
| | |
| | / | | | Denken wir uns also
diesen Gebrauch von “non” &
“ne”: Die beiden Wörter werden
wie unser “nicht” gebraucht; bei dem gleichen
Anlaß wird einmal das eine, einmal das andre verwendet, sie
verhalten sich darin ganz wie synonyme [w|W]örter nur
in dem seltenen Fall der Verdopplung wird unterschieden.
Ich werde also versucht sein die 112 ganzer Wortverwendung
‘als ganze’ von einer Teilverwendung zu
unterscheiden. Ja, hier wird die Teilverwendung mir
wichtiger scheinen als die ‘ganze’.
| | |
| | ? | | |
Ich sage also: “Die Verwendung hier &
hier ist dieselbe”. In allen diesen
Fällen kann man das eine für das andre
setzen.” Aber was heißt das
eigentlich?
| | |
| | / | | |
E Der naive Beschreiber, – kennt
er den Begriff ‘ein Wort durch ein andres ersetzen
können’? – Er kennt gewiß
den, daß der gemischten Verwendung zweier
Wörter.
| | |
| | ? / | | | Oder auch
so: Der Reisende, welcher das Land, wo
“non” & “ne”
gebraucht wird & die
Sprache in die seine zu übersetzen trachtet, wird keinen Grund
haben, jedes durch ein besondres Wort seiner Sprache zu
übersetzen, bis er einmal zu einem Fall der doppelten Verneinung
kommt (dann mag er in seiner Sprache ein
Äquivalent finden).
| | |
| | / | | | Der Reisende
könnte doch sagen: “Die Verwendung, soweit
ich sehen kann, ist die G[e|l]eiche.”
| | |
| | / ? / | | |
Der Begriff “‘ne’ &
‘non’” hat in allen diesen Fällen
genau die gleiche Bedeutung.” Das könnte man
z.B. sagen wenn von
den Leuten selbst in ihrer Sprache | die Worte ˇin diesen Fällen wie
Synonyme behandelt werden. , so daß
(& ˇUnd wir wissen wie das
ausschaut.) – Es könnte aber auch sein, daß
sie zwar nicht wie Synonyme
behandelt, sie nicht ‘vermischt’,
& sie für den uns dennoch Synonyme
wären. | | |
| | | | |
29.11.
∣ Ich habe eines von diesen Talenten, das immer
113 wieder aus der Not eine
Tugend machen muß. ∣
| | |
| | | | | ∣ Tradition ist nichts, was
Einer lernen Jeder aufnehmen | kann,
ist nicht ein Faden, den Einer aufnehmen kann, wenn es ˇihm
gefällt; sowenig, ˇwie es möglich ist,
sich Ahnen
auszusuchen. // sich die Ahnen auszusuchen
von denen man abstammen möchte. //
Wer eine Tradition nicht hat & sie haben möchte, der
ist wie ein unglücklich Verliebter⌊.⌋ & hat
damit eine ganz besondere Aufgabe, dies Schicksal zu
ertragen. Seine Gefahr wird sein zu
träumen & zu liebäugeln.|
| | |
| | | | | ∣ Der
glücklich Verliebte & der unglücklich
Verliebte haben jeder sein eigenes Pathos. Aber
es ist schwerer gut unglücklich verliebt sein, als gut
glücklich verliebt.
| | |
| | / / | | |
Die größte
Schwierigkeit in diesen Untersuchungen ist, eine
Darstellungsweise für die Vagheit finden.
| | |
| | / | | | Man kann von
de[n|r] Funktion des Worts im Satz, im Sprachspiel, in der
Sprache, reden. Aber “Funktion” heißt
in jedem dieser Fälle Technik. Bezieht sich
also auf eine allgemeine Erklärung &
Abrichtung.
| | |
| | C | | | Wer eine[m|n]
ein Verneinungszeichen lehrt, richtet ihn so & so ab.
(Die doppelte Verneinung braucht in der Abrichtung gar
nicht zu erscheinen.) Nun kann er sie aber einmal
gebrauchen, oder hören & sie dabei so, oder so
auffassen. Die Auffassung müßte nicht mit
seiner frühern Abrichtung in Zusammenhang stehen, obwohl sich so
einer denken läßt. Soll ich aber
sagen die Abrichtung hat ihn den
113 Sinn der doppelten
Verneinung gelehrt? Das ich nicht sagen. Und hat sie mich gelehrt
zwei Wörter in gleicher Weise als Negation zu gebrauchen, so
gewiß nicht, zwischen ihnen dann im Fall der Verdoppelung zu
diskriminieren. Diese Unterscheidung habe ich
gewiß durch die Abrichtung nicht gelernt. Ich habe aber
eine Bedeutung durch sie gelernt, & also
die|selbe.
| | |
| | / / | | | Man kann in
einer Abrichtung (wieder) Abrichtungen
unterscheiden. Und also in einer Wortverwendung
Verwendungen.
| | |
| | L.L. | | |
30.11. So handelt die Psychologie vom
Benehmen; nicht von den Erscheinungen des
Seelenlebens? // nicht vom
Seelischen? Was berichtet der
Psychologe? – Was beobachtet er? Nicht
das Benehmen der Menschen & insbesondre ihre
Äußerungen? Aber diese diese
Äußerungen des Subjekts | handeln nicht
von Benehmen.
| | |
| | L.L. | | | Der Arzt fragt
“Wie geht es ihm?”. Die
Krankenschwester sagt “Er
stöhnt”. Ein Bericht über's
Benehmen. Aber muß die Frage überhaupt
auftauchen ob das Stöhnen echt sei? Kann es nicht
sein, als ob diese Frage gar nicht existierte? Kann
nicht z.B. der Schluß gezogen werden:
“Wenn er stöhnt, so müssen wir ihm noch ein
Schmerzstillendes Mittel geben”?
Kann in dieser Gedankenwelt der Bericht über das Benehmen
nicht eben als Bericht über das Seelische
verwendet werden. Kann es nicht zu diesem Dienst
verwendet werden, & kommt es eben nicht auf den Dienst
an? // Aber muß die Frage für die
Beiden 114 überhaupt existieren, ob dieses
Stöhnen wirklich echt, ob es wirklich der Ausdruck von
etwas ist? Können sie nicht
z.B. den Schluß ziehen … ohne ein
Mittelglied zu verschweigen? Kommt es denn nicht auf den
Dienst an in welchen sie die Beschreibung des Benehmens
stellen? //
| | |
| | L.L. | | | “Aber diese
machen dann eben eine stillschweigende
Voraussetzung.” Dann ist die Technik der
Verwendung unsrer Worte immer stillschweigende Voraussetzung.
| | |
| | C | | |
“Wir machen dabei immer eine Voraussetzung; wenn sie nicht
stimmt, so ist natürlich alles anders.” Sagen
wir das z.B., wenn wir Einen einkaufen
schicken. Ist die Voraussetzung, daß ˇer ein
Mensch ist & das Geschäft existiert keine
Fata Morgana ist? Die Voraussetzungen
haben ein Ende.
| | |
| | L.L. | | | Aber könnte, was
hier nicht ‘Voraussetzung’ ist, in einem andern Falle nicht sein? Ist
Voraussetzung nicht, wo ein Zweifel ist?
Und der Zweifel kann gänzlich fehlen; & er
kann im geringsten Grade & bis zum größten vorhanden
sein. // Und der Zweifel kann gänzlich
fehlen. hat
ein Ende. //
| | |
| | C | | | Denk Dir, es sagte Einer
“Es gruselt mir, es gruselt mir die ganze
Zeit”, – er meint aber damit, er könne Schach
spielen. Er denkt gibt einer
Fähigkeit einen Ausdruck eines Erlebnisses. | | |
| | L.L. | | | wenn nur dann &
nur solange könnte,
als er fühlt,
wäre das Gefühl nicht die Fähigkeit. // als er etwas bestimmtes fühlt.
| | |
| | C | | |
1.12.
114
Wie vergleicht sich das Benehmen des Zornes, der Freude, der
Hoffnung⌊,⌋ ˇdes Erwartens, des Glaubens, der Liebe, des
Verstehens? – Stelle den Zorn dar! einen zornigen
Menschen dar! | Das
ist leicht. Einen Freudigen Die Freude,
– da käme es drauf an: was für
Freude? Die Freude des Wiedersehns, ˇoder die
Freude beim Hören einer Musik …? – Die
Hoffnung? Das wäre schwer.
Warum? Es gibt nicht Gebärden der
Hoffnung. Wie drückt die Hoffnung sich aus, daß er
wiederkommen wird?
| | |
| | C | | | Es ist leicht sich ein
Tier , furchtsam, traurig, freudig,
erschrocken vorzustellen. Aber hoffend?
| | |
| | C | | | ist doch ein t ruhiges,
freudiges Erwarten. (Obwohl so eine Analyse etwas
abstoßend hat.)
| | |
| | L.L. | | | Ein Hund kann seinen
Herrn erwarten aber kann er erwarten, daß sein Herr
ˇwerde übermorgen komm[t|en]? Und was kann er nun nicht? – Wie mache denn ich's? Was soll ich
darauf antworten?
| | |
| | L.L. / / | | |
Was man
‘Bedeutung’ nennt Die
‘Bedeutung’ ist | ist nicht Erlebnis beim oder Hören des Worts; // was man beim … erlebt, // & der
‘Sinn’ Satzes nicht
der Komplex der Erlebnisse von Erlebnissen | , die
zu
W[ö|o]rte[rn|n] gehören der
Komplex dieser Erlebnisse. // Wie
setzt sich z.B. der Sinn des Satzes Wie
ist z.B. der Sinn von |
“Ich habe ihn noch immer nicht gesehen” aus
den Bedeutungen , Wörter
zusammen? zusammengesetzt? | Der
Satz ist aus den Wörtern zusammengesetzt, & das ist
genug.
| | |
| | | | |
ˇDes
Wortgefühl. Denk Dir, wir fänden einen
Menschen der uns beim Sprechen über die
Wortgefühle sagte für ihn hätte
“wenn” & “aber” das
gleiche Gefühl[?| .]
Dürfen wir ihm das nicht 115 glauben? – Oder
sollen wir einfach sagen er spiele nicht unser Spiel. Es
wäre das ähnlich wie wenn es Menschen gäbe
die gewisse jemand
nicht mit jedem Vokal eine eigene Farbe verbände, sondern,
sagen wir, eine mit a, e, i; & eine andere mit o
& u. Vielleicht gibt es
[S|s]olche. // statt mit jedem Vokal
eine eigene Farbe zu verbinden, eine, sagen wir mit … &
eine andere mit … verbände. //
| | |
| | | | | Sie wären, möchte
man sagen von uns viel verschiedener, als die, welche gar keine Farben
mit den Vokalen verbinden. Beinahe möchte man
sie farbenblind nennen.
| | |
| | | | | Und würde jener darum in Gebrauch
“wenn” & “daß”
verwechseln?
| | |
| | L.L. | | | Kann nur der
hoffen, sprechen kann?
Nur der, der die der Sprache
beherrscht. Die Zeichen des Hoffens sind ◇◇◇
Modifikationen eines viel kompliziertern
Lebensmusters. // D.h.,
die Erscheinungen des Hoffens sind [m|M]odifikationen
dieses sehr komplizierten Musters. //
(Wenn ein Begriff seine Anwendung auf den Charakter der
S Handschrift hat, dann hat er keine Anwendung
auf Wesen, die nicht schreiben.)
| | |
| | / | | | Der Blick den das Wort
uns in einem bestimmten Zusammenhang ˇnur zuwirft.
Die Art & Weise wie es uns anschaut hängt
natürlich von der Umgebung ab in der es steht.
| | |
| | C | | |
Ist nicht das
Wenn-Gefühl dieses Wort, in diesem Ton
& dieser Umgebung?
| | |
| | / | | |
Das
Wenn-Gefühl kann nicht etwas sein, was das Wort
“wenn” begleitet.115
| | |
| | C | | |
Sonst könnte es
auch etwas anderes begleiten.
| | |
| | ? / | | |
Denk Dir ich
redete von einer Wenn-Geste. Könnte ein
anders Wort dieselbe Geste machen? – Oder
‘wäre es dann nicht dieselbe’?
| | |
| | ? / | | |
Zur
Wenn-Geste gehört eben auch der Klang des Wortes
“wenn”.
| | |
| | / / | | | Können
zwei Gesichter den gleichen Ausdruck haben?
(Ja & Nein.)
| | |
| | L.L. | | |
Das Wenn-Gefühl
müßte zu vergleichen sein dem ˇbesondern
‘Gefühl’, das uns eine musikalische
gibt. (Es
könnte Einer von einem ‘Ganz
Halbschluß-Gefühl’ reden (wollen))
| | |
| | L.L. | | | Aber kann man dies
Gefühl von der Phrase trennen? Und doch ist es nicht
die Phrase selbst, denn Einer kann sie hören ohne dies
Gefühl.
| | |
| | L.L. | | | Ist es darin
ähnlich dem ‘Ausdruck’ mit welchem sie
ˇetwa gespielt wird?
| | |
| | / | | | Denn man
meint nicht ein Gefühl, das sie begleitet,
höchstens die Phrase mit dem Gefühl.
| | |
| | / | | | “Er
sah mich mit einem eigentümlichen Lächeln an.”
– Mit was für einem? – muß ich vielleicht sein Gesicht
zeichnen.
| | |
| | L.L. | | | 2.12. Das Wenn-Gefühl ist nicht ein
Gefühl, das das Aussprechen des Wortes
“Wenn” begleitet.
| | |
| | L.L. | | | Wir sagen, diese Stelle
gibt uns ein ganz besonderes Gefühl. Wir singen sie
uns vor, 116 & machen dabei eine gewisse
Bewegung, haben vielleicht auch irgend eine
besondere Empfindung. Aber diese Begleitungen –
die Bewegung, die Empfindung – würden wir in einem
andern Zusammenhang gar nicht wiedererkennen. Sie
sind ganz leer
↓ wären ganz leer ↑ | , & sind's nur
nicht & außer ebenc | , wenn wir diese
musikalische Phrase singen // // außer außer eben
wenn sie nicht mit …
verbunden sind einhergingen |
| | |
| | C | | | Sagen
wir “Ich singe sie mit einem ganz bestimmten
Ausdruck”, dann bezeichnet “Ausdruck”
nicht etwas, was ich von ihr trennen kann. Man
könnte sich schon denken, daß ich, in einem andern
Sinne, ˇich eine andere Phrase mit demselben
Ausdruck spielen könnte.
| | |
| | C | | | Das besondre
Gefühl, das mir die Stelle gibt, gehört zur Stelle, ja
in diesem
Zusammenhang.
| | |
| | C | | | Ich kann doch von dem
Ausdruck reden, mit welchem Einer eine Stelle spielt, auch ohne dran
zu denken, daß eine andre Stelle den gleichen Ausdruck haben
könnte. Begriff
dient hier nur dazu zur Vergleichung von Wiedergaben
dieser Stelle. | | |
| | L.L. | | |
3.12. Daß wir einen Satz verstehen, zeigt
uns daß wir ihn unter Umständen verwenden könnten
(wenn auch nur in einem Märchen), aber es zeigt uns nicht
was, & wieviel wir mit ihm anfangen
können.
| | |
| | / | | |
4.12. [non & ne]
Es hat denselben Zweck, dieselbe Verwendung – bis auf
eine Bestimmung.
| | |
| | | | | So gibt es also zwischen
Verwendungen Wortverwendungen |
116 wesentliche &
unwesentliche Unterschiede? Erst wenn man vom
Zweck des Wortes redet, taucht diese Unterscheidung
auf.
| | |
| | L.L. | | | Meine
kinaesthetischen Empfindungen belehren mich
über die Bewegungen & Lagen meiner Glieder.
| | |
| | L.L. | | | Ich
jetzt meinen Zeigefinger
eine leichte Pendelbewegung vor- &
rückwärts machen. Ich spüre sie kaum, oder
gar nicht. Vielleicht eine wenig in der Fingerspitze, wie
ein Spannen der Haut (gar nicht im Gelenk). Und diese
Empfindung belehrt mich über die Bewegung?
Denn ich kann sie genau beschreiben.
| | |
| | L.L. | | | “Du mußt die
Bewegung eben doch fühlen, sonst könntest Du nicht wissen,
wie sich der Finger bewegt.” Aber,
“es “wissen”, heißt nur: es
beschreiben können. – Ich mag die Richtung aus
der ein Schall kommt nur angeben können, weil er das eine Ohr
an stärker affiziert als das andre; aber das
höhre ich nicht. Es bewirkt
nur: ich weiß von wo // aus
welcher Richtung // der Schall kommt, ich blicke
z.B. in dieser Richtung.
| | |
| | L.L. | | | So geht es mit der
, ein Merkmal der
Schmerzempfindung müsse uns über ihren Ort am Körper
belehren; den Ort des
Schmerzes belehren; | oder ein Merkmal des Erinnerungsbildes
über die Lage eines Ereignisses in der Zeit // über den Zeitpunkt auf den es sich
bezieht. //
| | |
| | L.L. | | | Eine
Empfin[g|d]ung kann uns über die Bewegung,
oder Lage eines Gliedes belehren. Wer
z.B. nicht wie der Normale, im Stande wäre mit geschlossenen Augen
, ob sein Arm gestreckt
, könnte durch
ein Druckgefühl einen Schmerz | sich durch
ein Druckgefühl im Ellbogen 117 davon überzeugen darüber belehrt
werden. | – Und
es kann auch der Charakter
Schmerzes uns über den Sitz der Verletzung belehren.
| | |
| | / / | | |
Wie weiß ich, daß den Blinden sein Tastgefühl &
den Sehenden sein Gesicht über die Gestalt & Lage der
Dinge belehren?
| | |
| | / / | | |
Weißt ich's nur aus eigener
Erfahrung, & vermute es nur bei den Andern?
| | |
| | L.L. | | | Die Evolution der
höheren Tiere & des Menschen & das
Erwachen des Geistes, (des) Bewußtseins auf einer
bestimmten Stufe // Erwachen des Bewußtseins
auf … einer bestimmten
Stufe. //
¥ •
Unsere Sprache beschreibt zuerst einmal ein Bild.
Was mit dem Bild zu geschehen hat, wie es zu verwenden,
bleibt im Dunkeln. Aber es ist ja klar, daß erforscht werden muß, wenn man den Sinn unsrer
Aussage(n) verstehen will. Das Bild aber scheint uns
dieser Arbeit zu überheben; es deutet ja schon auf eine
(ganz) bestimmte Verwendung. Und
[d|D]adurch hat es uns zum besten.
| | |
| | L.L. | | |
⍈↺ Das Bild aber ist
ˇetwa dies: Die Welt ist, trotz Ätherschwingungen die sie durchziehen,
dunkel. Eines Tages aber macht der Mensch sein
sehendes Auge auf, & es wird hell.
| | |
| | L.L. | | |
5.12.
Was ist das Kriterium dafür,
daß mich ein Sinneseindruck über die Form & Farbe
belehrt?
| | |
| | L.L. | | | Welcher
Sinneseindruck? Nun,
dieser Ich kann ihn
beschreiben: “[E|e]r ist derselbe, wie der,
… ”, – oder an einem Bild . Und nun: was
fühlst Du, wenn Deine 117 Finger in dieser Lage sind? – “Wie soll man ein Gefühl
erklären? Man kann es nur in sich selbst
kennen.” Aber den Gebrauch der Worte muß man
doch lehren können!
| | |
| | L.L. | | | Ich suche nun nach dem
grammatischen Unterschied.
| | |
| | C | | | Farbe, Klang,
Geschmack, Temperatur, diese haben eine subjektive & eine
objektive Seite. Das heißt doch wohl: sie
geben manchmal an, was ich fühle, manchmal beschreiben sie die
Außenwelt. – Nun, das subjektive
Zwischenglied scheint in meiner Kenntnis der Körperstellung
zu fehlen.
| | |
| | C | | | Man kann ein Gefühl
nicht beschreiben? Freilich kann man es.
Man tut es alle Tage. Aber wie? Nun, wir
müssen uns auf die besondern Fälle besinnen.
| | |
| | C | | | Wenn
[E|e]iner mir sagte, er hätte damals das gefühlt
was man fühlt wenn man seine Finger in dieser Lage
hält, oder so bewegt, so würde ich die Lage
Bewegung nachahmen
& ihn ˇdann fragen “Meinst Du das Gefühl
in den Fingerspitzen, oder in den Muskeln, oder an dieser
Stelle?” D.h.,
ich es wäre mußte mir noch nicht
klar ˇsein⌊,⌋ darüber von welchem Gefühl er ; ja ich könnte ihm sogar sagen
“Ich fühle jetzt gar nichts bei dieser
Bewegung.”
Bedenk, : ich könnte ihn
auch fragen “Ist es ein starkes
Gefühl?” , oder ein sehr
schwaches?”! (Aber diese
Bemerkung ist erst am Rande, noch nicht im Zentrum der
Sache.) 118
| | |
| | | | | Und
was ist der Ort des
K.-
Gefühls? Kannst Du auf ihn deuten?
(Denn daß Rezeptoren i[m|n] den Gelenken
& Muskeln sind geht uns hier nichts an.) // (Denn die Lage der Rezeptoren geht uns nichts
an.) //
| | |
| | L.L. / | | | Sehen wir
einmal vom
K.-
Gefühl ab! – Ich will einem ein Gefühl
beschreiben, & sage ihm “Mach's
so, dann wirst Du's haben.” dabei
halte ich meinen Arm, oder meinen Kopf, in bestimmter Lage.
Ist das nun eine [b|B]eschreibung eines
Gefühls, & wann // in welchem
Falle // , würde ich sagen, er habe
verstanden, Gefühl
ich gemeint habe? // , von welchem
Gefühl ich rede? // Er wird
daraufhin noch eine weitere Beschreibung des
Gefühls geben müssen. Und welcher
Art muß die sein? –
Angenommen, er sagt mir,
“Ja, ich hab's.
Es ist ein sehr eigentümliches
Gefühl” Auf die Frage
“Was für eins? Wo” sagt er,
das könne er nicht sagen, – es sei ganz eigenartig.
Wie wüßten wir, daß es ein Gefühl ist?
| | |
| | C | | | Die
‘weitere Beschreibung’ wird das
Gefühl mit andern Gefühlen in Zusammenhang
bringen: Es wird einen Ort haben, es wird sich
gleichbleiben, oder ˇsich ändern, stärker oder
schwächer werden. | | |
| | L.L. / | | |
“Mach's so, dann wirst Du's
haben” ˇdabei hatte ich meinen Arm, oder meinen Kopf in
bestimmter Lage. Kann da nicht ein Zweifel sein?
muß nicht einer sein, wenn ein Gefühl gemeint
ist? 118
| | |
| | C | | | Was würden wir
sagen, wenn jemand uns mitteilt, er sähe an einem bestimmten Ding
eine Farbe, die er nicht beschreiben könne? Muß
er sich richtig ausdrücken? Muß er eine Farbe
meinen?
| | |
| | L.L. / | | | Das
schaut so aus; das schmeckt so;
das fühlt sich so an:
“das” & “so” müssen
verschieden erklärt werden. | | |
| | L.L. / | | |
6.7.12.
Ein
‘Gefühl’c hat für uns ein
ganz bestimmtes Interesse. Und dazu
gehört ˇz.B. ‘Grad des Gefühls’(,
ein ‘Ort’) der, die
Übertäubbarkeit eines Gefühls durch ein
anderes.
| | |
| | L.L. | | |
“Kummer” beschreibt eine Art
ˇwiederkehrendes Muster im Lebenstepich.
Nun, zu diesem Muster gehört auch ein
Verlauf. Wenn der
Körperausdruck des Grames & der Freude
ˇbei einem Menschen, etwa mit dem Ticken eines
Metronoms, wechselten, so ergäbe das nicht das
Gram-
Freudemuster. (Das nicht daß Freude oder Kummer
ˇsei ein Benehmen sei.)
| | |
| | L.L. | | | Wer den eigenen Kummer
beobachtet, mit welchen Sinnen beobachtet er ihn? Mit
einem Sinn? Mit einem
der den Kummer fühlt? So fühlt
er ihn anders, wenn er ihn beobachtet? Und
welchen beobachtet er nun, den welche[n|r]
er nur hat während da ist, während
er beobachtet wird? – ‘Beobachten’
erzeugt nicht das beobachtete. (Das ist eine
begriffliche [f|F]eststellung.)
| | |
| | C | | | Aber ich kann doch
meinen Kummer beobachten. Ich frage mich
z.B. “Bin ich heute so
betrübt, wie gestern?” & antworte
darauf. 119
| | |
| | C | | | Ich sage (zu mir
selbst) z.B.: “Vor einem
Monat hätte ich noch nicht ohne Grauen daran denken
können.”
| | |
| | L.L. | | |
[7|8].12.
We[m|n] man abgerichtet
hätte beim Anblick von etwas Rotem einen bestimmten Laut
auszustoßen, beim Anblick von etwas Gelbem einen andern, &
so fort für andere Farben, von dem würde man dennoch nicht
sagen, er könne Gegenstände ihrer Farben nach beschreiben
ˇobwohl er uns zu einer Beschreibung verhelfen
könnte. Dazu
muß er Von dem aber, der | ˇUm zu beschreiben, muß er nach
irgend einer Projektionsregel
ein Bilder der von Farbverteilung⌊en⌋ im Raume machen
können. (Sprachsp
?)7
| | |
| | L.L. | | | Wer
z.B. seinen Blick in einem Zimmer schweifen
ließe, plötzlich fällt er auf einen Gegenstand von
auffallender roter Färbung & er ruft aus
“Rot!” – der hätte keine
Beschreibung gegeben, auch wenn er eine geben könnte. // Ich lasse meinen Blick in einem umherschweifen, plötzlich fällt er auf einen
Gegenstand von auffallender roter Färbung & ich “Rot!” –
damit habe ich nichts beschrieben; obgleich ich eine Beschreibung
geben könnte.
| | |
| | | | |
8.12.
Sind die Worte “Ich fürchte
mich” eine Beschreibung eines
Seelenzustandes? Es kommt drauf an, in welchem
Spiel sie stehen.
| | |
| | | | | Wir
setzen bei dem, bei dem der den Ausdruck
der höchsten Furcht gebraucht
ausdrückt,
ˇnatürlich gewisse physiologische Begleiterscheinungen
denn er soll ja ein Mensch sein. voraus |
Den schnellen Puls, den keuchenden Atem, vielleicht
auch erhöhten Blutdruck &
119 eine Reihe feinere,
schwerer beobachtbare des Nervensystems, alles das wieder begleitet
von ˇmanchen charakteristischen Gefühlen. Wenn
Einem der Angstschweiß ausbricht, dann hat er die
charakteristischen Empfindungen des Schwitzens.
| | |
| | | | | Und ferner: es ist wohl
möglich, daß der, welcher gewisse typische
ˇMienen Gebärden, Laute,
etc. der Furcht nachahmt, ⌊&⌋ eben
dadurch das eine oder andre typische Gefühl, welches diese
Gebärden unmittelbar erzeugen, erhält, –
daß dieser dadurch in seinem Körper andere der physiologischen
Furcht induziert
& mit diesen noch weitere Furchtempfindungen
erhält.
| | |
| | | | | Ja, es
kann auch sein, daß Furchtspielen Furcht
erzeugt. (Es muß nicht sein, es liegt nicht
im Wesen der Furcht.)
| | |
| | l.h./ | | |
9.12.
Das Sprachspiel der
Meldung kann so gewendet werden, daß die Meldung ˇuns
nicht Auskunft über den Gegenstand der Meldung geben
unterrichten soll, sondern über
den Meldenden. So ist es
z.B. wenn der Lehrer den Schüler
prüft. (Man kann messen um den Maßstab zu
prüfen.)
| | |
| | C | | | “Wenn mich
meine Sinne nicht täuschen, so kommt er dort.”
“Wenn ich mich nicht irre, so kommt er
dort.” Wie heißt davon die
Annahmeform?
| | |
| | C | | | Man kann sehr wohl sagen
“Mir scheint es, er käme, aber er kommt
nicht.”
| | |
| | L.L. / | | | Man kann
Sinnen mißtrauen
aber nicht sein dem eigenen Glauben.
120
| | |
| | / | | | Man kann sogar
sagen: “Es macht auf mich den Eindruck er
kommt, aber er kommt nicht.
| | |
| | L.L. ?/ | | |
Angenommen, ich führte einen Ausdruck,
z.B. “Ich glaube”, so
ein: Er soll dort der Meldung vorgesetzt werden, wo sie
dazu dient über den Meldenden Auskunft zu geben.
( braucht dem
‘Ich glaube’ keine Unsicherheit
anzuhangen.¥
•) Was hieße dann:
“Ich glaube, es ist so & es ist ˇnicht
so.”?
⍈↻ Bedenke
auch daß die Unsicherheit sich auch unpersönlich
ausdrucken läßt:
“Er dürfte heute
kommen.”
| | |
| | L.L. / | | | “Ich
glaube … ” beleuchtet meinen Zustand.
Es lassen sich aus dieser Außerung
schlüsse auf mein Verhalten ziehen.
Also ist hier eine Ähnlichkeit mit den Äußerungen der
Gemütsbewegung der Stimmung etc.
| | |
| | | | | Gäbe es ein Verbum
“Zu glauben scheinen” dann fehlte ihm eine
sinnvolle erste Person im des
Indicativ Präsentis.
(Unserm Worte “träumen” könnte sie
auch fehlen.) | | |
| | / | | | 10.12. Das beste Beispiel für einen
Ausdruck in ganz bestimmter Bedeutung ist eine Stelle in einem
Drama.
| | |
| | | | |
Moore hat mit seinem Paradox in ein philosophisches
Wespennest gestochen; & wenn die Wespen nicht gehörig
aufgeflogen sind, so ist es nur, weil wie zu träg
waren.
| | |
| | / | | | Die augenblickliche
Bewegung. Wer eine 120 Bewegung sieht, sieht überhaupt
nicht Lagen in Zeitpunkten // die Lage in einem
Zeitpunkt // . Er könnte sie nicht
[A|a]bbilden, nachahmen.
| | |
| | / | | | “Ich
glaub⌊t⌋e damals die Erde sei eine Scheibe.”
Ein Glaube ˇhat einen Grund, einen die
Erfahrungen, Berichte, Beziehungen auf denen die er
fußt. Er steht auf einem Boden.
| | |
| | | | | Die Linie “Er ist
“X ist (darüber) im
Irrtum” hat keinen reellen Punkt für X =
ich. Die Linie taucht hier in's
Dunkel.
| | |
| | | | | Man kann
fragen: Ist
der ein Zustand, den ich aus
Äußerungen
ˇdes Menschen wirklich
derselbe ˇwie der⌊,⌋ den einer auf diese
[w|W]eise nicht erkennt? Und die Antwort ist
eine Entscheidung.
| | |
| | | | | Das Phänomen, wovon wir reden, ist das
Aufleuchten des Aspekts.
| | |
| | | | |
Man sagt sich z.B. “Es
könnte auch das sein” (gibt eine neue
Deutung & der Aspekt mag aufleuchten.
| | |
| | L.L. / | | | 11.12. Zwei Verwendungen von
“sehen”. Die eine:
“Ich sehe dies” – wobei ich
auf eine Beschreibung anspiele, oder auf ein Bild, eine Kopie
zeige. Die andre: Damit mag ich
einem Andern mitteilen: dort, wo seine Blicke nicht hinreichen
befinde sich das & das. // zeige.
Die Meldung des Beobachters: dort wo die Blicke des
Andern nicht hinreichen, befinde sich das &
das. // Ein Beispiel der andern Verwendung;
“Ich sehe eine Ähnlichkeit in diesen beiden
Gesichtern”. Der, dem ich die Mitteilung
mache, 120 mag die Gesichter so deutlich sehen,
wie ich.
| | |
| | L.L. | | | Der Eine
könnte die Gesichter genau
portraitieren, der Andre
Ähnlichkeit in ihren
ˇBildnissen sehen, die der erste nicht
sah. // , der Andre in
Bildnissen ihre
Ähnlichkeit bemerken, die der erste nicht
sah. //
| | |
| | ? L.L. | | | zwei Gesichter, (vielleicht auf einem
Bild) dies
sich nicht ändern, betrachten | : auf einmal leuchtet
Ähnlichkeit . Ich nenne diese Erfahrung das Aufleuchten eines
Aspekts.
| | |
| | L.L. / | | | Seine Ursachen
interessieren den Psychologen, oder Physiologen, nicht
mich.
| | |
| | L.L. / | | | Uns
interessiert der Begriff & seine Stellung in den
Erlebnisbegriffen. Erfahrungsbegriffen. |
| | |
| | C | | | Man kann
das Aufleuchten des Aspekts hervorrufen, indem man
z.B. gewissen Linien des Gesichts (mit dem
Blicke) folgt.
| | |
| | C | | | Was ist der
charakteristische Ausdruck des Aufleuchtens? Wie weiß
ich daß jemand diese Erfahrung hat? – Der
Ausdruck ist ähnlich der der Überraschung.
| | |
| | v / | | | Ein
Aspekt leuchtet auf & verhallt. Soll er uns
bewußt bleiben, so müssen wir ihn immer wieder
anschlagen.
| | |
| | / l.h. | | | Ich sehe
ˇplötzlich die Lösung eines Vexierbilds.
Wo früher Äste & Zweige waren
hängt ˇist jetzt eine
menschliche Gestalt ein Mensch | . Mein Gesichtseindruck hat sich
geändert, & ich erkenne ˇjetzt daß er nicht
nur Farbe & Form, sondern auch eine ganz bestimmte
Organisation & eine andre hat // hat. // | – Mein
Gesichtseindruck hat sich geändert; – wie war er
121 früher; wie ˇist
er jetzt. – Stelle ich ihn Will ich
ihn durch eine genaue Kopie dar – und ist das keine gute
Darstellung? – so zeigt sich keine Änderung.
| | |
| | L.L. | | | Und sag
nur ja nicht “Mein Gesichtseindruck ist
doch nicht die Dar Zeichnung!
er ist dies, was ich niemand zeigen kann.”
Freilich ist er nicht die Zeichnung, aber auch nichts von der
gleichen Kategorie, das ich in mir trage.
| | |
| | | | | Kann also die Kopie den Aspekt nicht
wiedergeben? – Man nennt sehr verschiedenes
“Kopie”. – Die Art des Kopierens
den gesehenen Aspekt
anzeigen. Sie kann ˇz.B.
‘Zusammengehöriges’
zusammennehmen. Auch die ˇbesondern
Fehler die [e|E]iner beim Kopieren macht
können den Aspekt den er sah anzeigen.
| | |
| | L.L. / | | | Der Begriff
des ‘innern Bildes’ ist irreführend, denn
das Vorbild dieses Begriffs ist das äußere Bild,
& doch ist die Anwendung des ersten
eine andere als die Anwendung des zweiten sind
ihre Anwendungen ganz verschieden // ihre
Anwendungen nicht
als die von ‘Zahlzeichen’ &
‘Zahl’. Wer die Zahl
ˇz.B. das ‘ideale
Zeichen’ nennen
wu
ˇeine ähnliche Verwirrung
anrichten. // // , & doch sind
die Verwendungen einander nicht ähnlicher dieser |
Begriffe so unähnlich wie die von ‘Zahlzeichen’
& ‘Zahl’. (Wer die Zahl
ˇetwa das ‘ideale Zahlzeichen’ nennen wollte,
könnte damit eine ähnliche Verwirrung
anrichten.) //
| | |
| | L.L. | | | Wer die Organisation des
Gesichtseindrucks mit Formen & Farben zusammenstellt, geht vom
Gesichtseindruck als einem innern Gegenstand aus. Dieser
Gegenstand wird 122 dadurch freilich freilich dadurch | ˇein
Unding. ein seltsamc
Gebildec. Denn die Ähnlichkeit mit dem Bild
ist nun gestört.
| | |
| | | | |
Wer eine Reihe äquidistanter Punkte als Reihe von
Punktpaaren sieht deren innere Entfernungen kleiner sind als die
äußeren, der kann sagen, er sieht die Reihe in besondrer
Weise organisiert, denn die Kopie, die das Bild, das |
er von der Reihe entwürfe hätte eben eine besondere
Organisation. Es könnte sich ja hier auch um einen
Irrtum handeln: er hält die Reihe für so
organisiert.
| | |
| | | | | Die
Organisation: das sind etwa die räumlichen
Beziehungen. Die Darstellung Beziehungen im Gesichtseindruck sind
räumliche Beziehungen in der Darstellung des
Gesichtseindrucks. Die Änderung des Aspekts
kann sich durch eine Änderung räumlicher
Beziehungen in der Darstellung des Gesehenen darstellen.
Beispiel: die Aspekte des Würfelschemas.
Die gezeichnete Kopie ist immer die [G|g]leiche, die
räumliche verschieden.
| | |
| | L.L. | | | Der Begriff der
Darstellung des Gesehenen, der Kopie ist sehr dehnbar, &
daher auch der mit ihm der Begriff des
Gesehenen. Aber die beiden hängen innig
zusammen. (D.h.
natürlich nicht, daß sie einander
ähnlich sind.)
| | |
| | | | | ∣ Im Geistigen läßt sich
ein Unternehmen ˇmeißtens nicht
fortsetzen, soll auch gar nicht fortgesetzt werden. Diese
Gedanken düngen den Boden für neue
Gedanken.| // für eine neue
Saat. //
| | |
| | C | | | Wer bei der Betrachtung
des Würfelschemas sich so ausdrückte:
“Ich 122 sehe jetzt einen Würfel in
dieser Lage, jetzt einen in
dieser.” – der könnte sehr
Verschiedenes . Etwas
Subjektives etwas
Objektives. D Seine Worte
ˇallein lassen das nicht erkennen. – Der
Bericht des Aspektwechsels hat wesentlich die Form eines
Berichts über den wahrgenommenen Gegenstand.
Aber seine weitere Anwendung ist verschieden. // Aber in der Anwendung gehen auseinander. //
| | |
| | C | | | Ist der Aspekt eine
Art Organisation, & die Organisation vergleichbar den
Charakteristiken der Form & Farbe, dann der Wechsel des Aspekts wie Wechsel der scheinbaren Farbe.
| | |
| | ? / | | |
Die Farben &
Formbegriffe müssen ‘Farbe’ &
‘Form’ muß | objektiv gelernt werden.
Der Ausdruck des Aspekts folgt dann dem Ausdruck der Wahrnehmung,
wie der der Vorstellung dem der Wahrnehmung.
Aber hier muß man sich ˇdaran erinnern, daß die
ˇvisuelle Vorstellung sich nicht immer durch die Beschreibung
eines Gesichtseindrucks darstellen läßt. Ich
kan sage ich stelle mir
ˇz.B. eine ˇgeschlossene Schachtel
vor, aber das Bild der geschlossenen Schachtel
könnte manches [A|a]ndere auch darstellen.
(Es Dies erinnert an den Ausdruck in
der Traumerzählung: “Und ich wußte,
daß …”)
| | |
| | ∫ | | | Das Sehen des
Aspekts eine Willenshandlung. Man kann Einen
auffordern: Schau es jetzt so an.
Trachte die Ähnlichkeit
12.12.
wieder zu sehen. Höhr das Thema so
etc. Aber ist damit das Sehen eine
Willenshandlung? nicht vielmehr die Art des Anschauens
die dies Sehen hervorruft? Ich kann
z.B. das b
Würfelschema so sehen, indem ich den Blick auf
diese 123 Kanten besonders richte.
Wenn ich es tue, dann folgt das Umschlagen des Aspekts.
Hier weiß ich wie ich es
herbeiführe. Anderseits, wenn ich
so & so
betrachte so bin ich mir dessen nicht bewußt.
| | |
| | L.L. / | | | Der
Aspekt ist vom Willen abhängig. Darin gleicht er der
Vorstellung.
| | |
| | C | | | Aber es ist doch auch
die ˇvisuelle Wahrnehmung vom Willen
abhängig! Schau ich genauer hin, so sehe ich
etwas anderes, & ich kann den andern Gesichtseindruck
ˇnach [w|W]illkürlich
hervorrufen. Das macht den Eindruck freilich nicht zu einem
Aspekt – aber ist er nicht ˇauch vom Willen
[ä|a]bhängig?
| | |
| | | | | [Hier endet vielleicht diese gute
Periode.
| | |
| | C | | | Wer eine Figur immer als
ein Druck-F aufgefaßt hat,
braucht nie die Erfahrung gehabt haben, deren
Ausdruck die die die | Worte “Jetzt seh ich's als
ein F”
. Dieser Aspekt
mußte nicht ‘aufgeleuchtet’
haben
| | |
| | C | | | Wer das
H.-E. Bild
betrachtet & über den Gesichtsausdruck des
H. nachdenkt, etwa trachtet,
das richtige Wort dafür zu finden, der
das Bild im
H-Aspekt aber dieser
H-Aspekt leuchtet nicht auf.
Ist es aber richtig zu sagen dieser sehe das Bild
die ganze Zeit in diesem Aspekt? Nun er beschreibt,
was er sieht als 123 einen
H-Kopf, denn so
redet er z.B. über das was er
sieht.
| | |
| | L.L. / | | | Frage Dich nun
nicht “Wie geht es mit
mir?” Frage “Was
weiß ich vom Andern?”
| | |
| | v | | | Frage Dich nicht
“Seh ich es in so einem
Fall?” – sondern “Was macht mich
sagen, er sieht es in
Fall?”.
| | |
| | L.L. / | | | Hörte ich
Einen über das H-E
Bild reden, & jetzt in gewisser Weise über den
besonderen Ausdruck des H-Gesichts, so
würde ich sagen “Er betrachtet das Bild
jetzt als
H Kopf”,
oder “im
H-Aspekt”.
| | |
| | v | | | Die
größte Gefahr ist, hier sich selbst beobachten
wollen.
| | |
| | v | | | Wenn ich sage
“Diese beiden schienen mir auch keine Ähnlichkeit
miteinander zu haben”, kann ich einen stärkern
Ausdruck dafür gebrauchen, daß ich jedesmal etwas andres
sah?
| | |
| | L.L. / | | | Er sieht
z.B. zwei Bilder in dem einen den
H.-E. Kopf umgeben von Hasen,
im andern von Enten. Er bemerkt die Gleichheit
nicht. Folgt daraus daß er
beidemale etwas andres
sieht? – Dies gibt uns einen Grund,
es zu sagen // Es gibt uns einen Grund diesen
Ausdruck hier zu gebrauchen.
| | |
| | C | | | Und wie ist es mit
Äußerung “Ich hab
es ganz anders gesehen!”? Nun
die zeigt ˇetwa, daß einem dieser Begriff naheliegt // hier naheliegt // & das ist auch
begreiflich.
124
| | |
| | | | | Ich hatte es
also so
‘gesehen’, obwohl dieser Aspekt nie aufgeleuchtet
hatte.
| | |
| | ? | | |
Und wie vergleicht sich nun dieses ˇ ‘so-sehen’ mit Farben
& Formen? Hatte also mein Gesichtsbild
immer: diese Farben, diese Formen, diese Organisation?
Soweit ist es ja nur eine Ausdrucksform; aber wie ähnlich sind
diese Begriffe? •
| | |
| | C | | | Du hattest
gelernt: das ist ‘rot’;
das ist rund, das ist ein
Hase‘.
•
| | |
| | L.L. / | | | Man kann
natürlich sagen “Es gibt gewisse Dinge, die sowohl
unte[n|r] den Begriff ‘Bildhase’ als
‘Bildente’ fallen. Und so ein Ding ist
ein Bild, eine Zeichnung. – Aber der
Eindruck ist nicht zugleich der von einer Bildente &
von einem Bildhasen.
| | |
| | v ? / | | | Ich lernte
nun die Begriffe ‘rot’, ‘rund’,
‘Bildhase’, ‘Bildente’ –
soweit sind sie ungefähr auf einer Stufe.
Ich kann sie an Mustern lernen.
| | |
| | v / | | | Ein Bildhase
ist so etwas: & nun zeige ich
Beispiele. Eine Bildente ist also etwas anderes
wenn auch im Beispiel das gleiche
wäre ist.
| | |
| | L.L. | | | Wenn ich also den
H-E. Kopf als
H. soß sah ich: Diese Form & Farbe diese Farbe,
diese Form | (ich
gebe sie genau wieder zeichne sie genau |
– & außerdem noch so etwas: dabei nun zeige ich
eine [m|M]enge verschiedener
H. Bilder.
Diese Demonstration zeigt die Das zeigt die |
Verschiedenheit der Begriffe
| | |
| | L.L. | | | “Ich habe es
ganz anders gesehen, ich hätte es nie
erkannt!” Nun das ist ein Ausruf. Und
er hat auch eine Rechtfertigung.
| | |
| | | | | Du hättest es all diese Zeit durch dieses
Gesicht (die Imitation eines Hasen) 124 kopiert, also sahst Du es doch in
einem Sinne so.
| | |
| | | | | Und wenn ich's nun einmal als
H (&) einmal als
E sehe so sehehe
ichs so, &
so[,| (] wobei ich jedesmal ein andres Tier
nachmache & in andrer Richtung
schaue.).
| | |
| | | | |
Von wem sagt man er genieße den sprechenden Ausdruck dieses
Bilds? Nun, wer es so anschaut so & so
darüber redet, so darauf reagiert!
| | |
| | ? / | | | Ich habe es immer
als Haar gesehen könnte sogar heißen: es war für
mich immer ein Hase, ich habe immer dazu wie zu einem Hasen
gesprochen. Ein Kind tut dies. Ich hab es
immer als Hasen behandelt heißt das.
| | |
| | ? / | | | Wenn nun
das Kind das Hasenbild als einen wirklichen Hasen behandelt, zeigt das
etwas über die Organisation des Gesichtsbilds?
E Ist das ein Beweis, daß das Kind
nicht nur Farben & Formen sieht?
| | |
| | C | | | Und nun der
Aspektwechsel. Das Erlebnis des neuen
Aspekts. Oder: des Erscheinens des
Aspekts. Und sein Ausdruck ein Ausruf. Ein
H! etc.
| | |
| | L.L. / | | |
“Du würdest doch sagen, daß sich das Bild
jetzt gänzlich geändert hat!”
| | |
| | L.L. / | | | Aber
was ist anders: mein Eindruck? Meine
Stellungnahme? – Kann ich's sagen?
– Ich beschriebe die Änderung, wie
eine der Wahrnehmung; ganz als hätte sich der Gegenstand vor
meinen Augen geändert. 125
| | |
| | v ? / | | |
W
Denk Dir den
H-E
Kopf ausgeschrieben
& ein Kind behandelt ihn als Puppe, einmal so,
einmal so.
| | |
| | L.L. / | | |
Ic Man zeigt mir einen Bildhasen
& fragt mich was das sei; ich sage “Das ist ein
H” Nicht “Das
ist jetzt ein H.”.
Ich teile die Wahrnehmung mit. Man zeigt mir den
H.-E.
& fragt mich
was das sei; da kann ich sagen “das ist der
H-E
Kopf”.
Aber ich kann auch ganz anders
reagieren. – Im Sage ich es sei der
H.-E. Kopf so ist es wieder die
Mitteilung der Wahrnehmung; sage ich aber “Jetzt
ist ein H, dann nicht. Hatte ich
gesagt “Es ist ein Hase”, so hätte ich
die Doppeldeutigkeit nicht bemerkt & hätte die
Wahrnehmung berichtet.
| | |
| | C | | | Ist aber nicht auch dann
ein Unterschied zwischen dem ersten “Jetzt ist es
ein Hase” & dem tr nun
entstehenden Aspekt?
| | |
| | ∖C | | |
13.12.
Eine fleckige
Wand; & ich beschäftige mich damit, Gesichter in ihr zu
sehen; aber nicht um die Natur des Aspekts zu studieren, sondern weil
mich jene Gestalten interessieren & das
Verhängnis, das mich von einer zur andern führt.
Aspekte leuchten immer wieder auf, andre vergehen,
manchmal starre ich wie blind auf die Wand.
| | |
| | ∖C | | |
Unter dem Flecken könnte auch das Doppelkreuz & der
H.-E. Kopf sein & sie
könnten wie die andern & mit ihnen in verschiedenen
Aspekten gesehen werden.
| | |
| | ? / | | | Der Aspekt scheint
zur Struktur der innern Materialisation zu gehören.
125
| | |
| | / C | | |
Wir lernen Sprachspiele. Wir lernen
Gegenstände nach ihren Farben ordnen, die Farben von
Dingen melden, Farben erzeugen, Formen vergleichen, messen,
etc. etc. – Lernen wir nur
sie uns vorstellen?
| | |
| | | | |
Es gibt ein Sprachspiel: “Melde ob (auch
“wie oft” & “wo”) diese
Figur in jener vorkommt.” Was Du meldest ist eine
Wahrnehmung.
| | |
| | | | | Man
könnte also auch sagen: “Melde ob hier ein
Spiegel-F vorkommt”,
& es kann einem plötzlich auffallen. Dies
könnte von großer Wichtigkeit sein.
| | |
| | v / | | | Die Meldung
aber “Jetzt seh ich's als … ”
meldet keine Wahrnehmung.
| | |
| | L.L. / | | | “Du
kannst dabei einmal an das denken, einmal an das,
es einmal so ⌊es⌋ als das
ansehen, einmal als dascˇ andre, &
dann wirst Du's einmal so sehen, einmal
so.” Wie denn? Es gibt ja
keine weitere Bestimmung.
| | |
| | | | | Ich kann die Aspekte des
F wechseln
& mir keiner andern Willenshandlung dabei bewußt
sein.
| | |
| | L.L. / | | |
⌊Es ist nützlich in diesen Betrachtungen
den Begriff ‘Bild-Hase’
etc einzuführen.⌋ Ein
sehr nützlicher Begriff ist in diese[n|r]
Betrachtungen der Begriff des Bild-Hasen, des
‘Bild-Menschen’ etc.
Ein Bild-Gesicht, z.B., ist die
Figur
| | |
| | L.L. / | | | “Ich
sehe ja jetzt das” könnte ich sagen.
Es ist die Meldung einer neuen Wahrnehmung. // Es ist die Form der Meldung einer neuen
Wahrnehmung. //
126 | | |
| | | | |
Wie ˇaber, wenn ich erst das Wahrgenommene genau zeichnete;
dann sagte: “Ich sehe jetzt es ist ein
Hase”, oder “Ach, es ist ein
Hase!” Nun äußere ich ein Erlebnis zur
[z|Z]eit des Ausrufs. | | |
| | ? / | | | 14.12. Das Wahrnehmen der internen
Relation & das Aufleuchten des Aspekts der
internen Relation. Wer den
H.-E. Kopf zuerst immer als
H gesehen hat &
ih[m|n] dann einmals als
E sieht, der mag dadurch lernen daß ein
H-Kopf &
ein E-Kopf die
gleiche Kontur haben können. Das kann ˇunter
bestimmten Umständen eine wichtige Entdeckung sein.
(Ich denke an eine Chiffre in der ein Hasenkopf ein Zeichen
ist.) – Aber das Aufleuchten des
H-Aspekts ist nicht das Wahrnehmen jener
Relation. Wäre es nicht möglich, daß
Einer sie wahrnimmt, ohne das Umschlagen des Aspekts
erleben zu können, oder das Aufleuchten?
| | |
| | C | | | 15.12. Einmal heißt es:
“Was ich vor mir habe, ist das
[Kopie].” Ich kann es auch als einen
Hasen beschreiben.” – Das
andremal: Früher sah ich
etwas andres, jetzt einen Hasen.
| | |
| | L.L. / | | | Der Ausdruck
des Aspektwechsels ist der Ausdruck einer neuen Wahrnehmung
zugleich mit dem Ausdruck der unveränderten
Wahrnehmung.
| | |
| | ? / | | | Die Kopie
beschreibt das Wahrgenommene die Wahrnehmung |
gänzlich. Das Modell, worauf ; das
◇◇◇ auf das ich außerdem nebenher // auch // noch
zeige , eine Art
meiner Anschauung; man . Man könnte
also auch sagen: das Seherlebnis. – Als
ˇeine Meldung der Wahrnehmung ist die Kopie ˇdann
genauer⌊.⌋ als das Modell. Wenn aber der
Aspekt aufleuchtet, dann ist der Ausdruck davon
ˇ(das Zeigen aufs Modell z.B.)
wesentlich der Ausdruck einer neuen Wahrnehmung.
126 So also, als
müßte diesem Ausdruck jetzt eine neue Kopie
entsprechen. Was aber nicht der Fall ist.
| | |
| | ? / | | | Ich
frage: “Was siehst Du?” Der
Andre fängt an zu zeichnen; dann gibt er's auf
& sagt “Ich kann's nicht gut
zeichnen; es ist ein sitzender Hase.” Darauf
könnte ich vielleicht seine Zeichnung verbessern.
| | |
| | | | | “Ich sehe einen
. Und das ist
genau, was ich sehe [& jetzt zeichne
ich's]”.
| | |
| | L.L. / | | | Ist nun die
Kopie eine
unvollstandi kommene
Beschreibung meines Seherlebnisses? Nein.
Es kommt doch auf die Umstände an, welche näheren
Bestimmungen ich zu machen brauche. Es kann
ˇeine unvollkommene ˇsein; wenn eine Frage
übrigbleibt. (Beispiel:
Würfelschema.)
| | |
| | ? / | | | Also mag das
Zeigen auf's Modell, noch außer der Kopie, zur
Beschreibung des Seherlebnisses gehören. Zur
Beschreibung der visuellen Wahrnehmung gehört es dann
nicht.
| | |
| | C C | | | 16.12. Wenn ich weiß, daß es
verschiedene Aspekte des Würfelschemas gibt, kann ich den
Andern, um von ihm zu erfahren, was er sieht,
das
Würfelschema nicht nur abzeichnen lassen, außer dies nicht nur zeichnen lassen | sondern
ˇihn außerdem auch noch auf einen Würfel zeigen lassen;
auch wenn er gar nicht weiß . Mir beschreibt es, was er
sieht.8
Beim
Aspektwechsel aber verschiebt sich's. Es wird das
der einzig mögliche Erlebnisausdruck, was früher
vielleicht nach der Kopie eine Un unnütze
Bestimmung schien.
127
| | |
| | L.L. / | | | Wenn ich
weiß, daß es verschiedene Aspekte des Würfelschemas gibt,
kann ich den Andern, um zu erfahren, was er sieht, außer
Kopie auch noch ein Modell des Gesehenen
herstellen, ˇoder zeigen lassen; auch wenn er gar
nicht weiß, was diese
soll.
Beim Aspektwechsel aber verschiebt sich's. Es
wird das der einzig mögliche Erlebnisausdruck, was früher
nach der Kopie vielleicht eine unnütze Bestimmung schien,
oder (auch) war.
| | |
| | L.L. | | | Und das allein
eliminiert ˇfür uns den Vergleich der
‘Organisation’ des Gesichtseindrucks’
& mit Farbe & Form. // Und das allein tut den Vergleich der
‘Organisation’ des Gesichtseindrucks’
mit der Farbe & Form im Gesichtsausdruck für
mich ab. //
| | |
| | | | |
∣ So bist Du also ein schlechter
Philosoph, wenn, was Du schreibst, schwer verständlich
ist. Wärest Du besser, so würdest Du das Schwere
leicht verständlich machen. – Aber wer sagt,
daß das möglich ist?!
[Tolstoy.] ∣
| | |
| | / | | |
∣ Ja, ich gestehe, nichts scheint mir möglicher, als daß
die Menschen einmal zur bestimmten Ansicht kommen werden, dem
einzelnen Gedanken, der einzelnen
Vorstellung, oder [e|E]rinnerung, entspreche
keinerlei Abbild im Physiologischen, im
Nervensystem.
| | |
| | / | | | Wie wäre es, wie
sähe es aus, wenn der Aspekt gänzlich der Willkür
entzogen wäre?
| | |
| | | | |
Heißt “den Aspekt sehen”: die interne
Relation wahrnehmen? Was spricht in mir
127 dagegen?
| | |
| | L.L. / | | | Wer
einer Figur (1) andern (2) sucht, & sie dann findet,
der sieht (2) nun anders, kann man sagen. // ,
der sieht damit Weise. // Er kann
nicht nur eine neue Art der Beschreibung von ihr geben, sondern
jenes Bemerken war ein neuer
Sinneseindruck. // ein neues
Seherlebnis. //
| | |
| | L.L. | | | Aber es muß nicht
geschehen, daß er sagen möchte: “Die
Figur (2) sieht nun ganz anders aus, sie hat auch keine
Ähnlichkeit mit der frühern; obwohl sie mit ihr
kongruent ist!”
| | |
| | | | | “Das innere Bild hat Farben, Formen, &
überdies eine bestimmte Organisation.” Daraus
würde folgen: es schaut so aus, & nicht
so aus.
| | |
| | ? / | | | Du
bemerkst eine Organisation des Objekts (des
Gegenstands der Wahrnehmung). Oder vielmehr:
Du bemerkst etwas an seiner Organisation; einen Zug dieser
Organisation.
| | |
| | | | | Das
Bemerken ist ein Seherlebnis.
| | |
| | ? / ? / | | | Man
kopiert die Farbe & die Form. Man zeigt ein Muster
der Farbe & Form. Man zeigt kein Muster des Aspekts der
Organisation | des Gesichtseindrucks.
| | |
| | v ? / | | | Aber man
könnte etwa sagen: “Um den Eindruck zu
erhalten, den ich habe, mußt Du auf diese Figur schauen,
insbesondere auf diesen Teil, & so, daß Dir dies
an ihr auffällt. Aber man tut das
nicht⌊.⌋ , man beschreibt auch bei
So etwas nennt man nicht “den Gesichtseindruck
beschreiben”, wie man auch zu diesem Zweck nicht vorschreibt,
wie
128 des Andern über
den Gegenstand zu wandern hat. Das zeigt uns
“Gesichtseindruck” etwas wie
“Gesichtsbild” bezeichnen soll, &
dies etwas einem Bild verwandtes.
| | |
| | L.L. / | | |
Frag[test|st] Du mich, was ich gesehen habe, so werde
ich vielleicht
herstellen können, es
zeigt, aber daran, wie mein Blick gewandert ist, werde ich mich in den
meißten Fällen überhaupt nicht
erinnern.
| | |
| | C ∖ | | |
Der Farbe des Objekts entspricht die Farbe im Gesichtseindruck, der
Form des Objekts die Form des im
Gesichtseindrucks. Aber der Organisation des
Objekts entspricht nicht der Aspekt des Gesichtseindrucks, denn
der kann sich ändern, während die gleiche
Organisation betrachtet wird. Im Aspekt bemerke ich einen
Zug der Organisation.
| | |
| | L.L. / | | | Der Farbe des
Objekts entspricht die Farbe im Gesichtseindruck.
([D|d]ies Fließpapier
scheint mir rosa, & es ist rosa.) – der
Form des Objekts die Form des im Gesichtseindruck
(es scheint mir quadratisch rechteckig,
& es ist rechteckig) – aber was ich im Aufleuchten wahrnehme im
Aspekt sehe | , ist nicht eine
Eigenschaft des Objekts, es ist eine interne Relation zwischen
ihm & andern Objekten.
| | |
| | L.L. / | | | Denk Dir den
H.-E. Kopf in einer Menge von
Strichen versteckt. Einmal bemerke ich ihn in dem Bild & zwar einfach als
H.. Später
einmal schaue ich das gleiche Bild an & bemerke
die gleiche Linie, aber als E.,
& dabei brauche ich noch gar nicht zu wissen, daß es
beidemale Linie
. Wenn ich später nun den
Aspekt wechseln sehe, kann ich 128 sagen daß dabei die Aspekte
H. &
E. ganz anders gesehen
w[u|e]rden, als da ich sie einzeln im Gewirr der
Striche ?
Nein. Aber der Wechsel ruft ein Staunen hervor,
den das nicht
hervorrief.
| | |
| | | | | (Ich
mache scheinbar ‘Gedankenexperimente’.
Nun, es sind eben keine Experimente. Viel eher
Rechnungen.) •
| | |
| | | | |
17.12.
Der Aspekt leuchtet nur auf, er bleibt nicht stehn , bleibt (aber)
nicht stehen | .
das muß eine
begriffliche Bemerkung sein, keine psychologische.
Der Ausdruck ˇdes Sehens des Aspekts ist der
ˇAusdruck der neuen Wahrnehmung.
•
| | |
| | ? / | | | Der Ausdruck des
Aufleuchtens des Aspekts ist: “Jetzt ist es
das – jetzt ist es das. Der
Ausdruck des Bemerkens des
H-Kopfes in dem
Gewirr ist:
“Es ist hier ein
H-Kopf.”
Wir hatten etwas nicht bemerkt & bemerken es jetzt; daran
ist nichts Paradoxes. Wir wollen nicht sagen: das
Alte sei [V|v]erschwunden, – es sei etwas
Neues da; & doch ganz das Alte.
| | |
| | | | | “Jetzt ist es
das” sagt man nicht vor dem ersten
Wechsel des Aspekts.
| | |
| | L.L. / | | |
18.12. Die zaghafte
Behauptung ist nicht eine Behauptung der Zaghaftigkeit.
| | |
| | C C / | | |
Denk an den zaghaften Befehl.
| | |
| | L.L. | | | Und man muß sich
ˇdavor hüten zu sagen: “
“Es dürfte regnen” heiße
eigentlich “Ich glaube, es wird
regnen”. Warum dann nicht
umgekehrt? // Warum soll es dann nicht
umgekehrt sein? //
| | |
| | / / | | | Die
Aristotelische Logik
den Widerspruch als einen
Unsatz, der aus 129 der Sprache ausgeschlossen wird. auszuschließen
ist. | Nun, es
gibt Sie
behandelt aber nur Diese Logik aber behandelt nur | ein ganz kleines Gebiet der Logik unsrer
Sprache. (Es ist, als wäre die
das erste ˇSystem der
[g|G]eometriesche Untersuchung eine Trigonometrie gewesen; & als
glaubten wir nun, (die) Trigonometrie sei der
eigentliche Grundstock, wenn nicht vielleicht sogar die ganze
Geometrie.)
| | |
| | L.L. | | | Betrachte nicht die
zaghafte Behauptung als Behauptung der Zaghaftigkeit.
| | |
| | L.L. ?/ | | |
“Ich bemerke die Ähnlichkeit der Beiden
ˇvielleicht fünf Minuten lang.” –
Das hieße: sie fiel mir fünf Minuten lang auf, Das sagt man etwa wenn sie sich andeuten, ich
besch sie beschäftigten mich 5
Min. lang, ich mußte an
sie während dieser Zeit immer wieder an sie denken.
// “Sie fiel mir nur für
fünf Min. auf, dann nicht
mehr.” “Die Ähnlichkeit
verblüffte mich fünf Minuten lang. Ich mußte
immer wieder ausrufen …” Das heißt
nicht: ich beobachtete sie 5 Minuten lang, dann
verschwand sie. “The similarity struck
me for 5 min.”
“Die Ähnlichkeit verblüffte mich 5
Min. lang.”
Danach vergaß ich sie. bemerkte ich sie nicht mehr.” |
| | |
| | / | | | Ich beobachtete diese
Ähnlichkeit für 5
Min.” würde
heißen: Ich beobachtete d[as|ie] sich
ändernden Gesichter auf ihre Ähnlichkeit hin.
| | |
| | | | | ∣ ∣ Philosophy
serves to remove misconceptions. ∣ [Die Rolle
der Philosophie im Denken über die Religion.]
| | |
| | | | | Die Organisation des
Gesichtsbildes: das gehört zusammen,
das nicht. Organisiert wird also durch ein
Zusammennehmen & 129 ein Trennen. Nun, beim
Zeichnen kann man das z.B. tun.
| | |
| | L.L. | | | Es gibt sehr
verschiedene Arten der ‘Aspekte’.
Eine Art könnte man “Aspekte der
Organisation // “Organisationsaspekte”
nennen.
| | |
| | L.L. | | | Die Linien hängen
änders zusammen. Was früher
zusammengehörte, gehört jetzt nicht zusammen.
| | |
| | L.L. | | |
20.12. Ich konnte also den
H.E.-K.
von vornherein als
Bild-H
sehen. D.h. gefragt:
“Was ist das?” oder Was siehst Du
da?’ hätte ich die Antwort
gegeben geantwortet | “Einen
Bild-H”.
Hätte man mich weiter gefragt, was ein
sei, so
hätte ich zur Antwort Erklärung auf
verschiedenec Hasenbilder, auf wirkliche Hasen zeigen
,
ˇhätte von dem Leben dieser ˇTiere reden,
sie nachmachen
können.
| | |
| | L.L. | | | Ich hätte nicht
gesagt “Ich sehe das als
B.-H.” oder
“Ich sehe das jetzt als
B.-H.” Ich
hätte einfach die Wahrnehmung beschrieben; nicht anders als
wären meine Worte gewesen hätte ich gesagt |
“Ich sehe dort einen roten Kreis”.
Dennoch hätte ein Andrer von mir sagen können
“Er sieht diese Figur als
H.”
| | |
| | L.L. | | | 21.12. Zu sagen “Ich sehe das
jetzt als … ” hätte für mich sowenig
[s|S]inn gehabt als beim Anblick meiner
hundert Semmel Messer & Gabel die Worte einer Flasche Wein | zu sagen
“Ich sehe das jetzt als ”. Man würde diese
Außerung nicht verstehen.
“Ebensowenig wie die Äußerung
ˇaus heiler Haut “Das
Jetzt ist jetzt es für mich eine Flasche” oder
ˇauch diese Das kann auch
eine Flasche sein.”
| | |
| | C | | | Man könnte auch
normalerweise nicht sagen “Ich halte das für
Messer & Gabel”. 130
| | |
| | C | | | Ich halte bei
Tisch sowenig etwas für Messer & Gabel, als ich beim
Essen zu essen versuchte, oder trachte.
| | |
| | L.L. / | | | Man hält
auch nicht was man ˇbei Tisch als Messer & Gabel
erkennt, für Messer & Gabel;
Sowenig wie man beim Essen für
gewöhnlich zu essen versucht, oder zu essen
trachtet.
| | |
| | | | |
22.12.
∣ Das größte Glück des Menschen ist die
Liebe. Angenommen, Du sagst vom
Schizophrenischen: er liebt nicht, er kann nicht lieben,
oder er will nicht lieben – wo ist der
Unterschied?!
| | |
| | | | |
∣ “Er will nicht … ” heißt: es
ist in seiner Macht. Und wer will das
sagen?!
| | |
| | | | |
∣ Wovon sagt man denn “es ist in meiner
Macht”? – ˇMan sagt es wo man einen
Unterschied machen will. Dies Gewicht kann
ich heben will's aber nicht heben; jenes kann ich
nicht heben.
| | |
| | | | |
∣ “Gott hat es befohlen,
also muß man's tun können. Das heißt
gar nichts. Hier ist kein
‘also’. Die beiden
ˇAusdrücke könnten höchstens das
gleiche bedeuten.
| | |
| | | | | ∣ “Er hat es befohlen”
heißt hier ungefähr: Er wird strafen, wer es nicht
tut. Und daraus folgt nichts über das
Können. Und das ist der Sinn der
‘Prädestination’ ‘Gnadenwahl.’.
| | |
| | | | | ∣ Das heißt aber nicht, daß es
richtig ist zu sagen: “Er straft, obgleich man
nicht anders kann.” – Wohl
aber könnte man sagen: Hier wird gestraft, wo der
Mensch nicht strafen dürfte. Und der Begriff der
‘Strafe’ überhaupt ändert sich
hier. Denn die 130 alten Illustrationen lassen sich hier
nicht mehr anwenden, oder müssen nun ganz anders angewendet
werden.
Sieh Dir nur eine Alegorie an wie
“The Pilgrim's
Progress” & wie hier alles – im
menschlichen Sinne – nicht stimmt. – Aber stimmt
sie nicht doch? d.h.: läßt
sie nicht anwenden? Sie ist ja angewendet worden.
(Auf den Bahnsteigen höfen gibt es
Uhr Zifferblätter
mit zwei Zeigern, sie
zeigen an dienen dazu anzuzeigen | , wann
⌊dort⌋ der nächste Zug abfährt. Sie
schauen aus wie Uhren & sind keine; haben aber Verwendung) (Es gäbe hier ein besseres
Gleichnis.)
| | |
| | | | |
∣ Dem Menschen, der bei
Alegorie unwillig wird, könnte man
sagen: Verwende sie anders ˇoder kümmere Dich
nicht um sie! (Aber Manchen wird
sie weit mehr verwirren, als sie ihm helfen kann.)
| | |
| | | | |
23.12.
Denkt der Hund an den Hasen, den er
plötzlich gewahr wird?
| | |
| | C | | | Wenn nun ein Mensch
spazieren geht, & es läuft ihm plötzlich ein Tier
über den Weg, : ich sehe ihn
überrascht schauen – was weiß ich von seinem
Erlebnis? Gefragt, könnte er sagen
“Es hat mich plötzlich etwas erschreckt; ich
weiß nicht was.” Oder auch:
“Ich sah plötzlich etwas vorbeihuschen – das
war alles.” Oder: “Es
wäre ein Hase!”
| | |
| | C | | | Denk Dir, er hätte
nie ein ˇvierfüßiges Tier gesehen:
Wäre sein Seherlebnis dann , als das eines, dem die Tiergestalt des
Vorbeihuschenden vertraut ist? (Ich möchte
gerne die Frage bejahen, weiß aber nicht warum.)
| | |
| | L.L. / | | | Man kann die
Frage auch anders stellen: Jemand sieht plötzlich
eine Erscheinung einen Gegenstand | vor sich,
er nicht er kennt; (es
131 mag ein ihm wohlvertrauter
Gegenstand ˇsein, aber in ungewöhnlicher Lage, oder
Bedeutung sein); nicht-Erkennen
dauert vielleicht nur sekundenlang. Ist es richtig zu: Kann man
sagen |
“er habe ˇin einem Fall ein anders
Seherlebnis, als der wenn ihn dem de[n|r]
Gegenstand gleich bekannt ist?
| | |
| | L.L. / | | |
Könnte denn Einer
… Können wir | uns denn nicht vorstellen, daß Einer die
vor ihm auftauchende, ihm gänzlich unbekannte Form ebenso
genau
, wie ich, dem sie
vertraut ist? Und ist das nicht die Antwort?
Freilich, im allgemeinen wird es so nicht sein. Auch
wird seine Beschreibung ganz anders . Ich werde z.B. sagen
“Das Tier hatte lange Ohren” – er:
“Es waren da zwei lange
von dieser
Form (er zeichnet sie) blattförmige Fortsätze.) | ⌊ // “Es waren da zwei lange
Fortsätze” & nun zeichnet er
sie.” // ⌋
| | |
| | ? / | | | Man muß sich
hüten, hier in den hergebrachten psychologischen Kategorien zu
denken. Etwa das Erlebnis einfach in ein Sehen &
ein Denken zu zerlegen; oder dergl..
| | |
| | ? | | | Man will
“Ist Erkennen ein Teil des Sehens? –
& die Frage ist falsch gestellt. Was sind die
Zeichen des Erkennens –? was sind die Zeichen
des Sehens. Wer den Freund plötzlich ˇin der
Menge sieht & seinen Namen ausruft, wovon gibt der ein
Zeichen?
| | |
| | L.L. / | | | Oder ich
Einen, den ich jahrelang nicht gesehen
habe, (ich) sehe ihn deutlich, erkenne ihn aber
nicht. Plötzlich erkenne ich ihn, sehe in seinem
veränderten Gesicht sein . , ich könnte ihn jetzt anders
portraitieren. 131
| | |
| | / | | | Es ist klar, es ist
hier eine Verwandtschaft der Begriffe.
| | |
| | | | | Ist es nicht möglich, daß Einer ein
ihm fremdes ganz fremdes // neues // Gesicht genauer beschreiben
kann, als ich ein mir alt bekanntes?
| | |
| | | | | (Und hier muß man zwischen dem Erlebnis
des Wiedererkennens unterscheiden & dem Erkennen,
welches einfach ein
mir-vertraut-sein
ist.)
| | |
| | L.L. | | | Versuche nicht, in Dir
selbst das Erlebnis zu analysieren! // zu zerlegen! //
| | |
| | L.L. | | | 24.12. Doch blicke ein Tier an schaue auf ein Tier | ˇim Käfig. Man
fragt mich: “Was siehst Du?”
Ich antworte: “Einen Hasen” –
Ich in die Landschaft; plötzlich
läuft ein Hase vorbei. Ich rufe aus:
“Ein Hase!” Beides, die
Meldung & den der Ausruf, kann man sind
ist ein ⌊den⌋ Ausdruck der Wahrnehmung”
& des Seherlebnisses nennen. Aber der Ausruf ist es in
anderm Sinn, als die Meldung; er entringt sich uns. Er
verhält sich zum Erlebnis ähnlich, wie der Schrei zum
Schmerz.
| | |
| | C | | | Aber ist es nicht
einfach so: Der Ausruf, d.h. der
besondere Ton der Worte ist ˇeinfach ein Ausdruck der
visuellen Wahrnehmung, etc. Die
Überraschung hätte sich auch in einem bloßen
Zusammenzucken, oder unartikulierte[m|n] Laut
ausdrücken können; gefragt “Warum bist Du
erschrocken?”, sage ich dann:
“Ein Hase ist über den Weg
gelaufen.”
132
| | |
| | | | |
Ein anderer Ausruf wäre gewesen: “Was war
das?!”
Aber ist es ˇauch das
gleiche Erlebnis, dessen Ausdruck der unartikulierte Laut,
dessen
Ausdruck anderseits | der Ausruf “Ein
Hase!”, war? Wie soll ich's
beurteilen? (Ich meinte nicht das
gleiche.)
| | |
| | L.L. | | | Aber da er (der
Anruf) die Beschreibung einer Wahrnehmung ist, kann man ihn auch
den Ausdruck eines Gedankens nennen. Und man kann
also sagen den Gegenstand
ausschaut ˇ& sieht, muß , nicht nicht an
ihn denken; muß; wer aber das Seherlebnis hat,
dessen Ausdruck Ausruf ist, der denkt auch
M an das, was er sieht.
| | |
| | L.L. | | | Und darum scheint das
des halb Seherlebnis,
Gedanke. Seh- halb
Gedankenerlebnis. |
| | |
| | | | | Beim
Sehen des Aspektˇwechsels muß ich mich mit dem Objekt
beschäftigen // beschäftige ich mich mit
dem Objekt. //
| | |
| | | | | Mit dem; was ich jetzt bemerke, was mir
auffällt, beschäftige ich mich. Insofern ist das
Erleben des Aspektwechsels auch gleich einem Tun.
| | |
| | | | | Drückt der Ausruf
“Was war das?” ein besondres
Seherlebnis aus?
| | |
| | | | |
Könnte man nicht Ja
& Nein?
| | |
| | | | |
“Ich sah nur einen Schatten
vorbeihuschen.” Ist das nicht der Ausdruck des
Seherlebnisses?
| | |
| | / | | | Ich sehe eine
‘fragwürdige’ Gestalt.
| | |
| | | | |
Aber9 kannst Du wirklich sagen, daß die Fragwürdigkeit
& die Gestalt gesehen wird? 132 ⌊⌊10⌋⌋ | | |
| | | | | Frage: Was spricht
dafür? Nun, daß die Beschreibung die
ich von der Erscheinung gebe auch durch die Fragwürdigkeit
gemodelt wird.
| | |
| | L.L. / | | | Was ist das
Kriterium des Seherlebnisses? Was soll das
Kriteriums sein? Die dessen, ‘was gesehen
wird’.
| | |
| | C | | | Kann ich nun beim
Aufleuchten des Aspekts ein Seherlebnis von einem Denkerlebnis
trennen? – Wenn Du es trennst, dann
der ˇdas
Aufleuchten des Aspekt⌊s⌋ verloren zu gehen. // dann geht das Aufleuchten
verloren. //
| | |
| | ? ? | | | Ich glaube man
könnte es auch so sagen: Dem Aspektwechsel wesentlich Das Wesentliche des
Aspektwechsels | ist ein
Staunen. Und Staunen ist Denken.
| | |
| | C | | | Aber ist denn
das nicht nur meine Auffassung des Aspektwechsels?
| | |
| | C | | |
Was leuchtet denn auf? Der Aspekt des
H.,
z.B.. Und darin, daß man es nur so
ausdrücken konnte, lag d[as|er] Gedanke.
| | |
| | ? / | | | Etwas
vorbeifliegendes könnte mich
überraschen, sozusagen körperlich
überraschen, & ich doch nicht daran
denken. D.h., ich
könnte z.B. in einem Gedankengang
fortfahren, obgleich ich zusammenzuckte.
| | |
| | ? / | | | Denke nun aber
an die Aspekte der rotierenden Trommel. Wenn sie wechseln
ist es, als ob die Bewegung gewechselt hätte.
Man weiß hier nicht & notwendigerweise ob die
Bewegungsweise oder der Aspekt sich geändert hat. Hier
haben wir also auch 133 nicht im gleichen Sinne das Erlebnis
des Aspektwechsels.
| | |
| | / | | | Denk Dir, zwei
Lichter, ein blau & rot, wechseln vor meinen
Augen ab. Es ist meine Aufgabe beim Aufleuchten des
blauen auf einen Knopf zu drücken, bei Aufleuchten des andern,
auf einen andern Knopf. Das könnte Einer doch gewiß
ganz mechanisch tun. – Und nun denk Dir dies Spiel
gespielt mit den beiden Aspekten des
Schwarz-weiß-Kreuzes. Ist es denn
unmöglich, daß es da ein ebenso mechanisches,
gedankenloses, Reagieren gibt?
| | |
| | L.L. / | | | Wenn ich nun
diesen Menschen in der Menge erkenne, nachdem ich vielleicht schon
längere Zeit in seiner Richtung geschaut habe, – ist es
ein Sehen? ein Denken? Der
Ausdruck des Erlebnisses ist “Schau, da ist die
… ! – aber es könnte natürlich auch eine
Skizze sein. Auch in der Skizze & im Skizzieren mag
es sich ausdrücken, daß ich diesen Menschen
erkenne. (Aber das plötzliche Erkennen
drückt sich darin nicht aus.) , – ist das ein
besonderes Sehen? oder ist es ein Sehen &
Denken? oder eine Verschmelzung der beiden – wie
beinahe sagen möchte? –
Die Frage ist: Warum will das sagen? Nun, wenn man so fragt,
ist es nicht so schwer zu beantworten. •
| | |
| | | | | Nimm an, das Kind erkennt
plötzlich einen Menschen. Es sei das erste Mal,
daß es jemand plötzlich erkennt. – Es
ist als wären ihm plötzlich die Augen aufgegangen.
[Keine rechte
Fortsetzg.] Man kann
z.B. fragen: Wenn es den
N.N. plötzlich z
erkennt, – könnte es dasselbe Seherlebnis haben, aber ohne
ihn zu erkennen? Es könnte ihn doch
z.B. falsch
133 wiedererkennen.
| | |
| | | | | ∣ Denk Einer fragte:
“Tu ich denn das mit den
Augen?” ∣
•
| | |
| | L.L. / | | | Derselbe
Ausdruck, der
Meldung des Wahrgenommenen
ist Geschehenen war | , ist jetzt Ausruf ˇdes Erkennens.
| | |
| | C | | | Es läuft
ein Hase über den Weg. Ich
Einer kennt ihn nicht & sagt:
“Etwas Seltsames ist
vorbeigesaust” & beschreibt nun die
Erscheinung. Ein Andrer “Ein Hase!” &
kann ihn nicht so genau beschreiben. Und warum will
ich nun dennoch sagen, daß der, der ihn erkennt ihn anders
sieht, als der ihn nicht erkennt?
| | |
| | L.L. / | | | Sieht
der das Einer ein Lächeln, das er nicht
als erkennt,
versteht, anders, als der
es versteht? Er reagiert anders
darauf. [M|m]acht es
z.B. anders nach. ⌊
(Verstehen der Kirchentonarten.)
⌋
| | |
| | | | | Was
läßt sich
dafür sagen ist dafür zu sagen | daß er es anders sieht?
| | |
| | | | | “Wenn man weiß, was es
ist, schaut's anders aus.” –
Wieso?
| | |
| | | | | Wie
wäre es wen[m|n] Einer das
Vorüberhuschende zwar nicht kennt, sich aber gleich darin
auskennt? Sieht er's dann wie der, der es
kennt?
| | |
| | | | | Es ist eine
Frage der Begriffsbestimmung.
| | |
| | | | |
∣ Ich erwähne diese Arten der Aspekte, nun zu zeigen,
ˇmit welcher Art der Vielheit man es hier zu tun
hat. ∣
| | |
| | L.L. | | | Es gibt hier eine
mit einander 134 verwandter Erscheinungen &
ˇmöglicher Begriffe.
| | |
| | | | | Manchmal ist im Aspekt das Begriffliche
vorherrschend. D.h.:
Manchmal ist der Ausdruck des Aspekterlebnisses nur durch
eine [B|b]egriffliche Erklärung möglich.
Und diese | kann wieder sehr verschiedener Art sein.
| | |
| | | | |
25.12.
Die verschiedenen Arten der Aspekte.
| | |
| | / | | | D[i|a]s
Hören einer Melodie & die Bewegungen, mit denen man sie
in einer bestimmten Weise auffaßt, oder hört. ⌊ // phrasiert & sozusagen den Eindruck
formten //
hilft. // ⌋
| | |
| | | | |
Warum scheint hier
Tun & Erleben so schwer zu trennen?
| | |
| | / | | | Es ist, als
ob Tun & Eindruck nicht nebeneinander hergingen, sondern das
Tun den Eindruck modifizierte formte.
| | |
| | / | | | Ich höre es
anders, , ich kann es jetzt anders
spielen. Also anders wiedergeben.
| | |
| | / | | | Es gibt viele Arten
des Aspekterlebnisses. Es ist ihnen gemeinsam der
Ausdruck: “Ich sehe es jetzt als
das”; oder “Ich sehe es jetzt
so”; oder “Jetzt ist es
das, – jetzt das”: oder
“Ich höre es jetzt als
dasc; –
“Ich höre es jetzt als …”.
das Die Erklärung aber des
“das” &
“so” ist in verschiedenen Fällen
denkbar verschieden. // |
| | |
| | | | | Wie wäre es aber wenn ich im
Freien plötzlich einen Löwen gewahr würde?
Ich nehme an, ich sehe nur ein Stück seines Kopfes, erkenne
134 es aber sogleich &
schreie “Ein Löwe!”.
Das Stärkste in mir ist die Furcht. – Und nun
frage ich wieder: Wie war es mit dem
Gesichtseindruck? War er von andrer Art
als der, den ich im Zoologischen Garten empfange?
(Abgesehen davon, daß dieser viel vollständiger
ist. –
| | |
| | | | | (Ich
kann mich noch nicht über die Masse der Erscheinungen
erheben.)
| | |
| | L.L. / | | | Es ist hier
schwierig zu sehen, daß es sich um Begriffsbestimmungen
handelt.
Begriff drängt sich auf. (Das darfst Du
nicht vergessen.)
| | |
| | / / | | | Was
der Leser auch kann, das überlaß dem
Leser.
| | |
| | | | |
26.12.
Der Gesichtseindruck sich zu
dieser Form zu organisieren.
| | |
| | | | | Das heißt doch eigentlich: er
änderte sich, & er änderte sich nicht.
| | |
| | | | | (Ich schreibe beinahe
immer Selbstgespräche ˇmit mir selbst)
, die ich mir unter
vier Augen sage.)
| | |
| | | | | Als ich ihn plötzlich erkannte, schien
aus meinen Gesichtseindruck plötzlich das zu
werden.
| | |
| | / | | | War es ein
Verstehen? war es ein Sehen?
| | |
| | | | | Was, wenn überhaupt etwas, rechtfertigt
mich, von einem Sehen hier zu reden?
| | |
| | | | | Denk, Einer erzählte mir:
“Es war als ob sich mein Gesichtseindruck zu diesem
Gesicht ˇ& seiner Umgebung plötzlich
organisierte.” Ich würde ihn
verstehen. Ich würde begreifen, warum er sich so
aus-135 drückt.
D.h., ich wäre auch geneigt, Bild zu brauchen.
| | |
| | / / | | |
Die Figur
a) ist die Umkehrung der Figur b)
, wie die Figur c die Umkehrung
der d). Aber
zwischen meinem Eindruck von c & d besteht noch ein
anderer Unterschied– , möchte ich
sagen – als zwischen a & b, (d sieht
z.B. ordentlich aus, c
unordentlich.
Vergl. Lewis Carrol “Looking glass”)
d ist leicht zu kopieren, c schwer.
| | |
| | | | |
27.12. Ehrgeiz ist der Tod des
Denkens.
| | |
| | ? / | | |
Was früher im Gesichtseindruck
auseinanderfiel, gehört jetzt zusammen. | | |
| | | | |
28.12.
∣ Humor ist keine Stimmung; sondern eine
Weltanschauung. Und darum, wenn es
richtig ist, zu sagen, im Nazi-Deutschland sei der
Humor vertilgt worden, so heißt das nicht so etwas wie,
man sei nicht guter Laune gewesen, sondern etwas viel
tieferes &
wichtigeres.
| | |
| | | | | Es wäre interessant meine Schrift
in guten und schlechten Zeiten zu studieren. In guten
Zeiten hat sie natürlich Schwung und das bloße Schreiben macht
mir Vergnügen. In schlechten, ist
sie d.i. unproduktiven, ist sie schwunglos
und kleinlich. (Wie z.B.
jetzt.) Unt
135 das kommt nicht
nur daher, dass ich lieber gute Gedanken
, als armselige,
sondern ist, glaube ich,
mit hängt dem
Arbeiten des Nervensystems überhaupt
zusammen.
| | |
| | L.L. / | | | 29.12. Wie wäre diese
Erklärung: “Ich kann etwas als
das sehen, wovon es ein Bild sein
kann”? – Aber ist das eine Erklärung,
oder ein Pläonasmus? –
| | |
| | L.L. / | | | Es
heißt doch: Die Aspekte im Aspektwechsel sind
ˇdie, die diese Figur unter von
Umständen statisch in einem Bild haben
könnte.
| | |
| | L.L. / | | | Ein Dreieck
kann ja wirklich in einem Bild stehen, in einem andern hängen, in
einem dritten etwas Umgefallenes darstellen. – So
zwar, daß daß ich, der Betrachter, nicht
sag⌊e⌋t
“Das kann auch etwas Umgefallenes darstellen”,
sondern “Diesers Krug
Glas ist
umgefallen & liegt in Scherben” … So
reagieren﹖ wir auf das Bild.
| | |
| | L.L. / | | |
Könnte ich sagen, wie ein Bild beschaffen sein muß,
um dies zu
bewirken? dann man so darauf reagiert? | Nein. Es gibt
z.B. Malweisen, die mir nichts
auf diese strikte in dieser unmittelbaren
Weise mitteilen, wohl aber ˇdoch einem
Andern. Ich glaube, daß Gewohnheit & Erziehung
ˇetwas damit zu tun haben. // hier
mitwirken können // | | |
| | L.L. / | | | 30.12. Betrachte nun als Beispiel
die Aspekte des Dreiecks. Das Dreieck
kann gesehen werden als
dreieckiges Loch, als Körper, als geometrische
; auf seiner Basis
stehend, von seiner Spitze hängend; als Berg, als Keil, als Pfeil
oder Zeiger; als ein umgefallener Körper, der
(z.B.) auf der kürzeren Kathete
stehen sollte gestanden war | , als ein
halbes Parallelogramm, und verschiedenes
andre. anderes. |
| | |
| | L.L. / | | | Was heißt
es nun, daß ich auf dem 136 Bild die Kugel schweben
sehe? Ist das Kriterium Liegt es
schon darin, daß ich das Bild so beschreibe? Daß
mir diese Beschreibung die nächstliegende,
natürlichste ist? Nein; das könnte sie
aus verschiedenen Gründen sein. Sie könnte
z.B. einfach die herkömmliche sein.
| | |
| | L.L. / | | |
Was aber ist der Ausdruck dafür, daß ich das Bild nicht nur
ˇ‘z.B.’ so verstehe
(weiß was es darstellen soll), sondern so
sehe? Ein solcher Ausdruck ist:
“Die Kugel scheint zu schweben”,
“Man sieht sie schweben.”,
ode auch in besonderem Tonfall
“Sie schwebt!” Das ist also
der Ausdruck des Dafürhaltens. Aber nicht als
solcher verwendet.
| | |
| | L.L. / | | | Wir fragen uns
hier nicht was die Ursachen sind & was in einem besondern Fall
diesen Eindruck hervorruft.
| | |
| | L.L. / | | | Und
ist es ein andrer Eindruck? –
“Ich sehe doch etwas anderes, wenn ich die
Kugel schwebenc sehe, als wenn ich sie
bloß daliegen sehe.” – Das heißt
eigentlich: Dieser Ausdruck ist
gerechtfertigt! (Denn wörtlich genommen ist
es ja nur eine Wiederholung.)
| | |
| | L.L. / | | | (Und doch
sehe ist mein Eindruck
auch nicht ich auch nicht dasselbe, | der einer wirklichen schwebenden Kugel.
Vergleiche verschiedene Arten des
‘räumlichen’ Sehens;
gewöhnliche Photographie & Räumlichkeit der
gewöhnlichen Photographie & dessen, was man durchs
Stereoskop sieht.)
| | |
| | L.L. / | | | “Und
ist es wirklich ein and⌊e⌋rer Eindruck?”
Um es zu beantworten, möchte ich mich fragen ob wirklich
etwas anderes in mir existiert. Aber wie kann ich mich
davon überzeugen? – ‒ ‒ ‒
Ich 136 beschreibe, was ich sehe,
anders.
| | |
| | ? / / | | | Den
Wechsel des Aspekts können wir hervorrufen, & er kann
auch gegen unsern Willen eintreten. Er kann unserm
Willen folgen, wie unser Blick. | | |
| | | | |
31.12.
∣ Zwei Menschen die zusammen, über einen Witz etwa,
lachen. Einer hat gewisse Wo etwas
ungewöhnliche Worte &
sie nun brechen ⌊sie⌋ beide in eine Art ⌊von⌋
Meckern aus. Das könnte Einem, der aus anderen
Umgebung zu uns kommt sehr sonderbar vorkommen.
Während wir es ganz vernünftig
finden. (Ich beobachtete diese Szene neulich in
einem Omnibus & konnte mich in Einen hineindenken,
der das nicht gewohnt ist. Es kam mir dann ganz irrational
vor & wie die Reaktionen eines uns fremden
Tiers.) ∣
| | |
| | ? / | | | Wenn man bei
nachts im Omnibus fährt & er eine Kurve macht &
man schaut dabei die Vorderwand des Omnibusses an (die sich relativ
zum Fahrgast nicht bewegt), so glaubt man, man sehe
sie die Biegung machen. Man spürt
natürlich, daß das Gefährt die Bewegung macht &
möglicherweise sieht man auch irgend ein Anzeichen davon an der äußern
Dunkelheit, die man noch aus dem Augenwinkel sieht, wenn auch
unbewußt. Aber man meint, die W
Vorderwand die Kurve beschreiben zu sehen &
zugleich natürlich sich nicht gegen uns zu
verändern.
| | |
| | / | | | 1.1.49. (Rhees) Wenn jemand seine gegenwärtige Stimmung
beschreibt, z.B. sagt, sie gleiche einer grauen
Wolke, – beobachtet er sie nicht, auch wenn sie vielleicht
137 durch dies Beobachten
modifiziert wird? & gilt für diese Beschreibung,
was ich von ‘Beschreibungen’ allgemein
sagte?
| | |
| | ? / | | | Schaue ich
nicht in mich & sage: “Was ist nur das
richtige Wort für dies Gefühl, diese Stimmung? – Und ist es klar daß sie durch mein Schauen nicht
ˇz.B. verstärkt wird?
Kann ich nicht z.B. in einer
Stimmung schwelgen? Und kann Selbstbeobachtung
nicht ein ˇzum Schwelgen gehören?
| | |
| | ? / | | |
Ist dem ähnlich, daß ich einen Körperschmerz
(auf welche Weise immer) in mir hervorrufe & dann seinen
Charakter genau zu beschreiben ˇtrachte.
| | |
| | | | | ∣ Der Begriff des
‘Festes’. Für uns mit
Lustbarkeit verbunden; zu einer andern Zeit
möglicherweise ˇnur mit Furcht &
Grauen. Was wir “Witz” & was wir
“Humor” nennen, hat es gewiß in andern Zeiten
nicht gegeben. Und diese beiden ändern sich
stätig. // beständig. // // sind in best
stätiger Veränderung
begriffen. //
| | |
| | ? / | | | Denke, ich sage
in so einen Fall: “Ja, dieser Schmerz
ist wie eine lodernde Flamme”.
| | |
| | / | | | In welcher Weise
& in welchem Sinne beobachte ich den Schmerz?
(Denn es scheint mir ˇda keinen Unterschied zu machen, ob
Einer seine Traurigkeit oder seinen eigenen Schmerz
beobachtet.) Ich setze mich in den Stand, ihn zu
fühlen. Aber welchen? den
so gearteten, – oder den, der das auf
diese Weise hervorgerufen wird?
Sage ich “Ich möchte wieder diesen selben
lodernden Schmerz erzeugen, um zu, beoba sehen,
was ich da
fühle? wie er ist? | Wozu soll ich ihn beobachten, wenn ich
ihn so identifizieren kann? Nun, man könnte
sagen: “Wenn ich nur diesen selben Schmerz wieder
& 137 wieder fühle, werde ich endlich
das rechte Wort oder gar das rechte farbige Bild (etwa das einer
Flamme) für ihn finden.” Und nun
kann ich den Fall vereinfachen. Er braucht ja den Schmerz
nicht absichtlich hervorrufen; sondern es sei ein andauernder Schmerz
(im Kopf, oder Magen) & er denkt über die
Richtige Beschreibung seines Gefühls
nach.
| | |
| | / | | | Was ich sagen will,
ist doch das, daß ich durch's Schauen mit den Augen | nicht den
Gesichtseindruck beobachte, sondern das Angeschaute.
| | |
| | / | | | Wenn
ich also irgend einem
Sinn auf meinen Kummer schaue, so beobachte ich
nicht den Eindruck den ich so erhalte.
| | |
| | ? / | | | Aber denk Dir,
ich schaue starr auf einen roten Gegenstand & frage mich
“Was für ein Rot sehe ich da?”
Es interessiert mich dabei gar nicht die Farbe des
Gegenstandes sondern ich suche (etwa) nur nach einem Namen
für meinen gegenwärtigen Eindruck von ihm.
Kann ich sagen: Über einen Eindruck nachdenken ist
nicht ‘ihn beobachten’?
| | |
| | ∫ | | | 2.1.49. Was teilt uns der mit, der den
gegenwärtigen Aspekt meldet? sagt
“Jetzt seh ich es als …? Das
heißt: Welche Folgen hat diese Mitteilung, welche Art
von Verwendung kann sie haben? Sie könnte
verschiedenerlei Folgen haben. Wer
ˇz.B. den
H.-E. Kopf als
H. sieht, wird nicht
über den Ausdruck des
E.-Gesichts beschreiben
können. Raumvorstellung in der
Darstellenden Geometrie. Wer das Würfelschema
sieht, wird
verschiedene zeichnerische Operationen 138 mit ihm nicht vornehmen
können. [Stimmt nicht
ganz.[)|]]
| | |
| | | | | Verbindung mit dem Spiel
“Das könnte ein … sein”.
| | |
| | ∫ | | | Was
teilst Du mir mit
d⌊i⌋e[n|s]⌊en⌋ den Worten … durch die
Worte mit
mit dem Wort … c | mit? Was kann ich mit dieser
Äußerung anfangen? Welche Folgen hat
sie?
| | |
| | L.L. / | | | Gewisse
Zeichnungen sieht man immer, flach ˇals Figur in der Ebene,
andere manchmal, oder auch immer räumlich.
| | |
| | L.L. / | | |
Da möchte man nun sagen: Der
Gesichtseindruck der räumlich gesehenen Zeichnungen ist
räumlich; ist für's Würfelschema
z.B. ein Würfel.
(Den die Beschreibung des Eindrucks ist die
Beschreibung eines Würfels.)
| | |
| | C | | | “Ich sehe
⌊es⌋ jetzt immer als …” Ich habe auf dem
Bild dies imm früher fälschlich als
… gesehen; jetzt aber nicht mehr. Ich sehe es jetzt
immer, wie es gemeint ist. – Wie äußert sich
das?
| | |
| | L.L. ? / | | | Und es
ist dann merkwürdig, daß unser Eindruck für manche
Zeichnung etwas Flaches, für manche etwas Räumliches
ist. Man fragt sich: “Wo das enden?” [Das Bild eines
Läufers] | | |
| | / / | | |
3.1.
“An was
erinnert mich diese Farbe?” – Wer einen
Gegenstand anschaut & sich das fragt, – beobachtet der
den Gesichtseindruck? [Zur vorigen
Seite]
| | |
| | L.L. / | | | Was teilt mir
Einer mit, der sagt “Ich sehe es jetzt als
…”? Welche Folgen hat diese
Mitteilung? Was kann ich mit ihr anfangen?
| | |
| | L.L. / | | |
Menschen assoziieren oft Farben mit Vokalen. Es
könnte sein, daß für Manchen die
‘Farbe eines 138
Vokals’, wenn er
hintereinander
ausgesprochen wird, sich seine Farbe wechselt.
Der Vokal a wäre ‘jetzt blau –
jetzt rot’. “Ich sehe es jetzt als
… ” Der Wechsel des
Aspekts | könnte uns nicht mehr bedeuten, als
“Der Vokal
a ist rot” der Wechsel jener Farben. | (gekuppelt mit physiologischen
Beobachtungen könnte auch dieser Wechsel uns wichtig
werden.)
| | |
| | L.L. / | | | Wenn ich mich
nach der Verwendung, nach dem Interesse, jener Mitteilung des Sehens der
Aspekte | fragte, fällt mir
ein, wie oft es in ästhetischen heißt in … “Du mußt es so sehen, so ist
es gemeint”, oder “Wenn Du es
so siehst, siehst Du, wo der Fehler liegt”,
“Du mußt diese Takte als Einleitung
hören”, “Du mußt nach dieser Tonart
hinhören”, “Du mußt das Thema
so phrasieren” (& das kann sich
auf's Hören & auf's Spielen
beziehen). , [W|w]ie oft man in
ästhetischen Betrachtungen sagt … // // , wie oft
in ästhetischen Betrachtungen die Worte gebraucht
werden: … //
| | |
| | L.L. / | | | Die Figur
soll
ˇeine konkrete Stufe vorstellen, & Demonstration räumlicher Vorgänge verwendet
werden.
ˇdabei etwa die Linie a durch die Mittelpunkte
der beiden
Flächen. – Wenn nun Einer die Figur nur auf
Augenblicke räumlich sähe, & ˇauch dann
vielleichtc als ˇeine konkave einmal als Stufe,
könnte es ihm schwer werden, der
Demonstration zu folgen. (Wie dem die
Darstellende Geometrie schwer wird, der die Projektionen nicht
räumlich zu sehen im Stande
ist.) (Rolle der Anschauung in der
Mathematik.) Und wenn für ihn der flache Aspekt mit
einem räumlichen wechselt, so ist es nicht anders, als zeigte ich
ihm ˇwährend der Demonstration abwechselnd etwas
Flaches & ˇeines von zwei Modellen // abwechselnd gänzlich verschiedene Gegenstände
// einmal etwas Flaches, einmal ein Modell,
einmal ein anderes.). //
139
| | |
| | C | | | Aber die Verwendungen in
der Ästhetik & in der Darstellenden Geometrie sind
doch grundverschieden. Ist es in der Ästhetik
nicht wesentlich, daß das Bild, das Musikstück,
etc., seinen Aspekt für mich wechseln
kann? – denn für jene Darstellung räumlicher
Vorgänge ist es das natürlich nicht.
| | |
| | C | | | “Wenn ich es
so sehe, so paßt es, aber wenn ich es so sehe,
dann nicht.”
| | |
| | | | |
Spiel: “Es kann auch …
sein”.
| | |
| | L.L. / | | | “Das
ist doch kein Sehen!” –
“Das ist doch ein Sehen!”
– Beide müssen sich begrifflich rechtfertigen
lassen.
| | |
| | / | | | Die Frage ist:
“Inwiefern ist es ein Sehen?
| | |
| | ? / | | |
“Siehst Du dies Blatt immer grün
solange Du es räumlich anschaust & auf die Frage, welche
Farbe es hat, ohne zu lügen “grün”
antworten würdest?” Hat diese Frage einen
klaren Sinn? Eine Antwort wäre vielleicht:
“Nun, ich sage mir beim Ansehen des Blattes nicht die
ganze Zeit ‘Ach, wie
grün!’”.
| | |
| | C / | | | 4.1. Was ist der
Ausdruck davon, daß ich dies Bild als Bild beschneiter Bäume
sehe? daß ich nicht nur weiß, daß es solche
vorstellt, daß ich es nicht wie eine Blaupause
lese? – Ich behandle es anders.
(Kind & Puppe)
| | |
| | C | | | Wenn ich in einem Bild
ein Tier von einem Pfeil durchbohrt sehe, weiß ich nur,
daß die Pfeilspitze mit den Federn zusammenhängt, oder
sehe ich's? – Ich
verhalte mich zu diesen Stücken, wie zu einem Pfeil,
d.h.: ich sage nicht nur, als
wär's die Zeichnung einer Maschine, die ich
entziffere, “Diese 139 beiden Stücke gehören
zusammen, es geht hier ein Stab durch”; sondern gefragt
“was sahst Du auf dem Bild antworte ich gleich:
“Ein Tier von einem Pfeil durchbohrt.”
| | |
| | L.L. / | | |
“Die Erscheinung nimmt einen zuerst Wunder, aber es wird
gewiß eine physiologische Erklärung dafür gefunden
werden.” – Unser Problem ist
kein kausales sondern ein Begriffliches.
| | |
| | | | | Die Frage ist:
Inwiefern ist es ein Sehen?
| | |
| | | | | Ich sehe oft eine Kontur weitergehen, wenn sie
in der Zeichnung unterbrochen ist.
| | |
| | L.L. / | | | Ich sehe,
daß auf dem Bild der Pfeil das Tier durchdringt. Er hat
es in den Hals getroffen & ragt ˇnoch beim Genick
heraus. Das Bild sei
eine Denk Dir das Bild als | Siluette. – Siehst
Du den Pfeil, – weißt Du nur, daß
ˇdiese beiden Stücke Teile eines Pfeils sein sollen? darstellen
(sollen)? | ?11
| | |
| | L.L. L.L. | | |
Vergleiche
Köhlers Figur der
einander durchdringenden Sechsecke.
| | |
| | L.L. / | | | Das ist doch
ein Sehen! Inwiefern ist es ein Sehen?
| | |
| | L.L. ? / | | |
Die Beschreibung, die ich von geben würde, wenn ich naiv an herantrete, ist unzweifelhaft
die. ∣ Würde mir das Bild
nur einen Augenblick für kurze Zeit | gezeigt
& ich sollte es beschreiben, wäre das die
Beschreibung, sollte ich's danach zeichnen, so würde
ich gewiß zwei ˇgleiche einander durchdringende Sechsecke
zeichnen & in dieser Beziehung würde ich in der
Kopie nicht irregehen, wenn auch sonst manches an ihr falsch sein
könnte.
140
| | |
| | v ? / | | | Ist es
ein [w|W]issen oder ein Sehen? – Wie
wär's, wenn es bloß ein Wissen
wäre? In welcher Fällen würde ich sagen,
es sei bloß ein Wissen? Wenn ich eine Blaupause lese,
etwa.
| | |
| | L.L. ? / | | | Was
heißt es, wenn ich, eine Zeichnung in der Darstellenden
Geometrie betrachtend, sage: “Ich weiß, daß
es hier weitergeht, oder ich kann es nicht so
sehen”? Heißt es einfach, daß
mir die Geläufigkeit des ‘Auskennens’
fehlt? Nun, diese Geläufigkeit ist gewiß
eines unsrer Kriterien. Eine Das
Kriterium ist eine gewisse Art des sich
Auskennens. (Gewisse Gesten
z.B., die die räumlichen Verhältnisse
andeuten. Feine Abschattungen des Verhaltens.)
| | |
| | L.L. / | | |
Du mußt an die Rolle denken, welche Bilder (im Gegensatz zu
Werkzeichnungen.) in unserm Leben spielen. ⌊ Und
diese Rolle ist durchaus nicht etwas gleichförmiges.
⌋
| | |
| | L.L. / | | | Von dem
der die Zeichnung als … sieht werde ich mir andres erwarten als
von dem, der nur weiß, was sie vorst
darstellen soll.
| | |
| | | | |
[(|[]Bemerkg.
über die dritte Person.[)|]]
| | |
| | L.L. / | | |
Man hängt sich manchmal Sprüche an die Wand.
Aber nicht Lehrsätze der . Unser Verhältnis zu diesen
beiden.
| | |
| | C | | | “Wenn ich es
so sehe, so paßt es wohl
dazu, aber nicht dazu zu dem Übrigen | .”
Dies ist ein ganz bestimmtes Sprachspiel mit dem Ausdruck
“
sehen”. Und das Kriterium des
‘so sehen’ ist hier ein andres als im Fall
der Darstellenden Geometrie.
| | |
| | | | |
∣ “Le stile c'est
l'homme” “Le stile c'est l'homme
140
même.” Der erste Ausdruck hat eine
billige ˇepigrammatische Kürze. Der zweite,
ˇrichtige, eröffnet eine ganz andere Perspektive.
Er sagt, daß der Stil das Bild des Menschen
. ∣
| | |
| | | | | ∣ Es gibt Bemerkungen, die säen,
& Bemerkungen, die ernten. ∣
| | |
| | ? / | | | Was
ist das Kriterium dafür, daß er es so sieht, wenn er
ˇetwa sagt “Wenn ich es so sehe,
paßt es zu
diesem”? – Daß er
z.B. gewisse Änderungen an dem Bild,
Gebäude, etc., machen oder kann, die eine gewisse Wirkung auf den Beschauer
haben. // Änderungen in der Struktur, die er
betrachtet, machen ˇoder versuchen kann
‒ ‒ ‒ // , –Daß er
z.B. versuchen kann die Struktur, die er
so abzuändern,
daß, was störte, verschwindet. // | | |
| | / / | | |
5.1.
Wie ihnen Einer
sagte: , Die
Traumillusion Traumˇerzählung | ist eine
seltsame Gedächtnisstörung; sie nimmt eine Menge von
Erinnerungen vom Vortag, aus früheren Tagen, ja aus der Kindheit
zusammen & macht daraus eine Erinnerung an ein Ereignis
während der Zeit des Schlafs. Wir alle
kennen ja Fälle in denen wir die Erinnerungen mehrerer Tage
zu einer vermischen.
| | |
| | L.L. ? / | | | Wann
würde ich's denn ein bloßes Wissen
nennen? –
Einer das Bild wie eine Werkzeichnung behandelte.
ˇwas es
darstellt aus ihm herausläse. (Feine
Abschattungen des Benehmens.) // ein bloßes
Wissen, kein Sehen, nennen? – Einer das Bild wie eine
Werkzeichnung behandelte. ˇwas es darstellt aus ihm
herausläse. (Feine Abschattungen des
Benehmens.) | | |
| | L.L. | | | 6.1. Ich erkenne die
6-Ecke gleich als solche. Nun
schau ich sie an & frage mich: “Seh ich
sie wirklich als Sechsecke?” –
& zwar: die ganze Zeit, während welcher ich sie
sehe? – Und ich möchte antworten:
Ich denke nicht die ganze Zeit an sie als Sechsecke.
141
| | |
| | L.L. ? / | | | Das
erste, was an diesem Bild in die Augen springt, ist: es sind
Sechsecke.
| | |
| | L.L. ? / | | | Einer
sagt mir: “Ich habe es sofort als zwei Sechsecke
gesehen. Ja, das war alles, was ich daran gesehen
habe.” Aber wie versteh ich das? Ich
denke, er hätte auf die Frage “Was siehst
Du?” gleich geantwortet “Zwei
Sechsecke”. Er hätte diese Antwort auch nicht
als eine von vielen möglichen behandelt. Sie ist darin
gleich der Antwort “Ein Tier” – wenn ich
ihm das Bild eines solchen gezeigt hätte; oder
“Ein Gesicht” – wenn ich ihm die
Figur gezeigt
hätte.
| | |
| | C ? / | | | Ich
erkenne es sofort als Gesicht, bin bereit, es als das zu
behandeln.
| | |
| | / ? / | | |
∣ Die Landschaft dieser Begriffsverhältnisse
aus ihren einzelnen Stücken menstellen zusammenzustellen | ist zu schwer für
mich. Ich kann es nur sehr unvollkommen tun. // aus ihren unzähligen Stücken, wie sie die
Sprache uns zeigt, zusammenstellen … // ∣
| | |
| | L.L. | | | Es hätte ja auch
sein können, daß ich das Bild zuerst als etwas andres sah,
& mir dann sagte “Ach, es sind 2
Sechsecke!” Aber dies geschah nicht.
Der Aspekt hätte sich also geändert. Und
beweist das nun, daß ich's tatsächlich in einem
besondern Aspekt sah? (Nun, wie Du
willst!)
| | |
| | L.L. | | | “Ist es ein
echtes Seherlebnis?” Die Frage
ist:
In wiefern ist es
eins?
| | |
| | L.L. | | | [Es ist schwer zu
sehen …] [Das Auge “Sieh wie
es schaut!”] 141
| | |
| | L.L. / | | | “Es
ist für mich ein Tier, vom Pfeil durchbohrt” Ich
behandle es als das, dies ist meine Einstellung zur
Figur. Das ist eine Bedeutung davon[:| ;]
es ein Sehen zu nennen.
| | |
| | L.L. / | | | Kann ich aber
auch ˇim gleichen Sinne sagen: “Dies sind
für mich zwei Sechsecke”? Nicht im gleichen
Sinne, aber in einem ähnlichen. –
| | |
| | | | | So seh ich es, in diesem Sinne, also nur so
lange so, als ich diese Einstellung dazu
habe? Man könnte es sagen.
| | |
| | | | | “Dieser Zug des Bildes fiel mir in
die Augen.”
| | |
| | L.L. ? / | | | Die
beste Beschreibung die ich von dem Sehen kann, was mir auf einen
Augenblick gezeigt wurde ist das: …
“Der Eindruck war der von einem stehenden
Tier” Es kam also eine ganz bestimmte
Beschreibung. – War das das Sehen, oder war
es ein Gedanke? Wie soll ich's
entscheiden?
| | |
| | | | | Aber
sehe ich also das Bild nur so lange so ˇin diesem
Aspekt, als ich diese Einstellung dazu habe? –
Man kann es sagen.
| | |
| | | | |
Könnte man aber nicht auch sagen: “Ich
sehe es immer als das, wenn ich's nie als etwas anderes
sehe”?
| | |
| | | | |
[Zu ‘Darstellende Geometrie’,
etc.) “Er sieht es
räumlich & kennt sich daher so gut aus in der
geometrischen Zeichnung aus, als operierte er in dem
räumlichen Modell.” Aber ist nicht eben sein
besonderes Manipulieren in der Zeichnung das Kriterium
dafür, das er's räumlich
142 sieht?
(Denn was weiß ich sonst von seinem
Eindruck?)
| | |
| | | | | Ich sehe es doch nicht nur als ein Tier,
während ich dies sage. Ein Körper hat
ein auch sein Gewicht nicht nur während er gewogen
wird. (Begriffsbestimmung)
| | |
| | | | | Es ist für mich ein
Löwe. Wie lange ist es für mich ein
Löwe?
| | |
| | | | | Aber halt! Sage ich denn wirklich
je von dem [G|g]ewöhnlichen Bild (eines
Löwen), “ich sehe es als Löwen?
Ich habe das doch noch nie gehört.
⇒ [Dazu gehört die
Bemerkung auf S. 733
Tscr.]
| | |
| | | | | Und doch habe ich hier über so
ein Sehen geredet!
| | |
| | ? / | | | 7.1.
Ich könnte von einem Bild
von Picasso sagen, ich
sehe es nicht als Menschen. Oder von
manchem: [I|i]ch hätte es lange nicht als das,
was es darstellt, sehen können, es aber jetzt. Das ist doch
ähnlich dem: ich war lange nicht im Stande dies als Einheit zu hören,
z jetzt aber hör ich's
so. Früher schien es nur wie lauter kurze Stücke,
die immer wieder abreißen, – jetzt hör
ich's als Organismus.
(Bruckner.)
| | |
| | L.L. | | | Würdest
Du's verstehen, wenn ich sagte “Wir
betrachten die Photographie, das Bild an unsrer Wand, als
diec Menschengesichter
& Menschen & | anderer Dinge, , als
diejenigen Dinge …
auf ihnen
dargestellt sind”?
| | |
| | L.L. | | | Dies müßte nicht
sein. Wir könnten uns leicht Menschen vorstellen die
zu Bildern nicht
[v|V]erhältnis hätten.
(Menschen ⌊z.B.⌋
142 die unsre Photographien
abstießen, weil ein Gesicht ohne Farbe unheimlich &
häßlich sei.)
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| | v / | | | Von dem
konventionellen Bild eines Menschen sagen wir nicht
“Ich sehe das als ˇeinen Menschen”
“Ich sehe es als ein … ” geht zusammen
mit …
⇒[S. 733
Tscr.]
(“Geht zusammen” im Sprachspiel in der
Technik des S..)
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| | L.L. / | | |
Wenn ich nun sage “Wir betrachten ein
Portrait als Menschen”, – wann
& wie lange tun wir dies? Immer, wenn wir es
überhaupt sehen (& es nicht etwa als
etwasc andres sehen)? Ich
könnte dies bejahen, & dadurch würde ich den Begriff
des Betrachtens bestimmen. – Die Frage
, ob noch ein anderer Begriff des
so-Sehens ob ein anderer
Begriff | außer diesem für
wichtig wird: ein Begriff des
so-sehens, das nur statt
hat, während ich mich mit dem Bild als beschäftige. // wird: eines
so-sehens, das nur statt
hat, …
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| | L.L. ? / | | |
Der Begriff des Bemerkens. Ich kann sagen ich bemerke
manchmal die Ähnlichkeit dieses Bild[es|s] mit
… , & dergleichen; aber ich sage nicht ich bemerke
manchmal daß diese Photographie ein Gesicht ist.
Ich k[a|ö]nn⌊te⌋ sagen: Ein Bild lebt nicht
immer für mich, während ich es sehe.
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| | v / | | | Aber die Frage
ist nun: Ist dies “[l|L]eben”
ein “sehen” oder: mit
welchem Recht könnte ich es ein
“sehen” nennen?
Was hat dieser Begriff mit einem Sehbegriff
gemeinsam? // Welche Verwandtschaft besteht
zwischen diesem Begriff & andern
Sehbegriffen? //
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| | v / | | | Nun aber nicht, wir
‘sähen’ das konventionelle Bild, eines
Löwen, z.B., als
Löwen:
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| | L.L. / L.L. / | | | “Ihr
Bild lächelt mich von der Wand an.” Das
muß es nicht immer tun, wenn ich es sehe.
143
sieht? Und dieser Ausdruck ist doch eine
Rechtfertigung des Ausdrucks, ich sehe es dann anders.
Ich strebe mit
allen diesen Beispielen nicht irgend eine
Vollständigkeit an. Kein aller psychologischer // Nicht eine Klassifikation aller
psychologischen … //
Begriffe. Ich will nur meinen Leser in den Stand setzen
sich in begrifflichen Unklarheiten zu helfen.
// Aber dieser
Ausdruck ist auch eine Rechtfertigung des andern, daß ich es
nicht immer ‘so sehe.’ //
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| | L.L. / | | |
Ich strebe mit
allen diesen Beispielen nicht irgend eine
Vollständigkeit an. Kein aller psychologischer // Nicht eine Klassifikation aller
psychologischen … //
Begriffe. Ich will nur meinen Leser in den Stand setzen
sich in begrifflichen Unklarheiten zu helfen. // Aber dieser
Ausdruck ist auch eine Rechtfertigung des andern, daß ich es
nicht immer ‘so sehe.’ // | | |
| | | | | ∣ Wenn ich mich
für eine Eventualität vorbereite, kannst Du ziemlich
sicher sein, daß sie nicht eintreten wird.
U.m.. ∣
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| | ? / | | | 8.1. Es ist schwer
etwas zu wissen, & zu handeln als wüßte
man's nicht.
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| | | | | [Protz nicht mit Deinem
Reichtum.]
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| | | | | Das Kind
sagt “Jetzt ist es ein Haus.” – das
kann auch in dem Spiel, in dem die Kiste ein Haus ist, in mancherlei
Art & in mancherlei Situationen gesagt werden.
Ei Jemand kommt
in's Zimmer während das Spiel im
Gang ist; es wird ihm mitgeteilt “Jetzt ist
[sie|es] ein Haus”. Dies heißt
nicht: “Jetzt würde
[sie|es] für mich ein Haus”. Dies
heißt nicht das Aufleuchten des Aspekts. Damit es
das ist, müssen Ton & Situation von besonderer Art sein
& es handelt sich wieder um feine Unterschiede des
Benehmens.
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| | L.L. / | | | 9.1. ‘Feine Abschattungen
des Benehmens’ – Wenn sich mein Verstehen eines
Themas darin äußert, daß ich es mit dem richtigen Ausdruck
pfeife, so ist das ein Beispiel dieser feinen Abschattungen.
143
Wenn
aber “Jetzt ist es ein Haus” auch nicht das
Aufleuchten des Aspekts ausdrückt, kann es nicht den
[S|s]tabilen Aspekt ?
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| | L.L. / | | | “Er
vergißt ganz, daß es eine Kiste ist; es ist für ihn
tatsächlich ein Haus.”
ˇ(Dafür gibt es bestimmte
Anzeichen.) Von wem man das sagen würde,
wäre es von dem nicht auch richtig zu sagen, er
sehe sie als Haus?
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| | L.L. / | | | Und wer nun so
spielen könnte & in einer Situation mit besonderer Gebärde besonderm Ausdruck | ausriefe “Jetzt ist es
ein Haus!”, dessen Worte
würden der würde | das Aufleuchten des Aspekts ausdrücken.
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| | L.L. / | | |
Der Ausdruck der Stimme & Gebärde aber ist der
gleiche, als hätte sich das Objekt geändert &
wäre (nun endlich) zu jedem geworden.
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| | L.L. ? / | | | Ich
möchte sagen, daß ˇdasjenige was hier
[A|a]ufleuchtet, nur so lange stehen bleibt, als eine
bestimmte Beschäftigung mit dem Objekt dauert.
(“Sieh, wie es blickt!”) (Das
Bemerken der Ähnlichkeit // Familienähnlichkeit // dieses Gesichts mit
einem jetzt nicht
anwesenden. Abwesenden. | ) – ‘Ich möchte
sagen’ – & ist es so? –
Frage Dich: “Wie lange
fallt mir etwas auf?”
– Wie lange ist es mir neu?
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| | | | | Wäre es richtig zu sagen,
daß im Aspektwechsel der rotierenden Trommel die
‘Wahrnehmung des
Gleichbleibens’ des Objekts fehlt?
Weil man hier ja wirklich zweifeln kann, ob sich nicht die
Bewegungsweise geändert habe.
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| | L.L. ? / | | | Du
mußt bedenken, daß die Beschreibung der wechselnden Aspekte
in jedem Falle von andrer Art sind. // der
mit einander abwechselnden Aspekte
… //
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1) See facsimile; line connecting this sentence with the following one.
2) See facsimile; line connecting this sentence with the following one.
3) At this point, part of the page is clipped out and Wittgenstein's text replaced with a copy of it; see also the following note.
4) At this point, part of the page is clipped out and the following note by G.E.M Anscombe inserted: "What was here concerned a couple of Win[.]'s friends[.] I cut it out & gave it as something to help the one of them to whom it referred - soon after Win.'s death[.] GEMA" all written in caps.
5) See facsimile; line connecting this sentence with the following one.
6) See facsimile; line connecting this sentence with the following one.
7) There is a small draft of a table above "Sprachsp".
8) See facsimile; line connecting this sentence with the following one.
9) See facsimile; line connecting this remark with the previous one.
10) The top of the page contains a deleted graphic of three circles.
11) See facsimile; line connecting this remark with the following one.