25.10.
     Ich habe nicht den Mut und nicht die Kraft & Klarheit den Tatsachen meines Lebens gerade in's Gesicht zu schauen. – B. hat zu mir eine Vor-Liebe. Etwas, was nicht halten kann. Wie diese verwelken wird, weiß ich natürlich nicht. Wie etwas von ihr zu erhalten wäre, lebendig, nicht gepreßt in einem Buch als Andenken, weiß ich auch nicht. Es ist unendlich unwahrscheinlich, daß diese Liebe, wenn sie von einer andern, oder anderen Umständen gedrängt wird, dann
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noch Zähigkeit genug haben wird, nicht zu reißen. Das ist nun eine furchtbare Schwierigkeit meines Lebens. Ich weiß nicht ob und wie ich es aushalten werde, dies Verhältnis mit dieser Aussicht weiterzunähren. Es abzubrechen aber habe ich nicht die Klarheit und nicht die Kraft. Wenn ich mir vorstelle, daß ich es abgebrochen hätte, so fürchte ich mich vor der Einsamkeit; davor mir sagen zu müssen, ich hätte treulos & ungeduldig ein Band zerrissen, das ein großes & ungemein seltsames Geschenk des Himmels war, und das ich nicht zum Guten zu verwenden wußte. Es wird mir so erscheinen, daß hier, als ich es nie erwarten durfte mir eine Möglichkeit || Gelegenheit geboten wurde, und ich, statt sie nun wohl zu benützen, sie weggeworfen habe. Das ist schwer: Wenn ich diese Neigung benützen will, kann ich's nur tun indem ich viel leide. – Und ob es dann gehen wird weiß ich auch nicht, noch,
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ob ich diesen Schmerz aushalten kann.
     Dämonen haben dieses Band gewoben und halten es in der Hand. || den Händen. Sie können's zerreißen, oder dauern || leben lassen.