78.
Ramsey hat einmal
im Gespräch mit mir betont, die Logik sei eine
“normative Wissenschaft”. Genau, welche
Idee ihm dabei vorgeschwebt hat, weiß ich
nicht; sie war aber zweifellos eng verwandt mit der, die mir erst
später aufgegangen
ist
. || :
daß wir nämlich in der Philosophie
den Gebrauch der Wörter oft mit Spielen,
Kalkülen
, nach festen Regeln,
vergleichen, aber nicht sagen können, wer die
Sprache gebraucht,
müsse ein solches Spiel
spielen. – Sagt man aber, daß
unser sprachlicher Ausdruck sich solchen Kalkülen
nur
nähert, so steht man damit
allerdings
unmittelbar am Rande eines
Mißverständnisses. Denn so
kann es scheinen, als redeten wir in der Logik von einer
idealen Sprache. Als wäre unsre Logik
eine Logik, gleichsam, für den luftleeren Raum.
Während die Logik doch nicht von der Sprache –
bzw. vom
Denken – handelt in dem Sinne, wie eine Naturwissenschaft von
einer Naturerscheinung, und man höchstens sagen kann, wir
konstruierten ideale Sprachen. Aber hier
wäre das Wort
‘ideal’
irreführend, denn es schiene also, als wären diese
Sprachen besser, vollkommener, als unsere Umgangssprache; und
als brauchte es den Logiker, damit er den Menschen endlich zeigt,
wie ein richtiger Satz ausschaut.
All das kann
aber erst dann im rechten Licht erscheinen, wenn wir über die
Ideen des Verstehens, Meinens und Denkens Klarheit
gewonnen haben. Denn dann wird auch klar werden, was
dazu verleiten kann – und mich verleitet hat
(Log. Phil.
Abh.) –
zu denken, daß, wer einen Satz ausspricht
und meint, oder versteht, damit einen Kalkül betreibt, nach
bestimmten Regeln.
61.