| | / | | |
2.2.48.
Man sagt nicht
“Es dürfte sich so verhalten; verhält sich
aber anders.” Oder:
“Ich nehme an er kommt morgen; er wird aber
ˇtatsächlich nicht kommen.”
| | |
| | C | | | In das
Sprachspiel der Meldung tritt eben der Meldende mit ein, ob er in ihr
erwähnt ist, oder nicht. Nun spricht man
aber doch von einem Sinn des Satzes (der Meldung),
& tritt in diesen der Meldende ein, auch wenn seiner
im Satz nicht gedacht wird? – Wenn die Meldung ist
“Der Feind rückt heran”, so bezieht sie
sich doch auf etwas, was etwa in einem Bilde dargestellt werden
kann // könnte // worauf der
Meldende jedenfalls nicht erscheint. –
Welches Bild entspräche dann aber der Meldung
“Ich glaube, der Feind …”?
Muß auf ihm der Meldende zu sehn sein? – Ich
will sagen: es kommt auf's Bild nicht an, sondern
auf seine Verwendung // auf die seiner Verwendung. //
| | |
| | C | | | Aber kann man
sich nicht eben eine Verwendung denken, in welchem der
Meldende nicht hineinspielt? Wenn etwa die Stimme vom
Himmel heruntertönte. – Und wie, wenn diese
Stimme nun sagte: “Ich glaube, daß
…”?
| | |
| | C ? / | | |
3.2.48.
Denken wir uns, das
Ausrufen der Züge auf unsern Bahnhöfen würde durch eine
Maschine besorgt, die die Meldungen von draußen erhält
& verarbeitet. – Hätte es Sinn wenn sie
ausriefe “Ich glaube, der Zug
…”? 1 Man könnte es als ein
Zeichen Unsicherheit der
Situation auffassen. Wenn [S|s]ie aber
ausriefe “Der Zug … wird nun …
eintreffen; ich glaube es nicht” – daraus könnten
wir gar nichts machen.
Wenn ein menschlicher Ausrufer dies sagte,
könnte man es so auffassen:
“Den Meldungen entsprechend wird der Zug um …
ankommen, aber ich glaube (vielleicht ohne Grund), daß es
nicht geschehen wird.” Der Ausrufer muß also
pflichtgemäß das eine ausrufen, sagt aber,, inoffiziell,
er habe eine Ahnung, es werde nicht geschehen.
| | |
| | ∫ / | | | Das
heißt[:|;] man könnte man
könnte den Behauptungssatz “p, & ich
glaube daß ~p” in einem Sprachspiel
, man tut es aber
nicht. – Denn selbst wenn der Ausrufer dies sagte, so
würden wir ihn nicht ohne weiteres verstehen, könnten nur
für seine Worte eine Deutung finden.
| | |
| | / | | | Man sagt nicht
“Dies wird wahrscheinlich eintreten,
tatsächlich aber nicht”, , obwohl
der Sinn davon leicht zu erraten wäre.
| | |
| | ∫ | | | Was ich
zu sagen hätte, sagen will, | fällt mir sehr
schwer auszudrücken: Das ist unser Begriff vom
‘glauben’ – so setzen wir die Linie
von der Annahme zur Behauptung fort. Nun versuchen
wir eine andere Fortsetzung, wir verändern die Linie des Begriffs
& sagen nun “Das ist ja garnicht mehr derselbe!” Das heißt:
das Wort “glauben” paßt
2 nun auch nicht mehr für
den Teil der Linie, den wir unverändert ließen.
Wenn ich ˇmir nämlich sage:
“Angenommen, ich glaube daß … , es ist aber
nicht so” –, so frage ich mich etwa:
“Was nehme ich da eigentlich an, wenn ich
annehme, ich glaube das & das?”
Darauf scheint eine Antwort möglich, indem ich mir
vorstelle, wie das ist: zu glauben.
(Freilich ist das alles nur
[m|M]ißverständnis) Ich richte also
meinen Blick in der in mich um
dort das Glauben an den Sachverhalt zu entdecken. –
Nun frage ich: Warum kann ich diesen Seelenzustand des
Glaubens, den ich in diesem Falle annehme, nicht auch als
gegenwärtig behaupten? wenn auch diese
Behauptung freilich unserm “Ich glaube
… ” nicht gleichkommt. – Kaum will ich
nun – in diesem neuen Sinne – aussagen, ich
glaubte … obwohl es nicht der Fall sein, so verliert
diese Aussage jeden Sinn. Und ich
fühle ich kann, was ich
früher annahm, nicht für die Gegenwart behaupten.
Als ich aber die Annahme aussprach, war sie wohl
für mich ganz verständlich, ich konnte mir beiläufig
eine Verwendung für sie vorstell
denken, wußte daß ich bei ihrer Verwendung nicht in
Verlegenheit kommen würde, aber das war auch alles.
Ich hatte kein klares Bild von dem Unterschied der Anwendung von
“Angenommen es regnet” &
“Angenommen, ich glaube, daß
… ”.
| | |
| | ∫ | | | Die Sinnlosigkeit der
Behauptung, 2 wo doch die Annahme Sinn hatte,
überraschte mich, weil ich in der Annahme nicht ihre Grammatik
sah, sondern bloß den wohlbekannten Wortlaut hörte
& wußte, daß er zu brauchen sein werde.
| | |
| | / | | | Die Linie liegt
schon in der Annahme die anders, als Du
.
| | |
| | / | | | Ich
möchte sagen: In den Worten
“Angenommen ich glaube das” setzt Du schon die
ganze Grammatik des Wortes. “Glauben”
voraus. Du nimmst nicht etwas an, was Dir, sozusagen,
eindeutig durch ein Bild gegeben ist, so daß du dann eine Andere
als die gewöhnliche Behauptung an diese Annahme
anstückeln kannst. Du wüßtest
garnicht, was Du hier annimmst⌊,⌋
wenn Dir nicht schon die Verwendung von “glauben”
geläufig wäre.
| | |
| | ? / | | | Es ist die
unsichtbare Anwendung, die (uns) hier ihr Gesicht
zeigt. Der ˇbesondern Technik sind
wir uns nicht bewußt, sie fließt, sozusagen,
unterirdisch, ohne daß wir sie merken dahin;
& wir werden uns ihrer nur dort plötzlich
bewußt, wo sie mit unsrer falschen Vorstellung offen in
Widerspruch tritt. Wo wir etwa merken, ein Satz habe etwa
keinen Sinn ˇWir wissen gar
nicht was wir mit ihm anfangen sollen von dem dies nicht
ohne weiteres zu vermuten war.
| | |
| | ∫ | | | Ja, wenn ich zum Fenster
hinaus schaue, so sehe ich, ˇ // so nehme ich
wahr, // daß es regnet; wenn ich aber in mich
schaue, sehe ich, 3 daß ich es nicht glaube. – Sehe ich denn wirklich in mir, ob ich glaube? Nun wenn es so ist, so
kann ich den paradoxen Satz auch
sagen. // ich die paradoxe Aussage auch
machen. // Es wird dann
ein Teil als Meldung über's Wetter, der
andere über einen seltsamen Zustand meines Geistes aufzufassen
sein. Das versteht sich aber nicht von selbst nach der
normalen Technik des Gebrauchs jener Worte.
| | |
| | ∫ | | | Vergleiche:
“Ich rate Dir, daß Du … , aber der Rat ist
schlecht.” – anderseits:
“Angenommen: ich riete Dir … , aber
der Rat wäre schlecht –”.
| | |
| | ∫ | | | Er meldet, er habe
Schmerzen & glaube, der Feind rücke heran.
| | |
| | ? / | | |
Kann man dem Arzt als Symptom einer geistigen Erkrankung mitteilen
“Ich glaube …”? –
Wohl aber ˇetwa: “Ich glaube immer
Stimmen zu hören”. “Ich nehme
immer an, er sei mir untreu, er ist es aber nicht.”
Die Linie des Begriffs scheint jäh
abgebrochen // scheint
gebrochen // ! –
| | |
| | C | | | Wenn ich die Meldung
“Der Feind rückt heran” durch ein Bild
des heranrückenden Feindes , wie soll ich die Meldung “Ich
glaube, der Feind … ” darstellen? Wieder
durch ein Bild des heranrückenden Feindes, aber vielleicht
nicht so deutlich nebelhaftig | gemalt,
– oder durch ein Bild von mir & in meinem Kopf etwa ein
Bild des heranrückenden Feindes? – Wie aber
wenn ich auch die Meldung “Der Feind rückt
heran” auf diese Weise, durch 3 ein Bild in meinem Kopf zur
brächte?
Wäre denn das falsch? So wenig, wie wenn ich
gelernt hätte vor jede meiner Meldungen die Worte
“Ich glaube” zu setzen. Es ist der
ewige Widerstreit zwischen dem Bild der Bedeutung, des
Sinnes, & der Technik der Sprache.
| | |
| | / | | | “Der Satz
‘Ich glaube es, & es ist nicht wahr’
kann doch die Wahrheit sein. Wenn ich es
nämlich wirklich glaube, & sich dieser Glaube als falsch
herausstellt.”
| | |
| | ∫ | | | “Ich glaube es,
aber Gott gibt mir ein, zu sagen, es ist
nicht so.”
| | |
| | C | | | Denk dir eine Sitte, nach
welcher man ein Recht nur hat, über den eigenen Zustand etwas
auszusagen. Alles andere gilt als Vermessenheit.
Die Leute leben aber, in praktischer Hinsicht, doch so
wie wir.
| | |
| | C | | | “Es regnet heute
gewiß” “Angenommen, es regnet heute
gewiß.” Ebenso:
‘vielleicht’.
| | |
| | / | | | Ich sage vom Andern
“Er scheint zu glauben … ”
& Andere sagen es von mir. Nun warum sagte
ich's nie von mir, auch wenn die Andern es mit
Recht von mir sagen? Ebenso:
“Es ist offenbar er glaubt … ”
Sehe ich mich selbst denn nicht? – Man kann es
sagen.
| | |
| | / | | | A:
“Ich glaube, es regnet.” –
B: “Ich glaube es
nicht.” Nun, sie widersprechen einander (ja)
nicht; Jeder sagt etwas über
sich selbst aus. 4
| | |
| | C | | | Ich nehme an,
: ich sehe zum Fenster hinaus & sage zu mir
selbst “Ach, es regnet.” – Das
ist doch so etwas wie die Annahme: ich glaube, daß
es regnet. – Was entspricht nun dem Behauptungssatz
“Ich glaube daß es regnet”?
Soll ich sagen[;| ,] der:
Behauptungssatz Ist es der:
“Ich sage ˇzu mir selbst ‘Ach, es
regnet’”, oder der:
“Ach es regnet”? – In der
Behauptung kann ich das “Ich sage zu mir
selbst” weglassen, aber nicht in der Annahme.
Aber da schiene es ja, als gehörten eigentlich diese
Behauptung & diese Annahme gar nicht zusammen!
Oder wenn ich doch sage, sie passen, so möchte man jetzt die
Behauptung finden, die im gewöhnlichen Sinne zu jener
Annahme paßt.
Das wäre aber ‘wie
ein Versuch, aus der eignen Haut zu fahren’
(Frege).
| | |
| | ∫ | | | Nehme ich an,
daß Einer glaubt … , so kann ich auch annehmen, daß er
seinem Glauben Ausdruck verleiht // gibt // & sagt “Ich
glaube, es ist so” oder auch “Es ist
so”; ich nehme an, daß er diese als ungefähre
Äquivalente gebraucht.
| | |
| | ∫ ? / | | |
Was spricht überhaupt dafür, daß der, der sagt
“Ich glaube … ”, etwas über den
Zustand seiner Seele sagt? Dies soll ein Zustand unsrer
Seele sein, & Ekel auch, & Sinnesempfindungen
auch.
| | |
| | ∫ | | |
Jemand könnte vorschlagen, der Sinn von “Ich
glaube, es wird … ” sei: “Meine
Reaktion ist ziemlich eindeutig ‘Es wird
regnen’”. Als wäre also die
Äußerung ein Ablesen des innern Instrumentes. –
Aber nun 4 müßte er doch noch
hinzufügen, daß diese Ablesung // dies
Ablesen // so verwendet
wird // werden muß
// wie die Behauptung: es verhält
sich so, –
[D|d].h.: daß das zur
Analogie mit der Außerung
“Ich glaube” gehört.
Denn dies würde aus dem Bild vom Ablesen eines Instruments
nicht folgen.
| | |
| | C | | | “Der Begriff ist
nicht nur eine Technik sondern auch eine
Physiognomie” Heißt
“Physiognomie” hier: “etwas
Einprägsames”? Etwas, was ein guter
Bekannter werden kann? Das Zentrum einer Menge
von Assoziationen? –
| | |
| | | | | Fühle mich unwohl. Nicht
körperlich, aber geistig. Fürchte den Ausbruch
eines Wahnsinns. Gott allein
weiß ob ich in Gefahr bin.
| | |
| | C | | |
4.2.
Sinneseindrücke.
Sie scheinen ihrer Natur nach ähnlich. Was meinen
wir damit? “Kann es denn
unähnlicheres geben als einen Ton
& eine Farbe?” möchte man fragen.
Aber auch hier macht man einen seltsamen Fehler. Denn
was ist die Funktion dieser Aussage? Wem macht man diese
Mitteilung? Vielleicht Einem, dem unsre Sprache &
dessen Sprache uns fremd ist, & dem wir ein
großes Mißverstandnis
erklären wollen. Es handelt sich also um eine
Erklärung einer Bedeutung.
| | |
| | C | | | Nun, & wem machen
wir die Mitteilung, es sei da doch eine Verwandtschaft vorhanden;
& wozu? Wir wollen erklären // darüber ins Klare kommen // , von
welcher Art der Verwandtschaft hier 5 die Rede sein kann.
| | |
| | ? / | | |
“Es gibt kein bläuliches Gelb” ähnlich
dem Satz “Es gibt kein regelmäßiges
Zweieck” eine Aussage der Farbengeometrie könnte man es
nennen, d.h. ein begriffsbestimmender
Satz.
| | |
| | ? / | | | Wenn ich Einen
gelehrt hätte, die 6 primären Farbnamen zu
[b|g]ebrauchen & die Silbe
“lich”, so könnte ich ihm Befehle geben,
wie “Male hier ein grünliches
Weiß!” – Einmal aber sage ich ihm
“Mal ein rötliches Grün!”
Ich beobachte seine Reaktion. Vielleicht wird er
Grün & Rot mischen & von dem Resultat
nicht befriedigt sein; vielleicht endlich sagen:
“Es gibt kein rötliches Grün.”
– Analog hätte ich ihm dazu bringen können mir zu
sagen “Ein regelmäßiges Zweieck gibt es
nicht!” oder “Eine Quadratwurzel
aus – 25 gibt es nicht”.
| | |
| | C | | | Soll ich nun sagen:
“Es liegt in der Natur der Farben Grün
& Rot, daß sie keine Zwischenfarben
haben”? – ‘In ihrer
Natur’ – das würde sagen: Wenn Du
weißt, was unter “Grün” &
“Rot” verstanden wird, also mit der Natur
dieser Gegenstände bekannt bist, so weißt Du, daß sie
Zwischenfarben nicht haben. – Aber die Redewendungen,
die ich hier gebraucht ˇsind &
(die) sind von andern Fällen ˇaus der
Umgebung geborgt sind
& ihre Anwendung // Verwendung // schwer
durchführen. Der Satz sagt etwa:
“Schau Grün & Rot nur an,
& Du weißt, daß es sich so verhält”;
& das ist wahr, sofern der die Bedeutung jener Wörter
versteht, dem 5 etwas Grünes & etwas
Rotes gezeigt wird. Aber worauf schaue ich, um
die Bedeutung von “lich” zu
verstehen? Etwa auf ein grünliches Gelb? – Und wie werde nun die Anwendung auf grünliches
Rot!? Ich könnte doch auch sagen:
“Ich weiß nicht, was mit
‘gründlichem Rot’ gemeint
ist”.
| | |
| | C | | | “In der Natur der
Farben”, d.h. eigentlich:
im innern Bau, in der Struktur. Aber haben denn Farben eine
Struktur? Die Anwendung des Farbworts hat eine.
Und insofern hat der Begriff eine.
| | |
| | C | | | Zu sagen
“Es liegt an den
Begriffen am Begriff | ” klingt wie: “Nichts
leichter, als uns einen anderen Begriff zu
schmieden.” andere Begriffe
schmieden.”
| | |
| | ? / | | | Zwischen
grün & rot, will ich sagen, eine
geometrische Leere, nicht eine physikalische.
| | |
| | ? / | | |
Aber entspricht dieser also nichts Physikalisches?
Das leugne ich nicht. (Und wenn es bloß unsre
Gewöhnung an diese Begriffe, an diese Sprachspiele
wäre. Aber ich sage nicht, daß es so
ist.)
| | |
| | C | | | Ist denn, daß wir die
Dinge in dieser Weise (miteinander) vergleichen, sie
so im Gebrauch zusammennehmen, ist ˇdies denn
willkürlich? Nicht mehr, als daß wir uns von
diesem & nicht von jenem nähren.
| | |
| | ? / | | | Wenn wir
einem Menschen Einer eine
bestimmte eine bestimmte | Technik // die & die
Technik // durch Exempel beibringen – daß er
dann in einem bestimmten neuen Fall so & nicht
so geht, oder daß er dann stockt, daß für ihn als
dies & nicht jenes die (natürliche)
6 Fortsetzung ist, ist allein
schon ein höchst wichtiges Naturfaktum.
| | |
| | ∫ / | | | Vielleicht
erklärt Einer: “Ich kann mir unter
‘bläulich-gelb’ nichts
vorstellen, es handelt sich also hier um eine Tatsache der
Psychologie.” Und es ist daran etwas
Wahres. // etwas richtig //
Grün könnte man ja
“bläulich-gelb” nennen, & wenn Dir
das aus welchen Ursachen immer, sei es durch
Deinec
Erziehung, sei es aus ˇirgendwelchen andern Ursachen,
unnatürlich erscheint, // , nicht natürlich
ist, // so ist dies eine wichtige Tatsache.
| | |
| | / | | |
“Aber wenn ich mit
‘bläulich-gelb’ grün meine, so fasse
ich eben diesen Ausdruck anders als nach der ursprünglichen
Weise auf. Die ursprüngliche Auffassung bezeichnet
einen andern & eben nicht gangbaren
Weg.” Was ist aber hier das richtige
Gleichnis? das vom physisch nicht gangbaren Weg, oder vom
nicht-Existieren des Weges? Also
das Gleichnis der physikalischen oder der mathematischen
Unmöglichkeit?
| | |
| | / | | |
5.2.
Wir haben ein System der Farben wie
ein System der Zahlen. Liegen die Systeme in
unserer Natur, oder in der Natur der Dinge? Wie
soll man's sagen? – Nicht in der
Natur der Zahlen oder Farben.
| | |
| | C | | | Kann, oder will man sich
unter blaulich gelb ‘nichts
vorstellen’? Seltsame Frage.
“Bläulichgelb”
fällt auf ein Loch.
| | |
| | / | | | Hat denn dieses System
etwas Willkürliches? Ja & nein.
Es ist mit Willkürlichem verwandt &
6 mit
Nicht-Willkürlichem.
| | |
| | ∫ | | | Das Farben-Oktaeder,
ist es ein Bild der Natur der Farben?
| | |
| | C | | | Denke, ich
zeigte Einem eine Reihe bunter Farben & sagte
“Schau, hier zeige ich Dir einige von den
Einrichtungsgegenständen der Welt; schau Die sie gut
an, wie schön sie sind” – könnte man wirklich
sagen, Gott habe diese Farben
erschaffen; nicht vielmehr diese farbigen Gegenstände,
auf die ich zeige? Wenn ich Einem Farben (also
Farbmuster) zeige & sage “Schau, das
sind die bunten Farben; andre gibt's nicht” zeige
ich ihm die Natur der bunten Farbe? Sieht er
denn ein Faktum? er sieht ja nur ein Bild!
(Mathematischer Beweis.)
| | |
| | C | | | Ich könnte mir denken
daß Einer das Farbenoktaeder & sagt: “Es ist
herrlich, wie hier alles der Natur der Farbe
entspricht!” So wäre also ein anders
eingerichtetes Schema nicht so gut. – Oder
wäre es ebensogut, würde aber etwas Anderes
darstellen? (D.h. einem anderen
Begriff entsprechen?) Oder soll ich von manchem Schema
sagen es entspräche gar keinem, oder einem nicht
wichtigen Begriff? Soll ich also
sagen: “Das Farbenoktaeder bringt einen
ungemein wichtigen Begriff zur Darstellung”?
| | |
| | C | | | Es
leuchtet auf den ersten Blick ein, daß man nichts als
Zwischenfarben zwischen von Rot & grün
7 anerkennen will.
(Und ob es dem Menschen immer so einleuchtet, oder
erst nach Erfahrung & Erziehung ist ˇhier
gleichgültig.)
| | |
| | C | | |
“So will ich die Dinge
zusammennehmen!” könnte man sagen.
| | |
| | C | | | ? /
Man könnte auch sagen: “Diese
Zusammenstellung leuchtet mir ein!” – Aber
was leuchtet mir an ihr ein? Ist es nicht als ob einem
der Abacus
einleuchtete?!
| | |
| | C / | | |
Ist der Begriff des “ … lich” nicht
eben durch das Farbenoktaeder // durch dieses
Farbenschema // bestimmt?
(D.h.: gibt es nicht den
Wörtern “ … lich … ” ihre
Bedeutung? im Gegensatze nämlich zu der Idee, daß
es etwas t über die Farben
‘ … lich … ’ aussagte
∖)
| | |
| | ∫ / | | |
Was würden wir von Menschen denken, die ein
‘rötlichgrün’ kennten (etwa
Olivgrün so nennen)? Und was heißt
das: es wenn man sagen würde: | “Die haben dann
überhaupt einen andern Begriff der
Farben”? Als wollten wir sagen:
“Es wäre eben dann nicht dieser
Begriff sondern ein anderer”
– , indem wir auf unsern zeigen.
Als gebe es also einen Gegenstand Begriff eindeutig
angehörte.
| | |
| | / | | | Die Leute kennen ein
Rötlichgrün. Aber es gibt doch gar
keins! – Welcher sonderbare Satz. –
(Wie weißt Du's nur?)
| | |
| | / | | | (Das Bild, das
de[m|n] Begriff charakterisiert, wäre etwas wie eine
algebraische 7 Formel.)
| | |
| | / | | | Sagen wir's
doch (einmal) so: Müssen denn diese Leute die
Diskrepanz merken? Vielleicht sind sie zu stumpf
dazu. Und dann wieder: vielleicht auch nicht. –
| | |
| | / | | |
Ja aber hat denn die Natur hier gar nichts
mitzureden?! Doch – Nur macht sie sich
auf andere Weise hörbar.
“Irgendwo wirst Du doch an Existenz &
Nichtexistenz anrennen!” – Das heißt
aber doch an Tatsachen, nicht an Begriffe.
| | |
| | C | | | Gibt es eine
Naturgeschichte der Farben? – Die wäre
zeitlos. – Warum aber ist man versucht, von einer
solchen zu reden &, z.B., das
Farbenoktaeder wie // als // ein Schema zu ihr zu
betrachten? (Eine Mineralogie der Farben.)
Doch weil ihm nichts Willkürliches anhaftet.
Aber macht es freilich nicht zur
Darstellung einer Naturerscheinung. Sondern
;sondern weist nur daraufhin,
daß viel an dieser Darstellung hängt.
| | |
| | C | | | “Wenn er
das tut, dann hat er eben überhaupt einen andern
Charakter.” Den Begriff des
‘Charakters’ aus welchem alles übrige
springt; die Quellen dieses Begriffs.
| | |
| | / | | | Es ist ˇeine
Tatsache von der höchsten Wichtigkeit daß eine Farbe, die
wir (z.B.) “rötlich
gelb” zu nennen geneigt sind, sich wirklich durch Mischung
(auf verschiedene Weise) von Rot & Gelb
erzeugen läßt. Und daß wir nicht im
Stande sind, eine Farbe, die durch
8 Mischen von Rot &
Grün entstanden ist, ohne weiteres als eine zu erkennen, die sich
so erzeugen läßt. (Was aber bedeutet
“ohne weiteres” hier?) Es
könnte Leute geben, die ein regelmäßiges
97-Eck ohne zu zählen, auf einen Blick als solches
erkennten.
| | |
| | C | | | Wenn die Türe nach
innen aufgeht, & ich nicht daran denke, sie
könnte so aufgehn, so bin ich eingesperrt.
| | |
| | ? / | | |
Begriffe mit einer Malweise verglichen: Ist denn auch
nur unsre Malweise willkürlich? Können
wir uns einfach entscheiden, die der Ägypter
anzunehmen? Oder handelt sich's da nur um
hübsch & häßlich?
| | |
| | C | | |
6.2.
Ein Land in dem jede Form ihre eigene
Farbe hat & jede Farbe nur diese Form.
Käme einmal ein Stein vor der grün wäre (wie
sonst nur Gras), so würden ihn die Leute
“Stein-Graß”
nennen. In der Natur scheinen Farbe & Form
vielmehr Eins als im Zimmer.
| | |
| | C | | | Aber sind denn
‘die Form betrachten’ & ‘die Farbe
betrachten’ (oder genießen) nicht immer
verschieden.
| | |
| | C | | | Willst Du also annehmen,
daß jene Leute nicht im Stande wären
verschiedene Naturgegenstände nach ihrer Farbe in eine
Reihe zu ordnen? // in eine Folge zu
ordnen? // daß es bei ihnen dieses Sprachspiel
nicht gibt? Ich will sagen: Sie brauchen gar
keine Farbnamen zu haben, können aber doch ˇetwas
sagen, was darauf hinaus kommt, :
daß dieser Stein ˇliege diesem Blatt in
farblicher 8 Beziehung näher
liegt als jenem.
Russell Ja, sie
brauchen natürlich auch das nicht zu sagen, sondern nur ihre
Freude daran haben Gegenstände, – wie
wir sagen würden: nach ihren Farbabstufungen –
im Reihen zu legen. Müßte ich aber von diesen
Leuten sagen, sie hätten die Farbbegriffe von den
Erscheinungen abstrahiert?
| | |
| | C / | | | Denn uns
scheint es manchmal, als hätten wir den Gegenstand Grün
(z.B.) aus den Dingen ˇum uns
gleichsam extrahiert, wie eine Essenz.
| | |
| | C | | | Es wäre
bedenklich, zu sagen, unsre Begriffe zeigten, wie wir die Welt
ansehen. Aber es ist etwas Wahres daran; nur handelt
sich's nicht um's Ansehn so sehr als
um's Behandeln. Sind die
Möbelstücke in einem Zimmer ‘Einheiten’
für uns, weil wir sie so
‘sehen’? Ist nicht
das wichtig, daß sie fest gefügt sind,
daß ich ◇◇◇ im allgemeinen ihre Teile nicht
einzeln zu verschiedenen Zwecken & in neuen
Zusammenstellungen zu verschiedenen Zwecken gebrauchte
(& alles was damit in Zusammenhang
steht)?
| | |
| | C | | | Was will ich aber
sagen? Daß – daß wir andere
Begriffe hätten, wenn unsre Umgebung & unser Leben anders
wären? Und wäre das eine
wissenschaftliche // naturgeschichtliche //
Hypothese? Oder will ich sagen:
Andere Begriffe – das heißt: andre Sprachspiele,
also ein anderes Leben. Ein anders Leben aber ist // heißt // eines, das dem unsern
ähnlich ist sonst würden wir's nicht mehr als
‘Leben’ ansehen, d.h.,
9 es würde für uns
das bestimmte Interesse verlieren. – Wie nahe
muß es also unserm Leben sein? Diese Frage kann nicht
richtig gestellt sein; denn in ihr vergesse ich den Zweck
den dieses Vorstellen überhaupt hat warum will ich denn
überhaupt Variationen unsrer Begriffe
konstruieren? // unsrer Begriffswelt
konstruieren? // Geschieht es nicht, um
Unterschiede, & manchmal
ÄhnlichkeitenV, zu betonen, die bisher verwischt
waren? Wir neue
Grenzen // Grenzmauern // ,
reißen alte nieder, um (?) ⌊der Hypnose durch
eine gewöhnte Art der Darstellung zu
entgehen(?)⌋
| | |
| | / | | | Haben wir denn die
menschliche Sprache erfunden? Sowenig wie das
Gehen auf zwei Beinen.
| | |
| | C | | |
Die Begriffe der
Sternbilder. Hier würde
Köhler
sagen: Da siehst Du, daß Sinnesempfindung sie
zusammennimmt & also für unsre Begriffe
verantwortlich ist.
| | |
| | ? / | | | Es ist eine
wichtige Tatsache, daß wenn so verhält, daß Menschen, die
den großen
Bären etwa eine Konstellation | in Strichen wiedergeben sollen, dies
ˇwenn sie sich selbst überlassen sind immer, oder
meistens, auf eine bestimmte Weise & nie auf
eine bestimmte Weise & nie auf eine
ˇbestimmte andre Weise tun. Aber
heißt das, : die
Konstellation so sehen? Liegt darin
z.B. schon die Möglichkeit eines Umschlages
des Aspekts? Denn es ist ja das Umschlagen
wir als analog Wechsel eines Bildes empfinden. // das
Umschlagen, dessen Analogie mit Wechsel des Bildes uns
beeindruckt. // // das
Umschlagen, dessen Ähnlichkeit Vergleichbarkeit | mit einem 9 Wechseln des Gesichtsobjekts
wir empfinden. Wechsel des angeschauten Bildes
uns in die Augen fällt. | //
| | |
| | ? / | | | Wenn nicht der
Wechsel des Aspekts vorläge, so gäbe es nur
Auffassung, nicht ein so oder so sehen.
| | |
| | ? / | | |
Das scheint absurd. Als wollte man sagen.
“Wenn ich nur immer mit Kohle heize, & nicht
auch manchmal mit etwas anderem, so heize ich auch mit
Kohle” Aber kann man nicht sagen:
“Wenn es nur eine Substanz gäbe, so
hätte man keinen Gebrauch für das Wort
‘Substanz’”? Aber das heißt
doch: Der Begriff ‘Substanz’ setzt den
Begriff ‘Unterschied der Substanz’ voraus.
(Wie der des Schachkönigs den des
Schachzuges;) oder wie der der Farbe den der
Farben.)
| | |
| | C | | | Das charakteristische des
Aspekts ist seine Vergleichbarkeit mit dem Sehen
dieses & nicht jenes
Objekts, obschon beide in
unserer Wahrnehmung enthalten sind.
| | |
| | C ? / | | | Wir
müssen nun immer daran erinnern daß wir ja nicht ein
psychologisches Phänomen aus einem andern erklären
wollen; sondern sie nur, so wie wir sie finden,
gruppieren wollen. // zu
ordnen
haben gruppieren versuchen | // // finden, in
eine(r) Ordnung zusammenstellen
sollen //
| | |
| | C | | | Wir wollen also nicht
sagen, daß dies eigentlich jenes ist, sondern
nur, soweit wir es vermögen, ˇauf Ähnlichkeiten
& Unähnlichkeiten weisen.
| | |
| | | | |
7.2.
Ich teile Einem etwas anderes mit, wenn ich ihm sage:
a) daß in der Zeichnung, die er nicht
10 sieht; die & die
Form enthalten ist – b) daß in der Zeichnung,
die er sieht, die Form enthalten ist, die er noch
nicht bemerkt – c) daß ich gerade
entdeckt habe, die Zeichnung, die mir wohl bekannt war
enthielte diese Form – d) daß ich
jetzt gerade die Zeichnung in diesem Aspekt
sehe. Jede dieser Mitteilungen hat ein anderes
Interesse.
| | |
| | / | | | Die erste ist eine
teilweise Beschreibung eines wahrgenommenen Gegenstands, ˇetwa
analog der “Ich sehe dort etwas
Rotes”. [d|D]ie
zweite ist, was eine
“geometrische Mitteilung” nennen . Sie ist im Gegensatz zur ersten
zeitlos. Die Entdeckung daß es sich so verhält, ist
von der Art mathematischer Entdeckungen.
| | |
| | / | | | Aber könnte die
Mitteilung nicht auch in Form
gemacht werden? Etwa so: “Wenn
Du diese Zeichnung hin & her wendest
wir[d|s]t Du diese
in ihr
sehen, ohne daß sich Linien zu haben scheinen.”
Daß wir dies Faktum begriffsbestimmend verwenden,
ist damit noch nicht gesagt.
| | |
| | / | | | Wie macht man denn die
Entdeckung? Etwa so: Man
auf durchscheinendem
Papier – vielleicht rein zufällig – gewisse Linien der
Zeichnung nach. Dann sieht man: das ist ja ein
Gesicht! Oder man macht diesen Ausruf ˇeinmal beim
Anblick der Zeichnung & zieht jenen Linien nach. – Und
wo ist hier die Entdeckung? – Dies muß
erst als Entdeckung, & insbesondere als
geometrische 10 Entdeckung, interpretiert
werden.
| | |
| | C | | | Die Entdeckung, das
Erkennen dieser Form in jener, mußte nicht so vorsichgehen, als
habe das wohlbekannte Bild plötzlich seine Natur
verändert – so wie es ist, wenn wir die das
Würfelschema plötzlich in anderer räumlicher Lage
sehen. (Es könnte ja wieder ,
z.B., so vor sich gehen, daß der Entdecker
Figur zufällig
aus der Zeichnung herauspaust.) Ein
Spielen mit dem Umschlagen des Aspekts ist dabei jedenfalls
nicht nötig.
| | |
| | C | | | Wie ist es
damit[?| .] Ich Einer
s⌊i⌋eh[e|t] eine Fläche mit regellosen Strichen bedeckt;
plötzlich bemerk[e|t] ich
er in ihnen eine
Schrift, die er nun verfolgt & liest. Was soll ich
sagen: Sieht er die Schrift in jenen
Strichen? Freilich. Aber ist es der gleiche
Fall, wie das Sehen der Gestalt im Vexierbild? Es ist ein
verwandter. Die Schrift fiel ihm
auf. Zuerst etwa etwas
Schriftähnliches an den Strichen, dann, daß es wirklich eine
Schrift sei. ‘Die Schrift fing an
aufzuleuchten & nun leuchtet sie ganz auf.’
| | |
| | / | | | Ein
Aspekt kann in mir dadurch ˇerscheinen
hervorgerufen werden, daß mich Einer auf ihn
aufmerksam macht. Wie sehr
verschiedenen ist doch dieses
‘Sehen’ // Wie sehr
unterscheidet ˇdas doch dies dieses
‘[s|S]ehen’ vom Wahrnehmen der
Farben & Formen!
| | |
| | C ∖ | | |
Das Philosophieren ist ein systematisches Erinnern. 11
| | |
| | C | | | Denke an den
Prozess, Dir eine bestimmte
Konstellation unter einer größern Anzahl von Punkten
einzuprägen. So daß Du sie beim nächsten
Hinsehen sofort wieder findest. Während Du nun
dies tust – andert sich nicht
fortwährend was Du siehst? Es gibt da
z.B. ein Zusammenstellen der Konstellation mit
dem Blick, ehe sie als Ganzes gesehen wird.
| | |
| | C | | | Die Frage ist nicht
“Wie macht man das?”, “was
geht da vor?”, sondern: Was teilt man
Einem mit, denn man sagt …?
| | |
| | / | | | Bemerken &
Sehn[:| .] Man sagt nicht
“Ich habe es 5 Minuten lang bemerkt”.
| | |
| | C | | | Folgt
daraus, daß man es nicht in dieser Weise gesehen hat,
daß man es in einer andern Weise gesehen hat?
Folgt daraus, daß man es nie damit verglichen hat,
daß man es mit etwas anderm verglichen hat?
(Oder gar mit sich selbst?)
| | |
| | C | | | Es wäre möglich
daß Einer, dem ich eine Form in einem Bild durch Nachziehen zeige,
sie immer gleich wieder verlöre, & sie ihm vom Frischen
gezeigt werden müßte.
| | |
| | C | | | Schwarzes &
weißes Kreuz. “Der eine Aspekts
verschwindet nun ganz, als wär es nie
dagewesen. Ich sehe auch kein Bißchen
von ihm.”
| | |
| | C | | | Es ist für mich jetzt
das, & jetzt das – was immer das
heißen mag. 11
| | |
| | C | | | Schwarzes &
weißes Kreuz. “Einmal schwebt mir das
vor, einmal das.”
| | |
| | C / | | |
D[w|u] mußt bedenken, daß die Beschreibung
“Ich sehe jetzt ein schwarzes Kreuz … ”
nicht verstanden werden müßte. Wer sagte
“Jetzt sehe ich ein Schwarzes Kreuz … –
jetzt ein weißes … ”, dem könnte ja einer
antworten: “Du beschreibst ja jedesmal das
Gleiche!”
| | |
| | C / | | |
“Das ist doch kein Sehen!”
– “Das ist doch ein
Sehen!” – Beide müssen sich
begrifflich rechtfertigen lassen.
| | |
| | ∫ | | | “Wenn ich ein
Gemälde ansehe, so sind die menschlichen Gestalten darauf
menschliche Gestalten für mich; ich sehe sie als
solche; ich sehe nicht Farbfläche & deute
sie etwa nur in dieser Weise.” Und wie weiß
ich, daß // wenn // der Andre es
auch so empfindet? Was sind die Anzeichen
dafür? Wie benähme er sich wenn's
anders wäre? Nun, er redet
ˇz.B. über das Bild, wie über
die & die menschliche Situation.
| | |
| | C | | |
Es ist unrichtig
zu sagen: “Es verhält sich damit
wie der gesunde Menschenverstand
sagt.”
(Köhler,
Moore.)
Der gesunde Menschenverstand trifft hier überhaupt keine
Entscheidung. Nicht so ist es: Wir
sehen eben das, was der gesunde Menschenverstand
ˇimmer für das Gesehene hält. Denn dieser
gibt hier keine Meinung ab. Vielmehr ist es so:
Begriffliche Mißverständnisse das
‘Sehen’ betreffend rühren davon her daß wir
unsern alltäglichen Begriff des Sehens nicht richtig
erfassen. An diesen 12 muß man sich halten.
| | |
| | / | | | “Aber
sehen wir die menschlichen Gestalten auf dem Bild
wirklich?” Wonach fragt man
nur?? Es geht hier offenbar eine
Störung eines Begriffs durch einen etwas verschiedenen vor
sich. Ich sollte etwa fragen: “Sehe
ich dann die Gestalten wirklich in demselben Sinne wie
…?” Oder auch:
“Welchen Grund habe ich, hier von
‘sehen’ zu sprechen? & was lehnt sich
etwa in mir dagegen auf?”
| | |
| | C | | | Denn das ist die
beständige philosophische Frage: “Was
lehnt sich in mir dagegen auf?”
| | |
| | / | | | Ich möchte etwa die
Frage stellen: “Bin ich mir der Räumlichkeit
(Tiefe) dieses Buches, z.B., während
ich es sehe immer bewußt?
Fühle ich sie sozusagen die ganze Zeit? – Aber stell die Frage in der dritten Person.
Wann würdest Du sagen, er sei sich ihrer immer
bewußt, wann das Gegenteil? –
Angenommen, Du fragtest ihn, – aber wie hat er
gelernt Dir auf diese Frage zu antworten? – Nun, er
weiß ˇz.B., was es heißt
ununterbrochen Schmerzen zu fühlen. Aber das wird ihn
hier nur verwirren, wie es auch mich verwirrt.
| | |
| | ? / | | | Wenn er mir nun
sagt, er sei sich der Tiefe fortwährend bewußt, – glaub
ich's ihm? Und wenn er sagt, er sei sich ihrer
nur von Zeit zu Zeit bewußt– , wenn er
etwa von ihr redet, – glaub ich ihm das?
Es wird mir vor-12 kommen, als ruhten diese Antworten auf
falscher Grundlage. – Anders aber, wenn er mir sagt,
der Gegenstand käme ihm manchmal räumlich, manchmal aber
flach vor.
| | |
| | ∫ C | | |
Schwarzes & weißes Kreuz. Man könnte
sich vorstellen, daß die Zeichnung des Würfelschemas
automatisch alternierende Aspekte annähme. Die
rotierende Trommel ändert bisweilen plötzlich ihre
scheinbare Bewegungsart, ohne daß man weiß,
warum.
| | |
| | C | | | “Aber Du wirst
doch nicht leugnen, es ist ein anderer Gesichtseindruck, es ist ein
anders subjektives Gesichtsobjekt vorhanden!”
– Wie z.B. in welchem andern
Fall? Wie wurden diese (Deine) Worte zuerst
erklärt? – Und nun müssen wir sehen,
jene
Erklärung auf den gegenwärtigen Fall paßt.
| | |
| | ? / | | | Ich
könnte Einem eine wichtige Botschaft
übermitteln mitteilen // zukommen lassen // , indem ich ihm
das Bild einer Landschaft übersende. Liest er dieses,
wie eine Werkzeichnung; ich meine: entziffert er
es? Es sieht es an & richtet sich danach.
Er sieht darauf Felsen, Bäume, ein Haus,
etc..
| | |
| | C | | |
8.2.
(Die Situation ist hier die der
praktischen Notwendigkeit, aber das Verständigungsmittel
eines, dem nichts von Verabredung, Definition,
u. dergl. anhängt, & das sonst nur
poetischen Zwecken dient.) Aber es dient eben auch die
gewöhnliche Wortsprache poetischen Zwecken.)
[Diese Bemerkung ist äußert unklar.]
| | |
| | C | | | Wenn ich,
wie es vorkommt, in einer Landschaft 13 etwas erst für das,
dann für das halte; es erst so, dann anders sehe:
– Es ist als ob die Einrichtung meines Gesichtseindrucks
nun eine andere wäre. “Ich
habe etwas anderes” (oder auch
“Es ist etwas anderes”)
möchte ich sagen. Das Theater meines
Gesichtsraumes.
| | |
| | ? / | | | Im
Fall Die Aspekte des : Es ist
quasi, wie wenn eine Vorstellung mit dem
Gesichtseindruck in Berührung käme & für eine
Zeit in Berührung bliebe.
| | |
| | ? / | | | Der Fall des
schwarzen & weißen Kreuzes aber ist anders &
ähnlich dem der räumlichen Aspekte
(z.B. der Prismenzeichnung).
| | |
| | C ∫ | | |
Wir haben nun verschiedene Beschreibungen, die auf die
verschiedenen, Fälle des ‘Sehens von
Aspekten’ besser oder weniger gut
passen. // , die auf das Sehen der Aspekte in seinen
verschiedenen hier
besser, hier weniger gut passen. //
| | |
| | C | | | Das
Aufleuchten des Aspekts ist das, was unsre
Aufmerksamkeit fesselt. // ist das uns fesselnde
Erlebnis. //
| | |
| | ? / | | | Die Versuchung,
zu sagen “Ich sehe es so”, indem man
bei “es” & “so” auf das
Gleiche zeigt.
| | |
| | C | | | Wenn wie uns versprochen
haben, oder ˇim Gespräch ein Wort nicht finden
können, sagen wir oft “Du weißt
schon? –”.
Geht also dabei das Meinen des nicht-genannten
Gegenstands // Dings // vor?
Es ist das Wort “dabei” welches das
Problem verursacht. // Es ist das Wort
“dabei”, das das Problem
erzeugt. // 13 // Geht also dabei
das Meinen des nicht Genannten vor? Es ist
das Wort “dabei”, welches hier das Problem
erzeugt. //
| | |
| | C | | | Im Vordergrunde des
Bildes steht ein Kreuz. “War es für dich
immer ununterbrochen ein Kreuz?” –
Ich kann's nicht sagen; ich bin in Verlegenheit, was
ich darauf antworten soll. Nun ändert sich
(irgendwie) der Aspekt & ich sehe es nicht mehr als
Kreuz, & dann noch einmal wie früher. Nun sage
ich: “Ich habe es also doch immer
ununterbrochen als Kreuz gesehen, denn jetzt ist mein
Aspekt zum ersten Mal unterbrochen worden.”
– Wie aber, wenn man darauf antwortete:
“Du hast es immer als Kreuz aufgefaßt
(Disposition), dann es zum ersten Mal als etwas andres
gesehen, &
wieder gesehen Deiner ersten Auffassung
gemäß.” Was aber spricht für diese
Darstellung? Um sie zu rechtfertigen, muß ich ihm
eine Frage stellen, deren Antwort die Rechtfertigung sein
wird. Um sie zu rechtfertigen, muß ich ihm auf
etwas aufmerksam machen; ich muß ihm eine Frage stellen,
deren Antwort die Rechtfertigung sein wird. Aber
welche?
| | |
| | C | | | Die Probleme sind
sozusagen alle sehr ernst. Warum? Weil sie
wichtige Institutionen der Menschen anbelangen?
Weil sie wichtige Dinge im menschlichen Leben anbelangen,
& wichtig ist, ob man wahres, oder falsches über sie
sagt, am meisten also, ob man Aufrichtiges oder
Unaufrichtiges über sie sagt. 14
| | |
| | C | | | “Ich sehe das
Bild die ganze Zeit als Vogel.” Wie siehst Du
es? als was? Worauf mußt Du zeigen um
zu erklären? Und wenn Du
nun einen wirklichen Vogel anschaust, worauf dann?
| | |
| | C | | | Wenn er das
gewöhnliche Bild eines Hasen als einen Hasen sieht, das
Bild einer Ente als eine Ente, dann ist es ja nicht gar so
erstaunlich, daß jener Übergang, gegeben eine gewisse Art von
Bild, stattfinden kann. denn dann ist es eben einfach
das Übergehen // Überspringen // von einem normalen
Zustand in einen andern normalen Zustand. Das
uns
Unverständliche Merkwürdige | aber ist, daß es ist, als
würde das Bild dabei ausgewechselt – &
doch nicht .
| | |
| | C | | | Ich neige dazu zu
sagen: Im Aspektwechsel ich das Bild lebhafter als das,
oder das. Entsprechend z.B. dem
Ausrufen “Eine Ente!”.
| | |
| | C ? / | | |
Ich sehe ein Bild an, auf dem ich zuerst nichts erkenne.
Plötzlich sage ich: “Ach, das ist ein
…”. Ich sah es nun als das &
das. Oder erkannte ich nur, daß es sich als Projektion
der & der Dinge auffassen läßt? Wo ist
der Unterschied? Ich spreche das Bild als das
& das Tier an. // als dieses Tier,
z.B., an. // Ich
verhalte mich zu dem rede über das |
Bild ganz anders als einer
Werkzeichnung // Blaupause // , die
ich verstehe.
| | |
| | C | | | Nun habe ich das Bild
längst als 14 das eines Vogels, etwa, erkannt
& sehe es immer als solches. Da könnte man
fragen: Ist dies Sehen nun einfach eine Fortsetzung
dessen, was bei jenem plötzlichen Erkennen anfing?
Oder war das akute Sehen etwas anderes // ein
anderes Erlebnis // als das Chronische? – Wieder Verlegenheit. – So
ist diese Frage nicht zu beantworten, also nicht zu stellen.
| | |
| | C | | | Auch so
möchte man fragen: Ist, was ˇhier das akute
vom chronischen Sehen unterscheidet bloß die Überraschung bei
jenem? oder auch etwas am Seherlebnis selbst? –
Ja auch: Ist das akute Erlebnis Seherlebnis beim Übergang vo[m|n] sinnlosen
Strichen zum sinnvollen Bild dasselbe wie das beim
Umschlagen des Entenkopfes in den Hasenkopf und
umgekehrt? Und das erste was ich sagen möchte
ist, :“ daß das
Letztere erstaunlicher ist als das Erkennen des Bildes
im Gewirr von Strichen.
| | |
| | C | | | Wir staunen das Bild
an. Sagen: Wie ist es jetzt so ganz
verschieden! –
| | |
| | C | | | Nun: Wir
sagen “Eine Ente!”, wenn
wir's nämlich früher als Hasen (in
irgend einem Sinn) // (in welchem Sinne immer) // gesehen
haben. Wir staunen es in dem
neuen Aspekt als Ente | an. Wir fragen uns: Wie
kann es denn jetzt so ganz verschieden sein? Wie
kann denn das Auge jetzt dahin schauen, &
jetzt dorthin?
| | |
| | C | | | Ich frage
“Ist das Sehen in beiden Fällen das gleiche
Erlebnis?” Ja, wie will ich's
15 denn vergleichen?
Ich führe mir beide vor – nun sie sind eben verschieden;
aber zu einem Isolieren & Betrachten des
‘Erlebnisses des Sehens’ gar nicht // aber zu einem Isolieren des
Erlebnisses des Sehens, um es zu betrachten, ˇdazu kommt
es gar nicht. //
| | |
| | C ? / | | | Es
heißt sehr verschiedenerlei “das Gesehene”,
ˇoder “die Beschreibung des
Gesehenen.”
| | |
| | C ? / | | |
hier eben mannigfache Verwandtschaften.
| | |
| | C | | |
9.2.
Mit
‘Organisation’ des Gesichtsbilds. Mit den
Worten “Dies gehört zusammen,
dies nicht” lassen sich Aspekte beschreiben; aber
doch nicht alle.
| | |
| | C | | | Die Vorgänge beim
Suchen der Lösung des Vexierbildes. In einem
Sinne könnte man sagen, das Gesehene wechsle dabei
fortwährend. Was man aber nicht sagen
würde, ist, daß man jetzt plötzlich etwas ganz anderes
sieht, das Alte verschwunden ist.
| | |
| | C | | | Man muß eben den
Begriff ‘sehen’ nehmen, wie man ihn findet; ihn
nicht verfeinern wollen. – Warum aber eigentlich
nicht. – Weil es nicht unsre Aufgabe ist ihn zu
ändern, einen für irgend
welche Zwecke geeigneteren
einzuführen (wie es die Wissenschaft macht), sondern
ihn zu verstehen; d.h., uns von ihm nicht ein
falsches Bild zu machen.
| | |
| | / | | | Der Begriff
ˇ‘sehen’ macht einen wirren
Eindruck. Nun, so ist er. – Ich sehe
in die Landschaft; mein Blick schweigt, ich
15 sehe allerlei klare
& unklare Bewegung, dies prägt sich mir klar
ein, jenes nur ganz verschwommen. Wie
gänzlich zerrissen uns doch erscheinen kann, was wir eine Beschreiben
des Gesehenen” heißt! eine
Beschreibung des Gesehenen nennen! | Aber das ist es,
was wir so nennen. Wir haben nicht einen wirklichen,
respektablen Fall ˇso einer Beschreibung &
sagen: Nun, das Übrige ist eben noch unklar, harrt
noch Klärung oder muß
einfach als Abfall gekehrt werden.
| | |
| | ? ? / | | | Es ist
hier für uns die ungeheure Gefahr, feine Unterschiede machen zu
wollen. Ähnlich ist es, wenn man den
Begriff des physikalischen Körpers aus dem ‘wirklich
gesehen’ erklären will. Es ist
vielmehr das ˇuns wohlbekannte Sprachspiel
hinzunehmen, & falsche
Erklärungen sind als solche zu kennzeichnen. Das
primitive, uns ursprünglich beigebrachte Sprachspiel bedarf
keiner Analyse & Rechtfertigung, falsche Versuche der
Rechtfertigung, die sich uns aufdrängen bedürfen der
Zurückweisung. // Es ist
vielmehr das uns ˇso geläufige Sprachspiel
hinzunehmen, & unrichtige, aber unter
Umständen uns sehr naheliegende Erklärungen,
Konstruktionen sind als solche aufzuzeigen. Das primitive,
ˇvon uns ursprünglich gelernte Sprachspiel bedarf der
Rechtfertigung nicht; falsche Versuche der Rechtfertigung
& Analyse die sich uns mit Macht aufdrängen
bedürfen aber der Zurückweisung.
16
| | |
| | ∫ | | | Die
Begriffsverhältnisse liegen sehr kompliziert.
| | |
| | C | | | Aber habe ich
nicht, wenn ich Gras sehe, ein Grasgefühl, wenn ich den Ast sehe,
ein Holzgefühl[?| ;] ja, verschiedene
Gefühle, wenn ich verschiedene Holzarten sehe?
(wenigstens manchmal)? – Ja, ich
möchte manchmal so sagen. (Von dem Bild eines
Baumes sagt man manchmal, es ist
‘empfunden’.)
| | |
| | ? / | | | Es ist immer zu
trennen der Ausdruck von der Technik. Und der Fall,
wenn wir die Technik angeben können von dem, wenn wir sie nicht
angeben können.
| | |
| | C | | | Das Bild eines
menschlichen Gesichts, auch das
[S|s]chematische, oder das eines Menschen, oder Tiers,
auch das ˇbloß schematische, ist für mich – – so möchte ich mich ausdrücken – Bildgesicht,
Bildmensch, Bildtier. Ein Gesicht, ein Mensch, ein
Tier ‘in its own right’.
“Wir denken bei seinem Anblick nicht an ein
wirkliches Gesicht, etc.”
möchte man erklären. Aber was heißt das
eigentlich? Wie ist es denn, wenn man an ein wirkliches
denkt? Ja, es ist klar: der Übergang zum
wirklichen Tier kann immer gemacht werden; ich weiß,
daß diese Linien eine Maus sind & daß eine Maus ein Tier
ist, das so & so ˇausschaut & lebt.
aber Aber ich nehme an im Kino
teil, ohne was ich dort sehe ˇin der Erinnerung mit einer
wirklichen Maus zu vergleichen. An eines solche
denke ich gar nicht. Und doch besteht der
Zusammenhang: Wüßte ich nicht von Mäusen, so
verstünde ich das Bild nicht. – Und doch ist, was
ich 16 hier sage, noch falsch,
weil viel zu wenig allgemein.
| | |
| | –C | | |
Was ist das
Kriterium dafür, daß für Einen das Gesicht im
Bild Bildgesicht ist &, mit einem wirklichen den engen
Zusammenhang verloren hat? (Ich denke an
Busch'sche
Zeichnungen mit wenigen Punkten & Strichen.)
| | |
| | –C | | | Ich
möchte sagen: daß ich in manchen Bildern einen
wirklichen Kopf sehe, in nur
ein Bildgesicht, einen Bildmenschen. (Wie groß
ist die Wichtigkeit dieses Phänomens?)
| | |
| | –C | | |
Erinnere Dich nur zu an deines Beziehung
zu einem Portrait? :
“Es ist ganz der so & so!”
Das sagst Du doch jedenfalls nicht beim Anblick jedes Gesichts im
Bilde. Aber dies ist nur ein Beispiel einer
besondern Beziehung zu einem Bild. “Du
siehst sie doch sitzen & arbeiten!”,
auch wenn wir niemanden im Bild erkennen, ist eine andere // ist der Ausdruck einer anderen. //
Von einer Karikatur z.B. würde man das
nicht sagen, & kann sie doch ausgezeichnet
finden.
| | |
| | –C | | |
Ein
selbstgefällig lächelndes Schwein bei
Busch
(“Hernach”). Ich
würde nicht ausrufen “Genauso
macht's ein Schwein!” Bei andern
Bildern aber gerade das.
| | |
| | C | | | Man könnte manchmal
, der Bildmensch
wäre eine zweidimensionale Abart Menschen. (Man kann aber auch das Wort
“zweidimensional” weglassen.)
17
| | |
| | C | | | Was aber teile ich
dadurch mit? Heißt es bloß daß ich etwa in einer
Bildergeschichte, oder im Zeichenfilm Anteil an den
Figuren nehme, die wirklichen Menschen etc. sehr
unähnlich sind, & daß mir dabei wirkliche Menschen
nicht einfallen? Oder ist es nur eine geistreiche, quasi
mathematische Bemerkung?
| | |
| | C | | | Wenn ich die Photographie
vor mir anschaue, so bin ich jedenfalls nicht geneigt vom
‘Bildmenschen ˇin ihr zu reden. Weit eher,
wenn ich eine ˇrein schematische, aber ausdrucksvolle,
Zeichnung eines Gesichts sehe.
| | |
| | C | | | 10.2. Schlage Geld aus jedem
Fehler.
| | |
| | C | | | Der verdächtige
Ausdruck, den ich gebrauchte, war “Ich denke bei diesen
Bildern nicht an eine wirkliche Maus etc.”
Denn wie ist es, wenn ich an eine denke? Wie denke ich
an sie? – Es geschieht daß ich ein Bild mit einer
wirklichen Maus vergleiche, in der Erinnerung
z.B.. Ich sage “Genau
so schaut es aus”, wenn … ”, oder
“So schaut es nicht aus”.
| | |
| | C | | | Wenn ich sage
“Ich sehe es jetzt als Ente” – meine
ich: als wirkliche Ente, oder als Bildente? Kann
ich's sagen? Nein. – Wenn ich
ein gewöhnliches Bild einer Ente & eine Ente bei der Hand
hätte, kann ich sagen worauf ich zur Erklärung deuten
würde & worauf nicht? –
Hätte ich aber Enten & Hasen in gleicher Manier
gezeichnet vor mir, etwa in einer Bildergeschichte, so
würde ich vielleicht auf diese Bildwesen bei der
Erklärung zeigen & sagen, 17 ich sehe das ˇzweideutige Bild
insbesondrec als das.
| | |
| | C | | | Ich sage
“Das Bild ist für mich ein
Eichhörnchen”. Nun kann ich also
fragen: Meinst Du: ein wirkliches, oder: ein
Bildeichhörnchen? Da möchte ich
vielleicht sagen: Es kommt auf's Bild
an.
| | |
| | C | | |
Und wenn man sag[t|e] man
ich,
‘, dies Bild (z.B. das
Dürersche)
für mich ein wirkliches
Eichhörnchen, so mein[t|e] man
ich natürlich
nicht, habe irrtümlich
das für ein
wirkliches Tier gehalten. (Es sind hier eben
mannigfache Verwandtschaften.)
| | |
| | C | | | Wiederum: Was
teile ich Einem mit …? –
| | |
| | / | | | Ich könnte wohl
sagen: “Meine Gedanken von diesem Bild
ˇnatürlich zu wirklichem Gras, zu wirklichen Tieren
ˇhin; von jenem ˇBild nie.”
| | |
| | C | | | (Denn ich
bin allerdings geneigt, das & jenes zu sagen;
der Gebrauch
davon mir gänzlich unklar ist. Es ist, als
porträtietr⌊t⌋e ich etwas, mehr oder weniger genau,
durch meine . Aber eher
nur das ˇBild um es in meinem Zimmer ˇaufzuhängen,
als ˇzu sonst einem Gebrauch.) durch zu
machen.
| | |
| | ? / | | | Man sagt beim
Anschauen des Bildes: “Siehst Du
nicht ein Eichhörnchen!” –
“Fühlst Du nicht die Weichheit dieses
Pelzes!” – Und man sagt dies bei
gewissen Bildern, bei andern nicht.
| | |
| | C | | | “Ja,
so macht's eine Ente!” sagt
man, 18 indem man das Bild
.
Aber nicht bei dem schematischen Entenbild.
| | |
| | C | | | Bin ich
geneigt zu sagen, es
gebe Bildblumen, Bild[b|B]äume, Gräser, wie es gebe
Bildgesichter? Nein. Außer vielleicht
beim Anblick eines
Zeichenfilms. in einem Zeichenfilm. | Und das sollte mir zeigen, was die
(eigentliche) Funktion des Ausdrucks Bildmensch,
etc. ist.
| | |
| | / | | | Auf die Idee des
Bildwesens, welche nicht
unähnlich einer welches eigentlich eine | mathematischen Idee ist, komme ich durch
gewisse Darstellungsweisen, unter gewissen
Umständen.
| | |
| | C | | | Wenn in einem Brief
zwei eine Zeilenreihen im rechten Winkel geschrieben ist, & ich lese jede (von
ihnen) ohne Schwierigkeit, indem sie sich von der andern ohne
weiteres ablöst, – soll ich sagen: ich sehe
Bild so? –
Wie? – Nun, als Schrift, die ich lese.
Ich könnte ja auch über dies Blatt zu
brichten haben, & entweder berichten, es sei
darauf ein wirres Gekritzel, oder berichten es stehe darauf das
& das geschrieben. Ich berichte Wahrnehmung.
| | |
| | C | | | Aber ich mag die
eine Schrift mühsam aus der andern heraussuchen, oder aus
der andern heraussuchen, oder lese sie, durch die andre
ganz ungestört. // Aber ich mag mir die
eine Schrift aus allen den Strichen mühsam zusammensuchen,
oder sie löst sich für meinen Blick von alle[n|m]
andern Strichen ab, & ich lese sie ganz
ungestört. // 18
| | |
| | C | | | Ich sage auch:
“Das Übrige verschwindet”, oder
“Ich sehe es gar nicht”.
| | |
| | C | | | Ich teile nun
Einem mit: “Die Schrift löst sich von allen
übrigen Strichen rein ab; ich sehe ˇeigentlich nur sie,
das andere ist nicht da.” Es sagt
“So geht's mir auch.” –
Es ist nicht schwer, Vorgänge zu beschreiben, die
für diesen Stand der Dinge charakteristisch sind.
(Erkennen des Charakters der Handschrift,
ˇgenaues Kopieren derselben.)
| | |
| | C | | |
Helmholtz über das Auslesen der Laute eines
Sprechenden aus verschiedenen Geräuschen, die mit dem
Sprechen einhergehen: dieser Darstellung paßte mir etwas nicht,
schien mir, lag ein Fehler. Welcher?
aber? – Es kommt mir vor, als wunderten wir uns
ˇindem wir die Sache falsch auffassen über das,
worüber wir uns nicht wundern sollten.
| | |
| | ? / | | |
11.2.
Wenn einer von mir geschriebenes Blatt
sieht, so wird er, wenn er Lateinschrift lesen ˇ&
schreiben kann, es leicht ziemlich genau kopieren
können. Er braucht es nur lesen &
wieder das Gleiche wie ich |
schreiben. Trotz der Abweichungen der Handschrift wird er
eine mit Leichtigkeit eine halbwegs
Bild der Linien auf meinem Blatte
hervorbringen. Hätte er nicht
Lateinschrift nicht lesen & schreiben gelernt, so wäre es
ihm nur mit größer Mühe gelungen jene verschlungenen
Linien zu kopieren. – Soll ich nun sagen; wer
dies gelernt hat, sähe das beschriebene Blatt
ganz anders, als ein Anderer? – Was wissen wir
davon? Es könnte ja sein, daß wir
ei Einem, ehe er schreiben & lesen
gelernt hatte, jenes Blatt 19 zu kopieren gaben; & dann
wieder nachdem er schreiben & lesen gelernt
hatte. Und er wird uns dann vielleicht sagen:
“Ja, jetzt sehe ich diese Linien ganz
anders.” Er wird auch vielleicht
erklären: “Jetzt sehe ich eigentlich
nur die Schrift, die ich gerade lese; alles andere ist Drum
& Dran, was mich nichts angeht & ich kaum
bemerke.” Nun, das
heißt er sieht anders – wenn er nämlich wirklich auch
anders darauf reagiert. Ebenso wird, wer lesen
gelernt hat, Blatt das
ˇnach der Länge & der Quere nach
beschrieben ist, ˇeinen anderen
Beschreibung geben können, als wer nicht lesen
kann. Und analoges gilt vom Sprechen & den
begleitenden Geräuschen.
| | |
| | C | | | Nun hatte sich etwas in
mir dagegen // gegen die
Idee // aufgelehnt, daß, während das Trommelfell
in sozusagen unregelmäßiger Weise schwingt
das unser Ohr, oder Gehör eine Trennung
vollzieht. Ich wollte sagen “So
hört man es eben!” dies ist als
gegeben zu betrachten.” Oder auch:
“Wir vollziehen keine Trennung.
Es scheint nur daß wir eine vollziehen. Ich
könnte auch so sagen: Es ist kein Grund sich
über die Künstlichkeit Ohrs
zu ˇverwundern. // des menschlichen Ohrs ˇoder Gehörs zu
verwundern. // Man kann das
z.B. keine Geschicklichkeit des Ohrs nennen; wie
das Gegenteil keine Ungeschicklichkeit wäre.
| | |
| | C | | |
12.2.
⇒
[Zu №
685] S. 204
191] Die
natürliche Antwort wäre: Wir denken,
wenn wir ein F oder
J sehen, für
gewöhnlich gar nicht daran der Buchstabe
‘schaue in einer Richtung’. –
Hätte ich dagegen gefragt:
“Siehst Du dies Blatt immer
grün, solange Du es nämlich anschaust,
19 & Du auf die Frage
nach seiner Farbe mit “grün” antworten
würdest?” – so wäre ich nicht geneigt
zu antworten ich habe an die Farbe gar nicht
immer gedacht. Das heißt, ich will sagen:
Man sehe das F & das
J in einer
Richtung schauen, solange man an so etwas denkt,
solange man sich mit
Buchstaben so beschäftigt. – Aber ist,
was ich darüber sage,
zuverläßig? Denn
das ist nicht klar, ob ich da von meiner eigenen Erfahrung rede;
wie ein Andrer auf meine Antwort bauen könnte.
| | |
| | / | | | Es gibt
da die Antwort: “Ich habe ein
⌊⌊J⌋⌋ noch nie daraufhin
angeschaut.”
| | |
| | ? / | | | Denke, Einer
antwortete: “Ich Für mich
schaut es immer in dieser Richtung” –
würden wir seine Antwort nun annehmen? Sie
würde uns zu behaupten scheinen, er denke, wann immer er diesen
Buchstaben sieht, an diesen solche
Zusammenhäng⌊e⌋c.
((Ganz so wie man sagt:
“Wenn immer ich diesen Menschen sehe, muß ich daran
denken, wie er …”)
| | |
| | ? / | | | Aber wenn wir
nun das Bild eines Gesichts, oder ein wirkliches Gesicht sehen, –
kann man hier auch sagen ich sehe es nur
solange in dieser Richtung , als ich
micht beschäftige? – Was
ist der Unterschied? Die Mitteilung
“Dieses Gesicht schaut nach rechts” ist,
für gewöhnlich, eine über die Lage des
Gesichts. Ich mache sie Einem der selbst das Gesicht nicht
sieht. Es ist die Mitteilung einer
Wahrnehmung.
20
| | |
| | | | |
⇒ [Zu
№ 686]
S. 191 – 192]
Zeigt dies nun aber, daß es sich ˇin diesem Falle um ein
‘Sehen’ nicht handeln kann, – sondern etwa um ein Denken? Dagegen spricht
schon, daß man überhaupt von einem ‘Sehen’
ind reden will. – Soll ich also
sagen, es ist hier ein Phänomen das zwischen Sehen
& Denken liegt? Nein; aber ein Begriff, der
zwischen dem des ‘Sehens’ & dem des
‘Denkens’ liegt, d.h., mit
beiden Ähnlichkeit hat & Phänomene, die mit denen
des Sehens & Denkens der Äußerung “Ich
sehe das F nach rechts
schauen”).
| | |
| | C | | | “Ich habe es
immer für eine Schale gehalten; ich glaubte es geht hinein, aber
es geht heraus.” Mußte ich einen Aspektwechsel
?
| | |
| | C | | |
14.2.
“Mein Eindruck davon war
früher ein anderer: vielleicht hat sich die
Beleuchtung geändert. // etwas
geändert // ,” Ich muß
nicht im Stande sein, Veränderung des
Gesichtsbildes der
Beleuchtung z.B., | anzugeben, die mich die Form nun
anders erkennen läßt,⌊.⌋
[a|A]ber ich
sage ˇdennoch nicht, der Gesichtseindruck sei eben
, genau dasselbe
könne
beide verschiedenen Raumformen annehmen. So daß ich
z.B. nicht darauf verfalle zu sagen
“Jetzt kann ich's gar nicht mehr so sehen wie
früher”.
| | |
| | C | | | “Es geschieht
etwas & geschieht doch wieder nichts mit dem
Gesichtsbild!”
| | |
| | ? / | | | Wie merkt man,
daß die Menschen räumlich sehen? Ich
frage Einen, wie das Terrain liegt, das er
überschaut.” Liegt es
so?” (räumliche Geste) –
“Ja.” – “Woher
weißt Du das?” – “Ich
sehe es ganz .”
– “Es ist nicht neblig ich sehe ganz
klar.” Es werden 20 keine Gründe für die
Vermutung angegeben. Es ist uns einzig
natürlich das Geschaute räumlich darzustellen;
während es für die ebene Darstellung, sei es durch Zeichnung
oder durch Worte, besonderer Übung & Unterrichts bedarf. Diese
[d|D]ie Sonderbarkeit der Kinderzeichnungen.
| | |
| | ? / | | |
Was fehlt dem, der die Frage nicht versteht, nach welcher Seite
das F der Buchstabe
F schaue, wo ihm etwa eine Nase zu malen
wäre? Oder dem, der nicht
empf findet, beim öftern raschen
Wiederholen des Wortes “Bank” gehe diesem etwas
verloren; seine Bedeutung; –
& es werde nun ein bloßer Klang?
Wir sagen “Zuerst war etwas da wie eine
Vorstellung.”.
| | |
| | C | | | Was geht dem
Unmusikalischen verloren? Ist es nicht etwas
Ähnliches?
| | |
| | ? / | | | Ist es
, daß er einen Satz nicht ˇwie die
Verstehenden so genießen, so ◇◇◇
beurteilen kannˇ verschieden; daß der Satz
nicht für ihn ˇnicht lebt (mit
allem, was das in sich
schließt dies impliziert | ; daß das Wort nicht das Aroma seiner Bedeutung
hat. Daß er sich also in vielen Fällen anders zu
einem Wort verhält als wir. – Es
könnte so sein.
| | |
| | C | | | 15.2. Das Verstehen & die
Erklärung einer musikalischen Phrase. – Die
einfachste Erklärung ist manchmal eine Geste; eine andere
wäre etwa ein Tanzschritt, oder Worte die einen Tanz
beschreiben. – Aber ist denn nicht das Verstehen der
Phrase ein Erlebnis während wir sie hören?
& was tut nun die Erklärung? Sollen wir
21 an sie denken,
während wir die Musik hören? Sollen wir
nun den Tanz, oder was immer es ist dabei
vorstellen? Und wenn wir's tun, – warum
soll man das ein verständnisvolles Hören der Musik
nennen?? Kommt's auf's Sehen
des Tanzes an, so wäre es ja besser er würde
vorgeführt statt der Musik. Alles das aber ist ein
Mißverständnis.
Ich gebe Einem eine
Erklärung, sage ihm “Es ist wie wenn
… ”; nun sagt er “Ja jetzt
versteh ich's”
& spielt es
oder ““Ja jetzt
weiß ich
wie es zu spielen ist”. Vor allem mußte er ja
die Erklärung nicht annehmen; es ist ja nicht, als
hätte ich ihm sozusagen überzeugende Gründe dafür
gegeben, daß diese Stelle vergleichbar ist dem &
dem.
Ich erklärte ihm ja nich
z.B. nicht auß
Äußerungen des Komponisten, diese Stelle
solle habe das & das darˇzustellen.
| | |
| | C ? / | | |
Wenn ich nun frage: “Was erlebe ich denn
eigentlich, wenn ich dies Thema höre & mit
Verständnis höre?” – so kommen mir
nichts als
zur als Antwort in den Kopf ˇzur Antwort.
So etwas wie Vorstellungen, Bewegungsempfindungen, u. dergl..
Ich sage freilich “Ich gehe
mit” – aber was heißt das? Es
könnte so etwas heißen wie ich begleite die Musik
mit Gebärden. Und wenn man darauf hinweist, daß das
doch meistens nur in sehr rudimentärem Maße vor sich
geht, erhält man etwa die Antwort, die rudimentären
Bewegungen werden durch Vorstellungen ergänzt. Aber
nehmen wir doch an, es begleitet Einer die Musik in vollem
Maße durch Bewegungen, – inwiefern ist das ihr
Verständnis? Und will ich sagen,
21 die Bewegungen seien das
Verstehen; oder
Bewegungsempfindungen? (Was weiß ich von
denen?) – Wahr ist, daß ich seine Bewegungen,
unter Umständen, als Zeichen seines Verständnisses ansehen
werde.
| | |
| | C | | | Soll ich aber (wenn
ich Vorstellungen, Bewegungsempfindungen, etc. als
Erklärungen, zurückweise) sagen, es sei eben das)
Verstehen ein spezifisches nicht weiter analysierbares
Erlebnis? Nun, das , wenn
sich nicht es sei ein spezifischer
Erlebnisinhalt. Denn bei diesen
Worten denkt man eigentlich an Unterschiede wie die zwischen
Sehen, Hören & Riechen. // an einen
Unterschied, wie den zwischen Sehen, Hören &
Riechen. //
| | |
| | C | | | Wie erklärt man denn
Einem, was es heißt “Musik verstehen”?
Indem man ihm die Vorstellungen, Bewegungsempfindungen
ˇetc. nennt, die der Verstehende hat?
Eher noch, indem man ihm die Ausdrucksbewegungen des
Verstehenden zeigt. – Ja, die Frage ist auch, welche
Funktion hat das Erklären hier? & was
heißt es: verstehen, was es heißt Musik ˇzu
verstehen? Mancher würde ja sagen:
zu verstehen
heiße, : selbst Musik ˇzu
verstehen. Und die Frage wäre also
“Kann man Einem denn lehren, Musik zu
verstehen”, denn nur so ein Unterricht wäre eine
Erklärung der Musik zu nennen. Das
Verständnis // Verstehen // der
Musik hat einen gewissen Ausdruck, sowohl während des
Hörens & Spielens, als auch zu andern
Zeiten. // zu anderer
Zeit. // Zu 22 diesem Ausdruck gehören manchmal
Bewegungen, manchmal aber nur, wie der
Verstehende das Stück spielt, oder summt, auch hie & da
Vergleiche, die er zieht & Vorstellungen, die die Musik
gleichsam illustrieren. Wer Musik versteht,
wird anders (mit andrem Gesichtsausdruck,
z.B.) zuhören, anders spielen,
anders summen, anders über das Stück reden, als der es nicht
versteht. Sein Verständnis
ˇEines Themas wird sich aber
z.B. nicht nur in Phänomenen zeigen
die das Hören oder Spielen dieses Themas begleiten, sondern in
einem Verständnis für Musik im allgemeinen.
| | |
| | ∫ | | | Das
Verständnis der Musik ist eine Lebensäußerung der
Menschen. Wie wäre sie einem zu beschreiben?
Nun, vor allen müßte man wohl die Musik
beschreiben. Dann könnte man beschreiben, wie
sich Menschen zu ihr verhalten. Aber ist das alles, was
dazu nötig ist, oder gehört dazu, daß wir ihm
ˇselbst Verständnis beibringen? Nun,
ihm Verständnis beibringen wird ihm in anderem
Sinne lehren, was Verständnis ist, als eine , die dies nicht tut. Ja auch, ihm
Verständnis für Gedichte oder Malerei
geben
bei,
beibringen, kann zur Erklärung dessen
gehören, was Verständnis für Musik sei.
| | |
| | / | | |
Wenn ich nun aber eine Melodie mit Verständnis höre,
– geht da nicht etwas besonderes in mir vor – was nicht
angeht wenn ich sie ohne Verst verständnislos
höre? Und was – Es kommt keine
Antwort; oder was mir einfällt ist
abge-22 schmackt. Ich
kann wohl sagen: “Jetzt habe ich sie
verstanden,” & nun etwa über sie reden, sie
spielen, sie mit andern vergleichen, etc. ⌊⌊
Zeichen des Verständnisses mögen das
Hören begleiten. ⌋⌋
| | |
| | / | | | Es ist
das Verstehen einen Vorgang
zu nennen, der das Hören begleitet. (Man
könnte ja auch die Äußerung davon, das ausdrucksvolle
Spiel, nicht eine Begleitung des Hörens nennen.)
| | |
| | C | | | Ich kann also
sagen: “Jetzt habe ich es zum ersten Mal
verstanden” – nicht aber ‘worin bestanden hat’;
ich kann zur Erklärung sagen außer wenn
ich |
“Ich “Ich bin
mitgegangen”, oder die & die Stelle hätte
mir zum erstenmal ‘einen Eindruck
gemacht’.
| | |
| | / | | | Denn wie läßt
sich (denn) erklären, was ‘ausdrucksvolles
Spiel’ ist? Gewiß nicht durch etwas, was das
Spiel begleitet. Was gehört also dazu?
Eine Kultur, möchte man sagen. – Wer in einer
bestimmten Kultur erzogen ist, – dann auf Musik so & so
reagiert, dem wird man den Gebrauch des
An Wortes “ausdrucksvolles
Spiel” beibringen können.
| | |
| | / | | | Das Verstehen
ˇeines Themas ist weder eine Empfindung noch eine Summe von
Empfindungen. Es ein Erlebnis zu nennen ist insofern
richtig // ist aber
in sofern richtig // , als
dieser Begriff des Verstehens maches mit
Verwandtschaften mit andern Erlebnisbegriffen hat.
Man sagt “Ich habe diese Stelle
ˇjetzt diesmal ganz anders
erlebt”. Aber doch
‘beschreibt’ dieser Ausdruck, ‘was
geschah’ nur für den, der mit einem besondern
Begriffsystem vertraut ist.
23 (Analogie:
“Ich habe die Partie gewonnen”.) // Aber doch sagt dieser Ausdruck ‘was
geschah’ nur für den (also auch nur für den
Sprecher) der in einern besondern, diesen
Situationen angehörigen Begriffswelt zu
hause ist. //
| | |
| | C | | | Kann ein
kleines Kind, da[g|s] gerade erst sprechen lernt, finden,
ein Wort verliere seine Bedeutung wenn es öfters
nacheinander wiederholt wird?
| | |
| | C | | |
16.2.
Das Kind sage ein Wort
entlichemale rasch nach
einander, & dann
es nichts mehr. // dann
ˇaber sagt es etwas, was sich dahin deuten läßt, das Wort
sei nun ohne Bedeutung. // . // dann gibt es zu verstehen, das Wort sei nun
bedeutungslos oder wertlos. //
Hätten wir Grund hier zu behaupten, es hätte Erlebnis der Bedeutung gehabt & des Verlustes der
Bedeutung? Was fehlt in der Umgebung dieses
Ausdrucks, diese Deutung rechtfertigen
könnte? – Wir würden nur von dem sagen, er
habe jene Erlebnisse, der ein ‘Gefühl’ für
Wörter zeigen könnte z.B.
zwischen ˇungefähr gleichbedeutenden wählen
könnte, & vieles dergleichen.
| | |
| | C | | | Ich sehe das Wort
“Bank” in ˇeiner gewissen
geschrieben
& sage (etwa wie ich es auf Cheques
zu sehen gewohnt bin) & sage: “Ich
kann mir nicht vorstellen, daß das eine Sitzbank bedeuten
soll.”
| | |
| | C | | | Ich kann natürlich
unter Umständen verstehen,
daß es diese Bedeutung hat, werde dann aber beim Lesen lächeln
weil es sozusagen entgegen seiner Bedeu
23 tung geschrieben
erscheint. So geschrieben – sage ich
– bedeutet es für mich immer Geldinstitut.
| | |
| | / | | | Beim Lesen
schwebt mir das vor. So geht also etwas beim
Lesen vor sich … ? Diese Frage führt ja nicht
weiter.
| | |
| | / | | | Wie kann mir doch das
vorschweben? Nicht in den Dimensionen an die Du
denkst.
| | |
| | ∫ | | | “Als ich es las,
hieß es für mich …” – Es fragt
sich: [W|w]as bedeutet der Ausdruck der
Gleichzeitigkeit? Vergleiche:
“Dieses Wort lag mir auf der
Zunge”.
| | |
| | / | | | Gewisses am Sehen kommt
uns rätselhaft vor, weil uns das ganze Sehen nicht
rätselhaft genug vorkommt.
| | |
| | / | | | Daß jemand einen
ˇdeutlich gemalten Würfel räumlich sieht, wissen wir
Alle. Er kann was er sieht, vielleicht nicht einmal
anders als räumlich beschreiben. Und daß Einer so
ein Bild auch ˇeben sehen könnte, ist
klar. Wenn er nun abwechselnd das Bild einmal so,
einmal so sieht, hat er das Erlebnis eines Wechsels des
Aspekts. Was ist dann daran das
Unbegreifliche? // Staunen
erregende? // – Ist es
dies, : daß hier der Bericht
“Ich sehe ˇjetzt
… ”? nicht mehr Bericht über
den wahrgenommenen Gegenstand sein kann. Denn
früher war ja “Ich sehe auf diesem Bild einen
Würfel” Bericht über den angeschauten Gegenstand,
ich anblicke.
| | |
| | / | | | Das Unbegreifliche ist
ja doch, daß sich nichts geändert hat, &
sich doch 24 alles geändert
hat. Denn nur so kann man es ausdrücken; nicht
so: es habe sich in einer Beziehung einem Sinne | nicht verändert.
Daran wäre nichts Seltsames. “Es hat
sich nichts geändert” heißt aber: Ich
haabe kein Recht meinen Bericht über das Gesehene zu
ändern, ich sehe nach wie vor dasselbe – bin aber, auf
unerklärliche Weise gezwungen, abwechselnd ganz
verschiedenes zu berichten.
| | |
| | C | | | Und es ist nicht
so: [I|i]ch ich sehe das
Bild eben als einen der unendlich vielen Körper, dessen
Projektion es ist; – sondern nur als diesen
– oder als diesen. Das Bild ist
also abwechselnd der eine & der andere.
| | |
| | / | | | Wir haben
jetzt ein Sprachspiel, das in merkwürdiger Weise
gleich, & in merkwürdiger Weise
verschieden von dem frühern ist. Die
Konsequenzen aus dem Ausdruck “Ich sehe jetzt
… ” sind nun gänzlich andere; obwohl doch wieder
enge Verwandtschaft der Sprachspiele besteht.
| | |
| | ? / | | | Daß das Auge
(der Punkt in unserm Bild) in einer Richtung blickt hätte
uns gar nicht in Staunen versetzt, – bis es die Blickrichtung
geändert hatte.
| | |
| | | | |
19.2.
⇒ Statt [835
S. 229] Die Frage
liegt uns nahe: Könnten wir uns Menschen
denken, die nie etwas als etwas
s[ä|e]hen. Was sollen wir
sagen: Würde diesen ein wichtiger Sinn fehlen;
ähnlich als wären sie blind, oder
farbenblind ˇetwa oder absolutes Gehör? Nennen
wir Menschen einmal
“gestalt-” oder
“aspektblind”. 24
| | |
| | | | | Da wird es nun drauf
ankommen, für welche Art von Aspekt er blind
ist. Soll ich z.B.
annehmen, daß er das Würfelschema nicht einmal so,
einmal sehen
kann? Ist es so, so werde ich konsequenterweise annehmen
müssen, er könne das Bild eines Würfels
(überhaupt) nicht als Würfel, also das
Bild eines räumlichen Gegenstandes nicht als solchen
sehen. Er hätte also zu Bildern überhaupt
eine andere Einstellung als wir[;|.] etwa
Es könnte die
ˇsein, wir zu einer Blaupause
haben. Er wäre also z.B.
imstande nach einer bildlichen Darstellung zu arbeiten. –
Aber hier ist die Schwierigkeit, daß er ein Bild dann nie
für einen räumlichen Gegenstand halten
dürfte, wie wir z.B. manchmal gemalte
Architektur. Und das könnte man nicht
eine ‘Blindheit’
nennen, eher das Gegenteil. (Diese Untersuchung
ist, so seltsam das scheinen mag, keine
psychologische.)
| | |
| | / | | | Es läßt sich ja
natürlich vorstellen, daß Einer nie einen
Wechsel des
Aspekts Aspektwechsel | sieht; indem der räumliche Aspekt eines
ˇjeden Bildes für ihn immer stabil bleibt.
Aber diese Annahme interessiert uns nicht.
⇒
[№ 836
S. 230]
| | |
| | / | | | Es ist aber
(natürlich) denkbar, & für uns auch wichtig & auch
interessant | , daß
Leute ein dem unsern ganz verschiedenes Verhältnis zu Bildern
haben könnten. № 836
S. 230
| | |
| | / | | | Wir könnten uns
also Einen denken, der nur ein gemaltes Gesicht als Gesicht
sähe, aber nicht eines & das aus einem Kreis
& vier Punkten besteht. Der
25 also das
Hasen-Enten-Bild nicht als Bild eines Tierkopfes sieht
& auch nicht den Aspektwechsel,
welchen wir kennen. | | |
| | / | | |
20.2.
Einer soll das Bild eines
Laufenden nicht als Bild der Bewegung sehen können:
[w|W]ie würde es sich zeigen? Ich
nehme an, er habe gelernt, daß so ein
Bild einen Läufer darstellt. So kann er also sagen, es
sei ein Läufer; wie wird es sich ˇdann von normalen Menschen unterscheiden?
Er wird für die Darstellung der Bewegung in einem Bild
überhaupt
Verständnis zeigen, – werde ich annehmen. Und
was davon die Zeichen zu nennen
wägen kann man sind läßt sich | leicht ausmalen //
Und was würden wir Zeichen dieses mangelnden
Verständnisses nennen? – Das läßt sich
unschwer ausmalen. (Wenn aber ein
Solcher ˇnun jedes Bild sehr genau
kopieren könnte, so würden wir gewiß von ihm nicht sagen,
sein Gesichtsinn sei mangelhaft.)
| | |
| | C | | |
3.3.
Ich kann jede Ecke eines Dreiecks
als seine Spitze sehen: was geht dem ab, der das nicht
kann?
| | |
| | C | | | Das Sehen des Dreiecks
so & so ist – möchte ich sagen
– ein Überbleibsel des Schulunterrichts der uns gewisse
Betrachtungsweisen eingedrillt hat. Vielleicht ist es
so; aber das ist ja nur eine geschichtliche Bemerkung. Uns
interessieren die Erlebnisse, was immer für sie verantwortlich
ist.
| | |
| | ? / | | | Es ist ja klar,
daß der Schüler, der nur erst mit dem Begriff
‘Spitze’, ‘Grundlinie’,
etc. Bekanntschaft gemacht
25 hat, daß dem
die Worte ˇwie “Ich sehe jetzt
das als Spitze – jetzt das” nichts
werden. // daß für den die Worte
“ … ” keinen Sinn haben
werden. // Aber die das meinte
ich nicht als Erfahrungssatz.
| | |
| | ? / | | | Nur von dem
würde man sagen, er sehe es jetzt so, jetzt
so, der im Stande
wäre ist mit Geläufigkeit
allerlei Anwendungen von der Figur zu machen.
| | |
| | ? / | | | Wie seltsam
aber, daß dies die Bedingung sein soll, dafür,
daß er das & das erlebt hat! Du
sagst doch nicht, daß nur der Zahnschmerzen hat, der das &
das zu tun im Stande,
sein. Woraus (ebenc) folgt,
daß wir's hier mit sehr verschiedenen
Erlebnisbegriffen zu tun haben. // daß
wir's hier nicht mit dem selben
Erlebnisbegriff zu tun haben. Der Erlebnisbegriff
ist jedesmal ein anderer, wenn auch ein verwandter.
| | |
| | ? / | | | Wir
sprechen, Äußerungen,
& erst später erhalten wir ein Bild von ihrem
Leben.
| | |
| | C | | | Man könnte sich aber
diese Art & Weise denken, dem Schüler jenes Sehen
beizubringen: Man zeichnet zu dem Dreieck ein zweites hin,
welches das noch nicht umgestürzte ist. Später
läßt
man dies aus & er kann nun das Dreieck als umgefallen
sehen. – Muß er denn aber diese Illustration
verstehen, oder doch richtig sehen? – Es
könnte 26 sein, daß sie ihn nur noch
verwirrt. Wem jene Illustration nichts sagt, zu dem
werden auch andere Bilder nicht sprechen, wie zu uns, er wird
auf sie nicht so reagieren wie wir. (Nicht
erfahrungsmäßig:) Analogie mit dem Bild
des laufenden Pferds.
| | |
| | / | | | ∣ Es ist nichts
weniger als selbstverständlich, daß wir mit zwei Augen
‘räumlich’ sehen. Wenn die
beiden Gesichtsbilder in eins verschmelzen, könnte man sich
als Resultat ein verschwommenes Erwarten, analog einer
verwackelten Photographie. ∣
| | |
| | / | | | ∣ Eine
Geheimsprache, die ich
& ein Andrer vereinbaren, die ich mit Einem vereinbare, | worin
“Bank” Apfel bedeutet: Gleich nach
der Vereinbarung sage ich ihm “Schaff diese Bänke
fort!” – Er versteht mich & tut es;
aber das Wort “Bank” kommt ihm in dieser
Verwendung noch immer fremdartig vor, & er mag
ihm die Vorstellung von einer Bank
haben. ∣
| | |
| | / | | | Was würde man von
dem sagen, der das Würfelschema nicht einmal als stehende,
einmal als liegende Schachtel sehen kann? dieser
Defekt scheint doch Ist dies nicht, verwandter
wenn es ein Defekt ist eher einem Defekt der
Phantasie, als einen des
Gesichtssinns?
| | |
| | C | | | Es ist ja ebenso
rätselhaft, daß Einer eine Zeichnung räumlich sehen kann,
als wie, daß er sie z.B. als
[l|L]iegende[|ns] oder als
[s|S]tehende[n|s] Körper sehen kann.
D.h., es ist ebenso rätselhaft, daß
dem gesehenen Bild der Körper als 26 Beschreibung entspricht, als daß
ihm die der stehende Schachtel
entspricht & nicht die der
entspricht. – Und anders betrachtet ist das eine
sowenig rätselhaft wie das
andere.
| | |
| | | | | Aber welch
merkwürdige Methode! – Ich bilde einen Begriff
& frage mich, wie er konsequent durchzuführen
wäre. Was “seine konsequente
Durchführung” für uns zu heißen
verdiente. ⌊⌊•⌋⌋
| | |
| | ? / | | | Wir sehen
ein
Gemälde eine Photographie, einer Landschaft etwa, | zwar räumlich, es wäre uns
nicht
leicht äußerst schwer | , als Aggregat
ebener ˇFarb[F|f]lecken zu beschreiben, aber was wir im Stereoskop sehen,
schaut noch ganz anders räumlich aus. Wer eine
Photographie, von Menschen, Häusern,
ˇBäumen, etwa, betrachtet dem scheint Räumlichkeit an ihr nicht
abzugehen!
•
| | |
| | / | | | ↺ Ich kann das
Würfelschema als Schachtel sehen, aber nicht:
einmal als Papschachtel Papier
–, einmal als Blechschachtel. – was
ich dazu sagen, wenn jemand mich
versicherte er könnte die als
Blechschachtel sehen? Sollte ich
das sei kein Sehen?
Aber, wenn nicht sehen,
könnte er es also Aber könnte man nur (also) sagen, er
fühle es // | empfinden
es // ? wäre natürlich eine
plausibele ˇzu
[A|a]ntwort⌊en⌋:
man nur was in Wirklichkeit gesehen werden könnte,
könne man sich so visuell vorstellen.
(Wissen im Traum)
| | |
| | + C | | | Und doch
könnte es sein, daß Einer der sich z.B.
intensiv mit gewissen Materialien, sagen wir Glassorten,
befaßt, eine Würfelzeichnung einmal als Würfel
27 aus dem einen Material,
einmal aus dem andern ‘sehen’ könnte,
d.h., daß er sagen würde jetzt sehe
er's so, jetzt so, – obgleich er kein visuelles
Kriterium dafür angeben könnte & einfach nicht
wüßte, warum es ihm abwechselnd so, &
so erscheint. Er könnte auch glauben, er
fühle die veränderte Deutung in der Brust.
| | |
| | –C | | | Die
Erfahrung, wenn man aus dem Kino auf die Straße tritt, &
Straße & Menschen sieht, als wären sie auf dem
Lichtschirm & Teil einer Filmhandlung, woran liegt
es? Wie sieht man die Straße & die
Menschen? Ich könnte nur sagen: ich habe
⌊z.B.⌋ den flüchtigen Gedanken
“Vielleicht wird dieser Mann eine Hauptperson
im Stück sein. Aber das allein ist es nicht.
Meine Einstellung ist irgendwie die zu den Vorgängen ; etwa wie eine milde Neugierde, ein
Vergnügen. – Aber das alles kann ich zuerst gar
nicht sagen.
| | |
| | / | | | Gehört,
nu dazu, etwas als Variation eines
bestimmten Themas zu hören, nicht
Phantasie? & doch nimmt man dadurch etwas
wahr.
| | |
| | ? / | | | “Stell
Dir das so geändert vor, so hast Du das
andere.” Im allgemeinen möchte man sagen, die
Vorstellungskraft könne ein Bild, eine Demonstration
ersetzen. | | |
| | ? / | | |
4.3.
Die Aspekte des
doppelten Kreuzes Doppelkreuzes | kann man einfach
dadurch ausdrücken, daß man einmal auf ein weißes Kreuz,
einmal auf ein schwarzes zeigt. Darauf
27 also, worauf man auch bei
der Frage wiese “Ist in der Figur auf diesem
Papier dies enthalten?” –1
Die gleiche Frage könnte man mit Bezug auf
das Hasen-Enten-Bild ˇbetreffend stellen.
Es ist aber auch klar, daß hier jeder Fall etwas von dem andern
abweicht. Denn nun die Aspekte dieses Bilds
auszudrücken zeigt man z.B. auf etwas, was
nicht im Bild enthalten ist wie das schwarze Kreuz im
Doppelkreuz.
| | |
| | C ? / ? ? / | | |
7.3.
Du redest doch vom Verstehen der Musik.
Du verstehst sie doch während Du sie
hörst! Ist dies ein Erlebnis welches das
Hören begleitet? Sollen wir ihm sagen, es sei ein Erlebnis welches das Hören
begleite?
| | |
| | ? / | | | Ich gebe Zeichen
des Entzückens & des Verständnisses.
Ist es Wortklauberei: Freude, Genuß, Entzücken seien
nicht Empfindungen? – Fragen wir uns einmal:
Wieviel Analogie besteht denn zwischen dem Entzücken
& dem was wir sonst Empfi
z.B.
“Sinnesempfindungen” nennen?
| | |
| | ? ? / | | |
Das Bindeglied zwischen ihnen wäre der Schmerz.
Denn sein Begriff ähnelt dem der Tastempfindung
z.B. (durch ˇdie Merkmale der
Lokalisierung, Dauer, Intensität Intensität,
Qualität) & zugleich dem ˇ der
Gemütsbewegungen durch den Ausdruck den Ausdruck das Merkmal des
Ausdrucks | (Mienen, Gebärden,
Laute). 28
| | |
| | / | | | ⌊⌊⌋⌋ Wie weiß ich,
daß Einer entzückt ist? Wie lernt
den sprachlichen Ausdruck des
Entzückens? Woran knüpft sich? An den Ausdruck von
Körperempfindungen? Fragen wir Einen, was er in der
Brust, in den Gesichtsmuskeln spürt im herauszufinden ob er
Genuß empfindet?
| | |
| | / | | | Heißt das aber, es
gäbe nicht doch Empfindungen, die oft beim Genießen der Musik
wiederkehren? Durchaus nicht. (Bei manchen
Stellen mag das Weinen kommen & er
spürt es im Kehlkopf.)
ˇEin Gedicht
macht uns beim Lesen einen Eindruck.
“Fühlst Du dasselbe, während Du es dies
Gedicht liest, das Dir einen Eindruck macht liest, wie
wenn Du etwas gleichgültiges
liest?” – Wie habe ich auf diese Frage
antworten gelernt? – Ich werde
vielleicht sagen: “Natürlich
nicht!” – was soviel heißt wie: mich
ergreift dies, & das andere nicht.
“Ich erlebe dabei etwas anderes.”
– Und welcher Art ist dies? – Ich kann
nichts Befriedigendes antworten. Denn was ich angebe,
ist nichts Wichtiges. – “Hast Du aber nicht
während des Lesens genossen?” Freilich
– – denn die entgegengesetztes Antwort
hieße: ich hätte es früher, oder später
genossen; & das will ich nicht sagen. Aber
nun erinnerst Du Dich ja doch an gewisse Empfindungen &
Vorstellungen ˇ& Gedanken beim Lesen
& zwar solche, 28 die für das Genießen, für
den Eindruck nicht irrelevant waren. – Aber von denen
möchte ich sagen, sie hätten ihre Wichtigkeit nur durch
(ganze) Umgebung
erhalten: durch das Lesen des Gedichts, durch meine
Kenntnis der Sprache, des Metrums &
unzähliger andrer Dinge. (Diese Augen
lächeln nur in diesem Gesicht & in
diesem zeitlichen Zusammenhang.) Du
mußt Dich doch fragen: “Wie haben
wir den Ausdruck “Ist das nicht
herrlich!” (z.B.)
überhaupt gelernt? – Niemand erklärte
ihn durch einen Bezug
auf Empfindungen, ˇVorstellungen, oder Gedanken die das
Hören begleiten. // Niemand
erklärte ihn uns, indem er sich auf Empfindungen,
Vorstellungen, oder Gedanken bezog, die das
Hören begleiten! // Ja, wir
würden nicht bezweifeln, daß er's
genossen hat, wenn er keine solchen Erlebnisse anzugeben
wüßte; wohl aber, wenn es sich zeigte, daß er
keine gewisse Zusammenhänge nicht versteht.
| | |
| | / | | | Aber
zeigt sich das Verständnis nicht z.B.
darin, wie ˇmit welchem Ausdruck Einer
das Gedicht laut liest, die Melodie
singt? Gewiß. Aber was ist nun hier das
Erlebnis während des Lesens? Da müßte
man ja sagen: [D|d]er genieße &
verstehe es, der es gut gelesen hört, oder im
Kehlkopf in den Sprechorganen fühlt.
| | |
| | / | | | Man kann auch
vom einer
musikalischen Phrase sagen, sei das Verstehen einer Sprache. 29
| | |
| | / | | | Ich denke an eine ganz
kurze von nur zwei Takten. Du sagst “Was
liegt nicht alles in ihr!” Aber es ist nur,
sozusagen, eine optische Täuschung, wenn Du denkst, beim
Hören gehe vor, was in ihr liegt. (Denke doch
daran, daß manchmal sagen
ˇ& ganz mit Recht: “Es kommt drauf
an, wer's sagt”.) (Nur
in dem Fluß der Rede haben die der Gedanken &
des Lebens haben die Worte Bedeutung.)
| | |
| | C | | | “Optische
Täuschung.” –
[w|W]orüber täuscht sie mich
also? Ist es eine Täuschung wenn ich
: “Jetzt
habe ich diese Stelle zum ersten Mal verstanden”?
Oder wenn ich auf die Frage “Wann hast Du sie
verstanden?” antworte “Während
sie gespielt wurde”? “Beim
Hören?” | Und ich werde oft
dabei einen neuen Gedanken gehabt ˇhaben, ein
Vergleich ˇfiel
mir ein (gezogen) eine besondere Gebärde. gemacht
haben. (Hier spielt die Frage
hinein: Erlebe ich (so) eine Gebärde durch ein
Bewegungsgefühl oder den Anblick der Bewegung – oder
weiß ich einfach von ihr?) Die
Täuschung kann doch nur in dem liegen, was ich in einer
begrifflichen Auseinandersetzung darüber sage.
| | |
| | / | | | Nicht
das enthält die Täuschung:
“Jetzt habe ich's
verstanden.” Jetzt weiß ich,
– & nun folgt vielleicht eine lange Erklärung
dessen, was ich verstanden habe. | | |
| | C | | |
8.3.
Die optische Täuschung findet beim
29 Philosophieren
statt. Dann, wenn man sich im
Nachhinein erklären will, was denn da
vorgegangen sein mußte, als man's verstand.
Wenn man einen Erlebnisinhalt zu finden trachtet, der das
Verstehen war.
| | |
| | C | | |
Die optische Täuschung hat erst statt, wenn man nach etwas
sucht. Wonach aber sucht man?
(Ist alles klar, trügen uns unsre Begriffe nicht, so
braucht man ja nicht zu suchen.)
| | |
| | C | | | Wenn wir überhaupt
ein Phänomen analysieren, dann doch nie, um das noch nicht
analysierte durch das analysierte zu ersetzen.
Höchstens um es mit ihm zu vergleichen.
| | |
| | / | | | Wie
hängt das Sehen eines Aspekts ˇzusammen mit der
Fähigkeit zu [O|o]perieren zusammen
(z.B. in der Mathematik)?
⌊das⌋ räumliches Sehen in der darstellenden Geometrie & das
Operieren in der Zeichnung. Er bewegt sich mit dem
Stift auf der Fläche // Zeichenfläche // als bewegte er sich im wirklichen Körper. Wie;
aber kann das ein Beweis des Sehens sein?
Nun ist es uns nicht auch ein Beweis des Sehens, wenn sich Einer
mit Sicherheit im Zimmer umherbewegt? Es gibt eben
als verschiedene Kriterien des Sehens. Frag
Dich: Muß Einer der Tiere, Menschen & allerlei
Gegenstände gut nach der Vorstellung, oder Erinnerung
zeichnen kann, sie dazu vor dem innern Auge sehen? Die
Antwort könnte sein: “In so einem Fall
sagen wir eben … ” – aber
30 auch:
“Man muß den Zeichner fragen, ob er's tut,
oder nicht.”
| | |
| | / | | | Es ist nun ein
Zusammenhang zwischen Aspekt & Phantasie.
| | |
| | C ? / | | |
Die Aspekte von Mantel & Grundfläche. Was
fehlt dem, der für sie blind wäre? – Es
ist nicht unsinnig zu antworten: Vorstellungskraft.
| | |
| | C | | | Ich habe
einen Begriff von Mantel & Grundflächen, den ich auf
einfache Weise nicht erklären könnte. Und
sagt man: man sehe wenn man sich so ausdrückt: man sehe | die & die Elemente als
‘zusammengehörig’ – so frage man sich, was
denn dieses Wort alles bedeutet! im welchen Situationen,
& wie, es verwendet wird.
| | |
| | ? / | | | Bedenke, daß
es für einen Aspekt oft ein ‘treffendes Wort’
gibt. Läßt man
z.B. Einen das Doppelkreuz
ˇansehen & berichten,
welcher der zwei // beiden
// Aspekte (schwarz⌊es⌋ auf
weiß Kreuz, oder weiß⌊es⌋ auf schwarz
Kreuz) es sehe,
so mag es uns gleichgültig sein, ob er sagt, er sehe
ein
weißes Windmühlen mit vier Flügeln, das andre
mal ein stehendes schwarzes Kreuz, ob er das
weiße Kreuz als vier gegen die Mitte gefaltete Spitzen eines
Papiers sieht[;|.] [d|D]as Kreuz, welches
‘jetzt’ gesehen’ wird, kann auch als
kreuzförmige Öffnung gesehen werden.
Aber diese Unterschiede uns für die Zwecke der
Experiments gleichgültig sein ˇnicht ankommen
& also
möglich seinen Unterschied eine
Unterscheidung zu machen
30 zwischen ‘rein
optischen’ & ‘begrifflichen’
Aspekten. [Ähnlich könnte es bei der
Erzählung eines Traums auf die besondern Worte, mit welchen die
Traumsituationen beschrieben werden ankommen, oder nicht
ankommen.]
| | |
| | / | | | Man könnte nicht
verstehen “Sieh als
”, solange
nicht noch etwas ganz anderes gesagt ist. Denn
verstünde ich “Sieh
als
”?
Es muß erst eine gedankliche // begriffliche // Verbindung
bestehen.
| | |
| | ∫ | | | Man wird
z.B. plötzlich auf die Blickrichtung des
zusammen
aufmerksam. Das hängt mit allen möglichen
Vergleichen zusammen. (Natürlich nicht des
F mit sich
selber.)
| | |
| | ? / | | | “Es
sieht jetzt für mich nach links ‒ ‒ ‒ & nun wieder
nach rechts.” Also so, wie schon vorher?
Nein; früher hatte es für mich keine
Richtung. Ich umgab es früher nicht mit
dieser Welt von Vorstellungen.
| | |
| | ∫ | | | Die Aufmerksamkeit ist
dynamisch, nicht statisch – möchte man sagen.
Ich vergleiche das Aufmerken zuerst mit einem
Hinstarren,c Hinglotzen: das ist es aber nicht, was ich
Aufmerksamkeit nenne; & will nun sagen, ich finde, man
könne nicht statisch aufmerken.
| | |
| | C | | | ∣
Unsre Kinder lernen schon in der Schule Wasser bestehe aus
ˇden Gasen Wasserstoff & Sauerstoff oder Zucker aus
Kohlenstoff Wasserstoff & Sauerstoff. Wer es nicht
31 versteht ist dumm.
Die wichtigsten Fragen werden zugedeckt. ∣
| | |
| | / | | | Einer
könnte beim Anblick eines Felsens ausrufen “Ein
Mann!” & nun vielleicht dem Andern zeigen wie
er in dem Felsen den Mann sieht, – wo das Gesicht, wo die
Füße sind, etc. (Ein Andrer
könnte in der gleichen Form einen Mann in andrer Weise
sehen.) Man wird sagen, es sei dazu
Phantasie erforderlich. Nicht aber dazu, das
naturgetreue Bild eines Hunds als solches zu erkennen.
| | |
| | / | | | “Er
vergleicht den Felsen mit einer menschlichen Gestalt”,
“Er sieht in ihm eine menschliche Gestalt”
– aber nicht ˇim gleichen Sinne: er
in
jene[m|s] Bild mit einem Hund, oder in
diesen Passphotographie
ˇmit seinem Gesicht.
| | |
| | ? / | | | Ich sage mir
beim Anblick der Photographie nicht “Das
könnte man als einen Menschen ansehen”. Noch
beim Anblick des F:
“Das könnte man als ein
F
ansehen”.
| | |
| | ? / | | | Wer mir die
Figur zeigte & mich fragte “Was ist
das?” dem könnte ich nur so
antworten. Auch nicht ˇso: “Ich
halte das für ein … ”, oder “Es ist
wohl ein … ”. Sowenig ˇwie ich
beim Lesen in einem Buch die Buchstaben für das oder das
halte.
| | |
| | ? / | | | “Ich
sehe es als ein … ” geht zusammen mit
“Ich versuche es als … zu sehen”, oder
“Ich kann es noch nicht als ein …
sehen”. Du kannst aber nicht versuchen das
31 gewöhnliche
F als dies zu
sehen.
| | |
| | ∫ | | |
Man kann den Aspekt nur sehen als das Resultat einer
Veränderung (will ich sagen). Aber das
natürlich kein Erfahrungssatz
sein.
| | |
| | / | | | ∣ Einen im Geist um
Rat fragen. [zu: die Zeit schätzen indem man sich
eine Uhr vorstellt.] ∣
| | |
| | ? / | | | Im Aspekt ist
eine Physiognomie vorhanden, die nachher vergeht. Es ist
beinahe, als wäre da ein Gesicht welches ich zuerst
nachahme & dann hinnehme, ohne es
nachzuahmen. – Und ist das nicht eigentlich
genug (der) Erklärung? – Aber ist es
nicht zuviel?
| | |
| | / | | | Wenn ich ˇin einem
bestimmten Falle sage, : die
Aufmerksamkeit besteht in der Bereitschaft jeder Bewegung ˇdie sich zeigen mag zu folgen,
– so siehst Du schon daß die Aufmerksamkeit nicht das starre
Hinschauen ist, sondern ein Begriff andrer Art.
| | |
| | C | | | “Etwas
einer Auffassung gemäß sehen” heißt nicht
dasselbe gleiche wie
“etwas gemäß dem Übergang zu
einer Auffassung sehen”.
| | |
| | C | | | Wenn ich die Figur
als
Spiegel-F sehe, so könnte
das durch das Bild einer bestimmten
ˇgewissen charakteristische Art der Erzeugung
ˇ◇◇◇ der Figur dargestellt werden; ebenso,
sie ˇ◇◇◇ wenn ich sie als ein
F gar nichts
& seine
Umkehrung um Spiegel-F | Rücken an Rücken
(gelegt) sehe, & nun gäbe es auch eine
bestimmte Art der Erzeugung für den Buchstaben
F. Was nun das
Kopieren 32 dessen, was ich sehe, betrifft, so hat
ursprünglich der Befehl “Kopiere dies als ein
F” keinen Sinn,
weil es ja keine besondere Art gibt ein F zu kopieren.
Gibt es aber jenen, gleichsam mimischen, Ausdruck des Aspekts,
S so hat nun
Befehl Sinn. – Aber freilich ist hier der
Begriff des Kopierens nun verwandelt; denn die Kopie ˇim
frühen Sinn das Resultat, ist nun immer das Gleiche;
& die Kopie im neuen Sinn ist eine Handlung, also gleichsam
die Nachahmung das Nachahmen | einer
Handlung.
| | |
| | C ? / | | |
Ich fühle, ich könnte den Aspekt mimisch
darstellen.
| | |
| | ? / | | | Nicht den
Aspektwechsel sieht man, sondern den Deutungswechsel.
| | |
| | ? / | | | Du
siehst es nicht einer Deutung, sondern einem Deuten
gemäß.
| | |
| | / / | | | Wen man fragte
“Kannst Du als ein ef
sehen?”, der würde uns nicht verstehen.
Die Frage “Kannst Du es als ein
Spiegel-F sehen?”
aber würde er verstehen. Und auch die:
“Und kannst Du es jetzt wieder als ein
gewöhnliches ef sehen? – Warum?2
“Kannst
Du es als … sehen?”, oder “Sieh
es jetzt als ein … !”, geht zusammen mit:
“Faß es jetzt als ein …
auf[?|.]” Nur wo dieser Befehl
[s|S]inn hat, hat jene Frage Sinn.
| | |
| | ∫ | | |
10.3.
Es ist, als ob etwas ein Sehen, aber
zugleich ein Denken wäre, so daß es nur solange
dauern könnte, wie 32 ein bestimmter Gedanke; &
läßt man den fahren, auch das Sehen aufhörte.
(Nicht kausal gemeint.)
| | |
| | / | | | Denk, jemand sagte, auf
ein gewöhnliches Druck-F zeigend, “Jetzt
ist es ein ef”. – Was heißt
das? Hat es einen Sinn? Es hat einstweilen
noch keinen. Inwiefern ist es jetzt
dies? Etwa es immer dies
ist? Und im Gegensatz wozu? – Ich
schaue auf eine Lampe & sage “Jetzt ist eine
Lampe” – was kann ich meinen?
| | |
| | C | | | [ Du
brauchst eine neue Begriffsbrille]
| | |
| | / | | | Wer sagt
“Jetzt ist es für mich ein Gesicht”, den
kann man fragen: “Auf welche Art der Verwandlung
spielst Du an?”
| | |
| | / | | | Der Ausruf
“Ein Hase!” ist ja verwandt mit der
Meldung “Ein Hase.”
| | |
| | / | | | Was ist denn
die Äußerung des Staunens? Kann es eine
sein? Kann
also das Staunen ein stationärer Zustand sein? // ein Zustand der Ruhe sein? //
| | |
| | / | | | Denk
dir, man fragte: “Warum ist das Erlebnis der
Überraschung nicht festzuhalten?”
| | |
| | / | | | “Das
ef verschwindet & es ist ein Kreuz da; das Kreuz
verschwindet & es ist ein
Spiegel-F da;
etc.” Das ist doch der Ausdruck der
Änderung der Wahrnehmung.
33
| | |
| | / | | | Vergiß,
vergiß, daß Du diese Erlebnisse selber hast!
| | |
| | / | | | Es ist
uns doch, als zeichnete unser Auge jedesmal eine andere Figur
(in diese Striche auf dem Papier).
| | |
| | ∫ C | | | “7”.
Was ich in den beiden Fällen sehe, ist so verschieden wie nur
möglich. Und was siehst Du denn?
In dem einen Falle ein ef, in
der Weise geschrieben: … ; im andern
ein ix so: … Und was ist denn ein
ef & ein ix? – Nun wird man
nicht auf die doppeldeutige Zeichnung
weisen⌊.⌋,
[s|S]ondern
etwa auf die Paradigmen … Aber muß ich nicht
bedenken, daß F &
X für mich nicht nur
Formen, sondern auch Begriffe sind?
| | |
| | C / | | |
“Für mich ist es kein Kreuz mehr; ich schreibe es
nicht … Für mich ist es ein
F, ich schreibe es
…”
| | |
| | / | | | Verschiedene Bilder
erscheinen mir. Aber wie verschiedenen?
Worin verschieden? Das kann ich nur
durch eine Genesis erklären.
| | |
| | / | | | Ich sage etwas;
& es ist ; – aber nun
mißverstehe ich die Verwendung, die dieser Aussage
zukäme // Verwendung, der diese Aussage
gehören würde //
| | |
| | / / / | | | Wie spielt man dem das
Spiel “Es könnte auch das
sein”? Das, als was die Figur
auch sein könnte – & das ist das, als was sie
gesehen werden kann – ist nicht einfach eine andere
Figur. Es hatte darum keinen Sinn
33 zu
sagen
könnte auch ein
sein[;|.] Oder auch: – dies
könnte ˇganz verschiedenerlei heißen.
Jenes Spiel aber könnte jemand
wohl mit einem Kind spielen[;|.] indem
Man sie ˇbetrachtet Zusammen
ˇbetrachtet man Einer mit ihm eine Figur; oder
ˇirgend einen beliebigenc Gegenstand;
betrachten & nun heißt es: “Das
soll jetzt ein Haus sein” – ,
& nun wird eine Erzählung von
den Gegenstand gewoben, in welchem er als ein Haus wird von ˇihm dem Gegenstand
berichtet & erzählt ˇ& man steht sich zu
ihm, als wäre es ein Haus, & es wird ganz
als ausgedeutet. Dann
stellt etc. so
derselbe Gegenstand das | selbe |
etwas anderes vor eine andere Fiktion wird um ihn
gewoben.
// Jenes Spiel aber könnte man
z.B. mit Kind spielen. Zusammen betrachten
wir eine Figur; oder einen beliebigen Gegenstand (ein
Möbelstück z.B.),
– & nun heißt es: “Das soll
jetzt ein Haus sein” – & es wird nun von ihm
berichtet & erzählt, & man stellt sich zu ihm,
als wäre es ein Haus, & es wird ganz als dies
ausgedeutet. Dann stellt das gleiche Ding etwas anderes
vor, eine andere wird darum gewoben. //
| | |
| | / | | | Wie
wirst Du wissen, ob das Kind das Ding als dasc
sieht? Nun, vielleicht wird es dies spontan
sagen. Etwa sagen: “Ja,
jetzt sehe ich es als … ”. Und in
dieser Situation, beim der
aufmerksamen lebhaften
Teilnahme an der Erdichtung // Erfindung // , wird es uns allerdings das
Sehen des Aspekts bedeuten.
| | |
| | / | | | Ich will sagen dieses
Spiel ist mit dem des Sehens der Aspekte des
z.B. 34 verwandt. Daß
Wenn Einer mit den Dingen, gleichsam, Theater
spielen kann, ist ˇfür uns eine Vorbedingung
, daß er mit den Worten
“Jetzt seh ich es als … ” das meint, was
wir meinen.
| | |
| | / | | | Wie lehrst Du ein Kind,
etwa beim Rechnen, “Jetzt nimm diese Punkte
zusammen!” oder “Jetzt gehören
die zusammen”? Offenbar muß
“zusammennehmen” &
“zusammengehören” ursprünglich eine
(ganz) andere Bedeutung ˇfür ihn
⌊gehabt⌋ haben ˇals so oder so sehen –
eine Bemerkung über
Begriffe, nicht über Unterrichtsmethoden.
| | |
| | / ∫ | | |
Nur von Einem, der das & das kann, gelernt hat,
beherrscht, hat es Sinn zu sagen, er habe
[G|g]ewisses erlebt.
| | |
| | / | | | Man
kann allerdings sagen “Sieh die Figur jetzt für 5
Minuten als ein … ”, wenn dies heißt:
Erhalte, balanciere, sie in diesem Aspekt.
| | |
| | C | | | Es muß im
einer Vorstellungsatmosphäre sein, um überhaupt als
etwas gesehen werden zu können.
| | |
| | / | | | Was verstehst Du, wenn
Dir Einer sagt “Ich sehe es (nämlich das
gewöhnliche F) als ein
ef”? – Daß es ein labiler
Zustand ist Daß er es mit Aspekten zu tun hat; daß
es ein labiler Zustand ist. Daß er denkt ‘es
könnte auch das sein’.
| | |
| | ? / | | | Das Sehen der
Aspekte ist auf anderen Spielen aufgebaut.
| | |
| | ∫ / | | |
“Es ist für mich jetzt das” – aber
warum 34 sagst Du, es wird anders
gesehen? Welche Ähnlichkeit ist zwischen
diesem Erlebnis & dem des Sehens? Nun, warum
nennen wir Vorstellen ein Sehen? Wir tun es
natürlich nicht aus einem Grund – aber es kann
eine Rechtfertigung haben.
| | |
| | ∫ | | | “Ich kann gar nicht
umhin es ‘sehen’ zu nennen.” Nun
wohl; aber ist das alles?
| | |
| | ∫ | | | Du sagst, Du siehst
verschiedene Bilder. Und das ist doch wahr; denn ein
ef ist doch etwas anderes als ein Kreuz,
etc.. – Aber in dem wichtigsten
Sinn ist es doch dasselbe Bild: Du kopierst es jedesmal
gleich; es wird nur anders beschrieben.
| | |
| | / | | | Man redet ja
von einem Rechnen in der Vorstellung. Es ist also nichts
überraschendes, daß die Vorstellungskraft der Erkenntnis
dienen kann.
| | |
| | C | | | Die
Schönheit einer Sternfigur – eines Sechseck-Sterns
–
wird beeinträchtigt, wenn man sie symetrisch
um bezüglich einec
bestimmte⌊n⌋
Achse sieht.
| | |
| | / | | | Ich will aber nicht
sagen, daß der Aspekt eine Vorstellung ist. Aber daß
‘einen Aspekt sehen’ & ‘sich etwas
vorstellen’ verwandte Begriffe sind.
| | |
| | / | | | Vom Sehen des Aspekts
möchte man fragen: “Ist es ein
Sehen? ist es ein Denken?” Der Aspekt
untersteht dem Willen: schon das macht ihn dem Denken
verwandt.
| | |
| | ? / | | |
“De[n|r] Aspekt untersteht dem Willen”
ist Erfahrungssatz. Es hat Sinn
35 zu sagen
“Sieh diesen Kreis als Loch, nicht als
Körper Scheibe”; aber nicht
“Sieh als Viereck”, oder “Sieh ihn
rot”.
| | |
| | C / | | |
15.3.
⇒
[№ 699] Die Figur , das geschriebene
einmal
als
F, einmals
als das
Spiegelbild eines F sehen. Ein
dieser Weise umgekehrtes
F will ich ein
Spiegel-F
⌊⌊? ? / ⌋⌋ nennen. Es
könnte sein, daß es Menschen
gleichgültig wäre die Lage ihrer Buchstaben
gleichgültig wäre & daß sie auch
z.B. ein
R ebensowohl
ᴙ auch ein
Schriftzeichen & sein dessen
Spiegelbild für sie d[i|e]r gleiche
Buchstabe wäre. Dies könnte sich etwa
daraus erklären, daß ihre
Schrift[z|Z]eichen
ursprünglich nicht durch Schreiben hergestellt⌊,⌋
worden wären sondern etwa aus Ton geformt
worden als Stücke aus irgend einem Material geformt, & dann, zur
Bildung von Sätzen, im Reihen niedergelegt worden
wären.)
| | |
| | / | | | Sehe ich wirklich
jedesmal etwas anderes, oder deute ich nur, was ich sehe, auf
verschiedene Weise? Ich bin geneigt, das erste
zusagen. Aber warum? – Nun, Deuten ist ein Denken, ein ; es kann z.B. so
vorsichgehen; man sagt “Das soll ein
F sein”, oder
man sagt's nicht aber der Setzer setzt es als
ein F, oder man überlegt
“Was mag das sein? – Es wird
ein F sein”
u.s.f.? –
Sehen dagegen ist kein Handeln.
| | |
| | / | | | Die Fälle, in
welchen wir deuten, was wir sehen, sind leicht zu
erkennen. Deuten wir, so machen wir eine
Hypothese, die sich als falsch erweisen mag.
“Ich sehe diese Figur als ein … ” kann
35 sowenig, (oder nur in
dem Sinne) verifiziert werden, wie die Aussage
“Ich sehe ein leuchtendes Rot”.
Hier besteht also eine Ähnlichkeit der Verwendungen des
Wortes “sehen” in den beiden
Zusammenhängen.
| | |
| | / | | |
Denken wir, es fragte
jemand: “Sehen wir Alle ein
F auf die gleiche
Weise?” Was könnte damit gemeint
sein? – Nun, wir könnten diesen
Versuch machen: wir zeigen verschiedenen Leuten ein
F & stellen die
Frage “Wohin schaut , nach rechts oder
links?” Oder: “Wenn Du ein
F mit einem Gesicht im
Profil vergleichst, wohin schaut das Gesicht?”
Mancher aber würde diese Fragen vielleicht
nicht verstehen. Wie Mancher auch die Frage nicht
versteht “Welche Farbe hat für
[d|D]ich der Laut a?”
– Wenn Einer sie nicht verstünde, wenn er
sie erklärte, sie sei Unsinn, könnten wir sagen,
er verstehe nicht Deutsch, oder nicht die
Bedeutungen der Wörter “Farbe”,
“Laut”, etc.? Im
Gegenteil: Wenn er diese Worte verstehen gelernt hat, dann
kann er auf jene Fragen ‘mit
Verständnis’, oder
[“|‘]ohne Verständnis’
reagieren.
| | |
| | | | | Nehmen
wir an Denk ˇnicht, die Frage
wäre nie gestellt
worden “In welcher Richtung schaut der Buchstabe
… ?” – sondern (nur) die:
“Wenn Du einem F einem J ein Aug & eine
Nase malen solltest, – wohin würde es
schauen?” Dies wäre doch auch eine
psychologische Frage. Und in ihr ist von einem
‘so, oder anders sehen’ nicht die
Rede. Statt dessen aber von 36 einer Neigung das eine, oder
andere zu tun. – (2) Also ist
jenes Sehen mit einer Neigung verwandt.
((1) Es ist aber zu bedenken, wie er zu
der Antwort “Ich würde ihm die Nase dort
malen” gelangt.) (3) Die
Neigung kann sich ändern, oder fehlen.
| | |
| | ∫ / | | |
“Mit dieser Verteilung der Fenster schaut die Fassade
dorthin.” “Die Fenster
waren früher so verteilt, daß die Fassade dorthin
sah.” Der erste Satz ist ähnlich einem
der Geometrie. Im zweiten ist ˇdient der Begriff der ‘Richtung, in welcher sie
schaut’’ der Beschreibung der
Fassade. So, wie man ein Gesicht
mittels der Begriffe ‘fröhlich’,
‘mürrisch’, ‘mißtrauisch’
beschreibt, oder eine Bewegung mit ‘furchtsam’,
‘zögernd’, ‘sicher’.
Und insofern dies Beschreibungen des visuell
[W|w]ahrgenommenen ˇdes Beobachteten sind
(wer ein Bild kopiert, dem kann man sagen “Das
Gesicht ist noch nicht richtig, es ist nicht traurig
genug”) sind es auch Beschreibungen des visuellen
Eindrucks. Man kann also sagen: man sähe das
Zögern. Nur ist kein Satz der Psychologie; er bezieht sich auf
seine die redet von den
Begriffe⌊n⌋. Und wer
also eine schüchterne Bewegung beobachtet & sie
genau beschreiben, nachahmen, zeichnen kann, aber von
‘Schüchternheit’ nichts weiß, dem geht nun
nicht ein visueller Eindruck ab, den der Andere hat. Er
kann seinen Eindruck nur nicht so beschreiben, nicht einer solchen
Beschreibung gemäß handeln, zeichnen,
etc..
| | |
| | ∫ | | |
24.3.
Zwei Verwendungen des Berichts
36 “Ich
sehe …”. ˇEin
Sprachspiel (a): “Was siehst Du
dort?” – “Ich sehe
… ” – & nun folgt eine Beschreibung des
Gesehenen ˇdurch Worte, durch, eine Zeichnung, ein
Modell, und anderes. Ein anderes Sprachspiel
(b): “Ich sehe eine Ähnlichkeit
in diesen beiden Gesichtern”. Im Sprachspiel
(a) hätte die Beschreibung
z.B. lauten können:
“Ich sehe zwei Gesichter, die einander
ˇ◇◇◇ wie Vater & Sohn
ähnelnc”. Man kann dies eine
unvollständigere Beschreibung nennen, als die durch eine
genaue Zeichnung ˇder Gesichter. – Es
wäre aber denkbar, daß Einer diese genauere Beschreibung
geben könnte // gäbe // , ohne zu sehen
daß die Ähnlichkeit
der Gesichter zu bemerken. – zwischen den beiden Gesichtern besteht. – | Ein Andrer
könnte die Zeichnung ˇdes Ersten sehen & ˇdie
die Ä Familienähnlichkeit in ihr
erkennen, daß eine Familienähnlichkeit, oder
auch eine Ähnlichkeit des Gesichtsausdrucks.
| | |
| | C | | |
Man kann ‘ein Auge’, ˇ‘einen
Blick’ für gewisse Ähnlichkeiten haben,
oder einen durch Übung . Wer nun den Begriff
des Zögerns nicht hätte, aber eine zögernde Bewegung
beobachtete & genau wiedergeben könnte – soll ich
von dem sagen er sähe
nicht so , wie der ˇAndre, welcher sie sofort als
eine zögernde erkennt? Das
ˇgewiß nicht[;|:] wohl
[A|a]ber ˇwohl,: daß der erste
für diese Eigentümlichkeit einer Bewegung keinen Blick
habe.
| | |
| | | | | Und wer einen
Blick für Familien-37 ähnlichkeiten hätte,
könnte erkennen, daß zwei Leute miteinander verwandt
sind ˇauch ohne sagen zu können, worin die
Ähnlichkeit besteht. (Denke an den Fall des
Rechenkünstlers.)
| | |
| | C | | | Wer also
die Furcht in einem Gesicht sieht, sieht der
(noch) mehr als das
Gesicht genau
k[a|ö]nn⌊te⌋, aber nicht im
Stande wäre Furcht nicht in ihm
zu erkennen ˇkann? – Die Frage
ist eigentlich die gleiche, wie die⌊:⌋
ob ˇIst das Erkennen der Furcht in einem
Gesicht ein ‘Sehen’ zu nennen?
ist. Es könnte
sprachunrichtig sein eine Sprache geben in der es falsch wäre | zu sagen “Ich
sehe Furcht in diesem Gesicht”, Es würde uns
gelehrt: ein ˇfurchtsames Gesicht könne man
‘sehen’; die Furcht in ihm, die
Ähnlichkeit oder Verschiedenheit zweier Gesichter
‘bemerke’ man.
| | |
| | | | | Und sollte man diese
Unterscheidung eine bloße Laune der Sprache nennen? – Die Verwandt/schaft der
beiden Begriffe zeigt sich ja in
Erklärung; ihre um ihre Verschiedenheit zu erkennen,
bedenke man, was es heiß welchen Sinn
haben
könnte ˇzu sagen, Einer habe die Ähnlichkeit zweier
Gesichter von Glockenschlage ˇbis
zum nächsten gesehen. ⌊ Oder denk an den
Befehl: Merk auf die Ahnlick. von ihm. ⌋
| | |
| | ? ? / | | | Die
Beschreibung des Gesichtseindrucks kann eine Zeichnung
sein. V Es könnte aber
auch festgesetzt werden in welcher Entfernung vom Auge wir sie halten
sollen, ja auch 37 auf welchen Punkt der Zeichnung wir
zu blicken
haben unsren Blick richten sollen | oder unser
Blick auf der Zeichnung sollte ihr zu wandern
habe. V Was in der
Zeichnung oben, was unten ist, ist von der größten Wichtigkeit.
| | |
| | ? / | | | Ich
fange an, die Ähnlichkeit zu sehen, wenn sie mir
‘auffällt’; & sehe ich sie dann solange
ich die [Ä|ä]hnlichen Gegenstände
sehe? Oder nur solange ich mir Ähnlichkeit bewußt bin? –
Fällt mir die Ähnlichkeit auf, so nehme ich etwas wahr,
ich brauche mir nun ihrer aber nicht bewußt zu bleiben, um
wahrzunehmen zu beobachten | , sich an der Ähnlichkeit nichts
ändert. sie sich nicht ändert.
| | |
| | C | | | So weit
sehe ich jetzt & nicht weiter.
| | |
| | / | | |
25.3.
Zwei Verwendungen des Berichtes
“Ich sehe …”. Ein
Sprachspiel: “Was sieht Du dort?”
– “Ich sehe … ” & es folgt
eine Beschreibung des Gesehenen mit Worten, durch eine
Zeichnung, ein Modell, Gebärden, etc..
– Ein anderes Sprachspiel: Wir betrachten
beide zwei Gesichter, & ich sage zum Andern:
“Ich sehe eine Ähnlichkeit in
ihnen.” Im ersten Sprachspiel
hätte die Beschreibung z.B. lauten
können: “Ich sehe zwei Gesichter, die
einander ähnlich sind wie Vater & Sohn.”
– Man kann dies eine weit unvollständigere
Beschreibung nennen, als die durch eine Zeichnung es
wäre. Aber Einer konnte diese
vollständi 38 gere Beschreibung geben & doch
jene Ähnlichkeit nicht bemerken. Ein Andrer
könnte die Zeichnung des Ersten sehen & die
Familienähnlichkeit in ihr entdecken; & in gleicher Weise
auch eine Ähnlichkeit des Gesichtsausdrucks.
| | |
| | / | | | 28.5.
“Als ich das Wort jetzt
aussprach, bedeutete es für mich …”.
Warum sollte das nicht einfach Wahnsinn sein? Weil
ich das erlebte? Das ist kein Grund.
| | |
| | C | | |
28.5.
Unterbrich “Ich
kann nie wissen, was in ihm vorgeht.” – Aber
warum sollst Du sagen, daß irgendetwas in ihm vorgeht? – Und bist Du denn immer
unsicher? Und wenn Du nicht unsicher
bist, – weißt Du, was in ihm vorgeht?
| | |
| | C | | | Wir
fürchten Verstellung; – obwohl Verstellung
nicht der einzige Fall ist, in welchem das
Äußere & täuscht. // Wir fürchten insbesondere die Verstellung
obwohl sie nur ein Spezialfall davon ist, daß das Benehmen
uns täuscht. //
| | |
| | C ? ? / | | |
Menschen fremder Kulturen scheinen kommen uns oft
falsch, vor nur weil wir sie nicht
verstehen. Einer, der dort lächelt, wo wir
finster blicken, braucht sich doch nicht zu verstellen.
| | |
| | C ? ? / | | |
Wenn ich mit meinem Freund rede, sage ich mir doch nicht die ganze
Zeit, ich wisse nicht was in ihm vorgehe; & es ist auch nicht
Gedankenlosigkeit, daß ich's mir nicht sage.
Es kommt im Allgemeinen gar nicht zu einer Vermutung
über Vorgänge 38 in seinem Geiste. seiner Seele. | Und doch betrachte ich ihn nicht
als Automaten.
| | |
| | / | | | Es sind ganz
besondere Fälle in denen das
Innere mir verborgen erscheint.
¥ •
| | |
| | / | | | Es ist dann
als ob ich mir erst bewußt würde, daß das Innere
(eigentlichc) immer verborgen ist.
| | |
| | / | | | (Man
sagt auch: Der Mensch ist mir vollkommen
durchsichtig.) So ist mir also ein Mensch manchmal
undurchsichtig.
| | |
| | / | | | ⍈•
Und die Unsicherheit, dies
sich so ausdrückt ist nicht eine philosophische, sondern
eine praktische & primitive.
| | |
| | C | | | Man sagt
“Ich weiß nicht, wie ich mit ihm dran
bin”. – Wenn wir ein sehr
regelmäßiges Klima gewohnt wären mit leicht
vorauszusehenden Veränderungen & kämen in ein
unberechenbares Klima, & denken wir personifizierten
d[as|ie] Witterung, – könnten wir nicht sagen,
wir s[ä|e]hen nicht in die Seele des
Wettergottes? Aber wem die Vorgänge in der
Seele des Andern versteckt erscheinen, der ist unsicher über
etwas Gegenwärtiges, nicht über etwas
Zukünftiges. Seine Unsicherheit bezieht sich auf
die Gegenwart in dem gleichen Sinne in welchen des Andern Aussage
‘Ich dachte mir damals … ” sich auf die
Vergangenheit bezieht.
| | |
| | C | | | “Ich weiß
nicht, wie ich mit dem Wetter hier dran bin: es scheint manchmal
39 zu lächeln, fährt
aber gleich darauf los.” – Aber das Wetter
sagt eben nicht: “Als ich damals lächelte
sann ich darauf zu hageln”. – liegt denn darin der
wesentliche Unterschied Aber
kommt es denn daran | , daß der Mensch so etwas
sagt? Und wenn er nun lächelt &
schon auf Urteil sinnt, – was ist daran das
Wichtige? (Warum sollte das –
was immer es ist – nicht ganz unwichtig sein? So
unwichtig wie die oder jene ˇchemische Reaktion in seinem
Körper?)
| | |
| | ? ? / | | | Was ist
die Wichtigkeit davon, daß [e|E]iner so ein
Geständnis macht – muß er denn seinen Zustand richtig
beurteilen können? – Es kommt eben nicht
auf einen einen innern Zustand an, den er beurteilt,
sondern gerade auf sein Geständnis.
| | |
| | ∫ | | | Sein Geständnis kann
gewisses erklären. Es kann zum
Beispiel meinem Verdacht von einem Andern .
| | |
| | ? ? / | | |
“Ich kann nie wissen, was in ihm vorgeht.”
– Aber muß denn etwas in ihn vorgehen.”
– Und was brauche warum soll ich mich darum zu
kümmern kümmern? – Es ist aber eine wirkliche, nicht erträumte,
Unsicherheit, welche uns dieses Bild nahelegt.
| | |
| | C | | | Die Unsicherheit
ist etwa die hat etwa die Gestalt: den
Ausdruck: |
“Wie wird er, wenn den Rücken kehre, mit seinen Freunden über mich
reden?” Diese Unsicherheit besteht nicht
immer.
| | |
| | ∫ | | |
Es ist eine prinzipielle﹖ Unsicherheit
vorhanden. Worin besteht sie?
| | |
| | C | | | Etwa darin, daß man
nicht sagen kann: Wenn Einer sich so benimmt
39 dann ist er erfreut
& es kann nicht Verstellung sein. Und mit
welchen Naturtatsachen hängt diese begriffliche
Unbestimmtheit zusammen? – Es entspricht ihr
nicht eine immerwährende fortwährende | Unsicherheit über das was der
Andre denkt & fühlt. die große Vielgestaltigkeit
der Fälle.
| | |
| | ∫ | | | Könnte man sich nun
denken, daß Menschen einen bestimmteren Begriff zu ähnlichem
Zweck hätten? & unter was für Umständen
wäre es praktikabel? – Man könnte
sagen: es mußte alles viel einfach als
bei uns sein. Ist es nicht , daß ich nicht näher beschreiben kann, wie
solche Leute sich benehmen müßten? –
Hätte es Sinn bei [i|I]hnen von
‘außen’ & ‘innen’ zu
reden? – Die Sicherheit würde sich doch so
ausdrücken, : wenn d daß sich manchmal
ein sicherer Schluß vom Äußern auf's
Innere ziehen ließe. Und wäre dies ein
Erfahrungssatz? – Wie aber ist es mit der
ersten Person? Kann ich sagen:
“Wenn ich mich so benehme, kann es
nicht [v|V]erstellung sein”? Und soll
das ein Erfahrungssatz sein? – Wie sähe der
Fall aus, in dem ich mich zu verstellen glaube, aber nicht
verstelle. Ich sage etwa später ich hätte nur so
getan, als hätte ich fürchterliche Schmerzen gehabt,
hätte aber nichts gespürt. Man findet aber
Veränderungen in meinen Organen, die allerdings den Schmerz
gerechtfertigt hätten, auch stimmen damit die späteren
Symptome überein. Man könnte dann in gewissen
Fällen sagen: “Wenn sich ein Mensch
so 40 benimmt, verstellt er sich nicht, auch
wenn er's nachher ehrlich gestehen würde.
| | |
| | C | | |
Es ist
merkwürdig, daß diese Betrachtung so langweilig
ist. Es müßte, so fühle ich, möglich
sein, sie durch eine klare Einsicht stark zu kürzen.
Es wird in ihr viel zu viel auf Einzelheiten
eingegangen. Eine andere Rechenmethode würde
hier kurzen Prozess machen. Es
fehlt die allgemeine durchschlagende Methode
(Cartesische
Coordinaten).
| | |
| | C ? ? / | | |
Wenn ich frage: “Könnte nicht ein
Begriff, der vor den unsern so & so in der & der
Art abweicht, einem
Zweck dienen?” – so müßte vielleicht
[z|g]ezeigt werden, daß die bedingte Veränderung
viel größer wäre, als ich sie mir erwartet hatte, so
daß vielleicht von einem verwandten Zweck kaum die Rede sein
könnte.
| | |
| | C / | | | Eine
wichtige Tatsache ist: ich kann Menschen mehr, oder weniger gut
verstehen. (Unterschiede der Erziehung &
Kultur.)
| | |
| | C ? / | | | Verstehe
ich sie nicht, dann möchte ich sagen ich
wisse nicht, was in ihrem Innern vorgeht.
| | |
| | ∫ | | | Dieser Mensch lächelt
freundlich; benimmt sich aber dann doch nicht, wie ich,
oder die Leute meines Kreises, wenn wir so gelächelt
hätten.
| | |
| | C ? / | | |
Ein Mensch ist mir ‘rätselhaft’.
| | |
| | C ? / | | |
Sage ich auch: ich weiß nicht, was dem Sperling, in der
Katze, im Wolf 40 vorsichgeht?
| | |
| | ∫ C | | |
Bach hat gesagt,
er habe alles nur durch Fleiß geleistet. Aber ein
solcher Fleiß setzt eben ˇDemut & eine
ungeheure Leidensfähigkeit, also Kraft, voraus.
Und wer sich dann vollkommen ausdrücken kann, spricht eben zu
uns die Sprache eines großen Menschen.
| | |
| | C | | | “Was
geht hinter seiner Stirne vor sich?”
sagt man & meint es wörtlich & meint doch keinen
physiologischen Prozess, &
glaubt auch wieder nicht, daß der psychologische hinter ˇder
Stirn vor sich geht.
| | |
| | / | | | Die prinzipielle
Unsicherheit: Ich weiß nicht was er denkt, wenn er es
nicht ausdrückt. Aber stell Dir vor, er drücke es
wohl aus, aber in einer Sprache die Du nicht verstehst. Er
könnte ˇes mit dem Finger einer Hand auf den
Handrücken der andern klopfen, in Morsezeichen, oder
ähnlichen. Dann ist es doch auch geheim.
Und nicht ebenso sehr, als wäre es nie
ausgedrückt worden? Die Sprache könnte ja auch
von einer Art sein wie sie nie könnte, z.B. mit einer
außerordentlich komplizierten Regelmäßigkeit. mit
außerordentlich komplizierten Regeln. |
| | |
| | C / | | |
Es kann [e|E]iner also seine lauten Gedanken vor mir
verbergen, indem er eine mir fremde Sprache spricht. // indem er sie in einer mir fremden Sprache
ausspricht. // Wo ist hier der
verborgene Seelenvorgang? // das verborgene
Seelische? //
| | |
| | ∫ | | | Ein Mensch denkt immer laut,
hält aber alle seine Gedanken vor mir geheim indem er
(immer) zu sich ˇselbst in einer Sprache spricht, von der
er weiß, daß ich ˇverstehe sie
nicht⌊.⌋ 41 verstehe. Das ist doch auch ein Verstecken.
| | |
| | / | | | Ich
kann die Sprache wählen in welcher ich denke. Nicht
aber als dächte ich, & wählte die
Sprache, in die ich meine Gedanken übertragen will. // & wählte die Sprache, in welche ich meine
Gedanken übertragen
will. //
| | |
| | ? C | | | Es ist eher in der
Psychologie alles anders⌊,⌋ als es ausschaut, denn die
Erklärungen, die sich uns ganz natürlich darbieten, sind
alle falsch; sind Bilder, die uns sehr natürlich sind, deren
Anwendung wir aber nicht , die zwar illustrieren
ˇilluminieren⌊,⌋ aber kein Rätsel
entwirren. // aber nichts
entwirren. // (Bilder der
Alchimisten.)
| | |
| | C | | | Was ist aber nun das
Wichtige daran, daß ich das & das zu mir sage?
(auf meinen Handrücken klopfe?) Und warum
sollte irgend ein anderer Vorgang wichtiger
sein als dieser? es sei denn, wegen seiner Folgen.
(Denn man sieht eben das Denken ˇals einen seltsamen
Vorgang an, als ein Sprechen, oder einen sprachähnlichen
Vorgang, dessen Sinn nicht in ihm selbst liegt
beschlossen liegt, nicht in einer Technik & in deren
Anwendung. (Der Gedankeˇ
Die Sprache des Gedankens der Satz einer
Über-Sprache.) eine
Über-Sprache.) | Als läge hier
hier der Sinn ˇder Worte nicht im Fluß ihrer Verwendung der
Anwendung | , sondern die Denkhandlung, was
immer sie ist, habe ihn ein für alle mal in
sich. (Und das heißt natürliche nur,
daß die Bedeutung von “deuten” zwar mit der von
“sprechen ˇzusammenhängt aber die beiden
kategorisch verschieden sind.)
41
| | |
| | ? C | | | Ich
sage zu mir selbst “Er betrügt
mich.” Dabei blicke ich finster, &
sitze in brütender Haltung. // Ich sage
es, finster vor mich hinbrütend. // Nun,
was ist daran? – Aber ich denke
es Die
Worte stehen in einem bestimmten Zusammenhang von Erlebnissen
& Handlungen. Ja wie könnte auch sonst das
Wort “Er” eine⌊n⌋
Bedeutung Träger haben! Und worin liegt es denn,
daß er Dich betrügt? – Die Worte
stehen in einem Fluß. Nur in einem Leben haben
ihren Sinn.
| | |
| | ∫ | | |
Ja; ⌊:⌋ ich habe diese Worte
nicht nur gesagt, sondern auch gedacht; aber das lag an der Stellung,
die sie in meinem Leben hatten, in einem menschlichen
Leben. Vor allem bin ich ja ein Mensch, der diese Sprache
gelernt hat, in ihr aufgewachsen ist; mein Leben ist ja in bestimmter
Weise mit ihr verschmolzen. Sie & mein Leben sind
solchermaßen ja so miteinander | durchwirkt, daß
meine Worte so viel nach sich
ziehen (wie) ebenso vielbedeutend sind wie | irgendwelche andere meiner
Handlungen. Worte & Handlungen verbinden
ˇ& halten sich oft wie die
Längs- &
Querfäden eines Gewebes.
| | |
| | ∫ | | |
30.5.
Ich weiß
nicht war das ein Stein, oder ein Fisch, den
ich da gesehen habe & ich werde es nie erfahren.
Aber ich weiß, was ich hätte tun müssen, um es
herauszufinden. Aber wenn ich nicht weiß, was der Andre bei
sich denkt, – was müßte ich für Schritte tun, um es
zu erfahren? Denn, ihn beschwören, es nur zu sagen,
müßte nicht helfen. Es gibt – wollte ich
sagen – kein Mittel der Untersuchung. Denk an den
Fall, 42 in dem Du dem Andern
mißtraust & alles dafür geben würdest zu
erfahren, wie er's meint & was er denkt.
| | |
| | C | | | Ich
weiß nicht, was … denkt, was er sich sagt, wenn er allein
ist. Könnte ich's belauschen, so würde
es mir vieles an seinem Benehmen verständlich
machen. Oder doch vielleicht.
Ich würde mich dann über sein Benehmen nicht mehr
wundern; wüßte, in welchen Art ich mit ihm zu reden
hätte. Wissen was er zu sich sagt, könnte diesen
Einfluß haben.
| | |
| | C | | |
Ein Mittel welches, wenn
man's Einem eingibt, ihn seine Gedanken aussprechen
macht. (In vino veritas.) // ihn seine Gedanken sprechen
läßt. // Er kann nur mehr laut
denken. – Das könnte es doch geben.
Könnte man noch sagen, sein Inneres sei mir
verborgen.
| | |
| | C | | | Es gibt verschiedene
Arten des Verbergens.
| | |
| | C | | | [Das Nachbild des
Fensterkreuzes bei geschlossenen Augen neigt sich wenn ich den Kopf
neige. Das ist, glaube ich, eine wichtige psychologische
Tatsache, obwohl ich nicht klar sehe, was aus ihm
folgt.[)|]]
| | |
| | C | | | ∣ Ich glaube,
daß die Erziehung der Menschen heute dahingeht, die
Leidensfähigkeit zu verringern. Eine Schule gilt
heute für gut,
wenn
if
the children have
a good time. Und das war früher nicht der
Maßstab. Und die Eltern 42 möchten daß die Kinder werden,
wie sie selbst sind (only more so) & doch
lassen sie sie durch eine Erziehung gehen, die von der ihren ganz
verschieden ist. – Auf die Leidensfähigkeit gibt
man nichts⌊,⌋ denn Leiden soll es nicht geben, sie sind
eigentlich veraltet. ∣
| | |
| | C | | |
∣ “Die
Tücke des Objekts” – Ein unnötiger
Anthropomorphismus. Man könnte von einer
Tücke der Welt reden; sich leicht vorstellen, der
Teufel habe die Welt geschaffen, oder
einen Teil von ihr. Und es ist nicht nötig
ein Eingreifen des Dämons von Fall zu Fall sich
vorzustellen; es kann alles ‘den
‘Naturgesetzen entsprechend’ vor sich gehen;
es ist dann eben der ganze Plan von vornherein auf's
Schlimme angelegt. Der Mensch aber befindet sich in dieser
Welt in der die Dinge zerbrechen, rutschen⌊,⌋ ˇalles
mögliche Unheil anstiften. Und ist natürlich eins von den Dingen. – Die ‘Tücke’ des Objekts ist
ein dummer Anthropomorphismus. Denn die Wahrheit ist
viel ernster als diese Fiktion. ∣
| | |
| | ∫ | | | “Ich kann nie
wissen, was der Andre empfindet.” –
Unsinn; ich kann es wissen; so wie, daß ich ein
Buch vor mir habe, daß es fallen wird wenn ich's
auslasse, daß ich mich nicht in dieser Multiplikation
verrechnet habe. – Nicht doch; Du kannst es
glauben, davon überzeugt sein, aber Du
kannst's nicht wissen. – Nun was
kann ich denn wissen? Und Dein
‘kann’ muß ein
logisches sein. Du machst also einen Unterschied zwischen
den Kategorien; & dagegen habe ich nichts. Nun ist
hier kein Gradunterschied, wie es nämlich zuerst scheint.
43
| | |
| | C | | |
∣ Ein
stilistischer Behelf
praktisch sein, & mir doch verboten.
Das Schopenhauer'sche “als
wie” “als welcher”
z.B.. Es würde den Ausdruck
manchmal bequemer, deutlicher, machen, kann aber nicht von dem
gebraucht werden, der es als altväterisch empfindet; & er
hat kei hat nicht
das Recht sich über darf sich nicht über diese Empfindung hinwegˇzusetzen. ∣
| | |
| | / | | | Du kannst der
Empfindung das Andern so sicher sein, wie
irgend eines
Faktums. (Welches ‘kann’ ist
das?) Damit sind aber die Sätze
“Er ist beglückt” &
“2 × 2
= 4” nicht zu ähnlichen Instrumenten
geworden. Zu sagen “Die Sicherheit ist eine
andere” liegt nahe, macht aber nichts
klarer. // , behebt aber die Unklarheit
nicht. //
| | |
| | C | | | “Ich kann aber
doch nicht wissen, daß er glücklich
ist.” – Das heißt, einen Zweifel in sich
hervorrufen. Ich sage mir: “Wie
wärs, wenn er sich verstellte, &
innerlich unglücklich wäre!” Dazu
denke ich etwa an Fälle, in denen ich betrogen worden
bin. // , in denen mich der Schein betrogen
hat. // Und muß es mir nun gelingen
ernstlich an seinem Gefühl seiner Stimmung | zu
zweifeln? Nein. Aber ich weiß, sozusagen,
der Weg, auf dem so ein Zweifel zu erreichen wäre.
| | |
| | / | | |
“Aber schließt Du eben nicht einfach vor dem Zweifel
die Augen, wenn Du sicher bist?” –
Sie sind mir geschlossen. Es ist wohl wahr:
Zweifel wird auf einem ganz andern
Weg erreicht, als der an einem arithmetischen Satz. Vor
allem 43 ist da die
ˇvöllige Gewissheit der Grenzfall
eines ˇnach Graden verschiedenen Glaubens.
– Und es ist eben alles anders.
| | |
| | C | | | “Ich
kann aber doch nicht wissen, daß der Andre Schmerzen
hat.” Die Schmerzen hat er, sie
sind in ihm; ich sehe sie nicht. So kann ich also
wissen, daß er stöhnt? Nicht nur,
daß es mir so scheint? “Ich kann nicht
wissen, daß er Schmerzen hat; es kann nur höchst
wahrscheinlich sein.” Und wenn ich also im
konkreten Fall den Andern in Schmerzen sich winden sehe, – sollte
mir den
leisesten Zweifel geben?
| | |
| | C | | | Sollte ich, mit einer
Rechnung konfrontiert, sagen: “Nun
so sicher ist es allerdings nicht”?
Der Zweifel ist hier ein philosophischer, kein praktischer.
Der Zweifel, wo er nicht besteht, liegt nur, sozusagen,
näher.
| | |
| | ? / | | | Und nun –
möchte ich sagen – gibt es ˇhier // da // allerdings den Fall des
hoffnungslosen Zweifels. – Wenn ich sage:
“Ich habe keine Ahnung⌊,⌋ was er wirklich denkt
–”. Er ist mir ein
verschlossenes Buch. (Welcher Fremde empfindet
nicht so, wenn er nach England kommt?)
Wenn das einzige Mittel, den Andern zu verstehen,
wäre, die gleiche Erziehung wie er durchzumachen, – was
unmöglich ist. Und hier ist keine
Verstellung. Denk Dir aber Leute, deren Erziehung
dahin geht den Ausdruck der Gemütsbewegung im Gesicht &
den Gebärden zu unterdrücken, & diese Leute machen
sich mir unzugänglich, indem sie eine mir nicht
verständliche Sprache sprechen. // indem sie
laut denken in einer mir unverständlichen
Sprache. // 44 Nun sage ich “Ich
habe keine Ahnung von dem, was in ihnen vorgeht”, &
doch liegt es als äußere Tatsache vor. | | |
| | ∫ | | |
31.5.
Einer kann sich auch verstellen, indem
er die volle Wahrheit spricht, von der er aber weiß, daß sie der
Andre mißversteht.
| | |
| | ? / | | |
1.6.
Man sieht
Gemütsbewegung.” – Im Gegensatz
wozu? – Nun etwa so: Man sieht nicht die
Gesichtsverziehungen & schließt nun, er
fühle Freude, Trauer, Langeweile. Man beschreibt sein
Gesicht unmittelbar als traurig,
glückstrahlend, gelangweilt, auch wenn man
nicht im Stande ist sonst irgend eine Beschreibung seines Gesichts zu geben. – Die Trauer ist im Gesicht personifiziert,
möchte man sagen. Dies ist dem, was wir
‘Gemütsbewegung’ nennen,
wesentlich.
| | |
| | C | | | Ich sage das Wort
‘sondern’ & frage “Wie hast
Du's aufgefaßt?” Er:
“Als Bindewort.” – Wie
hat er's getan? Nun, es kam ihm vor, als
hätte das Wort schon als er's hörte, diese
Erklärung nötig gemacht. Als hätte es die
Bedeutung in sich getragen, wie ein Spiegelbild,
& er zöge sie nur noch an's
Licht. Als eine Tiefe gespiegelt. Und braucht es
nun noch eine Erklärung?
| | |
| | ? / | | | Der, den ich bedeutungsblind nenne, wird
wohl den Auftrag verstehen: Man kann
dem, den ich Bedeutungsblind nenne, wohl
sagen | “Sag ihm er
soll zur Bank gehen, & ich meine die
Garten-44 bank”, aber nicht:
“Sag das Wort Bank & meine Gartenbank
damit”. Er wird auch nicht melden
können: es sei ihm beinahe gelungen, das Wort sei aber in
die falsche Bedeutung ausgerutscht. Es kommt ihm auch
nicht vor als habe das Wort etwas in sich was förmlich wie eine
Schreibweise (plane, plain) die Bedeutung fixiert;
& auch nicht, daß die Schreibweise gleichsam ein Bild der
Bedeutung ist sei. – Man ist
z.B. vers stark versucht,
zu meinen, daß der andern Schreibweise doch ein geringer
Unterschied der Aussprache entspricht, auch wo nicht ist? Es ist hier der für viele andre
als Beispiel dienende Fall, ⌊:⌋
daß man sich die beiden Wörter (z.B.
“für” &
“führ”) vorspricht & sie
wirklich etwas verschieden ausspricht, obwohl man es
natürlich im Fluß der Rede, wenn man an nichts solches denkt
nicht tut; schon darum weil man dann jedes der beiden Wörter bei
verschiedenen Anlässen ungleich ausspricht. Ich kann …
| | |
| | / | | |
Verschiedene Menschen
empfinden es sehr verschieden stark, wenn die Rechtschreibung
eines Worts geändert wird. (Das
Dehnungs-h.) Und die Empfindung ist nicht nur
Pietät für einen alten Gebrauch.
We[nn|m] die Rech Orthographie nur
eine praktische Frage ist, dem geht ein Gefühl ab,
ähnlich wie das, welches dem
‘Bedeutungsblinden’ mangeln
würde.
| | |
| | / | | | Wie konnte er das Wort
in der Bedeutung hören? Wie war es
möglich?? – Gar nicht – in
diesen Dimensionen.
45
| | |
| | / | | | Aber ist es also nicht
wahr, daß das Wort für mich jetzt das bedeutet?
Warum nicht? Es kommt ja dieser Sinn mit
mit der übrigen Verwendung des Wortes nicht in
Konflikt. Es sagt Einer: “Gib
ihm den Befehl … & meine damit
…?” Was kann das heißen?
| | |
| | C | | |
Mein Blick fiel auf das Wort “Mach” am
Anfang eines Satzes. Ich hielt es für den Namen des
Physikers. – Wie? – Es
gibt kein Wie. Es ist, wie ich's sage. – Aber was sagt mir, was Du sagst?
| | |
| | / | | |
ˇ[Zu dem Frühern]
Aber warum gebrauchst Du für Dein Erlebnis
[meinen] gerade diesen Ausdruck?
einen schlecht sitzenden Anzug? – Das ist der
Ausdruck des Erlebnisses, wie “e ist gelb”
& “Ich wußte im Traume, daß
… ” Ausdrücke anderer Erlebnisse. Ein
schlecht sitzender Anzug ist es nur, wenn Du ihn falsch
auffaßt. Dieser Ausdruck gehört zum
Erlebnisse ebenso, wie die Schmerzäußerung zum Schmerz.
| | |
| | / | | |
W. James: der
Gedanke sei schon am Anfang des Satzes fertig. Wie kann man
das wissen? – Aber die Absicht ihn
auszusprechen kann schon bestehen, ehe das erste Wort gesagt
ist. Denn fragt man Einen “Weißt Du was
Du sagen willst”, so wird er es oft bejahen.
Ich habe die Absicht dieses Thema zu pfeifen
habe ich es damit in irgend einem Sinne,
etwa in Gedanken, schon gepfiffen?
| | |
| | ? / | | | Wer die Frage
bejaht “Weißt Du schon, was Du sagen
willst?”, dem wird vielleicht
irgendetwas vorschweben; aber wäre
dies auch 45 etwas objektiv Hörbares oder
Sichtbares, so könnte man doch meistens das Beabsichtigte
nicht mit Sicherheit daraus entnehmen.
(Aufzeigen.)
| | |
| | / | | | Nicht Jeder, der eine
Absicht hat, hat darum einen Plan gemacht.
| | |
| | ? / | | | Welche
Formen geistiger Defekte wirklich existieren uns nicht; aber wohl die
Möglichkeiten solcher Formen. Nicht ob es Menschen
gibt, die nicht des Gedankens “Ich wollte damals
… ” fähig sind, wohl aber: wie dieser
Begriff sich durchführen läßt.
| | |
| | / | | | Wie ließe sich diese
Annahme konsequent durchführen? Was
würden wir eine konsequente Durchführung
nennen? – Wenn Du annimmst, daß Einer
das nicht kann, wie ist es dann mit dem?
Kann er es auch nicht? Wohin führt uns dieser
Begriff?
| | |
| | C | | | Absicht &
Gedanke. Ich kann einem Andern, oder auch mir selbst, etwas
versprechen, & das ist doch eine wichtige Handlung.
Und es ist doch auch nicht dasselbe, ob ich's gedankenlos
tue, oder mein Versprechen zur Zeit wirklich meine.
Man sagt auch, man erkenne [in|an] der Miene &
am Ton, ob es so ist. Rede ich nun vom Meinen als
einem innern Vorgang: was ist die Wichtigkeit dieses
Vorgangs? Sie kann doch nur in seinen Folgen liegen,
& hätten äußere Vorgänge die gleichen
Folgen, so hätten sie auch die Gleiche
Wichtigkeit. – “Als ich sein Gesicht ansah,
wußte ich, daß er im Ernst war.” Ich
schließe also aus 46 seinem Gesichtsausdruck, daß ich
mich auf sein Wort verlassen kann.
| | |
| | C | | | Und erkennt er aus dem,
was er fühlt, daß er sich auf sein eigenes Wort
verlassen können? – Denke⌊,⌋ er gäbe sich ein ernst
gemeintes Versprechen immer schriftlich. Das
könnte ihn dazu bringen daß er's hält,
während er die Erfahrung gemacht hat, daß er ein bloß
mündliches Versprechen, wenn's zum Halten kommt, leicht
nimmt. So könnte auch ein bestimmtes Erlebnis
beim Versprechen wirken.
| | |
| | / | | | “Du
mußt es Dir ernstlich versprechen, dann wirst Du's auch
tun.” Zum ernstlichen Versprechen gehört
z.B. daß man über die Sache
nachdenkt, es gehört eine bestimmte Vorbereitung
dazu. Am Schluß erfolgt dann vielleicht wirklich ein
förmliches Versprechen, vielleicht auch mit lauter Stimme, aber
das ist nur ein Stein dieses Gebäudes.
(Gelübde.)
| | |
| | C | | | Das
Gelübde könnte man eine Zeremonie nennen.
(Taufe, auch wenn sie kein christliches Sakrament
ist.) Und eine Zeremonie hat eine eigene
Wichtigkeit.
| | |
| | / | | | “Ich hatte die
Absicht … ” drückt nicht die Erinnerung an ein
Erlebnis aus. (Sowenig wie:
“Ich war im Begriffe …”)
| | |
| | ? / | | |
“Welcher seltsame & furchtbare . Ich werde ihn nie
vergessen.” 46 Und warum sollte man
das nicht vom Erinnern sagen können (“welche seltsame
… Erfahrung … ”), wenn man zum ersten Mal in
die Vergangenheit gesehen hat? –
| | |
| | C | | | Die Umstände
können so sein, daß ich weiß, was in ihm vorgeht, ich
meine: daß er mir nicht rätselhaft ist, – oder so,
daß er mir ein Rätsel ist.
| | |
| | C | | |
2.6.
Der Andre kann doch etwas im Kopf
rechnen, & ich weiß nicht, was er rechnet während ich nicht weiß, was er
rechnet | ;
so geht also in dieser Zeit etwas in ihm vor aber nicht
notwendigerweise irgend etwas körperliches, & es ist
unmöglich zu wissen, was; es sei denn, er sage es.
| | |
| | C | | | Wenn er
mir's aber auch unmittelbar darauf sagt, kann er sich
nicht irren? Wie erkennt er überhaupt, was
vorgegangen ist, als die & die Multiplikation,
z.B.? (Er erkennt es
nicht.)
| | |
| | / | | | Könnte er sich
nicht nur einbilden, diesc gerechnet zu haben?
(Damit soll nicht im Widerspruch sein, daß er jetzt das
Resultat der Rechnung weiß. Und gibt es
hier keinen Irrtum, dann nicht darum, weil Gewißheit
besteht.
| | |
| | / | | | Es sagt mir einer er
habe gerade im Kopf gerechnet wieviel
… × …
sei. Es gibt ein offenbar falsches Resultat,
& auf die Frage wie er es erhalten habe, sagt er die Rechnung
her; sie ist völliger Unsinn, wie er auch jetzt einsieht, kam ihm
aber damals, ˇso sagt er mir, ganz richtig vor.
(Im Traum geschieht ähnliches.) Kann
das nicht vorkom-47 men? Seine
Kopfrechnungˇ, will ich sagen muß sich doch erst
bewähren.
| | |
| | ∫ / | | | ‘Er
versteckt etwas vor mir, kann es so verstecken⌊,⌋ daß
ein Finden mehr als bloß physisch
unmöglich ist, daß man's gewahr
wird.’ auch nicht einmal denkbar ist, es gewahr zu
werden.’ | Das möchte ich nicht
zugeben? – Aber wie, wenn er, ohne es zu wissen,
Zeichen gäbe, die ihn verrieten? – Aber
auch, wenn ˇauch ich⌊,⌋ aus seinen Kehlkopfbewegungen
z.B., eine Rechnung abläse, so
könnte doch nur er (darüber) entscheiden, ob er
wirklich dies gerechnet hat. – Könnte ich aber
nicht darauf bestehen, er habe vergessen, was er gerechnet
hat, : seine jedenfalls seine einmal seine …
Aussage (ohne sie als
Lüge zu ◇◇◇ erklären zu behaupten er lüge | ) nicht gelten
lassen? Das sie für wertlos erklären, oder ihr Wert
nur als ein Phänomen zuzugestehn woraus etwa Schlüsse
auf seinen Zustand
gezogen werden können. Und
: was ist denn versteckt?
[i|I]st es nicht als hätte er eine Schrift
versteckt, oder vielmehr etwas, was aussieht wie eine Schrift;
ihre Bedeutung läge aber nur in der Deutung, die er ihr dann
geben wird? // ihre Bedeutung läge
aber nur in dem ˇhat, was er aus ihr heraus, oder in sie hinein
liest? //
// ‘Er versteckt etwas vor mir, kann es so
verstecken, daß ich's nicht nur nie finden werde, daß
ich's finde, gar nicht denkbar ist.” ,
sondern ein Finden undenkbar ist.” |
Das wäre ein metaphysisches
Verstecken. Metaphysik. | – Aber wie, wenn er ohne es zu
wissen Zeichen gäbe, die ihn verrieten? Das
wäre doch möglich. – Aber ob ihn jene
Zeichen wirklich verraten haben, – kann nicht nur er
das entscheiden? – Aber könnte ich nicht darauf
bestehen, er habe vergessen, was in ihm vorgegangen ist[;| –] seine Aussage nicht gelten lassen? (ohne sie
für eine Lüge zu .) Das heißt also: sie
für wertlos 47 erklären; oder ihr
[w|W]ert nur als ⌊ein⌋ Phänomen zuzugestehen,
woraus ˇetwa Schlüsse auf seinen Zustand zu ziehen sind. gezogen
werden können. |
| | |
| | / | | | Wenn etwas
versteckt ist, ist es nicht als wäre eine Schrift versteckt,
oder vielmehr etwas , was
wie eine Schrift aussieht einer Schrift ähnliches | ; dessen Bedeutung nur in dem
liegt, was er dann ˇaus ihr heraus, oder hinein
liest? // oder vielmehr etwas, was einer Schrift
ähnlich sieht; dessen Bedeutung nur
liegt, was er einmal herausliest oder
hineinliest? // // einmal herauslesen,
oder hineinlesen, wird? //
| | |
| | / | | | Er kann mich
natürlich irreführen, zu falschen Schlüssen
bringen. Aber daraus folgt es nicht, daß er etwas
versteckt hat, obgleich sich seine Handlungsweise mit einem Verstecken
vergleichen läßt.
| | |
| | ∫ | | | Könnte man davon
reden, daß Einer etwas in seinem Nervensystem versteckt: die
Fähigkeit die Lösung einer Rechnung
anzugeben (z.B.)?
| | |
| | C | | | “Warum
sollte … ” & “Warum soll nicht
… ” sind philosophische Gedankenbewegungen.
| | |
| | / | | |
3.6.
Bin ich etwa nicht mit
Recht überzeugt, daß er sich gegen mich nicht
verstellt? – Und kann ich also einen Andern nicht
von meinem Recht überzeugen?
| | |
| | ∫ | | | Erzähle ich ihm, wie
sich mein Freund benommen hat, im Großen & Kleinen; wird er
vernünftigerweise an der Echtheit der Gefühle meines
Freundes zweifeln?
| | |
| | / | | |
Zweifelt Einer an
der Echtheit der Gefühle Lears? 48
| | |
| | / | | | Ist es
Gedankenlosigkeit, nicht doch die Möglichkeit der
Verstellung im Auge zu behalten?
| | |
| | / | | |
4.6.
Erinnern: ein Sehen in die
Vergangenheit. Träumen könnte man
so nennen, wenn es uns Vergangenes vorführt. Nicht
aber Erinnern; denn auch wenn es uns Szenen
mit
haluzinatorischer Klarheit zeigte haluzinatorisch vorführte | so lehrt es uns
erst, daß dies das Vergangene
sei.
| | |
| | / | | | Aber wenn uns nun das
Gedächtnis die Vergangenheit zeigt, wie zeigt es uns, daß es
die Vergangenheit ist? Es zeigt uns eben
nicht die Vergangenheit. So wenig, wie unsre
Sinne die Gegenwart.
| | |
| | / | | | Man kann auch nicht
sagen, sie teile uns die Vergangenheit mit. Denn selbst,
wäre das Gedächtnis eine hörbare Stimme die zu uns
spräche, – wie könnten wir sie verstehn?
Sagt sie uns z.B. “Gestern war
schönes Wetter”, wie kann ich lernen, was
“gestern” bedeutet?
| | |
| | C | | | Wie lernen wir denn, was
“gestern” bedeutet?
(Stufenweise?) Den besondern Laut
“Gestern” hätten wir ja durch Zufall
aussprechen ausstoßen formen können während wir die Erinnerung an ein
gestriges Erlebnis laut werden ließen. – Angenommen
es ginge so vor sich, daß Erwachsene in der Gegenwart des Kindes
von einem Ereignis des gestrigen Tages reden, das Wort
“gestern” gebrauchen, & das Kind versteht
sie; es kann sich etwa in ihr Gespräch mischen. So
etwa muß es ja geschehen, wenn auch nicht so
schnell & einfach. (Aber
48 das heißt natürlich
nicht, daß ein Nachdenken oder Raten, oder irgend eine Erklärung Menschen zum Verständnis des Wortes
bringt. Eben nicht eine .) Kann ich nun annehmen, daß
das Kind eines Tages (ohne Stufenweise
Instruktion) das Wort, das es vom Erwachsenen hört, nun
richtig gebrauchen kann, so könnte es ˇja auch geschehen,
daß dieses Wort ihm ˇsozusagen ein Naturlaut
wäre, wenn es zum ersten Mal stammelnd eine Erinnerung zum
Ausdruck brächte.
| | |
| | C | | | Es ist eine menschliche
Reaktion, ⌊:⌋ wenn man etwa die Worte
“Die Tante kommt” zu gebrauchen gelernt hat,
diese Worte dann für das vergangene Ereignis zu
gebrauchen. Die Mutter
sagt dem Kind vor “Gestern war sie da” mit
übertriebenen Tonfall. Das Kind spricht es nach. – Aber nun muß es diese Worte einmal spontan
gebrauchen (ich sagte nicht
“verstehen”). Es muß
einmal erzählen, & wie es dazu
gekommen ist, ist eigentlich gleichgültig.
Was konnte denn der Erwachsene
lehren? – doch nicht, was Vergangenheit ist,
erklären? Man könnte sagen, obwohl das auch
irreführend wäre: das Kind mußte einen Sprung
machen & beim Sprung konnte man ihm nicht helfen, sondern ihm
nur die nötige Vorbereitung geben
| | |
| | C | | | ∣
Religiöser Glaube & Aberglaube sind ganz
verschieden. Der eine entspringt aus
Furcht & ist eine Art falscher
Wissenschaft. Der andre ist ein Vertrauen. ∣
| | |
| | / | | |
Ich führe mir selbst nur so etwas vor, wie ich es
auch dem Andern vorführe. 49
| | |
| | ∫ | | | Ich kann den Andern mein
gutes Gedächtnis vorführen, & es auch
ich kann es auch mir selbst vorführen. Ich kann
mich selbst ausfragen. (Vokabeln,
Daten.)
| | |
| | / | | | Aber wie führe ich
mir das Erinnern vor? Nun ich frage mich
“Wie verbrachte ich den heutigen
Morgen?” & antworte mir darauf. –
Aber was habe ich mir nun eigentlich vorgeführt?
War es das Erinnern, ? wie das
ist: sich an etwas erinnern? ⌊Hätte
ich denn damit einem Andern das Erinnern
vorgeführt.⌋
| | |
| | / | | | “Sich etwas
vornehmen ist ein besonderer innerer Vorgang.” –
Aber was für ein Vorgang – auch wenn Du ihn erdichten
– könnte
denn das leisten, was wir vom Vorsatz ?
| | |
| | C | | | “Als ich das
Schachbrett holte, hatte ich natürlich die Absicht,
Schach zu spielen. Warum soll, was ich bei so einer
Gelegenheit sage, wichtiger sein als was ich
tue?
| | |
| | C | | | Immer wieder
stößt man beim Philosophieren an ein (neues)
Vorurteil, das uns eingefangen hat.
| | |
| | C | | | Ich nehme die Milchkanne,
sage “Hm, Milch” & mache mich auf den
Weg sie zu holen. Hier war eine Absicht. Aber
drücken jene Worte einen Gedanken aus?
D.h. soll ich hier von einem Gedanken
reden?
| | |
| | C | | | ∣ (Es
wäre beinahe seltsam, wenn es nicht Tiere mit dem Seelenleben von
Pflanzen gäbe. D.h. mit
dem mangelnden Seelenleben.) ∣
49
| | |
| | ∫ | | |
“Doch!
Du hattest den Gedanken, Du solltest Milch holen.” –
Und warum soll man das sagen?; was spricht dafür?
Ich sagte diese Worte, tat das & das; mehr kann ich nicht berichten.
Und warum soll ich etwas zu dem Bericht hinzudichten. –
Freilich, ich könnte Einem über den Vorgang berichten, &
sagen “Ich hatte dachte, ich muß Milch holen, & ging ....”, aber dabei berichte ich (nun) nicht über einen innern Vorgang, der die Worte “Hm, Milch” begleitet hat.
| | |
| | C | | |
Man könnte glauben, ich löse 3 Probleme nur zum Schein[,|:] durch Retorik.
Und doch ist meine Lösung eine wirkliche Lösung.
Ich berede eben zu einer Auffassung.
| | |
| | C | | |
∣ Als ein Grundgesetz der Naturgeschichte könnte man es, glaube ich, betrachten, daß, wo immer etwas in der Natur ‘eine Funktion hat’, ‘einen Zweck erfüllt’, dieses selbe auch vorkommt, wo es keinen erfüllt, ja ‘unzweckdienlich’ ist.
Erhalten die Träume manchmal den Schlaf, so kannst Du darauf rechnen, daß sie ihn manchmal stören werden; erfüllt die Traumhaluzination manchmal einen
plausiblen Zweck (der ˇvorgespiegelten eingebildeten Wunscherfüllung), so ˇrechne darauf, daß sie auch das Gegenteil tut.
Eine ‘dynamische Theorie der Träume’ gibt es nicht. ∣
| | |
| | ? / | | |
5.6.
Denk Dir Menschen, die nur dann Mitgefühl mit dem Andern zeigen, wenn sie
bluten sehen; sonst lachen sie über seine Schmerzäußerungen.
So ist es
bei
50
ihnen. Manche nun
beschmieren sich mit Tierblut um bemitleidet zu werden.
Kommt man ihnen drauf, so werden sie
| | |
| | ? / | | | Die Frage
“könnte si er aber nicht dennoch
Schmerzen haben?” sie
nicht.
| | |
| | ? / | | | Diese Leute
dürfen gewisse Skrupel nicht haben. | | |
| | | | |
11.6. Fühle mich ziemlich elend; dumm, ohne Ideen und
als wäre ich an einem toten Punkt ˇangelangt. Dabei geht mein Elend auf die
demonische Seite ein. –4
| | |
| | C | | |
14.6.
‘Was weiß ich, was in ihm
vorgeht? aber ich traue ihm nicht.’
‘Was geht mich an, was in ihm vorgeht?
– ich traue ihm nicht.’
| | |
| | / | | | Kümmere ich mich
um sein Inneres, wenn ich ihm traue? Wenn
ich's nicht tue, sag ich “ich weiß nicht, was in
ihm vorgeht”; vertraue ich ihm aber, so nicht: ich
wisse, was in ihm vorgeht.
| | |
| | ? / | | | Mißtraue ich
ihm nicht, so kümmere ich mich nicht um das, was in ihm
vorgeht. (Worte & ihre
Bedeutung. Die Bedeutung der Worte, hinter ihnen steht,
be-50 kümmert mich im normalen
sprachlichen Verkehr nicht. Sie fließen dahin &
es werden die Übergänge gemacht von Worten zu Handlungen
& von Handlungen zu Worten.)
Niemand denkt
daran ob er ‘gedankenvoll, oder
‘papageihaft’ rechnet, wenn er
rechnet. (Frege.))
| | |
| | C | | |
Frege: Ein
mathematischer Satz ist sei
ke nicht zu vergleichen einer
Konstellation von Schachfiguren, denn er drücke
einen Gedanken aus, & sie nicht. – Aber
freilich ist gerade das so irreführend, zu sagen, der
mathem. Satz drücke einen
Gedanken aus. Und der Vergleich mit dem Schach hat
das Gute, daß er den ‘Gedanken’
eliminiert. // , daß er die Idee des Gedankens den Begriff
‘Gedanken’ | aus
der Betrachtung entfernt. // Der
Begriff ‘Gedanke’ ist in der philosophischen
Untersuchung der Mathematik ein unnötiger
Balast; der Vergleich mit dem Schach ist aber auch
schädlich.
| | |
| | / | | | Es mag Menschen geben,
die viel mit sich selbst sprechen, ehe, & während sie
handeln, & solche, die nur sehr wenig zu sich selbst sagen,
die gleichsam, auch mit sich selbst, sehr schweigsam sind.
Wenn man fragt,
“was hast Du gedacht, wie Du das
getan hast als Du das
tatest?” | vielleicht ganz ehrlich
“Gar nichts”, obgleich Handlung uns wohlüberlegt wohldurchdacht | , ja listig erscheint.
– Ich sage, ich wisse nicht, was in ihm vorgeht,
& es geht, in einem wichtigen Sinne, nichts in ihm
vor. Ich kenne mich bei ihm nicht aus: Ich
mache z.B. leicht falsche Vermutungen
& werde von Zeit zu Zeit hart in meinen Erwartungen
getäuscht. Ich könnte mir von
d einem 51 solchen // von
diesem // Menschen ein Bild machen, indem ich
, er führe
Selbstgespräche, die, wenn man sie hören könnte, alle
seine Gesinnungen zum Ausdruck brächten. // indem ich mir vorstellte, er spreche ˇzu allen seinen
Handlungen Monologe, die , seine Gesinnung zum Ausdruck wenn man sie hören
könnte, |
brächten. Die Selbstge
Monologe wären eine Konstruktion, eine
, mittels deren
ich mir seine Handlungen verständlich ⌊zu⌋ machen
könnte versuche. Muß ich nun annehmen, daß in ihm
außer jenen Monologen noch ein Denken vor sich
geht? Sind die Monologe nicht ganz
genug? Können sie nicht alles leisten, was
das Innenleben leisten soll?
| | |
| | | | |
15.6.
Man kann sich leicht Ereignisse vorstellen & in
alle Einzelheiten ,
die, wenn wir sie eintreten sähen uns an
allem Urteilen irrewerden ließen.
Sähe ich vor meinen Fenstern statt der altgewohnten
Umgebung eine ganz neue Umgebung, benähmen
sich die Dinge
darin Gegenstände | , wie sie sich nie
ˇführ benommen haben, so würde
ich etwa die Worte äußern “Ich bin wahnsinnig
geworden, aber das wäre nur ein Ausdruck dafür, daß ich
es aufgebe mich auszukennen. Und das gleiche
könnte mir auch in der Mathematik zustoßen. Es
könnte mir z.B. scheinen, als
machte ich immer wieder Rechenfehler, so daß keine Lösung mir
verläßlich erschiene. Das Wichtige aber
für mich daran ist, daß es zwischen einem solchen Zustand
& dem normalen keine Grenze
gibt.
| | |
| | | | | Worin
liegt die Wichtigkeit des ˇgenauen Ausmalens von
Anomalien? Kann man es 51 nicht, so zeigt , daß man sich in den Begriffen nicht auskennt.
| | |
| | C | | |
Die kumulative Evidenz, die Rolle der Erfahrung. Der
Erfahrene kann nicht seine Erfahrungen aufzählen.
| | |
| | C | | | Der Ausdruck
“dies Benehmen macht Verstellung (oder Schmerzen,
etc.)
unwahrscheinlich” ist berechtigt & doch wieder
irreführend.
| | |
| | ? ∫ | | |
17.6.
‘Die Evidenz, die mir
Vertrauen gibt, ist kumulativ.’
D.h. sie hängt sich unvermerkt
an & ich kann sie nicht registrieren. Auf die
Frage “Wann vertraust Du ihm”, kommt
die Antwort “ich habe ihn erprobt” &
dergl.
| | |
| | ? ∫ | | | Wer sagt
“Dies Benehmen macht den Schmerz (oder die
Verstellung) wahrscheinlich”, muß doch annehmen, daß
es sich herausstellen kann
Einer habe Schmerz, (oder verstelle sich).
Er muß sagen können “Siehst Du, er hat
ˇsich also wirklich verstellt”.
| | |
| | ? / | | | Es
gibt wohl dies: seine sich
Menschenkenntnis ; man
kann [E|e]inem auch dabei helfen, also quasi einen
Unterricht erteilen, aber man dabei nur ˇdie
Aufmerksamkeit auf Fälle, weist auf gewisse Züge hin,
gibt nicht feste Regeln.
| | |
| | ? / | | | Ich kann
vielleicht sagen “Laß mich mit diesem Menschen
reden, die & die Zeit mit ihm verbringen, & ich werde
wissen, ob ihm zu trauen ist” & später:
“Ich habe den Eindruck
…”. Aber hier handelt sich's um
eine Prognose. Die Zukunft mag lehren, ob mein Eindruck
richtig 52 war. Menschenkenntnis
kann uns davon überzeugen, daß dieser Mensch wirklich
fühlt, was er zu fühlen vorgibt; aber überzeugt
sie uns davon daß andre etwas fühlen?
| | |
| | ? C | | |
21.6.
Es gibt den Fall, in welchem wir
keiner Evidenz glauben können, dieser Mensch habe sich verstellt;
wo wir etwa von einem Wahnsinn sprechen ˇwürden, aber
nicht von einer Verstellung. So schaut eben –
würden wir sagen – Verstellung nicht aus.
| | |
| | / | | | “So
kann man sich nicht verstellen.” –
[u|U]nd das kann eine S
Erfahrung sein[;|,] – daß nämlich niemand, der
sich so benimmt, sich später so & so
benehmen werden; aber auch eine B
begriffliche Feststellung; & die beiden können
zusammenhängen.
| | |
| | / | | | Denn man hätte
nicht gesagt, die Planeten sich in Kreisen bewegen, wenn es
geschienen hätte,
daß sie sich in Kreisen bewegen.
| | |
| | C | | | Es wäre
denkbar, daß Menschen könnte ein Benehmen der
Menschen, der unzweifelhafte Ausdruck der Empfindung
wäre sein als; ein anderes der
unzweifelhafte Ausdruck der Verstellung; & dazwischen
lägen ein zweifelhaftes bestreitbares // unsicheres // Gebiet. Und
ich meine: – daß die Menschen dazu erfolgen würden,
sich Ausdruck gegenüber
so, gegenüber
anders zu verhalten, & bei im Zwischengebiet
unsicher zu sein.
| | |
| | / | | | Ich kann Unterricht auf [E|e]inen zeigen &
sagen “Siehst Du, der verstellt sich
52 nicht.”
Und der Schüler kann daraus lernen. Aber wenn er
nicht fragte “Woraus erkennt man es
eigentlich?” // “Woraus
wird es eigentlich erkannt?” // ,
so wüßte ich nichts anderes zu antworten, als
etwa: “Schau, wie er da liegt, schau auf seine
Züge” & dergleichen.
| | |
| | / | | | Könnte das nun bei
andern anders sein? –
Wenn sie z.B. alle dieselbe Gestalt
& Gesichtszüge hätten, wäre (schon)
vieles anders.
| | |
| | C | | | “So
schaut Verstellung aus “(ich meine den ganzen Fall)
– “so nicht.”
| | |
| | / | | | Und Verstellung ist
natürlich nur ein besonderer Fall davon, daß Einer eine
Schmerzäußerung von sich gibt & nicht Schmerzen
hat. Wenn dies überhaupt möglich ist, warum
sollte denn dabei immer Verstellung statt haben, dieser sehr spezielle
psychologische Vorgang. [& mit
ˇeinen
psychologischere” meine ich nicht
“einˇen
inner[en|n]”]
| | |
| | / | | | Ja, es
könnte ein Fall eintreten, in welchem wir sagen würden
“Er glaubt sich zu
verstellen”.
(Pilgrims
Progress. Er glaubt die
Flüche zu äußern, die der Böse
äußert.)
| | |
| | C | | | Das menschliche Benehmen
unberechenbar: ist es nicht das der Kugel im
Corinthian Bagatelle auch?
| | |
| | / | | | Die
zureichende Evidenz geht ohne eine Grenze in die unzureichende
über. Eine natürliche Grundlage dieser
Begriffsbildung // dieses besondern
Begriffs // die das
komplizierteest
ˇWesenc & ˇdie Mannigfaltigkeit der
53 Fälle. // der menschlichen Fälle. //
So müßte also bei einer geringeren Mannigfaltigkeit
eine scharf begrenzte
Begriffsbedeutung ein scharf begrenzter Begriff | natürlich erscheinen.
Warum aber scheint es so schwer, sich
vereinfachten Fall vorzustellen? Ist es so, als
wollte man sich einen Gesichtsausdruck vorstellen, der nicht
ˇallmählicher
stätiger zarter // leiser // zarter Veränderung⌊en⌋ zu
ließe fähig wäre, sondern, sagen wir, nur
fünf ˇgesprochenec Stellungen
hättec; – bei einer
Veränderung ginge die eine ruckweise mit einem
Ruck in die andere über. Wäre nun
dies starre Lächeln wirklich ein
Lächeln? Und warum nicht? – Ich
könnte mich vielleicht nicht so dazu verhalten, wie zu einem
Lächeln. Es würde mich nicht selber zum Lächeln
bringen.
| | |
| | C | | |
22.6.
Ein vollkommen starrer
Gesichtsausdruck könnte kein freundlicher sein. Zum
freundlichen Ausdruck gehört die Veränderlichkeit
& die Unregelmäßigkeit gehört zur
Physiognomie.
| | |
| | / | | | Die Wichtigkeit
für uns der feinen Abschattungen des
Benehmens.
| | |
| | / | | | Zu meinem Begriff
gehört hier mein Verhältnis zur
Erscheinung
| | |
| | C ? ? / | | |
“Ich weiß nicht, wie ich das nennen
würde. Aber es wäre nicht, was ich …
nenne.” Und warum nicht? kann man
fragen. – Es würde die Rolle im unserm Leben
nicht spielen, die … spielt.
| | |
| | C ? ? / | | |
Kann ich wissen, ob ein Hund Schmerzen hat,
wenn er geschlagen wird & schreit?
Soll ich sagen: “Ja, ich kann natürlich
nicht sein Inneres (d.h. die Seele) sehen,
53 sondern sehe nur
äußere Zeichen”?
| | |
| | ? / | | | Denk Dir
dies Argument: Schmerzen haben doch einen
Grad. Nun wird aber niemand behaupten, daß ich
wisse jeden genauen Grad der Schmerzen des Andern;
also mögen // könnten //
sie auch den Grad 0 haben. Aber kennt denn er den
‘genauen Grad’ seiner Schmerzen? Und
was heißt es: ihn kennen.
| | |
| | ? / | | | Nun,
weiß er denn nicht, wie stark seine Schmerzen
sind?” Er hat darüber keinen
Zweifel.
| | |
| | ? / | | | Aber ich weiß
doch z.B. nicht, daß sein Schmerz jetzt ein
klein wenig abgenommen habe. – Doch, ich weiß es,
wenn er mir's sagt. Was er sagt ist ja auch eine
Äußerung.
| | |
| | / | | | Die Unsicherheit hat
ihren Grund nicht darin, daß er seine Schmerzen nicht außen am
Rock trägt. Und es ist auch gar keine Unsicherheit
im besondern Fall. Wenn die Grenze
zwischen zwei Ländern streitig wäre, würde
daraus folgen, daß die Landesangehörigkeit jedes einzelnen
Bewohners fr[ä|a]glich unsicher
wäre // es // . // ,
wäre es darum (auch) die Landeszugehörigkeit jedes
einzelnen Bewohners? //
| | |
| | / | | |
‘Sandhaufen’ ist ein unscharf begrenzter
Begriff ‒ ‒ ‒ aber warum verwendet man statt seiner nicht einen
scharf begrenzten? Liegt der Grund in der Natur der
Haufen? Wessen Natur // Welches
Phänomens Natur // bestimmt unsern
Begriff?
54
| | |
| | / | | | “Ein Hund ist
einem Menschen ähnlicher als ihm ein Wesen von menschlicher
Gestalt wäre, das sich ‘mechanisch’
benähme.” Nach einfachen Regeln
benähme?
| | |
| | C ? / | | |
‘Lügen’ braucht doch einen bestimmten
Hintergrund. – Jemand, der nur in einer
Sache, immer mit dem gleichen verschmitzten Gesicht eine wissentliche
Unwahrheit sagte, – würde der lügen?
| | |
| | C ? / | | |
Die Starrheit an & für sich wäre schon so
abnorm, daß man nicht mehr in normaler Weise auf das Benehmen
reagieren könnte. // , daß man sich nicht
mehr in normaler Weise zu dem Benehmen verhalten
könnte. //
| | |
| | / | | | Wir beurteilen eine
Handlung nach Hintergrund im
menschlichen Leben, & dieser Hintergrund ist nicht einfarbig,
sondern wir könnten ihn uns als ein sehr kompliziertes
filigranes vorstellen,
das wir zwar nicht nachzeichnen könnten, aber nach einem
allgemeinen Eindruck wiedererkennen.
| | |
| | ? / | | | Der Hintergrund
ist das Getriebe des Lebens. Und unser Begriff bezeichnet
etwas in diesem Getriebe⌊.⌋, oder ihm als Hintergrund.
| | |
| | / | | | Und schon der Begriff
“Getriebe” bedingt die Unbestimmtheit.
Denn nur durch ständige Wiederholung ergibt sich
Getriebe. Und für
‘ständige Wiederholung’ gibt es
keinen
Anfang.
| | |
| | ? / | | |
Die
Variabilität selbst ist ein des Benehmens, der ihm nicht fehlen kann, ohne es
für uns zu etwas ganz 54 andrem zu machen. (Die
(besondern) charakteristischen Gesichtszüge der
Trauer ˇ(z.B.) sind nicht
bedeutsamer als ihre Beweglichkeit.) // sind
für unsre Reaktion nicht wichtiger, als … // | | |
| | C | | |
24.6.
[Wieviel ist an meiner Arbeit
Eitelkeit & wieviel langeweile?
Ich möchte es nicht
schätzen[?| .]] | | |
| | C | | | 25.6. [Ich bin zu weich, zu schwach,
& darum zu faul, um Bedeutendes zu leisten. Der
Fleiß der Großen ist, unter andrem, ein Zeichen ihrer
Kraft, abgesehen auch von ihrem inneren
Reichtum.]
| | |
| | / | | | Es ist dort
unnatürlich eine Begriffsgrenze zu ziehen, wo
ˇfür sie nicht eigens eine besondere Rechtfertigung
besteht, wo Ähnlichkeiten uns über die
willkürlich gezogene Linie immer
hinüberzögen.
| | |
| | C | | | Der Hintergrund des
Lebens ist gleichsam pointiliert.
| | |
| | ? / | | | Wie könnte
man die menschliche Handlungsweise beschreiben?
Doch nur, indem man die Handlungen der verschiedenen Menschen, wie
sie durcheinanderwimmeln, zeigte. Nicht was Einer
jetzt tut, sondern das ganze Gewimmel ist der Hintergrund,
worauf wir eine Handlung sehen, & bestimmt unser Urteil, unsre
Begriffe & Reaktionen.
| | |
| | ? / | | | Wie könntest Du erklären Wie
sollst Du auf die Frage antworten: Erkläre, | was es
heißt ‘Schmerzen heucheln’, ‘sich
stellen, als habe man Schmerzen’.?
Wie könntest Du's
erklären? (Natürlich fragt es
sich: Wem?) Sollst
Du's vormachen? Und warum ließe sich so
eine Demonstration so leicht 55 mißverstehen? Man
möchte sagen: “Leb einige Zeit unter uns
& Du wirst es verstehen lernen.”
| | |
| | C ? / | | |
Wie könntest Du jemandem den Begriff der Verstellung
erklären, & we[nn|m] könntest Du ihn
erklären? Und wie würde sich's
zeigen, daß er verstanden hat?
| | |
| | ? / | | | Man könnte
ihn doch einfach lehren den Schmerz (z.B.)
zu mimen (nicht in der Absicht zu betrügen).
Aber wäre es Jedem beizubringen? Ich
meine: Er könnte ja wohl erlernen, gewisse rohe
Schmerzzeichen von sich zu geben, ohne aber je aus eigenem, aus seiner
eigenen Einsicht eine feinere Nachahmung zu geben. (Man
könnte vielleicht sogar einen gescheiten Hund lehren
eine Art Schmerzgeheul lehren; aber es käme doch nie
seinerseits zu einer bewußten Nachahmung.)
| | |
| | C / | | |
Soll ich nun annehmen, daß jene Menschen mit
einem schärfer begrenzten Begriffen kompliziertere
Motive des Schmerzäußerns nicht haben, oder
daß sie von solchen Motiven keine Notiz nehmen?
Soll ich, z.B. sagen: Sie
bemitleiden & betreuen einfach unter Umständen , & den Andern
nicht. Und so wird lernen sie's
von klein auf gelehrt. Es gibt dann auch Worte
für diese Situationen, aber sie entsprechen nicht
genau // nur ungenau //
denen unsern für echtes &
geheucheltes Empfinden. Soll ich nun sagen:
“Dies ist eben nur bei sehr einfach empfindenden
Menschen möglich”? ⌊Wie zeigt sich das
einfache Empfinden?⌋ Oder:
“Diese Leute sehen (noch) nicht
55 ein, daß man unter
diesen Umständen noch den Schmerz heucheln, oder wirklichen
Schmerz empfinden kann.”? ⌊⌊
Müßte man diese Leute, um sie unsre Art zu
lehren, einfach auf etwas aufmerksam machen, woran sie noch nicht
gedacht haben, und wie würde man das tun?
⌋⌋ Sie nehmen eben von unsrer Unterscheidung hier
keine Notitz. Wer bemitleidet werden will,
wird bei ihnen bemitleidet; außer in den & den
bestimmten Fällen. (Ähnlich der Zahlung nach
uns fremden Prinzipien.)
| | |
| | / / | | | Ich will eigentlich
sagen, daß die [G|g]edanklichen Skrupel im Instinkt
anfangen (ihre Wurzeln haben). Oder auch
so: Das Sprachspiel hat seinen Ursprung nicht in der
Überlegung. (Die) Überlegung ist
ein Teil des Sprachspiels.5
Und der Begriff ist daher im
Sprachspiel zuhause.
| | |
| | / | | |
26.6.
“Könntest Du Dir keine
weitere Umgebung denken, in der auch das noch als Verstellung zu
deuten wäre?” Aber was heißt
es ⌊:⌋
daß es doch immer Verstellung sein könnte? Hat
denn Erfahrung uns das gelehrt? Und wie können wir
anders über Verstellung unterrichtet sein?
| | |
| | C | | | “Aber
kannst Du Dir nicht auch hier denken, daß es Verstellung
ist?” Was hat denn, was ich denken
kann, zu sagen?
| | |
| | / | | | Liegt hier nicht etwas
Ähnliches vor, wie das Verhältnis der
Euklidischen Geometrie zur Gesichtserfahrung zum
Gesichtseindruck | ?
(Ich meine, : es sei hier
eine tiefgehende Ähnlichkeit.) // Ähnlichkeit vorhanden.) //
// Denn auch die Euklidische Geometrie entspricht ja der
56 Erfahrung nur in sehr
seltsamer eigentümlicher verzwickter | Weise, & nicht etwa
bloß nur ‘bloß annähernd.
Man könnte vielleicht sagen, sie entspreche ebensosehr unsrer
Methode des Zeichens, wie andern Dingen, oder auch sie
entspreche gewissen Bedürfnissen des
Denkens. Ihre Begriffe haben ihre Wurzeln in
weit verstreuten & entlegenen
Gebieten.
| | |
| | / | | | Denn, soc wie
das Verbum “glauben”
wird wie das Verbum , so werden Begriffe für das eine Gebiet
nach Analogie weit entlegener // entfernter // Begriffe gebildet.
(Die Geschlechter der Hauptworte.)
| | |
| | / | | | Die Begriffsbildung
hat z.B.
Grenzlosigkeit, nimmt z.B. Grenzlosigkeit
an, worin | wo in der Erfahrung keine scharfen Grenzen zu
finden sind. (Grenzenlose
Approximationen.)
| | |
| | / | | | Man könnte
manchmal sagen, die Begriffe seien einer Denkbequemlichkeit
gemäß gebildet. (Wie ja auch der Meterstab
nicht nur den zu messenden Dingen, sondern auch dem Menschen
gemäß ist.
| | |
| | C | | | “Man kann aber
doch den Schmerz nicht mit Sicherheit nach dem
Äußern erkennen.” – Das
Muß am Begriff
‘Schmerz’ liegen. Nicht in der Natur der
Schmerzerfahrung, – , – die ich etwa
jetzt eben habe.
| | |
| | C | | | Denk Dir einen
Gesetzgeber, der dem Volk befiehlt: “Wenn
Einer sich so benimmt, sollt ihr kein Mitgefühl
mit ihm haben. Ein solcher hat keine
Schmerzen.”
| | |
| | C | | | Aber wie kann denn der
Gesetzgeber be-56 stimmen, wer Schmerzen hat &
wer nicht? – Er bestimmt einen Begriff & ein
Benehmen &, verbietet einen Begriff. Es
könnte aber sein, daß ihm das nicht gelingt & daß
die Leute Mitleid haben, wo er's verboten hat, &
daß sie z.B. bei ihrem mitleidigen Handeln
das Klagen des Andern nachahmen, wie es Mütter & Ammen
tun. (Die Schmerzlaute des Mitleids.)
| | |
| | / | | | Aber zum
Teufel: es weiß doch
Jeder, ob er Schmerzen hat! – Wie
könnt's denn jeder wissen? Dazu
müßte er doch vor allem wissen, daß sie Alle
haben.
| | |
| | / | | | Ein Stamm hat zwei
Begriffe, verwandt unserm ‘Schmerz’. Der
eine wird bei ˇsichtbaren Verletzungen angewandt
& geht ist mit Pflege, Mitleid,
etc. zusammen verbunden
verknüpft; den and⌊e⌋r⌊e⌋n wenden
sie bei Magenschmerzen, z.B., an & er
verbindet sich mit Belustigung über den
Klagenden. “Aber merken sie denn wirklich
nicht die Ähnlichkeit?” – Haben wir
denn überall einen Begriff, wo eine Ähnlichkeit
besteht? Die Frage ist: Ist ihnen die
Ähnlichkeit wichtig? Und muß
sie's ihnen sein?
| | |
| | / | | | Wenn Du Dir
überlegst, aus welchen Gründen Einer Schmerzen
verbeißen, oder simulieren könnte, werden Dir unzählige
einfallen. Es könnte ja so sein
… , – oder so sein
… , – oder so sein
… Warum gibt es nun diese Vielheit? Das
Leben ist sehr kompliziert. Es gibt sehr viele
Möglichkeiten. Aber könnten nicht
andere Menschen viele dieser Möglichkeiten
beiseite lassen, gleichsam die Achsel über sie zucken?
| | |
| | | | | Aber übersieht dieser
dann nicht etwas, 57 was da ist? – Er
nimmt davon keine Notiz, & warum sollte er? – Aber dann ist ja eben sein Begriff
grundcverschieden von dem unsern. –
Grundverschieden? Verschieden. – Aber es ist dann doch, als ob sein Wort nicht
dasselbe bezeichnen könnte wie unseres. Oder
nur einen Teil davon. – Aber so muß es ja auch
ausschauen, wenn sein Begriff verschieden ist. Denn
die Unbestimmtheit unsres Begriffs kann sich ja für uns in den
Gegenstand proj[e|i]zieren, für
welche das Wort steht // den das Wort
bezeichnet // So daß,
fehlte die Unbestimmtheit, auch nicht
‘dasselbe’ gemeint’
wäre. Das Bild, das wir verwenden, versinnbildlicht
die Unbestimmtheit.
| | |
| | C | | | ∣ Wenn
Gott wirklich die zu errettenden
Menschen wählt, dann ist kein Grund, warum er sie nicht
nach Nationen, Rassen, oder Temperamenten wählen soll.
Warum die Wahl nicht in ˇden Naturgesetzen ihren Ausdruck
haben soll. (Er konnte ja auch so wählen,
daß die Wahl einem Gesetz folgt.)|
Ich habe in Auszügen aus den Schriften von
St. John of the Cross gelesen, Leute seien zu
Grunde gegangen weil sie nicht das Glück hatten
im richtigen Moment einen weisen geistlichen Führer zu
finden. Und wie
man dann sagen, Gott versuche den
Menschen nicht über seine Kräfte? Ich bin
hier zwar geneigt zu sagen, daß schiefe Begriffe viel Unheil
angerichtet haben, aber die Wahrheit ist, daß ich gar nicht
weiß, was Heil & was Unheil
anstiftet. ∣ | | |
| | C | | |
28.6.
57
Laß Dich die Trauer nicht verdrießen! Du
solltest sie ins Herz einlassen und auch den Wahnsinn nicht
fürchten! Er kommt vielleicht als Freund und nicht
als Feind zu dir & nur dein Wehren ist das
Übel. Lass die Trauer ins Herz
ein, verschließ ihr nicht die Tür. Draußen vor
der Tür im Verstand stehend ist sie furchtbar, aber im
Herzen ist sie's nicht.
Reue hat nämlich noch niemand wahnsinnig
gemacht. | | |
| | ? / | | |
29.6.
In der Philosophie Beim Philosophieren | darf man keine Denkkrankheit
abschneiden. Sie muß ihren natürlichen
Gang gehen, & die langsame Heilung ist das
Wichtigste Lauf. | | |
| | ∫ | | | 30.6. Wir dürfen nicht
vergessen⌊:⌋, daß auch unsere
feineren, mehr philosophischen, Bedenken haben eine instinktive
Grundlage. Z.B. das
‘Man kann nie wissen …’ Das
Zugänglichbleiben für weitere Argumente.
Leute, denen man das nicht beibringen könnte, kämen
uns geistig minderwertig vor. Noch unfähig
einen gewissen Begriff zu bilden.
| | |
| | ? ∫ | | | “Man kann
nie wissen, was in seiner Seele vorgeht” – das scheint
eine Selbstverständlichkeit zu sein. Und ist es auch
in dem Sinne, daß hier eben das gebrauchte Bild den Satz schon
enthält. Aber man muß ihn eben zugleich mit dem
Bild in Frage stellen ziehen.
| | |
| | C | | | Die
Unbestimmtheit ist ein unendlich wesentliches Merkmal unsres
Begriffs. Sie bedeutet uns unendlich viel. 58
| | |
| | / | | | Das “Wer
weiß was in ihm vorgeht!” Das Interpretieren
der äußern Ereignisse als Folgen von unbekannten, oder
nur geahnten, innern. Das Interesse das sich auf dies
Innere richtet, wie auf die chemische , aus der das Verhalten hervorgeht.
braucht sich ja bloß
(zu) sagen “Was gehen mich die innern
Vorgänge, was immer sie sind, an?!” um zu
sehen, daß sich eine andere Einstellung denken ließe // läßt // . –
“Aber Jeden wird doch immer sein Inneres
interessieren!” Unsinn.
Wüßte ich denn, daß der Schmerz, etc.
etc. etwas Inneres
wenn's mir nicht gesagt würde?
| | |
| | | | | Der Zweifel am innern Vorgang ist ein
Ausdruck. Der Zweifel aber ist ein
instinktives Verhalten. Ein Verhalten gegen den
Andern. Und es rührt nicht daher, daß ich von mir
selbst her weiß, was Schmerz ist, & daß es mit
irgend einem Andern zusammengehen
kann. Ich weiß alles eher!
| | |
| | / | | | Erinnere Dich:
Die Meißten sagen, man
spühre in der Narkose nichts. Manche aber
sagen doch:
könnte ja doch etwas fühlen & es nur
völlig vergessen. Wenn es also hier solche gibt,
die zweifeln & solche, denen kein Zweifel kommt so
könnte die Zweifellosigkeit doch auch viel allgemeiner
bestehen.
| | |
| | / | | | Oder der Zweifel
könnte doch eine andere & viel weniger unbestimmte
58 Form haben als in unsrer
Gedankenwelt.
| | |
| | ∫ | | | Was ich aber nun dennoch
fühle ist, daß diese Leute etwas Tatsächliches
übersehen, daß sie von einem nicht-äußeren
Tatbestand keine Notiz nehmen, etwas
Wichtiges übersehen. Sie übersehen
– will ich sagen natürlich sagen – das
eigentliche Gefühl. Übersehen, daß es ja
da sein kann, auch wenn die äußern Zeichen nicht die normalen
sind. Und doch mache ich hier einen Fehler; &
doch kann ich nicht umhin, ihn zu machen!
| | |
| | C | | | Jene Leute
übersehen ja wirklich etwas. Und ich kann
auch sagen, sie übersehen das eigentliche
Gefühl. Denn sie haben ja nicht unsern
Begriff. Würde nicht, wer nur bis fünf
zählen kann, auch etwas übersehen, von etwas keine
Notiz nehmen? Wenn auch
“übersehen’ ein schlechtes Bild ist.
Denn wir möchten sagen: Sie übersehen
ein Phänomen das, – indem wir darauf zeigen | .
| | |
| | C | | | Sie gebrauchen ein Wort,
das wir am besten mit “Schmerz” übersetzen; aber
ihre Gesetze der Evidenz unterscheiden sich doch von den
unsern.
| | |
| | C | | | “Ich
schwöre, ich habe Schmerzen; & sie haben's
nicht geglaubt!” – Nicht
geglaubt? Sie haben Dich ausgelacht, denn es war
(sagen wir) kein Blut zu sehen. Warum sollen sie denn
etwas sehen. Warum sollen sie denn etwas nicht geglaubt
haben. Sie haben nicht geglaubt, daß Du Dich
verstellt hast; denn auch unsern Begriff des
59 Verstellens haben sie
nicht.
| | |
| | C | | | Wie fängt es denn
an? Das Kind schreit, & niemand spricht von
Verstellung // möglicher
Verstellung // . Sollte etwas ausschauen wie
Verstellung, so wäre es eine tierische Verstellung, eine
Lebensform. // eine instinktive
Handlung. // Dann einmal tritt
ein Fall ein, wo man an Verstellung denkt. Es ist etwa eine
primitive Verstellung. Man weiß aber auch nicht, ob
man's so nennen darf. Es hängt das
mit der Entwicklung der ‘Fähigkeiten’
des Kindes zusammen. Man weiß nicht, was es schon kann,
ehe man nicht einen gewissen Lauf der Handlungen gesehen
hat. (
. . . . . . . . .....) Es ist hier eine
begriffliche Unbestimmtheit: ‘⌊der⌋
Anfang einer Gepflogenheit’. – Erst in einer
bestimmten Lebensweise // Lebensgepflogenheit //
nennt man das … Die Frage “Was geht
im Geist des Kindes vor?” braucht niemandem
einzufallen // nie gestellt zu
werden. //
| | |
| | C | | | Sagt man ihnen:
“Was wohl in seinem Geist vorsichgeht –”, so antworten sie:
“Was kümmert das uns?”
| | |
| | / | | |
Bedenke: Wir gebrauchen das Wort “Ich
weiß nicht” oft in seltsamer Weise; wenn wir
z.B. sagen: wir wissen nicht, ob
Dieser wirklich mehr fühlt als der Andre, oder
es nur stärker zum Ausdruck bringt. – Es ist dann
nicht klar, welche der Untersuchung die
Frage entscheiden würde. Natürlich ist die
Äußerung nicht ganz müßig: Wir wollen
sagen, daß wir wohl die Gefühle des A & des
B miteinander vergleichen können, aber uns
59 die Umstände an einem
Vergleich des A mit dem C irre werden lassen.
| | |
| | / | | | Nur
Gott sieht die geheimsten
Gedanken⌊.⌋ der Menschen Aber warum
sollen diese so wichtig sein? Und müssen alle
Menschen sie dafür halten? // für
wichtig halten? //
| | |
| | / | | | Denk Dir Menschen, die
nur laut denken.’ Es ist ja doch nicht
selbstverständlich, daß von der körperlichen Natur des Menschen denken;
so sollen sie also bloß redend denken, d.h.,
nichts anderes, was wir auch denken, nennen würden, tun.
(Ihre geheimen Gedanken sind Monologe.)
| | |
| | / | | | Die Stufen
zwischen instinktiver Schlauheit & durchdachter.
Ein Idiot könnte schlau handeln, so würden
wir's bezeichnen, & wir würden nicht
glauben, daß er fähig sei etwas zu planen.
Gefragt “Was wohl in ihm
vorgeht?” sagen wir, “[E|e]s
gehe gewiß sehr wenig in ihm vor.” Aber was
wissen wir ?!
Wir machen uns nach seinem Benehmen, seinen Äußerungen,
seiner Denkfähigkeit, ein Bild (davon).
| | |
| | / | | | Wir
stellen Verschiedenes zu einer ‘Gestalt’
(pattern) zusammen, zu der des Betruges
z.B.. Das Bild des Innern
ver[f|v]ollständigt die Gestalt.
| | |
| | / | | | Wenn ein
Begriff von einem Lebensmuster abhängig ist, so muß in ihm
eine Unbestimmtheit liegen. Denn weicht
// weicht dann
ein // 60 Muster vom Normalen ab, so wird
fraglich, was wir hier sagen sollen.
| | |
| | ? / | | | Könnte also
Bestimmtheit nur dort sein, wo regelmäßige Lebensläufe
sind? Was tun sie aber, wenn ihnen ein
unregelmäßiger Fall unterläuft? Vielleicht
zucken sie nur die Achseln.
| | |
| | / | | | “Er sagte mir
– & es war nicht der geringste Zweifel an seiner
Glaubwürdigkeit möglich – daß … ”
Unter welchen Umständen ist kein Zweifel an seiner
Glaubwürdigkeit möglich? Kann ich sie
angeben? Nein.
| | |
| | ? / | | | Du mußt an
den Zweck der Worte denken. // der
Worte der Sprache denken. // Was hat
die Sprache mit Schmerzen zu tun?
| | |
| | ∫ | | | Der Zweck der Worte ist
ja nicht, etwas zu bezeichnen // Gegenstände
zu bezeichnen. // Wie der Zweck eines
Maschinenteils nicht ist an etwas zu hängen, sondern etwas
zu bewegen.
| | |
| | C | | | Ich weiß, daß er
Schmerzen hat. Aber wie weiß ich's,
da doch das Schmerzbenehmen durch die mögliche Verstellung
fr[ä|a]glich wird? Ich
weiß es, weil in diesem Falle sein Benehmen ein
verläßlicher Index ist. Aber ist dieser Fall gekennzeichnet? Durch
Umstände.
| | |
| | / | | | Im Fall, den ich mir
vorstelle, haben die die Leute ein Wort, das einen
ähnlichen Zweck erfüllt (eine ähnliche Funktion
hat) wie das Wort “Schmerz”. Man kann
nicht sagen, es “bezeichne” etwas
ähnliches. Es greift anders, & doch
ähnlich in ihr Leben ein. 60
| | |
| | C | | | Ein richtiges Gefühl
hat Menschen die Logik in die Philosophie einreihen lassen.
Denn die Philosophie ist eine logische Angelegenheit.
Ja, es ist eine Beruhigung, einzusehen, daß eine philosophische
Unklarheit bedeutet, daß ich mich in der Logik noch nicht
auskenne. Denn es gibt dort nur große Probleme &
nicht kleine.
| | |
| | ? / | | | Man kann aber
doch den Schmerz nicht mit Sicherheit nach dem
Äußern erkennen.” – Man kann ihn
nur nach dem Äußern erkennen. Und die
Unsicherheit ist eine konstitutionelle. Sie ist kein
Mangel. Es liegt in unserm Begriff, daß diese
Unsicherheit besteht; in unserm Instrument. Ob dieser
Begriff praktisch ist, oder unpraktisch ist, darum handelt
sich's eigentlich nicht. Man könnte
sagen, er sei unser Natur, unsern Gefühlen angemessen; aber
wie will man das beweisen, was spricht dafür? –
So handeln wir & reden wir. Wir
haben's ja nicht gewählt.
| | |
| | C | | |
1.7.
Der Begriff ist ja nicht nur die Art
& Weise, wie wir über die Sache denken.
Er ist nicht nur eine Art der Einteilung, ein Gesichtspunkt
des Ordnens. Er ist ein Teil unsres Handelns. // Bestandteil unsres Handelns. //
| | |
| | C | | | Die
Unbestimmtheit besteht nicht weil der Schmerz etwas
[s|S]eelisches, etwas Inneres ist. Sondern
beides kennzeichnet unsern Begriff. – Ist dieser
nun unsern Bedürfnissen besonders
angemessen[,| ?] Ist es unsern
Bedürfnissen angemessen, 61 daß wir zahlen wie wir
zahlen? So leben wir. Es gehört zur
menschlichen Naturgeschichte.
| | |
| | C | | | Wer will sagen, wie
Begriffe kausal mit den
Eigentümlichkeiten unserer Umgebung &
(mit) den unsern zusammenhängen? Ich
gewiß nicht. Obwohl man manches plausibel machen
kann.
| | |
| | / C | | | Die
Farben könnten in einer andern Welt eine andere Rolle spielen als
in der unsern. Denk an verschiedene
Fälle: Sie könnten mehr an
bestimmte Formen gebunden sein. Nur Eier wären gelb,
nur Blüten grün, nur das Blut rot,
etc.. Farbstoffe könnten
nicht herstellbar sein, & man könnte Dinge nicht
färben. ⌊⌊ Nur Schlagworte ⌋⌋
Eine der Farben wäre immer an einen üblen
Geruch, oder an Giftigkeit gebunden.
Farbenblindheit oder ein
nicht Übereinstimmen in den
Farburteilen wäre weit häufiger als bei uns.
Verschiedene Töne von Grau wären sehr häufig, die
übrigen Farben sehr selten gesehen. Wenn unser
Zahlensystem mit der Zahl unsrer Finger zusammenhängt, warum dann
nicht unser System der Farben mit der besondern Art des Auftretens der
Farben. Eine Farbe könnte immer nur im graduellen
Übergang in eine andre auftreten. Farben
könnten immer nur im Farbverlauf des Regenbogens
vorkommen. Fände man, daß in einem Land
61 jedes Tier immer 6 Junge
würfe & jedes 6 Beine hat & die Leute hätten
zwar 5 Finger wie wir aber ein Sechsersystem, so würde man dies
aus jenen Fakten erklären. Und hätten sie dann
nur 6-füßige Metren, so brächte man auch das in
den Zusammenhang. – Wären 5 Junge ein
Zeichen dafür, daß das
ˇMutter[T|t]ier
krank ist & würden Menschen von der Berührung
krank, so könnten sie 5 “die schlechte
Zahle” nennen & sie auch bei andern
Gelegenheiten meiden; ja das könnte sich in ihrer Arithmetik
ausdrücken.
| | |
| | C / | | | Für
eine anders geartete Welt fände man die Verwendung andrer
Sprachinstrumente natürlich.
| | |
| | C | | | Leute die in der
Tonleiter singend zählen & daher ein 7-System
haben. Warum aber singen sie diese
Tonleiter? “Es liegt in ihrer
Natur.” Da es in unserer
ligtt, kommt es uns nicht merkwürdig
vor.
| | |
| | C | | |
Wir wollen uns Begriffe aus dem Bedürfnis nach ihnen
erklären. Aber eigentlich wäre das nur das
Bedürfnis nach einer bestimmten Lebensweise, welche die
Verwendung des Begriffs in sich schließt.
| | |
| | C / | | | Indem man
das Sprachspiel anzeigt, zeigt man die Verbindung der Sprache mit dem
Leben. D.h. die Verwebung der
Sprache mit den andern Lebensvorgängen, nicht einen
kausalen Zusammenhang.
| | |
| | C | | | Wozu brauchen wir diese
Unbestimmtheit⌊?⌋ 62 – “Wir haben eben
Schmerzen, & wollen sie bezeichnen!” –
Bezeichnen kann man den Schmerz nur unter den Empfindungen,
d.h. wenn man den Begriff der Empfindung hat,
& der uns kein
Phänomen.
| | |
| | / | | | Denke an die
, ob Tiere, besonders niedere
Tiere, Fliegen z.B., Schmerzen
fühlen.
| | |
| | C / | | | Das Wort
“Wahrscheinlichkeit” kommt einem da gelegen, weil
Wahrscheinlichkeit Gradunterschiede zuläßt, allmähliche
Übergänge. “Es ist viel weniger
wahrscheinlich, daß die niedern Tiere Schmerz empfinden, als
daß der Mensch ihn empfindet.”
| | |
| | ∫ / | | |
Ja, es ist hier begriffliche Unbestimmtheit, entsprechend
einer Unbestimmtheit im Verhalten unsres Verhaltens |
zu den Tieren.
| | |
| | / | | | Die Unsicherheit, ob
eine Fliege Schmerz fühlt ist eine philosophische; aber
könnte sie nicht auch eine instinktive sein? Und wie
würde sich das zeigen? Ja, gibt es eben nicht
eine (solche) Unsicherheit im Benehmen gegen die
Tiere? weiß
nicht: ist er grausam, oder nicht?
| | |
| | / | | | Denn es gibt ja
Unsicherheit des Benehmens, die nicht von auf einer
Unsicherheit in den Gedanken beruht.
| | |
| | / C – | | |
Sieh die Frage der Unsicherheit ob der Andre Schmerz empfindet,
durch die durch das Glas an der |
Frage, ob ein Insekt
empfindet
| | |
| | C | | | Es liegt im Wesen der
Verstellung & also auch der Schmerzen, daß sie nicht
62 mit völliger
Sicherheit im andern zu konstatieren sind. Denn er
könnte ja Schmerzen haben & sich, aus welchen
Gründen oder Ursachen immer, uncharakteristisch benehmen.
“Und was sind Schmerzen? – damit
ich's ganz sicher weiß, wovon Du
redest[?| .]” –
“Das” & er schlägt mich,
damit ich's sicher weiß.
| | |
| | / | | | Es gibt doch im
Benehmen Vertraun &
Mißtraun! Klagt einer
z.B., so kann ich mit völliger Sicherheit,
vertrauensvoll, reagieren, oder unsicher & wie Einer,
der Verdacht hat. Er braucht dazu keine Worte, noch
Gedanken.
| | |
| | / | | | Die Unvorhersehbarkeit
des menschlichen Benehmens. Wäre sie nicht
vorhanden, – würde man dann auch sagen, man könne
nie wissen, was in ihm vorgeht?
| | |
| | / | | | Aber wie
wär's wenn das menschliche Benehmen nicht
unvorhersehbar wäre? Wie hat man sich das
vorzustellen? (D.h.: wie
auszumalen, welche Verbindungen anzunehmen?)
| | |
| | C | | | Einer liegt am
Weg – vielleicht ist er krank, vielleicht stellt er sich nur
so. Freilich: wie soll ich wissen, was in ihm
vorgeht. – Nein[;| .] Nicht darum
handelt es sich. Wir wissen vor allem nicht, was wir zu
erwarten haben.
| | |
| | C | | | Was geht mich an, was in
dem vorgeht, der im Hinterhalt liegt & mich anfallen
wird?
63
| | |
| | C | | | “Ich werde
das tun. Da wird er denken … &
wird …” Oder: “da wird er zu sich
sagen … & wird … Was er zu sich sagt ist
eigentlich gleichgultig, auch wenn
er's laus ausspräche; es ist nur
ein Teil des Mechanismus, dessen letzte Wirkung mich
interessiert.
| | |
| | / | | | “Ich weiß
nicht, was jetzt in ihm vorgeht: das könnte man von einem
komplizierten sagen;
(etwa) einer Kunstuhr, die nach ˇsehr komplizierten
Gesetzten verschiedene ˇäußere Bewegungen
auslöst. Man denkt sich dann bei ihrer Betrachtung
vielleicht: Wenn ich wüßte, wie es
jetzt in ihr ausschaut, was jetzt vorgeht, wüßte ich
was jetzt bevorsteht. // was zu erwarten
ist. //
| | |
| | / | | | Beim Menschen aber ist
angenommen, daß man in den Mechanismus keinen Einblick
gewinnen kann. Es ist also die
Unbestimmtheit postuliert.
| | |
| | / | | | Wenn ich aber zweifle,
ob eine Spinne wohl Schmerz empfindet, dann ist es nicht, weil ich
nicht weiß, was ich mir zu erwarten habe.
| | |
| | C | | | Der Philosoph will die
Geographie der Begriffe beherrschen: jeden Ort in seiner
nächsten & in seiner
Umgebung sehen. // jedes Ortes Lage in seiner
nächsten; & auch in seiner weitesten Umgebung
. //
| | |
| | / | | | Wir
können aber nicht umhin uns das Bild vom seelischen Vorgang zu
machen. Und nicht, weil wir ihn von uns her
kennen!
| | |
| | ? / | | |
2.7.
Eine Art der
Unsicherheit wäre die, die 63 wir auch einem uns unbekannten
Mechanismus entgegenbringen könnten. Bei der
andern würden wir uns möglicherweise an eine
Begebenheit in unserm Leben erinnern. Es könnte
z.B. sein, daß Einer, der gerade der
Todesangst entronnen ist, sich davor scheuen würde, eine Fliege
zu erschlagen & es sonst ohne Bedenken täte.
Oder, anderseits, daß er mit diesem Erlebnis vor Augen,
das zögernd tut, was er sonst ohne Zögern täte.
| | |
| | / | | | Auch
wenn ich ‘nicht sicher in meinem Mitleid ruhe’,
muß ich nicht an die Ungewißheit seines späteren Benehmens
denken.
| | |
| | ? / | | | Die eine
geht sozusagen von Dir
aus, die andre von ihm. Von der einen könnte man
also doch sagen, sie hinge mit einer Analogie zusammen; von der andern
nicht. Aber nicht, als ab ich aus der Analogie einen
Schluß zöge!
| | |
| | C | | | ‘Man kann sich
nicht hineindenken’: man kann nicht die Sprache
(Technik), die man beherrscht, nicht beherrschen,
willkürlich verlernen.
| | |
| | / | | |
Wenn das Leben ein
Tepich wäre, so ist dies Muster (der Verstellung
z.B.) nicht immer vollständig &
vielfach variiert, aber wir, in unsrer
Gedankenwelt Begriffswelt, sehen immer wieder
das Gleiche mit Variationen wiederkehren. So
fassen's unsre Begriffe auf. Die Begriffe sind ja
nicht für einmaligen Gebrauch.
| | |
| | / | | | Und das Muster ist im
Tepich mit vielen, 64 vielen andern Mustern in
. // Mustern verwoben. //
| | |
| | C | | | Auf der
Bühhne kannst Du sehen, wie das Muster der Verstellung
ausschaut. Es ist hier Motiv,
etc., etc..
Zu dem Begriff der Verstellung gehört der Begriff der
Entdeckung.
| | |
| | C | | | Ich
sage z.B. “Er
könnte sich ja doch verstellen” – was
denke ich mir dabei? –
d.h., welche Erklärung gäbe ich von
dem Wort “verstellen”; was für
Fälle // // fielen mir ein? // kämen mir in den Sinn?’
| | |
| | C | | | Wie
verwende ich den Satz? (Denn es ist hier wie
in gewissen Gebieten der Mathematik, wo es eine
‘phantastische Anwendung’ gibt.)
| | |
| | C | | | Ich
rufe ein Bild herauf, das dann zu einem Zweck dienen kann.
(Ich könnte geradezu auf ein gemaltes Bild
schauen.)
| | |
| | C | | | Wie man zur Beschreibung
der Fallbewegung, der Pendelbewegung, usf. den
Begriff der Beschleunigung, der gleichförmigen, der
beschleunigten, etc. etc. bilden, eine
neue Begriffswelt bi erfinden mußte, so
ich neue Begriffe zur
Beschreibung gerade der psychologischen Unbestimmtheiten
schaffen.
| | |
| | ? / | | | Manchmal
behandle ich ihn so, wie ich mich behandle & behandelt werden
möchte, wenn ich Schmerzen habe, & manchmal
nicht. 64
| | |
| | C | | | Schärfe ist
Schärfe, Unschärfe ist Unschärfe.
Unschärfe will ich nicht auf Schärfe
zurückführen; sondern sie als Unschärfe begrifflich
fassen.
| | |
| | C | | | “Wie kann man
sicher sein, daß er sich nicht verstellt? man weiß ja
nicht, was im ihm vorgeht” heißt: Wie kann man
sicher sein, daß er sich nicht verstellt? man kann ja
nicht wissen, ob er sich nicht verstellt.
| | |
| | C | | | Ein Spiel, in dem jeder
der Spieler zum Voraus weiß, ob er gewinnen oder verlieren
wird. Und doch wäre das denkbar. Der
Reiz könnte darin liegen, zu verfolgen, wie dieser
gewinnt, jener verliert.
| | |
| | C | | | Leute, die die
Lüge anders behandeln, als wir. Die sie,
z.B., oft als harmlose, ja hübsche,
Erdichtung betrachten. immer, außer im Krieg. –
| | |
| | C | | | Die Idee,
daß die Unwissbarkeit in der
Natur des Schmerzes liegt, & d.h., nicht
im Wesen eines Begriffs, sondern eines Phänomens, eines
Vorkommnissess. So daß, wenn wir von diesem
Vorkommnis sprechen, uns darauf beziehen, wir so
darüber denken müssen. Struktur der
Welt.) Denn hier ist das Grundlegende.
| | |
| | C | | |
“ haben
unsern Verdacht nicht. – So haben sie also
etwas anderes im Kopf? Sie haben etwas anderes im
Sinn.
| | |
| | / | | | Wir sind an eine
bestimmte Einteilung 65 aller der
Sachen gewöhnt. Sie ist uns mit der Sprache,
oder den Sprachen, zur Natur geworden.
| | |
| | / | | | Dies sind die
festen Schienen, auf denen all unser Denken verläuft,
& also nach ihnen auch unser Urteilen &
Handeln.
| | |
| | C | | |
Es ist ja auch etwas
Wahres daran, daß, wie Plinius sagt, nach je zehn Zahlen sich die Zahlen
ändern. Wenn man z.B. mit den
Fingern zählt, oder mit bestimmten Mustern.
| | |
| | / | | | Muß
der Begriff der Bescheidenheit
der Prahlerei überall bekannt sein, wo es bescheidene &
prahlerische Menschen gibt? Es liegt ihnen vielleicht
dort nichts an dieser Unterscheidung. Uns sind ja
auch manche Unterschiede Unwichtig,
& könnten uns wichtig sein.
| | |
| | / | | | Und Andre haben
Begriffe, die unsre durchschneiden. Und warum sollte nicht
ihr Begriff unsern Begriff ‘Schmerz’
schneiden?
| | |
| | ∫ | | | Denk Dir Leute,
die sagen: Wer diese[n|m]
Befehl befolgt gehorcht, der ist
so. Oder: Wer diese Zeit warten kann,
ohne zu … , der ist … – (Prüfung
der Weisheit.)
| | |
| | ∫ / | | |
Dinge wären anders in einer Welt, wo alle Menschen
gleiche Gestalt & Gesichtszüge hätten.
| | |
| | | | | Prüfungsfrage. ⌊:⌋
Die Beschreibung eines Benehmens & der Umstände
wird gegeben; die Frage ist: “Hat sich der
verstellt?” 65 Die Antwort kann doch
sein: “Keine Beschreibung genügt um es zu
entscheiden, wenn ich den Menschen sehen werde, werde
ich's wissen.” Oder auch:
“Würde ich den Menschen kennen &
sehen so wüßte ich's.”
| | |
| | C | | |
3.7.
Nun denk Dir einen Begriff von
ähnlichem Gebrauche wie den unsern
‘Verstellung’, aber so, daß so eine
Prüfungsfrage beantwortet werden
könnte. Man würde in der Schule so eine
Prüfung ablegen.
| | |
| | C | | | So bin ich also im
Unrecht, wenn ich über die Gesinnung des Andern in keinerlei
Zweifel bin? Aber ich kann im besondern Fall die
Gesinnung des Andern wissen, & es wird dadurch das
(ganze) Sprachspiel doch nicht jenes worin sie sich aus
Anzeichen
für Alle
Unterrichteten Allen mit Sicherheit | erkennen ließe⌊.⌋ mit Allen
mit Sicherheit
| | |
| | | | | Die
‘Unsicherheit’ bezieht sich eben nicht auf den
besondern Fall, sondern auf die Methode, auf die Regeln der
Evidenz.
| | |
| | / | | | Festbegrenzte Begriffe
würden eine Gleichförmigkeit des fordern. Es ist aber so, daß, wo ich
sicher bin, der Andre unsicher ist. Und das ist
eine Naturtatsache. [Übereinstimmung
der Menschen z.B. in der Mathematik, im
Rechnen.]
| | |
| | C | | | ∣ Wenn
Nachtträume eine ähnliche Funktion haben wie
Tagträume, so dienen sie zum Teil dazu, den Menschen auf
jede Möglichkeit (auch die schlimmste)
vorbereiten. 66
| | |
| | / | | | Wenn man sagt
“ kann die Echtheit
des Gefühlsausdrucks nur wahrscheinlich machen”, so
heißt das nicht, daß statt völligerc
Sicherheit immer nur ein eine mehr oder weniger
zuversichtlichese Vermutentung da
ist. “Nur wahrscheinlich” kann sich nicht
auf den Grad unsrer Überzeugtheit // Zuversicht // beziehen, sondern nur
auf die Art ihrer Begründung, auf den Charakter des
Sprachspiels
| | |
| | / | | | Das muß doch die
Konstitution unsres Begriffs bestimmen helfen: daß unter den
Menschen in Bezug auf die ihrer Überzeugung nicht Übereinstimmung
besteht. (Vergl. meine Bemerkung
über die Übereinstimmung in den Farburteilen &
in der Mathematik.)
| | |
| | / | | | Es kann der Eine
vollkommen überzeugt sein & der Andre, bei gleicher
Evidenz, nicht. Und wir schließen darum weder diesen
Einen noch jenen Andern als
[U|u]rteilsunfähig, ˇoder als
unzurechnungsfähig, aus der Gesellschaft aus.
| | |
| | / | | | Aber
könnte eine Gesellschaft nicht eben dies tun?
| | |
| | / | | | Denn die
Wörter haben eben nur in ihrem Fluß Bedeutung. // nur im Fluß des Lebens
Bedeutung. //
| | |
| | / | | | Ich bin sicher,
sicher, daß er sich nicht verstellt; aber der Andre
ist es // ist's //
nicht. Kann ich ihn überzeugen? Und
66 wenn nicht, – sage ich
er kann nicht denken? (Man könnte sagen,
[d|D]ie Überzeugung sei davon
‘intuitiv’) nennen.)
| | |
| | / | | | Der Instinkt
ist das Erste, das Raisonnement das Zweite.
Gründe gibt es erst in einem Sprachspiel.
| | |
| | / | | |
Sage ich etwa
“& die Seele ist auch nur etwas am
Leibe”? Nein. (Ich bin nicht so
arm an Kategorien.)
| | |
| | / | | | Du kannst den Begriff
variieren, aber dann veränderst Du ihn vielleicht bis zur
Unkenntlichkeit.
| | |
| | C | | | “Das würde
ich nie so nennen.” – Das ist
eine wichtige Äußerung.
| | |
| | C | | | Dafür
(d.h. für das Veränderte)
zahle ich nicht mehr diesen Preis.
| | |
| | / | | | Wenn wir den Begriff
der Verstellung variieren, müssen wir seine Innerlichkeit,
d.h. die Möglichkeit des Geständnisses
beibehalten. Wir müssen aber dem
Geständnis nicht immer Glauben schenken, & das
falsche Geständnis muß nicht Betrug sein.
| | |
| | / | | | Andre,
obgleich den unsern verwandte Begriffe könnten uns sehr
seltsam erscheinen: Nnämlich eine
Abweichung vom Gewohnten in ungewohnter Richtung.
| | |
| | / | | |
“Du verstehst ja nichts!” So
sagt man, wenn Einer bezweifelt, daß das echt sei, was wir
klar als echt erkennen.
67
| | |
| | / | | | “Du
verstehst ja nichts” – aber wir können nichts
beweisen.
| | |
| | C | | | Was heißt eigentlich
“Du verstehst ja nichts”? Wie sollte
ich es erklären? Müßte ich dem Andern dazu
nicht etwa das Verständnis für die Künste beibringen
& noch tausenderlei? Das heißt:
das Verstehen jenes Ausdrucks ist nur möglich in
einem ganz bestimmten Leben; welches ich nicht zu
beschreiben vermag, – obwohl ich
Abweichungen davon erkenne.
| | |
| | C | | | Wenn Einer mit
voller Sicherheit an Gott glauben kann,
warum dann nicht an des Andern Seele?
| | |
| | / C | | |
Was ich (hier) treibe schaut nicht aus wie Logik &
ist doch Logik.
| | |
| | / | | |
4.7.
Der seelenvolle Ausdruck in der
Musik, er ist doch nicht nach (klaren) Regeln zu
erkennen. Und warum können wir uns nicht
vorstellen, daß er's für andere Wesen
wäre?
| | |
| | C | | | Diese
musikalische Phrase ist für mich eine Gebärde.
Sie schleicht sich in mein Leben ein. Ich mache sie mir
zu eigen.
| | |
| | C | | | Die menschlichen
Variationen des Lebens sind unserm Leben wesentlich.
Und also eben der Gepflogenheit des Lebens.
Ausdruck besteht für uns
Unberechenbarkeit. Wüßte ich genau wie er sein
Gesicht verziehen sich bewegen wird, so wäre kein
Gesichtsausdruck, keine Gebärde vorhanden. –
Stimmt das 67 aber? – Ich kann mir
doch ein Musikstück das ich (ganz) auswendig weiß immer
wieder anhören; & es könnte auch einer Spieluhr gespielt werden. Seine
Gebärden blieben für mich immer Gebärden obgleich ich
immer weiß, was kommen wird. Ja, ich kann sogar immer
wieder überrascht sein. ([i|I]n
einem bestimmten Sinne.)
| | |
| | C | | | Aber man nennt doch etwas
“abgedroschen”. – Und man sagt
“Diese Melodien ist immer neu”
– wäre es also möglich, daß uns jene genau
berechenbaren Gebärden immer neu vorkämen?
Wie soll ich's sagen? Das ist sicher:
eine steife, ˇeine puppenhafte Gebärde ist für uns
keine Gebärde.
| | |
| | / | | | Schon das würde
uns einen & tiefen Eindruck
machen, wenn wir zu Menschen kämen, die [f|n]ur
Spieluhrmusik kennten. Wir würden uns vielleicht von
ihnen auch eine Art Gebärden erwarten die wir nicht
verstünden, auf die wir nicht zu reagieren
wüßten. | | |
| | C | | |
5.7. Der ehrliche religiöse Denker ist
wie ein Seiltänzer. Er geht, dem Anscheine nach,
auf
ˇder Luft. Sein ist der
schmalste, der sich denken läßt. Und doch
läßt sich auf ihm wirklich gehen.
| | |
| | / | | | “Die
Echtheit des Ausdrucks läßt sich nicht beweisen?
‘Man muß sie fühlen.’ Aber was
geschieht nur weiter damit?
Wenn
Einer sagt “Voila
come⌊nt⌋ s'exprime un coeur
vraiment ému”,
& wenn er auch einen Andern zu seiner Ansicht bekehrt, –
was folgt welche ˇweiteren Folgen hat es?
Nun es lassen sich in vaguer Weise Folgen
vorstellen. Die Aufmerksamkeit des Andern
68 wird anders
gelenkt.
| | |
| | / | | | Könnte man sich
nun vorstellen, daß bei andern , was
bei uns sich nicht beweisen läßt, sich beweisen
ließe? Oder würde es eben dadurch sein
Wesen bis zur Unkenntlichkeit ändern?
| | |
| | / | | | Was für uns
wesentlich ist, ist doch die spontane Zustimmung, die spontane
Sympathie. // , das spontane
Mitgehen. //
| | |
| | C | | | [Ich bin bei allen
diesen Überlegungen sehr dumm; weiß aber nicht, wie ich
aus meiner Dummheit herauskommen soll.]
| | |
| | C | | | Denken wir uns, wer diesen Ausdruck nicht als
echt empfände, wer von ihm nicht überzeugt würde,
stecken die Leute in eine Anstalt für
Geistesschwache. Wer, in dem & dem
Alter [d|D]em Diesem
mißtraut, oder [d|D]em Jenem traut, wird als geistesschwach behandelt.
| | |
| | C | | | Aber wie
ist es dann mit der Verstellung & mit dem
Geständnis? – Diese könnte es geben, aber
so, daß sie doch ihre Stellung im Leben des Menschen menschlichen Leben | änderten.
Mißtrauen könnte in Vertrauen übergehen
& Vertrauen in Mißtrauen, aber nicht ganz so wie bei uns
& zwar nach strengern Regeln.
| | |
| | C | | | Die unendliche // unbedingte // Flexibilität
würde ihnen abgehen.
| | |
| | C / | | |
6.7.
‘Diese
Menschen hätten nicht
Menschenähnliches.’ Warum? – Wir könnten uns unmöglich mit ihnen
verständigen. Nicht 68 einmal so, wie wir's mit
einem Hund können. Wir könnten uns
nicht in sie finden.
| | |
| | / | | | Und doch könnte es
ja solche, im übrigen menschliche, Wesen geben.
| | |
| | C | | | Es gibt im
menschlichen Leben unzählige Abstufungen, die
t[hu|un]s
alle wichtig sind, denen unsre Begriffe Rechnung zu tragen
scheinen.
| | |
| | ? / | | |
“Wissen kann man es doch nicht. Man
kann es glauben. Mit ganzer Seele glauben, aber
nicht wissen.” Dann liegt der Unterschied
nicht in der Sicherheit des Überzeugten.
Er muß woanders liegen; in der Logik der
Frage.
| | |
| | ∫ | | | Aber ist mein
Wissen. Wie kann ich es wissen, da
er's fühlt? – Aber wie
weiß er, was er fühlt?
| | |
| | C | | | Aber ist mein Wissen
darum nicht eben notwendigerweise schwankend? Eben eine
bestimmte Ahnung & kein Wissen? Aber wie
kann ich's dann auch nur ahnen?
Was ahne ich denn?
| | |
| | / | | | Denke, Leute
könnten das Funktionieren des Nervensystems im Andern
. Sie unterschieden dann
echte & geheuchelte Empfindung in sicherer Weise.
Oder könnten sie doch wieder daran zweifeln, daß der
Andere bei diesen Zeichen etwas spürt? –
Man könnte sich jedenfalls vorstellen, daß, was sie da
sehen, ihr Verhalten ohne Skrupel
bestimmt. Und nun kann man dies doch auf das
äußere Benehmen übertragen. 69
| | |
| | C | | | “Das Innere ist
uns verborgen.” Aber wie kam es sich uns dann
überhaupt offenbaren? Und das kann es doch.
Wir sehen [e|E]s ˇist gleichsam
durch in dicke Kleider gehüllt, die uns manchmal
seine Gestalt erkennen lassen, manchmal nicht. – Aber
wie könnte ichs dann wissen, wann ich am
Äußern das Innere erkenne & wann
nicht?
| | |
| | / C | | | Es gibt
wohl den Fall, das Einer mir später sein Inneres durch ein
Geständnis aufschließt: aber kann mir nicht das Wesen von Außen &
Innern erklären, denn ich muß ja dem Geständnis doch
Glaube schenken.
| | |
| | / | | | Das Geständnis ist
ja auch Äußeres.
| | |
| | / | | | Die Menschen,
die das Funktionieren der Nerven sehen können:
muß ich mir denken, das Innere könne sie doch zum
Besten haben? Das heißt aber: Kann ich mir
nicht doch äußere Zeichen denken, die mir zum
sicheren Urteil über das Innere zu genügen
schienen? ausreichend schienen? //
| | |
| | C | | | Ein Stamm
dessen Menschen normalerweise mehrere streng gesonderte
Naturen, Charaktere, haben. (Jeder
könnte sich zu einer bestimmten Stunde des Tages
verwandeln, & Jeder erhält mehrere Namen,
einen für jeden seiner
Charaktere.
Eine Novelle könnte
also bei ihnen damit anfangen: daß ein Mann
beschrieben wird mit den ˇfür die
Namen Jeckil &
Hyde mit den folgenden zwei in den habe die
& die Naturen⌊.⌋
von
69
| | |
| | C | | | Denke, daß es
psychologisch unmöglich wäre den Gefühlsausdruck
genau zu fälschen, & daß die Menschen –
im allgemeinen wenigstens – mit dem Blick für den
Unterschied des Echten vom Unechten begabt seien.
Es gäbe dann verschiedene Fälle. Gewisse
Leute könnten etwa nicht lernen die Feinheiten
wahrzunehmen. Solche wären abnorm, wie
Farbenblinde. Die Normalen könnte man auf eine
gewisse Weise nicht betrügen.
| | |
| | / | | | Aber nun sag:
“A Es könnte ja doch
Eines etwas fühlen, auch wenn die physiologischen Zeichen ganz
dagegen ;”
Nun, dann haben eben die einen andern Begriff, die
diese Skrupel nicht kennen.
| | |
| | C / | | | Ich mache
immer Hilfskonstruktionen die am [e|E]nde aus der
Betrachtung herausfallen sollen.
| | |
| | / | | | Denk Dir, es
würden die Leute eines Stammes von früher Jugend dazu
erzogen, keinerlei Gemütsausdruck zu
zeigen. Er ist für sie etwas Kindisches,
das abzutun . Die Abrichtung sei
äußerst streng. Man redet von
‘Schmerzen’ nicht; schon erst recht nicht in der
Form einer Vermutung: “vielleicht hat er doch
… ”.6
Dem Verletzten,
oder der Krankheitsymptome zeigt, wird geholfen,
ohne den Ausdruck des Mitleids. Klagt jemand, so
wird er verlacht oder gestraft. Den Verdacht der
Verstellung gibt es gar nicht. Klagen ist
sozusagen schon Verstellung
70
Abrichtung zum ausdruckslosen, monotonen Reden, zu
Bewegungen.
| | |
| | / | | | Ich will sagen:
eine ˇganz andere Erziehung, als die unsre, könnte auch
die Grundlage ganz anderer Begriffe sein.
| | |
| | | | | Denn es würde hier das Leben anders
verlaufen. – Was uns interessiert, würde
sie nicht interessieren. Andere Begriffe
wären da nicht mehr unvorstellbar[;|.]
[j|J]a
andere Begriffe sind nur
vorstellbar.
| | |
| | C | | | “Jeder weiß
von sich selbst mehr, als der Andre weiß.”
“Jeder kennt sich selbst besser, als der Andere ihn
kennt.” “Jeder über sich selbst den Andern belehren, wenn
er .” Es
ist nicht immer so.
| | |
| | C | | | Müßte man von
dem, der sich verstellt, annehmen, er wisse, daß er sich
verstellt? Wie, wenn ihn die Leute für
[S|s]chwachsinnig hielten & schon darum
ˇüber das was ˇetwa in ihm vorgeht,
für die Achsel zuckten?
| | |
| | / | | |
7.7.
Nicht darauf sehen wir, daß die
Evidenz das Gefühl des Andern nur wahrscheinlich macht, sondern
darauf, daß wir dies als Evidenz für irgend etwas
betrachten, daß wir auf diese verwickelte höchst
komplizierte | Art der Evidenz eine
Annahme Aussage bauen, daß
sie also in unserm Leben eine besondere Wichtigkeit
hat & (darum) durch einen Begriff herausgehoben
wird.
| | |
| | / | | |
“Verstellen”, könnten Leute sagen, 70 “was für ein
lächerlicher Begriff!”
| | |
| | / | | | Der feste
Glaube. (An eine Verheißung
z.B.) Ist er weniger sicher als die
Überzeugung von einer mathematischen Wahrheit? – Aber werden dadurch die Sprachspiele
ähnlicher!)
| | |
| | / | | | Könnte nicht das
Verhalten, Benehmen, des Vertrauens ganz allgemein unter
einer Gruppe von Menschen gewissen Menschen |
bestehen? So daß ihnen ein Zweifel an
Gefühlsäußerungen ganz fremd ist?
| | |
| | C | | | Musikalische
Zeitgleichheit & Zeitgleichheit des Metronoms
nach der Uhr, dem Metronom.
| | |
| | C | | |
8.7.
Betrachte wieder den Fall derjenigen,
welche das Arbeiten der Nerven sehen können – oder aber den
Gesichtsausdruck genauer zu lesen verstünden ˇals
wir. – Und es kommt auf dasselbe hinaus, wenn sie
auch nur glauben zu
können. D.h., sie behandeln die
Menschen hilfreich, oder je nach ihrem Gesichtsausdruck. –
Oder: je nach
Ausdruck & gewissen ˇandern Umständen.
| | |
| | C | | | Aber es
würde doch dann ihre Einteilung der Menschen in solche,
denen zu helfen, & in solche, die zu verlachen sind, nur sehr
beiläufig mit der unsern, nach dem echten & dem
geheuchelten Gefühle, übereinstimmen!
Freilich.
| | |
| | C | | |
9.7.
Ist denn das anders zu
erwarten?
| | |
| | C | | | Aber es könnte ja
doch die Übereinstim-71 mung in der
Scheidung im Urteil | eine sehr genaue sein. Nur fühle
ich wäre
e dann nur zufällig so. Der
Einteilungsgrund wäre ein andrer. Nämlich
bei uns ein ganz andres Phänomen, als bei ihnen. Aber
hier bin ich wohl in dem alten schlimmen Fahrwasser. Wo dem
Wort der Gegenstand entspricht, & dem Wort mit andrer
Bedeutung ein andrer Gegenstand. – Denn, daß
das Wort, welches bei ihnen unserm “Schmerz”
entspricht, anders gebraucht wird, ist ja die
Voraussetzung. (Wovon wäre sonst die
Rede?) Daß bei I ihnen dort
[s|S]icherheit besteht, wo bei uns (eine)
Unsicherheit besteht, ist auch Voraussetzung.
| | |
| | / | | | ⌊Gehört
nicht ganz hierher⌋ ∣ Aber
überlege: warum soll sich Einer verstellen müssen,
gibt es nicht andere Möglichkeiten? Kann er
nicht träumen? Kann sich die Sache nicht
anders verwirren?
(Convade.)
Denk daran, wie oft man nicht sagen kann: es
unmöglich ist zu sagen, :
Einer sei ehrlich, oder unehrlich; aufrichtig,
oder unaufrichtig. (Ein Politiker
z.B.) Wohlmeinend, oder das
Gegenteil. Wieviele dumme Fragen werden darüber
gestellt! Wie oft passen die Begriffe
nicht! (War Hitler wohlmeinend oder nicht, selbstsüchtig oder
nicht?) Ist ein Krokodil grausam?)
| | |
| | / | | |
Es ist für unsre Betrachtung wichtig, daß es Menschen
gibt, von denen
fühlt, er werde nie wissen, was in ihnen vorgeht. Er
werde sie nie verstehen. (Engländerinnen
für Europäer.)
| | |
| | | | |
1[0|1].7. Denke viel an die letzte Zeit mit
Francis; an meine
Abscheulichkeit mit ihm. 71 Ich war damals sehr
unglücklich; aber eben mit bösem Herzen.
Ich kann nicht sehen, wie ich je im Leben von dieser Schuld befreit
werden kann.
| | |
| | –C | | | Das
Schwerste ist: die Unwissenheit richtig
ausdrücken.
| | |
| | / | | | Wir sind gewiß
geneigt, zu sagen, die Klage sei nur ein Zeichen, ein
Symptom des wichtigen
Phänomens Eigentlichen, | // eines andern Phänomens,
des Wichtigen, // welches nur erfahrungsmäßig
mit verbunden sei. Und wenn
das ˇwir hier auch einen Fehler
machen: – so muß diese
starke Versuchung doch ihren
⌊Be⌋[G|g]ründung
haben ˇ& zwar im Gesetz der Evidenz, welche wir
zulassen. // so muß doch dieser Fehler
begründet sein im Gesetz der Evidenz, wir zulassen // // , so
muß eben doch der Fehler begründedet sein,
& zwar durch die Natur der Evidenz, welche wir
zulassen. //
| | |
| | C | | | Die Klage,
etc.., deute auf etwas anderes.
(Inneres.)
| | |
| | / | | | Man könnte die
Frage stellen: w[i|e]lcher Art muß das
Gesetz der ˇzugelassenen Evidenz sein, damit diese Auffassung
uns naheliegt?
| | |
| | ? / | | | Man möchte
die Antwort geben: die Evidenz müsse schwankend
sein⌊.⌋, [v|V]gestaltig?
| | |
| | C | | | Die Klage deute auf etwas
hin, mache dies wahrscheinlich. Der Zusammenhang zwischen
den äußeren Zeichen & unserm Verhalten muß ein sehr
loser sein. Er müßte Einem, der ihn nicht
verstünde, sehr schwer zu erklären sein.
Nämlich der Zusammenhang zwischen ˇmeinem Vertrauen
72 & ˇseinem
Benehmen.
| | |
| | / | | | Es gibt verstellten
Ausdruck; aber auch für
die(se)
Verstellung muß es ja
Evidenz geben. Wenn wir auch oft einfach nicht
wissen, was wir sagen sollen, so müssen wir doch manchmal einer
Meinung zuneigen, manchmal Gewißheit haben.
Es muß also das Ä[ü|u]ßere Evidenz
sein. // Es muß also doch das
…. //
| | |
| | C | | |
“Voilà
comment s'exprime un coeur vraiment
épris.” Wie würde so ein Satz
gebraucht? “So schaut der echte
Ausdruck aus.”
| | |
| | C | | | Aber so geht es ja
wirklich. Unerfahrene oder für diese Dinge
Schwachsichtige werden vom Unechten genarrt, Erfahrene
nicht. Freilich gibt es bei uns (noch immer)
Meinungsverschiedenheiten auch zwischen Erfahrenen.
Aber man sich die nicht
wegdenken?
| | |
| | C | | | So daß
z.B. nur Kinder &
getäuscht
werden. Wie man ihnen auch eine falsche Rechnung vormachen
kann.
| | |
| | C / | | | Du
sagst, Du pflegst den Stöhnenden, weil Erfahrung Dich
gelehrt hat, daß Du selbst stöhnst wenn Du das & das
fühlst. Aber da Du ja ˇdoch keinen solchen
Schluß ziehst, so können wir ja doch die Begründung
durch Analogie weglassen.
| | |
| | C | | | Gefragt, warum Du ihm
hilfst, wirst Du sagen: “[E|e]r
stöhnt” (nicht ˇoder beinahe nie, Du
schließt aus Deiner eigenen Erfahrung … ); oder
72 Du wirst sagen, er
leide. Aber wie wird dieses Instrument
gebraucht?
| | |
| | C | | | Es wäre, glaube ich,
eine wichtige Abweichung, wenn Leute keine
Laut-, sondern nur eine
Finger- oder Schreibsprache hätten, daß
es nicht ein Substantiv “Tisch” & eines
“Schmerz” gäbe.
| | |
| | C | | | Leute, bei denen
das Wiedererkennen der Person immer mehr oder weniger zweifelhaft
ist.
| | |
| | C / | | |
12.7.
Daß man's
‘nicht wissen kann’, & doch weiß,
ˇdas ist das ˇphilosophische
Paradox.
| | |
| | ∫ | | | “Du weißt es
nicht. Ja, Du zweifelst nicht.
Du bist sicher, aber Du weißt es nicht!”
Und warum nicht? – Weil Du sein Inneres nicht
siehst. – Die alte
Schwierigkeit[:| .] [e|E]s
ist ein Sprachspiel, das sich uns ˇzum Vergleich
aufdrängt | | |
| | C | | | 14.7. Ich glaube es ist eine wichtige
& merkwürdige Tatsache, daß ein musikalisches
Thema, wenn es (sehr) verschiedenen
Tempi gespielt wird seinen Charakter
ändert. Übergang von der
Quantität zur Qualität.
| | |
| | | | |
17.7. Fühle mich nicht glücklich in
Rosro. Bin ohne gute Ideen, arbeite auch
schneckenhaft. Dies ist aber nicht aus
äusseren Umständen zu erklären,
da ich unter schlechtern
Umstanden besser gearbeitet habe.
Es ist jetzt wohl eine Erscheinung des Alterns. Ich kann
aber jetzt keine Konsequenzen draus ziehn. Ich
glaube, ich muß noch immer warten.
Ich bin nicht weise genug um unter den
gegenwärtigen Umständen etwas zu
ent-73 scheiden. – Habe mich
dafür entschieden Verbesserungen an der Küche hier zu
machen. Diese sind kostspielig und es ist ein Wahnsinn,
dass ich sie machen lasse, da ich es
beinahe sicher unmöglich finden werde hier zu
überwintern. Aber ich habe mich dazu entschieden es zu
versuchen. Der Mann von dem ich hier
ganz abhänge ist unzuverlässig! –
Ich bete viel. Aber ob im rechten Geiste
weiss ich nicht. – Ohne die
Güte von X und Y könnte ich nicht hier
leben.
| | |
| | | | |
19.7.
Arbeite seit drei Tagen besser. Verstehe, was ich
geschrieben habe besser.
| | |
| | | | |
20.7.
Die manuelle Arbeit hier in Rosro macht mich
sehr müde. Jetzt mehr als je. Und
das ist wahrscheinlich schlecht für mein Arbeiten, aber
ich weiß es nicht.
| | |
| | C | | | Das Hören der
Richtung des Schalls ist ein ungemein wichtiges Beispiel
für ˇdiese Untersuchung
verw. Es ist zusammenzubringen mit dem
‘[f|F]ühlen’ des Ortes der
Schmerzempfindung, etc. & mit dem
‘Fühlen’ der Lage & Bewegung der
Körperteile.
| | |
| | C | | | Auch aus dem Schreiben
des mit umgekehrten Alphabets
könnte man lernen, über
willkürliche & unwillkürliche Bewegungen,
über den Willensakt.
| | |
| | C | | | Ähnlich
des Begriffs ‘Tendenz’ &
‘Differentialquotient’.
| | |
| | / | | | Daß der
& der Satz keinen Sinn hat, ist Philosophie von Bedeutung, aber auch, daß er
komisch klingt. | | |
| | / | | |
21.7.
Kann man das “sich
auskennen’ ein Erlebnis nennen?
Nein. // Nicht
doch. // Aber es gibt
73 Erlebnisse charakteristisch
für den Zustand des
Sich-auskennens & des
Sich-nicht-auskennens.
Sich nicht auskennen & lügen.
| | |
| | ∫ | | | 25.7. Die Probleme des Lebens sind an der
Oberfläche unlösbar, & nur in der Tiefe zu
lösen. In den Dimensionen der Oberfläche
sind sie unlösbar.
| | |
| | | | | Es scheint, ich bin nicht im
Stande Weisheit zu lernen. Ich habe immer
dieselben unweisen Gedanken. Ich kann nur für
kurze Momente in die Tiefe tauchen und schwimme sonst an der
Oberfläche.
| | |
| | / | | | I[ch|st]
“Ich hoffe … ” eine Beschreibung eines
Seelenzustandes? Ein Seelenzustand hat eine
Dauer. Sage ich also “Ich habe den ganzen
Tag gehofft … ”, so ist das Beschreibung. Sage ich aber Einem
“Ich hoffe Du kommst” – wie wenn er mich
fragte: “Wielange hoffst Du
es?”? Ist die Antwort:
“Ich hoffe während ich es
sagte”? // “Von wann bis
wann hoffst
Du's? // // “Du
hoffst es? von wann bis wann hoffst
Du's? // // “Ich habe den ganzen Tag gehofft
… ” ist also so eine Beschreibung:
… // Angenommen ich
hätte auf diese Frage irgendeine Antwort, wäre sie nicht
für den Zweck der Worte “Ich hoffe Du wirst
kommen” ganz irrelevant?
| | |
| | / | | |
26.7.
Ein Schrei ist nicht die Beschreibung
eines Seelenzustandes, obwohl man aus ihm auf einen Seelenzustand
schließen kann.
| | |