24.3.50.
Gestern von Wien zurück. Danach
kommt mir London furchtbar trübselig
vor. Die Ordnung selbst ist hier
ekelhaft. Die Menschen sind von den Bedürfnissen
selbst getötet. Jeder Schwung ist, wie durch
eine ungeheure Reibung, gänzlich
ausgezehrt. |
In einem
Bild muß das Weiß die hellste Farbe sein. |
In der
Trikolore kann z.B. das
Weiß nicht dunkler sein als das
Blau& Rot || (& Rot) || , oder
Rot. |
Hier gibt es eine Art Farbmathematik.
|
26.3.
Aber auch das reine Gelb ist heller als das reine,
satte Rot, oder Blau. 1 Und ist nun dies ein Satz der Erfahrung? – Ich weiß z.B. nicht, ob Rot (d.h. das reine) heller oder dunkler ist als Blau; ich müßte sie sehen um es sagen zu können. Und doch wenn ich es gesehen hätte, so wüßte ich's nun ein für alle mal, wie das Resultat einer Rechnung. Wo trennen sich hier Logik & Erfahrung || Empirie? |
Das Wort, dessen
Bedeutung nicht klar ist, ist “rein”, oder
“satt”. Wie lernen wir diese Bedeutung?
Wie zeigt es sich, daß Menschen das Gleiche damit
meinen? Ich nenne eine Farbe (z.B. Rot) “satt”, wenn sie weder Schwarz noch Weiß enthält, weder Aber diese Erklärung dient nur einer vorläufigen Verständigung. |
Welche Wichtigkeit hat der Begriff der satten
Farbe? |
Es ist hier
offenbar eine Tatsache wichtig: daß nämlich
Menschen einem Punkt in einer
Farbskala || im Farbkreis eine besondere
Stellung einräumen. Daß sie sich
diese Farbe || diesen Punkt nicht mühsam merken müssen,
sondern Alle immer leicht zu demselben Punkt
finden. |
Gibt es
eine ‘Naturgeschichte der
Farben’,
& wieweit ist sie 2 analog einer Naturgeschichte der Pflanzen?
Ist diese nicht zeitlich, jene unzeitlich? |
Wenn wir sagen,
daß “Sattes
Gelb ist heller als sattes Blau” kein
Satz über die || der Psychologie
ist (denn nur so könnte er ein Satz der
Naturgeschichte sein) – so heißt
das, || : wir verwenden ihn
nicht als naturgeschichtlichen Satz, – & die Frage
ist dann: Wie sieht die andere, unzeitliche,
Verwendung aus? |
Denn nur so ließe sich der ‘farbmathematische’ Satz vom naturgeschichtlichen
unterscheiden. |
Oder auch: Die || die Frage ist die: kann || Kann man hier zwei Verwendungen
(klar) unterscheiden? |
Hast Du Dir
zwei Farbtöne A & B ‘gemerkt’ || eingeprägt, &
A ist heller als B; || ,
& nennst Du danach einmal einen Farbton
“A” & einen andern “B”,
& dieser aber ist heller als
jener, || : so hast Du die
Farbtöne falsch benannt. (Das ist
Logik.) |
Der
Begriff der ‘satten’ Farbe
ist || sei von solcher Art, daß
das satte x nicht einmal heller, einmal dunkler sein kann als
das satte y; d.h., daß es keinen Sinn
hat, zu sagen, es sei einmal heller, ein andermal dunkler.
Dies 3 ist eine Begriffsbestimmung & gehört wieder
zur Logik. Ob ein so bestimmter Begriff nützlich ist || sei, oder nicht, ist hier nicht entschieden. |
Es könnte dieser Begriff nur eine
sehr beschränkte Verwendung haben. Und zwar
darum weil, was wir für gewöhnlich ein sattes X
nennen, ein Farbeneindruck || Farbeindruck innerhalb einer bestimmten Umgebung ist.
Vergleichbar dem ‘durchsichtigen’
X. |
Gib Beispiele
von einfachen Sprachspielen mit dem Begriff
der ‘satten Farben’! |
Ich nehme an gewisse |
Oder es
ließe sich die Heimat gewisser Blumen nach der Sattheit
ihrer Farben erraten. So daß man
z.B. sagen könnte: “Das muß eine Alpenblume sein, weil ihre Farbe so intensiv ist.” |
In so einem Fall könnte
es ein || aber helleres &
dunkleres sattes Rot etc.
geben. |
Und
muß ich nicht zugeben, daß Sätze oft an der
Grenze von Logik & Empirie gebraucht 4 werden, so daß sie über die Grenze hin & her wechseln || ihr Sinn
über die Grenze hin & her wechselt &
sie bald (als)
Ausdruck einer Norm behandelt werden, bald als Ausdruck
einer || der Erfahrung. || bald als Ausdruck
einer || der Erfahrung behandelt werden || Ausdruck einer
Norm, bald ¤ Ausdruck einer || der Erfahrung
sind. Denn es ist ja nicht der ‘Gedanke’ (etwas, was den Satz begleitet || eine psychische Begleiterscheinung), sondern seine || die Verwendung (etwas, was ihn umgibt), das || die || was den Unterschied zwischen logischen Satz || Satz der Logik & Erfahrungssatz begründet || logischem Satz vom Erfahrungssatz unterscheidet. |
(Das falsche Bild verwirrt, das richtige Bild
hilft.) |
Die
Frage wird z.B. sein: Läßt
sich, was “sattes
Grün” heißt, dadurch
beibringen, daß man lehrt, was sattes
|
Der ‘Glanz’, das ‘Glanzlicht’
kann nicht schwarz sein. Ersetzte ich das
Helle der Glanzlichter in einem Bild durch
Dunkelheit || Schwärze
so wären's nun nicht schwarze
Glanzlichter: & zwar nicht einfach
darum, weil in der Natur das Glanzlicht nur so & nicht anders
entsteht, sondern auch weil wir auf ein
Glanzlicht || Licht an dieser
Stelle in bestimmter Weise reagieren. Eine Flagge mag
rot || gelb & schwarz, eine andere
rot & schwarz || gelb & weiß
sein. |
Durchsichtigkeit im Bild gemalt wirkt anders || hat
andere Wirkung als 5 Undurchsichtigkeit. |
Warum ist ein durchsichtiges Weiß nicht
möglich? – Male einen durchsichtigen
roten Körper, & dann ersetz Rot durch Weiß!
Schwarz & Weiß haben selbst ihre Hand im Spiele bei der Durchsichtigkeit einer Farbe. || haben bei der Durchsichtigkeit einer Farbe schon ihre Hand im Spiele. Ersetzt Du das Rot durch Weiß, so kommt der Eindruck der Durchsichtigkeit nicht (mehr) zu Stande; wie der Eindruck der Körperlichkeit nicht zu Stande kommt, wenn Du die Zeichnung verwandelst || aus der Zeichnung machst. |
27.3.
Warum ist eine satte Farbe nicht einfach:
diese, oder diese, oder diese, oder
diese? – Weil man sie auf andere Art
wiedererkennt, oder bestimmt. |
Was uns mißtrauisch machen kann, ist, daß
Manche drei Grundfarben zu erkennen glaubten, Manche vier.
Manche hielten dafür, daß Grün eine
Zwischenfarbe von Blau & Gelb sei, & mir,
z.B., kommt das falsch vor auch abgesehen von
jeder Erfahrung. Blau & Gelb, sowie Rot & Grün, erscheinen mir als Gegensätze – aber das mag einfach daherrühren, daß ich gewöhnt bin, sie im 6 Farbenkreis an entgegengesetzten Punkten zu sehen.
Ja, welche Wichtigkeit hat für mich (sozusagen psychologisch) die Frage nach der Zahl der Reinen Farben? |
Ich scheine ein logisch Wichtiges zu
sehen: Wenn man Grün eine Zwischenfarbe von Blau
& Gelb nennt, dann muß man
z.B. auch sagen können, was ein nur
leicht bläuliches Gelb heißt, oder ein nur etwas gelbliches
Blau. Und diese Ausdrücke sagen mir gar
nichts. Aber könnten sie nicht einem Andern etwas
sagen? Wer mir also eine || die Farbe einer Wand so beschriebe “Sie war ein etwas |
Wie es ein absolutes Gehör gibt
& Leute, die es nicht besitzen, 7 so könnte man sich doch denken, daß es
bei den Farben || mit Bezug auf das
Farbensehen eine große Zahl verschiedener Veranlagungen
gäbe. Vergleiche z.B. den Begriff ‘satte Farbe’ mit ‘warme Farbe’. Müßten alle Leute ‘warme’ & ‘kalte’ Farben kennen? es sei denn, daß man sie einfach lehrt, eine bestimmte Disjunktion von Farben so oder || , bezw. so zu nennen. Könnte nicht z.B. ein Maler gar keinen Begriff von ‘vier reinen Farben’ haben, ja, es lächerlich finden von solchen zu reden? |
Oder auch so: Was ginge Menschen
ab, denen dieser Begriff gar nicht natürlich
ist? |
Frage so:
“Weißt Du, was “rötlich”
bedeutet? & wie zeigst Du, daß Du's
weißt? Sprachspiele: “Zeige ein rötliches Gelb (Weiß, Blau, Braun)!” – “Zeige ein noch rötlicheres!” – “Ein weniger rötliches!” etc. Beherrscht Du nun diese Spiele, so werde der Befehl gegeben || verlangt “Zeig ein etwas rötliches Grün!” Nimm nun zwei Fälle an: Der eine: Du zeigst daraufhin auf eine Farbe (& immer auf die gleiche), etwa || z.B. auf ein Olivgrün – der andere: Du sagst “Ich weiß nicht, was das heißt”, oder “Das gibt's nicht”. Man könnte geneigt sein, zu sagen, der Eine habe einen andern Farbbegriff als der Andre; oder einen 8 andern Begriff von ‘ …lich’. |
Wir reden
von “Farbenblindheit”
& nennen sie einen Defekt. Aber es
könnte leicht mehrere verschiedene Anlagen geben, von denen
keine den andern gegenüber || keine
gegen die andre offenbar
minderwertig ist. – Und denk auch daran, daß ein
Mensch durch's Leben gehen kann, ohne daß seine
Farbenblindheit bemerkt wird, bis eine
besondere || seltene Gelegenheit sie
herausbringt. || zum Vorschein bringt.
|
So können also
verschiedene Menschen verschiedene Farbbegriffe
haben? – Etwas verschiedene. In
einem oder dem andern Zug verschiedene. Und das wird ihre
|
Hier möchte ich eine allgemeine
Bemerkung über die Natur der philosophischen Probleme
machen. Die philosophische Unklarheit ist quälend. Sie wird wie eine Schande, jedenfalls beschämend empfunden. || wird als beschämend empfunden. Man fühlt, || : man kennt sich nicht aus, wo man sich auskennen sollte. Und dabei ist es doch nicht so. Wir können || Man kann sehr wohl leben, ohne diese Unterscheidungen. || ohne eine Lehre von unsern Begriffen. || auch ohne sich hier auszukennen. |
Wie hängen Farbenmischung & ‘Zwischenfarbe’
zusammen? Man 9 kann offenbar von Zwischenfarben in einem Sprachspiel
reden, in welchem || worin Farben gar
nicht durch Mischung erzeugt werden, sondern nur vorhandene
Farbtöne gewählt werden.
Und doch ist ein Gebrauch des Begriffes der Zwischenfarbe auch, die Farbenmischung zu erkennen, die einen Farbton erzeugt. |
Lichtenberg sagt, nur wenige Menschen hätten je
reines Weiß gesehen. So verwenden also die
Meisten das Wort falsch? Und wie hat
er den richtigen Gebrauch gelernt? –
Vielmehr: er hat aus dem tatsächlichen einen Idealgebrauch
konstruiert. Wie man eine Geometrie konstruiert.
Aber mit “Ideal” ist hier nicht etwas besonders Gutes, sondern nur etwas auf die Spitze Getriebenes gemeint. || Aber damit meine ich nicht || Und das soll nicht heißen einen bessern als den gewöhnlichen Gebrauch sondern einen irgendwie auf die Spitze getriebenen. |
Und freilich kann so ein auf die Spitze
getriebener || konstruierter uns
wieder über den wirklichen Gebrauch
belehren. Und es könnte auch sein,
daß wir, z.B. für wissenschaftliche
Zwecke, einen neuen Begriff des ‘reinen Weiß’
einführen. ||
Und freilich kann so ein erfundener uns wieder über den
wirklichen Gebrauch belehren.
(Ein solcher neuer Begriff entspräche dann etwa dem chemischen Begriff des || eines ‘Salzes’.) 10 |
In wiefern ist Weiß &
Schwarz mit Gelb, Rot und Blau zu vergleichen,
& in wiefern nicht? Hätten wir eine gewürfelte Tapete aus roten, blauen, grünen, gelben, schwarzen & weißen Quadraten, so wären wir nicht geneigt zu sagen, sie sei aus zweierlei Bestandteilen zusammengesetzt, aus ‘färbigen’ & ‘farblosen’ etwa. || & ‘unfärbigen’ etwa. |
Denken wir uns nun, daß Menschen
nicht farbige & schwarz-weiße Bilder kontrastierten, sondern farbige
& blau-weiße Bilder.
D.h.: Könnte nicht auch Blau
als keine eigentliche Farbe empfunden (&
d.h. gebraucht) werden? |
Meinem Gefühl nach
löscht Blau das Gelb aus, – aber warum sollte ich nicht ein
etwas grünliches Gelb ein “bläuliches Gelb” nennen & Grün eine Zwischenfarbe von
Blau & Gelb, & ein stark bläuliches Grün ein
etwas gelbliches Blau? |
In einem grünlichen Gelb merke ich
noch nichts Blaues. – Grün ist
für mich eine neue || besondere Station auf dem
farbigen Wege von Blau nach Gelb, & Rot ist
eine andere. || auch eine. |
Was hätte Einer vor mir
voraus, der einen direkten Farbenweg zwischen Blau &
Gelb kennte? Und wie zeigt es sich, daß ich so einen
Weg nicht kenne? – Liegt 11 alles an den mir möglichen
Sprachspielen mit der Form “ …lich”? |
Man wird sich also fragen müssen: Wie sähe es
aus, wenn Menschen Farben kennten, die auch unsre
Normalsichtigen nicht kennen. Diese
Frage wird sich im allgemeinen nicht eindeutig beantworten
lassen. Denn es ist nicht ohne
weiteres klar, daß wir von diesen || solchen Abnormen sagen müssen, sie
kennten andere Farben. Es gibt ja kein allgemein
anerkanntes Kriterium dafür, was eine Farbe sei, es sei denn,
daß es eine unsrer Farben ist. Und doch ließen sich |
28.3.
Man muß in der Philosophie nicht nur immer
wieder || in jedem Fall lernen, was
man über einen Gegenstand sagen soll || über einen Gegenstand zu sagen ist, sondern
wie man über ihn zu reden hat. Man muß
immer wieder erst die Methode lernen, wie er anzugehen ist.
|
Oder auch: In
jedem ernstern Problem reicht die Unsicherheit bis in die Wurzeln
hinab. |
Man
muß immer gefaßt sein, etwas gänzlich Neues zu
lernen. 12 |
In den
Farben: Verwandtschaft, &
Gegensatz. (Und das ist Logik.) |
Was heißt es, “Das Braun
ist dem Gelb verwandt”? |
Heißt es, daß ich die Aufgabe, ein etwas
bräunliches Gelb zu wählen, ohne weiteres
verstünde? (Oder ein etwas gelblicheres
Braun.) |
Die
farbige Vermittlung zwischen zwei
Farben. |
“Gelb
ist dem Rot verwandter als dem Blau.” – |
Der Unterschied zwischen
Schwarz-Rot-Gold & Schwarz-Rot-Gelb.
– Gold |
Tatsache ist, daß wir im Stande sind uns über
die Farben der Dinge mittels sechs Farbnamen – zu
verständigen. Auch, daß wir
die Wörter “Rötlichgrün”, “Gelblichblau”,
etc. nicht verwenden. |
Beschreibung eines Zusammenlegspiels durch die
Beschreibung der Steine. Ich nehme an daß diese nie eine
räumliche Form erkennen lassen, sondern uns als flache
ein- oder mehrfarbige
Stückchen erscheinen. Erst zusammengesetzt
wird etwa ein “Schatten”, ein
“Glanz”, eine ‘konkave, oder
konvexe einfarbige
Fläche’ etc.
13 |
Ich kann sagen: Dieser Mann unterscheidet
nicht Rot & Grün: Kann ich aber sagen:
Wir Normalen unterscheiden Rot & Grün?
Wir könnten aber sagen: “Wir sehen hier 2 Farben, jener
nur eine.” |
Die
Beschreibung der Phänomene der Farbenblindheit ist
eine psychologische || gehört in die || zur Psychologie. Also auch die
der Phänomene des normalen Farbensehens?
Gewiß, – aber was setzt so eine
Beschreibung voraus, für wen ist es eine Beschreibung, oder
besser: welcher Hilfsmittel bedient sie sich? || aber
was nennt man “Phänomene des
normalen Farbensehens”, was ihre Beschreibung, & für wen ist sie
bestimmt? Wenn ich sage “Was setzt sie
voraus?”, so heißt das:
“Wie muß einer auf
sie schon reagieren, um sie zu
verstehen.” Wer in einem Buch die
Phänomene der
Farbenblindheit beschreibt,
beschreibt sie mit den Begriffen der Sehenden. ||
Jene erste Beschreibung an die ich dachte, war eine
mittels der Begriffe der Sehenden.
|
Dieses Papier
ist an verschiedenen Stellen verschieden hell; aber
kann ich sagen, es sei nur an gewissen Stellen weiß, an
den Eine Flächenfarbe ist eine Qualität einer Fläche. Man könnte (also) versucht sein, sie keinen reinen Farbbegriff zu nennen. Aber was wäre dann ein reiner? |
Es ist nicht richtig, daß in einem Bild das Weiße
stets die hellste Farbe sein muß.
Wohl aber in einer flächenhaften
Kombination von Farbflecken || einem
Flächenornament. Ein Bild könnte ein Buch
weißen Papiers im Schatten darstellen & heller als dieses
einen gelben oder || gelb, oder blau,
oder rötlich leuchtenden Himmel. Beschreibe
ich aber eine Fläche || Ebene || ebene
Fläche, 14 etwa eine Tapete || eine
Tapete z.B., & sage sie sei mit
rein gelben, roten, blauen, weißen & schwarzen
Quadraten bedeckt || : sie bestehe aus rein gelben,
roten, blauen, weißen & schwarzen
Quadraten, || – so können die
gelben nicht heller sein als die weißen, die roten nicht heller als
die gelben.
Darum waren die Farben für Goethe Schatten. |
Es
scheint (doch) einen einfacheren || elementarern || fundamentalern || reinern
Farbbegriff zu geben, als den der Oberflächenfarbe.
Dieser, möchte man denken, wäre || Er wäre, möchte man denken,
dargestellt || darzustellen entweder durch
winzige || reine farbige
Flächenstückchen || Flächen || Elemente des Gesichtsfelds, oder durch
leuchtende Punkte nach Art der Sterne. Aus diesen
Punktfarben, oder ganz || sehr kleinen
Farbmustern || Farbflecken setzten sich
dann auch die größeren farbigen
Flächen || Ausdehnungen zusammen.
So daß Aber wie soll man z.B. so ein kleines Farbmuster mit einem Stück der größeren Oberfläche vergleichen? Welche Umgebung soll das Farbmuster haben? |
29.3.
Wir sind im gewöhnlichen Leben beinahe
nur von || von
lauter unreinen Farben umgeben. Um so
merkwürdiger, daß wir einen Begriff von reinen
Farben gebildet haben. |
Warum reden wir nicht von einem 15 ‘reinen’
Braun? Ist der Grund davon bloß die Stellung des Braun
zu den andern ‘reinen’ Farben,
seine Verwandtschaft mit ihnen allen? – Braun
ist vor allem nur Oberflächenfarbe.
D.h., || :
es gibt kein klares Braun, sondern nur ein
trübes. Auch: Braun
enthält Schwarz. – (﹖)
– Wie müßte sich
ein Mensch benehmen, daß man von ihm sagen könnte, er
kenne || sähe ein reines,
primäres, Braun? |
Wir müssen uns immer wieder
an
die Frage erinnern || die Frage vorhalten: Wie
lernt der Mensch die Bedeutungen || Bedeutung der Farbnamen?
|
Was heißt “Braun enthält Schwarz”. Es gibt mehr oder || & weniger schwärzliches Braun. Gibt
es eins, was gar nicht mehr schwärzlich ist? Es gibt
gewiß nicht eins, welches ‘gar nicht gelblich
ist’. |
Wenn wir so weiter
überlegen, so kommen wir also auf ‘interne
Eigenschaften’
der || einer Farbe, an die || fallen uns nach
& nach interne … ein, an die wir anfangs nicht
gedacht hatten. || , so fallen uns nach
& nach erst ‘interne Eigenschaften’ der Farben ein. Und das
zeigt den Gang einer philosophischen
Untersuchung. || kann uns den Gang einer philosophischen
Untersuchung zeigen. Wir
müssen immer (wieder) gewärtig
sein, daß wir
auf eine neue, noch nicht von uns bedachte,
uns entsinnen können. || uns eine neue, die wir
nicht bedacht haben, ¤
einfällt. |
Wir dürfen auch nicht vergessen, daß
unsre Farbwörter den Eindruck einer
Fläche charakterisieren auf der unser Blick
herumschweift. Dazu sind sie da. 16 |
“Braunes Licht”. Angenommen, es werde
vorgeschlagen ein Lichtsignal auf der Straße sollte
braun sein. |
Es ist
(eigentlich) || nur
zu erwarten, daß wir Adjektiva finden
(werden), die (wie ja
z.B. “schillernd”)
Farbcharakteristika einer ausgedehnten Fläche sind, oder
auch einer kleinen Ausdehnung in einer bestimmten
Umgebung (“glänzend“ || “leuchtend”) || schimmernd,
flimmernd. |
Ja, die reinen
Farben haben nicht einmal besondere allgemein
gebrauchte Namen, so unwichtig || wenig wichtig sind sie
uns. |
Denken wir uns jemand malte jedes beliebige Stück der Natur,
& |
So kämen wir also
vielleicht dazu kleinen Farbflecken || Farbstückchen auf einem schwarzen
Grund (z.B.) besondere Namen zu
geben. Ich will damit eigentlich zeigen, daß es gar nicht a priori klar ist welches die primitiven || einfachen || reinen Farbbegriffe sind. 17 |
30.3.
∣ Es ist nicht unerhört, || nichts
Unerhörtes, daß || nichts Unerhörtes darin,
daß der Charakter des Menschen von der Außenwelt
soll beeinflußt werden können || beeinflußt werden
kann (Weininger). Denn das heißt ja nur, daß
erfahrungsgemäß die Menschen sich mit den Umständen
ändern. Fragt man: Wie
könnte die Umgebung den Menschen, das Ethische
im Menschen || in ihm
zwingen, || ? – so
ist die Antwort, daß er zwar sagen mag “Kein Mensch muß
müssen”, aber doch unter
solchen || so gearteten Umständen so & so
handeln wird. ‘Du mußt nicht, ich kann Dir einen (andern) Ausweg sagen, – aber Du wirst ihn nicht ergreifen.’ ∣ |
Es
ist nicht wahr, daß eine Ich würde von einem Rubin nicht sagen, er habe ein schwärzliches Rot, denn das würde auf Trübe deuten. (Anderseits erinnere Dich, daß sich Trübe & Durchsichtigkeit malen lassen.) |
Ich behandle die Farbbegriffe
ähnlich wie die Begriffe der 18 Sinnesempfindungen. |
Die
Farbbegriffe sind ähnlich zu behandeln wie die
Begriffe der Sinnesempfindungen. |
Es gibt nicht den reinen
Farbbegriff. |
Woher aber dann die Täuschung? Ist sie nicht eine
falsche || vorschnelle Vereinfachung
in der Logik wie jede andre? |
D.h.: die verschiedenen
Farbbegriffe sind wohl eng mit einander verwandt, die
verschiedenen ‘Farbwörter’ haben einen verwandten Gebrauch, aber es sind mancherlei
Unterschiede. |
Runge
sagt, es gebe durchsichtige & undurchsichtige Farben.
Aber ein grüner Glaswürfel || Würfel von grünem
Glas || Stück grünes Glas
auf || im einem Bild || im Bild wird || wird
auf || im einem Bild || im Bild
darum nicht im Bild mit
einem andern Pigment || Farbe || Grün gemalt || wiedergegeben als ein grünes
Blatt || Tuch. |
Es ist ein
eigentümlicher Schritt der Malerei, ein Glanzlicht durch eine
Farbe darzustellen. |
Die Unbestimmtheit im Begriff
der Farbe liegt vor allem in der Unbestimmtheit des Begriffs der
Farbengleichheit, also der Methode des Vergleichens der
Farben. |
Es gibt eine Goldfarbe, aber
Rembrandt
hat Gold || einen
goldenen Helm nicht
durch Auftragen von || mit Goldfarbe
dargestellt. 19 |
Was macht Grau zu einer neutralen Farbe?
Ist es etwas Physiologisches, oder etwas Logisches?
Was macht die bunten Farben zu bunten? Liegt es im Begriff, oder in Ursache & Wirkung? Warum nimmt man in den ‘Farbenkreis’ nicht Weiß & Schwarz auf? Nur weil das gegen unser Gefühl verstieße || ein Gefühl in uns streitet? |
Es gibt kein leuchtendes Grau.
Gehört das zum Begriff des Grau, oder zur Psychologie, also
zur Naturgeschichte, des Grau. Und ist es nicht seltsam,
daß ich es || das nicht
weiß? |
Daß die Farben ihre charakteristischen Ursachen
& Wirkungen haben, |
Grau
ist zwischen zwei Extremen (Schwarz & Weiß) &
kann eine Tönung von jeder andern Farbe
annehmen. |
Wäre es denkbar, daß jemand alles, was wir
weiß sehen, schwarz sähe & umgekehrt? |
In einem bunten Muster
könnte Schwarzes & Weißes neben Rotem &
Grünem etc. sein, ohne als
andersartig herauszufallen. || sich
abzusondern. Nur im Farbenkreis fiele es heraus. Schon weil sich Schwarz & Weiß mit allen andern Farben mischen, besonders auch: jedes mit seinem || beide mit ihrem Gegenpol. 20 |
Kann man sich nicht vorstellen daß Menschen eine
andere Farbengeometrie hätten, als unsre normale?
Und das heißt natürlich: kann man es
beschreiben, kann man der Aufforderung es zu beschreiben
ohne weiteres nachkommen, weiß man also
unzweideutig, was von uns verlangt wird?
Die Schwierigkeit ist (offenbar) die: Zeigt uns nicht gerade unsre || die Farbengeometrie, wovon die Rede ist, daß nämlich von den Farben die Rede ist? |
Die Schwierigkeit es sich
vorzustellen (oder es sich
auszumalen) ist also eigentlich die, zu wissen,
|
Die Schwierigkeit ist also, zu wissen, was hier als
das Analogon eines uns Bekannten zu betrachten ist. |
Eine Farbe, die als Farbe
einer Wand ‘schmutzig’
wäre, ist es darum nicht in einem Gemälde. |
Ich bezweifle, daß
Goethes
Bemerkungen über die Charaktere der Farben für einen Maler
nützlich sein können. Höchstens
für einen Dekorateur, & das auch nicht || kaum. || Kaum für einen
Dekorateur. 21 |
Gäbe es
eine Harmonielehre der Farben, so würde sie etwa mit
einer Einteilung der Farben (&
Farbzusammenstellungen) in verschiedene Gruppen
anfangen, & gewisse Mischungen oder
Nachbarschaften verbieten, andere erlauben; & sie würde,
wie die || unsre
Harmonielehre, keine Begründung ihrer
Regeln angeben || geben. || , ihre
Regeln nicht begründen.
|
Kann uns das kein Licht
aufstecken über die Art jener
Unterscheidungen zwischen den Farben? |
Wir sagen
nicht, A wisse etwas, B das Gegenteil. Setzt
man aber statt “wissen” “glauben”, so
ist es ein Satz. |
Runge an
Göthe: “Wenn man
sich ein bläuliches Orange, ein rötliches Grün oder ein
gelbliches Violett denken will, wird einem so
zumute wie bei einem südwestlichen
Nordwinde.”
Ebendaselbst: “Weiß sowohl als Schwarz sind beide undurchsichtig oder körperlich … Weißes Wasser wird man sich nicht denken können, was rein ist, so wenig wie klare Milch. Wenn das Schwarze bloß dunkel machte, so könnte es wohl klar sein; da es aber schmutzt, so kann es solches nicht”. |
In meinem Zimmer um mich her sind verschieden
gefärbte Gegenstände. Es ist leicht, ihre Farben
anzugeben. 22 Wenn ich aber gefragt würde, welche
Farbe ich jetzt von hier aus, an dieser Stelle
meines Tisches etwa, sehe, so könnte ich das nicht
beantworten || darauf nicht antworten. Ich || ; ich
könnte sagen die Stelle ist weißlich (weil der braune Tisch hier von der hellen
Wand erhellt || aufgehellt wird),
sie ist jedenfalls weit heller als das
Übrige des Tisches, aber ich könnte
nicht aus Farbmustern eins auswählen, das die
gleiche Färbung hätte wie diese Stelle des
Tisches. |
Daß es mir – oder Allen –
so scheint, daraus folgt nicht, daß es so ist.
Also: Daraus, daß uns Allen dieser Tisch braun erscheint, folgt nicht, daß er braun ist. |
Nennen wir nicht eben den Tisch braun, der dem
Normalen || Normalsichtigen
unter gewissen Umständen braun erscheint? Wir
könnten uns freilich jemand denken, dem die Dinge
unabhängig von ihrer Farbe einmal so, einmal so
gefärbt schienen ‒ ‒ ‒ |
Daß es den Menschen so scheint, ist das || ihr Kriterium dafür, daß es so
ist. 23 |
So scheinen & so
sein mag freilich in speziellen Fällen || Ausnahmsfällen von einander unabhängig sein, aber
das macht sie nicht logisch unabhängig; das Sprachspiel
liegt nicht in der Ausnahme. |
Goldig ist eine
Oberflächenfarbe. |
Wir haben Vorurteile die Verwendung
der Wörter betreffend. |
Auf die Frage “Was bedeutet ‘rot’, ‘blau’, ‘schwarz’,
‘weiß’”, können wir
freilich gleich auf Dinge, die so gefärbt sind, zeigen, –
aber das ist auch alles. Weiter || : weiter geht unsre
Kenntnis der Bedeutungen || Fähigkeit die Bedeutungen zu erklären
nicht. |
Im übrigen machen wir uns von
ihnen keine, oder eine ganz rohe& falsche || , zum
Teil falsche Vorstellung. |
‘Dunkel’ &
‘schwärzlich’ ist || sind nicht der gleiche
Begriff. |
Runge sagt, “das Schwarz
‘schmutze || schmutzt’”: was
heißt das? Ist es || das
eine Wirkung des Schwarzen auf's
Gemüt? Ist hier eine Wirkung der
Beimischung der schwarzen Farbe gemeint? |
Worin liegt es daß ein
dunkles Gelb nicht als ‘schwärzlich’
empfunden werden muß, auch wenn wir es dunkel nennen?
Die Logik der Farbbegriffe ist 24 eben viel komplizierter als es
scheinen möchte. |
Die Begriffe ‘matt’ &
‘glänzend’. Wenn man sich unter ‘Farbe’ etwas
denkt, was die Eigenschaft eines Punktes im Raum ist, dann haben die
Begriffe matt & glänzend keinen Bezug auf diese
Farbbegriffe. |
Die erste ‘Lösung’, die uns für das Farbproblem || Problem der Farben einfällt, ist daß die ‘reinen’ Farbwörter || Farbbegriffe beziehen sich auf Punkte oder unteilbare keine Flecken im Raum . || sich auf Punkte oder unteilbare kleine Flecken im Raum beziehen. Frage: Wie sind die Farben zweier solcher Punkte zu vergleichen? Einfach indem man den Blick von dem einen zum andern kehrt || wendet || gehen läßt? Oder durch einen || den Transport |
Ich
könnte mir einen Logiker denken || vorstellen, der sagte || sagt || erzählt, er ist jetzt nun endlich so weit || sei
jetzt || nun endlich dahin gelangt, daß er
2 × 2 = 4 wirklich denken kann || könne. || sagt, er könne
sich jetzt 2 × 2 = 4 wirklich denken.
|| sagt, er könne 2
× 2 = 4 wirklich denken.
25 |
Wenn Du Dir
über die Rolle der Logik in den Farbbegriffen nicht klar bist,
beginne mit dem einfachen Fall eines gelblichen Rot,
z.B.. Dies gibt es, daran zweifelt
niemand. Wie lerne ich den Gebrauch des Wortes
“gelblich”? Durch Sprachspiele des Ordnens
z.B.. Ich kann also lernen, in Übereinstimmung mit andern, gelbliche & gelblichere, Rot, Grün, Braun, Weiß zu erkennen. Dabei mache ich selbständige Schritte wie in der Mathematik || Arithmetik. Die Aufgabe, ein gelbliches Blau zu finden, mag der Eine durch ein Grünblau lösen, der Andre nicht verstehen. Wovon hängt das ab? Ich sage, Grünblau enthält kein Gelb; wenn nun ein Andrer sagt, doch, es enthält Gelb, wer hat Recht? Wie ist es zu prüfen? Unterscheiden sich die beiden nur durch ihre Worte? – Wird nicht der Eine ein reines Grün anerkennen, das weder zum Blauen noch zum Gelben neigt? Und was ist der Nutzen hievon? In welchen Sprachspielen läßt sich das verwenden? – Er wird jedenfalls die Aufgabe lösen können grüne Dinge auszusondern, die nichts Gelbliches haben, & solche, die kein Blau enthalten. Darin wird der Trennungspunkt ‘Grün’ 26 bestehen, den der Andre
nicht kennt. |
Der Eine wird ein Sprachspiel erlernen können, das der
Andre nicht erlernen kann. Und darin muß ja
auch alle Art der Farbenblindheit
bestehen. Denn könnte der ‘Farbenblinde’ die
Sprachspiele des Normalen lernen, warum sollte man ihn
von gewissen Berufen ausschließen? |
Hätte man also
Runge auf
den || diesen
Unterschied von Grün & Orange aufmerksam gemacht, so
hätte er vielleicht die Idee, es gäbe nur drei
|
Inwiefern nun gehört,
ob Einer ein Spiel erlernen oder nicht erlernen kann, der Logik
& nicht der Psychologie an? |
Ich sage: Wer
dies Spiel nicht spielen kann, hat diesen Begriff
nicht. |
Wer
hat den Begriff ‘morgen’? Von wem sagen wir, er hätte
ihn? |
Ich sah auf einer Photographie einen Buben mit
glatt zurückgekämmtem blonden
Haar & einer schmutzigen hellen Jacke mit einem || &
einen Mann mit 27 dunklem Haar vor einer Maschine stehen, die zum Teil aus
schwarz gestrichenen Gußteilen, teils aus bearbeiteten, glatten
Wellen, Zahnrädern,
etc. || u.a., bestand, & daneben
ein Drahtgitter || Gitter aus hellem
verzinktem Draht.
Das bearbeitete Eisen sah
eisenfarbig aus; || hatte Eisenfarbe, das Haar des Jungen
war blond, die Gußteile schwarz, das Gitter
zinkfarbig, obgleich alles nur durch die || hellere & dunklere Töne des
Kopierpapiers || photographischen
Papiers dargestellt war. |
Es könnte wohl einen Geistesschwachen geben, der den
Begriff ‘morgen’ nicht erlernen || mag Geistesschwache geben, denen man
den Begriff ‘morgen’ nicht
beibringen kann, oder den Begriff ‘ich’,
& || oder das Ablesen der
Uhrzeit. Er würde den Gebrauch des Wortes “morgen”
|
Wem kann ich nun beschreiben || mitteilen, was der || dieser
Geistesschwache nicht erlernen kann? Nicht nur dem, der
es selbst erlernt hat? Kann ich Einem nicht mitteilen, der & der könnte höhere Mathematik nicht erlernen, auch wenn jener sie nicht beherrscht? Und doch: weiß es, wer höhere Math. gelernt hat, nicht genauer? Versteht nicht der das Wort “Schach” anders, der das Schachspiel || Spiel kann || gelernt hat als der es nicht kann? Was nennt man “eine Technik beschreiben”? |
Oder so:
Hat || Haben der
Normalsehende || Normalsichtige & der Farbenblinde die gleiche
Konzeption von der || den gleichen Begriff
der Farbenblindheit? Und doch versteht der Farbenblinde den Satz || die Aussage “Ich bin farbenblind” & auch die gegenteilige. Zu den Dingen, die der Farbenblinde nicht erlernen || lernen kann, gehört auch: die Farbenblindheit eines Andern feststellen. || Ein Farbenblinder kann nicht nur unsre Farbnamen, sondern auch das Wort “farbenblind” nicht ganz so verwenden lernen wie ein Normaler. Er kann z.B. die Farbenblindheit nicht immer feststellen, wo es der andre || der Normale es kann. |
Und wem kann ich beschreiben, was wir Normalen
alles erlernen können? 28
Auch das Verstehen der Beschreibung setzt schon voraus, daß er etwas gelernt hat. Wie kann ich Einem beschreiben, ¤ wie wir das Wort “morgen” gebrauchen? Ich kann ein Kind || einen Menschen dies || es lehren; aber das heißt nicht ihm den Gebrauch beschreiben. Aber kann ich doch die Praxis von Leuten beschreiben, die einen Begriff haben, z.B. ‘rötlichgrün’, den wir nicht besitzen? – Ich kann diese Praxis doch jedenfalls niemand lehren. |
Kann ich denn auch nur
sagen: “Diese Leute
nennen dies (ein Braun etwa)
rötlichgrün”?
Wäre es dann eben nur ein andres Wort für etwas,
wofür auch ich eins habe? Wenn sie |
Ich habe aber doch immer wieder gesagt, man könne sich denken,
daß unsre Begriffe anders wären, als sie sind. War
das alles Unsinn? |
11.4.
Die Göthesche Farbenlehre ist
nicht etwa || eigentlich eine Theorie des Entstehens der
Farben || Lehre von der Entstehung des Spektrums ist nicht
etwa || eigentlich eine Theorie der
Entstehung, die || eine die sich als
ungenügend erwiesen hat, sondern eigentlich gar keine
Theorie. Es läßt sich mit ihrer Hilfe || durch sie nichts vorhersagen. Sie ist
eher ein allgemeines || etwas vages
Schema || Denkschema 29 nach Art derjenigen, ¤ || wie man sie in
James'
Psychologie findet || nach Art derer, die wir in
James'
Psychologie finden. Es gibt ja für die Goethesche Farbenlehre auch kein experimentum crucis. Wer mit Goethe übereinstimmt, findet, daß Goethe die Natur der Farbe richtig erkannt hat. Und die ‘Natur’ besteht || liegt hier nicht in || ist hier nicht eine Summe von Erfahrungen, die wir mit den Farben machen || die sich auf Farben beziehen || die Farben betreffend, sondern im Begriff der Farbe. |
Eins schien || war
Göthe
klar: Aus Dunkelheiten kann sich kein Helles
zusammensetzen, || – wie eben aus mehr
& mehr Schatten kein || nicht Licht
entsteht. Und das || Das aber ließe sich so ausdrücken: Wenn man z.B. Lila ein “rötlich-weißliches Blau || rötlich-weißlich-blau” nennt, oder |
12.4.
‘Die
Farben’, das sind nicht Dinge, die
bestimmte Eigenschaften haben, so daß man ohne weiteres nach Farben
suchen, sich Farben vorstellen könnte, die wir noch nicht
kennen, oder uns jemand vorstellen können, der andere kennt als
wir. Es ist schon möglich, daß wir unter gewissen Umständen sagen würden, jemand kenne || Leute kennten Farben, die wir nicht kennen, aber 30 gezwungen sind wir zu diesem Ausdruck nicht.
Denn es ist nicht gesagt was wir als ausreichende Analogien zu
unsern Farben ansehen sollen, um das sagen zu können.
Es ist hier ähnlich, wie wenn man von infrarotem ‘Licht’
spricht; es ist guter Grund dafür, so zu reden || es zu tun, aber man kann dies auch für einen
Mißbrauch erklären. Und ähnlich geht es mit meinem Begriffe: ‘im Körper des Andern Schmerzen haben’. |
Gäbe es nur Farbenblinde, so könnten
die || sie doch sehr wohl leben; || Ein Stamm von lauter Farbenblinden könnte sehr
wohl leben, aber man kann zweifeln ob sie den unsern entsprechende﹖
Farbnamen gebildet hätten. || aber hätten sie alle
unsre Farbnamen entwickelt & wie entspräche
ihre
Farben || Farbnomenklatur || Nomenklatur
der unsern?
Und wenn nicht, Hätten sie vielleicht drei Grundfarben: Blau, Gelb & ein Drittes, was die Stelle von Rot & Grün einnimmt? – Wie, wenn wir einem Stamm begegneten, der eine solchermaßen von der unsern abweichende Farbnomenklatur hätte? || so einem Stamm begegneten & seine Sprache lernen wollten. Wir würden da auf gewisse Schwierigkeiten stoßen. |
Könnte es nicht Menschen geben, die
unsre Ausdrucksweise, daß Orange ein rötliches Gelb ist
(etc.) nicht
verstünden & die nur dort geneigt wären, so etwas zu
sagen, wo ein Orange
(z.B.) in einem wirklichen
Farbverlauf || Farbübergang von
Rot nach Gelb vorkommt? Und für solche 31 könnte es auch leicht ein
rötliches Grün geben. Sie könnten also nicht ‘die Mischfarbe analysieren’, unsern Gebrauch von x lich y nicht erlernen. (Ähnlich Menschen ohne absolutes Gehör.) |
Und wie wäre es mit den Menschen, die nur
Farb-Form-Begriffe hätten?
Soll ich von ihnen sagen, sie sähen nicht, daß ein grünes Blatt & ein grüner Tisch wenn ich ihnen diese zeige die gleiche Farbe haben, oder: || , daß sie etwas gemein haben? Wie, wenn sie ‘darauf nicht verfallen sind’ verschieden geformte gleichfarbige Gegenstände mit einander zu vergleichen. Dieser Vergleich hatte, in Folge ihrer besondern Umgebung, keine Wichtigkeit für sie, oder nur ganz |
“Wenn sich Einer wirklich freut, so weiß
man's.” Aber man kann
darum den echten Ausdruck doch nicht beschreiben. – Es
ist aber natürlich auch nicht immer wahr, daß man
den echten Ausdruck erkennt, oder weiß, ob der Ausdruck
echt ist. Ja, es gibt Fälle, wo man weder
gern von echt, noch von unecht spricht. Es lächelt
jemand & seine weiteren Reaktionen stimmen weder zur echten,
noch auch, zur verstellten Freude. Wir würden
vielleicht sagen “Ich kenne
mich in ihm nicht aus.” Es ist weder das Bild (Muster) 32 der echten Freude, noch das der
verstellten. Könnte er nicht zum normalen fühlenden Menschen sich verhalten wie der Farbenblinde zum Normalsehenden? |
Ich könnte auf Grund meiner
Kenntnis seines Charakters verläßlich aussagen, er
werde in dieser Situation so & so reagieren,
& er würde || es wäre auch
möglich, daß Andre sich auf mein Urteil verlassen
würden || können, ohne doch von
mir verlangen zu können, daß ich mein Urteil durch eine
verifizierbare Beschreibung begründe. |
Ein Maler hätte den Ausdruck
holder Freude dargestellt – & ich |
Es ist zum
mindesten vorstellbar, daß in einem Land das Gericht sich auf
die Aussage eines Menschen in Bezug auf seine Möglichkeiten
verläßt, wenn der Zeuge ihn eine gewisse Zeit lang gekannt
hat. So fragt man auch heute etwa einen Psychiater ob der
& der des Selbstmords fähig ist. Dabei wird
vorausgesetzt, daß Erfahrung eine solche Aussage im
allgemeinen nicht widerlegt. |
Ich versuche die Gesetze oder
Regeln der Evidenz für Erlebnissätze 33 zu beschreiben:
Charakterisiert man dadurch || so
wirklich, was mit dem inneren Zustand || Seelischen gemeint ist? |
Das
Kennzeichnende des Seelischen scheint zu sein, daß
der Andere es || man es im Andern
nach Äußerem erraten || raten muß &
nur von sich (selbst) her
kennt. Aber wenn durch genaueres Überlegen diese Ansicht (der Sache) explodiert ist || in Rauch aufgegangen ist || aufgeht || zusammenbricht, so wird damit zwar nicht das Innere das Äußere || etwas Äußeres || stellt sich damit nicht heraus daß … das Innere das Äußere ist, aber “äußeres” || äußerlich & ﹖ “inneres” || innerlich sind nun nicht mehr || gelten nun nicht mehr als Eigenschaften || Attribute der Evidenz. || Eigenschaften || Attribute die sich auf die Evidenz beziehen. || so ist nun zwar nicht das Innere das Äußere || zum Äußeren geworden, aber es gibt für uns nicht mehr direkte innere & indirekte äußere Evidenz des Seelischen. “Innere |
Wohl aber gibt es ‘Evidenz für Inneres’ & ‘Evidenz für
Äußeres’. |
“Ich nehme doch nur immer sein
Äußeres || das
Äußere
wahr.” Wenn das Sinn hat,
muß es einen Begriff bestimmen. Aber warum soll ich
nicht sagen, ich nehme seine Zweifel wahr?
(Er kann sie nicht wahrnehmen.)
|
Ja, ich kann oft sein
Inneres beschreiben, wie ich es || ich's
auch wahrnehme, aber nicht sein
Äußeres. |
Die Verbindung von Innen & 34 Außen gehört zu diesen Begriffen.
Wir machen diese Verbindung nicht, um das Innere wegzuzaubern || wegzuschaffen. Es gibt innere Begriffe & äußere Begriffe. |
Was ich sagen will, ist doch, daß das Innere sich
vom Äußern durch seine Logik unterscheidet.
Und daß allerdings die Logik
den Ausdruck “das
Innere” erklärt, ihn || das
Bild von innen & außen erklärt, es
begreiflich macht. |
Wir brauchen den Begriff “seelisch”
(etc.) nicht, um zu
rechtfertigen, daß gewisse unsrer
Schlüsse unbestimmt sind, etc. Sondern
diese Unbestimmtheit, etc., erklärt
|
“Natürlich sehe ich,
eigentlich, nur das
Äußere.” Aber rede ich nicht wirklich nur von Äußerem? Ich sage z.B., unter welchen Umständen die Menschen dieses oder jenes sagen. Und ich meine doch immer äußere Umstände. Es ist also, als ob ich das Innere durchs Äußere erklären (quasi definieren) wollte. Und doch ist es nicht so. |
Liegt es daran, daß das
Sprachspiel etwas Äußeres ist? |
Keine Evidenz lehrt
uns die psychologische Äußerung. 35 |
“seelisch” ist
für mich kein metaphysisches, sondern ein logisches
Epitheton. || Epitheton || Beiwort. |
∣ Ich glaube nicht, daß
man Shakespeare mit
einem andern Dichter zusammenhalten kann. War er vielleicht eher ein Sprachschöpfer als ein Dichter? ∣ |
∣ Ich könnte Shakespeare nur anstaunen; nie etwas mit ihm
anfangen. ∣ |
∣ Ich habe ein tiefes Mißtraun gegen die aller
meisten Bewunderer Shakespeares. Ich glaube, das Unglück ist, daß er, in der westlichen Kultur zum mindesten, einzig dasteht, |
∣ Es
ist nicht, als ob Shakespeare Typen von
Menschen gut portraitierte &
insofern wahr wäre. Er ist nicht
naturwahr. Aber er hat eine so gelenke Hand & einen
so eigenartigen Strich, daß jede seiner Figuren
bedeutend, sehenswert ausschaut. ∣ |
∣ “Das große Herz
Beethovens” – niemand könnte
sagen “das große Herz
Shakespeares”. ‘Die gelenke Hand, die neue
Naturformen der Sprache geschaffen hat’ schiene mir richtiger. ∣ |
Der Dichter kann eigentlich 36 nicht von sich sagen “Ich singe wie der Vogel
singt” – aber
Shakespeare hätte es vielleicht von sich sagen
können. ∣ |
“Ich sehe das
Äußere & stelle mir dazu ein Inneres
vor.” |
Wenn Miene,
Gebärde & Umstände eindeutig sind, dann
scheint das Innere das Äußere zu sein; erst wenn wir das
Äußere nicht lesen können, scheint ein Inneres hinter ihm
versteckt. |
Es
gibt innere & äußere Begriffe, innere
& äußere Betrachtungsweisen des Menschen.
Ja es gibt auch innere & äußere Tatsachen –
sowie es z.B. physikalische
& mathematische In der Natur kommen alle diese Tatsachen vor. Und was ist nun daran falsch? |
Inneres & Äußeres sind nicht nur
erfahrungsmäßig mit einander || ist mit
Äußerem nicht nur erfahrungsmäßig
verbunden, sondern auch logisch. |
Inneres ist mit
Äußerem logisch verbunden, nicht bloß
erfahrungsmäßig. |
“Wenn ich
¤ die Gesetze der
Evidenz für das Seelische
untersuche, 37 so das Wesen des
Inneren || Seelischen.” Ist das wahr? |
Ja. Das
Wesen ist nicht etwas, was aufgezeigt werden kann, es kann
nur in seinen Zügen beschrieben werden. |
Aber spricht dagegen nicht ein
Vorurteil? Wir können freilich die
Eigenschaften des Tintenfasses nach & nach
aufzählen, aber sein Wesen, || –
muß es nicht ein für allemal feststehen, ist es uns nicht eben
mit diesem Gegenstand, den wir vor uns haben ||
Gegenstand vor unsern Augen,, gegeben?
Was wir da vor uns haben, ist doch nicht der ‘Gebrauch Und um ihn darzustellen genügt es nicht nur || nicht Einem ein Tintenfaß in die Hand zu geben. Und das ist nicht, weil der Mensch zu begriffsstützig ist, den Begriff aus dem Gegenstand zu herauslesen || heraus zu lesen. |
Ich kann Einem einen
Gegenstand zeigen, weil seine Farbe auffallend ist
& ich sie dem Andern vorführen
will, aber das setzt schon ein gewisses 38 Spiel zwischen uns voraus. |
Ja, er mag beim Anblick des
Gegenstands staunen || wie staunend stutzen, daß er aber ‘über die Farbe staunt’, daß die Farbe
der Grund des Staunens, & nicht etwa bloß die
Ursache seines Erlebnisses ist, dazu braucht er
den Begriff der Farbe, nicht nur das Sehen ||
nicht nur die Augen. |
Jemand sagt auf sein Ehrenwort aus,
daß der Andre das & das geglaubt habe. – Da
kann man ihn fragen “Woher
weißt Du das”, & er
antworten “Er hat
mir versichert || mich dessen im höchsten Ernst
versichert, & ich kenne ihn
genau.” |
Wenn ich sage “Ich kenne mich in ihm nicht
aus”, so hat das sehr wenig
Ähnlichkeit mit dem Fall: “Ich kenne mich in diesem Mechanismus nicht
aus”. Ich glaube, es
heißt ungefähr: Ich kann sein Benehmen
weniger sicher vorhersagen || vorhersehen als || mit geringerer Sicherheit
vorhersagen || vorhersehen als || nicht mit der Sicherheit
vorhersagen || vorhersehen, wie das
von Leuten, ‘in denen ich mich
auskenne’. |
Es muß die Frage der
Evidenz des Erlebten || für Erlebtes mit der Sicherheit
oder Unsicherheit einer Vorhersage || Voraussicht des Benehmens des Andern
zusammenhängen. Aber ganz so ist es nicht, denn man
sagt ja nur selten die Reaktion des Andern voraus. 39 Ich meine die Nicht-Vorhersehbarkeit muß eine charakteristische || wesentliche Eigenschaft des Seelischen sein. So wie auch die unendliche Vielfältigkeit des Ausdrucks. |
Was
z.B. spricht dafür, was dagegen,
daß der Hund ein Seelenleben hat? Es ist doch wohl nicht seine Gestalt& || , Farbe, oder seine Anatomie. Also ist es sein Benehmen. |
Die, welche sagen, der Hund
habe keine Seele, stützen sich auf das, was er tun kann,
& nicht tun kann. Denn wenn Einer sagte, ein Hund
könne nicht hoffen,, – woraus entnimmt er
das? Und wer “Schau Dir nur das Gesicht & die Bewegungen des || eines Hundes an, & Du siehst, daß er eine Seele hat.” Aber was ist es am Gesicht? Ist es nur die Ähnlichkeit mit dem Mienenspiel des menschlichen? Ist es, wenigstens unter anderem, der Mangel an Steifheit? |
Die
wichtigen feinen Abschattungen des Benehmens, sind nicht
vorhersagbar. |
Aber heißt das: Wenn sie
vorhersehbar wären, so würden wir beim Menschen nicht
von einem Innern 40 im Gegensatz zu Äußerem reden? –
Aber stellen wir uns so eine Vorhersagbarkeit auch
richtig || klar vor? Impliziert
sie z.B., daß wir ihn nicht um eine
Entscheidung fragen würden? |
Denk Dir, wir
begegneten einem Menschen, der keine Seele hätte.
Warum soll so etwas nicht als Abnormität vorkommen
können? Es wäre also ein menschlicher
Leib zur Welt gekommen mit gewissen Lebensfunktionen, aber ohne eine
Seele. Nun, wie sähe das aus? |
Das
Einzige was ich mir da vorstellen kann, ist,
daß dieser Menschenleib automatenhaft |
Wenn es
heißt “Der Mensch besteht
aus einem Leib & einer
Seele”, so wäre dem durch so eine
Erscheinung nicht widersprochen. Denn dies wäre
eben kein (eigentlicher) Mensch, sondern etwas anderes,
& allerdings sehr seltenes. Wie aber kann man
wissen, daß es nie vorkommt? Nur, – wie
sähe dieses Phänomen eigentlich aus? |
Oder soll es nun doch gar kein
Phänomen sein? Soll die Seelenhaftigkeit gar nicht
erkennbar sein? 41 |
Kann es
Herzlosigkeit geben, die keinen Ausdruck besitzt?
Wäre das, was wir “Herzlosigkeit”
nennen? |
Man
könnte es auch so sagen: Wie müßte ein
menschlicher Leib handeln, daß man nicht geneigt wäre,
von inneren &
äußeren Vorgängen || Zuständen
des Menschen zu reden? Immer wieder denke ich da an die || als Antwort: “maschinenhaft”. |
Das feinst gegliederte Benehmen des Menschen ist vielleicht die
Sprache mit dem Ton & dem Mienenspiel. |
Dürfte der Seelenlose Zeichen des
Schmerzes geben? Wenn er Wenn er aber nun immer genau das gleiche leidende Gesicht machte? |
Es ist,
als würde er durch einen menschlichen Ausdruck || Gesichtsausdruck für uns
durchsichtig. |
Wer eine Seele hat, muß des Schmerzes, der Freude, des
Kummers etc., etc. fähig
sein. Und soll er dazu auch fähig sein zu erinnern,
42 Entschlüsse zu fassen, sich
etwas vorzunehmen, so braucht er den sprachlichen Ausdruck.
|
Es ist nicht so, als hätte ich in mir direkte
Evidenz; er für meine Seelisches aber nur
indirekte. Sondern er hat für mein Seelisches || dafür Evidenz, ich (aber)
nicht. |
Sagt
man nun aber, seine || diese Evidenz mache
das Seelische nur wahrscheinlich, so ist das vieldeutig
& kann das Wahre & Falsche || Wahres & Falsches bedeuten.
Ist es aber wahr, so nicht, weil die Evidenz
erfahrungsmäßig || Und jedenfalls nicht, daß die
Evidenz nur erfahrungsmäßig mit dem Seelischen
zusammenhängt, || (wie
Symptom & || ein Symptom mit einer
Krankheit). |
Warum soll man nicht sagen:
“Die Evidenz des Seelischen im
Andern ist das
Äußere”? ||
sein Äußeres”?
Nur gibt es nicht äußere & innere Evidenz für das Innere. || Nur gibt es nicht äußere indirekte || mittelbare & innere direkte || unmittelbare Evidenz für das Innere || des Innern. || … aber es gibt für uns nicht mehr || wir sehen nun nicht (mehr) sichere unmittelbare innere & unsichere mittelbare äußere Evidenz des Seelischen. || Evidenz des Seelischen¤ & unsichere mittelbare äußere. |
Und die Evidenz,
soweit sie unsicher ist, ist sie es nicht, weil sie nur äußere
Evidenz ist. |
Daß der Schauspieler den 43 Kummer darstellen kann, zeigt die
Unsicherheit der Evidenz, daß er aber || aber daß er den
Kummer darstellen kann, auch die Realität der
Evidenz. |
Nicht das
Verhältnis von Innerem zu Äußerem erklärt
die || eine Unsicherheit der Evidenz, sondern
umgekehrt wird dies Verhältnis nur als Bild für
jene || bildhafte Darstellung
jener || dieser Unsicherheit
gebraucht. || sondern
umgekehrt ist dies Verhältnis nur eine bildhafte Darstellung
dieser || der Unsicherheit.
|
Man kann ja nicht nur
Seelisches auf der Bühne darstellen, es wird
uns auch eine Wunde vorgetäuscht, oder ein
Berg. Es ist also nicht das alleinige Charakteristikum des Seelischen, daß es sich schauspielern || uns vortäuschen läßt. |
Warum sagen wir: “Ich konnte nicht ahnen,
was || wußte nicht, was hinter dieser || seiner Stirne vorging”, obwohl es uns doch ganz gleichgültig sein kann, was
hinter der Stirne des Andern || eines
Menschen vorgeht. Unsre Unsicherheit
bezieht sich gar nicht auf Vorgänge im Innern;
& bezieht sie sich auf Seelisches, so doch darum || eben,
weil das Seelische seinen Ausdruck im
Körperlichen hat. || hat doch das Seelische
seinen Ausdruck im Körperlichen.
Einer Unsicherheit das Innere betreffend entspricht also unsre || eine Unsicherheit, die Äußeres betrifft. || über Äußeres. Wie einer Unsicherheit über 44 das Resultat einer Rechnung || die Zahl,
die bei einer Rechnung herauskommt || die Zahl, die sich
als Ergebnis herausstellt || das Produkt einer
Multiplikation eine Unsicherheit über das Zahlzeichen
entspricht, das am Ende der Rechnung stehen wird. |
Und das heißt
nicht, daß sich, allgemein, die Unsicherheit über
etwas Seelisches || Inneres als Unsicherheit
über Äußeres ausdrücken läßt.
Sowie zwar der Gram wesentlich einen Ausdruck in den Mienen & Gebärden hat, ich aber nicht im Stande sein mag, ihn || dieses || diese || eine Miene im gegebenen Fall anders zu beschreiben als durch das Wort “gramvoll”. || sein mag, einen Gesichtsausdruck anders zu vermitteln || wiederzugeben als durch die Bezeichnung “gramvoll”. |
Könnte Einer vor Gericht aussagen: |
“Ich
kenne mich in diesen Leuten nicht aus.” Und wozu wollte ich mich in ihnen
auskennen? – Sind es nicht ihre Reaktionen, in denen
ich mich 45 nicht auskenne? Die ich
z.B. nicht voraussehen kann; die mich immer
wieder überraschen? “Er reagiert || benimmt sich scheinbar unlogisch.” Und das heißt: inkonsequent. |
Kennt man sich in Manchem
nicht aus, so bedeutet das, daß man sich in Andern
auskennt. || so kennt man sich also in Andern
aus. Und das mag manchmal so ausgedrückt werden, || wird
manchmal so ausgedrückt,
daß man sich ‘vorstellen
kann’ || man ‘könne sich
vorstellen’, was im
Andern vorgeht || vor sich
geht. Es || Das klingt also,
als ob das Wissen, was im Andern vorgeht ein
Vorstellen dieses Vorgangs sei. Wenn ich
z.B. also weiß, daß
mich Einer haßt, so fühle ich eine Art Abbild
dieses Hasses.
Hier ist alles falsch. || Diese Meinung beruht
auf einer Menge falschen Ideen. Man |
Das Sprachspiel ist von vornherein so
angelegt, daß ein Vergleich mit andern Sprachspielen einen zu
dem Bild ‘außen-innen’ führen kann. Aber dazu kommt noch die
tatsächliche Unsicherheit, die dem Erraten || Erkennen der seelischen Vorgänge des
Andern anhaftet. Denn es wäre – wie gesagt –
wohl möglich, daß dieses Erkennen viel sicherer wäre, als
es ist. Ja daß Verstellung
hauptsächlich || mehr durch ein
Verstecken des 46 Gesichts (z.B.)
geschieht. D.h.: Verstellung
wäre auch dann möglich, wenn man sein Gesicht nicht
verstellen könnte. |
Es ist aber nicht wahr, daß die
Unsicherheit im Erkennen seines Ärgers
(z.B.) einfach die Unsicherheit
über sein zukünftiges Benehmen ist. Es liegt
vielmehr im Begriff eine Unsicherheit der Kriterien.
Manchmal ist er also, gleichsam, durchsichtig, manchmal
nicht. Und es ist irreführend, wenn man sich den
eigentlichen Ärger sozusagen als Gesichtsausdruck
eines inneren Gesichts denkt, so daß dieser
Gesichtsausdruck zwar vollkommen klar definiert ist, & es nur
nach dem äußern
|
Denn auch wenn er selbst ohne zu lügen
sagt, “er sei etwas
ärgerlich gewesen, so heißt das nicht, daß er
damals in sich jenes von uns ‘ärgerlich’ genanntes Gesicht gesehen habe.
Wir haben wieder nur eine Wortreaktion von ihm, & es
ist noch gar nicht klar, wie viel die bedeutet.
Das Bild ist klar, || ; aber nicht seine
Anwendung. |
Denn auch, wenn ich selbst sage “Ich habe mich etwas über ihn
geärgert”, – wie weiß ich
die Anwendung dieser Worte so genau? Ist sie
denn so klar? Nun, sie sind eben eine
Äußerung. 47 |
Aber weiß ich etwa
nicht genau, was ich mit jener Äußerung meine?
“Ich weiß doch genau, welchen Zustand in mir ich so
nenne.” Das heißt
nichts. Ich weiß, wie man
das Wort anwendet & manchmal mache
ich die Äußerung ohne Zögern || Bedenken
& manchmal zögernd & sage etwa,
es war war nicht
‘geradezu
ärgerlich’ || ich hätte
mich nicht ‘geradezu
geärgert’, oder
dergleichen. Aber es ist nicht diese
Unbestimmtheit, von der ich sprach. Auch dort, wo
ich ohne Bedenken || unbedenklich sage, ich
hätte mich geärgert, ist darum nicht ausgemacht wie
sicher die Konsequenzen || weiteren Folgen aus diesem
Signal sind. |
Als ich sagte es sei eine Unbestimmtheit in der Anwendung,
|
Man muß || darf eben
nicht vergessen, welche Verbindungen gemacht werden, wenn
wir lernen Ausdrücke wie “Ich ärgere mich” zu gebrauchen. |
Und denke nicht an ein Erraten der
richtigen Bedeutung durch das Kind, denn, ob es sie richtig
erraten hat, muß sich doch wieder in seiner Verwendung der Worte
zeigen. |
Ein Sprachspiel:
48 Über die größere
Helligkeit, oder Dunkelheit von Körpern berichten.
– Aber nun gebe || gibt es ein damit
verwandtes: über ¤ das Verhältnis der
Helligkeit || Helligkeiten bestimmter Farben
berichten || aus(zu)sagen.
(Zu vergleichen: Verhältnis der Längen
zweier || zwei bestimmter Stäbe –
Verhältnis zweier || zwei bestimmter
Zahlen.) Die Form der Sätze in beiden ist die gleiche. (“x heller als y”). Aber im ersten Sprachspiel sind sie zeitlich, im zweiten unzeitlich. || sind es zeitliche || temporale Sätze, im zweiten nicht. || aber im ersten Sprachspiel sollen sie zeitlich sein, || , im zweiten nicht. |
In einer bestimmten Bedeutung von “Weiß” ist Weiß die hellste der || aller
Farben. In einem Bild, in welchem ein Stück weißes Papier seine Helligkeit |
Ich mag mir ein bestimmtes
Grau-Grün so einprägen, daß ich
es ohne ein Muster immer richtig wiedererkenne. Das
reine Rot (Blau, etc.) aber kann ich
mir sozusagen immer wieder konstruieren. Es ist
eben ein Rot, welches weder auf die eine noch auf die andre
Seite neigt, & ich merke es mir || erkenne es ohne ein
Muster ebenso leicht wie z.B. den
rechten Winkel im Gegensatz zu einem beliebigen
spitzen oder stumpfen. 49 |
In diesem
Sinne gibt es nun 4 (oder mit Weiß & Schwarz 6) reine
Farben. |
Eine Naturgeschichte der Farben müßte
über ihr Vorkommen in der Natur berichten, nicht über ihr
Wesen. Ihre Sätze müßten zeitliche
Sätze sein. || Eine
Naturgeschichte der Farben, sie
muß || kann nur über Zeitliches
berichten, nicht über das Wesen der Farbe.
|
Nach Analogie mit den andern Farben müßte
eine
schwarze Zeichnung auf weißem Grunde, gesehen durch ein
durchsichtiges weißes Glas, |
Man könnte sich ein Glas
denken, durch welches Schwarz
Schwarz, & Weiß Weiß bleiben || durch welches Schwarz
als Schwarz, & Weiß als Weiß,
erscheinen || wodurch Schwarz als Schwarz, &
Weiß als Weiß alle andern Farben als Töne von Grau
erschienen || gesehen
werden; so daß was man dadurch
hat || anschaut || sieht || ansieht wie eine Photographie
ausschaut. || so daß, dadurch
gesehen, alles wie photographiert || auf einer
Photographie ausschaut. Aber warum sollte ich das “weißes” Glas” nennen? |
Die Frage ist:
Ist die Bildung ‘ein durchsichtiger 50
weißer
Körper’ wie ein || die ‘regelmäßiges Zweieck’? |
Ich kann einen Körper
betrachten & etwa eine matte weiße
(rote, blaue) Fläche sehen,
d.h. den Eindruck so
einer Fläche erhalten, oder ich kann || mag den
Eindruck der Durchsichtigkeit erhalten || den
Eindruck der Durchsichtigkeit
(was immer der wirkliche Sachverhalt ist || ob sie
nun vorhanden ist, oder nicht). Dieser Eindruck
liegt nun, könnte man sagen, in der || mag || kann durch die Verteilung der
Farben, hervorgebracht werden & an ihm sind Weiß
& die andern Farben nicht in gleicher Weise
beteiligt. (Ich habe eine grünlich angestrichene Blechkuppel für durchscheinendes grünliches Glas gehalten, ohne damals || zur Zeit zu wissen, |
Und in dem Gesichtsbild || Gesichtseindruck eines
durchsichtigen || Durchsichtigen
Körpers kann wohl Weiß vorkommen,
z.B. als Spiegelung, als
Glanzlicht. D.h.: Wenn
der Eindruck als durchsichtig empfunden wird, wird das Weiß, was
wir sehen, eben nicht als Weiß des Körpers
gedeutet. |
Ich
schaue durch ein durchsichtiges Glas: folgt
daraus daß ich nicht Weiß sehe? Nein, aber
ich sehe nicht das Glas als weiß. Aber wie geht das
zu? Es kann auf verschiedene Weise zugehen.
Ich mag das Weiß mit beiden Augen als dahinterliegend
sehen. 51 Aber ich mag das Weiß auch einfach durch seine Stellung als Glanz sehen (auch wenn es vielleicht kein Glanz ist.). Und doch handelt sich's hier um ein Sehen, nicht nur um ein Dafürhalten. Und es ist auch gar nicht zweiäugiges Sehen nötig, um etwas als hinter dem Glas liegend zu sehen. |
Die ‘Farben’ || Die verschiedenen ‘Farben’
haben mit dem räumlichen Sehen nicht alle den gleichen
Zusammenhang. |
Und es ist gleichgültig, ob man dies durch die seinerzeit
von uns gemachte || in der Kindheit gesammelte Erfahrung
erklärt, oder nicht. |
Jener
Zusammenhang ist wohl der zwischen Räumlichkeit & Licht
& Schatten. |
Man kann auch nicht sagen, Weiß sei wesentlich die
Eigenschaft einer – visuellen –
Oberfläche. Denn es wäre denkbar, daß Weiß
nur als Glanzlicht vorkäme, oder als Farbe einer Flamme.
|
Ja es kann auch ein
in Wirklichkeit durchsichtiger Körper uns weiß
erscheinen; aber er kann uns nicht als weiß &
durchsichtig erscheinen. |
Das aber sollte man nicht so ausdrücken: Weiß
sei keine durchsichtige Farbe. 52 |
‘Durchsichtig’ ließe sich mit ‘spiegelnd’
vergleichen. |
Ein Element des Gesichtsraums kann weiß, oder rot
sein, aber weder durchsichtig noch undurchsichtig. |
Durchsichtigkeit
& Spiegeln gibt es nur in der
Tiefendimension. || in der Tiefendimension
eines Gesichtsbilds. |
Warum kann eine visuell
einfärbige Ebene im Gesichtsfeld nicht bernsteinfarbig
(amber) sein? Dies
Adjektiv || Farbwort
bezieht sich auf ein durchsichtiges Medium; wenn daher ein Maler ein
Glas mit bernsteinfarbigem || bernsteinfarbenem Wein malt, so
könnte man etwa |
Könnten nicht
auch glänzendes Schwarz & mattes Schwarz verschiedene
Namen || Farbnamen haben? |
Von etwas || dem, was
durchsichtig ausschaut, sagen wir nicht, es
schaut || schaue
weiß aus. |
“Kann man sich nicht denken,
daß Menschen eine andere Farbengeometrie hätten als
wir?” –
D.h. doch: Kann man sich nicht
Menschen mit andern Farbbegriffen denken als den unsern; & das
heißt wieder: Kann man sich nicht vorstellen, daß
Menschen unsre Farbbegriffe nicht haben, & daß
sie 53 Begriffe haben, die mit unsern
Farbbegriffen in solcher Weise verwandt sind, daß wir sie
auch “Farbbegriffe” nennen würden || möchten?
|
Wenn Menschen
gewöhnt wären immer nur grüne Quadrate
& rote Kreise zu sehen, so könnten sie einen
grünen Kreis mit Mißtrauen, als ein
Mißgeschöpf || wie eine Mißgeburt,
betrachten, & z.B. sogar sagen,
der Kreis sei eigentlich rot || es sei
eigentlich ein Rotkreis habe aber etwas von
einem.
Wenn Menschen nur Formfarbbegriffe hätten, so hätten sie also ein eigenes Wort für rotes Quadrat, & ein eigenes für roten Kreis, & eins für grünen Kreis, etc. Sehen sie aber nun eine neue grüne Figur, soll ihnen da keine Ähnlichkeit mit dem Sie könnten, z.B., einen Begriff des ‘Zusammenpassens’ haben; & dennoch nicht darauf verfallen Farbwörter zu gebrauchen. Es gibt ja auch Menschen || Stämme, die nicht weiter als bis || nur bis 5 zählen, & diese haben wahrscheinlich die Notwendigkeit nicht empfunden, Tatsachen zu konstatieren, die so nicht konstatiert werden können. || zu beschreiben, was so nicht zu beschreiben ist. || & diese merken nicht, daß ihnen etwas fehlt. |
Runge: “Schwarz schmutzt”. Das heißt, es nimmt der Farbe die
54
Färbigkeit || Buntheit, aber
was heißt das? Schwarz nimmt der Farbe die Leuchtkraft. Aber ist das etwas Logisches, oder etwas Psychologisches? Es gibt ein leuchtendes Rot, ein leuchtendes Blau, etc., aber kein leuchtendes Schwarz. Schwarz ist die dunkelste der Farben. Man sagt “tief schwarz”, aber nicht “tief weiß”. ‘Ein leuchtendes Rot’ heißt aber nicht ein helles Rot. Auch ein dunkles Rot kann leuchten; aber es leuchtet durch seine Umgebung, in seiner || . Aber eine Farbe leuchtet durch ihre Umgebung, in ihrer Umgebung. Grau aber leuchtet nicht. Nun scheint aber Schwarz eine Farbe zu trüben, Dunkelheit aber || jedoch nicht. Ein Rubin also könnte danach immer dunkler werden, ohne doch je trüb zu werden, würde Der Unterschied zwischen Schwarz &, etwa, einem dunkeln Violett ist ähnlich dem zwischen dem Klang einer || der großen Trommel & dem Klang einer Pauke. Vom erstern sagt man, es sei ein Geräusch, kein Ton. Es ist matt & ganz Schwarz. |
Sieh
Dein Zimmer am späten Abend an, wenn Farben kaum mehr zu
unterscheiden sind; & nun drehe das Licht an || mache || mach Licht, & male, was
Du im Dämmerlicht || Du früher im
Halbdunkel gesehen 55 hast. Nun, es || Es gibt ja Bilder von
Gegenden oder Räumen im Halbdunkel:
Aber || aber wie
vergleicht man die Farben auf so einem Bild mit den im Halbdunkel
gesehenen? Wie verschieden ist diese Vergleichung von der
zweier Farbmuster die ich zugleich vor mir habe & zum
Vergleich aneinander lege! |
Was
ist dafür zu sagen, || läßt sich
dafür sagen, daß Grün eine primäre
Farbe ist & keine Mischfarbe von Blau &
Gelb? Wäre es richtig
dies zu sagen || Ist die Antwort: || Soll ich sagen: || Wäre diese Antwort richtig:
“Man kann das nur
direkt || unmittelbar erkennen, indem man die Farben
betrachtet”? || “Man kann das nur durch (die)
Betrachtung der Farben …”
Aber wie weiß ich, daß ich
dasselbe mit diesen || den Worten
“primäre
Farbe” meine als || wie ein Andrer der auch geneigt Es gibt ein mehr, oder weniger bläuliches (oder gelbliches) Grün & es gibt die Aufgabe, zu einem bestimmten Grün ein ein gelbliches (oder bläuliches) Grün zu mischen, oder aus einer Anzahl von Farbmustern auszuwählen || zu einem gegebenen Gelblichgrün (oder Blaugrün) ein weniger gelbliches (oder bläuliches) zu mischen, oder aus einer Anzahl von Farbmustern auszuwählen. Ein weniger gelbliches ist aber kein bläulicheres Grün (und umgekehrt) & es gibt auch die Aufgabe ein Grün zu wählen – oder zu mischen – das weder gelblich noch bläulich ist. Und ich sage “oder zu mischen” 56 weil das || ein Grün
dadurch nicht zugleich gelblich &
bläulich ist, weil es etwa durch eine
Mischung || ein Mischen von Gelb & Blau
zustandekommt. |
Denke daran,
daß in einer glatten weißen Fläche
Dinge sich spiegeln können, die
dann || deren Spiegelbilder also hinter der
Fläche zu liegen scheinen & in gewissem Sinne
durch sie gesehen werden. |
Wenn ich von
einem Papier sage, es sei rein weiß & es würde Schnee
danebengehalten & ich müßte sagen, es sähe
nun grau aus, so würde ich es in seiner normalen Umgebung,
& für die gewöhnlichen || gewöhnliche || die normalen Zwecke,
(doch) weiß, & nicht hellgrau
nennen. Es könnte sein, daß ich, |
Die reinen satten
Farben haben eine ihnen spezifische || wesentliche
relative Helligkeit. Gelb z.B.
ist heller als Rot. Ist Rot heller als Blau?
Ich weiß es nicht. |
Wer den Begriff der Zwischenfarbe
kennt || erhalten hat || Wenn || Wem man den Begriff … beigebracht hat,
also seine Technik beherrscht || innehat, wer
also z.B. zu einem gegebenen Rot ein
gelblicheres, weißlicheres, bläulicheres finden kann,
etc., etc. || u.s.f. || also zu gegebenen
Farbtönen weißlichere, gelblichere, bläulichere
zu wählen finden, oder zu mischen || mischen kann,
u.s.f., den fordre man nun auf ein
rötliches Grün zu wählen oder zu
mischen. 57 |
Wem ein
Rötlichgrün bekannt wäre, der
müßte || sollte im Stande sein, eine
Farbenreihe zu zeigen || herzustellen
die mit Rot anfinge, mit Grün
endete || endet &,
auch für uns, etwa einen
kontinuierlichen Übergang zwischen ihnen
bildete || bildet.
Es könnte sich dann zeigen, daß dort, wo wir etwa jedesmal den gleichen Ton von Braun sähen, er einmal Braun, einmal Rötlichgrün sähe. Daß er z.B. zwei chemische Verbindungen die für uns die gleiche Farbe hätten, nach der Farbe unterscheiden könnte & die eine ein “Braun”, die |
Um die Phänomene der Rotgrünblindheit
zu beschreiben brauche ich nur zu sagen was der
Rotgrünblinde nicht erlernen kann; um aber die
‘Phänomene des normalen
Sehens’ zu beschreiben, müßte
ich aufzählen, was wir tun können. |
Wer die ‘Phänomene der
Farbenblindheit’ beschreibt,
beschreibt ja nur die Abweichungen des Farbenblinden
vom Normalen, nicht auch sein ganzes übriges
Sehen. Aber könnten sie nicht auch die Abweichungen des normalen Sehens von totaler 58 Blindheit beschreiben?
Man könnte fragen: Zu wessen
Belehrung? Kann man mich davon
informieren || unterrichten, daß
ich einen Baum sehe? Und was ist ein ‘Baum’, & was ‘sehen’? |
Man kann z.B. sagen: So
handelt der Mensch mit einer Binde vor den Augen, &
so der Sehende ohne Binde. Mit einer Binde
reagiert er so & so, ohne Binde geht er schnell auf der Gasse,
begrüßt seine Bekannten, nickt Diesem
& Jenem zu, vermeidet beim
Überqueren leicht die Wagen &
Zweiräder, usw.,
usw.. Schon den Neugeborenen
erkennt man als Sehenden daran, daß er Bewegungen mit den Augen
folgt. Etc. etc..
– Die Frage ist: Von wem soll die Beschreibung verstanden werden? Vom Sehenden; oder || Nur vom Sehenden; oder auch vom Blinden? Es ist z.B. sinnvoll zu sagen “Der Sehende unterscheidet mit den Augen einen unreifen Apfel von einem reifen”. Aber nicht: “Der Sehende unterscheidet einen grünen von einem roten Apfel”. || “Der Sehende unterscheidet einen Apfel, der ihm grün scheint von einem der ihm rot scheint.” Denn was ist ‘rot’ & ‘grün’? Aber kann ich nicht sagen “Ich unterscheide einen solchen Apfel von einem solchen” (indem ich auf einen roten & grünen zeige)? Aber wie, wenn jemand auf zwei für mich ganz gleiche Äpfel zeigte & das sagte? Anderseits könnte er mir sagen: “ Für Dich sehen diese beiden ganz gleich aus, Du könntest sie daher verwechseln; 59 aber für mich ist
ein || ich sehe einen Unterschied,
ich kann jeden jederzeit wiedererkennen”. Das kann durch einen Versuch
bestätigt werden. |
Welche Erfahrung lehrt mich, daß ich Rot
& Grün unterscheide? |
Die Psychologie beschreibt die
Phänomene des Sehens. Wem beschreibt sie sie || Wem macht sie die Beschreibungen || Beschreibung? Welche Unwissenheit
kann || könnte || soll
diese Beschreibung beseitigen || beheben? |
Wenn ein Sehender nie von einem Blinden gehört
hätte, – könnte man ihm das Benehmen || Verhalten der Blinden nicht beschreiben? |
Ich kann sagen: “Der Farbenblinde |
Dieses Papier ist an verschiedenen
Stellen verschieden hell; aber sieht es hier, wo es dunkler
ist || an den dunklern Stellen, grau aus? Der
Schlagschatten meiner Hand ist zum Teil grau. Wo sich das
Papier vom Licht wegneigt aber 60 sehe ich es ein dunkleres Weiß, wenn auch
dunkler aber nicht grau, auch wenn ich, um es zu malen, ein
Grau mischen müßte. Ist das nicht ähnlich
dem || damit nicht ähnlich, daß man den
entfernteren Gegenstand oft nur als entfernter nicht
aber kleiner sieht. Daß man also nicht sagen
kann “Ich merke, daß er
kleiner ausschaut, & schließe daraus, daß er
entfernter ist”, sondern ich
merke, daß er entfernter ist, ohne sagen zu können,
wie ich's merke. |
Der Eindruck der Durchsichtigkeit || des
(farbigen) durchsichtigen
Mediums ist der, daß etwas hinter diesem || dem Medium liegt. Vollkommene
Einfarbigkeit des Gesichtsbilds kann daher
nicht durchsichtig sein. Etwas Weißes hinter einem gefärbten durchsichtigen Medium erscheint in der Farbe des Mediums, etwas Schwarzes schwarz. Nach dieser Regel muß eine schwarze Zeichnung auf weißem Papier hinter einem weißen durchsichtigen Medium so erscheinen wie hinter einem farblosen. Das ist hier nicht ein Satz der Physik, sondern so deuten || beschreiben wir unsre Gesichtserfahrung. || sondern eine Regel der räumlichen Deutung unserer Gesichtserfahrung. Man könnte auch sagen, es sei eine Regel für den Maler: “Wenn Du etwas Weißes hinter einem durchsichtigen Roten darstellen willst, so 61 mußt Du's rot
malen”. Malst Du's
weiß, so sieht es nicht hinter dem Roten liegend aus. |
Dort, wo das
weiße Papier nur um ein Weniges schwächer
beleuchtet ist, erscheint es keineswegs grau, sondern immer
weiß. |
Die
Frage ist: Wie muß unser Gesichtsbild ausschauen damit
wir sagen, wir sähen durch ein klares gefärbtes
Medium || Welcher Art muß unser Gesichtsbild
¤ sein, wenn es uns ein
durchsichtiges farbiges Medium zeigen
soll? || Wie muß etwas
ausschauen, damit wir es einen durchsichtigen, gefärbten
Körper nennen? Wie muß
z.B. die Farbe des Mediums zur Geltung
kommen? Sprechen wir physikalisch – obwohl es uns
hier nicht unmittelbar auf Gesetze der Physik ankommt – so
müßte durch ein rein Spricht irgend etwas dagegen, geht die Analogie mit anders gefärbten Gläsern irgendwo fehl || bricht die Analogie mit anders gefärbten Gläsern irgendwo zusammen? |
Ein
grüner Glaswürfel sieht 62 im auffallenden Licht || wenn er vor uns
liegt grün aus. Der Gesamteindruck
ist grün; so sollte also der des weißen Würfels weiß
sein. |
Wo
muß der Würfel weiß erscheinen, damit wir ihn weiß
& durchsichtig nennen können. |
Gibt es darum kein Analogon
mit Weiß zu einem durchsichtigen grünen
Glas, weil die Verwandtschaften & Gegensätze zwischen
Weiß & den übrigen Farben anders sind als zwischen
Grün & ihnen? |
Fällt Licht durch rotes Glas so wirft es einen roten
Schein; wie sieht nun ein weißer Schein |
Wir
kümmern uns hier nicht um die Tatsachen der Physik, außer
insofern sie Regeln || Gesetze des Augenscheins
bestimmen. |
Es
ist nicht ohne weiters klar von welchem
durchsichtigen Glas man sagen soll, es habe die ‘gleiche Farbe’
wie ein Stück grünes Papier. |
Ist z.B. das
Papier rosa, oder lila, himmelblau, so wird man
sich das Glas vielleicht ||
wahrscheinlich || etwa
trübe denken, aber man könnte auch 63 an ein
nur wenig rötliches gefärbtes klares Glas denken || ein
nur einigermaßen || schwach rötlich
gefärbtes || rötliches
etc. klares Glas
meinen. Darum wird manchmal etwas farbloses
“weiß” genannt. |
Die Farbe eines durchsichtigen Glases, könnte man sagen, sei
diejenige || die, in
der || welcher eine weiße Lichtquelle,
durch das Glas || dadurch gesehen, erscheint.
Ungetrübt weiß aber erscheint diese durch ein farbloses Glas. |
Im Kino ist es oft leicht || möglich, die Vorgänge auf der
Leinwand || im Film so zu sehen, als lägen sie
hinter der Ebene der Leinwand || Ebene des
Lichtschirms || Leinwandebene &
diese sei eine || eine durchsichtige Glastafel || durchsichtig wie eine || wie eine
Glastafel.
Zugleich aber würde sie den Vorgängen Wie würde man denn Vorgänge || Dinge durch eine grüne Glastafel sehen? Ein Unterschied wäre natürlich, daß diese den Unterschied zwischen hell und dunkel vermindern würde während jene andre diesen Unterschied nicht berühren soll. Eine ‘graue’ durchsichtige’ Tafel würde ihn dann etwa vermindern. |
Von einer grünen Glastafel würde man etwa
sagen, sie gäbe den Dingen ihre Farbe. Tut das aber
meine ‘weiße’ Tafel? – Gibt
dies || das 64 grüne Medium den Dingen seine
Farbe, dann vor allem den weißen. |
Eine
dünne Schicht eines gefärbten Mediums färbt die
Dinge nur schwach: wie soll ein dünnes
‘weißes’ Glas sie färben? Soll es ihnen noch nicht
alle Farbe entziehen. |
“Weißes Wasser wird man sich nicht denken
können, was rein ist, …”. Das heißt, || : man kann
nicht beschreiben, wie weißes,
klares Wasser || etwas weißes Klares
aussähe, & das heißt, || :
man weiß nicht, welche Beschreibung von einem durch
diese Worte gefordert wird. |
Wir wollen keine Theorie der
|
Nachdem man Einem die
Farbwörter mit farbigen Stücken Papier erklärt hat || Damit daß Einem die Farbwörter durch Hinweisen auf
farbige Stücke Papier erklärt wurden, ist der
Begriff der Durchsichtigkeit noch nicht erklärt || berührt. Es ist dieser Begriff, der zu den
verschiedenen Farbbegriffen verschiedene || ungleiche Beziehungen hat. |
Wer also sagen wollte, daß man es doch den
verschiedenen || (diversen) Farben
gar nicht anmerkt, daß ihre Begriffe so
verschieden sind || seien, dem 65 muß man sagen || antworten, daß er eben auf die Analogie
dieser Begriffe || das Analoge || die
Gleichheit in diesen Begriffen sein Augenmerk
richtet || gerichtet hat, daß die
Verschiedenheiten aber in den Beziehungen zu andern
Begriffen zu Tage || zum Vorschein
kommen || liegen. [Dazu
eine bessere Bemerkung.] |
Wenn die
grüne Glastafel den Dingen hinter ihr ihre
grüne Farbe gibt, so macht sie
also Weiß zu Grün, Rot zu Schwarz, Gelb
zu Grüngelb, Blau zu
Grünlichblau. Die Weiße Tafel sollte also alles weißlich machen, also alles blaß; & warum dann das Schwarz nicht zu Grau? – Auch ein gelbliches || gelbes Glas verdunkelt, soll ein weißes auch verdunkeln? |
Jedes gefärbte Medium verdunkelt,
was dadurch gesehen wird, indem |
Wenn Grün dadurch weißlich wird, warum wird
Grau nicht weißlicher, & warum dann Schwarz nicht zu
Grau? |
Das gefärbte Glas darf doch
was ich dadurch sehe || die Dinge hinter ihm
nicht aufhellen: Was soll also
z.B. mit etwas Grünem
geschehen? soll || Soll ich es als ein Graugrün
sehen? || Wie soll also
etwas Grünes dadurch gesehen werden?
Weißlichgrün? 66 |
Würden alle Farben weißlich,
so würde das Bild mehr & mehr an Tiefe verlieren.
|
Grau ist nicht schlecht
beleuchtetes Weiß, Dunkelgrün nicht
schlecht beleuchtetes Hellgrün. Man sagt zwar “In der Nacht sind alle Katzen grau”, aber das heißt eigentlich: wir können ihre Farben nicht unterscheiden & sie könnten auch grau sein. |
Worin liegt hier der
entscheidende Unterschied zwischen Weiß & den andern
Farben? Liegt er an || in der
andern || ungleichen || andersartigen || ungleichartigen
Verwandtschaft? || Ungleichartigkeit der Verwandtschaften? ||
Asymmetrie der || ihrer
Verwandtschaften? &
das heißt eigentlich an || in der
|
Was soll der Maler malen, der die Wirkung eines
weiß-durchsichtigen Glases hervorrufen will?
Soll Rot & Grün (etc.) weißlich werden? |
Ist
der Unterschied nicht einfach, daß jedes gefärbte Glas das
Weiß färben soll, & meines es entweder
unverändert lassen, oder einfach verdunkeln muß?
|
Weiß durch ein
gefärbtes Glas erscheint in der Farbe des Glases. Das
ist eine Regel für die Färbung. ||
für den Schein der Durchsichtigkeit. So erscheint
Weiß durch 67 das weiße Glas weiß, also wie durch ein
Ungefärbtes. |
Lichtenberg redet von ‘reinem Weiß’
& meint damit die hellste der Farben.
Niemand könnte so von reinem Gelb reden. |
Zu sagen,
“Weiß sei körperlich, ist seltsam, da ja auch Gelb
& Rot die Farben von Oberflächen sein können
& man sie als solche nicht kategorisch von Weiß
unterscheidet. |
Sieht || Schaut man einen weißen Würfel
mit verschieden hell beleuchteten Flächen durch
ein gelbes Glas an, so erscheint er nun gelb
& seine Flächen wieder |
Soll es sein, als hätte man Weiß, oder
als hätte man Grau zu seinen Farben gemischt? |
Könnte nicht ein Glas
Weiß, Schwarz & Grau unverändert lassen & die
übrigen Farben weißlich färben?
& käme so eins nicht am nächsten dem weißen
& durchsichtigen? Die Wirkung
würde dann sein die einer
Photographie, welche || die eine Spur der
natürlichen Farben noch
beibehielte || beibehält. Der Dunkelheitsgrad jeder Farbe
müßte aber || dazu gewahrt, &
68 gewiß nicht
vermindert werden. |
Soviel kann ich verstehen, daß eine physikalische
Theorie (wie die Newton's) die Probleme
Goethe's || , die
Göthe
fühlte || bewegte || bewegt,
nicht lösen kann, wenn auch er selbst sie nicht gelöst
hat. |
Wenn ich reines Rot durch das Glas ansehe & es
sieht grau aus, ist hier wirklich der Graugehalt der Farbe durch das
Glas gekommen?
D.h., || :
scheint es auch nur so? |
Warum fühle ich, daß ein
weißes Glas das Schwarz färben müßte, wenn es
irgendetwas färbt, während ich
mir's gefallen lasse, daß ein gelbes das Schwarz nicht
berührt? |
Wenn man stark blinzelnd
auf || in eine Gegend schaut, so werden die
Farben undeutlicher & alles nimmt mehr den Charakter des
Schwarzweißen an; aber ist es mir da, als sähe ich durch eine
so oder so gefärbte Scheibe? |
Man spricht oft vom
Weißen als unfärbig. Warum? (Man
tut es auch, wenn man nicht an die Durchsichtigkeit
denkt.) |
Und
es ist merkwürdig, daß das Weiße manchmal auf gleicher
Stufe mit den andern reinen Farben erscheint (Flaggen),
& manchmal wieder nicht. 69 |
Warum nennt
man z.B. ein weißliches
Grün, || oder Rot,
etc. “nicht
satt”?
Warum schwächt das Weiß || Weißliche die bunten || diese Farben, aber nicht das Gelb || Gelbliche? Liegt das an der Psychologie (der Wirkung) der Farben, oder an ihrer Logik. Nun, daß man gewisse Wörter wie “satt”, “schmutzig”, etc. verwendet beruht auf Psychologischem; daß man aber überhaupt einen scharfen Unterschied || eine scharfe Unterscheidung macht, deutet auf Begriffliches. |
Hängt das damit zusammen, daß Weiß
alle Gegensätze nach und
nach aufhebt, während Rot das nicht tut? |
Ein &
dasselbe Thema hat Und so ist es, glaube ich, müßig & ohne Nutzen für das Verständnis der Malerei von den Charakteren der einzelnen Farben zu reden. Man denkt eigentlich dabei nur an spezielle Verwendungen. Daß Grün als Farbe einer Tischdecke die, Rot jene Wirkung hat, läßt auf die Wirkung dieser Farbe || ihre Wirkung in einem Bild keinen Schluß zu. |
Weiß
löst alle Farben auf, – tut dies Rot auch? |
Warum gibt es kein braunes Licht
& kein graues? Gibt es 70 auch kein weißes? Ein
leuchtender Körper kann weiß erscheinen; aber weder braun,
noch grau. |
Warum kann
man sich keine Grauglut vorstellen? Warum kann man sie sich nicht als einen geringeren Grad der Weißglut denken? |
Daß
etwas, was zu leuchten scheint, nicht auch grau erscheinen kann,
muß darauf deuten, daß das leuchtende farblose immer
“weiß” genannt wird || heißt,
es lehrt uns also etwas über den || unsern
Begriff des Weißen. |
Ein schwaches weißes Licht ist nicht ein graues
Licht. |
Aber der Himmel, der alles, was wir
sehen, beleuchtet, kann doch grau
sein? || ! Und wie
weiß ich vom bloßen Augenschein, daß er nicht selbst
leuchtet? |
D.h. etwa: ‘grau’ oder
‘weiß’ ist etwas nur in einer bestimmten Umgebung.
|
Ich sage hier nicht,
was die Gestaltpsychologen sagen: daß der Eindruck des
Weißen so & so zustande komme. Sondern die
Frage ist gerade: was der Eindruck des Weißen sei, was die
Bedeutung dieses Ausdrucks, die Logik des Begriffes ‘weiß’
ist. 71 |
Denn, daß man sich etwas
‘grauglühendes’ nicht denken kann gehört nicht in die
Psychologie der Farbe. |
Denk Dir, es würde Dir || uns gesagt,
daß etwas || eine Substanz mit grauer
Flamme brennt. Du kennst doch nicht die Farbe der Flammen
sämtlicher chemischer Verbindungen || Stoffe, || : warum sollte
das also nicht möglich sein? Und doch hieße es
nichts. Wenn ich so etwas
hörte, würde ich nur denken, die Flamme sei schwach
leuchtend. |
Was
leuchtend aussieht, sieht nicht grau aus. Alles
Graue sieht beleuchtet aus.
Daß aber etwas ‘leuchtend |
Ich könnte also etwas jetzt als schwach leuchtend,
jetzt als grau sehen. |
Was man als leuchtend sieht, sieht man nicht als
grau. Wohl aber kann man es als weiß sehen.
|
Man redet von einem
‘dunkelroten
Schein’, aber nicht von einem ‘schwarzroten’. 72 |
Es gibt einen
(visuellen) Eindruck des
Leuchtens. |
Es ist nicht dasselbe zu sagen,
daß dieser Eindruck (nur) || nur unter den & den || solchen || diesen Umständen || Bedingungen zustande kommt, || der Eindruck
des Weißen oder Grauen kommt … zustande,
(kausal), & daß dieser Eindruck || er ein || der Eindruck eines bestimmten
Kontextes ist
(Definition).
(Das erste ist Gestaltpsychologie, das zweite
Logik.) |
‘Urphänomen’ ist z.B., was
Freud an den
einfachen Wunschträumen zu sehen || erkennen glaubte. Das Urphänomen ist eine
vorgefaßte Idee, die von uns Besitz ergreift. |
Erschiene mir in der Nacht ein Gespenst, so könnte es mit
einem |
Die Psychologie, wenn sie
vom Schein spricht, verbindet Schein & || mit
Sein. Wir aber können vom Schein allein sprechen
(, oder wir verbinden Schein & Schein).
|
Man könnte sagen,
“Die || die Farbe des Gespenstes sei die, die ich auf der Palette
mischen muß, um es genau abzumalen. Wie aber bestimmt man, was das genaue Bild ist? |
Die Psychologie verbindet das Erlebte
mit etwas Physischem, 73 wir aber das Erlebte mit Erlebtem. |
Man
könnte Halbdunkel im Halbdunkel malen. Und die
‘richtige
Beleuchtung’ eines Bildes könnte
das Halbdunkel sein.
(Bühnenmalerei.) |
Eine glatte
weiße Fläche kann spiegeln: Wie nun, wenn man sich
irrte, & das, was in einer solchen Fläche
gespiegelt erscheint, wirklich hinter ihr wäre &
durch sie gesehen würde? Wäre sie dann
weiß-durchsichtig? Auch dann
entspräche, was wir sehen, nicht dem
durchsichtigen Grünen. || färbigen
Durchsichtigen. |
Man spricht von einem ‘schwarzen Spiegel’. Aber wenn er spiegelt |
Warum ertrinkt Grün im Schwarz,
& Weiß nicht? |
Es gibt Farbbegriffe, die
sich nur auf die visuelle Erscheinung der || einer Fläche beziehen, & es könnte
welche || solche geben, die sich nur auf
durchsichtige Medien || die Erscheinung
durchsichtiger Medien, oder vielmehr den visuellen
Eindruck solcher, beziehen. Man könnte auch ein
weißes Glanzlicht auf Silber nicht
“weiß” nennen wollen & es vom Weiß || von der weißen Farbe einer Oberfläche
unterscheiden. Daher, glaube ich, das Reden von
“durchsichtigem” Licht. 74 |
Wenn man einem Kind die
Farbbegriffe so beibrächte, daß man auf gefärbte Flammen,
oder gefärbte durchsichtige Körper zeigte, so würde die
Eigentümlichkeit von Weiß, Grau & Schwarz klarer zu
Tage kommen. |
Man sieht leicht den Unterschied zwischen den Begriffen der ‘Farbe des Goldes’ oder Silbers, & denen von || der Begriffe: ‘Farbe des Goldes’ oder ‘Farbe des Silbers’, & anderseits ‘gelb’ & || oder ‘grau’. || Daß nicht alle Farbbegriffe logisch gleichartig sind, sieht man leicht. Daß aber ein einigermaßen verwandter Unterschied zwischen ‘Weiß’ & ‘Rot’ besteht, ist schwer zu sehen. |
Milch ist nicht darum undurchsichtig,
weil sie weiß ist, – als wäre das Weiß etwas
undurchsichtiges. Wenn schon ‘Weiß’ ein Begriff |
Ein Medium, durch welches
man ein schwarz &
weißes (Schachbrett) || Muster
unverändert sieht || ein schwarz & weißes
(Schachbrett) || Muster unverändert
erscheint, wird man nicht weiß gefärbt nennen
wollen, auch wenn es die übrigen Farben in's Weißliche
veränderte. |
Grau & schwach erleuchtetes oder leuchtendes Weiß kann
in einem Sinne die gleiche Farbe sein, denn wenn ich
das erstere || dieses male
muß ich vielleicht auf der Palette jenes
mischen. 75 |
Ob ich etwas als grau oder als weiß
sehe, kann davon abhängen, wie ich die Dinge um mich
beleuchtet sehe. In einem Kontext || Zusammenhang ist die Farbe für mich Weiß im
Schatten || in schlechter Beleuchtung, im andern Grau in guter
Beleuchtung. |
Der Eimer,
den ich vor mir sehe ist glänzend weiß glasiert, ich
könnte ihn unmöglich “grau” nennen
oder sagen “Ich sehe
eigentlich grau”.
Aber er hat ein Glanzlicht, das weit heller ist als seine
übrige Fläche, & da er rund ist geht
er vom Licht nach &
nach || allmählich in den Schatten über ohne
doch anders gefärbt zu erscheinen. |
Welches ist die Farbe des
Kübels || Eimers an dieser
Stelle? Wie soll ich's entscheiden?
|
Es gibt zwar nicht
Phänomenologie, wohl aber phänomenologische
Probleme. |
Man möchte sagen: Beimischung von Rot
verdünnt die Farben nicht, aber Beimischung von Weiß
verdünnt sie. Anderseits empfindet man Rosa, oder ein weißliches Blau nicht immer als verdünnt. |
Kann man sagen: “Leuchtendes Grau ist
Weiß”? |
Die Schwierigkeiten, die man beim Nachdenken über das
Wesen der Farben empfindet || uns beim
Nachdenken über das Wesen der Farben
begegnen (& mit denen sich
Goethe durch die
Farbenlehre auseinandersetzen wollte,) liegen
schon in der 75 Vieldeutigkeit || Vielgestaltigkeit des || unsres
Wortes || Begriffs
der || Vielfältigkeit der miteinander verwandten
Begriffe der Farbengleichheit
beschlossen. || liegen schon in der
Vielfältigkeit der Aspekte unsres Begriffs der
Farbengleichheit. || liegen schon
darin beschlossen, daß wir nicht
einen || nur einen Begriff der
Farbengleichheit haben, sondern deren mehrere, mit einander
verwandte. |
Die Frage ist: Welcher Art muß unser
Gesichtsbild sein, wenn wir es das eines gefärbten
durchsichtigen Mediums nennen sollen? || Wie muß
das Gesichtsbild beschaffen sein, damit es uns vorkommt, wir
sähen ein gefärbtes, durchsichtiges
Medium? Man könnte auch so fragen: || Oder auch: Wie muß etwas ausschauen, damit es uns als gefärbt & durchsichtig erscheint? Dies ist keine Frage der Physik, aber mit physikalischen Fragen verbunden. Wie ist unser Gesichtsbild beschaffen, welches wir dasjenige eines farbigen durchsichtigen Mediums nennen? |
∣ Ich glaube nicht, daß
Shakespeare über
das
‘Dichterlos’ hätte nachdenken
können. ∣ |
∣ Er konnte sich auch nicht selbst als Prophet oder Lehrer der
Menschheit betrachten. Die Menschen staunen ihn an beinahe wie ein Naturschauspiel. Sie fühlen nicht, daß sie dadurch mit einem großen Menschen in Berührung kommen. Sondern mit einem Phänomen. ∣ 76 |
∣ Ich
glaube, um einen Dichter zu genießen, dazu muß man auch die
Kultur, zu der er gehört, gern haben. Ist
die einem gleichgültig oder zuwider, so erkaltet die
Bewunderung. ∣ || so ist nur eine kalte
Bewunderung möglich. |
|
Es gibt scheinbar, was
man “Stoffarben”, & was man “Oberflächenfarben” nennen kann. |
Unsre Farbbegriffe beziehen sich
manchmal auf Substanzen (Schnee ist weiß), manchmal auf
Oberflächen (dieser Tisch ist braun), manchmal auf die
Beleuchtung (im rötlichen Abendschein), manchmal auf
durchsichtige Körper. Und gibt es nicht auch
Kann ich nicht sagen: “Dort sehe ich weiß” (& es etwa malen), auch wenn ich das Gesichtsbild gar nicht räumlich deuten kann? (Stellenfarbe || Fleckfarbe). Dies entspräche einer pointillistischen || (Ich denke an eine pointillistische Malweise.) |
Eine Farbe
allgemein benennen können, heißt noch nicht, sie genau
kopieren können. Vielleicht kann ich sagen “Dort sehe ich eine rötliche Stelle” & kann doch nicht eine Farbe mischen, die ich als genau gleich anerkenne. |
Male etwa, was Du siehst,
77 wenn Du die Augen
schließt! Und doch kannst Du es ungefähr beschreiben. |
Denke an die Farben von poliertem
Silber, Nickel, Chrom, etc., oder an die Farbe eines
Ritzers in diesen Metallen. |
Ich gebe einer Farbe
einen Namen “F”
& sage, es ist || sei die Farbe, die
ich dort sehe. Oder vielleicht male ich mein Gesichtsbild & sage dann einfach “Ich sehe dies”. Nun, welche Farbe ist an dieser Stelle meines Bildes? Wie bestimm ich es? Ich führe etwa das Wort “Kobaldblau” ein: Wie fixiere ich, was ‘K’ ist? Ich könnte ein Papier als Paradigma dieser Farbe nehmen, oder den Farbstoff in einem Topf, & || . Und wie bestimme ich nun, daß eine Oberfläche (z.B.) diese Farbe habe? Alles kommt auf die Vergleichsmethode an. |
Was man
den “farbigen
Gesamteindruck” einer Oberfläche
nennen kann, ist nicht etwa ein || eine Art
arithmetisches Mittel aller Farben der Oberfläche.
|
∣ “Ich sehe (höre, fühle
etc.) X”. “Ich beobachte X”. X steht in diesen Fällen || das erste & zweite Mal nicht für den gleichen Begriff, auch wenn beidemal ¤ der gleiche Ausdruck steht z.B. 78 “einen
Schmerz”. Denn auf den
ersten Satz kann || könnte die Frage folgen
“Was für einen
Schmerz?” & dies
könnte man beantworten indem man den Fragenden mit einer Nadel
sticht. Folgt aber die Frage: “Was für einen
Schmerz?” auf den zweiten Satz,
so kann || muß die Antwort von anderer Art sein
z.B.: “Den Schmerz in meiner
Hand”. ∣ |
Ich möchte sagen: “An dieser Stelle in meinem
Gesichtsfeld ist diese Farbe (ganz abgesehen von
jeder Deutung).” Aber wozu gebrauche ich diesen Satz?
“Diese”
Farbe muß (ja) eine sein, die ich reproduzieren kann. Und es
muß bestimmt sein, unter welchen Umständen ich von etwas sage,
es |
Denk, jemand zeigte auf eine Iris im Auge eines
Rembrandtschen Gemäldes || Portraits || eine Stelle
der || einer Iris in einem
Rembrandtschen Gesicht & sagte “Mal die Wand in meinem Zimmer
in dieser Farbe”. || Die Wand in meinem Zimmer
soll in dieser Farbe gemalt werden.” |
Daß wir sagen können “Diese Stelle in meinem
Gesichtsfeld ist graugrün”, bedeutet nicht daß wir den genauen Ton der Farbe
bestimmen können. || ,daß wir wissen, was
eine genaue Kopie des || dieses Farbtons zu nennen
ist || wäre. |
Ich male die Aussicht von
meinem Fenster; eine bestimmte Stelle, bestimmt durch ihre Lage
79 in der Architektur eines
Hauses male ich mit Ocker. Ich sage (Einem)
“Diese Stelle sehe ich in
dieser Farbe.” Das bedeutet nicht, daß ich diese || an dieser die Farbe Ocker sehe, denn dieser || der Farbstoff mag, so umgeben, mir viel heller, oder dunkler, oder rötlicher, (etc.), als Ocker erscheinen. Ich kann also etwa sagen,: “So, wie ich sie hier (mit Ocker) gemalt habe, sehe ich diese Stelle; sie scheint mir aber stark rötlich.” || , nämlich als ein stark rötliches Gelb.“ Wie nun || aber, wenn jemand || man von mir verlangte, ihm den genauen Farbton anzugeben, der mir hier erscheint? Wie soll ich ihn angeben? & wie bestimmen? Ich könnte ein Stück Papier so färben || Man könnte z.B. von mir verlangen, daß ich ein Farbmuster, ein rechteckiges Stück Papier von dieser Farbe, herstelle. & |
Denken wir
uns ein Gemälde in kleine Stücke von annähernd
gleicher || gleichmäßiger
Färbung zerschnitten & diese Stücke dann als
Steine eines Zusammenlegspiels verwendet. Auch dort, wo ein
solcher Stein nicht einfärbig ist
soll er keine räumliche Form erkennen lassen || andeuten, sondern als flacher Farbfleck erscheinen.
Erst im Zusammenhang mit den andern wird er ein Stück Himmel,
ein Schatten, ein Glanz, eine konkave oder konvexe Fläche
etc. 80 |
Man könnte also sagen, dies
Zusammenlegspiel zeige die wahren || eigentlichen Farben der Stellen des Bildes. |
Man könnte
geneigt sein zu glauben, die || eine Analyse der || unsrer Farbbegriffe führe am
Schluß || Ende zu den Farben der || von Stellen unsres Gesichtsfelds, die von jeder
räumlichen oder physikalischen Deutung unabhängig
wären, denn hier gebe es weder Beleuchtung noch Schatten, noch
Glanz, noch Durchsichtigkeit oder Undurchsichtigkeit,
etc. |
Ein ohne Breite & einfärbig
gesehener Strich, der sich hell von seiner Umgebung abhebt, || Was uns als einfärbiger, heller Strich ohne Breite auf
dunklem Grunde erscheint kann weiß
erscheinen || aussehen, aber nicht
grau.(?) Ein Planet könnte |
Würde man aber nicht unter Umständen den
Punkt oder den Strich als Grau deuten?
(Denke an eine Photographie.) |
Sehe ich wirklich die Haare des Jungen auf der Photographie
blond?! – Seh ich sie grau?
Schließe ich nur, daß, was auf dem Bild so ausschaut, in Wirklichkeit blond sein muß? In einem Sinne sehe ich sie blond, in einem andern heller & dunkler grau. |
‘Dunkelrot’
& ‘Schwarzrot’ sind
nicht gleichartige Begriffe. Ein Rubin kann in der Durchsicht dunkelrot erscheinen, 81 aber, wenn er klar ist, nicht schwarzrot. Der
Maler mag ihn als || durch einen schwarzroten Fleck
darstellen aber im Bild wird dieser Fleck nicht schwarzrot
wirken. Er wird mit Tiefe gesehen, sowie das
Flache 3-dimensional erscheint. |
Im Film, wie auf der Photographie sehen blonde Haare & Gesichtsfarbe || Gesicht &
Haare nicht grau aus, sie machen keinen
unnatürlichen || einen ganz natürlichen
Eindruck; die Speisen im Film auf einer
Schüssel dagegen sehen oft nicht
appetitreizend wie Speisen aus. || auf
einer Schüssel dagegen sehen im Film oft grau & darum
unappetitlich aus.
Was heißt es aber, Haar sehe auf der Photographie blond aus? Wie zeigt sich's, daß es so aussieht & auf die Farbe nicht nur geschlossen wird? Welche unsrer Reaktionen läßt uns das sagen? – Sieht |
Wenn
selbst das Wort “blond” blond
klingen kann, wie viel eher können die
photographierten Haare blond ausschaun! |
Nun, ich würde die
Photographie ganz natürlich mit den Worten
beschreiben: “An
einer Maschine steht ein Mann mit dunklem Haar & ein
Junge mit zurückgekämmtem blondem
Haar.” So würde ich die
Photographie beschreiben, & wenn Einer sagte das
beschreibe nicht sie, sondern die Objekte die wahrscheinlich
photographiert wurden, so
könnte 82 ich nur sagen, das Bild sieht so aus, als
wären die Haare so gefärbt
gewesen. || von dieser Farbe
gewesen. |
Wenn ich
aufgefordert würde, jene || die
Photographie zu beschreiben, würde ich es in
diesen || jenen Worten tun. |
Der Farbenblinde versteht die
Aussage, er sei farbenblind. Der Blinde die Aussage,
er sei blind. Aber sie können nicht alle Anwendungen
dieser Sätze machen, die der Normale macht. Denn wie
dieser Sprachspiele mit Farbworten z.B.
erlernen kann || beherrscht, die jene nicht
erlernen können, so auch Sprachspiele mit
den Worten “farbenblind”
& “blind”. |
Kann man dem Blinden beschreiben, wie
das ist, wenn Einer sieht? – Doch; ein
Blinder lernt ja manches über den Unterschied des
Blinden vom || zwischen ihm & dem Sehenden.
Und doch möchte man jene Frage mit Nein
beantworten || auf jene Frage Nein
antworten. – Ist sie aber || denn nicht irreführend gestellt? Man
kann einem der nicht Fußball spielt so wie einem der es spielt
beschreiben, ‘wie das ist, wenn
Einer Fußball spielt’,
dem letztern vielleicht, daß || damit er die Beschreibung auf ihre Richtigkeit
prüfe. || gestellt? Kann man
denn nur || dem Sehenden beschreiben, wie das ist, wenn
Einer sieht? Aber man kann mir
doch beschreiben || ihm doch
erklären, was
Blindheit ist./
D.h., man kann nur || ihm das
charakteristische Benehmen des 83 Blinden beschreiben & man kann mich blind machen: indem man
mir die Augen verbindet || ihn blind machen: indem man ihm die
Augen verbindet || ihm die Augen verbinden.
Anderseits kann man den Blinden nicht in diesem
Sinne || zeitweise sehend machen; wohl aber ihm das
Benehmen des Sehenden beschreiben. |
Kann man sagen ‘Farbenblindheit’ (oder ‘Blindheit’)
sei ein Phänomen, ‘Sehen’
nicht? Das würde etwa heißen: ‘Ich sehe” ist eine Äußerung, “Ich bin blind” nicht. Aber das ist doch nicht wahr. Man hält mich auf der Straße oft für blind. Ich könnte einem, der es tut, sagen: “Ich sehe”, d.h.: ich bin nicht blind. |
Man könnte
sagen: Es ist ein Phänomen, daß es
Leute gibt, die das & das nicht erlernen
können. Dies Phänomen ist die
Farbenblindheit. – Sie wäre also eine
Unfähigkeit; das Sehen aber eine || die
Fähigkeit. |
Ich sage Einem || dem B, der nicht
Schach spielen kann: “A
kann das Schach nicht erlernen”. B kann das verstehen. –
Aber nun sage ich Einem der überhaupt nicht im Stande ist irgend
ein Spiel zu erlernen, der & der könne ein Spiel nicht
erlernen. Was weiß jener vom Wesen eines
Spiels? Kann er z.B. nicht einen
gänzlich falschen Begriff von einem Spiel haben?
Nun, er mag verstehen, man 84 könne weder ihn, noch den Andern zu einer
Unterhaltung einladen, weil sie keine Spiele spielen
können. |
Kommt alles, was ich hier sagen will, darauf
hinaus, daß die Äußerung “Ich sehe einen roten
Kreis” & die “Ich sehe, bin nicht
blind” kategorisch || logisch verschieden sind? Wie prüft man einen
Menschen um zu finden, ob die erste Äußerung || Aussage wahr ist? wie, ob die zweite wahr
ist? Die Psychologie lehrt Farbenblindheit zu
konstatieren, & eben dadurch auch normales Sehen.
Aber wer kann dies erlernen? |
Ich kann niemand ein Spiel lehren,
daß ich selbst nicht erlernen |
Könnte nicht
jemand || Einer in einem farbenblinden Volk || der
Angehörige eines farbenblinden
Volks auf den Gedanken
gekommen sein || kommen, sich vorzustellen, wie
die, die wir “normalsehend”
nennen würden, sich benehmen || verhalten
würde || fremdartige Menschen auszumalen, (die wir
“normalsehend” nennen würden)? Könnte er so einen normal Sehenden
nicht z.B. auf dem Theater darstellen?
Wie er auch einen darstellen kann, der die Gabe der Prophetie hat,
ohne sie zu haben. Das ist zum mindesten denkbar.
85 |
Wären aber Farbenblinde je
darauf verfallen, sich selbst “farbenblind” zu
nennen? – Warum nicht?
Wie aber könnten ‘normal Sehende’ den ‘normalen’ Gebrauch der Farbwörter erlernen, wenn sie die Ausnahmen in einer farbenblinden Bevölkerung wären? – Ist es nicht denkbar || möglich, daß sie eben Farbworte ‘normal’ gebrauchen, vielleicht, in den Augen der Andern, gewisse Fehler machen, bis diese die ungewöhnlichen Fähigkeiten endlich schätzen lernten? |
Ich kann mir vorstellen
(ausmalen), wie es mir erscheinen wird, wenn ich so
einen || einen solchen Menschen treffe. |
Ich kann mir
vorstellen, wie ein Mensch handeln würde, dem das unwichtig ist,
was mir wichtig ist. Aber kann ich mir
diesen || seinen Zustand
vorstellen? – Was heißt das? –
Kann ich mir den Zustand eines vorstellen, dem wichtig ist, was mir
wichtig ist? |
Ich könnte (auch) Einen
genau nachmachen, der eine Multiplikation rechnet,
ohne im Stande zu sein das Multiplizieren zu erlernen. || selbst das
Multiplizieren erlernen zu können. || auch wenn ich das Multiplizieren nicht
erlernen kann. Und ich könnte dann Andre nicht multiplizieren lehren, obwohl es denkbar wäre, daß ich den Anstoß dazu gäbe, daß Einer es erlernt. 86 |
Ein
Farbenblinder kann offenbar die Prüfung schildern, bei der seine
Farbenblindheit zu Tage kam. Und was er hernach || danach schildern kann, das hätte er auch erfinden
können. |
Kann man Einem höhere
Mathematik beschreiben, außer indem man sie ihm
beibringt? Oder auch:
Ist dieser Unterricht eine
Beschreibung dieser || der
Rechnungsart? Einem das Tennisspiel beschreiben heißt
nicht, es ihn lehren. (und umgekehrt) Anderseits, || :
wer nicht wüßte, was Tennis ist & es nun spielen
lernt, der weiß es dann. (“Knowledge by description &
knowledge by acquaintance.”) |
Wer absolutes Gehör hat, kann ein
Sprachspiel erlernen, welches ich nicht
erlernen kann. |
Man könnte sagen, die
Begriffe der Menschen zeigen, worauf es ihnen ankommt &
worauf nicht. Aber nicht als erklärte das
die besondern Begriffe, die sie haben. Es soll nur die
Auffassung ausschließen, als hätten wir richtige, andre Leute
falsche Begriffe. (Es gibt einen
Übergang von einem Rechenfehler zu einer andern Art des
Rechnens.) |
Wenn Blinde, wie sie es oft || gern tun, vom blauen Himmel & anderen
spezifischen Gesichtserscheinungen || spezifisch visuellen
Erscheinungen reden, 87 sagt der Sehende oft: “Wer weiß, was er sich darunter
vorstellt”. Warum sagt er es
aber nicht von jedem andern Sehenden? Es ist
natürlich überhaupt ein falscher Ausdruck.
|
Das, worüber ich
so langwierig schreibe, kann einem Andern mit
unverdorbenerem Verstande selbstverständlich sein.
|
Wir sagen:
“Denken wir uns Menschen,
welche dieses Sprachspiel nicht kennen”. Aber damit haben wir noch keine klare
Vorstellung vom Leben dieser Menschen, wo es von unserm || vom unsern
abweicht. Wir wissen noch nicht, was wir uns
vorzustellen haben; denn das Leben jener Menschen soll ja im
übrigen dem Ist es nicht, als sagte man: Es gibt Menschen, die ohne den König Schach spielen. Es treten sofort Fragen auf: Wer gewinnt nun, wer verliert, u.a.¤ Du mußt weitere Entscheidungen treffen, die Du in jener ersten Bestimmung noch nicht vorhersiehst. Wie Du eben überhaupt || ja auch die ursprüngliche Technik nicht übersiehst, nur daß sie Dir von Fall zu Fall geläufig ist. |
Zur Verstellung gehört auch,
daß man Verstellung beim Andern 88 für möglich halte. |
Wenn Menschen sich so benehmen,
daß wir Verstellung vermuten möchten, aber diese Menschen
zeigen untereinander kein Mißtraun, dann ergeben
sie doch nicht das Bild von Menschen, die sich
verstellen. |
‘Wir müssen
uns immer wieder über diese Leute
wundern.” |
Wir könnten gewisse Leute auf der
Bühne darstellen & ihnen Selbstgespräche
(asides) in ihren Mund legen, die sie natürlich
im wirklichen Leben nicht aussprachen, die aber doch ihren Gedanken
entsprächen. Fremdartige Menschen aber
Und doch ist auch in dieser Betrachtungsweise etwas Falsches. Denn Einer könnte, während des Handelns || er handelt, wirklich etwas zu sich selbst sagen, & dies könnte einfach || z.B. ganz konventionell sein. |
Daß ich eines Menschen Freund sein kann, beruht
darauf, daß er die gleichen, oder ähnliche
Möglichkeiten hat wie ich selbst. 89 |
Wäre es richtig zu sagen, in unsern Begriffen
spiegle sich unser Leben? Sie stehen mitten in ihm. |
Unsre Sprache || Die Regelmäßigkeit unsrer
Sprache durchdringt unser Leben. |
Von wem würden wir sagen, er habe unsern
Begriff des Schmerzes nicht? Ich
könnte annehmen, er kenne Schmerzen nicht, aber ich will annehmen
er kenne sie; er gibt also Schmerzäußerungen von sich
& man könnte ihm die erste Person || Worte “Ich habe
Schmerzen” beibringen. Soll
er auch fähig sein sich seiner Schmerzen zu erinnern?
– Soll er Schmerzäußerungen |
“Ich weiß nicht, wie ärgerlich
er war.” “Ich weiß nicht, ob er
wirklich ärgerlich war”. – Weiß er's selbst?
Nun fragt man ihn, & er sagt: “Ja, ich war's”. |
Was ist denn das: die Unsicherheit
darüber, ob der Andre ärgerlich war? Ist es ein
Zustand der Seele des Unsicheren || Unsichern?
(So what?) Warum soll
der uns beschäftigen? Sie liegt in dem Gebrauch der
Aussage “Er ist 90 ärgerlich”. |
Aber Einer
ist unsicher, der Andre kann sicher sein: er ‘kennt den Gesichtsausdruck’ dieses Menschen, wenn er ärgerlich
ist. Wie lernt er dieses Anzeichen des Ärgers
als solches kennen? Das ist nicht leicht zu
sagen. |
Aber nicht
nur: “Was
heißt es, über den Zustand des Andern unsicher
sein?” – sondern
auch: “Was heißt es
‘Wissen, sicher
sein daß jener sich ärgert’?” |
Hier könnte man nun fragen, was ich denn
eigentlich will, wieweit ich die Grammatik behandeln
will. |
Es ist etwas gemeinsam der Man sieht in diesem Falle die Unähnlichkeit mit: “Er ißt einmal einen Apfel, ein andermal eine Birne”, während man sie im jenen || in jenem Fall nicht so leicht sieht. |
“Ich weiß, daß er gestern
angekommen ist” – “Ich weiß, daß 2 × 2 =
4 ist.” – “Ich weiß, daß er gestern Schmerzen
hatte” – “Ich weiß, daß dort ein Tisch
steht.” 91 |
Ich
weiß jedesmal, & || ﹖
nur nur immer etwas anderes? –
Freilich, – aber die Sprachspiele sind weit
verschiedener, als die Sätze, die
ausdrücken || sagen, was ich
weiß. || sind viel weiter von einander
entfernt, als diese Ausdrücke es vermuten lassen.
|| als (es) uns bei diesen
Sätzen zu Bewußtsein kommt. |
“Die
Welt der physikalischen Gegenstände & die Welt des
Bewußtseins.” Was
weiß ich von dieser? Was mich meine Sinne
lehren? Also, wie das ist, wenn man sieht, hört,
fühlt, etc. etc. –
Aber lerne ich das
wirklich? || , || ?
Oder lerne ich wie das ist, wenn ich
jetzt sehe, höre, etc.
& glaube, daß es auch früher so
war? |
Was ist eigentlich die ‘Welt’
des Bewußtseins? Da möchte ich sagen:
“ || “Was in meinem Geist vorgeht,
jetzt in ihm vorgeht, was ich sehe,
höre, …” Könnten
wir das nicht vereinfachen & sagen: “Was ich jetzt
sehe.” – |
Die Frage ist offenbar:
Wie ‘vergleichen’ wir physikalische Gegenstände –
wie Erlebnisse? |
Was
ist eigentlich die ‘Welt des
Bewußtseins’? –
Was in meinem Bewußtsein ist: was ich jetzt sehe, höre,
fühle,
etc. || … –
Und was, z.B., sehe ich jetzt?
Darauf kann die Antwort nicht sein: “Nun, alles
das”, wobei ich eine umfassende Gebärde
mache. || mit einer umfassenden
Gebärde. 92 |
Wenn der an Gott
glaubende um sich
schaut || sieht & fragt
“Woher ist alles, was ich
sehe?” “Woher das alles?”, so wünscht || verlangt er
keine (kausale) Erklärung; und der Witz seiner
Frage ist gerade, daß es die Frage || sie der Ausdruck dafür ist, daß man eine
Erklärung fordert || verlangt. || dieses
Verlangens ist. Er drückt also eine
Stellungnahme || Einstellung zu allen Erklärungen
aus. – Aber wie zeigt sich
das || die
in seinem Leben? Es ist die Einstellung, die eine bestimmte Sache ernst nimmt, sie aber dann in ganz bestimmter Weise || an einem bestimmten Punkte doch nicht ernst nimmt, & erklärt, etwas anderes sei noch ernster. So kann Einer sagen, es ist Eigentlich möchte ich sagen, daß es auch hier nicht auf die Worte ankommt, die man gebraucht || ausspricht oder auf das was man dabei denkt, sondern auf den Unterschied, den sie an verschiedenen Stellen im Leben machen. Wie weiß ich, daß zwei Menschen das gleiche meinen, wenn jeder sagt, er glaube an Gott? Und ganz dasselbe kann man bezüglich der 3 Personen sagen. Die Theologie, die auf den Gebrauch gewisser || bestimmter Worte und Phrasen dringt & andere verbannt, macht nichts klar || klarer. (Karl Barth) 93 Sie fuchtelt sozusagen mit ihren || den Worten umher || herum weil sie || wie einer der etwas sagen will & es nicht auszudrücken weiß. || & nicht weiß, wie man es ausdrücken kann. Die Praxis gibt den Worten ihren Sinn. |
Beobachte diesen
Fleck! || Ich beobachte diesen
Fleck. “Jetzt ist
er so” – dabei zeige ich
etwa auf ein Bild. Ich mag
immer || ständig das gleiche
beobachten,
aber || & || aber was ich sehe mag sich
gleichbleiben, oder || dabei gleichbleiben, oder
sich
verändern || (verändern). Was ich
beobachte & was ich sehe hat nicht die gleiche
(Art der) Identität. Denn
die Worte “dieser
Fleck” z.B.
lassen die (Art der) Identität, die ich meine,
nicht erkennen. |
“Die Psychologie beschreibt die
94 wie das ist, wenn man sieht? Aber weiß es der Sehende?! Weiß er auch, wie es ist, Bewußtsein zu haben? Aber kann nicht der Psychologe den Unterschied zwischen dem Benehmen des Sehenden & des Blinden beobachten? (Der Meteorologe den Unterschied zwischen Regen & Trockenheit?) Man könnte doch z.B. den Unterschied im Benehmen || des Benehmens beobachten von Ratten, denen man die Barthaare genommen hat, & von den gewöhnlichen Ratten. || unverstümmelten. Und das hieße etwa || vielleicht || könnte man nennen die Rolle dieses Tastapparates zu beschreiben. – – Das Leben der Blinden ist anders als das Leben der Sehenden. |
Der
Normale kann z.B. erlernen, Aber Karl der Große hat gewiß das Prinzip des Schreibens verstanden, & es doch nicht erlernen || doch nicht schreiben lernen können. So kann also auch der die Beschreibung der Technik verstehen, der sie || diese nicht erlernen kann. Aber es gibt eben zwei Fälle des Nicht-Erlernen-Könnens. Im einen erlangen wir bloß eine Fertigkeit nicht, im andern fehlt 95 uns das Verständnis. Man
kann Einem ein Spiel erklären:
Er mag diese Erklärung verstehen, aber
das Spiel nicht erlernen können, oder er ist unfähig || unfähig sein eine Erklärung des Spiels zu
verstehen. Es ist aber auch das Umgekehrte denkbar.
|
“Du siehst den Baum, der Blinde sieht ihn
nicht.” Das müßte
ich einem Sehenden sagen. Und also einem Blinden:
“Du siehst den Baum nicht, wir sehen
ihn”? Wie wäre
das, wenn der Blinde zu sehen glaubte, oder ich glaubte, ich
könne nicht sehen? |
Ist
es ein Phänomen, daß ich den Baum sehe? Es ist
eins, daß ich dies richtig als Baum erkenne, daß ich
nicht blind bin. |
“Ich sehe einen
Baum” als Äußerung des
visuellen Eindrucks, ist es die Beschreibung eines
Phänomens? Welches Phänomens?
wie kann ich Einem dies erklären?
Und ist es nicht doch für den Die Worte “Ich sehe einen Baum” sind nicht die Beschreibung eines Phänomens. (Ich könnte z.B. nicht sagen – “Ich sehe einen Baum! wie merkwürdig!”, aber wohl: || wohl aber “Ich sehe einen Baum, obwohl keiner da ist– wie || . Wie merkwürdig!”) |
Oder soll ich sagen:
“Der Eindruck ist kein
Phänomen; daß L.W. diesen Eindruck
hat, ist eins”? |
(Man könnte sich
denken, 96 daß Einer den Eindruck, gleichsam wie einen
Traum, vor sich hinspricht || hin spricht, ohne das Pronomen der
ersten Person.) |
Beobachten ist nicht das gleiche wie betrachten,
oder anblicken. “Betrachte diese Farbe & sag, woran sie Dich erinnert.” Ändert sich die Farbe, so betrachtest Du nicht mehr die, welche ich meinte. Man beobachtet, um zu sehen, was man nicht sähe, wenn man nicht beobachtet. |
Man sagt etwa: “Betrachte diese Farbe für einige
Zeit”. Das tut man aber
nicht, um mehr zu sehen, als man sonst auf den
|
Könnte es in einer
“Psychologie” heißen || ¤ in einer “Psychologie”
der Satz stehen: “Es gibt Menschen, welche
sehen”?
Nun, wäre das falsch? – Aber wem teilen wir hier etwas mit? || wird hier etwas mitgeteilt? || wird hier etwas mitgeteilt? (Und ich meine nicht nur: Was || was mitgeteilt wird, sei schon längst bekannt.) |
Ist mir bekannt, daß ich
sehe? |
Man könnte sagen wollen:
Wenn es solche Menschen nicht gäbe, so
auch den Begriff des Sehens nicht. –
Aber könnten nicht
Marsbewohner so etwas sagen? Sie haben etwa
durch Zufall zuerst lauter Blinde bei uns kennen
gelernt. 97 |
Und wie kann es unsinnig sein, zu sagen “Es gibt Menschen, welche
sehen”, wenn es nicht unsinnig ist, zu
sagen, es gibt Menschen, welche blind sind? Aber der Sinn des Satzes “Es gibt Menschen, welche sehen” d.h. seine mögliche Verwendung ist jedenfalls nicht sogleich klar. |
Könnte das
Sehen nicht Ausnahme sein? Aber
beschreiben könnten es weder die Blinden, noch die
Sehenden, es sei denn als Fähigkeit, das & das zu
tun. Z.B. auch, gewisse Sprachspiele
zu spielen; aber da muß man achtgeben, wie man diese
Sprachspiele beschreibt. |
Sagt man: “Es gibt Menschen, welche |
Wie wäre es mit dieser Erklärung:
“Es gibt
Menschen, die sich benehmen wie Du & ich,
& nicht wie dieser da, der Blinde.”? |
“Du kannst, mit offenen Augen,
über die Straße gehen, ohne überfahren zu werden,
etc.” Die Logik der Mitteilung. |
Damit, daß ein Satz, der die Form einer || der Mitteilung hat, || von
der Form einer || der Mitteilung eine Verwendung hat,
ist noch nichts 98 über die Art seiner || dieser
Verwendung gesagt. |
Kann der Psychologe mir mitteilen, was Sehen
ist? Was nennt man “mitteilen, was Sehen ist”? Nicht der Psychologe lehrt mich den Gebrauch des Wortes “sehen”. |
Wenn der Psychologe sagt || uns
mitteilt: “Es gibt
Menschen, welche sehen”, so
fragen
wir ihn || können wir ihn fragen: “Und was nennst Du “Menschen, welche sehen””.
Darauf müßte er
Antworten geben wie || wäre die Antwort von der
Art “Menschen, die
unter den & den Umständen so & so
reagieren, sich so & so
benehmen”. “sehen” wäre
für uns ein Fachwort des Psychologen || für den Psychologen ein Fachwort || hier ein Fachwort des
Psychologen || ein Fachwort des Psychologen,
das er uns erklärt. Sehen ist dann etwas was
er an den Menschen beobachtet hat. |
Wir lernen das Wort || die
Ausdrücke “ich
sehe …”, “er sieht …”
etc. lang bevor || ehe wir den Ausdruck “Ich sehe”
d.h. bin nicht blind lernen.
|| gebrauchen ehe wir zwischen Sehen
& Blindheit unterscheiden lernen.
|
“Es gibt Menschen,
welche reden können.”,
“Ich kann einen Satz
sagen.”, “Ich kann das Wort “Satz”
aussprechen.”, “Wie Du siehst, bin ich
wach.”, “Ich bin hier.” |
Es gibt
doch eine Belehrung darüber, unter welchen Umständen
ein gewisser Satz eine Mitteilung sein kann. Wie soll
ich diese Belehrung nennen? |
Kann man sagen, ich habe 99 beobachtet, daß ich & Andre mit
offenen Augen gehen können, ohne anzustoßen, & daß
wir's mit geschlossenen Augen nicht können? |
Wenn ich Einem
mitteile, ich sei nicht blind, ist das eine Beobachtung?
Ich kann ihn jedenfalls durch mein Benehmen davon
überzeugen. |
Ein Blinder könnte leicht herausfinden, ob auch
ich blind sei; indem er z.B. eine bestimmte
Handbewegung macht & mich fragt, was er getan hat.
|
Können wir uns nicht
einen blinden Volksstamm denken? Könnte |
Angenommen, ein Blinder sagte zu mir: “Du kannst gehen ohne irgendwo
anzustoßen, ich kann es nicht”
– wäre der erste Teil des Satzes eine Mitteilung?
|
Nun, er sagt mir nichts
neues. |
Es
scheint Sätze zu geben, die den Charakter von
Erfahrungssätzen haben, deren Wahrheit aber für mich
unanfechtbar ist. D.h., wenn ich
annehme, daß sie falsch sind, muß ich allen 100 meinen Urteilen
mißtrauen. |
Es gibt jedenfalls Irrtümer die ich als
gewöhnlich hinnehme, & solche, die andern Charakter haben
& von meinen übrigen Urteilen als eine
vorübergehende Verwirrung abgekapselt werden
müssen. Aber gibt es nicht auch
Übergänge zwischen diesen beiden. |
Wenn man den Begriff des Wissens in
diese Untersuchung bringt so nützt das nichts; denn Wissen ist
nicht ein psychologischer Zustand durch dessen Besonderheiten sich nun
allerlei erklärt. Die besondere Logik des
Begriffs “wissen” ist vielmehr nicht die des psychologischen Zustands. |
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