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Nun aber kann es den Anschein gewinnen, als gäbe es so
etwas wie eine letzte Analyse unserer Sprachformen, also
eine vollkommen zerlegte Form
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des Ausdrucks.
D.h.: als seien unsere
gebräuchlichen Ausdrucksformen, wesentlich, noch unanalysiert;
als sei in ihnen etwas verborgen, was ans Licht zu
befördern ist. Ist dies geschehen, so sei der
Ausdruck damit vollkommen geklärt und unsre
Aufgabe gelöst.
Man kann das auch so
sagen: Wir beseitigen
Mißverständnisse, indem wir unsern
Ausdruck exakter machen:
aber
e
s kann nun so scheinen, als ob wir
einem
bestimmten Zustand, der
vollkommenen Exaktheit, zustreben; und als wäre das das
eigentliche Ziel unsrer Untersuchung.
Dies drückt sich aus in der Frage nach dem
Wesen der Sprache, des Satzes, des Denkens. – Denn wenn wir auch in unsern Untersuchungen das Wesen
der Sprache – ihre Funktion, ihren Bau – zu verstehen
trachten, so ist es doch nicht
das, was diese Frage
im Auge hat. Denn sie sieht in dem Wesen nicht
etwas, was schon offen zutage liegt, und was durch Ordnen
übersichtlich wird. Sondern etwas,
was
unter der Oberfläche liegt. Etwas,
was im Innern liegt, was wir sehen, wenn wir die Sache
durchschauen und was eine Analyse hervorgraben soll.
‘Das Wesen ist uns
verborgen’: das ist die Form, die unser
Problem nun annimmt. Wir fragen:
“
Was ist die Sprache?”;
“
Was ist der Satz?”.
Und die Antwort auf diese Fragen ist ein für allemal zu
geben; und unabhängig von jeder künftigen
Erfahrung.