1
Was heißt es, || : die Wahrheit eines Satzes sei gewiß? |
Mit dem Wort “gewiß”
drücken wir die vollkommene || völlige
Überzeugung, die Abwesenheit jedes Zweifels aus, &
wir suchen damit den Andern zu
überzeugen || überreden. Aber das || Das ist
subjektive Gewißheit.
Wann aber ist etwas objektiv gewiß? – Wenn ein Irrtum nicht möglich ist. Aber was für eine Möglichkeit ist das. Muß der Irrtum Wenn ich glaube, in meinem Zimmer zu sitzen & es ist nicht so, dann wird man nicht sagen, ich habe mich geirrt: Aber was ist der wesentliche Unterschied eines Irrtums von diesem Fall? |
Sichere Evidenz ist die, die wir als
unbedingt sicher annehmen, nach der
wir mit Sicherheit ohne Zweifel handeln. 2 Was wir “Irrtum” nennen, spielt eine ganz bestimmte || spezielle Rolle in unsern Sprachspielen, & was wir als sichere Evidenz betrachten, auch. |
Falsch || Unsinn aber
wäre es, zu sagen, wir betrachten etwas als sichere Evidenz, weil
es gewiß wahr ist. |
Wir müssen vielmehr die Rolle
von Bejahung & Verneinung erst
bestimmen. || der Entscheidung für & gegen
einen |
Der Gebrauch von “wahr oder falsch”
hat darum etwas Irreführendes, weil es ist, als sagte man
“es stimmt mit den Tatsachen
überein oder nicht”, & es
sich doch gerade frägt, was “Übereinstimmung” hier ist. |
“Der Satz ist wahr oder
falsch” heißt eigentlich nur, es
müsse eine Entscheidung für
oder || & gegen ihn möglich 3 sein. Aber das sagt nicht,
aus welchem Grunde man sich für oder gegen ihn
entscheidet. || wie der
Grund zu so einer Entscheidung ausschaut.
|
Denk,
jemand fragte: “Ist
es wirklich richtig daß wir uns auf die Evidenz unsres
Gedächtnisses (oder unsrer Sinne) verlassen wie wir es
tun?” ||
“Haben wir recht, uns auf unsre Sinne
& unser Gedächtnis zu verlassen, wie
wir es || wir's tun?”
|
Moores gewisse Sätze
sagen beinahe aus, wir hätten ein Recht, uns auf diese Evidenz zu
verlassen. |
Was wir historische Evidenz nennen || Alles
was wir als Evidenz betrachten, deutet darauf hin,
daß die Erde
schon lange vor meiner Geburt existiert hat || die Erde habe schon
lange vor meiner Geburt existiert.
Die entgegengesetzte Hypothese hat
keinerlei Bekräftigung || entbehrt
jeder Grundlage. || hat
nichts für sich.
|
Eine Hypothese, 4 für welche alles, gegen welche
nichts spricht, – || Wenn nun alles
für eine Hypothese, nichts gegen sie spricht,
–◇ ist sie dann objektiv || gewiß wahr? Man kann sie so
nennen. Aber stimmt sie unbedingt || gewiß mit den Tatsachen || dem Tatsächlichen || mit der ‘Welt der Tatsachen’ überein? Sie zeigt uns bestenfalls, was “übereinstimmen” heißt. Wir finden es schwierig, sie uns falsch vorzustellen aber auch schwierig, eine Anwendung von ihr zu machen. ‒ ‒ ‒ Mit dieser Frage bewegst Du Dich schon im Kreise. |
Worin besteht denn die || diese
Übereinstimmung eines
solchen Satzes mit den Tatsachen, wenn nicht darin, daß, was in
diesem Sprachspiel Evidenz ist,
dafür || für unsern Satz
spricht.
(Tractatus || Log. Phil. Abh.)
|
Die Begründung aber, die
Rechtfertigung der Evidenz || des Sprachspiels kommt zu
einem Ende; – aber das Ende || das Ende aber ist nicht daß uns
gewisse Sätze unmittelbar als wahr einleuchten,
also eine Art Sehen unsrerseits, sondern unser
Handeln, welches 5 am Grunde des Sprachspiels liegt. |
Wenn das Wahre das Begründete
ist, dann ist der Grund nicht wahr, noch
falsch. |
Wenn Einer uns fragte “Aber ist das
wahr?”,
müßten || könnten wir ihm sagen “Ja”;
& wenn er Gründe verlangte, so könnten wir sagen
“Ich kann Dir keine Gründe
geben, aber wenn Du mehr lernst, wirst Du auch dieser Käme er nun nicht dahin, so hieße das, daß er, z.B., Geschichte nicht lernen kann. |
“Seltsamer Zufall, daß alle die
Menschen in deren Kopf man geschaut || deren
Schädel man geöffnet hat, ein
Gehirn hatten!” |
Ich habe ein
Telephongespräch mit New York. Mein Freund
teilt mir mit daß seine Bäumchen die & die
Knospen tragen. Ich bin nun überzeugt, das
6 Bäumchen
sei … Bin ich auch überzeugt, die Erde
existiere? |
Daß die
Erde existiert, ist vielmehr ein Teil des ganzen
Bildes, das die Basis || den Ausgangspunkt meines Glaubens bildet.
|
Bekräftigt mein
Telephongespräch mit New York meine Überzeugung, daß die Erde
existiert? |
Manches scheint
uns festzustehen & es scheidet aus dem Verkehr aus.
Es wird sozusagen |
Es ist nun die Form unsrer Betrachtungsweise &
charakterisiert alle unsre Fragen, &
Forschungen. || Es gibt nun unsern
Betrachtungen, unsern Forschungen ihre Form.
Es war vielleicht einmal umstritten.
Vielleicht aber hat es seit
unvordenklichen Zeiten zum Gerüst aller
unsrer Betrachtungen gehört. (Jeder 7 Mensch hat Eltern.) |
Wir betrachten
z.B. eine Rechnung unter gewissen
Umständen als genügend || hinlänglich kontrolliert. Was gibt
uns dazu ein Recht? Die Erfahrung?
Könnte sie uns nicht
täuschen? Wir müssen irgendwo mit dem
Rechtfertigen enden || Schluß machen &
dann bleibt der Satz, || : daß wir
so rechnen. |
Unsre ‘Erfahrungssätze’ bilden nicht |
Was spricht ¤ dagegen || Was hindert mich anzunehmen daß dieser Tisch, wenn
ihn niemand betrachtet, entweder verschwindet, oder seine Form
& Farbe gänzlich verändert, &
nur wieder jemand wenn ihn sieht || ansieht, in seinen alten Zustand
zurückkehrt? – “Wer wird denn || aber
auch so etwas annehmen!”
– möchte man sagen. |
Hier zeigt sich || sehen
wir, 8 daß der Begriff || die Idee von der
‘Übereinstimmung mit der
Wirklichkeit’
nicht recht klar ist. || keine klare
Anwendung hat. |
Der Satz “Es ist
geschrieben.”
|
Wer annähme, daß
alle unsre Rechnungen unsicher
sind || seien, & daß wir uns
auf keine verlassen können (mit der Rechtfertigung,
daß Fehler überall möglich sind), würden wir
|
Kann ich für einen Augenblick glauben, ich sei
je || einmal in der Stratosphäre
gewesen? oder noch höher)?
Nein. So weiß ich's || ich das Gegenteil,
– wie Moore? |
Es
kann für mich, als vernünftigen 9 Menschen kein Zweifel darüber
bestehen. – Das ist es eben. – |
Der Vernünftige Mensch hat gewisse
Zweifel nicht. |
Kann ich zweifeln, woran ich zweifeln will?
(Oder glauben, woran ich glauben will?) |
Ich kann, daß ich nie in der
Stratosphäre war, unmöglich bezweifeln. Weiß
ich es darum, ist es darum wahr? |
Könnte ich nicht
eben verrückt sein & das nicht bezweifeln, was
ich unbedingt bezweifeln sollte. |
“Ich
weiß, daß es nie geschehen ist, denn wäre es
geschehen, so hätte ich es unmöglich vergessen
können.”
Aber angenommen, es wäre geschehen, so hättest Du's eben doch vergessen. Und wie weißt Du, daß Du's unmöglich hattest vergessen können? Nicht bloß aus früherer Erfahrung? 10
|
Das, woran ich festhalte, ist
nicht ein Satz, sondern ein Nest von Sätzen.
|
Kann ich die
Annahme, ich sei einmal auf dem Mond || Nordpol gewesen, überhaupt einer
ernsten Betrachtung würdigen?
|
“Ist denn das etwas, was man vergessen
kann?!” |
“Unter solchen Umständen sagen die
Menschen |
Unsre Rede erhält durch unsre übrigen
Handlungen ihren Sinn. |
Wir fragen uns: Was machen wir mit einer Aussage
“Ich
weiß …”?
Denn uns handelt sich's nicht um Vorgänge oder || & Zustände des Geistes || im Geiste. Und so muß man entscheiden, ob etwas 11 ein Wissen ist, oder keines.
|
Wenn einer
bezweifelte, ob die Erde vor 100 Jahren existiert hat,
so verstünde ich das darum nicht, weil ich nicht
wüßte, was dieser noch als Evidenz gelten ließe, &
was nicht. |
“Jedes einzelne dieser Fakten könnten
wir bezweifeln, aber alle können wir nicht
bezweifeln.”
Wäre es nicht richtiger Daß wir sie nicht alle bezweifeln, ist eben die Art & Weise wie wir urteilen, also handeln. |
Wenn
ein Kind mich fragte, ob es die Erde schon vor meiner
Geburt gegeben hat, so würde ich ihm nicht antworten,
die Erde existiere erst seit meiner Geburt, sondern sie habe schon
lang, lang vorher existiert. Und dabei hätte ich
12 das Gefühl, etwas
Komisches gesagt zu haben || zu
sagen. Etwa wie wenn ein || das
Kind gefragt hätte ob ein || der &
der Berg höher sei als ein sehr hohes Haus, das
es gesehen hat. Ich könnte nur dem jene
Frage beantworten, dem ich ein Weltbild erst
beibrächte. Wenn ich nun die Frage mit Sicherheit so beantworte, was gibt mir diese Sicherheit? |
Ich glaube
daß ich Ahnen habe & daß jeder 13 lang vor meiner Geburt zweifeln wollte, müßte ich
alles mögliche bezweifeln, was mir
feststeht. |
Und daß
mir etwas feststeht, hat seinen Grund nicht in meiner Dummheit,
oder Leichtgläubigkeit. |
Wenn Einer sagte “Die Erde hat nicht schon
lange …” – was würde
er damit antasten? Weiß ich's? |
Müßte es ein
sozusagen wissenschaftlicher Glaube sein?
Könnte es kein mystischer sein? Muß er damit
unbedingt geschichtlichen Tatsachen
widersprechen? Ja selbst geographischen? |
Wenn ich sage “Dieser Tisch hat vor einer
Stunde noch nicht existiert”, so meine
ich wahrscheinlich, er sei erst später hergestellt
worden. Sage ich “Dieser 14 Berg hat damals noch nicht
existiert”, so meine ich
wohl, er sei || habe sich erst später
– vielleicht vulkanisch – gebildet.
Sage ich “Dieser Berg hat vor einer halben Stunde noch nicht existiert”, so ist das eine so seltsame Aussage, daß nicht klar ist, was ich meine. Ob ich z.B. etwas falsches aber wissenschaftliches meine. Vielleicht meint man, die Aussage der Berg habe damals Aber denke, jemand sagte “Dieser Berg hat vor einer Minute noch nicht existiert, sondern ein genau gleicher”. Nur die gewohnte Umgebung läßt es klar erscheinen, was gemeint ist. |
Ich könnte also den der sagt die Erde habe vor
seiner Geburt noch nicht existiert, weiter fragen um 15 herauszufinden mit
welchen meiner Meinungen || Überzeugungen er im
Widerspruch ist. Und da
könnte es sein daß er meinen Grundanschauungen
widerspricht. Und wäre es so, so müßte
ich's dabei bewenden lassen.
Ähnlich geht es wenn er sagt er sei einmal auf dem Mond gewesen. |
Ich || Ja, ich glaube, daß jeder Mensch zwei menschliche
Eltern 16 nicht Blut ist, so würden Katholiken
ihm widersprechen. |
Worauf gründet sich der Glaube, daß alle Menschen Eltern
haben? Auf Erfahrung.
Und wie kann man || man || ich auf meine Erfahrung diesen
sichern Glauben gründen? Nun ich gründe
ihn nicht nur auf || darauf
daß ich die Eltern gewisser Menschen kannte, sondern auf alles was
ich über das Geschlechtsleben von Menschen &
Aber ist das denn wirklich ein Beweis? |
Ist
hier nicht eine Hypothese, die, wie ich glaube, sich immer
wieder vollkommen bestätigt? |
Müssen wir nicht auf Schritt &
Tritt sagen: “Ich glaube dies mit Bestimmtheit”? 17 |
“Ich weiß …” sagt man, wenn man bereit ist,
zwingende Gründe zu geben. “Ich weiß”
bezieht sich auf eine Möglichkeit || Methode des
Deutens der Wahrheit. Ob Einer etwas weiß,
läßt sich zeigen, angenommen, daß er davon überzeugt
ist. Ist aber was er glaubt von solcher Art, daß, die Gründe, die er geben kann, nicht sicherer sind, als seine Behauptung, so kann er nicht sagen, er wisse, was er glaubt. |
Wenn Einer sagt “Ich habe einen
Körper”, so kann man ihn fragen
“Wer spricht hier mit diesem
Munde?” |
Zu wem sagt Einer, er wisse
etwas? Zu sich selbst, oder zu einem Andern.
Wenn er's zu sich selbst sagt, wie unterscheidet es
sich von der Feststellung er sei gewiß || sicher, es verhalte sich so? Es gibt keine
subjektive Sicherheit, daß ich etwas weiß. Subjektiv
ist die Gewißheit, aber nicht das 18 Wissen. Wenn ich mir also sage “Ich weiß, daß ich zwei Hände
habe” & das soll nicht nur
meine subjektive Gewißheit zum Ausdruck bringen, so
muß ich mir beweisen || mich davon
überzeugen können, daß ich recht habe.
Aber das kann ich nicht; denn daß ich zwei Hände habe ist
nicht weniger gewiß, ehe ich sie angeschaut habe als
nachher. Ich könnte aber sagen: “Daß ich zwei Hände habe ist ein unumstößlicher Glaube.” |
“Hier bin ich auf einer Grundlage
alles meines Wissens || Glaubens
angelangt.” “Diese Stellung werde ich
halten!” Aber ist das nicht eben nur, weil ich davon
vollkommen überzeugt
bin? – Wie ist das: ‘Vollkommen überzeugt
sein’? |
Wie wäre es, jetzt daran
19 zu zweifeln, daß ich
zwei Hände habe? Warum kann
ich es || ich's mir gar nicht vorstellen? Was würde ich glauben, wenn ich das nicht glaubte? Ich habe noch gar kein System, worin es diesen Zweifel geben könnte. |
Ich bin auf dem Boden meiner
Überzeugungen angelangt. |
Und von dieser Grundmauer könnte man
beinahe sagen, sie |
Man macht sich ein falsches Bild vom Zweifel.
|
Daß ich zwei
Hände habe, ist unter normalen Umständen so sicher,
wie irgend etwas, was ich als Evidenz dafür anführen
könnte. Ich bin darum außer Stande den Anblick meiner Hand als Evidenz dafür aufzufassen. |
Heißt das
nicht: 20 ich werde unbedingt so || nach diesem
Glauben handeln & mich durch nichts beirren
lassen? |
Aber
es ist doch nicht nur, daß ich in dieser Weise glaube,
daß ich 2 Hände habe, sondern daß jeder
Vernünftige das tut. |
Am Grunde des begründeten Glaubens liegt
der unbegründete Glaube. |
Jeder ‘vernünftige’
Mensch |
Das Zweifeln || Der Zweifel hat gewisse
charakteristische Äußerungen, aber sie sind für ihn
nur unter gewissen Umständen
charakteristisch. Wenn Einer sagte, er
zweifle an der Existenz seiner Hände, sie immer wieder von allen
Seiten betrachtete, betastete, sich
zu überzeugen suchte, daß keine Spiegelung oder
dergleichen vorläge, so
wären 21 wir nicht sicher, ob wir das ein Zweifeln nennen
sollten. Wir könnten seine Handlungsweise als eine der
zweifelnden ähnlichen beschreiben, aber sein Spiel wäre
nicht das unsre. |
Anderseits ändert sich das Sprachspiel mit der Zeit.
|
Wenn Einer mir sagte, er
zweifle daran, ob er einen Körper habe, würde
|
Ich
weiß nicht, wie der Satz “Ich habe einen
Körper” zu gebrauchen ist.
Das gilt nicht 22 unbedingt von dem Satz, daß ich immer auf
oder nahe der Erde war. |
Wer dran zweifelte daß die
Erde seit 100 Jahren existiert hat, könnte einen
wissenschaftlichen, oder aber einen
philosophischen Zweifel haben. |
Ich möchte den Ausdruck “Ich weiß” für die Fälle reservieren, in denen
er im normalen Sprachverkehr
gebraucht wird. |
Einen vernünftigen Zweifel an der
Existenz der Erde während der letzten 100
Jahre, kann ich mir jetzt nicht vorstellen.
|
Ich kann mir einen Menschen
vorstellen, der unter ganz besondern Umständen
aufgewachsen ist, & dem man beigebracht hat die
Erde sei vor 50 Jahren entstanden, & der es deshalb auch
glaubt. Diesen könnten wir belehren:
die Erde 23 habe schon lange etc. – Wir
würden trachten ihm unser Weltbild zu geben.
Dies geschähe durch eine Art Überredung. |
Der Schüler glaubt seinen
Lehrern & den Schulbüchern. |
Ich könnte mir den Fall denken
daß M. von einem wilden Volksstamm gefangen
wird & die den Verdacht aussprechen, er sei von irgendwo
|
Aber was sagt sie mehr, als
: “Ich bin
24 nie dort & dort
gewesen, & habe zwingende Gründe, das zu
glauben”? |
Und hier müßte man noch sagen,
was zwingende Gründe sind. |
“Ich
habe nicht nur den visuellen Eindruck eines Baumes, sondern ich
weiß, daß es es || das ein Baum
ist.” |
“Ich weiß, daß das eine Hand
ist.” – Und was ist
eine Hand? – “Nun,
das |
Bin ich || Ist es
gewisser, daß ich nie auf dem Mond, als, daß ich nie in
Bulgarien war? Warum bin ich so
sicher? Nun, ich weiß, daß ich auch nirgends in der
Nähe war, z.B. nie auf
dem Balkan,
war. |
“Ich habe für meine Sicherheit zwingende
Gründe.”
Diese Gründe machen die Sicherheit objektiv.
25 |
Was ein
triftiger Grund für etwas ist || sei,
entscheide nicht ich. |
Ich weiß = Es ist mir als
gewiß bekannt. |
Wann aber sagt man von etwas, es sei gewiß?
Denn darüber, ob etwas gewiß ist, läßt sich doch streiten; wenn nämlich etwas objektiv gewiß ist. |
Es gibt eine Unzahl
allgemeiner || unzählbare allgemeine
Erfahrungssätze, |
Daß Einem dem man den Arm abgehackt, er nicht
wieder wächst, ist ein solcher. Daß Einer, dem man
den Kopf abgehauen hat, tot ist & nie wieder lebendig wird,
ein andrer. Man kann sagen, daß Erfahrung uns diese Sätze lehrt. Sie lehrt sie uns aber nicht isoliert, sondern sie lehrt uns eine Menge zusammenhängender 26 Sätze. Wären sie
isoliert, so könnte ich etwa an ihnen zweifeln,
denn ich habe keine sie betreffende Erfahrung.
|
Ist die Erfahrung der
Grund dieser unsrer Gewißheit, so ist es natürlich die
vergangene Erfahrung. Und es ist nicht etwa bloß meine Erfahrung, sondern die der Andern, von der ich Kenntnis erhalte. Nun könnte man sagen, daß es wiederum |
Wir glauben, so zu
sagen, daß dieses große Gebäude da ist, &
nun sehen 27 wir einmal da ein Eckchen, einmal dort ein
Eckchen. |
“Ich kann nicht umhin zu
glauben …” |
“Ich bin
beruhigt, daß es so ist.”
|
Es ist ganz sicher,
daß Automobile nicht aus der Erde wachsen. – Wir
fühlen, daß, wenn Einer das Gegenteil glauben könnte, er
allem Glauben schenken könne, was wir Wie aber hängt dieser eine Glaube mit allen andern zusammen? Wir möchten sagen daß wer jenes glauben kann das ganze System unsrer Verifikation nicht annimmt. Dies System ist etwas, was der Mensch durch Beobachtung & Unterricht aufnimmt. Ich 28 sage absichtlich nicht
“lernt”. |
Nachdem er das & das gesehen & das & das
gehört hat, ist er außer Stande zu bezweifeln,
daß … |
Ich,
L.W., glaube, bin
sicher, daß mein Freund nicht Sägespäne im Leib oder Kopf
hat, obwohl ich dafür keine direkte Evidenz der Sinne
habe. Ich bin sicher, auf Grund Daran zu zweifeln erscheint mir als Wahnsinn, freilich wieder in Übereinstimmung mit Andern; aber ich stimme mit ihnen überein. |
Ich kann
nicht sagen, daß ich gute Gründe
habe zur Ansicht, daß Katzen nicht auf Bäumen wachsen,
29 oder daß ich einen
Vater & eine Mutter gehabt habe. Wenn Einer daran zweifelt, – wie soll es geschehen sein? Soll er von Anfang an nie geglaubt haben, er habe Eltern gehabt? Aber ist denn das denkbar, es sei denn, daß man ihn dies gelehrt hat. |
Denn wie kann das Kind an dem gleich
zweifeln, was man ihm beibringt? Das
könnte nur bedeuten, daß es gewisse
Sprachspiele |
Die Menschen haben seit den
ältesten Zeiten Tiere getötet, & ihr Fell,
ihre Knochen etc. etc. zu
gewissen Zwecken gebraucht; d.h. sie
haben mit Bestimmtheit drauf gerechnet, in jedem
ähnlichen Tier ähnliche Teile zu finden.
Sie haben immer aus der Erfahrung gelernt, & aus ihren Handlungen kann man ersehen, 30 daß sie Gewisses mit Bestimmtheit glaubten,
ob sie diesen Glauben aussprachen, oder nicht. Damit will
ich natürlich nicht sagen, daß der Mensch so handeln
solle, sondern nur, daß er so handelt. |
Wenn Einer etwas sucht &
wühlt etwa || dabei an einem bestimmten
Platz die Erde auf, so zeigt er damit, daß er glaubt,
das, was er sucht, sei dort. |
Woran wir glauben,
hängt von dem ab, was wir lernen. Wir alle glauben, es
sei unmöglich auf den Mond zu kommen; aber es könnte Leute
geben, die glauben, es sei möglich & geschehe
manchmal. Wir sagen: diese wissen
Vieles || Manches nicht,
was wir wissen. Und sie mögen ihrer Sache noch
so sicher sein, – sie sind im Irrtum, & wir wissen
es. Wenn wir unser 31 System des Wissens mit ihrem
vergleichen, so zeigt sich ihres als weit
ärmer. || das weit ärmere.
|
23.9.50
Das Eichhörnchen schließt nicht durch Induktion, daß es
auch im nächsten Winter Vorräte brauchen wird.
Und ebensowenig brauchen || benutzen wir ein Gesetz der Induktion, um
unsre Handlungen oder Vorhersagen zu rechtfertigen. |
Ich weiß nicht nur, daß die Erde
lange 32 Und warum soll ich nicht sagen, ich wisse das alles? Sagt man nicht eben dies? Aber nicht nur ich weiß, oder glaube alles das, sondern die Andern auch. Oder vielmehr, ich glaube, daß sie es glauben. |
Ich bin fest überzeugt,
daß die Andern glauben, zu wissen glauben, daß es sich alles so
verhält. |
Ich habe
selbst |
Wir wissen, daß die Erde rund
ist. Wir haben uns endgültig davon überzeugt,
daß sie rund ist. Bei dieser Ansicht werden wir verharren; 33 es sei denn, daß sich unsere ganze
Naturanschauung ändert.
“Wie weißt Du
das?” – Ich glaube
es. |
Weitere
Versuche können die früheren nicht
Lügen strafen,
höchstens unsere ganze
Betrachtung ändern. |
Ähnlich, der Satz “Das Wasser siedet bei 100˚
C.”. |
So überzeugen wir uns,
das nennt man |
Hat man also nicht, in diesem Sinne,
einen Beweis des Satzes? Aber es ist kein Beweis dafür daß dasselbe wiedergeschehen ist; aber wir sagen es gibt uns ein Recht dies anzunehmen. |
Dies nennen wir
“Erfahrungsmäßige
Begründung unsrer Annahmen.” 34 |
Wir lernen eben nicht nur, daß
die & die Versuche so & so ausgegangen sind,
sondern auch den Schlußsatz. Und daran ist
natürlich nichts Falsches.
Denn dieser Satz ist ein Instrument für
gewisse Zwecke || bestimmten
Gebrauch. |
Wir sind dessen ganz sicher, heißt nicht nur, daß jeder
Einzelne dessen gewiß ist, sondern, daß wir zu einer
Gemeinschaft gehören, die |
We are satisfied that the
earth is round. |
Denke, ein
Dichter sagte: “Wenn
dieser Charakter in meiner Tragödie fromm & gut
leben wird, so wird es ihm gut gehen, wird
er sich aber versündigen, so wird er
umkommen.” |
10.3.51
|
Nicht alle Korrekturen unsrer Ansichten || Meinungen
sind || stehen auf der gleichen || gleicher
Stufe. |
Angenommen, es sei nicht wahr, daß die Erde schon lange
vor meiner Geburt |
Es ist nichts nutz zu sagen “Vielleicht irren wir
uns”, wenn, wenn keiner
Evidenz zu trauen ist, im Fall der gegenwärtigen Evidenz nicht zu
trauen ist. |
Wenn wir uns z.B. immer verrechnet haben
& 12 × 12 nicht 144 ist, warum sollten wir dann
irgendeiner andern Rechnung trauen? Und das ist
natürlich falsch ausgedrückt. 36 |
Aber auch ich
irre mich in dieser Formel des Einmaleins
nicht. Ich mag später einmal sagen, ich sei jetzt
verwirrt gewesen, aber nicht, ich hätte mich
geirrt. |
Hier ist
wieder ein Schritt nötig ähnlich dem der
Relativitätstheorie. |
“Ich
weiß nicht, ob das eine Hand ist …” Weißt Du aber was das Wort “Hand”
bedeutet? Und sag nicht “Ich weiß, was es jetzt für mich
bedeutet.” |
Und ist das nicht eine
Erfahrungstatsache, daß dies Wort so
gebraucht wird? |
Und hier ist es nun sonderbar, daß, wenn ich auch des Gebrauchs
der Wörter ganz sicher bin, keinen Zweifel darüber
habe, ich doch keine Gründe für meine
Handlungsweise angeben kann. Versuchte ich's, so
könnte ich 1000 geben, aber keinen der so sicher wäre,
wie eben das, was sie begründen
sollen. 37 |
‘Wissen’
& ‘Sicherheit’
sind verschiedene Kategorien || gehören
zu verschiedenen Kategorien. Es sind nicht
zwei ‘Seelenzustände’ wie etwa ‘Vermuten’
& ‘Sichersein’. (Hier nehme ich an, daß es
für mich sinnvoll sei zu sagen “Ich weiß, was das Wort ‘Zweifel’
(z.B.) bedeutet & daß
dieser Satz dem Wort “Zweifel” eine
logische Rolle anweist.”) Was mich || uns nun
interessiert ist nicht das Sichersein sondern das
Wissen. D.h., uns interessiert,
daß es über gewisse Erfahrungssätze keinen
|
Ist es, daß
Regel & Erfahrungssatz in einander
übergehen? |
Ein
Schüler & ein Lehrer. Der
Schüler läßt sich nichts
erklären, denn er unterbricht (den Lehrer)
fortwährend 38 mit Zweifeln, z.B. an der Existenz
der Dinge, der Bedeutung der Wörter,
etc.. Der Lehrer sagt:
“Unterbrich nicht mehr
& tu' was ich Dir sage.
Deine Zweifel haben jetzt noch gar keinen
Sinn! || .” |
Oder denk Dir, der
Schüler bezweifelte die Geschichte (& alles was mit
ihr zusammenhängt), ja auch, ob die Erde vor 100 Jahren
überhaupt existiert habe. |
Da ist es mir, als wäre dieser Zweifel
hohl. |
So ist das also, was uns einen Satz glauben
macht? Nun, es hängt eben die Grammatik von
“glauben” mit der des geglaubten Satzes zusammen. |
Denk Dir, der Schüler
fragte wirklich: “Und ist
ein Tisch auch da, wenn ich mich umdrehe;
& auch wenn ihn 39 niemand sieht?” Soll da der Lehrer ihn beruhigen? &
sagen “Freilich ist er
da!” – ?
Vielleicht wird der Lehrer etwas || ein bißchen ungeduldig werden & sich denken || , sich || sich aber denken || sagen der Schüler werde sich solche Fragen schon abgewöhnen. |
D.h., der Lehrer wird
empfinden, dies sei eigentlich keine berechtigte Frage.
Und gleichermaßen wenn der Schüler die Gesetzlichkeit der Natur 40 darin sei, & so fährt er
fort.1 Er hat noch nicht suchen gelernt. Und so hat jener Schüler noch nicht fragen gelernt. Nicht das Spiel gelernt, das wir ihn lehren wollen. |
Und ist es nicht dasselbe, wie wenn der Schüler den
Geschichtsunterricht aufhielte durch Zweifel
darüber, ob die Erde wirklich …? |
Dieser Zweifel gehört nicht zu den
Zweifeln |
12.3.51.
‘Die Frage kommt
gar nicht auf.’
Ihre Antwort würde eine Methode
charakterisieren. Es ist aber keine scharfe Grenze zwischen
methodologischen Sätzen & Sätzen innerhalb
einer Methode. |
Aber könnte || müßte man dann nicht
sagen, daß es keine scharfe
Grenze gibt zwischen Sätzen der Logik &
Erfahrungssätzen? Die Unschärfe ist eben die
41 der Grenze zwischen
Regel & Erfahrungssatz. |
Hier muß man, glaube ich, daran
denken, daß der Begriff ‘Satz’ selbst
nicht scharf ist. |
Ich
sage doch: Jeder Erfahrungssatz kann umgewandelt werden in
ein Postulat, || – & wird
dann eine Norm der Darstellung. Aber auch dagegen habe ich
ein Mißtraun. Der Satz ist zu allgemein. Man mochte fast sagen “Jeder Erfahrungssatz |
Wie, wenn der Schüler
nicht glauben wollte, daß dieser Berg seit Menschengedenken
immer dagestanden ist || sei?
Wir würden sagen, er habe ja gar keinen Grund zu diesem Mißtraun. |
Also muß
vernünftiges Mißtraun einen Grund haben? 42 Wir könnten auch sagen: “Der Vernünftige glaubt dies.” |
Wir würden also den nicht
vernünftig nennen, der etwas, wissenschaftlicher Evidenz
zum Trotz, glaubt. |
Wenn wir sagen, wir wissen, daß …, so
meinen wir daß jeder Vernünftige in unsrer Lage es auch
wüßte, daß es Unvernunft wäre, es zu
bezweifeln. So will auch Moore nicht nur sagen, er wisse,
daß er etc.
etc., |
Wer sagt uns aber, was in dieser Lage vernünftig ist
zu glauben? |
Man könnte also sagen: “Der vernünftige Mensch glaubt:
daß die Erde längst vor seiner Geburt existiert hat,
daß sein Leben sich auf der Erdoberfläche oder nicht weit von
ihr abgespielt hat, daß er z.B. nie auf dem
Mond war, 43 daß er ein Nervensystem besitzt & verschiedene
Innereien wie alle oder die meisten || andern Menschen etc.
etc.”
|
“Ich weiß es so, wie ich weiß,
daß ich auf einem Sessel sitze &
L.W.
heiße.” |
‘Wenn
er das bezweifelt , || –
was immer hier “bezweifeln”
heißt – dann wird er dieses Spiel nie
erlernen.’ |
Der Satz “Ich weiß …” drückt also hier die Bereitschaft aus, gewisse
|
13.3.
Wenn wir überhaupt auf den Glauben hinauf mit
Sicherheit handeln, sollen wir uns dann wundern,
daß wir an Vielem nicht zweifeln können? |
Denke Dir, jemand würde,
ohne philosophieren zu wollen, sagen: “Ich weiß nicht, ob ich je auf dem Mond
gewesen bin; ich erinnere mich nicht, jemals dort gewesen zu
sein.” (Warum wäre
dieser Mensch von uns so 44 grundverschieden?) Vor allem: Wie wüßte er denn, daß er auf dem Mond ist? wie stellt er sich das vor. Vergleiche: “Ich erinnere mich || weiß nicht, ob ich je im Dorfe X war.” Aber ich könnte auch das nicht sagen, wenn X in der Türkei läge, denn ich weiß daß ich nie in der Türkei war. |
Ich frage jemand:
“Warst Du jemals in
China?” Er
antwortet: “Ich weiß
nicht.” Da würde man
doch sagen: “Du
weißt es nicht? Hast Du irgend einen Grund
|
D.h., || : der
Vernünftige zweifelt daran nur unter den & den
Umständen. |
Das Verfahren in einem Gerichtssaal ist darauf basiert || gegründet || beruht darauf, daß Umstände Aussagen eine
gewisse Wahrscheinlichkeit 45 || einen gewissen
Wahrscheinlichkeitswert geben. Die Aussage
etwa || z.B., daß jemand keine Eltern
hat || ohne Eltern auf die Welt gekommen ist || sei || jemand sei ohne Eltern auf die Welt
gekommen, würde dort nie in Betracht
gezogen. || in Erwägung gezogen
werden. |
Aber was Menschen vernünftig oder
unvernünftig erscheint, ändert sich. Zu
gewissen Zeiten scheint Menschen etwas vernünftig, was
ihnen zu andern Zeiten unvernünftig schien.
Und umgekehrt.
Aber gibt es hier nicht ein objektives Merkmal? Sehr gescheite & gebildete Leute glauben an die Schöpfungsgeschichte der |
Man kann nicht
experimentieren wenn man nicht manches nicht
bezweifelt. Das
heißt aber nicht, daß man dann gewisse
Voraussetzungen auf guten Glauben hinnimmt.
Wenn ich einen Brief schreibe & aufgebe, so nehme ich an
daß er ankommen wird, ich erwarte das || das erwarte ich. Wenn ich experimentiere so zweifle ich nicht an 46 der Existenz des Apparates den ich vor den Augen
habe. Ich habe eine Menge Zweifel, aber nicht
den. Wenn ich eine Rechnung mache, so
glaube ich, ohne Zweifel, daß sich die Ziffern auf dem Papier nicht
von selbst vertauschen, auch traue || vertraue ich fortwährend meinem
Gedächtnis & vertraue ihm unbedingt.
Es ist hier dieselbe Sicherheit wie, daß ich nicht || nie auf dem Mond war. |
Denken wir uns aber Leute die dieser Sachen nie 47 Feuer steht, kochen & nicht gefrieren wird, es sei
(also) strenggenommen was wir
als unmöglich ansehen || unmöglich
nennen nur unwahrscheinlich. Welchen
Unterschied macht dies in ihrem Leben?
Ist es nicht nur, daß sie über gewisse Dinge etwas
mehr reden, als die andern Menschen? || Andern? |
Denk Dir einen Menschen der
seinen Freund vom Bahnhof abholen soll, & nun nicht einfach im
Fahrplan nachsieht & zur gewissen
Zeit auf den Bahnhof geht, sondern |
Mit derselben Gewißheit mit der wir
irgend einen mathematischen Satz glauben, wissen wir auch,
wie die Buchstaben “A”
& “B” auszusprechen sind, wie die Farbe 48 des menschlichen Bluts
heißt, daß
viele andre Menschen Blut haben & es
“Blut”
nennen. |
D.h., die Fragen, die wir
stellen & unsre Zweifel
beruhen auf der Sicherheit || Gewißheit ||
Zweifelsfreiheit
derjenigen Annahmen, die gleichsam die Angeln sind, in denen
jene sich drehen. || beruhen darauf, daß
gewisse Sätze vom Zweifel ausgenommen sind, gleichsam die
Angeln, in welchen jene sich bewegen. |
D.h., es gehört zur Logik unsrer
Wissenschaftlichen Untersuchungen, daß
Gewisses in der Tat nicht angezweifelt
wird. |
Es ist aber damit
nicht so, daß wir eben nicht alles
untersuchen können: und uns
daher notgedrungen mit der Annahme zufriedenstellen
müssen. Wenn ich will, daß die Türe sich
drehe, müssen die Angeln feststehen. |
Mein Leben besteht darin,
daß ich mich mit manchem zufriedengebe. 49 |
Wenn ich
frage “Welche Farbe siehst Du
dort || jetzt”, um nämlich zu erfahren, welche Farbe jetzt
dort ist, so kann ich nicht zu gleicher Zeit auch bezweifeln, ob der
Angeredete Deutsch versteht, ob er mich hintergehen will, ob
mein eigenes Gedächtnis die Bedeutung der Farbnamen
betreffend mich nicht im Stich läßt, etc.
|
Wenn ich Einen im Schach matt
zu setzen suche, muß ich nicht zweifeln || zweifle ich
nicht || kann ich nicht zweifeln, ob die Figuren nicht
vielleicht || etwa |
15.3.51
“I know that
that's a tree.”
Warum kommt mir vor, ich verstünde den Satz
nicht? obwohl || wo er || es doch ein höchst || so einfacher
Satz, von der aller
gewöhnlichsten Art ist? Es ist als könnte ich meinen Geist || ihn nicht auf irgend eine Bedeutung einstellen. Weil ich nämlich die Einstellung in einer Region || dem Bereiche suche, wo sie nicht || nicht in einer Region || dem Bereiche suche, wo sie ist. 50 Sowie ich aus der philosophischen an
die || eine alltägliche Anwendung
dieses || des Satzes denke, wird sein
Sinn klar & gewöhnlich. |
So wie die Worte “Ich bin hier” nur in gewissen
Zusammenhängen ﹖ || Situationen ﹖ Sinn
haben, nicht aber, wenn ich sie Einem sage, der mir
gegenüber sitzt & mich klar sieht, – & zwar
nicht darum, weil sie dann eine
Selbstverständlichkeit || überflüssig
sind, sondern, weil ihr Sinn durch |
“Ich weiß, daß das
ein Baum ist” – dies kann alles
mögliche bedeuten: Ich schaue auf eine Pflanze, die
ich für eine junge Buche, der Andre für eine
Ribiselpflanze halte. Er sagt, “Das ist ein Strauch”, ich, es sei ein Baum. – Wir sehen im Nebel
etwas, was einer von uns für einen Menschen hält, der Andre
sagt “Ich weiß, daß das
ein Baum ist”. Jemand will
meine Augen prüfen etc.
etc. – etc.
etc. 51 Jedesmal ist das “das”, was ich für einen Baum erkläre, von andrer Art. Wie aber wenn wir uns eben bestimmter ausdrückten? also z.B.: “Ich weiß, daß das dort ein Baum ist, ich sehe es klar genug.” – Nehmen wir sogar an, ich hätte in einem Gespräch || im Zusammenhang eines Gesprächs diese Bemerkung gemacht (die also damals relevant war); & nun, außer allem Zusammenhang, wiederhole ich sie, indem ich auf den Baum hinsehe || den Baum ansehe, & ich setze hinzu, “Ich meine diese Worte Wie der Satz gemeint ist || war, kann ja immer durch Worte oder Gebärden Symbole || eine Ergänzung des Satzes ausgedrückt werden & läßt sich also mit dem Satz || ihm vereinigen. |
“Ich weiß, daß das ein Baum
ist” sagt ein Philosoph etwa, um
sich selbst oder einem Andern vor Augen 52 zu führen, er wisse etwas, was keine
mathematische oder logische Wahrheit sei. Ähnlich
könnte jemand, der mit dem Gedanken umgeht, er sei zu
nichts mehr zu brauchen, sich immer wieder sagen “Ich kann noch immer das & das
tun”. Gingen solche
Gedanken öfter in seinem Kopf herum, so würde man sich
nicht darüber wundern, wenn er, scheinbar außer allem
Zusammenhang, so einen Satz vor sich hinspräche.
(Ich habe aber mir bereits 53 Hand die Bewegung machen die zu machen wäre wenn ich
einen Fuchsschwanz in der Hand hätte & ein Brett
durchsägte; aber hätte man ein Recht diese Bewegung
außer allem Zusammenhang ein Sägen zu
nennen. (Sie könnte ja auch
etwas ganz anderes sein!) |
Ist nicht die Frage “Haben diese Worte
Sinn” ähnlich der: “Ist dies || das ein Werkzeug”, indem man,
sagen wir, einen Hammer herzeigt. Mache die Anwendung nun selbst! |
Sagt nun jemand “Ich
weiß, daß das ein Baum ist”, so
kann ich antworten: “Ja, das ist ein Satz, ein || .
Ein deutscher
Satz. Und was soll's
damit.” Wenn || Wie, wenn er nun antwortet: “Ich wollte mich nur daran erinnern,
54 daß ich
so etwas
weiß”?
‒ ‒ ‒ |
Wie aber, wenn er
sagte: “Ich will eine
logische Bemerkung machen”? ‒ ‒ ‒ Wenn der Förster mit seinen Arbeitern in den Wald geht & nun sagt “Dieser Baum ist umzuhauen, & dieser & dieser” ‒ ‒ ‒ wie, wenn er da sagt || die Bemerkung macht “Ich weiß, daß das ein Baum ist”? – Könnte aber nicht ich vom Förster sagen “Er weiß, daß das ein Baum ist; er untersucht es nicht, sagt || befiehlt seinen Leuten nicht es zu untersuchen.”? |
Zweifelndes
& Nichtzweifelndes Benehmen. Es gibt das
erste nur, wenn es das Zweite gibt. |
Der Irrenarzt etwa könnte mich
fragen “Weißt Du, was das
ist”, & ich antworten:
¤“ich weiß,
daß das ein Sessel ist; ich kenne ihn, er ist immer schon in meinem
Zimmer gestanden.” Er
prüft da vielleicht nicht meine Augen, sondern mein
Vermögen, Dinge wiederzuerkennen, ihren Namen
& ihre Funktion zu wissen || kennen.
Es handelt sich da um 55 ein
Sich-auskennen.
Es wäre nun für mich falsch zu sagen “Ich glaube, daß das ein Sessel ist”, weil dadurch die Bereitschaft zur Prüfung des Satzes || der Aussage ausgesprochen || ausgedrückt wäre. Während “Ich weiß, daß das …” impliziert, daß Verblüffung einträte, wenn die erwarteten Folgen nicht einträten || Bestätigung nicht einträte. |
Mein ‘Seelenzustanddes Wissens” || ’, das
“Wissen” steht mir
nicht gut für das, was geschehen wird. Er besteht aber darin, daß ich nicht verstünde, wo ein Zweifel ansetzen könnte, wo eine Überprüfung zu machen wäre. || möglich wäre. |
Man könnte sagen: “Ich weiß drückt die
beruhigte Sicherheit aus, nicht die noch
kämpfende.” |
Ich möchte nun diese
Sicherheit nicht als etwas der Vorschnellheit oder
Oberflächlichkeit Verwandtes ansehen,
sondern als (eine) Lebensform.
(Das ist sehr schlecht ausgedrückt &
vielleicht || wohl auch schlecht gedacht.) 56 |
Das heißt
doch, ich will sie als etwas auffassen, was jenseits von
berechtigt & unberechtigt liegt; also gleichsam als
etwas Animalisches || Tierisches. |
∣
Gott kann mir sagen:
“Ich richte Dich aus Deinem
eigenen Munde. Du hast Dich vor Ekel vor
Deinen eigenen Handlungen geschüttelt, wenn Du
sie an Andern gesehen hast.” ∣ |
Ich
weiß, daß dies mein Fuß ist. Ich
könnte keine Erfahrung als Jedenfalls, daß ich mit unbedingter Sicherheit dem Gewußten gemäß handeln werde || mit einer Sicherheit, die den Zweifel nicht kennt, meinem Glauben gemäß handeln werde. |
Ich könnte aber auch
sagen, es || :
Es ist mir von Gott
geoffenbart, daß das so ist.
Gott hat mich gelehrt, daß
das mein Fuß ist. Und 57 geschähe also etwas, was dieser Erkenntnis zu
widerstreiten scheint || schiene, so
müßte ich das als Trug ansehen. |
Aber zeigt sich hier nicht, daß
das Wissen mit einer Entscheidung verwandt ist? |
Und es ist hier schwer den
Übergang von dem, was man ausrufen möchte, zu den
praktischen Folgen zu finden. || zu den Folgen in
der Handlungsweise zu finden. |
Man
könnte auch so fragen: “Wenn Du weißt, daß das Dein Fuß
ist, – weißt Du da auch, oder
glaubst Du nur, daß keine zukünftige Erfahrung
Deinem Wissen widersprechen zu scheinen
wird?”
(d.h., daß sie Dir selbst
nicht so scheinen wird?) |
Wenn nun Einer antwortete:
“Ich weiß auch, daß es
mir nie so scheinen wird, als widerspräche etwas jener
Erkenntnis”, – was können wir
daraus entnehmen? als daß er 58 selbst nicht zweifelte es werde das
nie geschehen. – |
Wie wenn es verboten wäre zu sagen
“Ich weiß” & erlaubt nur zu sagen “Ich glaube zu
wissen”? |
Ist nicht der Zweck, ein Wort
wie “wissen” analog || parallel mit “glauben” zu
konstruieren || führen, daß dann der
Aussage “Ich
weiß” ein Opprobrium
anhaftet, wenn, wer es || der das sagt, sich geirrt
hat. Ein Irrtum wird dadurch |
Wenn Einer sagt, er werde keine Erfahrung als
Beweis des Gegenteils anerkennen, so ist das doch eine
Entscheidung. Es ist möglich daß er ihr
zuwider handeln wird. |
16.3.51.
Wenn ich zweifeln wollte, daß dies meine Hand ist, wie
könnte ich da || dann nicht || wie könnte ich da umhin zu
zweifeln, daß das Wort “Hand” irgend eine
Bedeutung hat? Das scheine 59 ich also doch zu wissen. |
Richtiger aber: Daß ich
ohne Skrupel das Wort “Hand” &
alle übrigen Wörter meines Satzes gebrauche, ja daß
ich vor dem Nichts stünde, wenn || sowie ich auch nur versuchen wollte zu zweifeln, –
zeigt mir (schon), ¤
die Abwesenheit || das Fehlen der
Zweifel || daß die
Zweifellosigkeit die Basis des Sprachspiels ist || zum Wesen des Sprachspiels
gehört, daß die Frage “Wie weiß ich …” das Sprachspiel hinauszieht, oder aufhebt. |
Heißt nicht
“Ich weiß, daß das eine
Hand ist” in
Moores Sinn das
Gleiche oder etwas ähnliches wie: ich könne
z.B. sagen || Sätze gebrauchen
wie || Aussagen gebrauchen wie
“Ich habe Schmerzen in dieser
Hand”, oder “Diese Hand ist nicht so stark
wie || schwächer als die
andre”,
etc., || oder
“Ich habe mir
einmal diese Hand gebrochen”,
etc., || , &
unzählige andere, ‒ ‒ ‒ |
∣ Das entschuldigt die
Unredlichkeit derer nicht, die ihren Veröffentlichungen
durch meine von mir unveröffentlichten || nicht
veröffentlichten Einfälle (Beispiele,
Methoden) ein Ansehen verschaffen. 60 Denn wenn auch, was sie
davontragen können, … ∣ |
ich könne Aussagen
wie: … in Sprachspielen gebrauchen, in
die || welche ein Zweifel an der Existenz
dieser Hand nicht eintritt. |
Nur in gewissen Fällen ist eine
Untersuchung “Ist das wirklich
eine Hand?” (oder “meine Hand”)
möglich. Denn der Satz “Ich zweifle daran, ob das wirklich meine
(oder eine) Hand ist” hat
|
Warum soll es möglich
sein, einen Grund zum Glauben zu haben, wenn es nicht
möglich ist sicher zu sein? |
Wir lehren das Kind “Das ist Deine Hand”, nicht “Das ist
vielleicht [oder “wahrscheinlich”] Deine Hand”.
So lernt das Kind die unzähligen
Sprachspiele, 61 die sich mit seiner Hand
beschäftigen. Eine Untersuchung oder Frage,
‘ob dies wirklich eine Hand
ist || sei’ kommt ihm
gar nicht unter. Anderseits lernt es
auch nicht: es wisse, daß dies seine || eine Hand ist || sei. |
Man muß hier einsehen,
daß die vollkommene Zweifellosigkeit in einem
Punkt, sogar wenn || dort wo, wie wir sagen
würden, ‘berechtigte’
Zweifel bestehen können, ein Sprachspiel nicht
Dieses Eingeständnis, muß, glaube ich, am Grunde alles Verständnisses der Logik liegen. |
17.3.
Ich kann mich mit Leidenschaft dafür erklären,
daß ich weiß, daß
das(z.B.) mein Fuß ist.
|
Aber diese Leidenschaft
ist doch etwas (sehr) seltenes & es ist von ihr keine
Spur, wenn ich 62
mich für gewöhnlich auf diesen Fuß beziehe. || von diesem Fuß
rede. |
Das Wissen gründet sich am Schluß auf der
Anerkennung. |
Ich sage
mit Leidenschaft “Ich
weiß, daß das ein Fuß ist” – aber was bedeutet es? |
Ich könnte
fortfahren: “Nichts
auf der Welt wird mich vom Gegenteil
überzeugen!”
Das Faktum ist für mich am Grunde |
Dieses “Nichts auf der Welt
…” ist offenbar eine
Attitüde || Einstellung,
which one hasn't to everything one
believes on ,
is ‘certain’ of || die man nicht gegenüber
allem || alledem hat, was man glaubt, oder
dessen man ‘sicher
ist’. ||
die man nicht alledem gegenüber hat, was man glaubt, oder dessen
man sicher ist. |
Es ist damit nicht gesagt, daß
wirklich nichts auf der Welt im Stande sein wird,
mich eines andern zu || anders zu 63 überzeugen. || wird, meine Einstellung zu
ändern. |
Das Argument “Vielleicht
träume || träume
ich” ist darum sinnlos, weil dann eben
auch diese Äußerung geträumt ist, ja auch
das, daß diese Worte eine
Bedeutung haben. |
Welcher Art ist nun der Satz “Nichts auf der Welt
…”? |
Er hat die Form einer Vorhersage, |
∣ Ist
der Sinn des Glaubens an den Teufel der, daß nicht alles, was als
eine Eingebung zu uns kommt, gut || von gutem
ist? ∣
|
Wer, wie Moore, sagt, er wisse, daß …
– gibt den Grad der Gewißheit an, den etwas für ihn
hat. Und es ist wichtig, daß es für diesen
Grad ein Maximum gibt. || für
64 ihn einen höchsten
Wert gibt. |
Man könnte mich fragen: “Wie sicher bist
Du, || : daß das dort ein Baum ist; daß
Du Geld in der Tasche hast; daß das Dein Fuß
ist?” Und die Antwort
könnte in einem Fall sein “nicht
sicher”, in einem andern “so gut wie sicher”, im dritten “Ich
kann nicht zweifeln”. Und
diese Antworten hätten Sinn
auch ohne alle Gründe. Ich Das heißt || Ich will sagen: es hatte Sinn für Moore zu sagen “Ich weiß, daß das ein Baum ist” ‒ ‒ ‒ || wenn er damit etwas ganz bestimmtes sagen wollte. |
∣ Ich glaube einen
Philosophen, einen der selbst denken kann, könnte es
interessieren meine Noten zu lesen. Denn wenn ich
auch nur selten in's Schwarze 65 getroffen habe, so würde er doch erkennen,
auf welche Scheiben || nach welchen
Zielen ich unaufhörlich || unablässig geschossen
habe. ∣ |
Aber das wußten wir ja ohnehin. Jeder
von uns gebraucht oft einen solchen Satz & es ist nicht
die Frage || fraglich || fraglich, ob er Sinn hat. Läßt
er sich aber auch so sagen,
daß er uns einen philosophischen Aufschluß gibt || sich damit
aber auch ein philosophischer Aufschluß
geben? Ist es mehr ein Beweis der Existenz
der äußern Dinge, daß ich weiß, daß |
18.3.
M. wollte ein Beispiel dafür geben, daß
man Sätze über physikalische Gegenstände wirklich
wissen könne. – Wenn es streitig wäre ob man
an
der & der bestimmten Stelle des Körpers Schmerzen haben
kann, dann könnte Einer, der gerade dort Schmerzen hat,
sagen: “Ich versichere
Dich, ich habe jetzt da Schmerzen”. Es klänge 66 aber seltsam, wenn M. gesagt
hätte: “Ich
versichere Dich, ich weiß, daß das ein Baum
ist”. Es handelt sich eben hier nicht um ein persönliches
Erlebnis. || hat eben hier nicht ein persönliches
Erlebnis für uns Interesse. |
Wichtig ist es nur, daß es
Sinn hat zu sagen, man wisse so etwas; & dann
kann die Versicherung, man wisse es, hier nichts
ausrichten. |
Denk Dir
ein Sprachspiel “Wenn ich
Dich rufe, komm zur Tür |
Was ich zeigen muß,
ist, daß ein Zweifel nicht notwendig ist, auch wenn er möglich
ist. Daß die Möglichkeit des
Sprachspiels nicht davon abhängt, daß alles bezweifelt werde,
was bezweifelt werden kann. (Das hängt mit der
Rolle des Widerspruchs in der Mathematik zusammen.) 67 |
Der Satz “Ich weiß, daß das ein Baum
ist” könnte, wenn er
außerhalb seines Sprachspiels gesagt wird, auch
ein Zitat (etwa aus einer deutschen Sprachlehre || aus
einer deutschen Sprachlehre etwa sein. –
“Aber wenn ich ihn nun
meine, während ich ihn
spreche?” Hier ist das || Das alte
Mißverständnis
das Wort || den Begriff “meinen” betreffend. |
“Dies gehört zu den Dingen,
an denen ich |
“Ich
weiß das alles.” Und das
wird sich darin zeigen, wie ich handle &
über die Dinge spreche. |
Im Sprachspiel “2”,
kann er sagen, er wisse, daß, das Bausteine sind?
– “Nein, aber er
weiß es.” |
Habe ich mich nicht geirrt
& hat nicht Moore vollkommen recht? Habe ich nicht den
elementaren Fehler gemacht, || , zu
verwechseln, was man denkt,
68 mit dem, was man
weiß? Freilich denke ich nicht “Die Erde hat einige Zeit vor meiner Geburt
schon existiert”, aber
weiß ich's drum nicht? Zeige ich nicht,
daß ich's weiß, indem ich immer die Konsequenzen
draus ziehe. |
Weiß
ich nicht auch, daß von diesem Haus keine Stiege 6 Stock tief in
die Erde führt, obgleich ich noch nie dran gedacht
habe? |
Aber
zeigt, daß ich die Konsequenzen draus |
19.3.
Ich bin hier geneigt, gegen Windmühlen zu kämpfen, weil
ich das noch nicht sagen kann, was ich eigentlich sagen will.
|
Ich will sagen:
Sätze von der Form der Erfahrungssätze &
nicht nur Sätze der Logik gehören
zum Fundament alles Operierens mit Gedanken (mit der
Sprache). – Diese Feststellung ist
nicht von der Form “Ich weiß, …”. “Ich
weiß, …” sagt 69 aus, was ich weiß,
& das ist nicht von logischem Interesse. |
In dieser Bemerkung ist schon
der Ausdruck “Sätze von der Form der
Erfahrungssätze” ganz
schlecht; es handelt sich um Sätze || Aussagen über physikalische || materielle
Gegenstände. Und sie dienen nicht als Fundamente wie
Hypothesen, die, wenn sie sich als falsch erweisen, durch andere
ersetzt werden. |
… und schreib getrost
“Im Anfang war die
Tat.”
|
Vom Menschen, in
Moores Sinne zu sagen, er wisse
etwas; was er sage, sei also unbedingt die Wahrheit, scheint mir
falsch. – Es ist die Wahrheit nur insofern, als
es eine unwankende Grundlage
seiner Sprachspiele ist. |
Ich will sagen: Es ist nicht so,
daß der Mensch in gewissen Punkten mit vollkommener
70 Sicherheit die Wahrheit
weiß. Sondern die || Die vollkommene
Sicherheit bezieht sich nur auf seine
Einstellung || Einstellung. |
Aber auch hier ist
natürlich noch ein Fehler. |
Das, worauf ich abziele, liegt
auch in dem Unterschied zwischen der beiläufigen
Feststellung “Ich weiß,
daß das …”, wie sie im
gewöhnlichen Leben gebraucht wird, & dieser
Äußerung, wenn der Philosoph |
Denn
wenn M. sagt “Ich
weiß, daß das … ist”,
möchte ich antworten: “Du weißt gar
nichts!” – Und
doch würde ich das nicht dem alltäglichen Gebrauch
dieser Worte antworten. Ich fühle also (ob mit
Recht?), daß diese zwei Verschiedenes
sagen wollen. || Und doch
würde ich das dem nicht antworten, der ohne philosophische Absicht so spricht.
71 |
Denn sagt Einer, er wisse
das & das, & es ist Teil seiner
Philosophie || es ||
das gehört zu seiner
Philosophie, – so ist sie falsch, wenn er
sich in jener Aussage irrt || in jener Aussage fehl gegangen
ist. |
Wenn ich sage “Ich weiß,
daß das ein Fuß ist” – was
sage ich eigentlich? Ist nicht der ganze Witz,
daß ich der Konsequenzen sicher bin, daß, wenn ein
Andrer gezweifelt hätte, ich ihm sagen könnte
“Siehst Du, ich hab Dir's
gesagt”? |
20.3.
Unser Wissen bildet ein großes System. Und nur in
diesem System hat das Einzelne den Wert, den wir ihm
beilegen. |
Wenn
ich sage “Wir nehmen
an, daß die Erde schon
viele Jahre existiert habe”
(oder dergl.), so klingt es freilich sonderbar,
daß wir 72 so etwas annehmen
sollten. Aber im ganzen System unsrer Sprachspiele
gehört es zum Fundament. Die Annahme, kann man sagen,
bildet die Grundlage des Handelns, & also natürlich
auch des Denkens. |
Wer nicht im Stande ist, sich einen Fall vorzustellen, in dem man
sagen könnte “Ich weiß,
daß das meine Hand ist”
(& solche Fälle sind ja selten), der könnte
sagen |
Denn nimm an
Du führtest einem Blinden die Hand & sagtest, indem Du
sie Deiner Hand entlang führst “Das ist meine Hand”; – wenn er Dich nun fragte “Bist 73 Du sicher?”, oder
“Weißt Du
das?”, so würde das nur
unter sehr besondern Umständen Sinn haben. |
Aber anderseits: Woher
weiß ich, daß das meine Hand ist? Ja,
weiß ich auch nur genau was es bedeutet zu sagen, es sei
meine Hand? – Wenn ich sage “Woher weiß
ich's?” so
meine ich nicht, daß ich im mindesten
daran zweifle. Es ist hier eine
Grundlage meines |
Ja, ist nicht der Gebrauch des
Wortes Wissen, als eines ausgezeichneten
philosophischen Worts, überhaupt ganz falsch?
Wenn “wissen” dieses Interesse hat, warum nicht “sicher sein”? Offenbar, weil es zu subjektiv
wäre. Aber ist wissen nicht ebenso
subjektiv? Ist man nicht nur durch 74 die grammatische
Eigentümlichkeit getäuscht daß aus “ich weiß p” “p”
folgt? “Ich glaube es zu wissen” müßte keinen mindern Grad der Gewißheit ausdrücken. – Ja, aber man will nicht subjektive Sicherheit ausdrücken, auch nicht die größte, sondern dies, daß gewisse Sätze am Grunde aller Fragen & alles Denkens zu liegen scheinen. |
Ist
nun so ein Satz – “certain beyond all reasonable doubt” – |
21.3.
“Ich weiß, daß ich im
letzten Monat täglich gebadet habe.” Woran erinnere ich mich? An jeden Tag
& das Bad an jedem Morgen? Nein. Ich
weiß, daß ich jeden Tag gebadet habe & ich
entnehme das nicht aus einem andern unmittelbaren Datum.
Ähnlich75 sage ich “Ich
habe einen Stich im Arm empfunden, ohne daß diese
Lokalität mir auf eine andre Weise (durch ein Bild etwa)
zum Bewußtsein käme.” |
Ist mein
Verständnis nur Blindheit gegen mein eigenes
Unverständnis? Oft scheint es mir
so. |
Wenn ich sage
“Ich war nie in
Kleinasien”,
woher kommt mir dieses Wissen? Ich habe es nicht
berechnet, niemand |
Auch ein Satz wie der, daß ich jetzt in
England lebe, hat diese zwei Seiten: Ein
Irrtum ist er nicht – aber anderseits: was
weiß ich von England? kann 76 ich nicht ganz in meinen Urteilen
fehl gehen? Wäre es nicht möglich, daß Menschen zu mir in's Zimmer kämen die Alle das Gegenteil aussagten, ja, mir ‘Beweise’ dafür gäben, so daß ich plötzlich wie ein Wahnsinniger unter lauter Normalen, oder ein Normaler unter Verrückten allein dastünde. Könnten mir da nicht Zweifel an dem Einfachsten || Offenbarsten kommen. || Könnten mir da nicht Zweifel an dem kommen |
Ich bin in England – Alles um mich
herum sagt es mir; sowie ich meine Gedanken schweifen lasse,
& wohin immer, so bestätigen sie mir's.
– Könnte ich aber nicht irre
werden, wenn Dinge geschähen, die ich mir jetzt nicht
träumen lasse? |
Ich will also etwas sagen, was wie
Pragmatismus klingt. Mir kommt hier eine 77 Art Weltanschauung in die Quere. |
Warum sag ich also mit
M. nicht einfach “Ich weiß, daß ich in
England bin”?
Dies zu sagen, hat unter bestimmten Umständen,
die ich mir vorstellen kann, Sinn. Wenn
ich aber, nicht in diesen Umständen, den Satz ausspreche um
zu zeigen || als Beispiel dafür, daß
Sätze || Wahrheiten dieser Art
mir gewiß sind || von mir mit
Gewißheit zu erkennen sind, dann wird er mir
sofort verdächtig. – Ob |
Ich sage “Ich
weiß p” entweder um zu
versichern, daß auch mir die Wahrheit p bekannt sei,
oder einfach als eine Verstärkung von ⊢p.
Man sagt auch “Ich
glaube es nicht, ich weiß es”. Und das könnte man auch so
ausdrücken
(z.B.): “Das ist ein Baum. Und das ist
keine bloße Vermutung.” Aber wie ist es damit: “Wenn ich jemand mitteilte, daß das ein 78 Baum ist, so wäre es nicht eine || keine
bloße Vermutung.”
Ist nicht dies, was Moore sagen wollte? |
Es wäre keine Vermutung
& ich könnte es dem Andern mit absoluter Sicherheit
mitteilen, als etwas woran nicht zu zweifeln ist.
Heißt das aber, daß es unbedingt die Wahrheit ist?
Kann sich das, was ich mit der vollsten Bestimmtheit
für || als den Baum erkenne, den ich
mein Leben lang hier gesehen habe, kann sich das
nicht 79 als etwas andres entpuppen?
Kann es mich nicht verblüffen? Und dennoch war es richtig unter den Umständen, die diesem Satz Sinn verleihen, zu sagen “Ich weiß (ich vermute nicht nur), daß das ein Baum ist.” Zu sagen, in Wahrheit, glaube ich es nur, wäre falsch. Es wäre gänzlich irreführend zu sagen: ich glaube, ich heiße L.W.¤ Und es ist auch richtig: ich kann mich darin nicht irren. Aber das heißt nicht ich sei darin unfehlbar. |
1) See facsimile; line connecting this sentence with the following one.
To cite this element you can use the following URL:
BOXVIEW: http://www.wittgensteinsource.org/BTE/Ms-175_n