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| 169 Wenn ein Mensch in unserer
(oder ˇdoch meiner) Gesellschaft zu viel lacht so presse
ich ˇhalb unwillkürlich die Lippen zusammen, als
glaubte ich ihn die seinen dadurch zusammenhalten zu
können. |
| 170 Der Unsinn ist hier,
daß Frazer es so
darstellt als hätten diese Völker eine vollkommen falsche
(ja wahnsinnige) Vorstellung vom Laufe der Natur, während
sie nur eine merkwürdige Interpretation der
Phänomene besitzen.
D.h. ihre Naturkenntnis, wenn
sie sie niederschrieben würde von der unsern sich nicht
fundamental unterscheiden. Nur ihre
Magie ist anders. |
| 171 „A network of
prohibitions & observances of which the intention is not to
contribute to his dignity …” Das
ist wahr & falsch. Freilich nicht die Würde
des Schutz der Person wohl aber die – sozusagen
– natürliche Heiligkeit der Gottheit in ihm.
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| So einfach es klingt: der Unterschied
zwischen Magie & Wissenschaft kann daher
dahin ausgedrückt werden, daß |
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179 Wieviel mehr Wahrheit darin daß der Seele dieselbe Multiplizität gegeben wird wie dem Leib als in einer modernen verwässerten Theorie. Fr. merkt nicht daß wir da Platos & Schopenhauers Lehre vor uns haben. |
| Alle kindlichen (infantilen)
Theorien) finden wir in der heutigen Philosophie
wieder; nur nicht mit dem Gewinnenden des Kindlichen. |
| 614 Das Auffallendste schiene mir
außer den Ähnlichkeiten die Verschiedenheit aller
dieser Riten zu sein. Es ist eine Mannigfaltigkeit
von Gesichtern mit gemeinsamen Zügen die da & dort
immer wieder auftauchen. Und was man tun möchte ist
Linien ziehen die die gemeinsamen Bestandteile verbinden.
Es fehlt dann noch ein Teil der Betrachtung & es ist der,
welcher dieses Bild mit unsern eigenen Gefühlen &
Gedanken in Verbindung bringt. Dieser Teil gibt der
Betrachtung ihre Tiefe. |
| In allen diesen
Gebräuchen sieht man allerdings etwas, der
Ideenassoziation
ähnliches ˇ& mit
ihr verwandtes. Man könnte
von einer Assoziation der Gebräuche reden. |
| 618 Nichts spricht
dafür, warum das Feuer mit solchem Nimbus umgeben sein
sollte. Und, wie seltsam, was heißt es eigentlich
„es schien vom Himmel gekommen zu sein”? von
welchem Himmel. Nein, es ist gar nicht
selbstverständlich, daß das Feuer so betrachtet wird; –
aber es wird eben so betrachtet. |
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618 Hier scheint die Hypothese erst der Sache Tiefe zu geben. Und man kann sich an die Erklärung des seltsamen Verhältnisses von Siegfried & Brunhild im neueren Nibelungenlied erinnern. Nämlich daß Siegfried Brunhilde schon früher einmal gesehen zu haben scheint. Es ist nun klar daß was diesem Gebrauch Tiefe gibt sein Zusammenhang mit dem Verbrennen eines Menschen ist. Wenn es bei irgendeinem Fest Sitte wäre, daß Menschen (wie beim Roß-&-Reiter-Spiel auf einander reiten so würden wir darin nichts sehen als eine Form des Tragens, die an das Reiten des Menschen auf einem Pferd erinnert; – wüßten wir aber daß es unter vielen Völkern Sitte gewesen wäre ˇetwa Sklaven als Reittiere zu benützen & so beritten gewisse Feste zu feiern, so würden wir jetzt in dem harmlosen Gebrauch unserer Zeit etwas Tieferes & weniger Harmloses
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619 Hier sieht etwas aus wie die Überreste
eines Losens. Und durch diesen Aspekt gewinnt es
plötzlich Tiefe. Würden wir erfahren, daß der
Kuchen mit den Knöpfen in einem bestimmten Fall etwa
ursprünglich zu Ehren eines Knopfmachers zu seinem
Geburtstag gebacken worden sei & sich der Gebrauch dann in
der Gegend erhalten habe, so würde dieser Gebrauch
tatsächlich alles „Tiefe” verlieren es sei denn
daß es in seiner gegenwärtigen Form an sich
liegt. Aber man sagt in so einem Fall oft: „dieser
Gebrauch ist offenbar uralt”. Woher
weiß man das? Ist es nur weil man historisches Zeugnis
über derartige alte Gebräuche hat? Oder hat es
noch einen andern Grund, einen den man durch Interpretation
gewinnt? Aber auch, wenn die vorzeitliche Herkunft des
Gebrauchs & die Abstammung von einem finstern Gebrauch
historisch erwiesen ist, so ist es doch möglich daß der
Gebrauch heute gar nichts mehr
finsteres an sich hat, daß nichts von dem
vorzeitlichen Grauen an ihm hängengeblieben ist.
Vielleicht wird er heute nur mehr von Kindern geübt die im
Kuchenbacken & Verzieren mit Knöpfen
wetteifern
Die Tatsache, daß das Los durch einen Kuchen gezogen wird hat (auch) etwas besonders schreckliches (beinahe wie der Verrat durch einen Kuß) & daß uns das besonders schrecklich anmutet hat wieder eine wesentliche Bedeutung für die Untersuchung. solcher Ge- Es ist, wenn ich so einen Gebrauch sehe, von ihm höre, wie wenn ich ◇◇◇ einen Mann sehe
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| Die Umgebung einer
Handlungsweise. |
| Eine
Annahme Überzeugung liegt jedenfalls den Annahmen
über den Ursprung des Beltanefestes –
z.B. – zu Grunde; die ist daß solche
Feste nicht von einem Menschen, zu sozusagen aufs
Geratewohl, erfunden werden, sondern eine unendlich viel breitere
Basis brauchen um sich zu erhalten. Wollte ich ein Fest
erfinden, so würde es baldigst aussterben oder aber solcher Weise
modifiziert werden daß es einem allgemeinen Hang der Leute
entspricht. |
| Was aber wehrt
sich dagegen anzunehmen das Beltanefest sei immer in
der gegenwärtigen (oder jüngstvergangenen) Form
gefeiert worden? Man möchte sagen: Es ist zu
sinnlos um so erfunden worden |
| Man
könnte auch so sagen: Wer uns mit der Erzählung vom
Beltanefest einen Eindruck machen wollte brauchte
jedenfalls die Hypothese von seiner Herkunft nicht zu äußern,
sondern er brauchte uns nur das Material (das zu dieser Hypothese
führt) vorlegen & nichts weiter dazu sagen.
Nun möchte man vielleicht sagen:
„Freilich, weil der Hörer, oder Leser, den
Schluß selber ziehen wird!” Aber muß er
diesen Schluß explizite ziehen?
also, überhaupt ziehen?
Und was ist es denn für ein Schluß? Daß das
oder jenes wahrscheinlich ist?! Und wenn
er den Schluß selber ziehen kann, warum wie soll ihm
der Schluß einen Eindruck machen? Was ihm den Eindruck
macht muß doch das sein was er nicht gemacht
hat! Impressioniert ihn also erst die geäußerte
oder jede Hypothese (ob von ihm oder andern
geäußert) oder schon das Material zu ihr?
Aber es ist ja nicht einfach der Gedanke an die mögliche Herkunft des B. welche den Eindruck mit sich führt sondern, was man die ungeheure Wahrscheinlichkeit dieses Gedankens
So wie das B. auf uns gekommen ist, ist es ja ein Schauspiel & ähnlich wie wenn Kinder Räuber spielen. Aber doch nicht so. Denn wenn es auch abgekartet ist daß die Partei die das Opfer rettet gewinnt, so hat doch was geschieht noch immer einen Temperamentszusatz den die bloße schauspielerische Darstellung nicht hat. – Aber auch wenn es sich bloß um eine ganz kühle Darstellung handelte, würden wir uns doch beunruhigt fragen: was soll diese Darstellung, was ist ihr Sinn?! Und sie könnte uns abgesehen von jeder Deutung dann durch ihre eigentümliche Sinnlosigkeit beunruhigen. (Was zeigt, welcher Art der Grund so einer Beunruhigung sein kann) Würde nun etwa eine harmlose Deutung gegeben: Das Ebenso, daß Kinder an gewissen Tagen einen Strohmann verbrennen, auch wenn dafür keine Erklärung gegeben würde könnte uns beunruhigen. Seltsam daß ein Mensch festlich ˇvon ihnen verbrannt werden sollte! Ich will sagen: die Lösung ist nicht beunruhigender als das Rätsel. Warum soll es aber nicht wirklich nur (oder doch zum Teil) der Gedanke sein der mir den Eindruck gibt? Sind denn Vorstellungen nicht furchtbar? Kann mir bei dem Gedanken daß der Kuchen mit den Knöpfen einmal dazu gedient hat das Todesopfer auszulosen nicht schaurig zumut
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640 Das kann man sich sehr gut
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| Alle diese verschiedenen
Gebräuche zeigen daß es sich hier nicht um die Abstammung des
einen vom andern handelt |
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641. Die Verbindung von
Krankheit & Schmutz. „Von einer Krankheit
reinigen”. |
| Es
liefert eine einfache kindliche Theorie der Krankheit daß sie
ein Schmutz ist der abgewaschen werden kann. |
| Wie es „infantile Sexualtheorien
gibt” so überhaupt infantile Theorien.
Das heißt aber nicht daß alles was ein Kind tut aus
einer |
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Das Richtige & Interessante ist nicht zu sagen das
ist aus dem hervorgegangen, sondern: es könnte so
hervorgegangen sein. |
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643 Daß das Feuer zur Reinigung gebraucht wurde ist klar. Aber nichts kann wahrscheinlicher sein als daß die denkenden Menschen Reinigungszeremonien auch wo sie ursprünglich nur als solche gedacht gewesen wären später mit der Sonne in Zusammenhang gebracht haben. Wenn sich einem Menschen ein Gedanke aufdrängt (Feuer-Reinigung) |
| Die gänzliche
Zerstörung durch das Feuer anders als durch Zerschlagen
Zerreißen etc. muß den Menschen aufgefallen
sein. |
| Auch wenn man nichts von einer solchen Verbindung des Reinigung & Sonne Gedankens wüßte könnte man annehmen, daß er irgendwo wird aufgetreten sein. |
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680
„soul-stone” Da sieht man wie eine solche Hypothese arbeitet. |
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681 Das würde darauf deuten, daß hier eine Wahrheit zu Grunde liegt & kein Aberglaube. (Freilich ist es dem dummen Wissenschaftler gegenüber leicht in den Geist des Widerspruchs zu verfallen.) Aber es kann sehr wohl sein daß der völlig enthaarte Leib uns in irgend einem Sinne den Selbstrespekt zu verlieren verleitet. (Brüder Karamasoff) Es ist gar kein Zweifel daß eine Verstümmelung die uns in unseren |
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