241
Kann man denn etwas Anderes als einen Satz verstehen?
Oder aber: Ist es nicht erst ein Satz, wenn man es versteht. Also: Kann man etwas || Etwas anders, als als Satz verstehen? |
Man könnte || möchte davon reden, “einen Satz zu erleben”.
Läßt sich dieses Erlebnis niederschreiben? |
242
Da ist es wichtig, daß es in einem gewissen Sinne
keinen halben Satz gibt.
Das heißt, vom halben Satz gilt, was vom Wort gilt, daß es nur im Zusammenhang des Satzes Sinn || Bedeutung hat. |
Das Verstehen fängt aber erst mit dem Satz an. [& darum interessiert es uns nicht]. |
242
Wie es keine Metaphysik gibt, so gibt es keine Metalogik.
Das
Wort “Verstehen”, der Ausdruck “einen Satz verstehen”, ist auch nicht metalogisch,243
sondern ein Ausdruck wie jeder andre der Sprache. |
270
Wir haben es also (in der Logik || in unsern Betrachtungen) mit dem Verstehen des Satzes
nicht zu tun; denn wir selbst müssen ihn verstehen, daß || damit er für uns ein Satz ist.271
¤ |
Es2 wäre ja auch seltsam, daß die Wissenschaft und
die Mathematik die Sätze gebraucht, aber von ihrem Verstehen nicht spricht. |
Man3 sieht in dem Verstehen das Eigentliche, im Zeichen das Nebensächliche. –
Übrigens, wozu dann das Zeichen überhaupt? –
Nur um sich Andern
verständlich zu machen?
Aber wie ist das überhaupt möglich. –
Hier wird das
Zeichen als eine Art Medizin behandelt || betrachtet || angesehen, daß im Andern die
gleichen Magenschmerzen hervorrufen soll, wie ich sie habe. |
61
Auf die Frage “was meinst du”, muß zur Antwort kommen:
p;
und nicht “ich meine das, was ich mit ‘p’ meine”. |
149
Die gesamte Sprache kann nicht mißverstanden werden.
Denn
sonst gäbe es zu diesem Mißverständnis wesentlich keine Erklärung || Aufklärung.
Das heißt eben, die ganze Sprache muß für sich selbst sprechen. |
74
Man kann es auch so sagen: wenn man sich immer in einem Sprachsystem ausdrückt und also, was ein Satz meint, nur durch Sätze dieses
Systems erklärt, so fällt am Schluß die Meinung ganz aus der Sprache,
also aus der Betrachtung, heraus und es bleibt die Sprache das Einzige,
was wir betrachten können. |
74
Die Sprache || Gesprochenes kann man nur durch die Sprache erklären, darum kann man die Sprache
in diesem Sinne nicht erklären. |
303
Ich6 will doch sagen: Die ganze Sprache kann man nicht interpretieren.Eine Interpretation ist immer nur eine im Gegensatz zu einer andern. Sie hängt sich an das Zeichen und reiht es in ein weiteres System ein. |
Irreführend – || , denn es klingt als hieße es: ich habe versucht mir den Satz … |
88
Wenn Frege gegen die formale Auffassung der Arithmetik spricht,
so sagt er gleichsam immer: diese kleinlichen Erklärungen, die Symbole
betreffend, sind müßig, wenn wir die || diese verstehen.
Und das Verstehen besteht quasi im || ist quasi das Sehen eines Bildes, aus dem dann alle Regeln folgen (wodurch sie verständlich werden).
Frege sieht aber nicht, daß dieses Bild
nur wieder ein Zeichen ist, oder ein Kalkül, der uns den
geschriebenen Kalkül erklärt.
Aber das Verständnis gleicht überhaupt (immer || sehr) dem, 89
welches wir für einen Kalkül kriegen, wenn wir seine Entstehung, oder
praktische Anwendung, kennen lernen.
Und natürlich lernen wir auch da wieder nur einen uns übersichtlichern Symbolismus statt des uns fremden
kennen.
(Verstehen heißt hier übersehen.) |
168
Nun könnte man nämlich sagen: Wenn so komplizierte Vorgänge beim
Verstehen des Wortes “und” eine Rolle spielen und das Verstehen etwas für uns
Wesentliches ist, wie kommt es, daß diese Vorgänge in der symbolischen Logik
nie erwähnt werden?
Wie kommt es, daß von ihnen in der Logik nie die Rede
ist, noch sein braucht? |
392
Im gewöhnlichen Leben, wenn ich jemandem einen Befehl
gebe, so ist es mir ganz genug, ihm Zeichen zu geben.
Und ich
würde nie sagen: das sind ja nur Worte, und ich muß hinter die Worte
dringen.
Ebenso, wenn ich jemand etwas gefragt hätte und er gibt mir
393
eine Antwort (also Zeichen), bin ich zufrieden – das war gerade, was ich
erwartete – und wende nicht ein: das ist ja eine bloße Antwort.
Es ist
klar, daß nichts anderes erwartet werden konnte und daß die Antwort
den Gebrauch der Sprache voraussetze.
Wie alles, was zu sagen ist. |
74
Wenn man aber sagt “wie soll ich wissen, was er meint, ich sehe
ja nur seine Zeichen”, so sage ich: “wie soll er || er wissen, was er
meint, er hat ja auch nur seine Zeichen”. |
Die Verteilung der Primzahlen verstehen: |
520
“Etwas habe ich aber doch gemeint, als ich das sagte!”
Gut, – aber wie können wir, was es ist, herausbringen?
Doch wohl nur
dadurch, daß er es uns sagt.
Wenn wir nicht sein übriges Verhalten zum
Kriterium nehmen sollen, dann also das, was er uns erklärt.Du meinst, was Du sagst. |
“Verstehen”
amorph gebraucht.
“Verstehen” mehrdeutig. |
307
“Du hast mit der Hand eine Bewegung gemacht; hast Du etwas damit gemeint? –
Ich dachte, Du meintest, ich solle zu Dir kommen”.
Die Frage ist ob man fragen darf “was hast Du gemeint”. Auf diese Frage (aber) kommt ein Satz zur Antwort. Während, wenn man so nicht fragen darf, das Meinen – sozusagen – amorph ist. Und “ich meine etwas mit dem Satz” ist dann von derselben Form, wie “der || dieser Satz ist nützlich”, oder “dieser Satz greift in mein Leben ein”. |
188
Wir unterscheiden doch aber Sprache, von dem was nicht Sprache
ist.
Wir sehen Striche und sagen, wir verstehen sie, und andere, und sagen,
sie bedeuten nichts (oder, uns nichts).
Damit ist doch eine allgemeine Erfahrung charakterisiert, die wir nennen könnten: “etwas als Sprache verstehen” –
ganz abgesehen davon, was wir aus dem gegebenen Gebilde herauslesen. |
182
Ich sehe eine deutsche Aufschrift und eine chinesische. –
Ist
die chinesische etwa ungeeignet etwas mitzuteilen? –
Ich sage, ich habe
Chinesisch nicht gelernt.
Aber das Lernen der Sprache fällt als bloße Ursache, Geschichte, aus der Gegenwart heraus.
Nur auf seine
Wirkungen kommt es an und die sind Phänomene, die eben nicht eintreten,
wenn ich das Chinesische sehe. || anschaue.
(Warum sie nicht eintreten, ist
ganz gleichgültig.) |
184
“Ist es denn willkürlich, welche Interpretation wir den Worten geben, die uns gesagt werden || Geben wir denn den Worten, die uns gesagt werden, willkürliche Interpretationen?
Kommt nicht das Erlebnis der Interpretation || des Verstehens
185
mit dem Erlebnis des Hörens der Zeichen, wenn wir ‘die Sprache der Andern
verstehen’?” |
187
Wenn mir jemand etwas sagt und ich verstehe es, so geschieht mir dies ebenso, wie, daß ich höre, was er sagt. || wie, daß ich, was er sagt, höre.
Und hier ist Verstehen das Phänomen welches sich einstellt wenn ich einen deutschen Satz höre & welches dieses Hören vom Hören eines Satzes einer mir nicht geläufigen Sprache unterscheidet. |
90
Denken wir an eine Chiffre: Ein Satz sei uns in der Chiffre gegeben und auch der Schlüssel, dann ist uns natürlich, in gewisser Beziehung,
alles zum Verständnis der Chiffre gegeben.
Und doch würde ich, gefragt
“verstehst Du diesen Satz in der Chiffre”, etwa antworten: Nein, ich muß
ihn erst entziffern; und erst, wenn ich ihn z.B. ins Deutsche übertragen
hätte, würde ich sagen “jetzt verstehe ich ihn”. |
90
Wenn man hier die Frage stellte: “In welchem Augenblick der
Übertragung (aus der Chiffre ins Deutsche) verstehe ich den Satz”, würde
man einen Einblick in das Wesen des Verstehens erhalten. || dessen erhalten, was wir “verstehen” nennen. |
249
Ich sage einen Satz “ich sehe einen schwarzen Kreis”; aber auf
die Worte || Wörter kommt es doch nicht an; sagen || setzen wir also
statt dessen “a b c d e”.
Aber nun kann ich nicht ohne weiteres mit diesem
Zeichen den oberen Sinn verbinden (es sei denn, daß ich “a b c d e” als
ein Wort auffasse und dies als Abkürzung des oberen Satzes).
Diese
Schwierigkeit ist doch aber sonderbar.
Ich könnte sie so ausdrücken: Ich
bin nicht gewöhnt statt ‘ich’ ‘a’ zu sagen und statt ‘sehe’ ‘b’, und statt
‘einen’ ‘c’, etc..
Aber damit meine ich nicht, daß ich, wenn ich daran gewöhnt wäre, mit dem Worte ‘a’ sofort das Wort ‘ich’ assoziieren würde; sondern daß ich nicht gewöhnt bin ‘a’ an der Stelle von ‘ich’ zu gebrauchen –
in der Bedeutung von ‘ich’. |
193
“Ich sage das nicht nur, ich meine auch etwas damit”. –
Wenn man
sich überlegt was dabei in uns vorgeht, wenn wir Worte meinen (und
nicht nur sagen) so ist es uns, als wäre dann etwas mit diesen Worten gekuppelt, während sie sonst leer liefen. –
Als ob sie gleichsam in uns eingriffen.” |
172
Der Satz, wenn ich ihn verstehe, bekommt für mich Tiefe. |
Daß diese Erfahrung aber das Verstehen dessen ist – was ich verstehe – besteht || liegt darin, daß diese Erfahrung ein Teil meiner Sprache ist. |
388
Man kann manchen Satz nur im Zusammenhang mit anderen
verstehen.
Wenn ich z.B. irgendwo lese “nachdem er das gesagt hatte, verließ er sie, wie am vorigen Tag”.
Wenn man mich fragt, ob ich diesen Satz
verstehe, wäre || Fragt man mich, ob ich diesen Satz verstehe, so wäre es nicht leicht darauf zu antworten.
Es ist ein deutscher
Satz und insofern verstehe ich ihn.
Ich wüßte, wie man diesen Satz etwa
gebrauchen könnte, ich könnte selbst einen Zusammenhang für ihn
erfinden.
Und doch verstehe ich ihn nicht so, wie ich ihn verstünde,
wenn ich das Buch bis zu dieser Stelle gelesen hätte. |
161
Was heißt es, ein gemaltes Bild zu verstehen?
Auch da gibt es Verständnis und Nichtverstehen. Und auch hier kann ‘verstehen’ und ‘nicht verstehen’ verschiedenerlei heißen. – Wir können uns ein Bild denken, das eine Anordnung von 162
Gegenständen im dreidimensionalen Raum darstellen soll, aber wir sind für
einen Teil des Bildes unfähig, Körper im Raum darin zu sehen, sondern sehen nur die gemalte Bildfläche.
Wir können dann sagen, wir verstehen diese Teile des Bildes nicht.
Es kann sein, daß die räumlichen Gegenstände,
die dargestellt sind, uns bekannt, d.h. Formen sind, die wir aus der Anschauung von Körpern her kennen, es können aber auch Formen nach dem Bild dargestellt sein, die wir noch nie gesehen haben.
Und da gibt es wieder den
Fall, wo etwas – z.B. – wie ein Vogel aussieht, nur nicht wie einer, dessen
Art ich kenne, oder aber, wo ein räumliches Gebilde dargestellt ist, desgleichen ich noch nie gesehen habe.
Auch in diesem letzten Fall || diesen letzten Fällen kann man
von einem Nichtverstehen des Bildes reden, aber in einem anderen Sinne als
im ersten Fall. |
162
Aber noch etwas: Angenommen, das Bild stellte Menschen dar,
wäre aber klein und die Menschen darauf etwa einen Zoll lang.
Angenommen
nun, es gäbe Menschen die diese Länge hätten, so würden wir sie in dem
Bild erkennen und es würde uns nun einen ganz andern Eindruck machen, obwohl
doch die Illusion der dreidimensionalen Gegenstände ganz dieselbe wäre.
Und
doch ist der || dieser tatsächliche Eindruck, wie er da ist, unabhängig davon, daß
ich tatsächlich einmal Menschen in der gewöhnlichen Größe, und nie Zwerge,
gesehen habe, wenn auch dies die Ursache des Eindrucks ist. |
Dieses Sehen der gemalten Menschen als Menschen (im Gegensatz 163
etwa zu Zwergen) ist ganz analog dem || ebenso, wie das Sehen des Bildes || der Zeichnung als dreidimensionales Gebilde || … ganz analog dem Sehen der Malerei als Gruppierung dreidimensionaler Gebilde.
Wir können
hier nicht sagen, wir sehen immer dasselbe und fassen es nachträglich einmal als das eine und einmal als das andre auf, sondern wir sehen jedes Mal
etwas Anderes. |
Und so auch, wenn wir einen Satz mit Verständnis und ohne Verständnis lesen. (Erinnere Dich daran, wie es ist, wenn man einen Satz mit falscher Betonung liest, ihn daher nicht versteht und nun || endlich darauf kommt, wie er zu lesen ist.) |
207
(Beim Lesen einer schleuderhaften Schrift kann man erkennen, was
es heißt, etwas in das gegebene Bild || Gebilde hineinsehen. || … erkennen, wie man etwas in das gegebene Bild || Gebilde hineinsieht.) |
186
Wir könnten uns den Marsbewohner denken, der auf der Erde erst
nach und nach den Gesichtsausdruck der Menschen als solchen verstehen lernte
187
und den drohenden erst nach gewissen Erfahrungen als solchen empfinden
lernt.
Er hätte bis dahin diese Gesichtsform angeschaut || angesehen, wie wir die Form eines Steins betrachten. |
187
Kann ich so nicht sagen: er lernt erst die befehlende
Geste in einer gewissen Satzform verstehen. |
209
Chinesische Gesten verstehen wir so wenig, wie chinesische
Sätze. |
411
﹖– Unter dem Verstehen verstehe ich –﹖ ein || “Verstehen”, damit meine ich ein Korrelat zur Erklärung, nicht (zu﹖) || der Erklärung, nicht einer – etwa medizinischen – Beeinflussung.
Unter || Mit dem Worte “Mißverständnis” meine ich also wesentlich etwas, was sich durch Erklärung beseitigen läßt. Eine andere Nichtübereinstimmung nenne ich nicht “Mißverständnis”. |
170
Wir haben gesagt, || : || : Verständnis entspricht der Erklärung; so weit
es aber der Erklärung nicht entspricht, ist es unartikuliert und geht uns
deswegen nicht an; oder es ist artikuliert und entspricht dem Satz selbst,
dessen Verständnis wir beschreiben wollten. |
Den9 Sinn eines Satzes verstehen || kennen, kann nur heißen:
die Frage “was ist sein Sinn” beantworten können. |
Denn10 ist hier “Sinn haben” intransitiv gebraucht, so daß man also nicht den Sinn eines Satzes von dem eines anderen Satzes unterscheiden
kann, dann ist das Sinnhaben eine, den Gebrauch des Satzes begleitende, Angelegenheit, die uns nicht interessiert. |
168
Es ist eine⋎ Auffassung, daß er || Einer gleichsam nur unvollkommen zeigen
kann, ob er verstanden hat. |
Daß11 er gleichsam nur immer aus der Ferne darauf deuten, auch
sich ihm nähern, es aber nie mit der Hand berühren || ergreifen kann.
Und
das Letzte immer ungesagt bleibt || bleiben muß. |
169
Man will sagen: Er versteht es zwar ganz, kann es || dies aber
nicht ganz zeigen, da er sonst schon tun müßte, was ja erst in Befolgung
des Befehls geschehen darf.
So kann er es﹖ also nicht zeigen, daß er es ganz
versteht.
D.h. also, er weiß immer mehr, als er zeigen kann. |
169
Man möchte sagen: er ist mit seinem Verständnis bei der Tatsache || bei der Ausführung, aber die Erklärung kann nie die Ausführung enthalten.
Aber das Verständnis enthält nicht die Ausführung, sondern ist nur das Symbol, das bei der Ausführung übersetzt wird. |
487
((Die Schwierigkeit ist die Grammatik des Wortes
“meinen” klar zu sehen.
Aber der Weg dazu ist nur der über die Antwort auf
die Frage “welches ist das Kriterium dafür, daß wir etwas so meinen”
und welcher Art ist der Ausdruck, den dieses “so” vertritt.
Die Antwort auf die Frage “wie ist das gemeint” stellt die Verbindung zwischen
zwei sprachlichen Ausdrücken || zwischen zwei Sprachen her.
Also fragt
auch die Frage nach dieser Verbindung.
Der Gebrauch der Hauptwörter “Sinn”,
“Bedeutung”, “Auffassung” und anderer Wörter verleitet uns, zu glauben,
daß dieser Sinn etc. dem Zeichen so gegenübersteht, wie das Wort, der Name, dem Ding, das sein Träger ist.
So daß man sagen könnte: “‘der Pfeil
hat eine ganz bestimmte Bedeutung,’ ist in einer ganz bestimmten Weise gemeint, die ich nur faute de mieux wieder durch ein Zeichen ausdrücken
muß”.
Die Meinung, die Intention wäre quasi seine Seele, die ich am liebsten … |
303
Was die Erklärung des Pfeiles betrifft, so ist es
klar, daß man sagen kann: “Dieser Pfeil bedeutet || sagt nicht, daß Du
dorthin (mit der Hand zeigend) gehen sollst, sondern dahin.” –
Und ich würde
diese Erklärung natürlich verstehen. –
“Das müßte man (aber) dazuschreiben”. |
128
“Das Verständnis eines Satzes kann nur die Bedingung dafür
sein, daß wir ihn anwenden können.
D.h., es kann nichts sein, als diese || die Bedingung und es muß die Bedingung der Anwendung sein.” |
161
Wenn “einen Satz verstehen” heißt, in gewissem Sinn nach ihm
handeln, dann kann das Verstehen nicht die logische Bedingung dafür sein, daß wir
nach ihm handeln. |
Das Verstehen einer Beschreibung kann man, glaube ich, mit dem
Zeichnen eines Bildes nach dieser Beschreibung vergleichen.
(Und hier ist
wieder das Gleichnis ein besonderer Fall dessen, wofür es ein Gleichnis
ist.)
Und es würde || wird auch in vielen Fällen als der Beweis des Verständnisses
aufgefaßt. |
163
Ich verstehe dieses Bild genau, ich könnte es in Ton kneten || plastisch wiedergeben. –
Ich verstehe diese Beschreibung genau, ich könnte eine Zeichnung nach ihr
machen. |
164
Man könnte es﹖ aber in gewissen Fällen geradezu als Bedingung || Kriterium des
Verstehens setzen, daß man den Sinn des Satzes muß zeichnen können. || zeichnerisch darstellen können. – |
210
Es ist sehr sonderbar: Das Verstehen einer Geste
möchten wir durch ihre || mit Hilfe ihrer Übersetzung in Worte erklären || Wir sind versucht
das Verstehen einer Geste durch ihre || mit Hilfe ihrer Übersetzung in Worte erklären, und das Verstehen von Worten, durch diesen entsprechende || eine Übersetzung in Gesten. || Es ist sehr sonderbar: Wir sind versucht, das
Verstehen einer Geste
durch, ihr entsprechende, Worte zu erklären, und das Verstehen von Worten durch, diesen entsprechende Gesten. || als Fähigkeit zu ihrer Übersetzung in Worte zu erklären, und das Verstehen von Worten durch, diesen entsprechende Gesten. || als Fähigkeit zu erklären sie in Worte zu übersetzen, und das Verstehen von Worten durch, diesen entsprechende Gesten. |
Und wirklich werden wir Worte durch eine Geste und eine Geste
durch Worte erklären. |
304
Wenn man mir sagt “bringe eine gelbe Blume” und ich stelle mir
vor, wie ich eine gelbe Blume hole, so habe ich bewiesen || so kann das ein Zeichen dafür sein, daß ich den Befehl verstanden habe.
Aber ebenso, wenn ich ein Bild des Vorgangs malte. –
Warum?
Wohl, weil das, was ich tue, mit Worten des Befehls beschrieben werden muß.
Oder soll ich sagen, ich habe tatsächlich einen (dem ersten) verwandten Befehl ausgeführt. |
243
Nun ist die Frage: muß ich wirklich in so einem Sinne das Zeichen verstehen, um etwa darnach handeln zu können? –
Wenn jemand sagt: “gewiß! sonst wüßte ich ja nicht, was ich zu tun habe”, so würde ich antworten: “Aber es gibt ja keinen Übergang vom Wissen zum Tun.
Und keine prinzipielle Rechtfertigung dessen, daß es das war, was dem Befehl entsprach”.12 |
Man beachte in diesem Satz den
Ausdruck “handeln zu können” und das Wort “was” in “was ich zu
tun habe”. |
Was heißt dann also der Satz: “Ich muß den Befehl verstehen,
ehe ich nach ihm handeln kann”?
Denn dieser Satz || dies zu sagen, hat
natürlich einen Sinn.
Aber gewiß || jedenfalls wieder keinen metalogischen. |
245
Die Idee, die man von dem Verstehen hat, ist etwa, daß man
dabei von dem Zeichen näher an die verifizierende Tatsache kommt, etwa
durch die Vorstellung.
Und wenn man auch nicht wesentlich, d.h. logisch,
näher kommt, so ist doch etwas an der Idee richtig, daß das Verstehen in
dem Vorstellen der Tatsache besteht.
Die Sprache der Vorstellung ist in
dem gleichen Sinne wie die Gebärdensprache primitiv. |
181
(Es kann keine notwendige Zwischenstufe zwischen dem Auffassen
eines Befehls und dem Befolgen geben.) |
244
“Aber ich muß doch einen Befehl verstehen, um nach ihm handeln zu
können”.
Hier ist das ‘muß’ verdächtig.
Wenn das wirklich ein Muß ist –
ich meine – wenn es ein logisches Muß ist, so handelt es sich hier um eine grammatische Anmerkung. |
Auch wäre da die Frage möglich: Wie lange vor dem Befolgen mußt
Du denn den Befehl verstehen? |
137
Wenn das Verstehen eine notwendige Vorbereitung des Folgens
war, so muß es dem Zeichen etwas hinzugefügt haben; aber etwas, was jedenfalls nicht die Ausführung war. |
138
¤ |
Wenn gesagt würde, daß der, der den Befehl erhält, eben außer
den Worten Vorstellungen erhält, die der Ausführung des Befehls ähnlich
sind, (während es die Worte nicht seien || sind) so gehe ich noch weiter und nehme
an, daß der Befehl dadurch gegeben wird, daß wir den Andern die Bewegungen, die er etwa in 5 Minuten ausführen soll, jetzt durch mechanische Beeinflussung (etwa indem wir seine Hand führen) auszuführen veranlassen; und
näher kann ich doch wohl der Ausführung des Befehls im Ausdruck des Befehls
nicht kommen.
Dann haben wir die Ähnlichkeit der Vorstellung durch eine
viel größere (Ähnlichkeit) ersetzt.
Und der Weg vom Symbol zur Wirklichkeit scheint hier || nun sehr verkürzt zu sein.
(Ebenso könnte ich, um zu beschreiben, in welcher Stellung ich mich bei der und der Gelegenheit befunden habe,
diese Stellung einnehmen.)
Es ist damit auch gezeigt, daß das Vorkommen von Phantasiebildern, || sogenannten Vorstellungen für den Gedanken ganz unwesentlich ist. || Es ist damit auch das Unwesentliche der Phantasiebilder für den Gedanken gezeigt. |
140
Ich13 könnte auch sagen: Es scheint uns, als ob, wenn wir
den Befehl –
|
Nun14 müßte man allerdings darauf sagen: Aber was veranlaßt Dich
denn zu gerade dieser || der Deutung?
Ist es der Befehl, dann war er ja schon
eindeutig, da er nur diese Deutung befahl.
Oder, hast Du die Deutung willkürlich hinzugefügt –, dann hast Du ja auch den Befehl nicht verstanden, sondern erst das, was Du aus ihm (auf eigene Faust) gemacht hast. |
288
Eine ‘Interpretation’ ist doch wohl etwas, was in Worten || Zeichen gegeben
wird!
Es ist diese Interpretation im Gegensatz zu einer anderen (die anders lautet). –
Wenn man also sagt “jeder Satz bedarf noch einer Interpretation”, so hieße das: kein Satz kann ohne einen Zusatz verstanden werden. |
244
“Ich kann den Befehl nicht ausführen, weil ich nicht verstehe,
was Du meinst. –
Ja, jetzt verstehe ich Dich”.
Was ging da vor, als ich plötzlich den Andern Verstand? Ich konnte mich natürlich irren, und daß ich den Andern verstand, war eine Hypothese. Aber es fiel mir etwa plötzlich eine Deutung ein, die mir einleuchtete. Aber war diese Deutung etwas anderes, als ein Satz einer Sprache? |
Es15 konnten mir auch vor diesem Verstehen mehrere Deutungen vorschweben, für deren eine ich mich endlich entscheide.
Aber das Vorschweben
der Deutungen war das Vorschweben von Ausdrücken einer Sprache. (﹖) |
181
Was heißt es: verstehen, daß etwas ein Befehl ist, wenn man
auch den Befehl selbst noch nicht versteht?
(“Er meint: ich soll etwas tun,
aber was er wünscht, weiß ich nicht.”) |
Deuten. Deuten wir jedes Zeichen? |
181
Deuten. –
Deuten wir denn etwas, wenn uns jemand einen Befehl
gibt? wir fassen auf, was wir hören oder sehen; oder: wir sehen, was wir sehen.Es gibt Fälle in denen wir einen erhaltenen Befehl deuten & Fälle in denen wir es nicht tun. Eine Deutung ist die || eine Ergänzung des gedeuteten Zeichens durch ein (weiteres) Zeichen. |
182
Wenn mich jemand fragt: ‘wieviel Uhr ist es’, so geht in mir
dann keine Arbeit des Deutens vor.
Sondern ich reagiere unmittelbar auf das,
was ich sehe und höre. |
227
Denken wir uns einen Zerstreuten der auf den Befehl “rechtsum”
sich nach links gedreht hätte und nun, “an die Stirne greifend”, sagte “ach
so – ‘rechtsum’!” und rechtsum machte. |
182
Ich deute die Worte; wohl; aber deute ich auch die Mienen?
Deute ich, etwa, einen Gesichtsausdruck als drohend? oder freundlich? –
Es kann geschehen. |
Wenn ich nun den früheren Einwand hier geltend machte und sagte: Es ist nicht genug, daß ich das drohende Gesicht (als Gebilde || Struktur) wahrnehme, sondern ich muß es erst deuten.
Es zückt jemand das Messer und ich sage: “ich verstehe das als eine Drohung”. |
188
Kann man jemandem befehlen, einen Satz zu verstehen?
Hier muß man verschiedene Fälle unterscheiden. |
Was heißt es, das zu wissen? Dieses Wissen haben wir sozusagen im Vorrat. |
69
Es ist übrigens merkwürdig, daß wir uns bei dem Gedanken, daß
es jetzt 3 Uhr sein dürfte, die Zeigerstellung (meist) gar nicht genau
oder überhaupt nicht vorstellen, sondern das Bild in der Sprache gleichsam in einem Werkzeugkasten der Sprache haben, aus dem wir wissen, das Werkzeug jederzeit herausnehmen || hervorziehen und gebrauchen zu können, wenn wir es brauchen sollten. || brauchen. –
Dieser Werkzeugkasten scheint mir die Grammatik mit ihren
Regeln zu sein.
Denken wir aber, welcher Art dieses Wissen ist. |
69
Es ist so, wie wenn ich mir im Werkzeugkasten der Sprache Werkzeuge zum künftigen Gebrauch herrichtete.
Ein Werkzeug ist ja auch das
Abbild seines Zwecks. |
128'
Was heißt es, zu sagen [ich verstehe das Wort „Rot”] “ich sehe zwar kein Rot, aber wenn Du mir einen Farbenkasten gibst, so kann ich es dir darin zeigen”?
Wie kann man wissen, daß man
es zeigen kann, wenn …; daß man es also erkennen kann, wenn man es sieht? |
176
Ich sage: Hier ist zwar nichts Rotes um mich, aber wenn hier
etwas wäre, so könnte ich es erkennen. – |
381
|
382
Aber natürlich kann das nicht anders sein, als wenn ich
z.B. sage “ich will diesen Fleck rot anstreichen”, eine Vorstellung von
der Farbe habe und nun “weiß”, wie diese Vorstellung in die Wirklichkeit zu übersetzen ist. |
Ja, das ganze Problem ist schon darin enthalten: Was
heißt es, zu wissen, wie der Fleck aussähe, wenn er meiner Vorstellung
entspräche? |
62a
Wenn ich aber die Vorstellung, die bei der Erwartung etc. im
Spiel ist durch ein wirklich gesehenes Bild ersetzen will, so geschieht etwa folgendes || scheint etwa folgendes zu geschehen: Ich sollte einen dicken schwarzen Strich ziehen und
habe als Bild einen dünnen gezogen.
Aber die Vorstellung geht noch
weiter und sagt, sie weiß auch schon, daß der Strich dick sein soll.
So ziehe ich einen dicken, aber etwas blasseren Strich, aber die Vorstellung sagt, sie weiß auch schon daß er nicht grau sondern schwarz sein soll. || sollte.
(Ziehe ich aber den dicken schwarzen Strich, so ist das
kein Bild mehr.) |
17
Etwas wissen, ist von der Art dessen, einen Zettel in der Lade meines Schreibtisches zu haben, auf dem es aufgeschrieben steht || ist.
|
Bedeutung |
10
Augustinus, wenn er vom Lernen der Sprache redet, redet ausschließlich davon, wie wir den Dingen Namen beilegen, oder die Namen
der Dinge verstehen.
Hier scheint also das Benennen Fundament und Um-und Auf, der Sprache zu sein.
11
Diese Auffassung des Fundaments der Sprache ist offenbar äquivalent mit der, die die Erklärungsform “das ist …”
als fundamental auffaßt. –
Von einem Unterschied der Worte redet
Augustinus nicht, meint also mit “Namen” offenbar Wörter, wie “Baum”,
“Tisch”, “Brot”, und gewiß die Eigennamen der Personen, dann aber
wohl auch “essen”, “gehen”, “hier”, “dort”; kurz, alle Wörter.
Gewiß
aber denkt er zunächst an Hauptwörter und an die
übrigen als etwas, was sich finden wird.
(Und Plato sagt, daß der Satz
aus Haupt- und Zeitwörtern besteht.)
Sie beschreiben eben das Spiel einfacher, als es ist. Dieses Spiel kommt aber wohl in der Wirklichkeit vor. Nehmen wir etwa an, ich wolle aus Bausteinen ein Haus bauen, die mir ein Anderer || Andrer zureichen soll, so könnten wir erst ein Übereinkommen dadurch treffen, daß ich auf einen Stein zeigend sagte “das ist eine Säule”, auf einen andern zeigend “das ist ein Würfel”, – “das ist eine Platte” u.s.w. Und nun bestünde die Anwendung im Ausrufen jener Wörter “Säule”, “Platte”, etc. in der Reihenfolge || Ordnung, wie ich sie brauche. Und ganz ähnlich ist ja das Übereinkommen
|
Ich will damit sagen: Augustinus beschreibt wirklich einen
Kalkül; nur ist nicht alles, was wir Sprache nennen, dieser Kalkül. |
(Und das muß man in einer großen Anzahl von Fällen
sagen, wo es sich fragt: ist diese Darstellung brauchbar, oder unbrauchbar.
Die Antwort ist dann: “ja, brauchbar; aber nur dafür, nicht
für das ganze Gebiet, das Du darzustellen vorgabst”.) |
12
Es ist also so, wie wenn jemand erklärte: “spielen
besteht darin, daß man Dinge, gewissen Regeln gemäß, auf einer Fläche
verschiebt …” und wir ihm antworteten: Du denkst da gewiß an die
Brettspiele, und auf sie ist Deine Beschreibung auch anwendbar.
Aber das
sind nicht die einzigen Spiele.
Du kannst also Deine Erklärung
richtigstellen, indem Du sie ausdrücklich auf diese Spiele einschränkst.
(Man könnte also sagen, Augustinus stelle das Lernen der Sprache || stelle die Sache zu einfach dar; aber auch: er stelle eine einfachere Sache dar. |
(Wer das Schachspiel einfacher beschreibt – mit einfacheren Regeln – als es ist, beschreibt damit dennoch ein Spiel, aber ein anderes.) |
Ich wollte eigentlich || ursprünglich sagen: Wie Augustinus das Lernen der
Sprache beschreibt, kann uns zeigen, woher sich diese Auffassung überhaupt schreibt.
(Von welcher primitiven Anschauung. || Von welchem primitiven Bild || Weltbild.) Man könnte den Fall mit dem einer Schrift vergleichen, in der Buchstaben zum Bezeichnen von Lauten benützt würden, aber auch etwa zur Bezeichnung der Stärke und Schwäche der Aussprache und als Interpunktionszeichen. Fassen wir dann diese Schrift als eine Sprache zur Beschreibung des Lautbildes auf, so könnte man sich denken, daß Einer diese Schrift beschriebe, als entspräche einfach jedem Buchstaben ein Laut und als hätten die Buchstaben nicht auch ganz andere Funktionen. – Und so einer – zu einfachen – Beschreibung der Schrift gleicht Augustin's Beschreibung der Sprache völlig. |
Man kann z.B. – für andre verständlich – von Kombinationen von Farben mit Formen sprechen (etwa der
Farben rot und blau mit den Formen Quadrat und Kreis) ebenso wie von 13
Kombinationen verschiedener Formen oder Körper.
Und hier haben wir die
Wurzel des irreleitenden Ausdrucks, die Tatsache sei ein Komplex von Gegenständen.
Es wird also hier, daß ein Mensch krank ist, verglichen mit der Zusammenstellung zweier Dinge, wovon das eine der Mensch
ist, das andere die Krankheit repräsentiert.
Und ich kann nur sagen: Hüten wir uns vor diesem Gleichnis, oder davor, zu vergessen, daß es ein
Gleichnis ist.
Oder man muß sagen, es verhält sich hier mit dem Wort “Kombination”, oder “Komplex”, wie mit dem Wort “Zahl”, das auch in verschiedenen – mehr oder weniger logisch ähnlichen – Weisen (oder, wenn man will, Bedeutungen) gebraucht wird. |
260
“Bedeutung” kommt von “Deuten || deuten”. [gemeint ist „hindeuten”] |
96
Was wir Bedeutung nennen, muß mit der primitiven
Gebärden- (Zeige-) Sprache zusammenhängen. |
261
Nun ist aber dieses Kollationen || Kollationieren, wie, auch der Begriff
der Bedeutung ein Überbleibsel einer primitiven Anschauung. |
Wenn ich etwa die wirkliche Sitzordnung an einer Tafel nach einer
Aufschreibung kollationiere, so hat es einen guten Sinn beim Lesen jedes Namens auf einen bestimmten Menschen zu zeigen.
Sollte ich aber etwa die Beschreibung eines Bildes mit dem Bild vergleichen und außer dem Personenverzeichnis sagte die Beschreibung auch daß N den M küßt, so wüßte ich nicht,
worauf ich als Korrelat des Wortes ‘küssen’ zeigen sollte.
Oder, wenn etwa
stünde “A ist größer als B”, worauf soll ich beim Wort ‘größer’ zeigen? –
Ganz offenbar kann ich ja gar nicht auf etwas diesem Wort entsprechendes in dem
Sinne zeigen, wie ich etwa auf die Person A im Bilde zeige. |
261
Es gibt freilich einen Akt “die Aufmerksamkeit auf die Größe der
Personen richten”, oder auf ihre Tätigkeit, und in diesem Sinne kann man auch
das Küssen und die Größenverhältnisse kollationieren.
Das zeigt, wie der allgemeine Begriff der Bedeutung entstehen konnte.
Es geschieht da etwas Analoges, wie wenn das Pigment an Stelle der Farbe tritt. |
129'
Wie in einem Stellwerk mit Handgriffen die verschiedensten Dinge ausgeführt werden, so mit den Wörtern der Sprache, die Handgriffen entsprechen.
Ein Handgriff ist der
einer Kurbel und diese kann kontinuierlich verstellt werden; einer gehört zu einem
Schalter und kann nur entweder umgelegt oder aufgestellt werden; ein dritter gehört zu
einem Schalter, der 3 oder mehr Stellungen zuläßt; ein vierter ist der Handgriff einer
Pumpe und wirkt nur, wenn er auf- und abbewegt wird etc.: aber alle sind Handgriffe,
werden mit der Hand angefaßt.
|
◇◇◇ heiße: Wissen … |
357
Vergleich der verschiedenen Arten von Linien || der Linien mit verschiedenen Funktionen auf der Landkarte mit den Wortarten
im Satz.
Der Unbelehrte sieht eine Menge Linien und weiß nicht, daß sie
sehr verschiedene Bedeutungen haben. |
356
Denken wir uns den Plan eines Weges gezeichnet und mit
einem Strich durchstrichen, der anzeigen soll, daß dieser Plan nicht
auszuführen ist.
Auf dem Plan sind viele Striche gezogen, aber der, der
ihn durchstreicht hat eine gänzlich andere Funktion als die anderen. |
67
Der Unterschied der Wortarten ist immer wie der Unterschied der Spielfiguren, oder, wie der noch größere, einer Spielfigur und des Schachbrettes. |
226
Wir können in der alten Ausdrucksweise sagen: das Wesentliche
am Wort ist seine Bedeutung. |
226
Wir sagen: das Wesentliche am Wort ist seine Bedeutung; wir |
227
können das Wort durch ein anderes ersetzen, das die gleiche Bedeutung hat.
Damit ist gleichsam ein Platz für das Wort fixiert und man kann ein Wort
für das andere setzen, wenn man es an den gleichen Platz setzt. |
343
Wenn ich mich entschlösse (in meinen Gedanken) statt
“rot” ein neues Wort zu sagen, wie würde es sich zeigen, daß dieses an
dem Platz des “rot” steht?
Wodurch ist die Stelle || der Platz eines Wortes bestimmt?
Angenommen etwa, ich wollte auf einmal alle Wörter meiner Sprache durch
andere ersetzen, wie könnte ich wissen, welches Wort an der Stelle
welches früheren steht.
Sind es die Vorstellungen, die bleiben und |
344
den Platz des Wortes halten?
So daß an einer Vorstellung quasi ein
Haken ist, und hänge ich an den ein Wort, so ist ihm damit || dadurch der
Platz angewiesen?Oder: Wenn ich mir den Platz merke, was merke ich mir da? |
219
Könnte ich einfach so sagen: Die Bedeutung eines Wortes spielt eine Rolle in seiner Anwendung und die grammatischen Regeln beschreiben seine Bedeutung.17
Man könnte z.B. ausmachen, im Deutschen statt, ‘nicht’, immer 220
Bedeutung ◇◇◇ Raum … ‘not’ zu setzen und dafür statt ‘rot’ ‘nicht’.
So daß das Wort ‘nicht’ in
der Sprache bliebe und doch könnte man nun sagen, daß ‘not’ so gebraucht
wird, wie früher ‘nicht’, und daß jetzt ‘nicht’ anders gebraucht wird
als früher. |
178
Der Ort des || eines Wortes in der Sprache || Grammatik ist seine Bedeutung. |
70
Wir verstehen unter “Bedeutung des Namens” nicht den Träger des Namens. |
Man kann sagen, daß die Worte “der Träger des Namens ‘N’”
dieselbe Bedeutung haben wie der Name “N” – also für einander eingesetzt werden können. |
Aber heißt es nicht dasselbe, zu sagen “zwei Namen haben
einen Träger” und “zwei Namen haben ein und dieselbe Bedeutung”?
(Morgenstern, Abendstern, Venus.) |
Wenn mit dem Satz “‘a’ und ‘b’ haben denselben Träger” gemeint ist: “der Träger von ‘a’” bedeutet dasselbe wie “der Träger von
‘b’”, so ist alles in Ordnung, weil das dasselbe heißt wie
a = b.
Ist aber mit dem Träger von ‘a’ etwa der Mensch gemeint, von dem es
sich feststellen läßt, daß er auf den Namen ‘a’ getauft ist; oder
der Mensch, der das Täfelchen mit dem Namen ‘a’ um den Hals trägt; etc.,
so ist es garnicht gesagt, daß ich mit ‘a’ diesen Menschen meine, und
daß die Namen, die den gleichen Träger haben, dasselbe bedeuten. ◇◇◇
|
71
Aber zeigen wir nicht zur Erklärung der Bedeutung auf den Gegenstand, den der Name vertritt?
Ja; aber dieser Gegenstand ist nicht ‘die
Bedeutung’, obwohl sie durch das Zeigen auf diesen Gegenstand bestimmt wird. |
497
“Wenn ich nun auch sage || wir auch sagen, der Träger des Namens ist
nicht seine Bedeutung, so bestimmt doch der Träger die Bedeutung; und wenn
ich, auf ihn zeigend, sage ‘das ist N’, so ist die Bedeutung von ‘N’ bestimmt.”Aber es bestimmt hier schon das richtige Verstehen des Wortes ‘Träger’ in dem besondern Fall (Farbe, Gestalt, Ton, etc.) die Bedeutung bis auf eine letzte Bestimmung. |
497
Wenn ich sage “die Farbe dieses [nicht sperren] Gegenstands
heißt ‘violett’”, so muß ich die Farbe mit den ersten Worten “die Farbe
dieses Gegenstands” schon benannt haben, sie schon zur Taufe gehalten haben,
damit der Akt der Namengebung ﹖– das sein kann, was er ist –﹖.
Denn ich könnte
auch sagen “der Name dieser Farbe (der Farbe dieses Dings) ist von Dir zu
bestimmen”, und der den Namen gibt, müßte nun schon wissen, wem er ihn gibt
(an welchen Platz der Sprache er ihn stellt). |
465
Ich könnte also || so erklären:
die Farbe dieses Flecks heißt “rot”, die Form “Kreis”.
Und hier stehen die Wörter “Farbe” und “Form” für Anwendungsarten (grammatische Regeln) und sind || bezeichnen in Wirklichkeit Wortarten, wie “Eigenschaftswort”, “Hauptwort”. Man könnte sehr wohl in der (gewöhnlichen﹖) Grammatik neben diesen Wörtern die Wörter “Farbwort”, “Formwort”, “Klangwort”, einführen. (Daß aber nicht jemand einwendet: “warum dann nicht auch ‘Baumwort’, ‘Buchwort’”!) |
754
Der Name, den ich einem Körper gebe, einer Fläche,
einem Ort, einer Farbe, hat jedesmal andere Grammatik.
Der Name “a” in
“a ist gelb” hat eine andere Grammatik, wenn a der Name eines Körpers und
wenn es der Name einer Fläche eines Körpers ist; ob nun ein Satz “dieser
Körper ist gelb” sagt, daß die Oberfläche des Körpers gelb ist, oder daß
er durch und durch gelb ist.
“Ich zeige auf a” hat verschiedene Grammatik,
je nachdem a ein Körper, eine Fläche, eine Farbe ist etc..
Und so hat auch
das hinweisende Fürwort “dieser” andere Bedeutung (d.h. Grammatik), wenn
es sich auf Hauptwörter verschiedener Grammatik bezieht. || Hauptwörter
mit verschiedener Grammatik bezieht. |
Die Bedeutung eines Wortes ist das, was die (grammatische) Erklärung der Bedeutung erklärt. |
184
Man sagt dem Kind: “nein, kein Stück Zucker mehr!” und nimmt es
ihm weg.
So lernt das Kind die Bedeutung des Wortes ‘kein’.
Hätte man ihm mit denselben Worten ein Stück Zucker gereicht, so hätte es gelernt, das Wort anders zu verstehen. |
227
Veranlassen wir es dadurch nicht, Worten einen Sinn beizulegen, ohne daß wir sie durch ein anderes Zeichen ersetzen, also ohne diesen Sinn auf andere Weise auszudrücken?
Veranlassen wir es nicht gleichsam,
für sich etwas zu tun, dem kein äußerer Ausdruck gegeben wird, oder wozu
der äußere Ausdruck nur im Verhältnis einer Hindeutung, eines Signals,
steht?
Die Bedeutung ließe sich nicht aussprechen, sondern nur auf sie von
ferne hinweisen.
Sie ließe sich gleichsam nur verursachen.
Aber welchen Sinn hat es dann überhaupt, wenn wir von dieser Bedeutung reden?
(Schlag & Schmerz) |
231
Gibt mir die Erklärung des Wortes die Bedeutung, oder verhilft
sie mir nur zur Bedeutung?
So daß also diese Bedeutung || das Verständnis in der Erklärung
nicht niedergelegt wäre, sondern durch sie nur äußerlich bewirkt, wie die
Krankheit durch eine Speise. |
228
Das Problem äußert sich auch in der Frage: Wie erweist sich
ein Mißverständnis?
Denn das ist dasselbe wie das Problem: Wie zeigt es
sich, daß ich richtig verstanden habe?
Und das ist: Wie kann ich die Bedeutung erklären?
Es fragt sich nun: Kann sich ein Mißverständnis darin äußern, daß, was der Eine bejaht, der Andere verneint? |
Nein, denn dies ist, wie es steht, eine Meinungsverschiedenheit
und kann als solche aufrecht erhalten werden.
Bis wir annehmen, der
Andere habe Recht …. |
Wenn ich also, um das Wort “lila” zu erklären, auf einen Fleck
zeigend sage “dieser Fleck ist lila”, kann diese Erklärung dann auf zwei
Arten funktionieren?: einerseits als Definition, die den Fleck als Zeichen 229
gebraucht und anderseits als Erläuterung?
Und wie das letztere?
Ich müßte
annehmen, daß der Andere die Wahrheit sagt und dasselbe sieht, was ich sehe.
Der Fall, der wirklich vorkommt, ist der: A erzählt dem B in meiner Gegenwart, daß ein bestimmter Gegenstand lila ist.
Ich höre das, habe den Gegenstand auch gesehen und denke mir: “jetzt weiß ich doch, was ‘lila’
heißt”.
Das heißt, ich habe aus jenen Sätzen || jener Beschreibung eine
Worterklärung gezogen.
Ich könnte sagen: Wenn das, was A dem B erzählt, die Wahrheit ist, so muß das Wort ‘lila’ diese Bedeutung haben. Ich kann diese Bedeutung also auch quasi hypothetisch annehmen und sagen: wenn ich das Wort so verstehe, hat A Recht. |
Man sagt: “ja, wenn das Wort das bedeutet, so ist der Satz
wahr”. |
Nehmen19 wir an, die Erklärung der Bedeutung war nur eine Andeutung: konnte man da nicht sagen: Ja, wenn diese Andeutung so verstanden
wird, dann gibt das Wort in dieser Verbindung einen wahren Satz etc..
Aber
dann muß nun dieses “so” ausgedrückt sein. |
405
Die Erklärung eines Zeichens muß natürlich jede
Meinungsverschiedenheit im Bezug auf seine
Bedeutung beseitigen können.Und ist dann noch eine Frage nach der Bedeutung zu entscheiden? |
145 70
Mißverständnis nenne ich das was durch eine Erklärung zu
beseitigen ist.
Die Erklärung der Bedeutung eines Worts schließt Mißverständnisse
aus. |
Das sind aufklärbare
Mißverständnisse: “Ist
das eine Orange? ich dachte das sei eine”. Kann man sagen: “Ist das rot? ich dachte das sei ein Sessel”? Aber kann man sich nicht einbilden (wenn man etwa nicht deutsch kann || versteht) “rot” heiße laut (d.h. werde so gebraucht, wie in Wirklichkeit || tatsächlich “laut” gebraucht wird). Wie wäre aber die Aufklärung dieses Mißverständnisses? Etwa so: “rot ist eine Farbe, keine Tonstärke”? – Eine solche Erklärung könnte man natürlich geben, aber sie wäre nur dem verständlich, der sich bereits ganz in der Grammatik auskennt. |
Der Satz “ist das rot? ich dachte, das sei ein
Sessel” hat nur
Sinn, wenn das Wort “das”
beide Male im gleichen Sinn gebraucht wird und
dann
muß ich entweder “rot” als
Substantiv, oder “ein Sessel” als Adjektiv
auffassen. |
Die Rechtfertigung || Aufklärung kann nur verstanden werden, wenn sie in
einer Sprache gegeben wird, die unabhängig von dem
Mißverständnis besteht. |
290
Ist es denn nicht denkbar, daß ein grammatisches
System
in der Wirklichkeit zwei (oder mehr) Anwendungen
hat. |
Ja, aber wenn wir das überhaupt sagen können, so müssen wir die
beiden
Anwendungen auch durch eine Beschreibung unterscheiden können.
|
258
Zu sagen, daß das Wort “rot” mit
allen Vorschriften, die von ihm
gelten, das bedeuten könnte, was
tatsächlich das Wort “blau” bedeutet;
daß also durch diese Regeln die Bedeutung nicht
fixiert ist, hat nur einen Sinn, wenn
ich die beiden Möglichkeiten der
Bedeutung ausdrücken kann und dann sagen, welche die von mir
bestimmte ist. |
372
Die Grammatik erklärt die Bedeutung der Wörter, soweit sie zu
erklären ist.
Und zu erklären ist sie soweit, als nach ihr zu fragen ist || gefragt werden kann; und nach ihr fragen kann man soweit, als sie zu erklären ist. |
Die Bedeutung kann nur das sein || ist, was wir in der Erklärung
der Bedeutung eines Wortes erklären. |
6
“Das was ein cm3 Wasser wiegt, hat man
‘1 Gramm’ genannt.”
–
“Ja, was wiegt er denn?”
(“Bedeutung eines
Wortes”). |
“Die Bedeutung eines Zeichens ist durch seine Wirkung (die Assoziationen, die es auslöst etc.) gegeben.” |
392
Wenn ich sage, das Symbol ist das, was diesen Effekt
hervorruft, so
fragt es sich eben, wie ich von diesem Effekt reden kann,
wenn er
(noch﹖) gar nicht da ist.
Und wie ich weiß, daß es
der ist,
den ich gemeint
habe, wenn er eintritt. || kommt.
|
Es21 ist darum keine Erklärung, zu sagen: sehr einfach,
wir
vergleichen die Tatsache mit unserem Erinnerungsbild, – weil
vergleichen eine bestimmte Vergleichsmethode voraussetzt, die nicht
gegeben ist. |
171
Wie soll er wissen, welche Farbe er zu wählen hat, wenn er das
Wort
‘rot’ hört? –
Sehr einfach: er soll die Farbe nehmen, deren Bild ihm
beim
Hören des Wortes einfällt. –
Aber wie soll er wissen, was die ‘Farbe’
ist,
‘deren Bild ihm einfällt’?
Braucht es dafür ein weiteres Kriterium?
u.s.f..
Es gibt auch ein Spiel: die Farbe zu wählen die einem beim
Wort “rot” einfällt. |
135'
[Zu: das Kausale interessiert uns nicht, wir sind nicht im
Reich der Erklärungen.]
(Die psychologischen – trivialen – Erörterungen über Erwartung, Assoziation, etc. lassen immer das eigentlich Merkwürdige aus und man merkt ihnen an, daß sie herumreden, ohne den vitalen || springenden Punkt zu berühren.) |
192
Wenn ich Worte wählen kann, daß sie der Tatsache
– in irgendeinem Sinne – passen, dann
muß ich also schon vorher einen Begriff dieses
Passens gehabt haben.
Und nun fängt das Problem von neuem an, denn, wie
weiß
ich, daß dieser
Sachverhalt dem Begriffe vom
‚Passen’ entspricht.
|
Aber warum beschreibe ich dann die Tatsache gerade
so?
Was
machte || ließ Dich
diese Worte sagen? |
Und wenn ich nun sagen würde: “alles was geschieht, ist
eben, daß
ich auf diese Gegenstände sehe und dann
diese Worte gebrauche”, so﹖ wäre die
Antwort: “also besteht das Beschreiben in weiter
nichts? und ist es immer
eine Beschreibung, wenn
Einer …?”
Und darauf müßte ich sagen:
“Nein.
Nur kann ich den Vorgang nicht anders, oder doch nicht mit einer
anderen Multiplizität beschreiben, als, indem ich
sage: ‘ich beschreibe was ich sehe’;
und
darum ist keine Erklärung mehr möglich, weil mein Satz bereits
die
richtige || volle
Multiplizität hat.” |
Ich könnte auch so fragen: Warum verlangst Du
Erklärungen?
Wenn
diese gegeben sein werden || würden, wirst Du ja
doch wieder vor einem Ende stehen.
Sie
können Dich nicht weiterführen, als Du jetzt bist. |
225
In welchem Sinne sagt man, man kennt die Bedeutung des Wortes
A
noch ehe man den Befehl, in dem es vorkommt, befolgt hat?
Und in wiefern
kann man sagen, man hat die Bedeutung durch die
Befolgung des Befehls kennen gelernt?
Können die beiden Bedeutungen mit einander in Widerspruch
stehen? |
225
Ich wünsche, einen Apfel zu bekommen.
In welchem Sinne kann ich
226
sagen,
daß ich noch vor der Erfüllung des Wunsches die
Bedeutung des Wortes “Apfel” kenne?
Wie äußert sich denn die Kenntnis der
Bedeutung? d.h.,
was versteht man denn unter
ihr.
Offenbar wird das Verständnis des Wortes durch eine Worterklärung gegeben; welche nicht die Erfüllung des Wunsches ist. |
66
Die Bedeutung ist eine Festsetzung, nicht Erfahrung.
Und damit nicht Kausalität. |
67
Was das Zeichen suggeriert, findet man durch Erfahrung.
Es
ist die Erfahrung, die uns lehrt, welche Zeichen am seltensten
mißverstanden werden. |
Es interessiert uns nur als Zug hier ist das Satzzeichen gemeint in einem Spiel: Glied in einem System, das selbständig ist. || ; das seine Bedeutung in sich selbst hat. || … , das selbstbedeutend ist. |
9
Unsere Weise von den Wörtern zu reden, können wir durch das
beleuchten,
was Sokrates im
“Kratylos” sagt.
Kratylos: “Bei weitem und
ohne
Frage ist es vorzüglicher, Sokrates, durch ein
Ähnliches darzustellen, was jemand darstellen will, als
durch das erste beste.” – Sokrates:
“Wohlgesprochen, …”. |
354
Es wäre charakteristisch für eine bestimmte irrige
Auffassung, wenn ein
Philosoph glaubte, einen Satz mit roter Farbe drucken
lassen zu müssen, da er erst so ganz das
ausdrücke, was der Autor
sagen will.
(Hier hätten wir die magische Auffassung der Zeichen statt
der logischen.)
(Das magische Zeichen würde wirken wie eine Droge, und für sie wäre die Kausalitätstheorie richtig || völlig zureichend.) |
227
Die Untersuchung, ob die Bedeutung eines Zeichens seine Wirkung
228
ist, ist auch eine grammatische
Untersuchung. |
63
Ich glaube, auf die kausale Theorie der Bedeutung kann man einfach
antworten, daß wir, wenn einer einen
Stoß erhält und umfällt,
das Umfallen nicht die
‘Bedeutung’ des Stoßes
“nennen || nennen. |
351
Die Verwendung des Plans ist eine Übersetzung in
unsere Handlungen.
Eine Übertragung in unsere Handlungen.
(Es ist klar, daß da kausale Zusammenhänge gesehen werden, aber es wäre komisch, die als das Wesen eines Planes auszugeben.) |
573
Der Sinn der Sprache ist nicht durch ihren Zweck
bestimmt.
Oder: Was man den Sinn, die Bedeutung, in der Sprache nennt,
ist
nicht ihr Zweck. |
226
Es ist wirklich “the meaning of meaning” was
wir untersuchen:
Nämlich || Oder die
Grammatik des Wortes “Bedeutung”. |
206
Jeder, der einen Satz liest und versteht, sieht die
Worte || die
verschiedenen Wortarten
207
Bedeutung
﹖– in verschiedener Weise, obwohl
sich ihr Bild und Klang der Art nach nicht
unterscheidet. –﹖
Wir vergessen ganz, daß
‘nicht’ und ‘Tisch’ und
‘grün’ als Laute oder Schriftbilder betrachtet sich
nicht wesentlich voneinander unterscheiden und sehen es nur klar in
einer uns fremden Sprache.
(James) |
Nein, es ist eine abwehrende Geste. 208
Oder: „Das Verstehen der Verneinung ist dasselbe, wie das Verstehen einer abwehrenden Geste.” |
373
Zur Grammatik gehört nur das nicht, was die Wahrheit
und Falschheit
eines Satzes ausmacht.
Nur darum kümmert sich die Grammatik
nicht.
Zu ihr gehören alle Bedingungen des Vergleichs des Satzes mit
der
Wirklichkeit || den
Tatsachen.
Das heißt, alle Bedingungen des
Verständnisses.
(Alle Bedingungen des Sinnes.) |
259
Die Anwendung der Sprache geht über diese hinaus, aber nicht die
Deutung der Schrift- oder
Lautzeichen.
Die Deutung vollzieht sich noch im Allgemeinen, als Vorbereitung auf
jede Anwendung.
Sie geht in der Sprachlehre vor sich und nicht im
Gebrauch der Sprache. |
260
Soweit die Bedeutung der Wörter in der Tatsache (Handlung) zum
Vorschein kommt, kommt sie (schon)
in der Beschreibung der Tatsache zum Vorschein.
(Sie wird also ganz in der Sprache || Sprachlehre bestimmt.)
(In dem, was sich hat voraussehen lassen; worüber man schon vor dem Eintreffen der Tatsache reden konnte.) |
290
Ist nicht der Grund, warum wir glauben, mit der hinweisenden
Erklärung das Gebiet der Sprache, des Zeichensystems, zu verlassen,
daß wir
dieses Heraustreten aus den
Schriftzeichen mit einer Anwendung der
Sprache, etwa einer
Beschreibung dessen, was ich sehe, || wir sehen,
verwechseln. |
290
Man könnte fragen wollen: Ist es denn aber ein Zufall,
daß ich
zur Erklärung von Zeichen, also zur
Vervollständigung des Zeichensystems, aus
291
den Schrift- oder
Lautzeichen heraustreten muß?
Trete ich damit nicht eben in
das Gebiet, in dem ||
worin sich dann das zu Beschreibende || das Beschriebene abspielt?
Aber dann ist || erscheint es
seltsam, daß ich überhaupt
mit dem Schriftzeichen
etwas anfangen kann. –
Man faßt es dann (etwa) so auf,
daß die Schriftzeichen bloß die
Vertreter jener Dinge sind, auf die man
zeigt. –
Aber wie seltsam, daß so eine Vertretung
möglich ist.
Und es wäre nun das Wichtigste zu verstehen, wie denn
Schriftzeichen die andern Dinge vertreten
können.
Welche Eigenschaft müssen sie haben, die sie zu dieser Vertretung befähigt. Denn ich kann nicht sagen: statt Milch trinke ich Wasser und esse statt Brot Holz, indem ich das Wasser die Milch und Holz das Brot vertreten lasse. [Erinnert an Frege.] |
Ich kann nun freilich doch sagen, daß das
Definiendum das Definiens
vertritt; und hier steht dieses hinter jenem, wie die Wählerschaft
hinter ihrem Vertreter.
Und in diesem Sinne kann man auch sagen, daß das in
der
hinweisenden Definition erklärte Zeichen den Hinweis vertreten kann,
da man ja
diesen wirklich in einer Gebärdensprache für jenes setzen
könnte.
Aber doch
handelt es sich hier um eine Vertretung im Sinne einer
Definition, denn die
Gebärdensprache ist || bleibt
eine Sprache wie jede andere. Und
das ist
vielleicht der Succus dieser
Betrachtung. || .
Ich möchte sagen: Von einem Befehl in der Gebärdensprache zu seiner Befolgung ist es ebensoweit, wie von diesem Befehl in der Wortsprache. |
D.h.,23 auch sie gehören zu dem Grundstock von
Erklärungen, die den
Kalkül vorbereiten und nicht zu seiner Anwendung
ad hoc. |
Wort & Muster
Hinweisende Definition |
466
Der falsche Ton in der Frage, ob es nicht primäre
Zeichen
(hinweisende Gesten) geben müsse, während unsre Sprache auch
ohne
die andern (Worte) || die andern, die Worte,
auskommen könnte, liegt darin, daß man eine
Erklärung der bestehenden Sprache zu erhalten erwartet,
statt der bloßen
Beschreibung. |
466
Nicht die Farbe Rot tritt || Bedeutung
dieses Wortes tritt an Stelle des Wortes
“rot”,
sondern die Gebärde, die auf einen roten
Gegenstand hinweist, oder das rote
Täfelchen. |
Nun sage ich aber: “Es gilt mit Recht als
ein Kriterium des Verstehens || Verständnisses
des Wortes “rot”,
daß Einer einen
roten Gegenstand auf Befehl aus
anders || anderen gefärbten herausgreifen kann;
dagegen
ist das richtige Übersetzen des Wortes
“rot” ins Englische oder Französische
467
kein Beweis des
Verstehens.
Also || Darum
ist das rote Täfelchen ein primäres Zeichen für
“rot”, dagegen jedes Wort
als || ein sekundäres ||
abgeleitetes Zeichen.”
((Aber das zeigt nur, was ich unter || mit dem “Verstehen des Wortes
‘rot’”
verstehe || meine.
Und was heißt “es gilt mit
Recht …”?
Heißt es: Wenn ein Mensch einen roten
Gegenstand auf Befehl etc. etc., dann
hat
er erfahrungsgemäß auch das Wort
‘rot’ verstanden.
Wie man sagen kann,
gewisse Schmerzen gelten mit Recht als
Symptom dieser und dieser Krankheit?
So ist es natürlich nicht gemeint.
Also soll es wohl heißen, daß
die Fähigkeit rote Gegenstände herauszugreifen der spezifische Test
dessen ist,
was wir Verständnis des Wortes ‘rot’
nennen.
Dann bestimmt diese Angabe, also, was wir
unter diesem Verständnis meinen.
Aber dann fragt es sich noch:
wenn wir das
Übersetzen ins Englische etc. als
Kriterium ansähen, wäre es
nicht auch das Kriterium von dem, was wir ein
Verständnis des Wortes nennen?
Es gibt nun den Fall, in welchem wir sagen: ich
weiß nicht, was das
Wort
‘rot’ || ‘rouge’ bedeutet,
ich weiß nur, daß es das Gleiche
bedeutet, wie das englische
‘red’.
So ist es, wenn ich die beiden Wörter in einem Wörterbuch auf der
gleichen Zeile gesehen habe, und dies ist die Verifikation des Satzes
und sein Sinn.
Wenn ich dann sage “ich weiß nicht, was
das Wort ‘rot’ || ‘rouge’
bedeutet”, so bezieht sich dieser Satz auf eine
Möglichkeit der
Erklärung dieser Bedeutung und ich könnte, wenn gefragt
“wie
stellst Du Dir denn vor, daß Du erfahren könntest, was
das Wort bedeutet”, Beispiele solcher Erklärungen geben
(die die Bedeutung des Wortes
“Bedeutung” beleuchten
würden).
Diese Beispiele wären dann entweder der Art,
daß
statt des unverstandenen Worts ein verstandenes – etwa das
deutsche –
gesetzt würde, oder daß
die Erklärung von der Art wäre “diese (Pfeil)
Farbe heiß
‘violett’”.
Im ersten Falle wäre es für mich ein Kriterium dafür,
daß er das Wort ‘rouge’
versteht, daß er sagt, es entspreche dem
deutschen
‘rot’.
“Ja”, wird man sagen, “aber nur, weil Du schon
weißt, was
das deutsche ‘rot’
bedeutet”. –
Aber das bezieht sich ja ebenso auf die
hinweisende
468
Definition.
Das Hinweisen auf das rote Täfelchen ist auch nur darum || dann ein Zeichen des
Verständnisses, weil || wenn
vorausgesetzt wird, daß er die Bedeutung
dieses Zeichens versteht ||
kennt,
was etwa soviel heißt, als
daß er das Zeichen auf bestimmte Weise
verwendet. –
Es gibt also wohl || allerdings den
Fall wo Einer sagt “ich weiß,
daß
dieses Wort dasselbe bedeutet wie jenes,
weiß aber nicht, was es bedeutet
(sie
bedeuten)”.
Willst Du den ersten Teil dieses Satzes verstehen, so frage
Dich: “wie konnte er es wissen?”,
– willst Du den zweiten Teil verstehen,
so frage:
“wie kann er erfahren, was das Wort bedeutet?”
–
|
468
Welches ist denn das Kriterium unseres Verständnisses:
das
Aufzeigen des roten Täfelchens, wenn gefragt wurde “welches von
diesen
Täfelchen ist rot”, – oder, das Wiederholen der
hinweisenden Definition﹖
“das (Pfeil)
ist ‘rot’”?
[Zeile] |
469
Die Lösung beider Aufgaben betrachten wir als
Zeichen des
Verständnisses.
Hören wir jemand das Wort ‘rot’ gebrauchen und
zweifeln daran, daß er es versteht, so können wir ihn
zur Prüfung fragen
470
“welche Farbe
nennen wir ‘rot’”.
Anderseits: wenn wir jemandem die hinweisende
Erklärung gegeben hätten “diese (Pfeil) Farbe
heißt ‘rot’” und
nun
sehen wollten, ob er diese Erklärung richtig verstanden hat, so
würden wir nicht von ihm verlangen, daß er sie wiederholt, sondern wir
gäben
ihm etwa die Aufgabe, aus einer Anzahl von Dingen die
roten herauszusuchen.
In jedem Fall ist das, was wir ‘Verständnis’ nennen,
eben dadurch || durch
das bestimmt,
was wir als Probe des Verständnisses ansehen (durch die
Aufgaben
bestimmt, die wir zur Prüfung des Verständnisses stellen).)) |
472
Wie ist es, wenn ich für mich selbst eine
Bezeichnungsweise festsetze; wenn ich z.B. für
den eigenen Gebrauch gewissen
Farbtönen Namen geben
will.
Ich werde das etwa mittels einer Tabelle tun
(es kommt immer auf
derlei hinaus).
Und nun werde ich doch nicht den Namen
zur falschen Farbe schreiben
(zu der Farbe der ich ihn nicht geben will).
Aber warum nicht?
Warum soll nicht ‘rot’ gegenüber dem grünen Täfelchen
stehen und ‘grün’ gegenüber dem roten,
etc.? –
Ja, aber dann müssen wir
doch wenigstens wissen,
daß ‘rot’ nicht das
gegenüberliegende Täfelchen
meint. –
Aber was heißt es “das wissen”,
außer, daß wir uns etwa neben
der geschriebenen Tabelle noch eine andere vorstellen, in der die Ordnung
richtiggestellt ist. –
“Ja aber dieses Täfelchen ist doch rot, und
nicht dieses!” –
Gewiß; und das ändert sich ja auch nicht, wie
immer ich die Täfelchen und Wörter setze; und es wäre natürlich
falsch, auf
das grüne Täfelchen zu zeigen und zu sagen “dieses
ist rot”.
Aber das ist
auch keine Definition, sondern eine Aussage. –
Gut, dann nimmt aber doch
unter allen möglichen Anordnungen die
gewöhnliche (in der das rote Täfelchen dem Wort
‘rot’ gegenübersteht) einen ganz besonderen Platz
ein. – |
473
((Da gibt es jedenfalls zwei verschiedene Fälle: Es kann
die Tabelle mit
grün gegenüber ‘rot’
etc. so gebraucht werden, wie wir die Tabelle in der
gewöhnlichen Anordnung gewöhnlich gebrauchen.
Wir würden also etwa den,
der sie gebraucht, von
dem Wort ‘rot’ nicht auf das gegenüberliegende
Täfelchen blicken sehen, sondern auf das rote, das schräg darunter
steht
(aber wir müßten auch
diesen Blick nicht sehen) und finden, daß er
dann
statt des Wortes ‘rot’ in einem Ausdruck das rote
Täfelchen einsetzt.
Wir
würden dann sagen, die Tabelle sei nur anders angeordnet (nach
einem andern räumlichen Schema), aber sie verbinde die Zeichen,
wie die gewohnte. –
Es könnte aber auch sein, daß der, welcher die
Tabelle benützt, von der
einen Seite horizontal zur andern blickt und nun
in irgend welchen Sätzen
das Wort ‘rot’ durch ein
grünes Täfelchen ersetzt; aber nicht etwa auf den
Befehl “gib
mir das rote Buch” ein grünes bringt, sondern ganz richtig das
rote (d.h. das, welches auch wir
‘rot’ nennen).
Dieser hat nun die Tabelle
anders benützt, als der Erste, aber doch so,
daß ‘rot’ die gleiche
Bedeutung für ihn hatte, wie für uns.
(Zu einer Tabelle gehört übrigens wesentlich die
Tätigkeit des Nachschauens || Aufsuchens in der Tabelle.)
Es ist nun offenbar
der zweite Fall welcher uns interessiert
und die Frage ist: kann ein grünes Täfelchen als
Muster der roten Farbe dienen?
Und da ist es klar,
daß dies (in
einem Sinn) nicht möglich ist.
Ich kann mir eine Abmachung denken, wonach Einer dem ich eine
grüne Tafel zeige und sage, male mir diese Farbe, mir ein Rot malt; wenn ich
dasselbe sage und zeige ihm
blau, so hat er gelb zu malen
u.s.w. immer die
komplementäre Farbe; und daher kann ich mir auch
denken,
daß Einer meinen Befehl auch ohne eine
vorhergehende Abmachung so deutet.
Ich kann mir ferner denken, daß die Abmachung
gelautet hätte “auf den Befehl ‘male mir diese
Farbe’, male immer eine gelblichere, als ich Dir
zeige”; und wieder kann ich mir die Deutung auch ohne
Verabredung denken.
Aber kann man sagen, daß Einer ein rotes Täfelchen
genau kopiert, indem
er einen bestimmten Ton von grün (oder ein anders
Rot als das des
Täfelchens)
474
malt und zwar so, wie er eine
gezeichnete Figur, nach verschiedenen
Projektionsmethoden, verschieden
und genau kopieren kann? –
Ist also hier
der Vergleich zwischen Farben und Gestalten richtig, und
kann ein grünes
Täfelchen einerseits als der Name einer bestimmten
Schattierung von rot stehen und anderseits als ein Muster dieses
Tones? wie ein Kreis als der Name
einer bestimmten
Ellipse verwendet werden kann, aber auch als ihr Muster. –
Kann man also dort wie hier von verschiedenen
Projektionsmethoden sprechen,
oder gibt es für das Kopieren einer Farbe
nur eine solche: das Malen
der gleichen Farbe?
Wir meinen diese Frage so, daß sie nicht dadurch
verneint wird, daß uns die Möglichkeit gezeigt
wird, mittels eines bestimmten
Farbenkreises und der Festsetzung eines
Winkels von einem Farbton auf irgend einen andern überzugehn.
Das, glaube ich, zeigt nun, in wiefern das
rote Täfelchen gegenüber dem
Wort ‘rot’ in einem andern Fall ist, als das
grüne.
Übrigens bezieht sich, was wir hier für die
Farben gesagt haben,
auch auf die Formen von Figuren, wenn das Kopieren
ein Kopieren nach dem
Augenmaß und nicht
eines mittels Meßinstrumenten ist. –
Denken wir uns nun aber
doch einen Menschen, der vorgäbe “er
könne die Schattierungen von Rot in
Grün kopieren” und auch
wirklich beim Anblick des roten Täfelchens mit allen
(äußeren) Zeichen des
genauen Kopierens einen grünen Ton mischte und so
fort bei allen ihm
gezeigten roten Tönen.
Der wäre für uns auf derselben
Stufe, wie Einer, der auf die
gleiche Weise (durch genaues Hinhorchen) Farben nach
Violintönen mischte.
Wir würden in dem || dem Fall
sagen: “Ich
weiß nicht,
wie er es macht”; aber nicht in dem Sinne, als
verstünden
wir nicht die verborgenen Vorgänge in seinem Gehirn oder
seinen Muskeln, sondern, wir verstehen nicht, was es
heißt “dieser Farbton
sei || ist eine Kopie
dieses Violintones”.
Es sei denn, daß damit nur gemeint ist,
daß ein bestimmter Mensch
erfahrungsgemäß einen bestimmten Farbton mit einem
bestimmten
Klang assoziiert (ihn zu sehen behauptet, malt,
etc.).
Der Unterschied zwischen dieser Assoziation und dem Kopieren, auch
wenn ich selbst beide Verfahren kenne, besteht darin || zeigt sich darin, daß
es für die
assoziierte
475
Gestalt keinen Sinn hat, von
Projektionsmethoden zu reden, und daß ich
von dem
assoziierten Farbton sagen kann “jetzt fällt mir bei dieser
Farbe
(oder diesem Klang) diese Farbe ein, vor 5 Minuten war es
eine andere”.
etc..
Wir könnten auch niemandem sagen “Du hast nicht richtig
assoziiert”,
wohl aber “Du hast nicht richtig
kopiert”.
Und die Kopie einer Farbe – wie
ich das Wort gebrauche – ist
nur Eine; und es hat keinen Sinn,
(hier﹖) von
verschiedenen
Projektionsmethoden zu reden.)) |
478
Die ursprüngliche Frage war: Könnten wir nicht zur
hinweisenden Erklärung von ‘rot’ ebensowohl
auf ein grünes, wie auf ein rotes Täfelchen zeigen?
denn,
wenn diese Definition nur ein Zeichen statt des andern setzt, so
sollte dies doch aufs gleiche hinauslaufen ||
keinen Unterschied machen. –
Wenn die Erklärung nur ein Wort für ein andres setzt, ist es auch
gleichgültig || so macht es auch
keinen.
Bringt aber die Erklärung das Wort mit
einem Muster in Zusammenhang, so
ist es nun nicht unwesentlich, mit welchem
Täfelchen das Zeichen
verbunden wird (denke auch wieder daran, daß
eine
Farbe der andern nicht im gleichen Sinn zum Muster dienen
kann, wie ihr
selbst).
“Aber dann gibt es also willkürliche Zeichen und solche, die
nicht
willkürlich sind!” –
Aber denken wir nur an die Verständigung durch Landkarten,
Zeichnungen, und Sätze anderseits: die Sätze sind so wenig
willkürlich,
wie die Zeichnungen.
Aber die Worte sind willkürlich.
(Vergleiche die Abbildung
| = o , – = x .)
Wird denn aber ein Wort eigentlich als Wort gebraucht, wenn ich es
nur in Verbindung mit einer Tabelle gebrauche, die
den
Übergang zu Mustern macht?
Ist es also nicht falsch, zu sagen, ein Satz
sei ein Bild, wenn ich
doch nur ein Bild nach ihm und der Tabelle zusammenstelle?
Aber so ist also doch der Satz und die Tabelle zusammen ein Bild.
Also zwar nicht adbcb allein, aber dieses Zeichen zusammen mit
Aber es ist offenbar, daß auch adbcb ein Bild von ↑←↓→↓ genannt werden kann. Ja aber, ist nicht doch das Zeichen adbcb ein willkürliches || willkürlicheres Bild von 479
(die Projektionsmethode) und wie
sollte ich bestimmen, was willkürlicher
ist.
Ich vergleiche also die Festsetzung der Wortbedeutung durch die hinweisende Definition, der Festsetzung einer Projektionsmethode zur Abbildung räumlicher Gebilde. Dies ist freilich nicht mehr als || wie ein Vergleich. Ein ganz guter Vergleich, aber er enthebt uns nicht der Untersuchung des Funktionierens der Worte, ﹖– getrennt von dem Fall der räumlichen Projektion –﹖. Wir können allerdings sagen – d.h. es entspricht ganz dem Sprachgebrauch –, daß wir uns durch Zeichen verständigen, ob wir Wörter oder Muster gebrauchen; aber das Muster ist kein Wort, und das Spiel, sich nach Worten zu richten, ein anderes als das, sich nach Mustern (zu﹖) richten. (Wörter sind der Sprache nicht wesentlich.) Kann man aber vielleicht sagen, daß Muster ihr wesentlich wären? (Muster sind der Benützung || dem Gebrauch von Mustern wesentlich, Worte, der Benützung || dem Gebrauch von Worten.) |
489
﹖– Vergiß hier auch nicht,
daß die Wortsprache nur
eine unter
vielen möglichen Sprachen ist –﹖ und es
Übergänge von ihr in
die andern gibt.
Untersuche die Landkarte darauf || auf das hin, was in ihr
dem Ausdruck der Wortsprache entspricht. |
512
‘Primär’ müßte eigentlich
heißen:
unmißverständlich. |
510
Es klingt wie eine lächerliche Selbstverständlichkeit, wenn ich
sage, daß der, welcher glaubt die Gebärden || Gesten
seien die primären Zeichen, die
allen andern zu Grunde liegen, außer Stande
wäre, den gewöhnlichsten Satz durch Gebärden zu ersetzen. |
588
Regeln der Grammatik, die eine “Verbindung zwischen
Sprache und Wirklichkeit” herstellen, und solche, die es nicht
tun.
Von der
ersten Art etwa: “diese Farbe nenne ich
‘rot’”, – von der zweiten:
¤
“non-non-p =
p”.
Aber über diesen Unterschied besteht ein Irrtum: der
Unterschied scheint prinzipieller Art zu sein; und die Sprache
wesentlich etwas,
dem eine Struktur gegeben, und was dann der
Wirklichkeit aufgepaßt wird. |
497
“Ich will nicht verlangen, daß in der
erklärenden
498
Tabelle das rote
Täfelchen, horizontal gegenüber dem Wort ‘rot’ stehen
soll,
aber irgend ein Gesetz des Lesens der Tabelle
muß es doch geben.
Denn sonst
verliert ja die Tabelle ihren Sinn”.
Ist es aber gesetzlos, wenn die Tabelle so
aufgefaßt wird, wie die Pfeile andeuten?
|
““Wird aber dann nicht wenigstens eine gewisse
Regelmäßigkeit im Gebrauch
gefordert?!
Würde es angehen, wenn wir einmal eine Tabelle nach diesem, einmal
nach jenem Schema zu gebrauchen hätten?
Wie
soll man denn wissen, wie man diese Tabelle zu
gebrauchen
hat?”” –
Ja, wie weiß man es denn
heute?
Die Zeichenerklärungen haben doch irgend einmal || irgendwo ein Ende. |
487
Nun gebe ich aber natürlich zu, daß ich, ohne
vorhergehende Abmachung einer Chiffre, ein
Mißverständnis hervorrufen würde,
wenn ich, auf den
Punkt A zeigend, sagte, dieser Punkt heißt
‘B’.
Wie
ich ja auch, wenn ich jemandem den Weg weisen will, mit dem Finger
in der
Richtung weiß, in der er gehen soll, und
nicht in der entgegengesetzten.
Aber auch ﹖– diese Art des
Zeigens –﹖ könnte richtig verstanden werden, und
zwar
ohne daß dieses Verständnis das gegebene
Zeichen durch ein weiteres ergänzte.
Es liegt in der menschlichen Natur, das Zeigen mit dem Finger
so
zu verstehen.
Und so ist die menschliche Gebärdensprache primär in einem
psychologischen Sinne. |
499
Ist das Zeigen mit dem Finger unserer Sprache wesentlich?
Es ist gewiß ein merkwürdiger Zug unserer Sprache,
daß wir Wörter
hinweisend erklären: das ist
ein Baum, das ist ein Pferd, das ist grün, etc.. |
500
((Überall auf der Erde || bei den Menschen finden sich Brettspiele,
die
mit kleinen Klötzchen auf Feldern gespielt werden.
Überall auf der Erde
findet sich eine
Schrift || eine Zeichensprache, die aus
geschriebenen
Zeichen auf einer Fläche besteht.)) |
507
Ich bestimme allerdings die Bedeutung eines Worts, indem
ich es als Name eines Gegenstandes erkläre, und
auch, indem ich es als
gleichbedeutend mit einem andern Wort erkläre.
Aber
habe ich denn nicht gesagt, man könne ein Zeichen nur durch ein
anderes
Zeichen erklären?
Und das ist gewiß so, sofern ja die hinweisende
Erklärung “das (Pfeil) ist N” ein
Zeichen ist.
Aber ferner bildet hier auch der
Träger von
“N”, auf den gezeigt wird, einen Teil des
Zeichens.
Denn:[Dieser (Pfeil) hat es getan] = [N hat es getan]. Dann heißt aber ‘N’ der Name von diesem Menschen, nicht vom Zeichen “dieser (Pfeil)”, von dem ein Teil auch dieser Mensch ist. Und zwar spielt der Träger in dem Zeichen eine ganz besondere Rolle, verschieden von der eines andern Teiles eines Zeichens. (Eine Rolle, nicht ganz ungleich der des Musters.) |
508
Ich will sagen: Die hinweisende Erklärung eines
Namens ist nicht nur äußerlich verschieden von
einer Definition wie
“1 + 1 =
2”,
indem etwa das eine Zeichen
aus || in einer Geste meiner Hand,
statt in einem Laut-
oder Schriftzeichen
besteht, sondern sie unterscheidet sich von dieser logisch;
wie die Definition, die das Wort dem Muster beigesellt, von
der, eines Wortes durch ein Wort.
Es wird von ihr in andrer Weise Gebrauch
gemacht. |
508
Wenn ich also einen Namen hinweisend definiere und einen zweiten
durch
ihn || den ersten, so steht dieser
zu jenem in anderem Verhältnis || ist dieser zu jenem in
anderer Beziehung, als zum Zeichen, das in
der
hinweisenden Definition gegeben wurde.
D.h., dieses letztere ist seinem Gebrauch
nach wesentlich von dem Namen verschieden und daher die
Verbaldefinition
509
und die hinweisende
Definition, ‘Definitionen’ in verschiedenem Sinne
des Worts. |
515
Und
ich || Ich kann von primären und sekundären Zeichen
sprechen – in
einem bestimmten Spiel, einer bestimmten
Sprache. –
Im Musterkatalog
kann ich die Muster die primären Zeichen
und die Nummern die sekundären nennen.
Was soll man aber in einem Fall, wie dem, der gesprochenen
und
geschriebenen Buchstaben sagen?
Welches sind hier die primären, welches die
sekundären
Zeichen?
Die Idee ist doch die: Sekundär ist ein Zeichen dann, wenn, um mich danach zu richten, ich eine Tabelle brauche, die es mit einem andern (primären) Zeichen verbindet, über welches ich mich erst nach dem sekundären richten kann. Die Tabelle garantiert mir die Gleichheit aller Übergänge nicht, denn sie zwingt mich ja nicht, sie immer gleich zu gebrauchen. Sie ist da wie ein Feld, durch das Wege führen, aber ich kann ja auch querfeldein gehen. Ich mache den Übergang in der Tabelle bei jeder Anwendung von Neuem. Er ist nicht, quasi, ein für allemal in der Tabelle gemacht. (Die Tabelle verleitet mich höchstens, ihn so zu machen.) Und also richte ich mich doch unmittelbar﹖ nach dem sekundären Zeichen, wenn ich in der Tabelle von diesem sekundären Zeichen gerade dorthin gehe. |
Welcher24 Art ist denn meine Aussage über die Tabelle:
daß sie mich nicht zwingt, sie so und so zu
gebrauchen?
Und: daß die Anwendung durch die Regel
(oder die Tabelle) nicht antizipiert
wird? |
367
Die Grammatik, das sind die Geschäftsbücher der Sprache; aus
denen alles zu ersehen sein muß, was nicht Gefühle
betrifft,
sondern Fakten. || Die Grammatik ist
das Geschäftsbuch der Sprache; woraus alles zu ersehen sein
muß, was nicht Gefühle betrifft, sondern
harte Tatsachen. |
Ich will also eigentlich sagen: Es gibt nicht Grammatik
und
Interpretation der Zeichen.
Sondern, soweit von einer Interpretation,
also von einer Erklärung der
Zeichen, die Rede sein kann, so weit muß
sie﹖
die Grammatik selbst besorgen.
Denn ich brauchte nur zu fragen: Soll die Interpretation durch Sätze erfolgen? Und in welchem Verhältnis sollen diese Sätze zu der Sprache stehen, die sie schaffen? |
370
Wenn ich sage, daß ein Satz, der Mengenlehre
etwa,
in Ordnung ist, aber eine neue Interpretation erhalten
muß, so heißt
das nur, dieser
Teil der Mengenlehre bleibt in sich unangetastet,
muß
aber in eine andere grammatische Umgebung
gerückt werden.
|
Sinn des Satzes |
115
Wovon unterscheide ich denn einen Satz?
Oder, wovon
will ich ihn denn unterscheiden?
Von Satzteilen in seinem grammatischen System (wie die Gleichung
von Gleichheitszeichen), oder (von﹖)
allem, was
wir nicht Satz nennen, also diesem Sessel,
meiner Uhr, etc. etc.?
Denn, daß
es Schrift- oder
Lautbilder gibt, die Sätzen besonders ähnlich sind, braucht
uns
eigentlich nicht zu kümmern. |
Oder wir müssen sagen:
Vom Satzbegriff || Satz kann nur in einem grammatischen System || innerhalb eines
grammatischen Systems gesprochen werden. || … kann nur in der Erklärung eines
grammatischen Systems die Rede sein. |
Es geht mit dem Wort “Satz” wie mit dem Wort
“Gegenstand” und andern: Nur auf eine
beschränkte Sphäre angewandt sind sie zulässig und dort
sind sie
natürlich.
Soll die Sphäre ausgedehnt werden, damit der Begriff ein
philosophischer wird, so verflüchtigt sich die Bedeutung der Worte und es
sind leere Schatten.
Wir müssen sie dort aufgeben und wieder in den engen
Grenzen
benützen. |
Nun möchte man aber sagen: “Satz ist
alles, womit ich etwas meine”.
Und gefragt “was heißt das,
‘etwas’ meinen”,
müßte || würde ich Beispiele
anführen.
Nun haben diese Beispiele zwar ihren Bereich, auf den sie
ausgedehnt
werden können, aber weiter führen sie mich
doch nicht.
Wie ich ja in
der Logik nicht ins Blaue verallgemeinern kann.
Hier handelt es sich aber
nicht um Typen, sondern, darum,
daß die Verallgemeinerung selbst etwas
bestimmtes ist; nämlich ein Zeichen mit vorausbestimmten
grammatischen Regeln.
D.h., daß die Unbestimmtheit
der Allgemeinheit keine logische Unbestimmtheit ist.
So als hätten wir nun nicht nur Freiheit im logischen Raum, sondern
auch Freiheit, diesen Raum zu erweitern, oder zu verändern. |
Über sich selbst führt uns
kein Zeichen
hinaus; und auch kein
Argument. |
Wenn wir sagen, Satz ist jedes Zeichen, womit wir etwas meinen,
so
könnte man fragen: was meinen wir und wann meinen wir
es?
Während
wir das Zeichen geben?
u.s.w.,
u.s.w.. |
116
Wenn ich frage “was ist die allgemeine Form des Satzes”,
so kann
die Gegenfrage lauten: “haben wir
denn einen allgemeinen Begriff vom
Satz, den wir nun || nur
exakt fassen wollen?” –
So wie: Haben wir einen allgemeinen Begriff von der
Wirklichkeit? |
Die Frage kann auch lauten: Was geschieht, wenn ein neuer
Satz
in die Sprache aufgenommen wird: Was ist das Kriterium
dafür, daß er ein
Satz ist? oder, wenn das
Aufnehmen in die Sprache ihn zum Satz stempelt,
worin besteht diese
Aufnahme?
Oder: was ist Sprache? |
Da scheint es nun offenbar, daß man das Zeichengeben
von
anderen Tätigkeiten unterscheidet.
Ein Mensch schläft,
ißt, trinkt, gibt
Zeichen (bedient sich einer Sprache). |
106
Was ist ein Satz? wodurch ist dieser Begriff bestimmt? –
Wie
wird dieses Wort (“Satz”) in der
nicht-philosophischen Sprache gebraucht?
Satz, im Gegensatz wozu? |
Ich27 kenne einen Satz, wenn ich ihn sehe. |
Diese28 Frage ist fundamental: Wie, wenn wir eine neue
Erfahrung machen, etwa einen neuen Geschmack oder einen neuen
Hautreiz kennen
lernen: woher weiß ich,
daß, was diese Erfahrung beschreibt, ein Satz
ist?
Oder, warum soll ich das einen Satz nennen?
Wohl || Nun, mit demselben Recht,
womit || mit welchem ich von einer neuen Erfahrung
gesprochen habe.
Denn Erfahrung und Satz sind äquivalent.
Aber warum habe ich das Wort
Erfahrung gebraucht, im Gegensatz
wozu? |
Habe29 ich denn, was geschehen ist, schon bis zu einem Grade damit
charakterisiert, daß ich sagte, es sei eine
Erfahrung?
Doch offenbar
107
garnicht.
Aber es scheint doch, als hätte ich es schon getan, als
hätte
ich davon schon etwas ausgesagt:
“daß es eine Erfahrung sei”.
In
diesem falschen Schein liegt unser ganzes Problem.
Denn, was vom Prädikat
“Erfahrung” gilt, gilt vom
Prädikat “Satz”. |
Das Wort “Satz” und das Wort
“Erfahrung” haben schon eine bestimmte
Grammatik. |
Das heißt, ihre Grammatik muß
im Vorhinein bestimmt sein und
hängt nicht von
irgend einem künftigen Ereignis ab. |
Hier ist auch der Unsinn in der “experimentellen Theorie der
Bedeutung” ausgesprochen.
Denn die Bedeutung ist in der Grammatik festgelegt. |
Wie verhält sich die Grammatik des Wortes “Satz” zur
Grammatik
der Sätze? |
“Satz” ist offenbar die
Überschrift der Grammatik der Sätze.
In einem Sinne aber auch die Überschrift der
Grammatik überhaupt, also
äquivalent den Worten
“Grammatik” und “Sprache”.
|
Das ist es auch, was damit gemeint ist, daß es in
der Welt
zwar Überraschungen gibt, aber nicht in
der Grammatik. |
108
Es scheint unsere Frage noch zu erschweren, daß
auch
die Worte “Welt” und
“Wirklichkeit” Äquivalente des
Wortes “Satz” sind. |
Aber30 es ist doch lächerlich, die Welt, oder die Wirklichkeit,
abgrenzen zu wollen.
Wem soll man sie denn entgegenstellen.
Und so ist es
mit der Bedeutung des Wortes
“Tatsache”.
Aber man gebraucht ja diese Wörter auch nicht als Begriffswörter. |
108
Etwas ist ein Satz nur in einer Sprache. |
Wenn ich nun sage: aber die Sprache kann sich doch ausdehnen,
so
ist die Antwort: Gewiß, aber wenn dieses
Wort “ausdehnen” hier einen
Sinn hat, so
muß ich jetzt schon wissen, was ich
damit meine, muß
angeben können, wie ich mir so
eine Ausdehnung vorstelle.
Und was ich
jetzt nicht denken kann, das kann ich jetzt auch nicht
ausdrücken, und
auch nicht andeuten. |
Und das Wort “jetzt” bedeutet hier:
“in
diesem
Kalkül” || dieser
Grammatik”, oder: “wenn die Worte
mit﹖ diesen grammatischen Regeln
gebraucht
werden”. |
Hier haben wir dieses bohrende Problem: wie es
möglich ist,
an die Existenz von Dingen auch nur zu denken, wenn wir
immer nur Vorstellungen – ihre Abbilder – sehen. || : wie es denn möglich ist, auch nur auf
den
Gedanken zu kommen? |
109
Hierher gehört die alte Frage: “wie bin ich dann aber
überhaupt
zu diesem Begriff gekommen?”
(etwa zu dem der außer mir
liegenden Gegenstände).
(Es ist ein Glück, eine solche Frage aus der Entfernung als alte
Gedankenbewegung betrachten zu können; ohne in ihr verstrickt zu
sein.)
Zu
dieser Frage ist ganz richtig der Nachsatz zu denken:
“ich konnte doch
nicht mein eigenes Denken
transzendieren”, “ich konnte doch nicht
sinnvoll
das transzendieren, was für mich Sinn
hat”.
Es ist das Gefühl, daß ich nicht
auf
Schleichwegen (hinterrücks)
dahinkommen || dahin kommen
kann, etwas zu denken, was
zu
denken mir eigentlich verwehrt ist.
Daß es hier keine Schleichwege gibt,
auf denen
ich weiter kommen könnte, als auf dem direkten Weg. |
Wir haben es natürlich wieder mit einer falschen Analogie zu
tun: Es hat guten Sinn zu sagen “ich
weiß, daß er in diesem Zimmer
ist,
weil ich ihn höre, wenn ich auch nicht
hinein gehen und ihn
sehen kann”. |
30
“Satz” ist so allgemein wie
z.B. auch “Ereignis”.
Wie kann man
“ein
Ereignis” von dem abgrenzen, was kein Ereignis ist?
Ebenso allgemein ist aber auch “Experiment”, das vielleicht auf den ersten Blick spezieller zu sein scheint. |
31
“Da geschah ein Ereignis …”:
d.h. || das
heißt nicht “ein Ereignis”
im
Gegensatz zu etwas Anderem. |
173
Rechtmäßiger Gebrauch des Wortes
‘Sprache’: Es bedeutet entweder die
Erfahrungstatsache, daß Menschen reden (auf
gleicher Stufe mit
der, daß Hunde
bellen), oder es bedeutet: festgesetztes System
der Verständigung || festgesetztes System von
Wörtern und grammatischen Regeln in
den Ausdrücken
“die englische Sprache”, “deutsche
Sprache”, “Sprache der
Neger”
etc..
‘Sprache’ als logischer Begriff könnte nur mit
‘Satz’ äquivalent, und dann eine || die Überschrift eines Teiles der Grammatik
sein. |
171
Könnten wir etwas ‘Sprache’ nennen, was nicht wirklich
angewandt
würde?
Könnte man von Sprache reden, wenn nie eine gesprochen worden
wäre?
(Ist denn Sprache ein Begriff, wie
‘Kentaur’, || ,
vergleichbar mit dem Begriff
‘Kentaur’, der besteht, auch
wenn es nie
ein solches Wesen gegeben hat?)
(Vergleiche damit ein Spiel, das nie gespielt wurde, eine Regel,
nach der nie gehandelt wurde.) |
246
Was tut der, der eine neue Sprache konstruiert (erfindet)?
nach
welchem Prinzip geht er vor?
Denn dieses Prinzip ist der Begriff
‘Sprache’. |
247
Eine Sprache erfinden, heißt eine Sprache
konstruieren.
Ihre
Regeln aufstellen.
Ihre Grammatik verfassen. |
Erweitert jede erfundene Sprache den Begriff der Sprache? |
Was für das Wort “Sprache” gilt,
muß auch für den Ausdruck “System von
Regeln” gelten.
Also auch für das Wort “Kalkül”. |
247
Wie bin ich denn zum Begriff ‘Sprache’
gekommen?
Doch nur durch
die Sprachen, die ich gelernt habe.
Aber die haben mich in gewissem Sinne über sich hinausgeführt, denn ich wäre jetzt im Stande, eine neue Sprache zu konstruieren, z.B. Wörter zu erfinden. Also gehört diese Methode der Konstruktion noch zum Begriff der Sprache. Aber nur, wenn ich ihn so festlege. |
Der Begriff: sich einander etwas mitteilen.
Wenn ich z.B. sage:
‘Sprache’ werde ich jedes System von Zeichen nennen, das
Menschen untereinander vereinbaren, um sich miteinander zu
verständigen, so könnte man hier
schon fragen: Und was
schließt Du unter dem Begriff
‘Zeichen’ ein? |
Immer wieder hat mein “u.s.w.” eine Grenze. |
248
siehe S.
247Was nenne ich “Handlung”, was “Sinneswahrnehmung”? |
Die Worte “Welt”, “Erfahrung”,
“Sprache”, “Satz”,
“Kalkül”, “Mathematik” können
alle nur für triviale Abgrenzungen stehen, wie “essen”,
“ruhen”, etc.. |
Denn,31 wenn auch ein solches Wort der Titel unserer Grammatik wäre
– etwa das Wort “Grammatik” – so hätte doch
dieser Titel nur dieses Buch
von andern Büchern zu unterscheiden.
|
125
Aber warum zerbreche ich mir über den Begriff
‘Sprache’ den
Kopf, statt Sprache
zu gebrauchen?!
Ziel |
17
Ich finde bei Platon auf eine
Frage wie “was ist Erkenntnis” nicht
die vorläufige
Antwort: Sehen wir einmal nach, wie
dieses Wort gebraucht
wird.
Sokrates
weist es immer zurück von Erkenntnissen statt von der Erkenntnis zu
reden. |
126
Dieses Kopfzerbrechen ist nur dann berechtigt, wenn wir
einen
allgemeinen Begriff haben. |
251
Aber wenn so der allgemeine Begriff der Sprache sozusagen
zerfließt, zerfließt da
nicht auch die Philosophie?
Nein, denn ihre Aufgabe
ist es nicht, eine neue Sprache zu schaffen,
sondern die zu reinigen, die
vorhanden ist. |
45
Der, welcher darauf aufmerksam macht,
daß ein Wort in zwei verschiedenen Bedeutungen
gebraucht wurde, oder daß bei dem Gebrauch
dieses || eines
Ausdrucks uns dieses
Bild vorschwebt, und der überhaupt die Regeln feststellt
(tabuliert), nach welchen Worte gebraucht werden, hat gar
keine
Pflicht eine Erklärung (Definition) des
Wortes “Regel” (oder “Wort”,
“Sprache”, “Satz”,
etc.) zu geben. || … , hat
garnicht die Pflicht
übernommen, eine Erklärung
(Definition) des Wortes “Regel” (oder
“Wort”, “Sprache”,
“Satz”, etc.) zu
geben. |
66
∣ Die Philosophie hat es in demselben Sinn mit Kalkülen
zu
tun, wie sie es mit Gedanken zu tun hat (oder mit
Sätzen und Sprachen).
Hätte sie's aber wesentlich mit dem Begriff des
Kalküls zu tun, also
mit dem Begriff des Kalküls vor allen
Kalkülen, so gäbe es eine Metaphilosophie.
Und die gibt es nicht.
(Man könnte alles, was wir zu sagen
haben, so darstellen,
daß das als ein leitender Gedanke
erschiene.) ∣ |
46
So ist es mir erlaubt, das Wort ‘Regel’ zu verwenden,
ohne
notwendig erst die Regeln über dieses Wort zu tabulieren.
Und diese Regeln sind nicht
Über-Regeln. |
Das Wort “Regel” muß in der
Erklärung eines Spiels nicht gebraucht werden (natürlich auch kein äquivalentes). |
Wie gebrauchen wir denn auch das Wort ‘Regel’ (wenn
wir etwa
von Spielen reden)?
Im Gegensatz wozu?
Wir sagen z.B. “das folgt aus
dieser Regel”, aber dann könnten wir ja
die Regel des Spiels zitieren,
und so das Wort “Regel”
ersetzen.
Oder wir sprechen von “allen Regeln des
Spiels” und
müssen sie dann entweder aufgezählt haben (und dann
liegt
(wieder﹖) der erste Fall
vor), oder wir sprechen von den Regeln, als einer
Gruppe, die auf
bestimmte Art aus gegebenen || bestimmten
Grundpositionen erzeugt werden
und dann
steht das Wort
“Regel” für den Ausdruck dieser
Grundpositionen und Operationen.
Oder wir sagen “Das ist eine Regel,
das || das nicht”, wenn etwa das
Zweite nur ein einzelnes Wort ist, oder
eine Konfiguration der
Spielsteine.
(Oder: “nein, das ist nach der neuen
Abmachung auch
eine Regel”.)
Wenn wir etwa das Regelverzeichnis des Spiels
aufzuschreiben hätten, so
könnte so etwas gesagt werden und dann hieße
es:
Das gehört hinein, das
nicht.
Aber nicht vermöge einer bestimmten
Eigenschaft (nämlich der, eine
Regel zu sein), wie wenn man etwa lauter
Äpfel
in eine Kiste packen möchte und sagt “nein, das gehört nicht
hinein,
das ist eine Birne”.
Ja aber wir nennen doch manches “Spiel”, manches
nicht,
und manches “Regel”, und manches
nicht!
Aber auf die Abgrenzung alles
dessen, was wir
Spiel nennen, gegen alles andere, kommt es ja
nie an.
Die
Spiele sind für uns die Spiele, von denen wir gehört
haben, die wir aufzählen können, und etwa noch einige nach Analogie
anderer neu gebildete;
und
wenn jemand etwa ein Buch über die Spiele schriebe, so brauchte er
eigentlich
47
das Wort “Spiel” auch
im Titel nicht, sondern als Titel könnte
eine Aufzählung der Namen der
einzelnen Spiele stehen.
Und gefragt: Was
ist denn aber das Gemeinsame
aller dieser Dinge, weshalb Du sie
zusammenfaßt? könnte er sagen: ich
weiß es nicht in einem Satz anzugeben,
aber Du
siehst ja viele Analogien.
Im übrigen ist diese || scheint mir
diese
Frage müßig, da ich auch wieder nach
Analogien fortfahrend,
durch unmerkbare Stufen, zu Gebilden kommen kann,
die niemand mehr im
gewöhnlichen Leben “Spiel” nennen
würde, so daß es doch wieder willkürlich wäre,
was man “Spiel” nennen wollte.
Ich nenne daher “Spiel” das,
was auf
dieser Liste steht, wie auch, was diesen Spielen bis zu
einem
gewissen (von mir nicht näher bestimmten) Grade ähnlich
ist.
Im übrigen
behalte ich mir vor, in jedem neuen Fall zu entscheiden, ob
ich etwas zu
den Spielen rechnen will oder nicht. |
Ebenso verhält es sich nun auch mit dem Begriff der
Regel.
Nur
in ganz besonderen || speziellen
Fällen handelt es sich uns darum, die
Regeln von etwas abzugrenzen, was nicht Regel ist, und in
allen diesen
Fällen ist es leicht, ein unterscheidendes Kriterium zu
geben.
Das heißt,
wir brauchen das Wort
“Regel” im Gegensatz zu “Wort”,
“Konfiguration der
Steine” und einigem Andern, und
diese Grenzen sind klar gezogen.
Dagegen
ist es müßig, Grenzen dort zu ziehen, wo
wir sie nicht brauchen.
Verhält es sich hier nicht ebenso, wie mit dem Begriff
‘Pflanze’?
Wir gebrauchen dieses Wort in bestimmtem Sinne, aber, im Falle
einzelliger Lebewesen war die Frage eine
Zeit lang schwebend, ob
man sie Tiere oder Pflanzen nennen solle, und es
ließen sich auch beliebig viel andere Grenzfälle
konstruieren, für die die Entscheidung, ob etwas noch unter den Begriff
Pflanze falle, erst zu treffen wäre.
Ist aber darum die Bedeutung des Wortes
“Pflanze” in
allen anderen Fällen verschwommen, sodaß man sagen
könnte,
wir gebrauchen das Wort, ohne es zu verstehen?
Ja, würde uns eine Definition, die den Begriff nach
verschiedenen Seiten begrenzte, die Bedeutung
48
des Wortes in
allen Sätzen klarer machen, sodaß wir auch alle Sätze,
in
denen es vorkommt, besser verstehen würden?
Offenbar nein. |
42
siehe den vorigen Satz(Sokrates stellt die Frage, was Erkenntnis sei und ist nicht mit der Aufzählung von Erkenntnissen zufrieden. Wir aber kümmern uns nicht viel um diesen allgemeinen Begriff und sind froh, wenn wir Schuhmacherei, Geometrie etc. verstehen.) |
42
Wir glauben nicht, daß nur der ein Spiel versteht,
der eine Definition des Begriffs ‘Spiel’ geben
kann. |
(Ich33 mache es mir in der Philosophie immer leichter und
leichter.
Aber die Schwierigkeit ist, es sich leichter zu machen und doch exakt
zu
bleiben.) |
131'
Ich glaube nicht, daß die Logik in einem andern
Sinne von Sätzen reden kann, als wir für gewöhnlich tun, wenn wir sagen
“hier steht ein Satz aufgeschrieben” oder
“nein, das sieht nur aus wie ein Satz, ist aber keiner”,
etc. etc. |
Die Frage “was ist ein Wort” ist ganz analog der
“was ist eine Schachfigur”. |
259
Wir reden von dem räumlichen und zeitlichen
Phänomen der Sprache.
Nicht von einem unräumlichen und unzeitlichen Unding.
Aber wir reden von ihr so, wie von den Figuren des Schachspiels, indem
wir Regeln für sie tabulieren, nicht ihre physikalischen Eigenschaften
beschreiben. |
﹖
Wir34 können in der Philosophie auch keine größere
Allgemeinheit erreichen, als in dem, was wir in Leben
und Wissenschaft sagen ||
aussprechen.
260
(D.h., auch hier lassen wir alles, wie es
ist.) |
265
So ist eine aufsehenerregende Definition der Zahl keine || nicht die Sache der Philosophie. |
Die Philosophie hat es mit den bestehenden Sprachen zu tun und nicht
vorzugeben, daß sie von einer abstrakten Sprache
handeln müsse. |
265
Wenn ich nämlich über die Sprache – Wort, Satz, etc.
– rede, muß ich die Sprache des Alltags
reden. –
Aber gibt es denn eine andere? |
Ist diese Sprache etwa zu grob, materiell, für das, was wir sagen
wollen?
Und kann es eine andere geben?
Und wie merkwürdig, daß wir dann mit der
unseren dennoch ||
überhaupt etwas anfangen können. |
265
Daß ich beim Erklären der Sprache (in unserem
Sinne) schon die volle Sprache (nicht etwa eine
vorbereitende, vorläufige) anwenden
muß, zeigt schon, daß ich nur
Äußerliches über die Sprache
sagen || vorbringen kann.
|
266
Ja, aber wie können uns diese Ausführungen dann befriedigen? –
Nun, Deine Fragen waren ja auch schon in dieser Sprache
abgefaßt; mußten in
dieser Sprache ausgedrückt werden, wenn etwas zu fragen war!
|
Und Deine Skrupel sind Mißverständnisse.
|
Deine Fragen beziehen sich auf Wörter, so muß
ich von Wörtern reden. |
Man sagt: Es kommt doch nicht auf das ||
auf's Wort an, sondern auf seine
Bedeutung, und denkt dabei immer an die Bedeutung, als ob
sie nun eine Sache von der Art des Worts wäre, allerdings vom Wort
verschieden.
Hier ist das Wort, hier die Bedeutung.
(Das Geld, und die Kuh die man dafür kaufen kann.
Anderseits aber: das Geld, und sein
Nutzen.) |
263
Über die Sprache sind nicht mehr Skrupeln
berechtigt, als ein Schachspieler über das Schachspiel hat, nämlich
keine.[Hier ist nicht gemeint “Über den Begriff der Sprache”. Sondern es heißt eher: “sprich ruhig darauf los, wie ein Schachspieler spielt, es kann Dir nichts passieren, Deine Skrupel sind ja nur Mißverständnisse ‘philosophischer’ Sätze.”] |
114
Bei der Frage nach der allgemeinen Satzform bedenken wir,
daß die gewöhnliche Sprache zwar einen bestimmten
Satzrhythmus hat, aber nicht alles, was diesen
Rhythmus hat, ein Satz ist.
D.h. wie ein Satz klingt und keiner ist. – Daher die Idee vom sinnvollen und unsinnigen ‘Satz’. |
Anderseits35 ist dieser Rhythmus aber natürlich nicht
wesentlich.
Der Ausdruck “Zucker Tisch” klingt
nicht wie ein Satz, kann aber doch sehr wohl den Satz “auf dem
Tisch liegt Zucker” ersetzen.
Und zwar nicht etwa so, daß
wir uns etwas Fehlendes hinzudenken müßten, sondern,
es kommt wieder nur auf das System an, dem der Ausdruck
“Zucker Tisch” angehört. |
Es fragt sich also, ob wir außer diesem
irreführenden Satzklang noch einen allgemeinen Begriff vom Satz
haben.
(Ich rede jetzt von dem, was durch
‘ & ’,
‘ ⌵ ’,
‘ ⊃ ’,
zusammengehalten
wird.) |
444
∣ Denken wir uns, wir läsen die Sätze eines
Buches verkehrt, die Worte in umgekehrter Reihenfolge; könnten wir nicht
dennoch den Satz verstehen?
Und klänge er jetzt nicht ganz
unsatzmäßig? ∣ |
645
Hat es einen Sinn, zu sagen: “Ich habe so viele
Schuhe, als eine Wurzel der Gleichung
x³ + 2x ‒ 3 =
0 Einheiten hat”?
Hier könnte es scheinen, als hätten wir eine Notation, der wir es
eventuell nicht ansehen können, ob sie Sinn hat oder nicht.
Wenn der Ausdruck “die Wurzel der Gleichung F(x) = 0” eine Beschreibung im Russell'schen Sinne wäre, so hätte der Satz “ich habe n Äpfel und n + 2 = 6” einen andern Sinn, als der: “ich habe 4 Äpfel”. Wir haben in dem ersten Satz ein außerordentlich lehrreiches Beispiel dafür, wie eine Notation auf den ersten Blick einwandfrei erscheinen kann, nämlich so, als verstünden wir sie; und daß wir in Wirklichkeit einen unsinnigen Satz nach Analogie eines sinnvollen gebildet haben und nur glauben, die Regeln des ersteren zu übersehen. So ist “ich habe n Schuhe und n² = 4” ein sinnvoller Satz; aber nicht “ich habe n Schuhe und n² = 2”. |
378
Die Erklärung, die man erhält, wenn man nach dem Wesen des Satzes
fragt: Satz, sei alles, was wahr oder falsch sein könne –
ist nicht so ganz unrichtig.
Es ist die Form der Wahrheitsfunktion (in welcher Form der
Zeichengebung immer ausgedrückt), die das logische Wesen des
Satzes ausmacht. |
354
‘p’
ist wahr = p.
Man gebraucht das Wort “wahr” in Zusammenhängen wie
“was er sagt ist wahr”, das aber sagt dasselbe wie
“er sagt
‘p’,
und p ist der
Fall”. |
366
“Wahr” und “falsch” sind tatsächlich
nur Wörter einer bestimmten Notation der Wahrheitsfunktion.
|
369
Wenn man sagt, Satz sei alles was wahr oder falsch sein370
könne, so
heißt das dasselbe wie: Satz ist
alles, was sich verneinen läßt. |
Wenn wir von dem sprechen, was der Satzform als solcher
wesentlich ist, so meinen wir die
Wahrheitsfunktionen. || Wahrheitsfunktion. |
31
Man kann natürlich auch nicht sagen, ‘Satz’
sei dasjenige, wovon man ‘wahr’ und
‘falsch’ aussagen könne, denn || in dem Sinn, als
könnte man versuchen, zu welchen Symbolen die Wörter
‘wahr’ und ‘falsch’ paßten &
danach entscheiden, ob etwas ein Satz ist. Denn
das
würde nur dann etwas bestimmen, wenn diese Worte in einer
bestimmten Weise gemeint sind d.h. bereits
eine bestimmte Grammatik haben, das aber können
sie nur im Zusammenhang sein || wenn diese Worte in einer
bestimmten Weise gemeint sind, d.h.
bereits eine bestimmte Grammatik
haben.
Und eben im Zusammenhang mit einem Satz.
Alles, was man machen kann, ist, hier, wie in allen diesen
Fällen, das grammatische Spiel bestimmen¤, seine Regeln
angeben und es dabei bewenden lassen.
Hier handelt es sich um die Regeln für “ ⌵ ”, “non”, etc. |
261
Was ein Satz ist, wird durch die Grammatik bestimmt.
D.h., innerhalb der Grammatik.
(Dahin zielte auch meine “allgemeine Satzform”.) |
242
Man kann nicht sagen “dieser Struktur fehlt noch etwas, um ein
Satz zu sein”.
Sondern es fehlt ihr etwas, um
dieser Satz zu sein. || um in
dieser Sprache ein Satz zu sein. Wie man sagen kann: || Man kann sagen:
dem Zeichenausdruck „2 + 2 4” fehlt etwas um eine
Gleichung zu sein. |
Den Russen, welche statt “er ist gut” sagen “er
gut” geht nichts verloren, und sie denken sich auch kein Verbum
dazu. |
Den kompletten Satz zu charakterisieren ist so unmöglich, wie die
komplette Tatsache. |
643
Kann man den Begriff des “Satzes” festlegen? oder
die allgemeine Form des Gesetzes? –
Warum nicht!
Wie man ja auch den Begriff ‘Zahl’ festlegen könnte,
etwa durch das Zeichen
“[0,
x,
x + 1]”.
Es steht mir ja frei, nur das Zahl zu nennen; und so steht es mir auch
frei, eine analoge Vorschrift zur Bildung von Sätzen oder
Gesetzen zu geben und das Wort “Satz” oder
“Gesetz” als ein Äquivalent dieser
Vorschrift zu gebrauchen.
Wehrt man sich dagegen und sagt, es sei doch klar,
daß damit nur gewisse Gesetze von
andern abgegrenzt
worden seien, so antworte ich: Ja, Du kannst freilich nicht
eine Grenze ziehen, wenn Du von vornherein entschlossen bist, keine
anzuerkennen!
644
–
Sollen die “Sätze” den unendlichen logischen Raum
erfüllen, so kann von keiner allgemeinen Satzform die Rede sein.
Es fragt sich dann natürlich: Wie gebrauchst Du nun das
Wort “Satz”? im Gegensatz wozu?
– Etwa im Gegensatz zu “Wort”,
“Satzteil”, “Buchtitel”,
“Erzählung”, etc.. |
760
(Ein Satz der von allen Sätzen oder allen Funktionen
handelt.
Was stellt man sich darunter vor? || Was
meint man damit?
Es wäre wohl ein Satz der Logik.
Denken wir nun daran, wie der Satz
non2np = p
bewiesen wird.) |
109
Wenn ich “es verhält sich so und so” als allgemeine
Satzform gelten lasse, dann muß ich 2 + 2 = 4
unter die Sätze rechnen, denn es ist grammatisch richtig, zu sagen:
“es verhält sich so, daß
2 + 2 gleich 4
ist”.
Es braucht weitere Regeln, um die Sätze der Arithmetik
auszuschließen. |
89
∣ Falsche Ideen über das Funktionieren der Sprache:
Dr Broad, der
sagte, etwas werde eintreffen,
sei kein Satz.
Was spricht man dieser Aussage damit ab?
Etwas anderes, als, daß sie Gegenwärtiges oder
Vergangenes beschreibt? –
Die Magie mit Wörtern.
Ein solcher Satz, wie der Broads, kommt mir so vor, wie ein Versuch, eine chemische
Änderung magisch zu bewirken; indem man den
Substanzen, quasi, zu verstehen gibt, was sie tun sollen
(wenn man etwa Eisen in Gold überführen wollte, indem man ein
Stück Eisen mit der rechten und zugleich ein Stück Gold
mit der linken Hand
faßte). ∣ |
342
Man könnte fragen || sagen:
“Wie mach ich's denn, um ein Wort
immer richtig anzuwenden, schau ich immer in der Grammatik nach?
Nein, daß ich etwas meine – was ich
meine – || , hindert mich Unsinn zu
sagen: –
aber || .” – Aber was meine ich
denn?
Ich sage: ich rede vom Teilen eines Apfels, aber nicht vom Teilen
der Farbe Rot, weil ich beim „Teilen eines
Apfels”343
mir etwas denken kann, etwas vorstellen,
etwas wollen kann; beim Ausdruck “Teilen einer
Farbe” nicht.
Und ist es etwa so, daß man bei
diesem Wort nur noch keine Wirkung auf andere Menschen
beobachtet hat?! |
“Woher36 weiß ich, daß
ich Rot nicht teilen kann?” –
Die Frage selbst heißt nichts.
Ich möchte sagen:
Ich || Man
muß mit der Unterscheidung von Sinn und Unsinn
anfangen.
Vor ihr ist nichts möglich. Ich kann sie nicht begründen. |
577
Welcher Art nun sind die Regeln, welche sagen,
daß die und die Zusammenstellungen von Wörtern keinen
Sinn haben?
Sind sie von der Art derjenigen Vorschriften, welche etwa
sagen, daß es keine Spielstellung im Schach
ist, wenn zwei Figuren auf dem gleichen Feld stehen, oder wenn eine Figur
auf der Grenze zwischen zwei Feldern steht, etc.?
Diese Sätze sind wieder wie gewisse Handlungen,
﹖– wie wenn man etwa ein
Schachbrett –﹖ aus einem
größeren Stück karierten Papiers
herausschneidet.
Sie ziehen eine Grenze. –
Was heißt es denn, zu sagen: “diese
Wortzusammenstellung heißt
nichts”.
Von einem Namen kann man sagen “diesen Namen habe ich
niemandem gegeben” und das Namengeben ist eine bestimmte
Handlung (Umhängen || umhängen
eines Täfelchens).
Denken wir an die Darstellung einer Reise auf der Erde durch eine Linie in der Projektion der zwei Halbkugeln und daß wir sagen: ein Linienstück, 578
das auf der
Zeichenebene die Grenzkreise der Projektionen
verläßt, ist in dieser Darstellung sinnlos.
Man könnte auch sagen: nichts ist darüber ausgemacht
worden. |
151'
Gesichtsraum und Retina.
Es ist, wie wenn man eine Kugel orthogonal auf eine Ebene projiziert,
etwa in der Art, wie die beiden Halbkugeln der Erde in einem Atlas
dargestellt werden, und nun könnte einer glauben, daß,
was auf der Ebene außerhalb der beiden
Kugelprojektionen vor sich geht, immerhin noch einer möglichen Ausdehnung
dessen entspricht, was sich auf der Kugel befindet.
Hier wird eben ein kompletter Raum auf
einen Teil eines andern Raumes projiziert; und analog ist
es mit den Grenzen der Sprache im Wörterbuch. || in der Grammatik. |
Der Sinn des Satzes keine Seele |
Die Methode des Messens, z.B. des räumlichen
Messens, verhält sich zu einer bestimmten Messung genau so, wie der
Sinn eines Satzes zu seiner Wahr- oder
Falschheit. |
589
Der Sinn eines || des Satzes ist nicht pneumatisch,
sondern ist das, was auf die Frage nach der Erklärung des Sinnes zur
Antwort kommt.
Und – oder – der eine Sinn unterscheidet sich vom andern, wie
die Erklärung des einen von der Erklärung des andern. |
Welche Rolle der Satz im Kalkül spielt, das ist sein Sinn.
|
590
Der Sinn steht (also)
nicht hinter ihm (wie der psychische Vorgang der
Vorstellungen etc.). |
306
Was heißt es denn: “entdecken,
daß ein Satz keinen Sinn hat”?
Und was heißt das: “wenn ich etwas damit meine, muß es doch Sinn haben”? “Wenn ich etwas damit meine …” – wenn ich was damit meine?! |
Was heißt es: “Wenn ich mir
etwas dabei vorstellen kann, muß es doch Sinn
haben”?
Wenn ich mir was dabei vorstellen kann? Das, was ich sage? || sagte? – Das heißt nichts. || Dann heißt dieser Satz nichts. – Und ‘Etwas’? Das würde heißen: Wenn ich die Worte auf diese Weise benützen kann, dann haben sie Sinn. Oder eigentlich: wenn ich sie zum Kalkulieren benütze, dann haben sie Sinn. |
221
Man könnte auch so fragen: Ist der ganze Satz nur ein
unartikuliertes Zeichen, in dem ich erst nachträglich
Ähnlichkeiten mit anderen Sätzen
erkenne?
Das wäre etwa so, wenn jeder Satz eine Droge || Medizin mit bestimmter Wirkung wäre & man käme erst nachträglich durch Analyse darauf daß zwei Medizinen gewisse Ingredienzen mit einander gemein hätten. |
Ja, man könnte unsere Frage in einer sehr elementaren Form
stellen: Warum eine Sprache nicht mit
bloß einem Wort möglich ist ||
auskommen könnte, da es ja doch vorkommt,
daß ein Wort (in einer
Sprache) mehrere Bedeutungen hat.
(Warum also nicht alle?) [Satz zusammengesetzt]! Ist der Sinn die Wirkung des Satzes? [Zu der Sinn des Satzes keine Seele hinter den Worten] |
232
In welchem Sinne kann ich sagen, der Satz sei ein Bild?
Wenn ich darüber denke, möchte ich sagen: er
muß ein Bild sein, damit er mir zeigen kann, was
ich tun soll, damit ich mich nach ihm richten kann.
Aber, ist die Antwort, dann willst Du
eben || also
bloß sagen,
daß Du Dich nach dem Satz richtest in
demselben Sinne, in dem Du Dich nach einem Bild richtest.
|
233
Ist jedes Bild ein Satz?
Und was heißt es, etwa zu sagen,
daß jedes als ein Satz gebraucht werden
kann? |
Ich kann die Beschreibung des Gartens in ein gemaltes Bild, das Bild in
eine Beschreibung übersetzen. |
231
Zu sagen, daß der Satz ein Bild sei, hebt gewisse
Züge in der Grammatik des Wortes “Satz” hervor.
|
120
Das Denken ist ganz dem Zeichnen von Bildern zu vergleichen.
Man kann aber auch sagen: Das Denken ist (wesentlich) mit keinem Vorgang zu vergleichen und was wie ein Vergleichsobjekt scheint, ist in Wirklichkeit ein Beispiel. –––––––– · ––––––––
|
103
Wenn ich den Satz mit einem Maßstab verglichen habe,
so habe ich, strenggenommen, nur einen Satz, der mit Hilfe eines
Maßstabes die Länge eines Gegenstands || eine Länge beschreibt || aussagt, als Beispiel für alle Sätze
herangezogen. || als Beispiel eines Satzes
herangezogen. |
127'
Wenn man die Sätze als Vorschriften auffaßt, um
Modelle zu bilden, wird ihre
128'
Bildhaftigkeit noch
deutlicher.
|
129'
Wenn man sagt: Nur im Satzzusammenhang hat ein Wort Bedeutung,
so heißt das, daß ein Wort
seine Funktion als Wort nur im Satz hat, und das läßt
sich ebensowenig sagen, wie, daß ein Sessel seine
Aufgabe nur im Raum erfüllt.
Oder vielleicht besser: Wie (daß) ein Zahnrad nur im Eingriff in andere Zähne
seine Funktion ausübt. |
Die Sprache muß von der Mannigfaltigkeit eines
Stellwerks sein, das die Handlungen
veranläßt, die ihren Sätzen
entsprechen. |
131'
Die Übereinstimmung von Satz und Wirklichkeit ist
der Übereinstimmung zwischen Bild und Abgebildetem
nur so weit ähnlich, wie der Übereinstimmung zwischen
einem Erinnerungsbild und dem gegenwärtigen Gegenstand.
|
304
Der Satz ist der Tatsache so ähnlich wie das Zeichen ‘5’
dem
305
Zeichen
‘3 + 2’.
Und das gemalte Bild der Tatsache, wie
‘❘ ❘ ❘ ❘ ❘’ dem
Zeichen
‘❘ ❘ + ❘ ❘ ❘’.
|
406
Z.B. a, b, c, d bedeuten Bewegungen und zwar
a = ↑,
b = →,
c = ↓,
d = ←.
Also heißt z.B. bccbad
der Linienzug
→
|
verglichen. |
(Verwandt damit: Verstehen eines Bildes) |
336
Wie ist es mit den Sätzen, die in Dichtungen vorkommen.
Hier kann doch gewiß von einer Verifikation nicht
geredet werden und doch haben diese Sätze Sinn.
Sie verhalten sich zu den Sätzen, für die es Verifikation gibt, wie ein
Genrebild zu einem Portrait.
Und dieses Gleichnis dürfte wirklich die Sache vollständig
darstellen. |
336
Wenn ich ein Bild anschaue, so sagt es mir etwas, auch wenn ich keinen
Augenblick glaube (mir einbilde), die Menschen seien wirklich oder
es habe wirkliche Menschen gegeben, von denen dies ein verkleinertes Bild
sei.
“Es sagt mir etwas” kann aber hier nur
heißen,
es bringt eine bestimmte Einstellung in mir
hervor.”
337
¤neue Zeile Denn wie, wenn ich fragte: “was sagt es mir denn”? |
Meine Stellung gegen das Bild ist auch keine hypothetische, so
daß ich mir etwa sagte “wenn es solche
Menschen gäbe, dann …” |
401
Wenn ich
nun etwa ein holländisches Genrebild ansehe, so
halte ich die gemalten Menschen darin nicht für wirkliche Menschen,
andererseits ist ihre Ähnlichkeit mit Menschen für das
Verständnis des Bildes wesentlich. |
320
Wenn man es für selbstverständlich hält, daß sich
der Mensch an seiner Phantasie vergnügt, so bedenke man,
daß diese Phantasie nicht wie ein gemaltes Bild
oder ein plastisches Modell ist, sondern ein kompliziertes
Gebilde aus heterogenen Bestandteilen: Wörtern und
Bildern.
Man wird dann das Operieren mit Schrift- und
Lautzeichen nicht mehr in Gegensatz stellen zu dem Operieren mit
“Vorstellungsbildern” der Ereignisse. |
337
Die Illustration in einem Buch ist dem Buch nichts fremdes, sondern
gesellt sich hinzu wie ein verwandter Behelf einem anderen, – wie
etwa ein Reibahle dem Bohrer.
(Wenn einen die Häßlichkeit eines Menschen abstößt, so kann sie im Bild, im gemalten, gleichfalls abstoßen, aber auch in der Beschreibung, in den Worten.) |
383
“Meine Erwartung ist so gemacht, daß, was
immer kommt, mit ihr übereinstimmen muß, oder
nicht.” |
352
Der Satz ist als Richter hingestellt und wir fühlen uns vor ihm
verantwortlich. |
179
Ich sage, die Hand über dem || den
Tisch haltend, “ich wollte, dieser Tisch wäre so
hoch”.
Nun ist das Merkwürdige: die Hand über dem Tisch an und für sich
drückt gar nichts aus.
D.h., sie ist eine Hand, über einem
Tisch, aber kein Symbol (wie der Pfeil, der etwa die Gehrichtung
anzeigen soll, an sich nichts ausdrückt). |
183
“Die Hand zeigt dahin”.
Geste.
Aber in wiefern zeigt sie dahin? einfach, weil sie sich in einer
Richtung verjüngt?
(Zeigt ein Nagel in die Wand?)
D.h., ist es dasselbe zu sagen “sie
zeigt etc.” oder || und
“sie verjüngt sich in dieser Richtung”?
|
69
Man kann eine Lehne auf das Maß eines Körpers
einstellen, vorbereiten.
Dann liegt in dieser Einstellung zwar das eingestellte
Maß, aber in keiner Weise,
daß ein bestimmter Körper es hat.
Ja vor allem liegt darin keine Annahme darüber, ob der Körper dieses
Maß hat, oder nicht hat. |
136
Ich sagte, der Satz wäre wie ein Maßstab an die
Wirklichkeit angelegt: Aber der
Maßstab ist, wie alle richtigen Gleichnisse des
Satzes, ein besonderer Fall eines Satzes.
Und auch er bestimmt nichts, solange man nicht mit ihm
mißt.
Aber Messen ist Vergleichen (und muß
heißen,
Übersetzen). |
Man möchte sagen: Lege den Maßstab an
einen Körper an; er sagt nicht, daß der Körper so
lang ist.
Vielmehr ist er an sich gleichsam tot und leistet nichts von dem, was
der Gedanke leistet.
Es ist, als hätten wir uns eingebildet, das Wesentliche am lebenden
Menschen sei die äußere
137
Gestalt, und hätten nun
einen Holzblock von dieser Gestalt hergestellt und sähen mit Enttäuschung
den toten Klotz, der auch keine Ähnlichkeit mit dem
Leben hat. |
52
7
Man könnte sagen, „die Erwartung ist kein Bild, sie
bedient sich nur eines Bildes”.
Ich erwarte etwa, daß meine Uhr jetzt auf 7
zeigen wird und drücke dies durch ein Bild der Zeigerstellung
aus.
Dieses Bild kann ich nun mit der wirklichen Stellung vergleichen; die
Erwartung aber nicht. |
70
Mein ganzer Gedanke ist immer,
daß, || : wenn einer
die Erwartung sehen könnte, daß er
ersehen || sehen || erkennen
müßte, was erwartet wurde.
[Dieser Gedanke ist noch vor der Lösung das
Problem.] |
68
Gut, ich sage: wenn ich meine Uhr herausziehe, wird sie mir jetzt
entweder dieses Bild der Zeigerstellung bieten, oder
nicht.
Aber wie kann ich es ausdrücken, daß ich mich für
eine dieser Annahmen entscheide?Jeder Gedanke ist der Ausdruck eines Gedankens. |
7
Ich könnte mein Problem so darstellen: Wenn ich
untersuchen wollte, ob die Krönung Napoleons so und so stattgefunden hat, so
könnte ich mich dabei, als einer Urkunde, des Bildes bedienen, statt
einer Beschreibung.
Und es frägt sich nun, ist die ganze Vergleichung der Urkunde mit der
Wirklichkeit von der Art, wie der Vergleich der
Wirklichkeit mit dem Bild, oder gibt es dabei noch etwas Andres, von
andrer Art? |
Aber womit soll man die Wirklichkeit vergleichen, || ? || , || (:) als mit dem Satz?
Und was soll man andres tun, || (:) als sie
mit ihm zu vergleichen? |
55
Wenn man das Beispiel von dem, durch Gebärden mitgeteilten Befehl
betrachtet, möchte man einerseits immer
sagen, || : “Ja,
dieses Beispiel ist eben unvollkommen, die Gebärdensprache zu roh, darum
kann sie den beabsichtigten Sinn nicht vollständig ausdrücken”
– aber tatsächlich ist sie so gut wie jede denkbare andere, und
erfüllt ihren Zweck so vollständig, wie es überhaupt denkbar ist.
(Es ist eine der wichtigsten Einsichten, daß es keine Verbesserung der Logik gibt.) |
139
Der37 Befehl
|
Angedeutet38 aber ist etwas nur insofern, als ein System nicht
ausdrücklich, oder unvollkommen festgelegt ist.
Wir möchten sagen, es sei uns unvollkommen angedeutet oder,
das Zeichen suggeriere nur undeutlich, was wir zu tun
hätten.
Es sei etwa in dem Sinn undeutlich, wie eine Tafel mit der
Aufschrift “Links Gehen” deutlicher wird, wenn
zugleich ein Pfeil die Richtung zeigt. ||
Es sei etwa undeutlich in dem Sinn, in welchem wir der
Deutlichkeit halber Zeichen ausführlicher
geben. |
Eindeutig aber kann er nur werden, dadurch, daß in
dem System von Befehlen eine Unterscheidung gemacht wird,
die, wenn sie fehlt, eben die Zweideutigkeit hervorruft.
(Wenn also das System die richtige Mannigfaltigkeit
erhält.) |
149
Was, in der Logik, nicht nötig ist, hilft auch
nicht. || ist auch nicht von
Nutzen.
Was nicht nötig ist, ist überflüssig. |
68
Die Unbeholfenheit mit der das Zeichen wie ein Stummer durch allerlei
suggestive Gebärden sich verständlich zu machen
sucht, verschwindet, wenn wir erkennen, daß das
Wesentliche am Zeichen das System ist, dem es zugehört und sein übriger
Inhalt wegfällt. |
96
Jedes Symbol scheint als solches etwas offen zu lassen. |
353
Der Plan ist als Plan etwas Unbefriedigtes.
(Wie der Wunsch, die Erwartung, die Vermutung
u.s.f..)
Ich möchte manchmal mein Gefühl dem Plan gegenüber als eine Innervation bezeichnen. Aber auch die Innervation an sich ist nicht unbefriedigt, ergänzungsbedürftig. |
173
Die Hohlform ist nur unbefriedigt in dem System, in dem auch die
entsprechende Vollform vorkommt. || in dem auch
die Vollform vorkommt. |
173
Das heißt || Ich
meine, man kann das Wort “unbefriedigt” nicht
schlechtweg von einer Tatsache gebrauchen.
Es kann aber in einem System eine Tatsache beschreiben
helfen.
Ich könnte z.B. ausmachen || festsetzen, daß
ich den Hohlzylinder ‘den unbefriedigten Zylinder’
nennen werde, den entsprechenden Vollzylinder,
seine Befriedigung; und daß so eine
Notation möglich ist, ist natürlich für das System
charakteristisch. Daß man also sagen
kann: “Er sagte ‘p ist der
Fall’ und so war es”. |
Aber man kann nicht sagen, daß der Wunsch
‘p möge der Fall sein’ durch die Tatsache p
befriedigt wird¤ es sei denn als Zeichenregel:
/ der Wunsch
p möge der Fall sein / = / der
Wunsch der durch die
Tatsache p befriedigt
wird /. |
128
Einen Satz verstehen, heißt, eine Sprache
verstehen. |
386
Jeder Satz einer Sprache hat nur Sinn im Gegensatz zu anderen
Wortzusammenstellungen derselben Sprache. |
D.h.: Wenn ein Satz nicht das Ergebnis einer Entscheidung wäre, hätte er nichts zu sagen. |
68
Denken ist Pläne machen.
Wenn Du Pläne machst, so machst Du einen Plan zum Unterschied von || im Gegensatz zu andern Plänen. |
179
↑ im Gegensatz zu ↑
ist ein anderes Zeichen als
↑ im Gegensatz zu
↗ . |
179
“Geh so
↗ nicht so
↙” hat
nur Sinn, wenn es die Richtung ist, die dem Pfeil hier wesentlich ist,
und nicht, etwa nur die Länge. |
217
Man muß wissen, worauf im Zeichen man zu sehen
hat.
Etwa: auf welcher Ziffer der Zeiger steht, nicht darauf, wie lang er
ist. |
“Geh' in der Richtung, in der der Zeiger
zeigt”.
“Geh' so viele Meter in der Sekunde, als der Pfeil cm lang ist”. “Mach' so viele Schritte, als ich Pfeile zeichne”. “Zeichne diesen Pfeil nach”. Für jeden dieser Befehle kann der gleiche Pfeil stehen. ‒ ‒ ‒ |
217
“Ich muß auf die Länge achten”,
“ich muß auf die Richtung
achten”, d.h. || das
heißt schon: auf die Länge im Gegensatz
zu anderen, etc.. |
217
Es zeigt mir jemand zum ersten Mal eine Uhr und will,
daß ich mich nach ihr richte.
Ich frage nun: worauf soll ich bei diesem Ding achten.
Und er sagt: auf die Stellung der Zeiger. |
397
Natürlich, das Zeichen eines Systems bezeichnet es nur im Gegensatz zu
anderen Systemen und setzt selbst ein System voraus.
(Interne Relation, die nur besteht, wenn ihre Glieder da
sind.) |
150
Was heißt es, wenn man sagt: “ich
kann mir das Gegenteil davon nicht vorstellen” oder
“wie wäre es denn, wenn's anders wäre”;
z.B. wenn jemand gesagt hat,
daß meine Vorstellungen privat seien, oder
daß nur ich selbst wissen kann, ob ich Schmerz
empfinde, und dergleichen. |
Wenn ich mir nicht vorstellen kann, wie es anders wäre, so kann ich mir
auch nicht vorstellen, wie es so sein kann.
“Ich kann mir nicht vorstellen,” heißt nämlich hier nicht, was es im Satz “ich kann mir keinen Totenkopf vorstellen” heißt. Ich will damit nicht auf eine mangelnde Vorstellungskraft deuten. |
142'
Überlege: “Ich habe
tatsächlich nie gesehen, daß ein schwarzer Fleck nach
und nach immer heller wird, bis er weiß ist und
dann immer rötlicher, bis er rot ist; aber ich
weiß, daß es möglich ist,
weil ich es mir vorstellen kann.
D.h. ich operiere mit
meinen Vorstellungen im Raume der Farben und tue mit ihnen, was mit den
Farben möglich wäre.” |
343
Es scheint, als könnte man sagen || so etwas sagen
wie: Die Wortsprache läßt
unsinnige Ausdrücke zu, die Sprache der
Vorstellungen || Vorstellung aber nicht unsinnige Vorstellungen.
(Natürlich kann das, so wie es da steht, nichts
heißen.) |
305
Über das Vorstellen als Beweis des
Sinnes: Wenn es Sinn hat, zu sagen “ich kann
mir vorstellen, daß p der Fall ist”, so
hat es (auch) Sinn
zu sagen “p ist der Fall”. |
Was heißt es denn “entdecken,
daß ein Satz keinen Sinn
hat”?
Oder fragen wir so: Wie kann man denn die Unsinnigkeit
eines Satzes (etwa: “dieser Körper ist
ausgedehnt”) dadurch bekräftigen, daß man
sagt: “Ich kann mir nicht vorstellen, wie
es﹖ anders wäre”?
Denn, kann ich etwa versuchen, es mir vorzustellen? Heißt es nicht: Zu sagen, daß ich es mir vorstelle, ist sinnlos? Wie hilft mir dann also diese Umformung von einem Unsinn in einen andern? – Und warum sagt man gerade: “ich kann mir nicht vorstellen, wie es anders wäre”? und nicht – was doch auf dasselbe hinauskommt – “ich kann mir nicht vorstellen, wie das wäre”? Man anerkennt scheinbar in dem unsinnigen Satz etwas wie eine Tautologie, zum Unterschied von einer Kontradiktion. Aber das ist ja auch falsch. – Man sagt gleichsam: “Ja, es || er ist ausgedehnt, aber wie könnte es denn 306
anders sein?
also, wozu es sagen?”.
Es ist dieselbe Tendenz, die uns auf den Satz “dieser Stab hat eine bestimmte Länge” nicht antworten läßt “Unsinn!”, sondern “Freilich!”. Was ist aber der Grund (zu﹖) diese Tendenz? Sie könnte auch so beschrieben werden: wenn wir die beiden Sätze “dieser Stab hat eine Länge” und seine Verneinung “dieser Stab hat keine Länge” hören, so sind wir parteiisch und neigen dem ersten Satz zu (statt beide für Unsinn zu erklären). Der Grund hiervon ist aber eine Verwechslung: Wir sehen den ersten Satz verifiziert (und den zweiten falsifiziert) dadurch, “daß der Stab 4m hat”. Und man wird sagen: “und 4m ist doch eine Länge” und vergißt, daß man hier einen Satz der Grammatik hat. |
304
Warum sieht man es als Beweis dafür an, daß ein Satz
Sinn hat, daß ich mir, was er sagt, vorstellen
kann?
Ich könnte sagen: Weil ich diese Vorstellung
mit einem dem ersten verwandten Satz beschreiben
müßte. |
311
Könnte ich malen,
daß || wie es ist
wenn || Könnte ich durch eine Zeichnung
darstellen, wie es ist, wenn es sich so verhält, wenn es keinen
Sinn
312
hätte, zu sagen
“es verhält sich so”?
Zu sagen, „ich kann malen || aufzeichnen wie es ist, wenn es sich so verhält”, ist hier eine grammatische Bestimmung über den betrachteten Satz (Denn ich will ja nicht sagen ich könne es zeichnen, etwa weil ich zeichnen gelernt habe u.s.w.). Wie, wenn ich sagte? „ist das kein Spiel, da ich doch darin gewinnen & verlieren kann?” – Nun, wenn das Dein Kriterium eines Spieles ist, dann ist es ein Spiel. |
„Ich kann mir vorstellen wie es wäre” oder – was wieder ebenso gut ist –: „ich kann es aufzeichnen, wie es wäre, wenn .... || p der Fall ist” gibt eine Anwendung des Satzes (p). Es sagt etwas über den Kalkül in |
Ähnlich: „Das ausgeschlossene Dritte”. |
139'
Wenn man sagt, die Substanz ist unzerstörbar, so meint man,
es ist sinnlos, in irgend einem Zusammenhang – bejahend oder
verneinend – von dem “Zerstören einer Substanz” zu
reden. [als Beispiel zu einem Fall der logischen
Möglichkeit oder Unmöglichkeit] |
10
Ich versuche etwas, kann es aber nicht. –
Was heißt es aber: “etwas nicht
versuchen können”? |
“Wir können auch nicht einmal versuchen,
uns ein rundes Viereck vorzustellen”.
|
Kann man fragen: „wie müssen die grammatischen Regeln für die Wörter beschaffen sein damit sie einem Satz Sinn geben?”? |
Der Gebrauch des Satzes, das ist sein Sinn. |
Ich sage z.B. „auf diesem Tisch steht jetzt
keine Vase, aber es könnte eine da stehn; dagegen ist es
sinnlos || unsinnig zu sagen der Raum könnte vier
Dimensionen haben.”
Aber wenn dieser || der Satz dadurch sinnvoll
wird, daß er mit den grammatischen Regeln im Einklang ist, nun so machen wir
eben die Regel, die den Satz, unser Raum habe vier
Dimensionen, erlaubt.
Wohl, aber damit ist nun die Grammatik dieses Ausdrucks
|
Wenn man auch den Satz als Bild des beschriebenen Sachverhalts
auffaßt & sagt der Satz zeige eben wie es ist,
wenn er wahr wäre, er zeige also die Möglichkeit des
behaupteten Sachverhalts, so kann der Satz doch bestenfalls tun was ein
gemaltes oder modelliertes Bild tun kann || tut & er
kann also jedenfalls nicht das hinstellen || erzeugen was nun eben nicht der Fall ist.
Also hängt es ganz von der || unserer Grammatik ab was möglich genannt wird & was
nicht, nämlich eben was sie
|
8
Kann ein logisches Produkt in einem Satz verborgen sein?
Und wenn, wie erfährt man das, und was für Methoden haben wir, das im
Satz Verborgene ans Tageslicht zu
ziehen?
Haben wir noch keine sicheren Methoden,
(es zu finden,) dann können wir auch nicht
davon reden, daß etwas verborgen ist, oder
verborgen sein könnte.
Und haben wir eine Methode des Suchens, so kann – das
logische Produkt etwa, im Satz nur so verborgen sein, wie es etwa die
Teilbarkeit durch 3 in der Zahl 753 ist, solange ich das Kriterium
noch nicht angewandt habe, || ;
9
¤ oder
aber auch die
√7
solange ich sie noch nicht ausgerechnet habe.
Denn, das verborgene logische Produkt finden,
ist eine mathematische Aufgabe. |
9
Also ist Elementarsatz ein solcher, der sich in dem
Kalkül, wie ich es jetzt || heute benütze, nicht als
Wahrheitsfunktion anderer Sätze darstellt. |
539
Die Idee, Elementarsätze zu konstruieren (wie dies
z.B. Carnap
versucht hat), beruht auf einer falschen Auffassung der logischen
Analyse.
Sie betrachtet das Problem dieser Analyse als das,
540
eine
Theorie der Elementarsätze zu finden.
Sie lehnt sich an das an, was, in der Mechanik
z.B., geschieht, wenn eine Anzahl von
Grundgesetzen gefunden wird, aus denen das ganze System von Sätzen
hervorgeht. |
Meine eigene Auffassung war falsch:
Teils || teils, weil
ich mir über den Sinn der Worte “in einem Satz ist ein logisches
Produkt versteckt” (und ähnlicher) nicht
klar war, zweitens, weil auch ich dachte, die logische Analyse müsse
verborgene Dinge an den Tag bringen (wie es die chemische und
physikalische tut). |
540
Man kann den Satz “dieser Ort ist jetzt rot” (oder
“dieser Kreis ist jetzt rot”, etc.)
einen Elementarsatz nennen, wenn man damit sagen will,
daß er weder eine Wahrheitsfunktion anderer Sätze
ist, noch als solche definiert
(ist﹖).
(Ich sehe hier von Verbindungen der Art
p &
(q . ⌵ . non-q)
und analogen ab.)
Aus “a ist jetzt rot” folgt aber “a ist jetzt nicht grün” und die Elementarsätze in diesem Sinn sind also nicht von einander unabhängig, wie 541
die Elementarsätze in
meinem seinerzeit beschriebenen Kalkül, von dem ich annahm, der ganze
Gebrauch der Sätze müsse sich auf ihn zurückführen lassen; –
verleitet durch einen falschen Begriff von diesem
“zurückführen” || von dieser
Zurückführung. |
“Wie enthält z.B. der schmerzlose Zustand die Möglichkeit der Schmerzen?” |
122'
⋎Fähigkeit voraus Schmerzen zu fühlen und das kann keine “physiologische Fähigkeit” sein – denn wie wüßte man sonst, wozu es die Fähigkeit ist – sondern eine logische Möglichkeit. – Ich beschreibe meinen gegenwärtigen Zustand durch die Anspielung auf Etwas, was nicht der Fall ist. Wenn diese Hinweisung zu der Beschreibung nötig ist (und nicht bloß eine Verzierung), so muß in meinem gegenwärtigen Zustand etwas liegen, was diese Erwähnung (Hinweisung) nötig || möglich macht. Ich vergleiche diesen Zustand mit einem anderen, also muß er mit ihm vergleichbar sein. Er muß auch im Schmerzraum liegen, wenn auch an einer andern Stelle. – Sonst würde mein Satz etwa heißen, mein gegenwärtiger Zustand hat mit einem schmerzhaften nichts zu tun; etwa, wie ich sagen würde, die Farbe dieser Rose hat mit der Eroberung Galliens durch Cäsar nichts zu tun. D.h. es ist kein Zusammenhang vorhanden. Aber ich meine gerade, daß zwischen meinem jetzigen Zustand und einem schmerzhaften ein Zusammenhang besteht.)) Ich meine nur was ich sage. In wiefern ist aber Schmerzlosigkeit ein Zustand. Was nenne ich einen “Zustand”? |
127'
Wenn ich sage, ich habe heute Nacht nicht geträumt, so
muß ich doch wissen, wo nach dem Traum zu suchen
wäre (d.h., der Satz “ich habe
geträumt” darf, auf die Situation angewendet, nur falsch, aber
nicht unsinnig sein.
Ich drücke die gegenwärtige Situation durch eine Stellung – die negative – der Signalscheibe “Träume – keine Träume” aus. Ich muß sie aber trotz ihrer negativen Stellung von andern Signalscheiben unterscheiden können. Ich muß wissen, daß ich diese Signalscheibe in der Hand habe. Man könnte nun fragen: Heißt das, daß Du doch etwas gespürt hast, sozusagen die Andeutung eines Traumes, die dir die Stelle zum Bewußtsein bringt, an der ein Traum gestanden wäre? Oder, wenn ich sage “ich habe keine Schmerzen im Arm”, heißt das, daß ich eine Art schattenhaftes Gefühl habe, welches die Stelle andeutet, in die der Schmerz eintreten würde? Doch offenbar, nein. Inwiefern enthält der gegenwärtige, schmerzlose, Zustand die Möglichkeit der Schmerzen? Wenn einer sagt: “Damit das Wort Schmerzen Bedeutung habe, ist es notwendig, daß man Schmerzen als solche erkennt, wenn sie auftreten”, so kann man antworten: “Es ist nicht notwendiger, als daß man das Fehlen von Schmerzen erkennt”. “Schmerzen” heißt sozusagen der ganze Maßstab und nicht einer seiner Teilstriche. Daß er auf einem bestimmten Teilstrich steht, ist nur durch einen Satz auszudrücken. |
“Was wäre das für eine Frage:
“Könnte denn Alles nicht der Fall sein, und
nichts der-Fall-sein”?
Könnte man sich einen Zustand einer Welt denken, in dem mit
Wahrheit nur negative Sätze zu sagen wären?
Ist das nicht offenbar alles Unsinn?
Gibt es denn wesentlich negative und positive
Zustände?” Nun, es kommt darauf an, was man ‚Zustände’
nennt. |
137'
Ist absolute Stille zu verwechseln mit innerer Taubheit, ich meine der
Unbekanntheit mit dem Begriff des Tones?
Wenn das der Fall wäre, so könnte man den Mangel des Gehörsinnes
nicht von dem Mangel eines andern Sinnes unterscheiden.
Ist das aber nicht genau dieselbe Frage wie: Ist der Mann, der jetzt nichts Rotes um sich sieht, in derselben Lage, wie der, der unfähig ist rot zu sehen? Man kann natürlich sagen: Der Eine kann sich rot doch vorstellen, aber das vorgestellte Rot ist ja nicht dasselbe, wie das gesehene. Nun, worin äußert sich denn die Fähigkeit rot zu sehen & worin die Bekanntschaft mit dem Begriff des Tons? |
139'
Wenn ich nur etwas Schwarzes sehe und sage, es ist nicht rot, wie
weiß ich, daß ich nicht
Unsinn rede, d.h. daß es rot
sein kann, daß es Rot
gibt?
Wenn nicht rot eben ein anderer Teilstrich auf dem Maßstab ist, auf dem
auch schwarz einer ist.
Was ist der Unterschied zwischen “das ist nicht rot”
und “das ist nicht abrakadabra”?
Ich muß offenbar wissen,
daß “schwarz”, welches den
tatsächlichen Zustand beschreibt (oder beschreiben
hilft) das ist, an dessen Stelle in der Beschreibung
“rot” steht. |
140'
Das Gefühl ist, als müßte
non-p
um p zu verneinen es erst in gewissem Sinne wahr
machen.
Man fragt “was ist nicht der
Fall”.
Dieses muß dargestellt werden, kann aber doch
nicht so dargestellt werden, daß p wirklich wahr
gemacht wird. |
Man könnte also vielleicht auch sagen: Der Maßstab muß schon angelegt sein, ich kann ihn nicht – willkürlich – anlegen, ich kann nur einen Teilstrich darauf hervorheben. Das kommt auf Folgendes hinaus: Wenn es um mich her vollkommen still ist, so kann ich an diese Stille den Gehörsraum nicht willkürlich anbringen (aufbauen) oder nicht anbringen. D.h. es ist für mich entweder still im Gegensatz zu einem Laut, oder das Wort ‘still’ hat keine Bedeutung für mich. D.h. ich kann nicht wählen zwischen innerem Gehör und innerer Taubheit. Und ebenso kann ich, wenn ich grau sehe, nicht zwischen normalem innerem Sehen, partieller oder vollkommener Farbenblindheit wählen.” [Falsch Falsch] |
166'
“Kann ich mir Schmerzen in der Spitze meines Nagels
denken, oder in meinen Haaren?
Sind diese Schmerzen nicht ebenso, und ebenso wenig vorstellbar, wie die
an irgend einer Stelle des Körpers, wo ich gerade keine Schmerzen habe
und mich an keine erinnere?” |
40
Auch
die || Die Verneinung enthält eine Art
Allgemeinheit durch das Gebiet von Möglichkeiten die sie offen
läßt.
Aber freilich muß auch die Bejahung sie enthalten und nur einen andern Gebrauch von ihr machen. |
41
non-p
schließt p aus; was es dann
zuläßt hängt von der
Natur d.h. der Grammatik des
p ab. |
29
“non-p”
schließt einfach p aus.
Was dann statt p der Fall
ist || sein kann, folgt aus dem
Wesen des Ausgeschlossenen. |
Das Wort “nicht” erscheint uns wie ein Anstoß zu einer komplizierten Tätigkeit des Verneinens. |
218
“Wie kann das Wort ‘nicht’
verneinen?”
Ja, haben wir denn abgesehen von der Verneinung || außer der Verneinung
durch ein Zeichen, noch einen Begriff von der Verneinung?
Doch es fällt uns dabei etwas ein, wie: Hindernis, abwehrende Geste, Ausschluß. Aber das alles (ist) doch immer in einem Zeichen verkörpert. |
66
Was ist der Unterschied zwischen: Wünschen,
daß etwas geschieht und Wünschen,
daß dasselbe nicht geschieht?
Wollte man es bildlich darstellen, man würde mit dem Bild der Handlung etwas vornehmen, || : es durchstreichen, in bestimmter Weise einrahmen, und dergleichen. Aber das erscheint uns als eine rohe Methode des Ausdrucks; aber – ich glaube, – daß jede wesentlich ebenso sein muß; in der Wortsprache setze ich das Zeichen “nicht” 67
in den Satz.
Wie gesagt, das scheint ein ungeschickter Behelf und man meint etwa, im
Denken geschieht es schon anders.
Ich glaube aber, im Denken, Erwarten, Wünschen,
geschieht es ganz ebenso.
Sonst würde ja auch die Diskrepanz zwischen dem Denken und dem Sprechen
– in dem wir ja doch denken – unerträglich sein. |
Noch einmal, der Ausdruck der Verneinung, den wir gebrauchen, wenn wir
uns irgendeiner Sprache || Schrift bedienen,
erscheint uns primitiv; als gäbe es einen richtigeren,
der mir nur in den rohen Verhältnissen dieser Sprache nicht zur
Verfügung steht. |
Dieses Primitive der Ausdrucksform, das uns bei der
Verneinung aufgefallen ist, haben wir schon früher begegnet; wenn man
nämlich etwa einem Menschen begreiflich machen will,
daß er einen gewissen Weg gehen soll, so kann man
ihm den Weg aufzeichnen, und hierin mit beliebig weitgehender Genauigkeit
verfahren.
Die Andeutung jedoch, die ihm verständlich machen soll,
daß er den Weg gehen soll, ist wieder
von der primitiven Art, die man gerne verbessern möchte. |
355
“Was hilft es, daß als Negationszeichen nur
ein Haken vor dem Satz p steht, ich muß ja
doch die ganze Negation denken”. |
356
“Das Zeichen
“non”
deutet an, Du sollst das, was folgt, negativ
auffassen.”
Es deutet an, heißt, aber daß das nicht der letzte sprachliche Ausdruck ist. Daß das nicht das Bild des Gedankens ist. Daß mehr in der Negation ist als war. || das. |
357
Ich sage, || möchte
sagen, die Verneinung ist nur eine Veranlassung um etwas viel
Komplexeres zu tun; aber was?
Läßt sich die Frage nicht beantworten (und
das eine Symbol der Negation durch ein anderes zu ersetzen, ist keine
Antwort) so ist sie unsinnig, und dann ist es auch jener erste
Satz.
Es ist, als veranlaßte uns das Zeichen der Negation zu etwas; aber was, das wird scheinbar nicht gesagt. Es ist, als brauchte es nur angedeutet werden, als wüßten wir es schon. ﹖– Als wäre eine Erklärung jetzt unnötig, da wir die Sache ohnehin schon kennen. –﹖ Nun könnte man sagen, die Erklärung liegt in extenso in allen Anwendungen, in den grammatischen Regeln. |
Gäbe es eine explizitere Ausdrucksweise der Negation, so
müßte sie sich doch in die andere abbilden lassen und
könnte darum nicht von anderer Multiplizität sein. Es wäre denn in dem Falle, daß es ein
Gebiet, einen Komplex gäbe, der immer nur im ganzen
betrachtet würde, sodaß wir nie über die
bloße Andeutung hinausgingen.
Aber das widerspricht der Annahme einer möglichen Auseinanderlegung
(Erklärung), die ja eben in das Innere dieses Komplexes dringen
müßte. |
358
Nun wäre aber die Frage: wie zeigt sich das uns
bekannte Spezifische der Negation in den
Regeln, die vom Negationszeichen gelten ||
handeln.
Daß z.B. ein gezeichneter Plan
eines Weges ein Bild des Weges ist, verstehen wir ohne weiteres; wo sich
der gezeichnete Strich nach links biegt, biegt sich auch der Weg nach
links, etc. etc..
Daß aber das Zeichen “nicht”
den Plan ausschließt, sehen wir nicht.
Eher noch, wenn wir etwas ausgeschlossenes mit einem Strich umfahren,
gleichsam abzäunen.
Aber so könnte man ja das
“non”
als eine Tafel auffassen
“Verbotener
Weg”. Aber damit verstehen wir es natürlich noch immer nicht als
Bild.
Denken wir aber daran, wie jemandem wirklich die Bedeutung so einer Tafel gelehrt würde. Man würde ihn etwa zurückhalten, den Weg zu gehen. |
205
“Ich sage doch diese Worte nicht bloß,
sondern ich meine auch etwas mit ihnen”.
Wenn ich z.B. sage “Du darfst nicht
hereinkommen”, so ist es der natürliche Akt, zur Begleitung
dieser Worte, mich vor die Tür zu
206
stellen und sie zuzuhalten. Aber es wäre nicht so offenbar naturgemäß,
wenn ich sie ihm bei diesen Worten öffnen würde.
Diese Worte haben, wie sie hier verstanden werden, offenbar etwas mit
jenem Akt zu tun.
Der Akt ist sozusagen eine Illustration zu ihnen – müßte als Sprache aufgefaßt werden können. Andrerseits ist er aber auch der Akt, den ich abgesehen von jedem Symbolismus aus meiner Natur tun will || tue. |
358
Wie ist es aber mit diesem Gedanken: Wenn
“non-p”
ein
359
Bild sein soll, wäre, was
es bedeutet, nicht am besten dadurch darzustellen,
daß das im Zeichen nicht der
Fall ist, was darstellen würde, daß p der
Fall ist.
Es ist aber klar, daß so ein Symbolismus nicht
funktioniert.
Es ist dafür keine Erklärung, zu sagen (was ich einmal sagte) ein solcher negativer Symbolismus ginge schon, er sei nur darum nicht zu gebrauchen, weil man aus ihm nicht erfahren könne, was verneint sei. Dann ist er eben kein Symbolismus der Negation, wenn er uns nicht das Nötige mitteilt. Und dann fehlt es ihm an etwas Wesentlichem || am Wesentlichen. Es hat ja seinen Grund, warum in gewissen Fällen der negative Symbolismus funktioniert und z.B. keine Antwort auch eine Antwort ist. In diesen Fällen ist eben der Sinn des Schweigens eindeutig bestimmt. |
Es wird eine andere Art Portrait entworfen, durch ein Bild, was zeigen
soll, wie es sich nicht verhält, als durch eines, was zeigt wie es sich
verhält. |
359
Die Farbangabe, daß etwas nicht rot ist, ist von
anderer Art als die, daß etwas rot (oder
blau) ist.
D.h. sie ist nicht in dem gleichen Sinn eine
Farbangabe. |
Dagegen kann die Negation eines Satzes eine
Angabe gleicher Art sein, wie der negierte Satz. |
360
“Ich brauche im negativen Satz das intakte Bild des
positiven Satzes.” |
360
“Ich kann ein Bild davon zeichnen, wie Zwei
miteinander fechten; aber doch nicht davon wie Zwei
miteinander nicht fechten (d.h. nicht ein Bild,
das bloß dies darstellt).
“Sie fechten nicht miteinander” heißt nicht, daß davon nicht die Rede ist, sondern, es ist eben davon die Rede und wird (nur﹖) ausgeschlossen.” |
Den Begriff der Negation || Verneinung besitzen wir nur in einem Symbolismus. Und darum kann man nicht sagen: „auf die & die Art kann man die Negation nicht darstellen, weil diese Art nicht eindeutig wäre” – als handelte es sich um eine || die Beschreibung eines Gegenstandes, die nicht eindeutig gegeben worden wäre. Wenn der Symbolismus nicht erkennen läßt, was verneint wurde, so verneint er nicht; wie ein Schachbrett ohne Felder kein schlechtes d.h. unpraktisches Schachbrett ist, sondern Ein Symbolismus, der die Negation “nicht darstellen kann”, ist kein Symbolismus der Negation. |
739
Wenn gefragt würde: ist die Negation ||
Verneinung in der Mathematik, etwa in
non(2 + 2 =
5), die gleiche, wie die nicht-mathematischer
Sätze? so müßte erst bestimmt werden, was als
Charakteristikum der || dieser
Verneinung als solcher aufzufassen ist.
Die Bedeutung eines Zeichens liegt ja in den Regeln, nach
denen es verwendet wird || in den Regeln, die seinen
Gebrauch vorschreiben.
Welche dieser Regeln machen das Zeichen
“non”
zur Verneinung?
Denn es ist klar, daß gewisse Regeln, die sich
auf
“non”
beziehen, für beide Fälle die gleichen sind; z.B.
non-non-p
=
p.
Man könnte ja auch fragen: ist die Verneinung eines Satzes
“ich sehe einen roten Fleck” die gleiche, wie die von
“die Erde bewegt sich in einer Ellipse um die
Sonne”; und die Antwort müßte auch
sein: Wie hast Du “Verneinung”
definiert, durch welche Klasse von Regeln? – daraus wird sich
ergeben, ob wir in beiden Fällen “die gleiche
Verneinung” haben.
Wenn die Logik allgemein von der Verneinung redet, oder einen
Kalkül mit ihr treibt, so ist die Bedeutung des Verneinungszeichens nicht
weiter festgelegt, als die Regeln seines Kalküls.
Wir dürfen hier nicht vergessen, daß ein Wort
seine Bedeutung nicht als etwas, ihm ein für allemal verliehenes, mit
sich herumträgt, sodaß wir sicher sind, wenn wir
nach dieser Flasche greifen, auch die bestimmte Flüssigkeit, etwa
Spiritus, zu erwischen. || … auch die bestimmte
Flüssigkeit, z.B. Spiritus, in der Hand zu
halten. |
Vergleich von: Zeit & Wahrheitsfunktionen. |
364
Die Grammatik, wenn sie in der Form eines Buches uns vorläge, bestünde
nicht aus einer Reihe bloß nebengeordneter Artikel,
sondern würde eine andere Struktur zeigen.
Und in dieser müßte man – wenn ich Recht
habe – auch den Unterschied zwischen Phänomenologischem und
Nicht-Phänomenologischem sehen.
Es wäre da etwa ein Kapitel von den Farben, worin der Gebrauch der
Farbwörter geregelt wäre; aber dem vergleichbar wäre nicht, was über
die Wörter “nicht”, “oder”,
etc. (die “logischen
365
Konstanten”)
in der Grammatik gesagt würde.
Es würde z.B. aus den Regeln hervorgehen, daß diese letzteren Wörter in﹖ jedem Satz anzuwenden seien (nicht aber die Farbwörter). Und dieses “jedem” hätte nicht den Charakter einer erfahrungsmäßigen Allgemeinheit; sondern der inappellablen Allgemeinheit einer obersten Spielregel. Es scheint mir ähnlich, wie das Schachspiel wohl ohne gewisse Figuren zu spielen (oder doch fortzusetzen) ist, aber nie ohne das Schachbrett. |
369
Wie offenbart sich die Zeitlichkeit der Tatsachen, wie drückt sie sich
aus, als dadurch, daß gewisse
Ausdrücke || Wendungen in unsern
Sätzen vorkommen müssen.
D.h.: Wie drückt sich die Zeitlichkeit
der Tatsachen aus, als grammatisch? |
366
Negation und Disjunktion, möchten wir sagen, hat mit dem Wesen
des Satzes zu tun, die Zeit aber nicht, sondern mit seinem Inhalt.
Wie aber kann es sich in der Grammatik zeigen, daß Etwas mit dem Wesen des Satzes zusammenhängt und etwas anderes nicht, wenn sie beide gleich allgemein sind? Oder sollte ich sagen, die geringere Allgemeinheit wäre auf seiten der Zeit, da die mathematischen Sätze negiert und disjungiert werden können, aber nicht zeitlich sind? Ein Zusammenhang ist wohl da, wenn auch diese Form, die Sache darzustellen, irreführend ist. |
366
Wie unterscheidet die Grammatik zwischen Satzform und Inhalt?
Denn dies soll ja ein grammatikalischer Unterschied
sein.
Wie sollte man ihn beschreiben können, wenn ihn die Grammatik nicht
zeigt? 367
Was hat es mit dem Schema “Es verhält sich so und so” für eine Bewandtnis? Man könnte sagen, das “Es verhält sich” ist die Handhabe für den Angriff der Wahrheitsfunktionen. “Es verhält sich” ist also nur ein Ausdruck aus einer Notation der Wahrheitsfunktionen. Ein Ausdruck, der uns zeigt, welcher Teil der Grammatik hier in Funktion tritt. |
367
﹖– Jene zweifache Art der Allgemeinheit wäre so
seltsam –﹖, wie wenn von zwei Regeln eines
Spiels, die beide gleich ausnahmslos gelten, die eine als die
fundamentalere angesprochen würde.
Als könnte man also fragen ||
darüber reden, ob der König oder das Schachbrett
für das Schachspiel essentieller wäre.
Welches von beiden das Wesentlichere, welches das
Zufälligere wäre. |
369
Zum mindesten scheint eine Frage berechtigt: Wenn ich die
Grammatik aufgeschrieben hätte und die verschiedenen Kapitel, über die
Farbwörter, etc. etc. der Reihe nach da
stünden, wie Regeln über alle die Figuren des Schachspiels, wie
wüßte ich dann, daß dies nun
alle Kapitel sind?
Und wenn sich nun in allen vorhandenen Kapiteln eine gemeinsame
Eigentümlichkeit findet, so haben wir es hier scheinbar mit
einer logischen Allgemeinheit, aber keiner wesentlichen,
d.h. voraussehbaren Allgemeinheit, zu
tun.
Man kann aber doch nicht sagen, daß die Tatsache,
daß das Schachspiel mit 16 Figuren gespielt wird, ihm
weniger wesentlich ist, als, daß es auf dem
Schachbrett gespielt wird. |
369
Da Zeit und Wahrheitsfunktionen so verschieden schmecken und da sie ihr
Wesen allein und ganz in der Grammatik offenbaren, so
muß die Grammatik den verschiedenen Geschmack
erklären.
Das eine schmeckt nach Inhalt, das andere nach Darstellungsform. Sie schmecken so verschieden, wie der Plan und der Strich durch den Plan. |
366
Es kommt mir so vor, als wäre die Gegenwart, wie sie in dem Satz
“der Himmel ist blau” steht (wenn dieser Satz
nicht-hypothetisch gemeint ist) keine Form der
Gegenwart || Zeit.
Als ob also die Gegenwart in diesem Sinne unzeitlich
wäre. [schlicht ausgedrückt]
|
368
Nun ist es aber || Es ist
aber || Es ist merkwürdig,
daß die Zeit, von der ich hier rede, nicht die im
physikalischen Sinne ist.
Es handelt sich hier nicht um eine Zeitmessung.
Und es ist verdächtig, daß etwas, was mit
einer solchen Messung nichts zu tun hat, in den Sätzen eine
ähnliche Rolle spielen soll, wie die physikalische Zeit in den
Hypothesen der Physik. |
368
Der Unterschied
zwischen der Logik des Inhalts und der Logik der Satzform
überhaupt.
Das eine erscheint gleichsam bunt, das andere matt.
Das eine handelt von dem, was das Bild darstellt, das andere
ist, wie der Rahmen des Bildes ein Charakteristikum der
Bildform || scheint von dem zu handeln, was das Bild darstellt, das
andere, wie der Rahmen des Bildes ein Charakteristikum der Bildform zu
sein. |
127'
Zeile Daß alle
Sätze die Zeit in irgend einer Weise enthalten, scheint uns zufällig, im
Vergleich dazu || damit, daß auf alle Sätze die
Wahrheitsfunktionen anwendbar sind.
Das scheint mit ihrem Wesen als Sätzen zusammenzuhängen, das andere mit dem Wesen der vorgefundenen Realität. |
133'
Eine Hypothese könnte man offenbar durch Bilder erklären.
Ich meine, man könnte z.B. die Hypothese
“hier liegt ein Buch” durch Bilder erklären, die
das Buch im Grundriß,
Aufriß und verschiedenen Schnitten zeigen.
|
Eine solche Darstellung gibt ein Gesetz.
Wie die Gleichung einer Kurve ein Gesetz gibt, nach der die
Ordinatenabschnitte aufzufinden sind, wenn man in verschiedenen Abszissen
schneidet.
Die fallweisen Verifikationen entsprechen dann solchen wirklich ausgeführten Schnitten. Wenn unsere Erfahrungen die Punkte auf einer Geraden ergeben, so ist der Satz, daß diese Erfahrungen die verschiedenen Ansichten einer Geraden sind, eine Hypothese. Die Hypothese ist eine Art der Darstellung dieser Realität, denn eine neue Erfahrung kann mit ihr übereinstimmen oder nicht-übereinstimmen, bezw. eine Änderung der Hypothese nötig machen. |
139'
Drücken wir z.B. den Satz, daß
eine Kugel sich in einer bestimmten Entfernung von unseren Augen befindet
mit Hilfe eines Koordinatensystems und er Kugelgleichung aus, so hat
diese Beschreibung eine größere
Mannigfaltigkeit, als die einer Verifikation durch das
Auge.
Jene Mannigfaltigkeit entspricht nicht einer Verifikation,
sondern einem Gesetz, welchem Verifikationen
gehorchen. |
142'
Eine Hypothese ist ein Gesetz zur Bildung von Sätzen.
Man könnte auch sagen: Eine Hypothese ist ein Gesetz zur Bildung von Erwartungen. Ein Satz, ist sozusagen ein Schnitt durch eine Hypothese in einem bestimmten Ort. |
143'
Nach meinem Prinzip müssen die beiden Annahmen ihrem Sinne nach identisch
sein, wenn alle mögliche Erfahrung, die die eine bestätigt,
auch die andere bestätigt.
Wenn also keine Entscheidung zwischen durch die Erfahrung denkbar
ist. |
757
Darstellung einer Linie als Gerade mit Abweichungen.
Die Gleichung der Linie enthält einen Parameter, dessen Verlauf die
Abweichungen von der Geraden ausdrückt.
Es ist nicht wesentlich, daß
diese
758 Abweichungen
“gering” seien.
Sie können so groß sein, daß
die Linie einer Geraden nicht ähnlich sieht.
Die “Gerade mit Abweichungen” ist nur eine Form der
Beschreibung.
Sie erleichtert es mir, einen bestimmten Teil der Beschreibung
auszuschalten, zu vernachlässigen, wenn ich will.
(Die Form “Regel mit Ausnahmen”.)
|
153
Was heißt es, sicher zu sein,
daß man Zahnschmerzen haben wird.
(Kann man nicht sicher sein, dann erlaubt es die
Grammatik nicht, das Wort “sicher” in dieser Verbindung
zu gebrauchen.)
Zeile
Grammatik des Wortes „sicher sein” … |
153
Man sagt: “Wenn ich sage, daß
ich einen Sessel dort sehe, so sage ich mehr, als ich sicher
weiß”.
Und nun heißt es meistens:
“Aber
154 eines
weiß ich doch sicher”.
Wenn man aber nun sagen will, was das ist, so kommt man in eine gewisse
Verlegenheit.
“Ich sehe etwas Braunes, – das ist sicher”; damit will man eigentlich sagen, daß die braune Farbe gesehen, und nicht vielleicht auch nur || bloß vermutet ist (wie etwa in dem Fall, wo ich es || sie aus gewissen anderen Anzeichen vermute). || … und nicht vielleicht auch bloß aus anderen Anzeichen vermutet ist. Und man sagt ja auch einfach: “Etwas Braunes sehe ich”. |
Wenn mir gesagt wird: “Sieh in dieses Fernrohr und
zeichne mir auf, was Du siehst”, so ist, was ich zeichne, der
Ausdruck eines Satzes [schlechter
Ausdruck!], nicht einer Hypothese.
|
Ist es nicht klar, daß es nur am Mangel von
entsprechenden Übereinkommen liegt, wenn ich das,
was ich – z.B. – zeichnerisch
darstelle, durch Worte || mit Worten
wiedergeben kann? |
Wenn ich sage “hier steht ein Sessel”, so ist damit – wie man sagt – “mehr” gemeint, als die Beschreibung dessen was ich wahrnehme. Und das kann nur heißen, daß dieser Satz nicht wahr sein muß, auch wenn die Beschreibung des Gesehenen stimmt. Unter welchen Umständen werde ich nun sagen, daß jener Satz nicht wahr war? Offenbar: wenn gewisse andere Sätze nicht wahr sind, die in dem ersten mit beinhaltet waren. Aber es ist nicht so, als ob nun der erste ein logisches Produkt gewesen wäre. |
365
Das beste Gleichnis für jede Hypothese, und selbst ein Beispiel, ist
ein Körper mit seinen nach einer bestimmten Regel konstruierten
Ansichten aus den verschiedenen Punkten des Raumes. |
611
[Zu
„⇒Hypothese”]
Der Vorgang einer Erkenntnis in einer wissenschaftlichen
Untersuchung (in der Experimentalphysik etwa) ist freilich nicht
der einer Erkenntnis im Leben außerhalb ¤ des
Laboratoriums; aber er ist ein ähnlicher und kann,
neben den andern gestellt || gehalten,
diesen beleuchten. |
40
Es ist ein wesentlicher Unterschied zwischen Sätzen wie “das
ist ein Löwe”, “die Sonne ist größer
als die Erde”, die alle ein “dieses”,
“jetzt”, “hier” enthalten und also an
die Realität unmittelbar anknüpfen, und Sätzen wie “Menschen
haben zwei Hände” etc.
Denn, wenn zufällig keine Menschen in meiner Umgebung wären, wie wollte
ich diesen Satz kontrollieren?
|
333
Es werden immer Facetten der Hypothese
verifiziert. |
Ist es nun nicht etwa so, daß das, was
die Hypothese erklärt, selbst nur wieder durch eine Hypothese
ausdrückbar ist.
Das heißt natürlich: gibt es
überhaupt primäre Sätze; die also endgültig verifizierbar sind,
und nicht die Facetten einer Hypothese sind?
(Das ist etwa, als würde man fragen “gibt es Flächen, die
nicht Oberflächen von Körpern sind?”) |
Es kann jedenfalls kein Unterschied sein zwischen einer Hypothese, als
Ausdruck einer unmittelbaren Erfahrung gebraucht, und einem Satz im
engeren Sinne. |
334
Es ist ein Unterschied zwischen einem Satz wie “hier liegt
eine Kugel vor mir” und “es schaut so aus, als läge eine
Kugel vor mir”. –
Das zeigt sich auch so: man kann sagen “es scheint eine
Kugel vor mir zu liegen”, aber es ist sinnlos zu sagen:
“es schaut so aus, als schiene eine Kugel hier zu
liegen”.
Wie man auch sagen kann “hier liegt wahrscheinlich eine
Kugel”, aber nicht “wahrscheinlich scheint hier eine
Kugel zu liegen”.
Man würde in so einem Falle sagen: “ob es
scheint, mußt Du doch
wissen”. |
335
In dem, was den Satz mit der gegebenen Tatsache verbindet, ist
nichts Hypothetisches. |
Es ist doch klar, daß eine Hypothese von der
Wirklichkeit – ich meine von der unmittelbaren Erfahrung –
einmal mit ja, einmal mit nein beantwortet wird; (wobei freilich das
“ja” und “nein” hier nur Bestätigung
und Fehlen der Bestätigung ausdrückt) und
daß man dieser
336 Bejahung und Verneinung
Ausdruck verleihen kann. |
336
Die Hypothese wird, mit der Facette an
die Realität angelegt, zum Satz. |
337
Ob der Körper, den ich sehe, eine Kugel ist, kann zweifelhaft sein,
aber, daß er von hier etwa eine Kugel zu sein
scheint, kann nicht zweifelhaft sein. –
Der Mechanismus der Hypothese würde nicht funktionieren, wenn
der Schein auch noch zweifelhaft wäre;
338 wenn also auch nicht eine
Facette der Hypothese unzweifelhaft verifiziert
würde.
Wenn es hier Zweifel gäbe, was könnte den Zweifel heben?
Wenn auch diese Verbindung locker wäre, so gäbe es auch nicht
Bestätigung einer Hypothese, die Hypothese hinge dann gänzlich
in der Luft und wäre zwecklos (und damit
sinnlos). |
517
Wenn ich sagte “ich sah einen Sessel”; so
widerspricht dem (in einem Sinne) nicht der Satz
“es war keiner da”.
Denn den ersten Satz würde ich auch in der Beschreibung eines Traums
verwenden und niemand würde mir dann mit den Worten des zweiten
widersprechen.
Aber die Beschreibung des Traums mit jenen Worten wirft ein Licht auf
den Sinn der Worte “ich sah”.
In dem Satz “es war ja keiner da” kann das “da” übrigens verschiedene Bedeutung haben. |
757
Ich stimme mit den Anschauungen neuerer Physiker überein, wenn sie
sagen, daß die Zeichen in ihren Gleichungen keine
“Bedeutungen” mehr haben, und
daß die Physik zu keinen solchen Bedeutungen
gelangen könne, sondern bei den Zeichen stehen bleiben
müsse: sie sehen nämlich nicht, daß
diese Zeichen insofern Bedeutung haben – und nur insofern –
als ihnen, auf welchen Umwegen immer, das beobachtete Phänomen
entspricht, oder nicht entspricht. |
214
Denken wir uns, daß das Schachspiel nicht als
Brettspiel erfunden worden wäre, sondern als Spiel, das mit Ziffern und
Buchstaben auf Papier zu spielen ist und so,
daß sich niemand dabei ein Quadrat mit 64 Feldern
etc. vorgestellt hätte.
Nun aber hätte jemand die Entdeckung gemacht, daß
dieses Spiel ganz einem entspricht, das man auf einem Brett in der und
der Weise spielen könnte.
Diese Erfindung wäre eine große Erleichterung des
Spiels gewesen (Leute, denen es früher zu schwer gewesen wäre,
könnten es nun spielen).
Aber es ist klar, daß diese neue Illustration der
Spielregeln nur ein neuer, leichter übersehbarer, Symbolismus wäre, der
übrigens mit dem Geschriebenen auf gleicher Stufe
stünde.
Vergleiche nun damit das Gerede darüber, daß die
Physik heute nicht mehr mit mechanischen Modellen, sondern “nur mit
Symbolen” arbeitet. |
Wahrscheinlichkeit |
142'
Die Wahrscheinlichkeit einer Hypothese hat ihr Maß darin, wieviel Evidenz
nötig ist, um es vorteilhaft zu machen, sie
umzustoßen.
Nur in diesem Sinne kann man sagen, daß wiederholte gleichförmige Erfahrung in der Vergangenheit das Andauern dieser Gleichförmigkeit in der Zukunft wahrscheinlich macht. Wenn ich nun in diesem Sinne sage: Ich nehme an, daß morgen die Sonne wieder aufgehen wird, weil das Gegenteil zu unwahrscheinlich ist, so meine ich hier mit “wahrscheinlich” oder “unwahrscheinlich” etwas ganz Anderes, als mit diesen Worten im Satz 143'
“es ist
gleich wahrscheinlich, daß ich Kopf oder Adler
werfe” gemeint ist.
Die beiden Bedeutungen des Wortes “wahrscheinlich”
stehen zwar in einem gewissen Zusammenhang, aber sie sind nicht
identisch. |
133'
Man gibt die Hypothese nur um einen immer höheren Preis auf.
|
Die Induktion ist ein Vorgang nach einem ökonomischen Prinzip.
|
Die Hypothese steht mit der Realität gleichsam in einem loseren
Zusammenhang, als dem der Verifikation. |
Die Frage der Einfachheit der Darstellung durch eine bestimmte angenommene Hypothese hängt, glaube ich, unmittelbar mit der Frage der Wahrscheinlichkeit zusammen. |
159'
Man kann einen Teil einer Hypothese vergleichen mit der Bewegung eines Teils
eines Getriebes, einer Bewegung, die man festlegen kann, ohne dadurch die
bezweckte Bewegung zu präjudizieren.
Wohl aber hat man dann das übrige Getriebe auf eine bestimmte Art
einzurichten, daß es die gewünschte Bewegung
hervorbringt.
Ich denke an ein Differentialgetriebe. –
Habe ich die Entscheidung getroffen, daß
von einem gewissen Teil meiner Hypothese nicht abgewichen werden soll,
was immer die zu beschreibende Erfahrung sei, so habe ich eine
Darstellungsweise festgelegt und jener Teil der Hypothese ist nun ein
Postulat.
Ein Postulat muß von solcher Art sein,
daß keine denkbare Erfahrung es widerlegen kann,
wenn es auch äußerst unbequem sein mag, an dem
Postulat festzuhalten.
In dem Maße, wie man hier von einer größeren oder
geringeren Bequemlichkeit reden kann, gibt es eine
größere oder geringere Wahrscheinlichkeit des
Postulats. |
160'
Von einem Maß dieser Wahrscheinlichkeit zu reden, ist nun vor der Hand
sinnlos.
Es verhält sich hier ähnlich, wie im Falle, etwa, zweier Zahlenarten, wo
wir mit einem gewissen Recht sagen können, die eine sei der andern
ähnlicher (stehe ihr näher) als einer dritten, ein
zahlenmäßiges Maß der
Ähnlichkeit aber nicht existiert.
Man könnte sich natürlich auch in solchen Fällen ein Maß
konstruiert denken, indem man etwa die Postulate oder Axiome zählt, die
beide Systeme gemein haben,
etc. etc.. |
Ich gebe jemandem die Information und nur diese: Du wirst
um die und die Zeit auf der Strecke A B einen Lichtpunkt erscheinen
sehen.
Hat nun die Frage einen Sinn
Könnte ich nicht auch im Fall des Würfels etwa 5 Flächen zusammennehmen als eine Möglichkeit und sie der sechsten als der zweiten Möglichkeit gegenüberstellen? Und was, außer der Erfahrung, kann mich hindern, diese beiden Möglichkeiten als gleich wahrscheinlich zu betrachten? Denken wir uns etwa einen roten Ball geworfen, der nur eine ganz kleine grüne Kalotte hat. Ist es in diesem Fall nicht viel wahrscheinlicher, daß er auf dem roten Teil auffällt, als auf dem grünen? – Wie würde man aber diesen Satz begründen? Wohl dadurch, daß der Ball, wenn man ihn wirft, viel öfter auf die rote, als auf die grüne Fläche auffällt. Aber das hat nichts mit der Logik zu tun. – Man könnte die rote und grüne Flächen und die Ereignisse, die auf ihnen stattfinden immer auf solche Art auf eine Fläche projizieren, daß die Projektion der grünen Fläche gleich oder größer wäre, als die der roten; so, daß die Ereignisse, in dieser Projektion betrachtet, ein ganz anderes Wahrscheinlichkeitsverhältnis zu haben scheinen, als auf der ursprünglichen Fläche. Wenn ich z.B. die Ereignisse in einem geeigneten gekrümmten Spiegel sich abbilden lasse und mir nun denke, was ich für das wahrscheinlichere Ereignis gehalten hätte, wenn ich nur das Bild im Spiegel sehe. Dasjenige, was der Spiegel nicht verändern kann, ist die Anzahl bestimmt umrissener Möglichkeiten. Wenn ich also auf meinem Ball n Farbflecke habe, so zeigt der Spiegel auch n, und habe ich bestimmt, daß diese als gleich wahrscheinlich gelten sollen, so kann ich diese Bestimmung auch für das Spiegelbild aufrecht erhalten. Um mich noch deutlicher zu machen: Wenn ich das Experiment im Hohlspiegel ausführe, d.h. die Beobachtungen im Hohlspiegel mache, so wird es vielleicht scheinen, als fiele der Ball öfter auf die kleine Fläche, als auf die viel größere und es ist klar, daß keinem der Experimente – im Hohlspiegel und außerhalb – ein Vorzug gebührt. |
125'
Wir können unser altes Prinzip auf die Sätze, die eine Wahrscheinlichkeit
ausdrücken, anwenden und sagen, daß wir ihren
Sinn erkennen werden, wenn wir bedenken, was sie verifiziert.
Wenn ich sage “das wird wahrscheinlich eintreffen”, wird dieser Satz durch das Eintreffen verifiziert, oder durch das Nichteintreffen falsifiziert? Ich glaube, offenbar nein. Dann sagt er auch nichts darüber aus. Denn, wenn ein Streit darüber entstünde, ob es wahrscheinlich ist oder nicht, so würden immer nur Argumente aus der Vergangenheit herangezogen werden. Und auch dann nur, wenn es bereits bekannt wäre, was eingetroffen ist. |
145'
Die Kausalität beruht auf einer beobachteten Gleichförmigkeit.
Nun ist zwar nicht gesagt, daß eine bisher
beobachtete Gleichförmigkeit immer so weiter gehen wird, aber,
daß die Ereignisse bisher gleichförmig waren,
muß feststehen; das kann nicht
wieder das unsichere Resultat einer empirischen Reihe sein,
die selbst auch wieder nicht gegeben ist, sondern von einer ebenso
unsicheren abhängt, u.s.f. ad
inf. |
544
Wenn Leute sagen, der Satz “es ist wahrscheinlich,
daß p eintreffen wird” sage etwas über
das Ereignis p, so vergessen sie, daß es auch
wahrscheinlich bleibt, wenn das Ereignis p nicht
eintrifft. |
Wir sagen mit dem Satz “p wird wahrscheinlich
eintreffen” zwar etwas über die Zukunft, aber nicht etwas
“über das Ereignis p”, wie die
grammatische Form der Aussage uns glauben macht. |
Wenn ich nach dem Grund einer Behauptung frage, so ist die Antwort auf
diese Frage nicht für den Gefragten und eben diese Handlung
(die Behauptung), sondern allgemein gültig. |
Wenn ich sage: “das Wetter deutet auf Regen”,
sage ich etwas über das zukünftige Wetter?
Nein, sondern über das gegenwärtige,
545 mit Hilfe eines Gesetzes,
welches das Wetter zu einer Zeit mit dem Wetter zu einer
späteren || in einer früheren
Zeit in Verbindung bringt.
Dieses Gesetz muß bereits vorhanden sein, und
mit seiner Hilfe fassen wir gewisse Aussagen über unsere Erfahrung
zusammen. –
Aber dasselbe könnte man dann auch für historische Aussagen behaupten. Aber es war ja auch vorschnell, zu sagen, der Satz “das Wetter deutet auf Regen” sage nichts über das zukünftige Wetter. Das kommt darauf an, was man darunter versteht “etwas über etwas sagen || auszusagen”. Der Satz sagt eben seinen Wortlaut! Der Satz “p wird wahrscheinlich eintreten” sagt || Er sagt nur etwas über die Zukunft in einem Sinn, in welchem seine Wahr- und Falschheit gänzlich unabhängig ist von dem, was in der Zukunft geschehen wird. |
747
Die Galton'sche Photographie, das Bild einer Wahrscheinlichkeit.
Das Gesetz der Wahrscheinlichkeit, das Naturgesetz, was man sieht, wenn
man blinzelt. |
750
Was heißt es: “die Punkte, die das
Experiment liefert, liegen durchschnittlich auf einer
Geraden”? oder: “wenn ich mit einem
guten Würfel würfle, so werfe ich durchschnittlich alle 6 Würfe
eine 1”?
Ist dieser Satz mit jeder Erfahrung, die ich etwa mache,
vereinbar?
Wenn er das ist, so sagt er nichts.
Habe ich (vorher) angegeben, mit welcher
Erfahrung er nicht mehr vereinbar ist, welches die Grenze ist, bis zu der
die Ausnahmen von der Regel gehen dürfen, ohne die Regel
umzustoßen?
Nein.
Hätte ich aber nicht eine solche Grenze aufstellen können?
Gewiß. –
Denken wir uns, die Grenze wäre so gezogen: wenn unter 6
aufeinander folgenden Würfen 4 gleiche auftreten, ist der Würfel
schlecht.
Nun fragt man aber: “Wenn das aber nur selten
genug geschieht, ist er dann nicht doch
gut!?” –
Darauf lautet die Antwort: Wenn ich das Auftreten von 4
gleichen Würfen unter 6 aufeinander folgenden für eine bestimmte Zahl von
Würfen erlaube, so ziehe ich damit eine andere Grenze,
als die erste war.
Wenn ich aber sage “jede Anzahl gleicher aufeinander folgender
Würfe ist erlaubt, wenn sie nur selten genug auftritt, dann habe ich
damit die Güte des Würfels im strengen Sinne als unabhängig von
den Wurfresultaten erklärt.
Es sei denn, daß ich unter der Güte des Würfels
nicht eine Eigenschaft des Würfels, sondern eine Eigenschaft einer
bestimmten Partie im Würfelspiel verstehe.
Denn dann kann ich allerdings sagen: Ich nenne den Würfel in
einer Partie gut, wenn unter den N Würfen der Partie nicht mehr
als log N gleiche
aufeinander folgende vorkommen.
Hiermit wäre aber eben kein Test zur Überprüfung
von Würfeln gegeben, sondern ein Kriterium zur Beurteilung einer
Partie des Spiels. |
Man sagt, wenn der Würfel ganz gleichmäßig und
751 sich selbst überlassen
ist, dann muß die Verteilung der Ziffern 1, 2, 3,
4, 5, 6, unter den Wurfresultaten gleichförmig sein, weil
kein Grund vorhanden ist, weshalb die eine Ziffer öfter
vorkommen sollte als die andere.
Aber wie ist es mit den Werten der Funktion
(x ‒ 3)²?
Stellen wir nun aber die Wurfresultate statt durch die Ziffern 1 – || bis 6 durch die Werte der Funktion (x ‒ 3)² für die Argumente 1 bis 6 dar, also durch die Ziffern 0, 1, 4, 9. Ist ein Grund vorhanden, warum eine dieser Ziffern öfter in den neuen Wurfresultaten fungieren soll, als eine andere? Dies lehrt uns, daß das Gesetz a priori der Wahrscheinlichkeit eine Form von Gesetzen ist, wie die der Minimumgesetze der Mechanik etc.. Hätte man durch Versuche herausgefunden, daß die Verteilung der Würfe 1 bis 6 mit einem regelmäßigen Würfel so ausfällt, daß die Verteilung der Werte (x ‒ 3)² eine gleichmäßige wird, so hätte man nun diese Gleichmäßigkeit als die Gleichmäßigkeit a priori erklärt. So machen wir es auch in der kinetischen Gastheorie: wir stellen die Verteilung der Molekülbewegungen in der Form irgend einer gleichförmigen Verteilung dar; was aber gleichförmig verteilt ist – so wie an andrer Stelle was zu einem Minimum wird – wählen wir so, daß unsere Theorie mit der Erfahrung übereinstimmt. |
“Die Moleküle bewegen sich bloß nach den
Gesetzen der Wahrscheinlichkeit”, das soll
heißen: die Physik tritt ab, und die
Moleküle bewegen sich jetzt quasi bloß nach
Gesetzen der Logik.
Diese Meinung ist verwandt der, daß das
Trägheitsgesetz ein Satz a priori ist; und auch hier redet man
davon, was ein Körper tut, wenn er sich selbst überlassen
ist.
Was ist das Kriterium dafür, daß er sich selbst
überlassen ist?
Ist es am Ende das, daß er sich gleichförmig in
einer Geraden bewegt?
Oder ist es ein anderes.
Wenn das letztere, dann ist es eine Sache der Erfahrung,
752 ob das Trägheitsgesetz
stimmt; im ersten Fall aber war es gar kein Gesetz, sondern eine
Definition.
Und Analoges gilt von einem Satz: “wenn die Teilchen
sich selbst überlassen sind, dann ist die Verteilung ihrer Bewegungen die
und die”.
Welches ist das Kriterium dafür, daß sie sich
selbst überlassen sind? etc.. |
∣ Wenn die Messung ergibt, daß der Würfel
genau und homogen ist, – ich nehme an, daß die
Ziffern auf seinen Flächen die Wurfresultate nicht beeinflussen –
und die werfende Hand bewegt sich regellos – folgt daraus die
durchschnittlich gleichmäßige Verteilung der Würfe
1 bis 6?
Woraus sollte man die schließen?
Über die Bewegung beim Werfen hat man keine
Annahme gemacht und die Prämisse der || Annahme der
Genauigkeit des Würfels ist doch von ganz anderer
Art || Multiplizität, als
eine durchschnittlich gleichförmige Verteilung von Resultaten.
Die Prämisse ist gleichsam einfärbig, die Konklusion
gesprenkelt.
Warum hat man gesagt, der Esel werde zwischen den beiden gleichen
Heubündeln verhungern, und nicht, er werde durchschnittlich so
oft von dem einen, wie von dem andern fressen || er werde
von beiden durchschnittlich gleich oft
fressen? ∣ |
755
Zu sagen, die Punkte, die dieses Experiment liefert, liegen
durchschnittlich auf dieser Linie, z.B. einer Geraden,
sagt etwas Ähnliches wie:
“aus dieser Entfernung gesehen, scheinen sie in einer
Geraden zu liegen”.
Ich kann von einer Linie || Strecke sagen, der allgemeine Eindruck ist der einer Geraden; aber nicht: “die Linie || Strecke schaut gerade aus, denn sie kann das Stück einer Linie sein, die mir als Ganzes || Ganze den Eindruck der Geraden macht”. (Berge auf der Erde und auf dem Mond. Erde eine Kugel.) |
756
Das Experiment des Würfelns dauert eine gewisse Zeit, und unsere
Erwartungen über die zukünftigen Ergebnisse des Würfelns können sich nur
auf Tendenzen gründen, die wir in den Ergebnissen des Experiments
wahrnehmen.
D.h., das Experiment kann nur die Erwartung
begründen, daß es so weitergehen
wird, wie (es﹖) das Experiment gezeigt hat.
Aber wir können nicht erwarten, daß das Experiment,
wenn fortgesetzt, nun Ergebnisse liefern wird, die mehr als die des
wirklich ausgeführten Experiments mit einer
vorgefaßten Meinung über seinen Verlauf
übereinstimmen.
Wenn ich also z.B. Kopf und Adler werfe und in den
Ergebnissen des Experiments keine Tendenz der Kopf-
und Adler-Zahlen finde, sich weiter einander zu nähern, so
gibt das Experiment mir keinen Grund zur Annahme, daß
seine Fortsetzung eine solche Annäherung zeigen wird.
Ja, die Erwartung dieser Annäherung muß
sich selbst auf einen bestimmten Zeitpunkt beziehen, denn man kann nicht
sagen, man erwarte, daß ein Ereignis
einmal – in der unendlichen Zukunft – eintreten
werde. |
758
Alle “begründete Erwartung” ist Erwartung,
daß eine bis jetzt beobachtete Regel
weiterhin || weiter gelten
wird.
(Die Regel aber muß beobachtet worden sein und kann nicht selbst wieder bloß erwartet werden.) |
Die Logik der Wahrscheinlichkeit hat es mit dem Zustand der
Erwartung nur soweit zu tun, wie die Logik überhaupt, mit dem
Denken. |
759
Wahrscheinlichkeit
– wie wird diese Annahme verifiziert.
Wir denken || meinen doch, durch einen
Häufigkeitsversuch.
Angenommen nun, dieser bestätigt die Auffassung, daß
die Wahrscheinlichkeiten für das Stück AM und BM gleich sind
(also für Am und Cm verschieden), so ist sie damit als
die richtige erkannt und erweist sich also als eine physikalische
Hypothese.
Die geometrische Konstruktion zeigt nur, daß die
Gleichheit der Strecken AM und BM kein Grund zur
Annahme gleicher Wahrscheinlichkeit war. |
760
Wenn ich annehme, die Messung ergebe, daß der
Würfel genau und homogen ist, und die Ziffern auf seinen Flächen die
Wurfresultate nicht beeinflussen, und die Hand, die ihn wirft, bewegt
sich ohne bestimmte Regel; folgt daraus die || eine
durchschnittlich gleichförmige Verteilung der Würfe
1 bis 6 unter den Wurfergebnissen? –
Woraus sollte sie hervorgehen?
Daß der Würfel genau und homogen ist, kann
doch keine durchschnittlich gleichförmige Verteilung von
Resultaten begründen.
(Die Voraussetzung ist sozusagen homogen, die Folgerung wäre
gesprenkelt.)
Und über die Bewegung beim Werfen haben wir ja keine Annahme
gemacht.
(Mit der Gleichheit der beiden Heubündel hat man zwar
begründet, daß der Esel in ihrer Mitte verhungern
(werde); aber
nicht, daß er ungefähr
gleich oft von jedem fressen
werde.) –
Mit unseren Annahmen ist es auch vollkommen vereinbar,
daß mit dem Würfel 100 Einser nacheinander geworfen
werden, wenn Reibung, Handbewegung, Luftwiderstand so
zusammentreffen.
Die Erfahrung, daß das nie
geschieht, ist eine, die diese Faktoren betrifft ||
ist eine diese Faktoren betreffende.
Und die Vermutung der gleichmäßigen
Verteilung der Wurfergebnisse ist eine Vermutung über das Arbeiten dieser
Faktoren ||
Einflüsse.
Wenn man sagt, ein gleicharmiger Hebel, auf den symmetrische Kräfte wirken, müsse in Ruhe bleiben, weil keine Ursache vorhanden ist, weshalb er sich eher auf die eine als auf die andre Seite neigen sollte, so heißt das nur, daß, wenn wir gleiche Hebelarme und symmetrische Kräfte 761 konstatiert haben und nun
der Hebel sich nach der einen Seite neigt, wir dies aus den uns bekannten
– oder von uns angenommenen – Voraussetzungen nicht erklären
können.
(Die Form, die wir “Erklärung” nennen,
muß auch asymmetrisch sein; wie die Operation,
﹖– die aus
“a + b”
“2a + 3b”
macht –﹖.)
Wohl aber können wir die andauernde Ruhe des Hebels aus unsern
Voraussetzungen erklären. –
Aber auch eine schwingende Bewegung, die durchschnittlich gleich oft
von der Mitte || Mittellage nach
rechts und nach links gerichtet ist?
Die schwingende Bewegung nicht, denn in der ist ja wieder
Asymmetrie.
Nur die Symmetrie in dieser Asymmetrie.
Hätte sich der Hebel gleichförmig nach rechts gedreht, so könnte man
analog sagen: Mit der Symmetrie der Bedingungen kann ich die
Gleichförmigkeit der Bewegung, aber nicht ihre Richtung
erklären.
Eine Ungleichförmigkeit der Verteilung der Wurfresultate ist mit der Symmetrie des Würfels nicht zu erklären. Und nur insofern erklärt diese Symmetrie die Gleichförmigkeit der Verteilung. – Denn man kann natürlich sagen: Wenn die Ziffern auf den Würfelflächen keine Wirkung haben, dann kann ihre Verschiedenheit nicht eine Ungleichförmigkeit der Verteilung erklären; und gleiche Umstände können selbstverständlich nicht Verschiedenheiten erklären; soweit also könnte man auf eine Gleichförmigkeit schließen. Aber woher dann überhaupt verschiedene Wurfresultate? Gewiß, was diese || Was diese erklärt, muß nun auch ihre durchschnittliche Gleichförmigkeit erklären. Die Regelmäßigkeit des Würfels stört nur eben diese Gleichförmigkeit nicht. |
Angenommen, Einer der täglich im Spiel würfelt, würde etwa
eine Woche lang nichts als Einser werfen, und zwar mit Würfeln, die nach
allen anderen Arten || Methoden der
Untersuchung || Prüfung sich als
gut erweisen, und wenn ein Andrer sie wirft, auch die gewöhnlichen
Resultate geben || liefern.
Hat er nun Grund, hier ein Naturgesetz
anzunehmen,
762 dem
gemäß er immer Einser wirft ||
werfen muß; hat er
Grund zu glauben, daß das nun so
weiter gehen wird; || , – oder
(vielmehr) Grund
anzunehmen, daß diese
Regelmäßigkeit nicht lange mehr andauern
kann || wird?
Hat er also Grund das Spiel aufzugeben, da es sich gezeigt hat,
daß er nur Einser werfen kann; oder
weiterzuspielen, da es jetzt nur um so wahrscheinlicher ist,
daß er beim nächsten Wurf eine höhere Zahl werfen
wird? –
In Wirklichkeit wird er sich weigern, die
Regelmäßigkeit als ein Naturgesetz anzuerkennen;
zum mindesten wird sie lang andauern müssen, ehe er diese
Auffassung in Betracht zieht.
Aber warum? –
“Ich glaube, weil so viel frühere Erfahrung seines Lebens
gegen ein solches Gesetz spricht, die alle sozusagen – erst
überwunden werden muß, ehe wir eine ganz neue
Betrachtungsweise annehmen. |
Wenn wir aus der relativen Häufigkeit eines Ereignisses auf seine
relative Häufigkeit in der Zukunft Schlüsse ziehen, so können
wir das natürlich nur nach der bisher tatsächlich beobachteten
Häufigkeit tun.
Und nicht nach einer, die wir aus der beobachteten durch irgend einen
Prozeß der Wahrscheinlichkeitsrechnung erhalten
haben.
Denn die berechnete Wahrscheinlichkeit stimmt mit jeder
beliebigen tatsächlich beobachteten Häufigkeit überein, da sie die
Zeit offen läßt. |
Wenn sich der Spieler, oder die Versicherungsgesellschaft, nach der
Wahrscheinlichkeit richten, so richten sie sich nicht nach der
Wahrscheinlichkeitsrechnung, denn nach dieser allein kann man sich nicht
richten, da, was immer geschieht, mit ihr in
Übereinstimmung zu bringen ist; sondern die
Versicherungsgesellschaft richtet sich nach einer tatsächlich
beobachteten Häufigkeit.
Und zwar ist das natürlich eine absolute Häufigkeit.
|
Problem des ‘Sandhaufens’ |
14
“Er kam ungefähr von dort
(Pfeil)”.
“Ungefähr da ist der hellste Punkt des Horizontes”. “Mach' das Brett ungefähr 2 m lang”. Muß ich, um das sagen zu können, Grenzen wissen, die den Spielraum dieser Länge bestimmen? Offenbar nicht. Genügt es nicht z.B. zu sagen: “der Spielraum ± 1 cm ist ohne weiteres erlaubt; ± 2 cm wäre schon zu viel”? – Es ist doch dem Sinn meines Satzes auch wesentlich, daß ich nicht imstande bin, den Spielraum “genaue” Grenzen zu geben. Kommt das nicht offenbar daher, daß der Raum, in dem ich hier arbeite, eine andere Metrik hat, als der Euklidische? Wenn man nämlich den Spielraum genau durch Versuch feststellen wollte, indem man die Länge ändert || und sich den Grenzen des Spielraums nähert und immer fragt, ob diese Länge noch angehe oder schon nicht mehr, so käme man nach einigen Einschränkungen zu Widersprüchen, indem einmal ein Punkt noch als innerhalb der Grenzen liegend bezeichnet würde, ein andermal ein weiter innerhalb gelegener als schon unzulässig erklärt würde; beides etwa mit der Bemerkung, die Angaben || Antworten seien nicht mehr (ganz) sicher. |
16
Aber auch das trifft nicht genau, wie es sich wirklich
verhält.
Vielmehr scheint die Unsicherheit || Die Unsicherheit ist meistens von der Art, wie
die, der Angabe des höchsten Punktes einer Kurve.
Wir sind eben nicht im euklidischen
Raum und es gibt hier nicht hier
im euklidischen Sinne einen höchsten
Punkt.
Die Antwort wird heißen: “der
höchste Punkt ist ungefähr da”, und die
Grammatik des Wortes “ungefähr” – in diesem
Zusammenhang – gehört dann﹖ zur Geometrie
unseres Raumes. |
15
Ist es denn nicht so, wie man etwa beim Fleischhauer nur auf Deka genau
abwiegt, obwohl das anderseits willkürlich ist, und nur bestimmt durch
die herkömmlichen Messinggewichte.
Es genügt hier zu wissen: mehr als P1 wiegt es
nicht und weniger als P2 auch nicht.
Man könnte sagen: die Gewichtsangabe besteht hier prinzipiell
nicht aus einer Zahlangabe, sondern aus der Angabe
eines Intervalls, und die Intervalle bilden eine
diskontinuierliche Reihe. |
Man könnte doch sagen: “halte Dich jedenfalls
innerhalb ± 1 cm”, damit eine
willkürliche Grenze setzend. –
Würde nun gesagt: “gut, aber dies ist doch
nicht die wirkliche Grenze des zulässigen Spielraums; welche ist es
also?” so wäre etwa die Antwort “ich
weiß keine, ich weiß nur,
daß ± 2 cm schon zu viel
wäre”. |
Träte nun auch bei dem Experiment zur Bestimmung der Grenzen kein
Schwanken ein, so lange wir tatsächlich das Experiment weiterführen, so
müssen wir doch damit einmal aufhören und das Ergebnis wird immer nur
sein, daß eine gewisse Länge noch
erlaubt, eine andere schon unerlaubt ist.
Hier führt uns wieder die || eine falsche Vorstellung vom
Unendlichen irre, wenn wir den Prozeß || wenn wir die endlose Möglichkeit dieses Prozesses
dieser Untersuchung uns abgeschlossen denken und
nun von einem Grenzpunkt reden, als gäbe es hier ein Gesetz, eine
geometrische Konstruktion, der der Grenzpunkt entspräche. |
743
744 die Reihe der
Dualbrüche, die wir durch Werfen von Kopf und Adler erzeugen.)
Das Charakteristische zweier Intervalle, die so nicht durch
Punkte sondern unscharf begrenzt sind, ist,
daß auf die Frage, ob sie einander übergreifen oder
getrennt voneinander liegen, in gewissen Fällen die Antwort lautet:
“unentschieden”.
Und daß die Frage, ob sie einander berühren,
einen Endpunkt miteinander gemein haben, immer sinnlos ist, da sie ja
keine Endpunkte haben.
Man könnte aber sagen: sie haben vorläufige
Endpunkte.
In dem Sinne, in welchem die Entwicklung von π ein
vorläufiges Ende hat.
An dieser Eigenschaft des ‘unscharfen’ Intervalls ist
natürlich nichts geheimnisvolles, sondern das etwas Paradoxe
klärt sich durch die doppelte Verwendung des Wortes
“Intervall” auf.
Es ist dies der gleiche Fall, wie der der doppelten Verwendung des Wortes “Schach”, wenn es einmal die Gesamtheit der jetzt geltenden Schachregeln bedeutet, ein andermal: das Spiel, welches N.N. in Persien erfunden hat und welches sich so und so entwickelt hat. In einem Fall ist es unsinnig, von einer Änderung || Entwicklung der Schachregeln zu reden, im andern Fall nicht. Wir können “Länge einer gemessenen Strecke” entweder das nennen, was bei einer bestimmten Messung, die ich heute um 5 Uhr durchführe, herauskommt, – dann gibt es für diese Längenangabe kein “ ± etc.” –, oder etwas, dem sich Messungen nähern etc.; in den zwei Fällen wird das Wort “Länge” mit ganz verschiedener Grammatik gebraucht. Und ebenso das Wort “Intervall”, wenn ich einmal etwas Fertiges, einmal etwas sich Entwickelndes ein Intervall nenne. I) die Intervalle liegen getrennt II) sie liegen getrennt und berühren sich vorläufig III) unentschieden IV) unentschieden V) unentschieden VI) sie übergreifen VII) sie übergreifen 745
Wir können uns aber nicht wundern, daß nun ein
Intervall so seltsame Eigenschaften haben soll; da wir eben das
Wort “Intervall” jetzt in einem nicht gewöhnlichen Sinn
gebrauchen.
Und wir können nicht sagen, wir haben neue Eigenschaften gewisser
Intervalle entdeckt.
Sowenig wie wir neue Eigenschaften des Schachkönigs entdecken
würden, wenn wir die Regeln des Spiels änderten, aber die Bezeichnung
“Schach” und “König”
beibehielten.
(Vergl. dagegen Brouwer, über das Gesetz des ausgeschlossenen Dritten.)
Jener Versuch ergibt also wesentlich, was wir ein “unscharfes” Intervall genannt haben; dagegen wären natürlich andere Experimente möglich || denkbar, die statt dessen ein scharfes Intervall ergeben. Denken wir etwa, wir bewegten ein Lineal von der Anfangsstellung b, und parallel zu dieser, gegen a hin, bis in unserm Subjekt irgend eine bestimmte Reaktion einträte: dann könnten wir den Punkt, an dem die Reaktion beginnt, die Grenze unseres Streifens nennen. – So könnten wir natürlich auch ein Wägungsresultat “das Gewicht eines Körpers” nennen und es gäbe dann in diesem Sinn eine absolut genaue Wägung, d.i. eine, deren Resultat nicht die Form “G ± g” hat. Wir haben damit unsere Ausdrucksweise geändert, und müssen nun sagen, daß das Gewicht des Körpers schwankt und zwar nach einem uns unbekannten Gesetz. (Die Unterscheidung zwischen “absolut genauer” Wägung und “wesentlich ungenauer” Wägung ist eine grammatische || Der Unterschied zwischen “absolut genauer” Wägung und “wesentlich ungenauer” Wägung ist ein grammatischer und bezieht sich auf zwei verschiedene Bedeutungen des Ausdrucks “Ergebnis der Wägung”.) |
745
Die Unbestimmtheit des Wortes “Haufen”.
Ich könnte definieren: ein Körper von gewisser Form und
Konsistenz etc. sei ein Haufe, wenn sein Volumen K
m³ beträgt, oder mehr; was darunter liegt, will
ich ein Häufchen nennen.
Dann gibt es kein größtes Häufchen; das
heißt: dann ist es sinnlos, von dem
“größten Häufchen” zu reden.
Umgekehrt könnte ich bestimmen: Haufe solle alles das sein,
was größer als K m³
ist, und dann
746 hätte der Ausdruck
“der kleinste Haufe” keine Bedeutung.
Ist aber diese Unterscheidung nicht
müßig?
Gewiß, – wenn wir unter dem Volumen ein
Messungsresultat im gewöhnlichen Sinne verstehen; denn dieses
Resultat hat die Form
“V ±
v”. ||
Gewiß, – wenn wir unter dem Resultat der
Messung des Volumens einen Ausdruck von der Form
“V ±
v” verstehen.
Sonst aber könnte die || wäre diese
Unterscheidung so unbrauchbar sein,
wie || Unterscheidung nicht
müßiger sein als die, zwischen einem
Schock Äpfel und 61
Äpfeln. |
417
Zu dem Problem vom “Sandhaufen”: Man könnte
sich hier, wie in ähnlichen Fällen, einen offiziellen || offiziell festgesetzten
Begriff denken, || … denken,
daß es einen offiziellen Begriff, wie den einer
Schrittlänge gäbe, etwa: Haufe ist alles, was über
einen halben m³ groß
ist.
Dieser wäre aber dennoch nicht unser gewöhnlich gebrauchter
Begriff.
Für diesen liegt keine Abgrenzung vor (und bestimmen wir eine,
so ändern wir den Begriff); sondern es liegen nur Fälle vor, welche
wir zu dem Umfang des Begriffs || zu den Haufen
rechnen und solche, die wir nicht mehr zu dem Umfang
des Begriffs rechnen. |
15
“Mach' mir hier einen Haufen Sand”. –
“Gut, das nennt er gewiß noch einen
Haufen”.
Ich konnte dem Befehl Folge leisten, also war er in
Ordnung.
Wie aber ist es mit diesem Befehl: “Mach'
mir den kleinsten Haufen, den Du noch so nennst”?
Ich würde sagen: das ist Unsinn; ich
kann nur eine vorläufige obere
und untere Grenze bestimmen.
|
Eine Sprache verstehen: Einen Kalkül beherrschen. |
114
Kann40 ich sagen, mich || uns interessiert nur der
Inhalt des Satzes?
Und der Inhalt des Satzes ist in ihm. |
Seinen Inhalt hat der Satz als Glied des Kalküls. |
Ist also “einen Satz verstehen” von der gleichen Art,
wie “einen Kalkül beherrschen”?
Also wie: multiplizieren können?
Das glaube ich. |
262
¤
“Ich kann das Wort ‘gelb’ anwenden” – ist das auf einer anderen Stufe als “ich kann Schach spielen”, oder “ich kann den König im Schachspiel verwenden”? |
340
Die Frage, die unmittelbar mit unserer in Beziehung steht,
ist: die nach dem Sinn der Aussage “ich
kann Schach spielen”?
“Ich weiß, wie ein Bauer ziehen darf”. “Ich41 weiß, wie das Wort ‘Kugel” gebraucht werden darf”. |
Wenn ich sage “ich kann dieses Gewicht heben”, so
kann man antworten: “das wird sich zeigen, wenn Du es
versuchst”; und geht es dann nicht, so kann man sagen
“siehst Du, Du konntest es nicht”; und ich kann darauf
nicht antworten “doch, ich konnte es, als ich es sagte, nur als
es zum Aufheben kam, konnte ich es nicht”.
D.h.: dieses können ist nicht ein
Erlebnis.
Ob man es kann, wird die Erfahrung zeigen.
Anders ist es, wenn ich sage “ich verstehe diesen
Befehl”; dies ist, oder scheint ein Erlebnis zu sein.
“Ich muß wissen, ob ich ihn
(jetzt) verstehe” – aber
nicht: Ich muß wissen, ob ich das Gewicht
jetzt heben kann. –
Wie ist es nun in dieser Hinsicht mit dem Satz “ich
kann Schach spielen”?
Ist das etwas, was sich zeigen wird, oder kann man sagen “als
ich es behauptete, konnte ich Schach spielen, nur jetzt kann ich es
nicht”. |
341
Ist nicht das, was mich rechtfertigt, nur,
daß ich mich erinnere, früher Schach gespielt zu
haben?
Und etwa, daß ich, aufgefordert zur Probe die Regeln
im Geiste durchfliegen kann? |
Ist43 es nicht auch so beim Gebrauch des Wortes
“Kugel”?
Ich gebrauche das Wort instinktiv.
Aufgefordert aber, Rechenschaft darüber zu geben, ob ich es
verstehe, rufe ich mir, gleichsam zur Probe, gewisse Vorstellungen
hervor.
(Es kann nicht darauf ankommen, ob die Sprache instinktiv oder halbinstinktiv gebraucht wird. Wir sind hier im Sumpf der graduellen Unterschiede, nicht auf dem festen Grund der Logik.) |
Wenn ich sage “sieh', dort ist eine Kugel”,
oder “dort ist ein Kegel”, so kann die Ansicht (ein
Kreis) auf beides passen, und wenn ich sage “ja, ich sehe
es﹖”, so unterscheide ich doch zwischen den
beiden Hypothesen.
Wie ich im Schachspiel zwischen einem Bauer und dem König
unterscheide, auch wenn der gegenwärtige Zug einer ist, den beide machen
könnten, und wenn selbst eine Königsfigur als Bauer fungierte.
Das Wort “Kugel” ist mir bekannt und steht in mir für etwas; d.h., es bringt mich in eine gewisse Stellung zu sich (wie ein Magnet eine Nadel in seine Richtung bringt). |
158'
Man ist in der Philosophie immer in der Gefahr eine Mythologie des
Symbolismus zu geben, oder der
Psychologie.
Statt einfach zu sagen, was jeder weiß und
zugeben muß. |
389
Wenn ich gefragt würde “kannst Du das Alphabet
hersagen”, so würde ich antworten: ja. –
“Bist Du sicher” –
“Ja”.
Wenn ich nun aber im Hersagen steckenbliebe und nicht weiter
wüßte, so könnte ich nicht sagen:
“als ich sagte, ich kann es hersagen, da konnte ich es,
nur jetzt geht es nicht.” –
Nun gibt es aber doch einen Fall,
in welchem ich sagen würde “ja, als ich sagte, ich könne es
hersagen, da konnte ich es”, und zwar dann, wenn ich es mir
damals “im Geiste” hergesagt hätte.
Ich würde dies auch als Beweis angeben.
Das heißt aber, daß das
Hersagen im Geiste die Fähigkeit zum wirklichen Hersagen – so wie
wir hier das Wort Fähigkeit verstehen – enthält.
|
389
Etwas tun können hat ja eben jenen schattenhaften
Charakter, das heißt, es erscheint wie || als ein Schatten des wirklichen || tatsächlichen
Tuns, gerade wie der Sinn des Satzes als Schatten seiner
Verifikation || als Schatten einer Tatsache
erscheint; oder das Verständnis des Befehles als
Schatten seiner Ausführung.
Der Befehl “wirft, gleichsam, seinen Schatten schon
voraus”, oder, im Befehl “wirft die Tat ihren
Schatten voraus”. –
Dieser
390 Schatten aber,
was immer er sein mag, ist, was er ist, und nicht das
Ereignis.
Er ist in sich selbst abgeschlossen und weist nicht weiter als er
selbst reicht. |
269
Kannst Du das Alphabet?
Bist Du sicher? –
Ja! –
Ist das damit vereinbar, daß Du versuchen
wirst es herzusagen und stecken bleiben wirst? –
Ja!
Was siehst Du als Zeichen dafür, daß Du es kannst?
Warum sagst Du, Du kannst es?
Weil ich es mir bisher gesagt habe. |
Das ist doch der gleiche Fall, wie: “Kannst Du Deinen Arm heben?” In welchem Falle würde ich dies verneinen müssen, oder bezweifeln? Solche Fälle sind leicht zu denken. Als Bestätigung dessen, daß wir den Arm heben können, sehen wir etwa ein Zucken mit den Muskeln an, oder eine kleine Bewegung des Arms. Oder die geforderte || Die Bestätigung dessen, daß wir den Arm heben können, sehen wir etwa in einem Zucken mit den Muskeln, oder einer kleinen Bewegung des Arms. Oder in der geforderten Bewegung selbst, jetzt ausgeführt, als Kriterium dafür, daß ich sie gleich darauf ausführen kann. |
112
Das schwierigste Problem scheint der Gegensatz, das
Verhältnis, zu sein zwischen dem Operieren mit der Sprache in der
Zeit || im Lauf der Zeit und dem
momentanen Erfassen des Satzes. |
Aber wann erfassen oder verstehen wir den
Satz?!
Nachdem wir ihn ausgesprochen haben? –
Und wenn, während wir ihn aussprechen; ist das Verstehen ein
artikulierter Vorgang, wie das Bilden des Satzes, oder ein
unartikulierter?
Und wenn ein artikulierter: muß er nicht
projektiv mit dem andern verbunden sein?
Denn sonst wäre seine Artikulation von der ersten unabhängig.
|
734
“Er sagt das, und meint es”:
Vergleiche das einerseits mit: “er sagt das, und
schreibt es nieder”; anderseits mit:
735 “er
sagt || schreibt das und
unterschreibt es”. |
113
Ist das Verstehen nicht das Erfassen des Satzes, so kann es
auch nach diesem (und warum nicht auch vorher) vor sich
gehen. |
385
Ist das Verstehen eines Satzes dem Verstehen eines
Schachzuges, als solchen, nicht analog?
Wer das Schachspiel gar nicht kennt und sieht jemand einen Zug machen,
der wird ihn nicht verstehen, d.h. nicht als Zug
eines Spieles verstehen.
Und es ist etwas anderes, dem Spiel mit Verständnis zu folgen, als es || Zug mit Verständnis zu folgen, als ihn bloß zu
sehen. |
Was ist es aber dann, was || das
uns immer das Gefühl gibt, daß das
Verstehen eines Satzes das Verstehen von etwas
außerhalb ihm Liegendem ist und zwar
nicht von der Welt außerhalb des
Zeichens, wie sie eben ist, sondern
von der Welt, wie sie das Zeichen || das Zeichen sie
– gleichsam – wünscht. |
470
Das Verstehen eines Satzes der Wortsprache ist dem Verstehen eines
musikalischen Themas (oder Musikstückes) viel verwandter, als man
glaubt.
Und zwar so, daß das Verstehen des sprachlichen
Satzes näher als man denkt dem liegt, was man gewöhnlich
das Verständnis des musikalischen Ausdrucks nennt. –
Warum pfeife ich das gerade so? warum bringe ich
den Rhythmus || Wechsel der Stärke und des
Zeitmaßes gerade auf dieses ganz bestimmte Ideal?
Ich möchte sagen: “weil ich weiß, was
das alles heißt” – aber was
heißt es denn? –
Ich wüßte es nicht zu sagen,
außer durch eine Übersetzung
in einen Vorgang vom gleichen Rhythmus. |
269
Wie, wenn man fragte: Wann kannst Du Schach
spielen?
Immer? oder während Du es sagst? aber während des ganzen
Satzes? –
Und wie seltsam, daß Schachspielen-Können so
kurze Zeit braucht || dauert und
eine Schachpartie so viel länger! |
Wenn nun “das Wort ‘gelb’
verstehen” heißt, es anwenden können, so
besteht || ist die gleiche Frage:
Wann kannst Du es anwenden.
Redest Du von einer Disposition?
Ist es eine Vermutung? |
Enthüllt sich die Bedeutung des Worts erst nach & nach wie seine Anwendung fortschreitet? |
338
Es ist eine ungemein wichtige
Sache || sehr merkwürdige Tatsache,
daß ich mich bei dem Gebrauch der Sprache nicht
erinnere, wie ich sie gelernt habe.
Ich sage “hier sehe ich eine schwarze Kugel”.
Ich weiß nicht wie ich
“schwarz” und “Kugel” gelernt
habe.
Meine Anwendung der Wörter ist unabhängig von diesem
Erlernen.
Es ist so, als hätte ich die Wörter selbst geprägt.
Und nun kommt wieder die alte
Frage: || Und hier werden wir wieder zu der Frage
geführt: Wenn die Grammatik, die von den Wörtern
handelt, für ihre Bedeutung wesentlich ist,
muß ich die grammatischen Regeln, die von einem
Wort handeln alle im Kopf haben, wenn es für mich
etwas bedeuten soll?
Oder ist es hier, wie im Mechanismus: Das Rad, das
still steht, oder auch sich dreht, das Rad in
einer Lage, weiß, gleichsam, nicht, welche Bewegung
ihm noch erlaubt ist, der Kolben weiß nicht,
welches Gesetz seiner Bewegung vorgeschrieben ist; und doch wirkt das
Rad und der Kolben nur durch jene Gebundenheit ||
jenes Gebundensein¤.
Soll ich also sagen: Die grammatischen Regeln wirken in der Zeit? (Wie jene Führung.) Also: Das Wort “Kugel” wirkt nur in der Art || durch die Art seiner Anwendung. Und es wäre die seltsame Frage denkbar: “wie kann ich denn dann gleich wissen, was ich mit ‘Kugel’ meine, ich kann doch nicht die ganze Art der Anwendung auf einmal im Kopfe haben?” |
339
Und ist nicht ähnlich mit dem Schachspiel: in irgend einem
Sinne kann man sagen, ich wisse die Regeln des Schachspiels (habe sie
im Kopf) die ganze Zeit, während ich spiele.
Aber ist dieses “sie im Kopf haben” nicht wirklich
nur eine Hypothese.
Habe ich sie nicht nur insofern im Kopf, als ich sie in jedem besondern
Falle anwende? –
Gewiß, dies wissen ist nur das hypothetische
Reservoir, woraus das wirklich gesehene Wasser
fließt. |
386
Das44 Verständnis der Sprache – quasi des Spiels – scheint wie
ein Hintergrund, auf dem der einzelne Satz erst Bedeutung
gewinnt. |
Die allgemeine Regel erst enthüllt den Freiheitsgrad, die Beweglichkeit
des Mechanismus.
Das Bild des Mechanismus in einer seiner Stellungen enthält
hievon nichts. |
Soll ich nun sagen, der Freiheitsgrad des Mechanismus kann sich nur mit
der Zeit enthüllen?
Aber wie kann ich dann je wissen,
387 daß
er gewisse Bewegungen nicht machen kann, (und
daß er gewisse Bewegungen machen kann, die er
gerade noch nicht gemacht hat). |
387
Das Verständnis als eine Disposition der Seele, oder des
Gehirns, geht uns nichts an. |
Wäre46 das nicht, als würde man sagen: Ich meine die Gerade,
deren zwei sich in einem Punkt schneiden. |
Das heißt: Wenn Du von Rot gesprochen
hast, hast Du dann das gemeint, wovon man sagen kann, es sei hell, aber
nicht grün, auch wenn Du an diese Regel nicht gedacht, oder von ihr
Gebrauch gemacht hast? –
Hast Du das
‘non’
verwendet, wofür
non-non-non-p
= non-p ist? auch wenn
Du diese Regel nicht verwendet hast?
Ist es etwa eine Hypothese, daß es das
non
war?
Kann es zweifelhaft sein, ob es dasselbe war, und durch die Erfahrung
bestätigt werden. |
183
Was heißt die Frage: Ist das dasselbe
‘non’,
für welches die Regel
non-non-non-p
= non-p gilt? |
184
“Meinst Du das
‘non’
so, daß ich aus
non-p
non-non-non-p
schließen kann?” |
167
Das Schachspiel ist gewiß einzig und
allein durch seine Regeln (sein Regelverzeichnis)
charakterisiert.
Ebenso ist es klar || Und wir
sagen, daß Einer, der eine Partie Schach spielt und
jetzt einen Zug macht, etwas anderes tut, als der, der nicht Schach
spielen kann (d.h. das Spiel nicht kennt) und
nun eine Figur in die Hand nimmt und sie zufällig der Regel
gemäß bewegt.
Anderseits ist es aber ebenso klar,
daß der Unterschied nicht darin besteht,
daß der Erste in irgendeiner Form die Regeln des
Schachspiels vor sich hersagt und || oder
überdenkt. –
Wenn ich nun sage:
“daß er Schach
spielen kann (wirklich Schach spielt, die Absicht hat Schach zu
spielen), besteht darin, daß er die
Regeln kennt”, ist diese Kenntnis der Regeln in
jedem Zuge in irgendeiner Form enthalten?
Was heißt das: „er tut etwas anderes”? Hierin liegt schon die Verwendung eines falschen Bildes. Worin besteht der Unterschied? Man denkt da wieder an Gehirnvorgänge. |
264
Wenn das Schachspiel durch seine Regeln definiert ist, so gehören diese
Regeln zur Grammatik des Wortes „Schach”.
Kann man eine Intention haben, ohne sie auszudrücken? Kann man die Absicht haben, Schach zu spielen (in dem Sinne, in welchem man apodiktisch sagt, “ich hatte die Absicht Schach zu spielen; ich muß es doch wissen”), ohne einen Ausdruck dieser Absicht? – Könnte man da nicht fragen: Woher weißt Du, daß das, was Du hattest, diese Absicht war? Ist die Absicht, Schach zu spielen etwa wie die Vorliebe für das Spiel, oder für eine Person. Wo﹖ man auch fragen könnte: Hast Du diese Vorliebe die ganze Zeit oder etc., und die Antwort ist, daß “eine Vorliebe haben” gewisse Handlungen, Gedanken und Gefühle einschließt und andere ausschließt. |
Muß ich nicht sagen:
“Ich weiß, daß
ich die Absicht hatte, denn ich habe mir gedacht
‘jetzt komme ich endlich zum Schachspielen’”
oder etc. etc.. |
Es würde sich mit der Absicht in diesem Sinne auch vollkommen
vertragen, daß || wenn ich beim ersten Zug darauf käme,
daß ich alle Schachregeln vergessen habe, und zwar
so, daß ich nicht etwa sagen könnte “ja,
als ich den Vorsatz hatte ||
faßte, da hatte || habe ich sie noch
gewußt”. |
264
Es wäre wichtig, den Fehler allgemein auszudrücken, den ich in allen
diesen Betrachtungen zu machen neige || geneigt
bin.
Die falsche Analogie, aus der er entspringt. |
265
Ich glaube, jener Fehler liegt in der Idee, daß die
Bedeutung eines Wortes eine Vorstellung ist, die das Wort
begleitet.
Und diese Konzeption hat wieder mit der des Bewußt-Seins zu tun. || Und diese Konzeption steht wieder mit der des Bewußt-Seins in Verbindung. Dessen, was ich immer “das Primäre” nannte. |
4
Es stört uns quasi, daß der Gedanke
eines Satzes in keinem Moment ganz vorhanden ist.
Hier sehen wir, daß wir den Gedanken mit einem
Ding vergleichen, welches wir erzeugen, und das wir nie als Ganzes
besitzen; sondern, kaum entsteht ein Teil, so verschwindet ein
5 andrer.
Das hat gewissermaßen etwas
unbefriedigendes, weil wir – wieder durch eine Erklärung || ein Gleichnis verführt – uns etwas
Anderes erwarten. |
267
Der Spieler, der die Intention hatte, Schach zu spielen, hatte sie
schon dadurch, daß er zu sich etwa die Worte sagte
“jetzt wollen wir Schach spielen”.
Ich will sagen, daß das Wort “Schach” eben auch (nur) ein Stein in einem Kalkül ist. Wird der Kalkül beschrieben, so müssen wir die Regeln tabulieren || tabuliert vor uns haben, wird er aber angewandt, so wird jetzt gemäß der einen, dann gemäß der andern Regel vorgegangen, dabei kann uns ihr Ausdruck vorschweben, oder auch nicht. |
Muß denn dem, der das Wort
“Schach” gebraucht eine Definition des Wortes
vorschweben?
Gewiß nicht. –
Gefragt, was er unter “Schach” versteht, wird er
erst eine geben.
Diese Definition ist selber ein bestimmter Schritt in
seinem Kalkül. |
Wenn ich ihn aber nun fragte: Wie Du das Wort ausgesprochen
hast, was hast Du da damit gemeint?
Wenn er mir darauf antwortet: “ich habe das Spiel
gemeint, das wir so oft gespielt haben etc.,
etc.”, so weiß ich,
daß ihm diese Erklärung in keiner Weise beim
Gebrauch des Wortes vorgeschwebt hatte, und daß
seine Antwort meine Frage nicht in dem Sinn beantwortet,
daß sie mir sagt, was, quasi, “in ihm
vorging || vorgegangen ist”,
als er dieses Wort sagte. |
Denn die Frage ist eben, ob unter der “Bedeutung, in der man
ein Wort gebraucht” ein Vorgang verstanden werden soll, den wir
beim Sprechen oder Hören des Wortes erleben. |
Die Quelle des Fehlers scheint die Idee vom Gedanken zu
sein, der den Satz begleitet.
Oder der seinem Ausdruck vorangeht.
Dem Wortausdruck kann natürlich ein andrer Ausdruck vorangehen, aber
für uns kommt der Unterschied || Artunterschied
dieser beiden
Ausdrücke
268 – oder Gedanken – nicht
in Betracht.
Und es kann der Gedanke unmittelbar in seiner Wortform gedacht
werden. |
⋎
“Er hat diese Worte gesagt, sich aber dabei gar
nichts gedacht.” –
“Doch, ich habe mir etwas dabei gedacht”. –
“Und zwar was denn?” –
“Nun, das, was ich gesagt habe”. |
74
Man könnte sagen: auf die Aussage “dieser Satz
hat Sinn” kann man nicht wesentlich fragen
“welchen?”
So wie man ja auch auf den Satz “diese Worte sind ein
Satz” nicht fragen kann “welcher?” |
268
“Dieses Wort hat doch eine ganz bestimmte
Bedeutung”.
Wie ist sie denn (ganz)
bestimmt?
[Zu: Die Bedeutung eines
Wortes nicht ein ihm beigeordneter Gegenstand.] |
230
”Ich habe etwas bestimmtes damit gemeint, als ich sagte
…”. –
“Wann hast Du es gemeint und wie lange hat es gebraucht.
Und hast Du bei jedem Wort etwas anderes
gemeint oder während des ganzen Satzes dasselbe?”
Man sieht klar: hier ist eine Unklarheit in dem Gebrauch des Wortes “meinen”. |
Übrigens komisch, daß,
wenn man bei jedem – sagen wir, deutschen – Wort etwas
meint, eine Zusammenstellung solcher Wörter Unsinn sein kann!
|
142
“Ich47 meine aber doch mit diesen Worten etwas”.
Gewiß: im Gegensatz
z.B. etwa zu dem Falle wo
ich nichts meine, wo ich etwa Silben ihres komischen Klangs wegen
aneinander reihe.
Ich will eigentlich sagen, daß ‘ich meine etwas mit den Worten’ nur heißt: ich unterscheide doch diesen Fall von dem des sinnlosen Plapperns etc.. Und das ist zugegeben. Aber es ist damit noch keine besondere Theorie des Meinens gegeben. |
Und so geht es in allen solchen Fällen.
Wenn etwa jemand sagt: “aber ich meine doch wirklich,
daß der Andere Zahnschmerzen hat; nicht,
daß er sich bloß so
benimmt”.
Immer muß man antworten:
“Gewiß” und zugeben,
daß auch wir diese Unterscheidung machen
müssen. || daß diese
Unterscheidung besteht. |
309
“Jetzt sehe ich's erst, er zeigt immer auf die Leute,
die dort vorübergehen”.
Er hat ein System verstanden: wie Einer, dem ich die Ziffern 1,
4, 9, 16 zeige und der sagt “ich versteh' jetzt das
System, ich kann jetzt selbst weiterschreiben”.
Aber was ist diesem Menschen geschehen, als er das System plötzlich
verstand? |
309
Es handelt sich beim Verstehen nicht um einen Akt des momentanen,
sozusagen nicht diskursiven, Erfassens der Grammatik.
Als könnte man sie gleichsam auf einmal herunterschlucken.
|
Das also, was der macht, der auf einmal die Bewegung des Andern deutet
(ich sage nicht “richtig deutet”), ist ein Schritt
in einem Kalkül.
Er tut ungefähr, was er sagt, wenn er
seinem Verständnis Ausdruck gibt. –
Und das ist ja immer unser
Erkenntnisprinzip || Prinzip
–.
Und wenn ich sage “was er macht, ist der Schritt eines
Kalküls”, so heißt das,
daß ich
diesen
310 Kalkül schon kenne; in dem Sinne, in
dem ich die deutsche Sprache kenne, oder das Einmaleins.
Welche ich ja auch nicht so in mir habe, als wäre || wären die ganze deutsche Grammatik und die Einmaleins-Sätze zusammengeschoben auf Etwas, was man auf einmal, als Ganzes, erfassen kann. || was ich nun auf einmal, als Ganzes, besitze. |
310
Gewiß, der Vorgang des “jetzt
versteh' ich …!” ist ein ganz
spezifischer, aber es ist eben auch ein ganz
spezifischer Vorgang, wenn wir auf einen bekannten Kalkül
stoßen, wenn wir “weiter
wissen”.
Aber dieses Weiter-Wissen ist eben auch diskursiv (nicht intuitiv). |
4
Intuitives Denken, das wäre so, wie eine Schachpartie auf die Form
eines dauernden, gleichbleibenden Zustandes gebracht (ebenso
undenkbar). |
Die grammatischen Regeln – & die Bedeutung eines Wortes. Ist die Bedeutung, wenn wir sie verstehen, ‘auf einmal’ erfaßt; & in den grammatischen Regeln gleichsam ausgebreitet? |
250
Und doch ist noch etwas unklar || nicht klar, was sich z.B. in der dreifachen
Verwendung des Wortes ‘ist’ zeigt.
Denn, was heißt es, wenn ich sage,
daß im Satz ‘die Rose ist rot’ das
‘ist’ eine andere Bedeutung hat, als in
‘zweimal zwei ist vier’?
Wenn man sagt, es heiße,
daß verschiedene Regeln von diesen beiden Wörtern
gelten, so muß man zunächst sagen,
daß wir hier nur ein Wort haben.
Zu sagen aber: von diesem gelten in einem Fall die
Regeln im anderen jene, ist Unsinn.
Und das hängt wieder mit der Frage zusammen, wie wir uns denn aller Regeln bewußt sind, wenn wir ein Wort in einer bestimmten Bedeutung gebrauchen, und doch die Regeln die Bedeutung ausmachen? |
195
Wenn ich nun aber das Wort “ist”
betrachte: Wie kann ich hier zwei verschiedene
Anwendungsarten unterscheiden, wenn ich nur auf die grammatischen Regeln
sehe || achte?
Denn diese erlauben ja eben die Verwendung des Wortes im
Zusammenhang “die Rose ist rot” und “zweimal zwei
ist vier”.
An diesen Regeln sehe ich nicht, daß
es sich hier um zwei verschiedene Wörter handelt || daß wir hier zwei verschiedene Wörter
haben. –
Ich ersehe es aber z.B. wenn ich versuche in
beiden Sätzen statt “ist” “ist
gleich” zu setzen || einzusetzen
(oder auch den Ausdruck “hat die
Eigenschaft”).
Aber nur wieder, weil ich für den Ausdruck “ist gleich”
die Regel kenne, daß er in “die
Rose … rot” nicht eingesetzt werden darf || nicht stehen darf. |
196
Wenn ich mich weigere ein Wort, z.B. das Wort
‘ist gleich’ in zwei Zusammenhängen zu gebrauchen, so
ist der Grund das, was wir mit den Worten beschreiben “das
Wort habe in den beiden Fällen verschiedene Bedeutung”. || das Wort werde in diesen Fällen in verschiedenem
Sinn gebraucht”. |
Kann ich nun aber das, was die grammatischen Regeln von einem Worte
sagen, auch anders beschreiben, nämlich durch die Beschreibung des
Vorgangs, der beim Verstehen des Wortes stattfindet? |
Wenn also die Grammatik – z.B. – die
Geometrie der Verneinung ist, kann ich sie durch eine Beschreibung dessen
ersetzen, was bei der Verwendung sozusagen hinter dem Wort
‘nicht’ steht? |
Aber so eine Beschreibung wäre doch – wie gesagt – ein Ersatz
des Wortes || für das Wort
‘nicht’, etwa wie
|
In meiner Darstellung schienen doch die grammatischen Regeln die
Auseinanderlegung dessen, was ich im Gebrauch des Wortes auf einmal
erlebe.
Sozusagen (nur﹖) Folgen,
Äußerungen, der Eigenschaften,
die ich beim Verstehen auf einmal erlebe.
Das muß natürlich ein Unsinn sein. |
Man würde ja geradezu sagen: die || eine Verneinung
hat die Eigenschaft, daß sie verdoppelt eine
Bejahung ergibt.
(Etwa wie: Eisen hat die Eigenschaft, mit
Schwefelsäure Eisensulfat zu geben.)
Während die Regel die Verneinung nicht näher beschreibt,
sondern konstituiert. |
Daß wir dieses Wort dieser Regel
gemäß gebrauchen, das dafür einsetzen
etc., damit dokumentieren wir, wie wir es
meinen. |
355
“Wie ich einen Körper durch seine verschiedenen Ansichten
geben kann und er mit diesen äquivalent ist, so offenbart sich die Natur
der Negation in den verschiedenen, grammatisch erlaubten Anwendungen
des Negationszeichens.” |
224
”Die48 doppelte Negation gibt eine Bejahung”, das klingt
so wie: Kohle und Sauerstoff gibt Kohlensäure.
Aber in Wirklichkeit gibt die doppelte Negation nichts,
sondern ist etwas. |
Es täuscht uns da etwas eine physikalische Tatsache
vor.
So, als sähen wir ein Ergebnis des logischen Prozesses. Während das Ergebnis nur das des physischen || physikalischen Prozesses ist. 197 |
Das Wort ‘nicht’ in der grammatischen Regel hat keine
Bedeutung, sonst könnte das nicht von ihm ausgesagt werden. |
Die Negation hat keine andere Eigenschaft, als etwa die, in
gewissen Sätzen, die Wahrheit zu ergeben.
Und ebenso hat ein Kreis die Eigenschaft, da oder dort zu stehen, diese Farbe zu haben, von einer Geraden tatsächlich geschnitten zu werden; aber nicht, was ihm die Geometrie zuzuschreiben scheint. (Nämlich diese Eigenschaften haben zu können.) |
Was heißt es: “Dieses Papier
ist nicht schwarz und ‘nicht’ ist hier in dem
Sinne || ist hier so gebraucht,
daß eine dreifache Verneinung eine Verneinung
ergibt”?
Wie hat sich denn das im Gebrauch
geäußert?
Oder: “Dieses Papier ist nicht schwarz und zwei von diesen Verneinungen geben eine Bejahung”. Kann ich das sagen? Oder: “Dieses Buch ist rot und die Rose ist rot und die beiden Wörter ‘rot’ haben die gleiche Bedeutung”. (Dieser Satz ist von gleicher Art wie die beiden oberen.) Was ist denn das für ein Satz? ein grammatischer? Sagt er etwas über das Buch und die Rose? Ist der Zusatz zum Verständnis des ersten Satzes nicht nötig, so ist er Unsinn, und wenn nötig, dann war das erste noch kein Satz; und dasselbe gilt in den oberen Fällen. |
“Daß 3 Verneinungen wieder eine Verneinung
ergeben, muß doch schon in der einen Verneinung,
die ich jetzt gebrauche, liegen”.
Aber deute ich hier nicht schon wieder?
(D.h. bin ich nicht im Begriffe eine
Mythologie zu erfinden?) |
198
Heißt es etwas, zu sagen, daß
drei solche Verneinungen eine Verneinung ergeben.
(Das erinnert immer an “drei solche Pferde können
diesen Wagen fortbewegen”.)
Aber, wie gesagt, in jenem logischen Satz ist gar nicht von der
Verneinung die Rede (von der Verneinung handeln nur Sätze wie:
Es || es regnet nicht) sondern nur vom
Wort ‘nicht’, und es ist eine Regel über die Ersetzung
eines Zeichens durch ein anderes. |
Aber können wir die Berechtigung dieser Regel nicht einsehen, wenn wir
die Verneinung verstehen?
Ist sie nicht eine Folge aus dem Wesen der Verneinung?
Sie ist nicht eine Folge, aber ein Ausdruck dieses Wesens. |
198
Was wir sehen, wenn wir einsehen, daß eine doppelte
Verneinung etc. … , muß von der
Art dessen sein, was wir im Zeichen
|
199
Die Geometrie spricht aber so wenig von Würfeln, wie die Logik von der
Verneinung.
(Man möchte hier vielleicht einwenden, daß die Geometrie vom Begriff des Würfels und die Logik vom Begriff der Negation handelt. Aber diese Begriffe gibt es nicht.) |
Man kann einen Würfel – ich meine das Wesentliche des Würfels
– nicht beschreiben.
Aber kann ich denn nicht beschreiben, wie man z.B.
eine Kiste macht? und ist damit nicht eine Beschreibung
des || eines Würfels gegeben?
Das Wesentliche am Würfel ist damit nicht beschrieben, das steckt
vielmehr in der Möglichkeit dieser Beschreibung,
d.h. darin, daß sie eine
Beschreibung ist; nicht darin, daß sie
zutrifft. |
Nun kann ich doch aber sagen: “Ich sehe die Figur
dreidimensional”.
Aber dieser Satz entspricht der Beschreibung einer Kiste.
Er beschreibt einen bestimmten Würfel, nicht die Würfelform.
Freilich kann ich das Wort “Würfelform”
definieren.
D.h. Zeichen geben, durch die es ersetzt werden
kann || darf. |
Man kann eine geometrische Figur nicht beschreiben.
Auch die Gleichung beschreibt sie nicht,
﹖– sondern vertritt sie durch die Regeln,
die von ihr gelten –﹖.
|